Freitag, 2. April 2021

Brigham Young (4)



American Moses

Von Leonard J. Arrington, 1986

Auszüge übersetzt – versehen mit Anmerkungen - von Gerd Skibbe

 

Nach seiner Rückkehr vom Ausflug nach Kirtland  arbeiteten Heber C. Kimball und Brigham in den umliegenden Orten und predigten, zuvor oft durch fußtief verschneite Wege wandernd, eine völlig andere Religion.


(G. Sk. Keine andere vermochte es, bis jetzt - 2021 - Auskunft über den Sinn des Lebens zu geben die sich in Übereinstimmung mit Christi Forderung und Gebot befand: „Ihr sollt vollkommen sein, gleich wie euer Vater im Himmel vollkommen istl" Das ist nur dann möglich wenn ein göttlicher, unsterblicher Teil in jedem von uns wohnt, ein Teil, der Gewalt nicht erträgt und der nicht duldet ,dass wir jemals Gewalt anwenden. Menschen die meinen sie seien mehr als andere, die sich über die Mahnungen ihres eigenen Gewissens hinwegsetzen, werden einen hohen Preis für ihre Anmaßung bezahlen, nachdem ihr Geist in die vorirdische Heimat zurückkehrte. Nur bittere Reue kann sie reinigen. Erst dann haben sie Anspruch auf die Gnade Christi. Das, in der Tat, ist eine ganz andere Religion)

 Binnen sieben Monaten entstanden, auch durch ihr Wirken, zwölf Gemeinden.

Kirtland indessen wuchs zu einem Ort von 1 300 Einwohner.

Aber nicht dort, im westlichen Missouri in Jackson County sollte die Stadt Gottes - Zion - errichtet werden. (Für die einen eine Illusion für andere ein realisierbares Ziel) Ungefähr 1200 Seelen folgten dieser Aufforderung.

(G. Sk. Interessant ist, dass Josephs Vorstellungen für jeden von ihm gegründeten Ort vierzig Meter breite Straßen vorsahen, und für jedes Wohnhaus eine Grundfläche von ca zweitausend. Wenn die Einwohnerschaft die Summe von 20 000 erreichte, sollte eine weitere Neugründung erfolgen. ... 

Wie sein Vorbild Joseph lehrte Brigham diesseitige Seligkeit! „Eine Religion die nicht im Stande ist die Menschen hier selig zu machen, kann es auch nicht im Jenseits.“  (G.Sk.: Mancherlei andere, neue Ideen kamen von beiden Männern, wie Josephs bemerkenswerter Vorschlag die Sklaven aus Mitteln des Senates freizukaufen. Oder:  „Verwandeln wir die Gefängnisse in Lehr- und Lernstätten usw.“) Unter den Anwesenden einer seiner Pedigtversammlungen in Kirtland  befand sich - etwa ein Jahr nach dem Tod Miriams, - Mary Ann Angel, die er fünf Monate später heiratete.

  

                                                       Mary An Angell 1803-82 

                                                 ihr Bruder Truman O. Angell. Er war der Architekt des SLC Tempels


                                   (1810-87) Truman O. Angell war auch Teilnehmer des Zionslagers 

Zu dieser Zeit lehrte Joseph Smith die Grundsätze der Vereinigten Ordnung und des Tempelbaus.

Jedes Mitglied sollte seinen Überfluss an Mitteln der Kirche spenden. Brigham jedoch besaß nichts, „nur zwei Kinder, für die er sorgen musste... und ein paar geborgte Schuhe, keine Winterkleidung, außer einem selbstgemachten Umhang“

Später, als er seinen ständigen Wohnsitz zu Kirtland nahm, und dort seine handwerklichen Fähigkeiten, bei dem Errichten von Blockhäusern  und insbesondere beim Tempelbau einbringen konnte, gelangte er in einigermaßen „komfortable“ Umstände.

Indessen nahmen die Gehässigkeiten der von baptistischen Predigern aufgehetzten Siedler sowohl in Ohio wie in Missouri enorm zu. Joseph  Smith wurde nachts aus dem Bett gerissen und draußen von einer wüst fluchenden Meute  mit Teer übergossen und dann mit Federn bedeckt. In Missouri wurde ein Einkaufshaus , sowie die Druckerei der „Mormonen“ zerstört, einige Häuser von Mitglieder wurden in Brand gesetzt und deren Vieh getötet.

Die Betroffenen klagten, doch Gouverneur Dunklin versprach er würde den Opfern helfen, wenn die Heiligen ihrerseits ihm eine Art Hilfstruppe zusagten.

Joseph Smith nahm dieses Angebot ernst und rekrutierte Männer für eine kleine Armee die dann als „Zionslager“ operierte. Brigham Young und Heber C. Kimball gehörten zu den ersten Freiwilligen, während Joseph, Brighams Bruder noch  zögerte, bis der Mormonenprophet ihm verhieß, dass er unversehrt wieder heimkehren werde.

Mit 25 Wagen beladen mit Waffen und Versorgunggütern   zogen sie - ungefähr 200 Männer , elf Frauen und sieben Kinder - am  4. May 1834 los.                                

Brighams Frau Mary Ann ging schwanger, doch er sah , dass sie, für die Zeit seiner Abwesenheit, bei ihrem Bruder Samuel Angell gut aufgehoben war.

(G.Sk. Immerhin handelte es sich um einen - überwiegend-  Fußmarsch von 1600 km in eine Richtung für den 45 Tage vorgesehen waren. Das bedeutete 36 km pro Wochentag. Doch oft gab es Hindernisse wie sumpfige Gegenden, oder Morast. Moskitos und Schlafmangel plagten die Tapferen, die wenn es gut ging, auch sechzig km pro Tag zurücklegen konnten. Ehrlichkeitshalber muss hinzu gefügt werden, dass viele unter den Mitgliedern in Missouri sich nicht gerade weise verhielten, indem sie prahlten, sie würden bald das Land dominieren. Damit schreckten sie die anderen ab: Die Alteingesessenen befürchteten auch politisch bald in die Hinterhand zu geraten. Einige Baptistenprediger  meinten irrtümlich oder gar bösartig, Joseph Smith habe den Anspruch erhoben ein Gott zu sein, den seine Leute, - die von vielen als überdurchschnittlich intelligent betrachtet wurden - anbeteten.)

Der damals sechzehnjährige George A. Smith schrieb eines abends in sein Tagebuch: „Der Tag war extrem heiß. Wir litten unter Durst und wir sahen uns gezwungen Wasser zu trinken in denen kleine Tiere umherschwammen. Wir lernten sie mit unseren Zähnen auszuseihen.“

Ein anderer merkte an: „Unsre Socken waren blutig nach dem Sechzigkilometermarsch. Wir stillten unseren Durst mit Buttermilch aus einem Eimer der verdächtig aussah. Roger Orson weigerte sich aus demselben Gefäß  für die Pferde zu trinken: Nun dann hättest du erst das Butterfass sehen sollen. Alle lachten und verlangten nach mehr.“

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