Ich bin traurig:
Michael Gorbatschow ist tot.
Nur wenige Deutsche wissen noch, dass er auf der XIX. Unionsparteikonferenz der KPdSU am 28. Juni 1988 in seinem umfangreichen Rechenschaftsbericht zum Erstaunen aller dort Anwesenden sein Bekenntnis zur Wahlfreiheit ablegte: Er sagte wörtlich:
“Eine Schlüsselposition innerhalb des neuen Denkens nimmt eben die Konzeption der Entscheidungsfreiheit ein... “ Neues Deutschland. 29. Juni 1988, S. 5
Bis heute befindet sich diese Ausgabe der SED Zeitung in meinem Besitz. Damals konnten wir Demokraten uns nicht genug darüber wundern und freuen, das im weiten Osten verbotene Wort im wichtigsten Presseorgan der roten Diktatoren zu lesen. Ein Wort wie ein Hammer im Laden der Lügen und der Fälschungen.
Wie sehr der kluge Gorbatschow sich doch damals irren sollte. Sein Volk war noch nicht reif für die Wahrheit. So heftig die besten Russen sich auch freuten, dass endlich, endlich - nach dem vergessenen Tauwetter das Nikita Chrustschow 1956 zuließ – wieder erwärmender frischer Wind durch den erneut stalinisch-muffigen Kreml zog.
Gorbatschow gewann zwar die Herzen der Tauben im Nu, während die Falken wüteten. Sie waren nicht bereit umzudenken – sie aber bildeten einen Block gegen ihre Entmachtung.
Ja, wenn Boris Jelzin – der Mann der mit plumper Autorität nun wiederum Gorbatschow überrollte - kein Alkoholiker gewesen wäre, wenn, wenn.
Ja, ich stand ihm für wenige Sekunden gegenüber, ein kurzer Blick ein schnelles Händeschütteln, dann ging Gorbatschow den mein Freund der katholische Demokrat und Dissident – damals Landtagspräsident in Mecklenburg-Vorpommern - Rainer Prachtl 1992 erfolgreich nach Neubrandenburg eingeladen hatte, zum Rednerpult auf dem Marktplatz.
Er war es, der im August 89 verbot noch einmal sowjetrussische Panzer gegen die geforderte Freiheit der Ostdeutschen in Gang zu setzen, wie 1953 in Berlin gegen den Arbeiteraufstand, wie 1956 in Ungarn als die Budapester für wenige Tage gegen die tiefroten Genossen in den Besitz der Macht kamen, wie im August 1968 in Prag wo das Volk gegen seine Gängelung rebellierte.
Später las ich seine Autobiographie. Von Anfang an wollte Michael Gorbatschow hoch genug hinauf gelangen um von oben herunter Macht auszuüben den Geist Stalins zurück in die Flasche zu schicken, aus der er in den Wirren des Bürgerkrieges entkommen konnte um sie alle umzubringen, die ihm einst halfen den Herrscherstab der Gnadenlosigkeit in Besitz zu nehmen.
Damals, 1988, bereits fast sechzigjährig blickte ich zurück auf mein Leben unter der Diktatur Adolf Hitlers und dann unter der Fuchtel von verlogenen Kommunisten, die jede „Volkswahl“ auf ihre Weise fälschte.
Nicht nur Menschen meines Glaubens: Alle wussten, dass der Kommunismus nicht eine Stunde lang auf eigenen Beinen stehen würde, gäbe es infolge eines uns zugestandenen Individualrechtes, die Möglichkeit der ungestraften freien Meinungsäußerung. Mit jeder Faser meines Seins wusste ich: Meine Entscheidungsfreiheit konnten die Roten beschneiden, meine Willensfreiheit niemals.
Wenn Sektenbeauftragte aller Couleur auch die „Mormonenlehren“ herabwürdigten, ich war stolz darauf Mitglied dieser verfemten Denomination zu sein, denn die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage lehrt offiziell, in Übereinstimmung mit den Lehren der christlichen Akademie zu Alexandria, des Jahres 200 : „Entscheidungsfreiheit ist die gottgegebene Fähigkeit und das Recht, selbst zu entscheiden und zu handeln. Die Entscheidungsfreiheit spielt im Erlösungsplan eine wesentliche Rolle. Ohne Entscheidungsfreiheit könnten wir weder lernen noch Fortschritt machen noch dem Erretter nachfolgen.“
Gorbatschows neue Prämisse musste, kraft seiner Sonderstellung, die Welt zu Besserem ändern. Mit einem einzigen Wort brach das lang erwartete Licht - ex oriente lux - tatsächlich aus dem Osten durch die dunklen Wolken der Kriegsgefahr, die ganz Europa bedeckten.
Michael Gorbatschow machte die Wiedervereinigung Deutschlands möglich.
Die das rückgängig machen möchten sagen unverblümt, dass sie den "Liberalismus" beseitigen wollen.
Leitziel des Liberalismus ist jedoch die Freiheit des Individuums gegenüber staatlicher Regierungsgewalt. Liberalismus richtet sich strikt gegen Staatsgläubigkeit, Willkür und den Missbrauch von Macht oder Herrschaft.
Ich war, bei aller angebrachten Bescheidenheit, immer stolz darauf Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zu sein. Sie lehrt offiziell, im Gegensatz zu Dogmen etwa des Protestantismus aber in Übereinstimmung mit den Lehren der christlichen Akademie zu Alexandria, des Jahres 200 : „Entscheidungsfreiheit ist die gottgegebene Fähigkeit und das Recht, selbst zu entscheiden und zu handeln. Die Entscheidungsfreiheit spielt im Erlösungsplan eine wesentliche Rolle. Ohne Entscheidungsfreiheit könnten wir weder lernen noch Fortschritt machen noch dem Erretter nachfolgen.“ Sinngemäß auch Buch Mormon 2. Nephi 2: 27
Die des geringsten Menschen Willensfreiheit beschneiden möchten, werden irgendwann bemerken, dass sie schließlich auf Zwergesgröße schrumpften. Jesaja sah es: Buch Jesaja 14: 14-15
1931-2022 Michael Gorbatschow: