Donnerstag, 31. März 2016

Warum Papst Benedikt XVI. das traditionelle "Gottesbild" zertrümmerte

Die Antwort ist ebenso einfach wie plausibel: 

Die Erfahrungen zahlreicher Sterbebegleiter nicht nur der Caritas sowie die ihm zugänglich gemachten Berichte reanimierter Verstorbener,  brachten bereits den ehemaligen Konzilsberater und Kardinal Ratzinger dazu, Stellung zu beziehen.  Er musste das in Nicäa 325 vom Kaiser erpresste, aber seit dieser Zeit allein gültige Bild von Gott - dem ewigen, "antlitzlosen" Christus - aufgeben. 
Es herrscht allgemeines, betretenes Schweigen in der ganzen Kirche. Fast 1700 lange Jahre galt das erbittert verteidigte Gegenteil. 

In seiner 1. Enzyklika   am 23. Januar 2006 korrigierte Papst Benedikt XVI. das bislang unantastbare Athanasianum in seiner Unfrieden stiftenden Passage :  


Dantes „Göttliche Komödie“ habe ihn ... inspiriert, ... wo ein „kosmischer Ausflug“ im inneren des Paradieses zum innersten Licht der Liebe führe, „die Sonne und Sterne zugleich bewege“. – Das tiefste Innere dieses unzugänglichen Lichtes sei jedoch nicht etwa ein noch gleißenderes Leuchten oder noch helleres Scheinensondern das zarte Gesicht eines Menschen, das dem Seher da endlich auf seiner Suche entgegentrete. Dies sei „etwas vollkommen Neues“. Das menschliche Antlitz Jesu Christi, das Dante im Inneren des innersten Geheimnisses Gottes erkenne, sei „noch viel bewegender als die Offenbarung Gottes in der Form des Dreifaltigen Kreises von Erkenntnis und LiebeGott, das unendliche Licht, ... besitzt ein menschliches Gesicht.“ 


Der dreifaltige Kreis war lediglich gutgemeinter Ausdruck des Nicänums, nicht der biblischen Wahrheit:



Wahr ist, "die Offenbarung Gottes in der Form des Dreifaltigen Kreises von Erkenntnis und Liebe." verzerrte das eigentlich Bild.

Während seiner Begegnung mit den Priestern der Diözese Rom am 22. Februar 2007, also ein Jahr später, erhärtet Benedikt - und wiederum geht es im Stimmengewirr unter: 


 „Gott ist nicht bloß ein ferner Schatten, eine »erste Ursache«, sondern er hat ein Antlitz: Es ist das Angesicht der Barmherzigkeit, das Angesicht der Vergebung und der Liebe, das Angesicht der Begegnung mit uns. Diese beiden Themen durchdringen sich also gegenseitig und müssen immer zusammengehen.“

Da ist es! Da ist sie, die Brücke, die ein großartiger Mann mit päpstlicher Autorität anbietet, von der solange niemand etwas wissen wollte.

Dienstag, 29. März 2016

Rätsel Nahtod aus katholischer und "mormonischer" Sicht

Katholische Akademie in Bayern: 2009

Rätsel Nahtod – eine Annäherung aus Erfahrung und Wissenschaft

Alois Serwaty Einführung

Verfolgt man aufmerksam die Medien, so gewinnt man den Eindruck, das „Jenseits“ hat nicht nur in esoterischen Kreisen Konjunktur. Ist der Tod das definitive Ende des Lebens oder kommt noch etwas danach? Was passiert im Sterbeprozess und wie sieht das „Jenseits“ aus? Diese Fragen beschäftigen den Menschen offenkundig seit Beginn seiner Existenz. Nahtod und Außerkörper-Erfahrungen scheinen auf diese grundlegenden Fragen eine Antwort zu geben. Studien deuten darauf hin, dass ca. 4% der Deutschen solche oder vergleichbare Erfahrungen gemacht haben, dies wären ca. 3,3 Millionen Menschen. Diese Größenordnung wird durch andere internationale Studien unterstützt. Auch wenn diese Zahlen kritisch zu hinterfragen sind, so geben sie dennoch eine Vorstellung vom möglichen Umfang dieser Erfahrungen. Wer sich offen und unvoreingenommen gegenüber diesen Phänomenen zeigt, wird selbst im engeren Verwandten- und Bekanntenkreis davon hören. Der Beitrag nähert sich dem Phänomen der Nahtoderfahrung (NTE) auf zweifache Weise: durch die Darstellung der subjektiven Erfahrungsebene und auf der rational-analytischen Ebene durch eine knappe Darstellung des Forschungsstandes. Zum Schluss soll der Versuch unternommen werden, einige Aspekte dieser beiden Perspektiven thesenartig zusammenzuführen, um zur Diskussion und Reflexion anzuregen.

Teil 1: Nahtoderfahrung - Was ist passiert?

Vor einigen Jahren berichtete eine Mutter von einem Erlebnis ihrer Tochter bei einem Badeunfall. Die Mutter ist ausgebildete Krankenschwester, der Familienvater Arzt. Die Familie besuchte gemeinsam ein Schwimmbad. Mit dabei war das jüngste von fünf Kindern, die dreijährige Mara. Plötzlich verlor die Familie Mara für einige Minuten aus den Augen. Ein Badegast zog das leblos im Schwimmbecken treibende Kind aus dem Wasser. Mara gewann das Bewusstsein zurück, als es einen „Kuss“ spürte; es waren die Wiederbelebungsmaßnahmen des Vaters, der als Arzt seine Tochter wieder ins bewusste Leben zurückholte. Gott sei Dank ohne bleibende Schäden. Wenige Tage nach der Entlassung aus dem Krankenhaus öffnete sich das Mädchen beim gemeinsamen Puzzle-Spiel unerwartet seiner Mutter: „Mama, warum hatten die Engel keine Zeit für mich?“ und auf die erstaunte Rückfrage der Mutter, antwortete Mara: „Als ich im Himmel war, haben die Engel zu mir gesagt, Mara, was machst Du denn hier, wir haben noch gar keine Zeit für dich, geh’ wieder zurück….“ Sie fährt fort: „Da ich nicht wusste, wie ich zurückkommen sollte, hat der liebe Gott mich an die Hand genommen und hat mich zu euch gebracht.“ Und auf die Frage der Mutter, ob der liebe Gott denn etwas gesagt habe, antwortete Mara: „Zu mir nicht, aber zu euch: ‚Hier habt ihr eure Mara wieder.’ Habt ihr das denn nicht gehört?“

Ist dies nur eine traurig-schöne, sentimentale Geschichte ohne jeglichen Realitätsbezug, der lebhaften Phantasie eines Kleinkindes entsprungen oder gar ein Lügengespinst? War es womöglich nur eine Halluzination, das Produkt gestresster Neuronenverbände ausgelöst durch die Unterversorgung mit Sauerstoff während des Ertrinkens? Ausschließlich psychologisch erklärbares Wunschdenken kann es schwerlich gewesen sein. In der Familie ist nicht jeden Tag vom lieben Gott und von Engeln die Rede.
Meine eigene Nahtoderfahrung liegt nun schon Jahre zurück. Dennoch ist sie präsent wie sonst kein anderes Ereignis in meinem Leben, noch stärker als die Geburt unserer Kinder. Bei einer Herzkatheteruntersuchung mit Ballondilatation „verließ“ mein Ich-Bewusstsein völlig unerwartet meinen Körper und „schwebte“ halbhoch im Operationssaal. Wie einen lästigen Mantel hatte ich den „alten“ Körper abgelegt. Dieses Bild hat sich mir wie ein Siegel eingebrannt. Dann trat ein Gefühl der Leichtigkeit, des Schwebens auf. Anfängliche Verwirrung und Fragen wichen einem Gefühl der Ruhe, des tiefen Friedens, ja des Glücks. Ich gewann die felsenfeste Überzeugung, dass ich weiterlebe und den Eindruck, dass sich alle Fragen, Probleme, Widersprüche einfach auflösen werden. Dieses „Ablegen“ des Körpers empfand ich als eine Befreiung, eine Entgrenzung. Es war eine Überschreitung, Ausweitung und Öffnung, eine Umwandlung auch in geistiger Hinsicht. Stunden später eröffnete mir der Arzt so ganz nebenbei, dass es bei diesem Eingriff Komplikationen gegeben habe. Mit diesen beiden Berichten sind wir mitten im Thema: Nahtoderfahrung als ein Grenz- und Transzendenzerlebnis. Es geht dabei um Erlebnisse, bei denen Menschen den Eindruck haben, eine paradiesische Landschaft, Engel oder Lichtwesen, Verstorbenen, oder einer anderen, einer transzendenten Wirklichkeit und vielleicht sogar Gott zu begegnen. Nach einer solchen Erfahrung stellen Menschen sich zunächst einmal die einfache Frage: „Was ist da überhaupt passiert?“
…. Der Bremer Arzt, Psychologe und Mystiker Carl Albrecht sagte dazu im Zusammenhang mit seinen eigenen mystischen Erfahrungen: „…die Erfahrungen sind wahr und wichtig, wenn sie das unwillkürliche Anwachsen der Liebe bewirken.“ Dies ist der eigentliche Maßstab, an denen wir Nahtoderfahrungen messen sollten, und dies ist das eigentlich „Spektakuläre“ dieser Erfahrungen.

Literatur: Serwaty, Alois, Nicolay, Joachim (Hg), Nahtoderfahrung - Neue Wege der Forschung, Santiagoverlag, 2009

Web: www.netzwerk-nahtoderfahrung.de

Vor dem Hintergrund einer Zunahme an übereinstimmenden Berichten von Menschen verschiedener Kulturkreise die von außerkörperlichen Erfahrungen sprechen, sind drei Darstellungen ähnlicher Erlebnisse von Persönlichkeiten die im Buch Mormon teilweise theologiebestimmenden Charakter haben, interessant:

Die wahrscheinlich bedeutendste lebensändernde Erfahrung kam zu Alma dem Jüngeren. Aber hier zunächst der Bericht über Lamoni, der nicht zufällig im Buch Almas erscheint (Kapitel 18 u 19).

Ammon ein Missionar der Nephiten wird vor König Lamoni gestellt, weil er eine Anzahl Räuber in die Flucht schlug, was als Sensation empfunden wurde:

Ammon fing an, unerschrocken mit ihm zu reden, und sprach zu ihm: Glaubst du, daß es einen Gott gibt?
 25  Und er antwortete und sprach zu ihm: Ich weiß nicht, was das bedeutet.
 26  Und dann sprach Ammon: Glaubst du, dass es einen Großen Geist gibt?
 27  Und er sprach: Ja.
 28  Und Ammon sprach: Das ist Gott. Und Ammon sprach weiter zu ihm: Glaubst du, dass dieser Große Geist, welcher Gott ist, alles erschaffen hat, was im Himmel und auf der Erde ist?
 29  Und er sprach: Ja, ich glaube, dass er alles erschaffen hat, was auf der Erde ist; aber die Himmel kenne ich nicht.
 30  Und Ammon sprach zu ihm: Die Himmel, das ist der Ort, wo Gott wohnt und alle seine heiligen Engel.
 31  Und König Lamoni sprach: Ist er oberhalb der Erde?
 32  Und Ammon sprach: Ja, und er schaut auf alle Menschenkinder hernieder; und er kennt alle Gedanken und Absichten des Herzens; denn durch seine Hand sind sie alle von Anfang an erschaffen worden.
 33  Und König Lamoni sprach: Ich glaube das alles, was du gesprochen hast. Bist du von Gott gesandt?
 34  Ammon sprach zu ihm: Ich bin ein Mensch; und der Mensch wurde im Anfang als das Abbild Gottes erschaffen, und ich bin durch seinen Heiligen Geist berufen, dieses Volk darüber zu belehren, damit sie zur Erkenntnis dessen geführt werden, was gerecht und wahr ist;
 35  und ein Maß jenes Geistes wohnt in mir und gibt mir Kenntnis und auch Macht, gemäß meinem Glauben und meinen Wünschen, die in Gott sind.
 36  Als nun Ammon diese Worte gesprochen hatte, fing er bei der Erschaffung der Erde an und auch der Erschaffung Adams und erzählte ihm alles in Bezug auf den Fall des Menschen und berichtete von den Aufzeichnungen und den heiligen Schriften des Volkes, die von den Prophetengesprochen worden waren, ja, herab bis zu der Zeit, da ihr Vater Lehi Jerusalem verließ, und legte sie ihm dar.
 37  Und er berichtete ihnen (denn dies war für den König und für dessen Knechte) auch von allen Reisen ihrer Väter in der Wildnis und von all ihren Leiden an Hunger und Durst und ihren Beschwernissen und so weiter.
 38  Und er berichtete ihnen auch von den Auflehnungen Lamans und Lemuels und der Söhne Ischmaels, ja, alle ihre Auflehnungen erzählte er ihnen; und er erläuterte ihnen all die Aufzeichnungen und Schriften von der Zeit an, da Lehi Jerusalem verlassen hatte, bis herab in die gegenwärtige Zeit.
 39  Aber dies ist nicht alles; denn er erläuterte ihnen den Plan der Erlösung, der von der Grundlegung der Welt an bereitet war; und er tat ihnen auch vom Kommen Christi kund, und alle Werke des Herrn tat er ihnen kund.
 40  Und es begab sich: Nachdem er dies alles gesagt und dem König erläutert hatte, glaubte der König all seinen Worten.
 41  Und er fing an, zum Herrn zu rufen, nämlich: O Herr, sei barmherzig; gemäß deiner reichen Barmherzigkeit, die du dem Volk Nephi erwiesen hast, erweise sie mir und meinem Volk.
 42  Und nun, als er dies gesagt hatte, fiel er zur Erde, als sei er tot.
 43  Und es begab sich: Seine Knechte nahmen ihn und trugen ihn hinein zu seiner Frau und legten ihn auf ein Bett; und für den Zeitraum von zwei Tagen und zwei Nächten lag er da, als sei er tot; und seine Frau und seine Söhne und seine Töchter betrauerten ihn nach der Weise der Lamaniten und beklagten sein Hinscheiden sehr.
Kapitel 19:  
1 Und es begab sich: Nach zwei Tagen und zwei Nächten waren sie daran, seinen Leib zu nehmen und in ein Grab zu legen, das sie zum Zweck der Bestattung ihrer Toten gemacht hatten.
  Nun hatte die Königin von Ammons Ruf gehört, darum sandte sie hin und wünschte, er möge zu ihr hereinkommen.
  Und es begab sich: Ammon tat, wie ihm geboten war, und ging zur Königin hinein und wollte wissen, was sie wünschte, dass er tue.
  Und sie sprach zu ihm: Die Knechte meines Ehemanns haben mir kundgetan, dass du ein Prophet eines heiligen Gottes bist und dass du Macht hast, viele mächtige Werke in seinem Namen zu tun;
  darum, wenn dies der Fall ist, möchte ich, dass du hineingehst und meinen Ehemann ansiehst, denn seit dem Zeitraum von zwei Tagen und zwei Nächten liegt er auf seinem Bett; und einige sagen, er sei nicht tot, aber andere sagen, er sei tot und er stinke und er solle ins Grab gelegt werden; aber was mich betrifft, für mich stinkt er nicht.
  Nun, dies war, was Ammon wünschte, denn er wusste, dass König Lamoni unter der Macht Gottes war; er wusste, dass der finstere Schleier des Unglaubens von seinem Sinn weggezogen wurde, und das Licht, das seinen Sinn erleuchtete, nämlich das Licht der Herrlichkeit Gottes, welches ein wunderbares Licht seiner Güte ist—ja, dieses Licht hatte ihm solche Freude in die Seele gegossen, und die Wolke der Finsternis war zerstreut worden, und dass das Licht des immerwährenden Lebens in seiner Seele angezündet war, ja, er wusste, dass dies seinen natürlichen Leib überwältigt hatte und er in Gott entrückt war—
  darum war das, was die Königin von ihm wünschte, auch sein einziger Wunsch. Darum ging er hinein, den König anzusehen, so wie es die Königin von ihm gewünscht hatte; und er sah den König an, und er wusste, dass er nicht tot war.
  Und er sprach zur Königin: Er ist nicht tot, sondern er schläft in Gott, und morgen wird er sich wieder erheben; darum begrabe ihn nicht.
  Und Ammon sprach zu ihr: Glaubst du das? Und sie sprach zu ihm: Ich habe kein Zeugnis erhalten außer dein Wort und das Wort unserer Knechte; doch glaube ich, dass es so sein wird, wie du gesagt hast.
 10  Und Ammon sprach zu ihr: Gesegnet bist du wegen deines außerordentlichen Glaubens; ich sage dir, Frau, es hat unter allem Volk der Nephiten keinen so großen Glauben gegeben.
 11  Und es begab sich: Sie wachte über das Bett ihres Ehemanns, von der Zeit an, ja, bis zu der Zeit anderntags, die Ammon bestimmt hatte, dass er sich da erheben würde.
 12  Und es begab sich: Er erhob sich gemäß den Worten Ammons; und als er sich erhob, streckte er seine Hand zur Frau aus und sagte: Gesegnet sei der Name Gottes, und gesegnet bist du.
 13  Denn so gewiss, wie du lebst, siehe, so habe ich meinen Erlöser gesehen; und er wird hervorkommen und von einer Frau geboren werden, und er wird alle Menschen erlösen, die an seinen Namen glauben. Als er aber diese Worte gesagt hatte, schwoll sein Herz in ihm, und er sank abermals vor Freude nieder; und auch die Königin sank nieder, denn sie war vom Geist überwältigt.
 14  Als nun Ammon sah, dass der Geist des Herrn gemäß seinen Gebeten auf die Lamaniten ausgegossen wurde, auf seine Brüder, die wegen ihrer Übeltaten und ihrer Überlieferungen die Ursache von so viel Trauer unter den Nephiten, nämlich unter allem Volk Gottes, gewesen waren, fiel er auf die Knie und fing an, seine Seele in Gebet und Danksagung vor Gott auszuschütten für das, was er für seine Brüder getan hatte; und auch er wurde von Freude überwältigt, und so waren sie alle drei zur Erde gesunken.
 15  Als nun die Knechte des Königs sahen, dass sie hingefallen waren, fingen sie auch an, Gott anzurufen, denn die Furcht des Herrn war auch über sie gekommen; denn sie waren es gewesen, die vor dem König gestanden und ihm die große Macht Ammons bezeugt hatten.
 16  Und es begab sich: Sie riefen den Namen des Herrn an mit ihrer Kraft, ja, bis sie alle zur Erde gefallen waren, außer einer lamanitischen Frau, deren Name Abisch war; sie war vor vielen Jahren zum Herrn bekehrt worden, infolge einer außergewöhnlichen Vision ihres Vaters
 17  und so, da sie zum Herrn bekehrt war, dies aber nie kundgetan hatte, darum, als sie sah, dass alle Knechte Lamonis zur Erde gefallen waren und auch ihre Herrin, die Königin, und der König und Ammon auf der Erde hingestreckt lagen, wusste sie, dass es die Macht Gottes war; und sie meinte, dass diese Gelegenheit, nämlich, wenn sie dem Volk kundtat, was bei ihnen geschehen war, dass der Anblick dieses Geschehnisses sie veranlassen würde, an die Macht Gottes zu glauben; darum lief sie von Haus zu Haus und tat es dem Volke kund.
 18  Und sie fingen an, sich zum Haus des Königs hin zu versammeln. Und es kam eine Menge, und zu ihrer Verwunderung sahen sie den König und die Königin und deren Knechte hingestreckt auf der Erde, und sie lagen alle da, als seien sie tot; und sie sahen auch Ammon, und siehe, er war ein Nephit.
 19  Und nun fingen die Leute unter sich zu murren an; einige sagten, es sei ein großes Übel, das über sie, oder über den König und sein Haus, gekommen sei, weil er geduldet hatte, dass der Nephit im Land blieb.
 20  Aber andere wiesen sie zurecht, nämlich: Der König hat dieses Übel über sein Haus gebracht, weil er seine Knechte getötet hat, denen ihre Herden an den Wassern Sebus zerstreut worden sind.
 21  Und sie wurden auch von jenen Männern zurechtgewiesen, die an den Wassern Sebus gestanden hatten und die Herden, die dem König gehörten, zerstreut hatten; denn sie waren auf Ammon zornig wegen der Anzahl ihrer Brüder, die er an den Wassern Sebus getötet hatte, als er die Herden des Königs verteidigte.
 22  Nun zog einer von ihnen, dessen Bruder vom Schwert Ammons getötet worden war, der überaus zornig auf Ammon war, sein Schwert und trat vor, dass er es auf Ammon fallen ließe, um ihn zu töten; und als er das Schwert hob, um ihn zu schlagen, siehe, da fiel er tot um.
 23  Nun sehen wir, dass Ammon nicht getötet werden konnte, denn der Herr hatte zu Mosia, seinem Vater, gesprochen: Ich werde ihn verschonen, und es wird ihm gemäß deinem Glauben geschehen—darum hatte Mosia ihn dem Herrn anvertraut.
 24  Und es begab sich: Als die Menge sah, dass der Mann, der das Schwert gehoben hatte, um Ammon zu töten, tot umgefallen war, da kam Furcht über sie alle, und sie wagten nicht, die Hand auszustrecken, um ihn oder irgendeinen der Hingefallenen zu berühren; und sie fingen wieder an, sich untereinander zu verwundern, was wohl die Ursache dieser großen Macht sein könne oder was dies alles zu bedeuten habe.
 25  Und es begab sich: Es waren viele unter ihnen, die sagten, Ammon sei der Große Geist, und andere sagten, er sei vom Großen Geist gesandt worden;
 26  aber andere wiesen sie alle zurecht und sagten, er sei ein Ungeheuer, das von den Nephiten gesandt worden sei, sie zu quälen.
 27  Und es gab einige, die sagten, Ammon sei vom Großen Geist gesandt worden, um sie wegen ihrer Übeltaten zu bedrängen; und es sei der Große Geist, der sich immer der Nephiten angenommen habe, der sie immer aus ihren Händen befreit habe; und sie sagten, es sei dieser Große Geist, der so viele ihrer Brüder, der Lamaniten, vernichtet habe.
 28  Und so fing ein überaus heftiger Streit unter ihnen an. Und während sie so stritten, kam die Magd herbei, die veranlasst hatte, dass die Menge sich sammelte, und als sie den Streit sah, den es unter der Menge gab, war sie überaus bekümmert, ja, so sehr, dass sie weinte.
 29  Und es begab sich: Sie ging und nahm die Königin bei der Hand, um sie vielleicht vom Boden aufzurichten; und sobald sie ihre Hand berührt hatte, erhob sie sich und stand auf ihren Füßen und rief mit lauter Stimme, nämlich: O seliger Jesus, der mich vor einer furchtbaren Hölle errettet hat! O seliger Gott, sei barmherzig zu diesem Volk!
 30  Und als sie dies gesagt hatte, faltete sie, von Freude erfüllt, die Hände und sprach viele Worte, die nicht verstanden wurden; und nachdem sie dies getan hatte, nahm sie den König, Lamoni, bei der Hand, und siehe, er erhob sich und stand auf seinen Füßen.
 31  Und als er den Streit unter seinem Volk sah, ging er unverzüglich hin und fing an, sie zurechtzuweisen und sie die Worte zu lehren, die er aus dem Mund Ammons vernommen hatte; und alle, die auf seine Worte hörten, die glaubten und bekehrten sich zum Herrn.
 32  Aber es gab viele unter ihnen, die seine Worte nicht hören wollten; darum gingen sie ihres Weges.
 33  Und es begab sich: Als Ammon sich erhob, nahm er sich auch ihrer an; und das taten auch alle Knechte Lamonis; und sie alle verkündeten dem Volk genau dasselbe — dass ihr Herz umgewandelt worden war, dass sie nicht mehr den Wunsch hatten, Böses zu tun.
 34  Und siehe, viele verkündeten dem Volk, sie hätten Engel gesehen und hätten mit ihnen gesprochen; und so hätten sie ihnen von dem, was von Gott ist, und von seiner Rechtschaffenheit erzählt.
 35  Und es begab sich: Es gab viele, die ihren Worten glaubten; und alle, die glaubten, wurden getauft; und sie wurden ein rechtschaffenes Volk, und sie richteten unter sich eine Kirche auf.
 36  Und so begann das Werk des Herrn unter den Lamaniten; so fing der Herr an, seinen Geist über sie auszugießen; und wir sehen, dass sein Arm zu allen Menschen ausgestreckt ist, die umkehren und an seinen Namen glauben.


Almas Erfahrungsbericht ist wesentlich umfangreicher, er füllt viele Seiten des Buches Mormon die im Internet (Buch Mormon online) abgerufen werden können: Hier Kapitel 36. Sein Zeugnis gipfelt in den Worten:

6… ich ging mit den Söhnen Mosias umher und trachtete danach, die Kirche Gottes zu vernichten; aber siehe, Gott sandte seinen heiligen Engel, um uns auf dem Weg anzuhalten.
  Und siehe, er sprach zu uns wie mit Donnerstimme, und die ganze Erde bebte unter unseren Füßen; und wir fielen alle zur Erde, denn die Furcht des Herrn kam über uns.
  Aber siehe, die Stimme sprach zu mir: Erhebe dich. Und ich erhob mich und stand auf und sah den Engel.
  Und er sprach zu mir: Wenn du selbst vernichtet werden willst, trachte nicht mehr danach, die Kirche Gottes zu vernichten.
 10  Und es begab sich: Ich fiel zur Erde, und für den Zeitraum von drei Tagen und drei Nächten konnte ich meinen Mund nicht öffnen, ich konnte auch meine Glieder nicht gebrauchen.
 11  Und der Engel sprach noch mehr zu mir, was von meinen Brüdern gehört wurde, was ich aber nicht vernahm; denn als ich die Worte vernahm: Wenn du selbst vernichtet werden willst, trachte nicht mehr danach, die Kirche Gottes zu vernichten—da wurde ich von einer so großen Furcht und Bestürzung ergriffen, dass ich vielleicht vernichtet werden könnte, dass ich zur Erde fiel, und ich hörte nichts mehr.
 12  Vielmehr wurde ich von ewiger Qual gepeinigt, denn meine Seele wurde im höchsten Grad gemartert und mit all meinen Sünden gepeinigt.
 13  Ja, ich dachte an alle meine Sünden und Übeltaten, für die ich mit den Qualen der Hölle gepeinigt wurde; ja, ich sah, dass ich mich gegen meinen Gott aufgelehnt hatte und dass ich seine heiligen Gebote nicht gehalten hatte.
 14  Ja, und ich hatte viele seiner Kinder gemordet oder vielmehr sie hinweg ins Verderben geführt; ja, kurz gesagt, so groß waren meine Übeltaten gewesen, dass der bloße Gedanke, in die Gegenwart meines Gottes zu gelangen, meine Seele mit unaussprechlichem Entsetzen peinigte.
 15  O, dachte ich, könnte ich doch verbannt und an Seele und Leib ausgelöscht werden, damit ich nicht dazu gebracht würde, in der Gegenwart meines Gottes zu stehen, um für meine Taten gerichtet zu werden.
 16  Und nun, drei Tage und drei Nächte lang wurde ich gepeinigt, selbst mit den Schmerzen einer verdammten Seele.
 17  Und es begab sich: Als ich so von Qual gepeinigt war, während ich durch die Erinnerung an meine vielen Sünden gemartert wurde, siehe, da dachte ich auch daran, dass ich gehört hatte, wie mein Vater dem Volk prophezeite, dass ein gewisser Jesus Christus, ein Sohn Gottes, kommen werde, um für die Sünden der Welt zu sühnen.
 18  Als nun mein Sinn diesen Gedanken erfasste, rief ich in meinem Herzen aus: O Jesus, du Sohn Gottes, sei barmherzig zu mir, der ich in der Galle der Bitternis bin und ringsum von den immerwährenden Ketten des Todes umschlossen bin.
 19  Und nun siehe, als ich dies dachte, konnte ich nicht mehr an meine Qualen denken; ja, ich wurde durch die Erinnerung an meine Sünden nicht mehr gemartert.
 20  Und o welche Freude, und welch wunderbares Licht sah ich; ja, meine Seele war von Freude erfüllt, die ebenso übergroß war wie meine Qual!
 21  Ja, ich sage dir, mein Sohn: Es konnte nichts so außerordentlich und so bitter sein, wie meine Qualen es waren. Ja, und weiter sage ich dir, mein Sohn, andererseits kann nichts so außerordentlich und so süß sein, wie meine Freude es war.
 22  Ja, mir war, als sähe ich, so wie auch unser Vater Lehies sah, Gott auf seinem Thron sitzen, umgeben von zahllosen Scharen von Engeln, in der Haltung des Singens und Lobpreisens für ihren Gott; ja, und meine Seele sehnte sich danach, dort zu sein.
 23  Aber siehe, meine Glieder empfingen wieder ihre Stärke, und ich stand auf meinen Füßen und tat dem Volke kund, dass ich aus Gott geboren war.

(Und hier kommt das immer wieder erwähnte Element fast jeder Nahtoderfahrung zum Ausdruck: Nach einem Erlebnis dieser Art haben die Menschen vor allem den Wunsch wieder gut zu machen, besser zu handeln.)

 24  Ja, und von der Zeit an bis jetzt habe ich mich ohne Unterlass bemüht, dass ich Seelen zur Umkehr bringe, dass ich sie dahin bringe, von der übergroßen Freude zu kosten, von der ich gekostet habe, damit auch sie aus Gott geboren und vom Heiligen Geist erfüllt würden.

Das Kapitel Alma 36 ist ein komplettes Gedicht in Form des orientalischen Chiasmus als Ausdruck des höchstmöglichen Empfindens.
Alma spricht in anderem Zusammenhang später, im Kapitel 42, dass Rechtfertigung vor Gott nicht allein durch Gnade zustande kommt, sondern wir haben ebenfalls eine Leistung zu erbringen. Dies ist gut altkatholisch,  sowie „mormonisch“:
 „Wie aber kann der Mensch umkehren, wenn er nicht sündigt? Wie kann er sündigen, wenn es kein Gesetz gibt? Wie kann es ein Gesetz geben, wenn es keine Strafe gibt?
 18  Nun ist eine Strafe festgesetzt und ein gerechtes Gesetz gegeben, das dem Menschen Gewissensqual bereitet.
 19  Wäre aber kein Gesetz gegeben gewesen—wenn ein Mann mordete, dass er sterben sollte—hätte er dann gefürchtet zu sterben, wenn er einen Mord beging?
 20  Und weiter, wenn kein Gesetz gegen Sünde gegeben worden wäre, so würden sich die Menschen nicht fürchten zu sündigen.
 21  Und wenn kein Gesetz gegeben worden wäre, was hätte dann die Gerechtigkeit oder auch die Barmherzigkeit tun können, wenn die Menschen sündigten, denn sie hätten keinen Anspruch auf das Geschöpf gehabt?
 22  Aber es ist ein Gesetz gegeben und eine Strafe festgesetzt und eine Umkehr gewährt; auf diese Umkehr erhebt Barmherzigkeit Anspruch; andernfalls erhebt die Gerechtigkeit Anspruch auf das Geschöpf und wendet das Gesetz an, und das Gesetz verhängt die Strafe; wäre es anders, so würden die Werke der Gerechtigkeit zerstört, und Gott würde aufhören, Gott zu sein.
 23  Aber Gott hört nicht auf, Gott zu sein, und die Barmherzigkeit erhebt Anspruch auf die Reumütigen, und die Barmherzigkeit wird wegen des Sühnopfers zuteil; und das Sühnopfer bringt die Auferstehung der Toten zuwege; und die Auferstehung der Toten bringt die Menschen in die Gegenwart Gottes zurück; und so werden sie in seine Gegenwart zurückgebracht, um gemäß ihren Werken gerichtet zu werden, gemäß dem Gesetz und der Gerechtigkeit.
 24  Denn siehe, die Gerechtigkeit macht alle ihre Forderungen geltend, und die Barmherzigkeit beansprucht auch all das Ihre; und so wird niemand als nur der wahrhaft Reumütige errettet.“
 25  Wie, meinst du etwa, die Barmherzigkeit könne die Gerechtigkeit berauben? Ich sage dir: Nein, nicht das kleinste Teil. Sonst würde Gott aufhören, Gott zu sein.
 26  Und so bringt Gott seine großen und ewigen Absichten zustande, die von Grundlegung der Welt an bereitet sind. Und so kommt die Errettung und die Erlösung des Menschen zustande und auch seine Vernichtung und sein Elend.
 27  Darum, o mein Sohn, kann jeder, der kommen will, kommen und uneingeschränkt von den Wassern des Lebens nehmen; und jeder, der nicht kommen will, der ist nicht gezwungen zu kommen; aber am letzten Tag wird ihm gemäß seinen Taten wiederhergestellt werden.“

Nicht nur für „Mormonen“ gilt das was Alma wieder in einem Chiasmus, wenige Sätze zuvor erläutert (Buch Mormon, Alma 41)

Vers 14: …sieh zu, mein Sohn, dass du zu deinen Brüdern barmherzig bist; handle gerecht, richte rechtschaffen und tue beständig Gutes; und wenn du dies alles tust, dann wirst du deinen Lohn empfangen; ja, dir wird Barmherzigkeit wiederhergestellt werden; dir wird Gerechtigkeit wiederhergestellt werden; dir wird ein rechtschaffenes Gericht wiederhergestellt werden; und dir wird wiederum Gutes als Lohn zuteilwerden.

 15  Denn das, was du aussendest, das wird wieder zu dir zurückkehren.“