Freitag, 31. Januar 2014

"Die Schule hat mir beigebracht..."

iwoinamerika.blogspot.com

Irgendwo in Amerika:

Die Stadt ist echt klein, nen paar Hochhäuser... kleiner als Frankfurt, das größte ist der Mormonentempel mit seinen schönen Mormoninen. Die machen da nen Freiwilligendienst. Sie kommen aus aller Welt und versuchen 18 Monate lang Besucher wie mich zu bekehren. Geht man ins Museum wird man gleich von den ersten beiden angesprochen (die laufen IMMER zu zweit rum. Das ist Pflicht in den 18 Monaten, sie sollen gegenseitig auf sich aufpassen, damit sie nichts unanständiges tun). Man redet dann nen bischen über Jesus und nen paar neue Jesuse, die zum Teil sogar noch leben. Zum Schluss wollten sie meine Adresse haben und mir eine Mormonin nach Hause (nach Deutschland wohlgemerkt) schicken. Ich konnte leider nicht meine richtige Adresse angeben, die Schule hat mir beigebracht, dass Mormonen gefährlich seien, also hab ich die Adresse von einem von euch angegeben.“

Die bekannte Buchhändlerin Meinhardt, Neubrandenburg schüttelte sich damals, 1992, schaudernd, als sie hörte, ich beabsichtige nach Utah, sozusagen ins Heimtland dieser Unholde zu reisen, dabei schaute sie mich aus ihren klugen Augen allen Ernstes fragend an:
                                             Haben sie gar keine Angst?“
Wir befanden uns auf einem Sommerfest der CDU der ich, nach jahrzehntelanger politischer Abstinenz am 30. Oktober 1989 beigetreten war, demonstrativ an dem Tag, als sie ankündigte sie werde sich aus der Umklammerung von der SED befreien.
Möglicherweise hatte die liebenswürdige Dame, wie ich, diesen Artikel von Hermann Vogt, Salt Lake City, gelesen:

Die Mormonen wollen die Welt erobern und im nächsten Jahrhundert den Durchbruch zur „Großkirche“ schaffen... der mormonische Irrationalismus könnte auf sich beruhen, wenn er nicht wegen seines fanatischen Missionsdranges dazu neigte, die Menschenrechte derer, die ihm ökonomisch und politisch unterlegen sind, zu verletzen... Einen Dialog mit dem Mormonentum kann es nicht geben...“ "Rheinischer Merkur" (Christ und Welt) 19. Oktober 1990

Meine Gesprächspartnerin war überzeugt, sie hätte einen sicheren Hintergrund. Ich jedoch fragte mich: Wenn schon eine versierte Leserin zu solcher Einschätzung gelangte, was soll dann der vielbeschäftigte Mann auf der Straße denken, falls ihn jemand fragen würde, was er von den „Mormonen!“ hält?

Was ich von den Mormonen halte?“ fragte mich Carlo Hofmann zurück, der später Mitarbeiter unseres CDU-Oberbürgermeisters Bolick wurde und der sich den Pietisten zugehörig fühlte: 
                                              Natürlich nichts!“ 
lautete seine unverblümte Antwort. Und ein wenig flapsig, aber durchaus freundschaftlich fügte er hinzu: Bei uns im Ruhrgebiet, hättest du keine Chance gehabt eine Führungsrolle in der Partei einzunehmen.“

Natürlich nicht!
Bei all den Unterstellungen, die als Wahrheit von einem Haufen professioneller Jesusverehrer zu einem anderen, größeren Haufen Ahnungsloser hinausposaunt werden, kann man kaum etwas anderes, als allgemeine Ablehnung erwarten.

Sie, die immer noch das Vertrauen der Presse genießen, obwohl sie für das Zustandekommen der letzten beiden Weltkriege bedeutende ideologische Unterstützung „leisteten“, argumentieren gelegentlich dreist, obwohl Jesus das Lügen strikt untersagte.

             "Eure Rede sei Ja, ja oder Nein, nein, was darüber hinausgeht ist böse." 

Bei alledem tun unsere Angreifer unschuldig, sie haben doch lediglich ihren Empfindungen und ihrem Verdacht Ausdruck gegeben.
So allerdings haben es auch die Inquisitoren gehalten. Bereits ein Anfangsverdacht reichte, während mehrerer Jahrhunderte, aus.
Der einer x-beliebigen Ketzerei Angeklagte hatte seine Unschuld zu beweisen. Wenn nicht, hatte er bereits verloren und zwar wahrscheinlich sein Leben, seinen Ruf sowieso, sein Vermögen, die Unbescholtenheit seiner Familie und deren Zukunft. 
 
Wie soll man Leute nennen die kess den grunddemokratische Prinzip der Unschuldsvermutung aushebeln?

                                     "Die Mormonen wollen die Welt erobern!"  

Das klingt solide und wird bis zur Stunde als Warnung verstanden. Andererseits weiß jeder, dass die Mormonen bislang die Getriebenen waren, die zu diffamieren kinderleicht ist.

Mein Gesprächspartner Carlo wunderte sich, dass die Katholiken Rainer Prachtl, Burkhard Räuber und nicht wenige andere mich unterstützten, die wüßten doch, dass ich mich jahrzehntelang als „Mormone“ engagiert hätte.
Ich schaute ihn an:

Weißt du, Carlo, diese jungen Männer haben Durchblick. Es gibt Leute die sich nicht von Gerüchten und Parolen, sondern von ihrer eigenen Vernunft leiten lassen.“

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