In
einem Fernsehbericht, gedreht im November 2012, über „Religionen in den
USA“ konnten die Zuschauer eine besonders ausdrucksstarke, junge Farbige und deren heftige Reaktion wahrnehmen. Sie schrak
zusammen, als wollte sie eine Giftschlange abweisen, denn es
handelte sich um das Thema „Mormonen“ :
„Mormonismus
ist ein Kult!“
Wusste
sie aus eigener Erfahrung und Anschauung, dass es sich bei den Lehren
und der Praxis der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
um etwas Ekelhaftes handelt oder hatte sie jemand indoktriniert?
Wer?
Aus
eigener Anschaung wissen Meinesgleichen, dass es überwiegend
christliche Berufsfromme waren, die seit den Gründungstagen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage 1830,
das antimormonische Unbehagen
erzeugten, und zwar aus Gründen des Selbstschutzes.
Bild Wikipedia: ein aufgestachelter Mob teert und federt Joseph Smith, den Propheten der Neuzeit |
Sobald
ihre Existenzgrundlage davon berührt wird, reagieren Leute die sich
ihrer eigenen Ansichten nicht sicher sind, heftiger als andere, auf
gegenteilige Argumente.
Ähnliches
haben wir Oppositionellen in Zeiten der Kommunistenherrschaft
erfahren.
Die
Wackelkandidaten die höhere Posten besetzt hielten, ertrugen unsere
Kritik nicht.
Mehrmals
hörte ich gerade von den Doppelzüngigen:
„Mit
dir spielen wir Diktatur des Proletariats!“
Dir
werden wir es zeigen! Dich nehmen wir hopp!
Und sie zeigten es mir immer wieder, in den Tagen ihrer Machtfülle zwischen 1949 und 1989, wer "Recht" hat - allerdings ohne ihre Drohung, mich hinter Gitter zu bringen, wahrzumachen.
Vergleichsweise
kann man sagen, dass die meisten großkirchlichen Verkünder des
Evangeliums ihrer Sache nicht so sicher sind wie sie tun.
Eigentlich
hegt nahezu jeder christliche Priester seine eigene Auslegung
und Theologie. Würden die Ansichten in Glaubensfragen allesamt aufgeschrieben und miteinander verglichen, es gäbe etwa einige zehntausend neue Kirchen.
Insbesondere im Bereich der Evangelikalen fällt das auf.
Viele wissen sogar, wenigstens passagenweise, dass sie Aberglauben
verbreiten.
Früher
traf das auf die römisch-katholischen Geistlichen zu (andere gab es
zwischen 400 bis 1517 nur in Verstecken, wie den schwer zugänglichen
Alpentälern). Wegen der geringsten Kleinigkeit wurden
Glaubenszweifler eingesperrt.
Einer
meiner Freunde fand bei seiner genealogischen Forschung einen
Vorfahren aus Basel, der um 1580, bei einer gemeinsamen Wanderung
gegenüber seinen Mitpilgern - zwei Mönchen, - ehrlich bekannte, er
könne nicht daran glauben, dass Maria unbefleckt schwanger geworden
sei.
Der
Mann wurde verbrannt.
Es
war und ist auch, rein logisch betrachtet, Aberglauben die
Prädestinationslehre von Augustinus zu akzeptieren; die
jahrhundertelang als Wahrheit gelehrt wurde:
Augustinus behauptete der
liebe Gott wähle aus den Menschenhaufen einige Leute aus,
gleichgültig was und wer sie waren.
Diese
Auserwählten hatten zu ihrer Auserwählung nichts beigetragen. Sie
konnten tun was sie wollten, sie würden errettet. (1)
Der Rest der Menschheit sei jedoch Masse zur ewigen Vernichtung, unabhängig davon wie sehr sie sich auch bemüht haben mochten aus freiem Willen ihren Nächsten Gutes zu tun.
Der Rest der Menschheit sei jedoch Masse zur ewigen Vernichtung, unabhängig davon wie sehr sie sich auch bemüht haben mochten aus freiem Willen ihren Nächsten Gutes zu tun.
Die
ursprüngliche Christenlehre vom Recht jedermanns auf eigene freie
Entscheidung wurde zuerst theoretisch, mittels Gesetztesverkündungen,
(Cunctos populos z.B. vom 27. Februar 380) dann auch praktisch
rücksichtslos unter die Füße von angeblichen Christen getreten.
Martin
Luther Hauptinspirator aller Evangelikalen (auch wenn sie ihm nicht
in allem folgen) wird vor allem auch von den älteren Mormonen wegen
seiner Proteste gegen Rom gelobt.
Allerdings
hat er - immerhin war er als ehemaliger Augustinermönch augustinisch
vorgeprägt - auch folgenschweren Unsinn verbreitet, der ganz und
gar nicht durch Jesuszitate gestützt wird. Luther behauptete mit
Vehemenz:
„Gottes allumfassende Gnade
errettet jeden Gläubigen, unabhängig von seinen Taten.“
Viele
Evangelikale, sogar diejenigen, die die ganze Bibel nachdenklich
studiert haben, nicken an dieser Stelle zustimmend. Sie beharren mit
Luther:
„Sola
gratia!“ Allein aus Gnade.
Als
Vollblutpolitiker verweise ich auf die durch diese Verkürzung
verursachten Kriege unter Christen.
Theoretisch
ist Luther kaum zu widerlegen, weil er sein Steckenpferd von Paulus
Standpunkt her aufzäumt, aber die Praxis widerspricht ihm. Und nun
erst wird klar, dass Jesu Kriterien der Errettung ganz anders lauten.
Nämlich:
„Wenn aber des Menschen Sohn
kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle heiligen Engel mit ihm,
dann wird er sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit,
und werden
vor ihm alle Völker versammelt werden. Und er wird sie voneinander
scheiden, gleich als ein Hirte die Schafe von den Böcken scheidet,
und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zu
seiner Linken.Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner
Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters ererbt das Reich,
das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn
ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist. Ich bin durstig
gewesen, und ihr habt mich getränkt. Ich bin Gast gewesen, und ihr
habt mich beherbergt.
Ich
bin nackt gewesen und ihr habt mich bekleidet. Ich bin
krank
gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin gefangen gewesen, und ihr
seid zu mir gekommen... Wahrlich
ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem unter diesen
Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.”
(2) Matth.
25 : 31-46
Christi
Evangelium ist das des Tuns, (wie der pharisäische Judaismus), das der Evangelikalen ist das der
Kontemplation. Sie verteidigen ihre Ansicht mit dem Hinweis, die
Christusgläubigen kämen zur Gnade Christi und von daher erhielten
sie Kraft und Motivation zum Guten.
Das
sind Worte die Christus abweist. Er verlangt zuerst den guten Willen,
(siehe die gesamte Bergpredigt) weil die Kraft das Gute zu tun in jedem Menschen steckt, ob er glaubt
oder nicht. Er setzte das Prinzip definitiv fest:
„Wer meine Gebote hat
und hält sie,
der ist es, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem
Vater geliebt werden, und ich werde ihn
lieben und mich ihm offenbaren.”
(3) Joh. 21: 14
Mormonen
glauben eben deshalb, dass, wie Alma der Jüngere (hier sinngemäß)
lehrte:
„... niemand errretet wird,
außer denen die in tiefer Reue danach trachten Unrecht
wiedergutzumachen.“
(4) Buch Mormon, Alma 42
Hier beißen sich die Ideen. Doch das ist noch lange
kein Grund, dass sich auch die Menschen beißen. Auch diese
Behauptung ist mormonentypisch. Muss irgendjemand sich vor diesen Prinzipien
der Toleranz ekeln?
Zäh hängen traditionsbedingte „Überzeugungen“,
in jedem von uns, weil uns scheint, es liege in ihnen ein wenig
Wahrheit. (Ich weiß, wie lange ich Hitler nachtrauerte, obwohl mein Verstand längst wusste, dass er ein Schwerstkrimmineller war, der auch mein Leben von mir nehmen wollte um seinen rassenideologischen Wahnsinn doch noch aufrecht zu halten)
Es handelt sich um sogar überlebte, durch und durch
falsche Doktrinen, die sich im praktischen Leben nicht bewährt
haben, die uns belasten.
Wir haben diese Inkonsequenz zu überwinden. Auch dies
ist „mormonisch“.
Politisch gesagt ist es beispielsweise unverantwortlich,
des lieben Friedens willen, zu schweigen, wenn Freiheitsrechte
irgendwo auf dem Erdball in Frage gestellt werden, statt laut und
vernehmlich zu sagen, was gesagt werden muss:
„Rührt niemals die Würde eines anderen an! Falls
ihr es tut, werden wir angemessen eingreifen und wenn es sein muss
mit Waffengewalt.“
Das
ist Teil der Lehre des Buches Mormon, dort nur klarer gesagt, weil
dieses Buch den Pazifismus (Volk Ammon) als Ausnahme unter
Bedingungen als legitim betrachtet. All das lässt sich nicht mit
wenigen Worten sagen. Aber der Trend ist klar:
„Wir
stehen in der Verantwortung vor Gott, wenn wir Christus oder
„einen seiner Geringsten“ im Verhältnis zu unseren
tatsächlichen Möglichkeiten, nicht stärken, wenn er in Not ist.“
Der
Aberglaube ist der Menschheit breitester Irrweg.
Die
Parolen der wichtigsten Verführer des 20 Jahrhunderts haben zwei
Weltkriege verursacht. Das traditionelle Christentum vermochte dem
nichts, gar nichts, entgegen zu setzen.
Da
ist immer noch zuviel traditionell verbreiteter Blödsinn im Spiel,
weshalb es an der Zeit ist sämtliche Traditionen die sich nicht
eindeutig bewährt haben, über Bord zu werfen.
Das
betrifft auch die atheistischen (nicht die agnostischen) Denkansätze. Atheismus ist logisch unhaltbar.
Wo
hat der Atheismus - sobald er zu politischer Macht kam – Wohltaten
bewirkt?
Aber
auch umgekehrt, wo hat sich beispielsweise das traditionelle
(trinitarische) Gottesbild - auf das die Evangelikalen mit Luther blindlings! schwören - als wohltuend und hilfreich erwiesen?
Hat
es nicht die Fastfinsternis des europäischen „Mittelalters“
verschuldet?
Da
war kein Gott den man erkennen konnte, sondern nur die lapidare Festlegung, (Kaiser Konstantins) dass 3 gleich 1 ist.
Heuchelei
auf nahezu der ganzen christlichen Bühne spielte seine
verhängnisvolle Rolle bis in die Gegenwart hinein.
Diese
preussischen Paraden, mit Tschingderassassa, Messen, Glockengeläut
kombiniert mit frommer Predigt, erzielten große, allerdings negative
Wirkung. Der Pfarrer hielt die Arme noch erhoben, sein Mund hatte
den Segen noch nicht zuende gesprochen, noch waren die Worte nicht
verhallt:
„Der
Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir...!“
als beim Hörer, sowohl wie im Kopf des Sprechers,
feststand: Offenbarungen - Erleuchtungen - das gab es einmal, vor
Urzeiten. Jetzt sind wir schlau genug und brauchen solches Zeug nicht
mehr.
Evangelikal-abergläubische
Schlussfolgerung lautete: Joseph Smith war ein Lügner, er behauptet
Offenbarungen erhalten zu haben, also fegt ihn hinweg.
Nieder
mit dem Mormonentum.
Sie
hetzten ihn, die Evangelikalen, bis er tot war. 39jährig ermordet.
Bild Wikipedia
|
Am
frühen Morgen des 27. Juni 1844 morgens um 3.15 wurden die regulären
Wachen, abgezogen, jedenfalls nicht versehentlich oder irrtümlich.
Sie lagerten nun in achthundert Meter Entfernung.
Ein
Haufen von mehr als 100 Männern, die Carthage-Greys, - inspiriert von evangelikalem Protest - einige mit
geschwärzten Gesichtern übernahmen die “Bewachung”.
Quelle:
Quelle:
1.)„Nur
eine relativ kleine Zahl von Menschen (zur Wiederauffüllung
der durch den Engelsfall entstandenen
Lücke!) ... ist zur
Seligkeit
vorausbestimmt. Die anderen seien eine ‚Masse
der Verdammnis’.“
Hans Küng „Kleine Geschichte der katholischen
Kirche“,
S. 76