Donnerstag, 21. September 2023

Die „Häresien“ Tertullians (160…) Origenes (185-254) und Hippolyts (… 236)

Gemessen an theologischen Statements beider Hauptrichtungen heutigen Christentums, waren Tertullian, Hippolyt und Origenes Häretiker!

Oder ist es umgekehrt?

Fraglos erfuhr, 543, die bis dahin unter Christen allgemein noch als Apostellehre geltende Theologie, eine, in diesem Ausmaß damals noch unbekannte Ablehnung, sogar Verfluchung. Vornicänische Christenlehre, wie sie insbesondere von Origenes bewahrt wurde, galt fortan als verboten und gilt bis heute als inakzeptabel. Der Prozess der Änderung erfolgte allerdings nicht lautlos.

„Den Akademikern kam nicht zum Bewusstsein, dass die christliche Lehre ein Komplex von unveränderlichen, geoffenbarten Wahrheiten ist.“ Hertling „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740

„Die Bannflüche wurden ... unter dem unnachgiebigen Druck Kaiser Justinians von sämtlichen Patriarchen unterzeichnet, einschließlich Papst Vigilius’, der 544 eigens zu diesem Zwecke fast gewaltsam nach Konstantinopel gebracht wurde. Mit ihrer Unterzeichnung reihte die Kirche den bedeutendsten und herausragendsten Theologen des frühen Christentums, Origenes, aus w e l t l i c h e n Gründen unter die ketzerischen Irrlehrer...“ Hermann Bauer „Der Einfluss Ostroms“

Politisch orientierter Zorn Kaiser Justinians (482-565) verursachte mit der Einberufung seiner Ostsynode erhebliche Weiterungen des von Kaiser Konstantin begonnenen Werkes der Umformung - der Deformierung - des Originals.

Alle Althistoriker christlicher Fachkreise wissen, dass der Begriff „Origenismus“ unberechtigt diffamiert, denn „eine ganze Generation von Theologen ist ... durch seine Schule gegangen... mehrfach holte man Origenes zur Widerlegung von Häretikern, die sich seinen Argumenten meistens beugten...“    Franz Schupp „Geschichte der Philosophie im Überblick“

Im Hinblick auf die Bewertung der Theologie der erwähnten drei Gewährsleute beweisen bereits wenige Beispiele die Tatsache, dass entweder sie oder die Lehrer der nachnicänischen Kirchen der Kategorie Häretiker zuzurechnen sind. Raum für eine dritte Rubrik ist nicht vorhanden. Jeder Gläubige der christlich-ökumenischen Kirchengemeinschaft war seit 543 und ist bis zur Stunde, sowohl der Willkür justinianischer Änderungen wie dem Nicänum verpflichtet, und dass, obwohl gerade dieses Bekenntnis einen gravierenden Grundwiderspruch enthält: „...Denn wie wir gezwungen sind, in christlicher Wahrheit jede einzelne Person für sich als Gott und als Herrn zu bekennen, so verbietet uns der katholische Glaube, von drei Göttern oder Herren zu sprechen.“ Text Athanasianum  

Wer durfte allen Ernstes behaupten der katholische Glaube sei höherwertig als die „christliche Wahrheit“? Bezogen auf den sogenannten und aus aktuellen Gründen verfemten „Mormonismus“, der identisch mit den Überlieferungen Tertullians, Origens und Hippolyts ist, erweisen sich folgende Behauptungen als unhaltbar:

1.      „Wer die eigene Christologie ernst nimmt, muss feststellen: Gotteslehre und Christologie der HLT (der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage – der „Mormonen“) sind nicht christlich.“  Dr. Kai Funkschmidt, September 2015, Materialdienst       

…, weil sie glauben, dass es eine Mehrheit Götter gibt, und, dass jeder Mensch der Christi Gebote hält „vergottet“ werden kann.

Tertullians (160-220)  Bemerkung ad Praxean c. 13 und 19. c. 13 (bestätigt jedoch die „Gotteslehre der HLT“): "Wir lehren allerdings zwei, den Vater und den Sohn und eigentlich drei mit dem heiligen Geist, entsprechend dem Wesen der Ökonomie, die eine Mehrzahl bedingt... dennoch nehmen wir den Ausdruck zwei Götter und zwei Herren niemals in den Mund." 13) c. 19: "Um ihnen (d. h. den Häretikern) kein Ärgernis zu geben, haben wir den Grund angegeben, warum man doch nicht von zwei Göttern und Herren spricht...“ Max Mühl „ZUM PROBLEM DER CHRISTOLOGIE IM ,OCTAVIUS' DES MINUCIUS FELIX“  1968   

 „Origenes lehrte die Trennung Gott Vater - Gott Sohn - Gott Heiliger Geist.“ Arbeitskreis Origenes. 

 „Kein Theologe vor der Entstehung des Arianischen Streits - weder in der Ost- noch in der Westkirche - betrachtete den Sohn nicht irgendwie als dem Vater untergeordnet.“  R. P. C. Hanson „The Search for the Christian Doctrine of God “    

2.      Behauptung: „Christen sollten sich auch in Deutschland von der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ distanzieren, da diese unter anderem die Trinität Gottes ablehne und die Überzeugung vertrete, alle Mormonen könnten Gott werden.“ PRO Das christliche Medienmagazin, 6. April 2016.

Wie erwähnt kennt die Bibel die Trinitätslehre nicht, was moderne Theologen durchaus einräumen: Die Bibel entfaltet keine Trinitätslehre. Es existiert kein Kapitel in der Heiligen Schrift, das dieses anscheinend wichtige Thema aufgreifen würde. Viele Kirchengemeinden, die sich allein auf die Schrift berufen, sehen dieses Dogma als einen wesentlichen Bestandteil ihrer Glaubenslehre. Wie konnte es sein, dass keiner der Apostel sich mit diesem dogmatischen Thema befasste?“ Aleksandar Vuksanović „Entwicklung der Trinitätslehre in den ersten drei Jahrhunderten“ St. Galler Studientag 2016

Abgesehen von der Unredlichkeit der Aussage „alle Mormonen könnten Gott werden.“, lehrte die Kirche zur Zeit Hippolyts bis ins 6. Jahrhundert hinein „mormonisch“: „Den Menschen schuf der (Logos) als solchen; will der Mensch Gott werden, so muss er ihm gehorchen.“ Joseph Langen „Geschichte der römischen Kirche “  

„... der Gedanke der Vergottung (der Menschen die Christi Gebote halten), war der letzte und o b e r s t e gewesen; nach Theophilius, Irenaeus, Hippolit und Origenes findet er sich bei allen Vätern der alten Kirche, bei Athanasius, bei den Kappadoziern, Appolinares, Ephraim Syrus, Epiphanius u.a“ Adolf von Harnack „Lehrbuch der Dogmengeschichte“ 

 „… der Kern der Inkarnationslehre des Athanasius lautet: „Christus, das Göttliche Wort, „wurde Mensch, damit wir vergöttlicht würden...“ Benedikt XVI. Vatikan, Generalaudienz, 20. Juni 2007 

„... Manche schätzen nicht, was wir sagten, indem wir den Vater als den einen wahren Gott hinstellten und zugaben, dass andere Wesen neben dem wahren Gott Götter werden konnten, indem sie an Gott teilhatten.“ Origenes Kommentar zu Joh.: 2:3 

Die Kabbalisten, (Anhänger der jüdischen Mystik) lehrten, wie Joseph Smith (Lehre und Bündnisse 130: 19) : „...Jeder gute... Gedanke und jedes ebensolche Tun zeugt unverlierbare geistige und reale Energien (bis zur) Veredlung und Emporhebung in die reinen Höhenregionen, (tätig) an der immer fortschreitenden Vergottung.“  Erich Bischoff „Kabbala”