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Montag, 24. Juni 2013

Der unaufhaltsame Niedergang des Protestantismus

Er trat groß an, stiftete Gutes und Böses zugleich, je nachdem welche Personenkreise sich der Hauptideen des Protestantismus annahmen und welchen Einfluss sie auf Menschen hatten.  
Für die Einen bedeutete das Hervorkommen des Protestantismus die politische Abkoppelung von Rom, für andere war es Ausdruck der Ablehnung römischer Kirchenpraxis, doch für die wenigsten war es, was das "Luthertum" eigentlich bewirken wollte, die Rückkehr zu einem verinnerlichten Evangelium der Güte.
Einig waren sich die Protestanten nie. Selbst in den intimsten Bereichen der Theologie widersprachen sie einander, von Beginn an.

Was Gott, Glaube, Gnade, Gebote, Seele, Tod, Auferstehung betrifft, erhielten und erhalten die Fragesteller von jeweils zehn Pastoren evangelischer Richtungen zehn verschiedene durchaus einander widersprechende Antworten, Klarheit nie.

Protestantisch sein, hieß und heißt vor allem: ich bin nicht katholisch.

Es ist kein Geheimnis, dass ein Großteil der Protestanten ungläubig ist... und die Spötter sagen nicht zu Unrecht: "das macht nichts, Hauptsache du zahlst deine Kirchensteuer. 

All das ist schlimm, und was die Mehrheit der Theologen angeht, so sind sie zunehmend Opportunisten, sie sind daran interessiert sich nicht gegen  momentane Windrichtungen - gegen den Zeitgeist -  zu stellen. Schlimmer,  sie kümmern sich kaum um Kritik:

Bezeichnend wird sein, wie die Antwort auf die folgendes Kritik lautet
(die Hervorhebungen stammen von mir, G.Sk.)

Welt-omline schrieb am 21.06.13

Union und FDP kritisieren evangelisches Ehe-Bild:

Nachdem die Evangelische Kirche die Ehe gegenüber anderen Lebensformen relativiert hat, regt sich Widerspruch in der Politik. Während konservative Kritik nahe liegt, überraschen liberale Einwände.  

Von

Mit ... Ringen werden in evangelischen Kirchen Ehen geschlossen, die eigentlich ein Leben lang halten sollen. Doch nun scheint es, als sei die lebenslange Treue den Protestanten nicht mehr wichtig.
 
"Formal scheint die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihr Ziel erreicht zu haben. Man habe ein "Diskussionspapier" vorgelegt, "das zur Diskussion anreizen will", hatte der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider am Mittwoch dieser Woche gesagt, als er die "Orientierungshilfe" des Rates der EKD zum Thema Ehe und Familie vorstellte.

Wenig Lust zur freudigen Diskussion über den Text jedenfalls hat man auf katholischer Seite. So sagte der katholische "Familienbischof" Franz-Peter Tebartz-van Elst (Limburg), die Orientierungshilfe führe im Ergebnis zu einer sehr starken Relativierung der lebenslang geübten Treue in Ehe und Familie.
"Es macht uns Sorge, dass Ehe hier gerade in ihrer unverwechselbaren Bedeutung geschmälert wird", sagte er dem Kölner Domradio und warnte vor einem Auseinanderfallen evangelischer und katholischer Positionen in ethischen Grundsatzfragen: "Wir kommen offenbar bei essenziellen Fragen, zu denen das Zeugnis von Christen in unserer Gesellschaft gefragt ist, immer weniger zusammen", sagte Tebartz-van Elst.
Nun ja, mag man sich da in der EKD noch sagen, Tebartz-van Elst ist halt ein erklärter Konservativer, Differenzen mit ihm sind wohl unvermeidlich. Doch sehr bedrückend muss es für die Protestanten sein, dass auch der liberale Katholik und leidenschaftliche Ökumene-Befürworter Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), den EKD-Text ablehnt.
Glück warnte davor, Ehe und Familie mit anderen Lebensformen gleichzustellen, und sagte, das Papier erwecke den Eindruck "Alles ist möglich, und alles ist irgendwie gleichwertig".

Vielleicht entschloss sich Erwin Huber, der ehemalige CSU-Chef und bayerische Landtagsabgeordnete bei der Lektüre an diesem Punkt – obwohl katholisch – dem Protestanten einen Brief zu schreiben. Das Schreiben, das der "Welt" vorliegt, hat es in sich. Es ist eine bittere Abrechnung mit einer Kirche, die nach dem Dafürhalten der CSU dem Zeitgeist hinterherläuft; die in der Familienpolitik weit nach links gerutscht ist und ihre eigenen Werte – Ehe und Familie – verrät."...

"Das Beispiel, dass Sie mit Ihrer Frau über Freizeitgestaltung unterschiedliche Meinungen haben und sich dennoch lieben, ist ja putzig", schreibt Huber. Das habe aber mit der Lebenswirklichkeit wenig zu tun. "Die Beschreibung von Luxusproblemen ist – ehrlich gesagt – dürftig für einen hohen Kirchenmann, wenn man die seelische Not vieler Menschen im Lande sieht, verlassene vereinsamte Männer und Frauen und Kinder, die unter solchen Situationen leiden."
Diese Menschen müssten sich nach Hubers Auffassung verhöhnt vorkommen, wenn Ihnen Freizeitgestaltung als großes Beispiel für Liebe und Respekt vorgeführt werde.
"Wo bleibt denn, Herr Präses, die moralische Institution Kirche, wo bleibt das mahnende Wort zu Verantwortung für Partner und Kinder? Haben Sie keinen Mut?", fragt Huber. Eine "sinnstiftende und zu Wertorientierung geforderte Institution wie die Kirche sollte nach seiner Auffassung, "den Menschen mehr geistige Nahrung geben, als Sie es in Ihrem Interview zustande brachten, in dem Sie sich lediglich dem Zeitgeist angehängt haben." 

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/dd/Praeses_Schneider-2.jpg
Wikipedia: der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider

CSU fühlt sich christlicher als die Kirche

"Für die CSU muss es ein mittlerer Schock gewesen sein, zu merken, dass sie im Kampf um ein traditionelles Familienbild offensichtlich nicht einmal mehr auf die Kirchen, zumindest nicht die evangelische zählen kann. Nicht genug, dass es bei der CDU immer mehr Politiker gibt, die etwa offen die Existenz des Ehegattensplittings infrage stellen und einem Familiensplitting das Wort reden; die Mütter möglichst schnell wieder dem Arbeitsmarkt zuführen wollen und deshalb das von der CSU durchgesetzt Betreuungsgeld verwerfen. Nun müssen die Christsozialen erkennen, dass auch die Kirche in diesen Chor einstimmt.
"Das Betreuungsgeld ist ein Fehler", hatte Schneider gesagt. Man müsse sich zuerst darauf konzentrieren, ausreichend Betreuungsangebote zu schaffen. "Erst wenn das gelungen ist, könnte man eventuell ein Betreuungsgeld erwägen." Mehr Konjunktiv geht kaum. Huber ist entsetzt: "Krass finde ich Ihre Feststellung ,Das Betreuungsgeld ist ein Fehler…'." Genauso redeten die Arbeitgeber, die Frauen und Mütter für den Produktionsprozess benötigten. "Arbeitgeberlobby denkt nicht ans Kindeswohl, die Kirche sollte es aber tun", wettert der CSU-Mann."...