Gemessen an theologischen Statements beider Hauptrichtungen heutigen Christentums, waren Tertullian, Hippolyt und Origenes Häretiker!
Oder ist es umgekehrt?
Fraglos erfuhr, 543, die bis dahin unter Christen
allgemein noch als Apostellehre geltende Theologie, eine, in diesem Ausmaß
damals noch unbekannte Ablehnung, sogar Verfluchung. Vornicänische Christenlehre,
wie sie insbesondere von Origenes bewahrt wurde, galt fortan als verboten und gilt
bis heute als inakzeptabel. Der Prozess der Änderung erfolgte allerdings nicht
lautlos.
„Den Akademikern kam nicht zum Bewusstsein, dass die christliche Lehre
ein Komplex von unveränderlichen, geoffenbarten Wahrheiten ist.“ Hertling „Geschichte der
katholischen Kirche bis 1740
„Die Bannflüche wurden ... unter dem unnachgiebigen Druck Kaiser
Justinians von sämtlichen Patriarchen unterzeichnet, einschließlich Papst
Vigilius’, der 544 eigens zu diesem Zwecke fast gewaltsam nach Konstantinopel
gebracht wurde. Mit ihrer Unterzeichnung reihte die Kirche den bedeutendsten
und herausragendsten Theologen des frühen Christentums, Origenes, aus w e
l t l i c h e n Gründen unter die ketzerischen Irrlehrer...“ Hermann Bauer „Der
Einfluss Ostroms“
Politisch orientierter Zorn Kaiser Justinians (482-565) verursachte
mit der Einberufung seiner Ostsynode erhebliche Weiterungen des von Kaiser
Konstantin begonnenen Werkes der Umformung - der Deformierung - des Originals.
Alle Althistoriker christlicher Fachkreise wissen, dass
der Begriff „Origenismus“ unberechtigt diffamiert, denn „eine ganze Generation von Theologen ist ... durch seine
Schule gegangen... mehrfach holte man Origenes zur Widerlegung von Häretikern,
die sich seinen Argumenten meistens beugten...“ Franz Schupp „Geschichte der Philosophie im Überblick“
Im Hinblick auf die Bewertung der Theologie der erwähnten
drei Gewährsleute beweisen bereits wenige Beispiele die Tatsache, dass entweder
sie oder die Lehrer der nachnicänischen Kirchen der Kategorie Häretiker
zuzurechnen sind. Raum für eine dritte Rubrik ist nicht vorhanden. Jeder
Gläubige der christlich-ökumenischen Kirchengemeinschaft war seit 543 und ist
bis zur Stunde, sowohl der Willkür justinianischer Änderungen wie dem Nicänum
verpflichtet, und dass, obwohl gerade dieses Bekenntnis einen gravierenden
Grundwiderspruch enthält: „...Denn wie wir gezwungen
sind, in christlicher Wahrheit jede einzelne Person für sich als Gott
und als Herrn zu bekennen, so verbietet uns der katholische Glaube, von drei
Göttern oder Herren zu sprechen.“ Text
Athanasianum
Wer durfte allen Ernstes behaupten der katholische Glaube
sei höherwertig als die „christliche Wahrheit“? Bezogen auf den sogenannten und
aus aktuellen Gründen verfemten „Mormonismus“, der identisch mit den
Überlieferungen Tertullians, Origens und Hippolyts ist, erweisen sich folgende
Behauptungen als unhaltbar:
1.
„Wer die eigene Christologie
ernst nimmt, muss feststellen: Gotteslehre und Christologie der HLT (der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage – der „Mormonen“)
sind nicht christlich.“ Dr. Kai Funkschmidt, September 2015,
Materialdienst
…, weil sie glauben, dass es eine Mehrheit Götter
gibt, und, dass jeder Mensch der Christi Gebote hält „vergottet“ werden kann.
„Tertullians (160-220)
Bemerkung ad Praxean c. 13 und 19. c. 13 (bestätigt jedoch die „Gotteslehre
der HLT“): "Wir lehren allerdings zwei, den Vater und den Sohn und
eigentlich drei mit dem heiligen Geist, entsprechend dem Wesen der
Ökonomie, die eine Mehrzahl bedingt... dennoch nehmen wir den Ausdruck
zwei Götter und zwei Herren niemals in den Mund." 13) c. 19: "Um
ihnen (d. h. den Häretikern) kein Ärgernis zu geben, haben wir den Grund
angegeben, warum man doch nicht von zwei Göttern und Herren spricht...“ Max
Mühl „ZUM PROBLEM DER CHRISTOLOGIE IM ,OCTAVIUS' DES MINUCIUS FELIX“ 1968
„Origenes
lehrte die Trennung Gott Vater - Gott Sohn - Gott Heiliger Geist.“ Arbeitskreis
Origenes.
„Kein Theologe vor der Entstehung des
Arianischen Streits - weder in der Ost- noch in der Westkirche - betrachtete
den Sohn nicht irgendwie als dem Vater untergeordnet.“
R. P. C.
Hanson „The Search for the Christian Doctrine of God “
2.
Behauptung: „Christen
sollten sich auch in Deutschland von der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der
Letzten Tage“ distanzieren, da diese unter anderem die Trinität Gottes ablehne
und die Überzeugung vertrete, alle Mormonen könnten Gott werden.“ PRO Das christliche Medienmagazin, 6. April 2016.
Wie erwähnt kennt die Bibel die
Trinitätslehre nicht, was moderne Theologen durchaus einräumen: „Die
Bibel entfaltet keine Trinitätslehre. Es existiert kein Kapitel in der Heiligen
Schrift, das dieses anscheinend wichtige Thema aufgreifen würde. Viele
Kirchengemeinden, die sich allein auf die Schrift berufen, sehen dieses Dogma
als einen wesentlichen Bestandteil ihrer Glaubenslehre. Wie konnte es
sein, dass keiner der Apostel sich mit diesem dogmatischen Thema befasste?“
Aleksandar Vuksanović „Entwicklung der Trinitätslehre in den ersten drei
Jahrhunderten“ St. Galler Studientag 2016
Abgesehen von der Unredlichkeit der Aussage
„alle Mormonen könnten Gott werden.“, lehrte die Kirche zur Zeit Hippolyts bis
ins 6. Jahrhundert hinein „mormonisch“: „Den Menschen schuf der (Logos)
als solchen; will der Mensch Gott werden, so muss er ihm gehorchen.“ Joseph
Langen „Geschichte der römischen Kirche “
„... der
Gedanke der Vergottung (der Menschen die Christi Gebote halten), war der letzte
und o b e r s t e gewesen; nach Theophilius, Irenaeus, Hippolit und Origenes
findet er sich bei allen Vätern der alten Kirche, bei Athanasius, bei den Kappadoziern,
Appolinares, Ephraim Syrus, Epiphanius u.a“ Adolf
von Harnack „Lehrbuch der Dogmengeschichte“
„… der Kern der Inkarnationslehre des
Athanasius lautet: „Christus, das Göttliche Wort, „wurde Mensch, damit wir
vergöttlicht würden...“ Benedikt XVI. Vatikan,
Generalaudienz, 20. Juni 2007
„... Manche schätzen nicht, was
wir sagten, indem wir den Vater als den einen wahren Gott hinstellten und
zugaben, dass andere Wesen neben dem wahren Gott Götter werden konnten, indem
sie an Gott teilhatten.“ Origenes Kommentar zu Joh.:
2:3
Die Kabbalisten, (Anhänger der jüdischen Mystik) lehrten, wie
Joseph Smith (Lehre und Bündnisse 130: 19) : „...Jeder gute... Gedanke und jedes ebensolche Tun zeugt
unverlierbare geistige und reale Energien (bis zur) Veredlung und Emporhebung
in die reinen Höhenregionen, (tätig) an der immer fortschreitenden
Vergottung.“ Erich Bischoff „Kabbala”