Samstag, 18. Januar 2014

(1) Friedensengel lügen nicht


„Man kann“, um mit Zille zu reden, „einen Menschen mit einer Desinformation genau so erschlagen, wie mit einer Axt!“

Soweit zu sehen ist, orientieren sich hinterwäldlerische Theologen immer noch an dem Werk des "Mormonismusexperten" G.A. Zimmer
„Unter den Mormonen in Utah“, 1907, Bertelsmann Verlag

Pfarrer Zimmer stellte fest, nachdem er sich jahrelang, seit 1902, als evangelischer Missionar in Utah intensiv umgesehen hatte: 


„Die Mormonen sind eine einzigartige Gesellschaft von frechen Gotteslästerern, dreisten Lügnern, gewissenlosen Meineidigen, Hurern und Ehebrechern, gemeinen Dieben, lauernden Mördern eine durch greuliche Eidschwüre zusammen gekittete unzertrennliche Gemeinschaft, einem Basilisken vergleichbar, wie ihn nur die Macht der Finsternis ausbrüten konnte…“ 



 Dieses „Werk“ Zimmers las ich 1945 als fünfzehnjähriger mit wachsender Spannung. Auf dem Hausboden meiner Eltern hatte ich die „verbotene Kiste“ meines Vaters gefunden und geöffnet, kurz nachdem die Rote Armee in Wolgast einmarschiert war.
Statt, wie üblich, angeln zu gehen, las ich die ganze Antimormonenliteratur die mein Vater sich wohl angeschafft hatte, als er die Lehren dieser Kirche zu untersuchen begann.
Einiges davon ist noch heute in meinem Besitz.
Wahrlich nicht der Hellste, erkannte ich dennoch sofort, dass es sich um faustdicke Zwecklügen handelte. 

Denn Vater hatte sich bereits 1932, nach langjähriger Untersuchung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage angeschlossen und mich gut unterrichtet, auch hatte ich einige  Mormonenmissionare kennengelernt.
Ich vermochte schon früh den Geist der Herzlichkeit und Aufrichtigkeit dieser jungen Männer zu fühlen. Ihre Ausstrahlung hat mich mehr beeinflusst, später meine Wahl zu treffen, als die logisch starken Argumente von denen ich zunehmend vernahm.
Es war ein Segen, dass ich souverän denken konnte, noch bevor ich sechszehn wurde. 






Nicht wenige Geistliche der Großkirchen schritten und schreiten leichtfüßig und leichtsinnig über die auch uns, vom Grundgesetz zugesagte Unantastbarkeit unserer Menschenwürde hinweg.
 Das zweite Buch, das ich in der Box meines Vaters fand war dieses:








Auch Rössle beruft sich auf Zimmer - ohne der Behauptung in eigener Initiative nachzugehen

Meine Anmerkungen schrieb ich vor vielen Jahren

Wenn Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sich auf die Zeugenaussage Pfarrers Zimmer und anderes kursierendes Material berufen, - wie das z.B. von Dr. Rüdiger Hauth verbreitete, absolut unzuverlässige! - dann bleibt das nicht folgenlos.

Im Herbst 1946 fragten mein Freund Hans Schult und ich, - interesseshalber welches Bild sich die älteren Menschen unserer Heimatsstadt von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage machten, - einen Mann um die Fünfzig, von dem wir wussten, dass er die Versammlungen der Gemeinschaftschristen besuchte. 

Als würde er zu Tode erschrocken sein hob der gute Mann beide Hände: "Um Gottes Willen die sind gefährlich!"
Ähnliches und weitaus Schlimmeres haben tausende Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bitter erfahren.
 
Mein Freund Bruno Rohloff Neubrandenburg, gelernter Buchhändler, schloss sich 1929, aus tiefster innerer Überzeugung dieser Kirche an. (Nachdem er das Buch Mormon vom ersten bis zum letzten Satz gelesen und betrachtet hatte.) Sogleich bekam er Probleme von verschiedenen Seiten. Die aus dem Waffenarsenal der "Wahrheitsverkünder" stammenden Klischees kamen zum Vorschein.
Seine Mutter in heller Aufregung, als sie davon erfuhr, rannte zu ihrem Pastor in Pasewalk: "Was soll ich tun, mein Sohn hat sich den Mormonen angeschlossen?"
Was er ihr in etwa erwiderte geht aus dem authentischen Brief des blinden Vaters Brunos hervor:

Mein Vater links im Gespräch mit Bruno

Rechts Brunos Vater, daneben Mutter Anna, links neben ihr Bruno

Lieber Bruno,

wie wir soeben (Ende Juli 1929) erfuhren gehörst Du nun dem Mormonen Klub an, mehr als das, Du willst Dich von ihnen taufen lassen, und noch mehr, Du wünschst desselbe für Deine beiden Kinder.
Was soll ich davon denken? Hast Du den Verstand verloren? Wir können uns keineswegs Dein Verhalten erklären. Welcher Teufel hat Deine Sinne überwältigt, dass Du Dich einer teuflischen Gesellschaft anschließt?
Reicht Dir die lutherische Wahrheit nicht aus?
Willst Du damit sagen, Du hättest keine Kenntnis?
Der liebe Gott hat Dir doch einen normalen Verstand geschenkt.
Ich kann aus alledem nur schließen, dass Du Dich hier in Pasewalk als Heuchler verhalten hast.
Du erwartest von Gott Hilfe und dienst dem Teufel. Aber irre Dich nicht, Gott lässt sich nicht spotten.
Wahrlich Du solltest wissen, dass da geschrieben steht. "Wer die Seinen nicht versorgt ist ärger denn ein Heide." Hast Du gar keine Bedenken Deiner Kinder wegen? Du willst Deinen Kindern die Gnade rauben die ihnen bereits durch die heilige Taufe geschenkt wurde?
Mehr als das, willst Du einen Fluch auf Dich und Deine Familie und Deine Enkel ziehen?
... Bedenke wer den heiligen Geist empfing und dagegen sündigt kann nicht mehr erlöst werden....
Denke daran welche Herzschmerzen Du uns verursachst.
(tatsächlich starb Brunos Mutter fünf Monate später am 16. Januar 1930)
Was würde Pastor Wohlgemut dazu sagen, wenn er noch lebte?
Wird er nicht am Jüngsten Tag als Zeuge gegen Dich dastehen?
... verlasse diese Sekte!... 
Deine Eltern und Arnold (ein Bruder Brunos)

Wer sich je daran erinnern kann wie beklemmend er etwa als Passagier einer Fluglinie die Bergwelt Afghanistans empfunden hat, der weiß, dass sich in dieser Welt endloser Klüfte jeder verstecken kann.
Hier, im Schutz zahloser Höhlen und kaum zugänglicher Schleichpfade, sammelt sich ein gewaltausübendes Potential dem keiner etwas entgegen setzen kann.
Aus diesem Hinterhalt läßt der schreckliche Krake seine Fangarme unversehens vorschnellen, süchtig auf Vernichtung, süchtig auf die Allmacht als Beherrscher seines sich ausdehnenden Reviers.
Aber der Tag wird kommen! Er wird schrecklicher sein als die Zerstörungswut des Ungeheuers.

Der Tag wird aber hoffentlich auch für diejenigen kommen, die aus den Verstecken einer zerklüfteten Umwelt der zur Gleichgültigkeit neigenden Heute-Gesellschaft, ungerügt ihre schwarze Tinte gegen Gruppen, wie die "Mormonen" verspritzen.  Sie tun es, wie ich erkennen musste, um ihrer eigenen Sicherheit und Vorteile wegen. 
Opfersuchend strecken einige unter den besonders Gehässigen, ihre Krakenarme aus. Sie wollen die eliminieren die ihnen suspekt, fresswürdig oder gar gefährlich erscheinen. 
Die Gefährlichen sind selbstverständlich diejenigen, die sie als Eindringlinge betrachten.
Kraken brauchen sich nicht zu rechtfertigen.
Sie sind so.
Es ist ihr Naturell.
Protestanten jeder Spielart und aller Ränge dulden es, dass Beffchenträger und ihresgleichen immer noch ungestraft gegen erklärte Glaubensfeinde Gift  schleudern.
Stellvertretend für viele, von denen noch sehr zu reden sein wird, steht hier der Name der ehemaligen Kultusministerin des Landes Mecklenburg-Vorpommern Frau Regina Marquardt, ihres Zeichens evangelische Theologin. Sie gab sobald sie mit SPD Mandat im Amt war eine neue "Informationsbroschüre" heraus um Kenntnisse über Sekten und Weltanschauungsgruppen zu verbreiten.


Beachte den leicht schräg gestellten Aufdruck : "aktualisierte überarbeitete Neuauflage 95"
Als Mitglied des Jugendhilfeausschusses Neubrandenburgs mit CDU Mandat  fragte ich mich natürlich, warum nach der Herausgabe des Originals - deren Exemplare in den Ämtern noch zu Dutzenden, wenn nicht zu Hunderten herumlagen - der Landeshaushalt erneut belastet werden musste.

Schnell stellte sich heraus, dass dieselbe Broschüre die von ihrer Vorgängerin herausgegeben worden war, die "Mormonen" nicht in Betracht gezogen hatte.

Mittig angeordnet erschienen in der Neuauflage "Informationen" über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Die Absicht war für mich klar erkennbar. Zudem war der Ehemann der Frau Ministerin Pastor in der Landeshaupstadt Schwerin.
Kurze Zeit danach ermöglichte mir ein Freund das Rundschreiben  Nr 18-95 des Landesinnenministeriums zur Kenntnis zu nehmen.

Da ich zuvor informiert wurde wie schwer es unseren Missionaren gemacht wurde in Stralsund, Schwerin, Rostock usw. Aufenthaltsgenehmigungen zu erlangen, lag auf der Hand, dass dieses Rundschreiben den Ämtern der kreisfreien Städte nahelegte die Missionarsarbeit der Kirche Jesu Christi der HLT wenn möglich zu beeinträchtigen.

Umgehend suchte ich meinen Freund, den stellvertretenden OB Neubrandenburgs, Burkhard Räuber auf und sagte ihm geradezu ich würde in der nächsten Sitzung der Stadtvertreter mein Amt mit einer Erklärung niederlegen.
Burkhard schüttelte sofort den Kopf. Ich teilte ihm mit, um was es geht.
Fest stand, dass die Neubrandenburger Presse mich bislang häufig zitiert hatte. Es würde einiges Ausehen erregen wenn ich in meiner angekündigten "persönlichen Erklärung" u.a  sagen würde:

Seit einhundert Jahren verbot niemand unseren Missionaren in Deutschland zu wirken. Jetzt mit der neuen Demokratie, nachdem wir die Diktatur der Kommunisten überwunden haben, soll meine Religion unter dem Verdacht sie wäre gefährlich unter fadenscheinigen Hinweisen verdrängt werden...

Wahr ist ich hätte meine ganze Redezeit ausgeschöpft und die Presse hätte es im wesentlichen weitergegeben. Burkhard telefonierte umgehend mit Schweriner Beamten.
Ich informierte Präsident Dieter Uchtdorf, der mir sofort seine Sympathie und seine volle Unterstützung anbot.
So fanden wir, Präs. Uchtdorf und ich, uns kurz darauf im Landesinnenministerum in Schwerin zusammen. Zwei Staatssekretäre kamen zu uns. Präsident Uchtdorf nahm die Gelegenheit wahr, etwa eine halbe Stunde lang mittels eines Bildbandes beeindruckend darzulegen was die Lehren und Absichten unserer Kirche sind.

Umgehend wurden wir unterrichtet, dass das Innenministerium das besagte Rundschreiben zurückzieht.
Dann erlebten wir, dass Frau Landes-(Kultus) Ministerin Marquardt Weisung an die Jugendämter des Landes gab die vier Seiten, Mormonen betreffend aus den Heften zu entfernen. Das war eben deshalb möglich, weil sie mittig eingeheftet worden waren und weil offensichtliche Desinformationen drin standen, auf die nicht nur ich hingewiesen hatte.
Ich wage zu bezweifeln, dass die Seitenentfernung umfassend geschah.
Immerhin erkannte ich, dass uns dieses Thema nie wieder losläßt. Und dass der Tag kommt an dem die Wahrheit sich Bahn brechen wird und zwar die Wahrheit, dass Joseph Smith nichts weiter getan hat, als mit Gottes Hilfe mehr Licht in Sachen Religion in eine zerstrittene Welt zu bringen.

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