Der Erste Russe
Am 30. April um acht Uhr morgens heulte
etwas. Gleichzeitig bebte das alte Fachwerkhaus Langestraße 17. Die feindliche
Granate flog vermutlich nur wenige Meter an den oberen Fenstern unserer Wohnung
vorbei. Bevor ich nachdenken konnte, krachte es. Zwei Menschen, die auf der
Straße in der Nähe des Rathauses standen und hinausschauten, wurden, wie ich
nur Minuten später sah, in Stücke gerissen.
Gegen zehn Uhr vormittags radelten zwei
Soldaten die Wilhelmstraße entlang, wo Gerda und Richard wohnten. Ein Offizier
der Marine und ein Unteroffizier der Wehrmacht zeigten ihre Maschinenpistolen
und prahlten damit, 50 weitere Soldaten der Roten Armee „niedergemäht“ zu
haben. Sie schauten auf ihre Uhren. Das musste etwas bedeuten. Aber was?
Ein Fenster öffnete sich. Zu den vielen weißen
Fahnen, die bereits an zahlreichen Fenstern um uns herumhingen, kam noch eine
weitere hinzu. Wütend schrie der Unteroffizier. „Das ist
Feigheit. Wir halten immer noch die Stellung!“ Sie fuhren weg in
Richtung Hafen. Richard zog mich mit sich, ins Haus. Im Flur sah Gerda mich
wieder seltsam an. Ihr Blick regte mich zu neuen, bislang unbekannten Gedanken
an: Was sagten ihre Augen? Hat sie mich wortlos gefragt? „Du und nicht die
Russen?“ Richard ging irgendwohin durch die Küchentür. Wir blieben. Wie
schön sie aussah. Gerda sagte nun flüsternd: „Wenn dich keine will,
nehme ich dich.“ Angst öffnete ihren Mund. Aus Zeitungsberichten der
nationalsozialistischen Presse wussten wir, dass die brutalen unter den
Eroberer Frauen wie wilde Tiere jagten. Sie standen bereits an der Schwelle Meine
Fantasie übernahm kurzfristig die Oberhand. Wir verharrten in Ungewissheit.
Mein Freund kam zurück und schimpfte vor sich hin, weil er das Brot nicht fand.
Da…! Ein ungeheurer Knall... Das Ungeheuer überfiel uns mit tödlicher Wucht.
Eine Detonation die nur eine Riesenbombe erzeugen konnte hatte uns zu Boden
geworfen. Wir lagen wie betäubt auf den Dielen. Wir erwarteten die nächste
Explosion. Die erste musste in unmittelbarer Nachbarschaft gewaltigen Schaden verursacht
haben. Langestraße 17 war nur einhundert Meter von uns entfernt. „Mutter!“ Meine
Geschwister Helga und Helmut... Sofort wollte ich mir Gewissheit
verschaffen und sei sie noch so schrecklich. Egal ob und wo es nun kracht. Wie
ein Irrer warf ich mich gegen die Haustür, die sich nicht öffnen ließ. Und wenn
ich sie aus den Trümmern herausholen muss, ich will es wissen. Erst als Richard
und Gerda mir kraftvoll halfen die verklemmte, nach außen öffnende Tür zu
überwinden sollte es gelingen. Mit fliegenden Beinen kam ich
an. Unser Haus stand unversehrt da. Aber die großen Schaufenster der
uns gegenüberliegenden Reuscheldrogerie waren zerborsten. Überhaupt, alle
großen Scheiben lagen in Scherben oder ragten gespenstisch als Splitter vor
mir. Gottseidank. Wenn das alles war. Kaum getröstet, rief eine hohe
Stimme: „Sie haben die Peenebrücke gesprengt.“
Foto Ostseezeitung
Ich ging, obwohl erschüttert bis ins Innerste, nicht hinein in unser Haus. Mich trieb es vorwärts. Ich wollte sehen, solange ich noch existierte. Wohin ich auch kam, überall dasselbe, es betraf weniger die kleinen Fenster. Zunächst irrte ich ziellos umher. Irgendwie wuchs, alledem zum Trotz, in mir die Lust zu leben. Wolgast war mit diesem Schlag, wenn auch vielleicht nur für wenige Minuten oder Stunden zur gesetzlosen Zone geworden. Niemandsland. Es gab weder die Polizei noch eine andere Ordnungsmacht mehr. Die glassplittrigen Öffnungen der Lebensmittelläden und des Gaugergeschäftes für Konfektions- und Schuhwaren am Marktplatz luden mich, nachdem ich umherstreunte, zur Selbstbedienung ein. Ich widersprach mir nicht, ging die wenigen Schritte eiligst und betrat ungeniert den Bereich für Herrenkleidung zur Rechten. Ich gehörte nicht zu den Ersten, sah die magere Ausstattung des Ladens. Im Begriff schamlos zuzugreifen und zu klauen was mir begehrenswert erschien, beeinflusste mich ein schon früher erlebtes Gefühl das mir im Klartext sagte: „Tu es nicht!“ Das erstaunte und lähmte mich, zunächst, - bis ich mir dreist herausnahm zu sagen: Ach was. Sei nicht so dumm. Es strömten immer mehr Leute ins mittlerweile sperrangelweit geöffnete Geschäft hinein. In kurzem Moment sah ich. im Geist, das noble Gesicht des Besitzers Heller vor mir, wie er an der Kasse sitzt, während meine Mutter den Betrag entrichtet für meinen neuen Anzug mit den Knickerbockerhosen, den ich mehr oder weniger stolz ab 1943 sonntags trug. Die feine, leicht gezogene Nase verlieh diesem ruhigen Gesicht eine selten anzutreffende natürliche Vornehmheit. Mir schien, er schaute zu, wie ich eine leichte, grüne Alltagshose an mich nahm. Die herumwirbelnden Menschen kamen mir nun sekundenlang vor wie irrsinnig Tanzende. Einige zankten sich. Alles raste, die Gedanken, das Blut, die Frauen. Mein Lebensgefühl wankte. Meine Wünsche wechselten hin und her. Jetzt ist jetzt. Eine gute Zukunft wird es nicht geben. Das war nun gewiss. Dennoch blieb das Licht der Hoffnung hartnäckig, während andere Wolgaster in tiefem Pessimismus sich und ihren Kindern Steine um die Hals banden, um miteinander in die Peene zu springen. Mir schien zwischendurch, auch ich sei verrückt geworden. Es war ein stetes hin und her. Man muss doch ordentlich handeln. Und dann wieder: Mache ab jetzt mehr aus deinen Chancen, falls es noch mehr geben sollte. Die Hose noch in der Hand verließ ich den schrecklichen Ort. Ich wollte sie nicht mehr haben und legte sie auf die offene Luke zum Kellereingang, von wo sie bald verschwand. Inkonstant, wie ich war, kam nur Minuten später freche Furchtlosigkeit über mich: Mundraub ist erlaubt! Zum Kuckuck, es muss doch bei Anderson versteckte Schokolade oder wenigstens Bonbon geben. Von Ersterem gar nicht zu reden hatte ich seit Jahren edle Süßigkeiten entbehrt. Während der Zeit vor unserer Verschickung nach Groß Mölln bin ich an der Fassade das Hauses hochgeklettert und durch das obere, immer offenstehende Fenster in die sonst verschlossene Wohnung eingedrungen um Mutters Zuckerdose um einige Gramm zu erleichtern. So rannte ich los um nur nicht der Allerletzte zu sein. In der Tat, mindestens zwanzig Frauen suchten dasselbe wie ich, oder nur Margarine, Zucker oder Grieß. Natürlich, wegen der zunehmenden Ungewissheit, mussten sie etwas heimtragen, das die Kinder benötigten. Fast rücksichtslos mischte ich mit. Ich wusste noch nicht, dass ein verletztes Gewissen mit der Verkleinerung seines Potentials einhergeht, und, dass es durch stete Misshandlung sogar zu seinem Verstummen gebracht werden kann. Ich fand ein verstecktes Margarineregal. Über meinem Kopf schrie jemand: „Ich habe es gewusst!“ Jemand griff danach. Frauen rissen dem Mann der auf der Leiter stand den Pappeimer aus den Händen. Der Karton zerbrach und die Kaffeebohnen fielen auf meinen Kopf und rieselten zu Boden. Eine schwanger gehende Frau fing an, Gläser durch die Luft zu werfen, voller Wut, weil sie nur Rote Bete enthielten und nicht gewünschtes Obst. Wo immer die Gefäße landeten, wurde der Boden dunkel gefärbt. Höllisches Spektakel. Der Ladenbesitzer, Herr Anderson, erschien am Tatort. Er war ein kleiner 50-jähriger Mann mit großem kahlem Kopf. "Meine Damen! Meine Damen!" klagte er und rang seine weißen Hände. Eine der Frauen kam auf ihn zu: „Ich bin nicht ihre Dame!“ Sie warf ihm eins der Gläser vor die Füße. Der arme Mann, jetzt mit Saft bespritzt, schnappte nach Luft. Doch wie sollten Männer jemals die Ängste der Frauen in dieser Zeit, der auf uns zu rückende russische Invasion, wirklich verstehen? „Die Feindarmee wird kommen und wir sind deren Opfer!“ Ungesagt stand dieses Wort in voller Brutalität im Raum. Im Durcheinander hatte ich es geschafft, 16 Stücke – zu pfundteilen quadratisch eingewickelte – Margarine einzusammeln, die ich, verpackt in einer Schachtel, nach Hause trug. Dann kehrte ich zurück, um einen weiteren Diebstahl zu begehen, ohne mich fortan mehr um mein Gewissen zu kümmern. Aber, als ich um die Ecke unserer Straße bog, und meinen 9-jährigen Bruder Helmut mit einem großen runden Käse sah, der fast so hoch war wie er selbst, packte es mich. Er kam den sanften Hang der Straße hinunter und rollte das Raubgut, das ja einem Rad glich direkt auf mich zu. Nicht viel weiter die Straße hinauf befand sich der aus mehreren Stockwerken bestehende Großvorrat an Lebensmitteln von Herrn Kriwitz. Dort, wie überall sonst, beging die Bevölkerung aus Panik Ladendiebstahl in erheblichem Umfang, in der möglicherweise zutreffenden Annahme alles würde sonst in Russenhände fallen. Es wäre leicht gewesen, einem 9-Jährigen solchen Besitz wegzunehmen. Doch das geschah nicht Das Bild meines kleinen Bruders und des riesigen Käselaibs wird für immer in meinem Gedächtnis haften bleiben. Der kleine blonde Wuschelkopf lachte mich an. „Nein“, dachte ich, „warte. Hier stimmt etwas ganz und gar nicht.“ Die Erkenntnis, dass das, was wir getan hatten, doch nicht richtig war, und die Forderung, den Käse zurückzugeben, fielen im selben Atemzug. „Das ist Diebstahl“, schnappte ich. Er erwiderte meine Reaktion mit einem unbekümmerten Grinsen. Für ihn hatte der Beutezug einfach Spaß gemacht. Schließlich erforderte das Rollen eines so großen Objekts einiges an Geschick. Er gehorchte. Allerdings entwickelte sich in mir nun ein völlig anderes Konzept. Ich kam zu dem Schluss, dass ich alles, was wir mitgenommen hatten, zurückgeben musste, und genau das habe ich auch getan, denn schlagartig wusste ich: Selbst die schlimmsten Russen würden uns nicht verhungern lassen. Aber, wenn wir alles vorzeitig aufteilen wird es zu selbstverschuldeten Engpässen kommen. Plötzlich wollte ich wieder ein guter Deutscher sein.
Neugierig verließ ich eine gute Stunde später den
Keller, in dem die Frauen angsterfüllt, vor dem was ihnen nun drohte, dasaßen. Nur
ein paar Minuten später sah ich den ersten russischen Soldaten. Er
bog von der Breiten Straße kommend in die Lange Straße, wo ich vor dem
Besch-Uhrenmacher-Geschäft so gut wie sorglos und neugierig abwartete. Der
große ältere Soldat kam die Waffe auf mich gerichtet näher und ich schaute dann
in den höchstens drei Meter entfernten schwarzen Lauf seiner Armeepistole. Ich
war erstaunt, weil ich eine ganz andere Vorstellung vom Feind hatte, und, weil
ich keine Angst empfand. Jahrelang hatte ich der Nazi-Propaganda zugehört, die
von den Sowjets, das Bild von minderwertigen Menschen zeichnete. Zudem hatte
ich die halb verhungerten, zerlumpten, elend dahin taumelnden Kreaturen
gesehen. Wie Vieh wurden sie durch Wolgast in weiter westwärts liegende
Gefangenenlager getrieben. Alles junge Russen mit bleichen Gesichtern.
Erbarmungslos, wie ich damals noch war, erkannte ich in ihnen nicht meine
Mitmenschen. Jetzt jedoch traf mich der Gedanke: „da
befindet sie ein Held vor dir!“ Er trug einen hohen Hut aus dunklem
Lammfell und über seiner Uniform einen weiten schwarzen Umhang. Er verzog keine
Miene. Rundherum gab es Fenster, Türen und Ecken, aus denen
ein tödlicher Schuss abgefeuert werden konnte. Er ging leichtfüßig weiter als
sei ich Luft, zeigte keine Eile und schaute beim Weitergehen weder nach links
noch nach rechts. Meine Augen folgten ihm nachdenklich. Lange nachdem er
verschwunden war, blieb ich stehen, und fragte mich: „Sind sie wirklich
so?“ Mir war noch nicht klar, dass es nicht die Uniform, nicht das Aussehen
war, das Gut vom Böse trennte. So habe ich in nur wenigen Augenblicken eine der
wichtigsten Lektionen meines Lebens gelernt. So seltsam es auch erscheinen mag.
Irgendwie fühlte ich mich zu diesem Fremden hingezogen – wenn auch nur für ein
paar Sekunden. Mir wurde klar, wie falsch meine Einstellung mein bisheriges
Leben hindurch gewesen war. Nur etwa eine dreiviertel Stunde später sah ich
einen deutschen Fallschirmspringer, der seinen runden Stahlhelm in der Hand
trug, und einen jungen russischen Offizier in Uniform. Ich ging etwas näher
heran. Sie diskutierten, vor dem Gaugergeschäft, über die Zukunft und die
Frage, was aus Deutschland werden würde, nachdem das Dritte Reich der Ära Adolf
Hitler zusammengebrochen war. Die überraschende Antwort des fließend
deutschsprechenden russischen Journalisten lautete: „Wir brauchen
etwas, das alle Nationen zusammenhält.“ Da traf es mich! „Wir
brauchen etwas, das alle Nationen friedlich zusammenhält.“ Mir schien
ich würde Zeit überspringen. Ich sah Zusammenhänge. Ich vernahm noch, dass der
gefangene Fallschirmjäger die implizite
Einladung nicht ablehnte… „Es muss eine neue Ideologie geben!“
Das war es…Es betraf uns allesamt. Aber dann!
Nur eine Stunde später rollten auf zahllosen primitiven Panje-wagen hunderte
vielleicht tausende neue Soldaten ganz anderer Art in unsere Stadt hinein.
Horden hemmungsloser, wilder Männer füllten
die Straßen. Ich überredete den alten Herrn Gottschalk, auch „Leller“ genannt,
unseren Helfer in unserer kleinen Firma, mit mir die neue Szene zu erkunden.
Zuerst war er überrascht, dass ihn die Russen nicht belästigten. Es dauerte
jedoch nicht lange, bis ein sehr junger Rotarmist, gekleidet in ein dünnes,
dunkelgrünes Baumwollhemd, dem gebeugten, rheumatischen alten Mann die goldene
Uhr abnahm. Zwei große Tränen rollten über die faltigen Wangen, während er sich
umdrehte und gestützt auf seinem Stock, nach Hause humpelte. Was er verloren
hatte, war, außer seinem Bett, sein einziger Besitz gewesen. Schreiende Frauen
stürmten an uns vorbei, Soldaten verfolgten sie. Ein Schuss fiel und wir traten
beiseite, um die wütende Menge von Räubern und Vergewaltigern an uns
vorbeizulassen. Meine Verwirrung über alles, was ich gesehen hatte, war so
groß, dass ich reflexartig meine rechte Hand hob und „Heil, Hitler“ rief,
als ein älterer russischer Offizier auf mich zukam. Der Mann in seiner grünen
Uniform muss meinen Schock bemerkt haben. Er hätte über einen solchen Ausbruch
verärgert sein und mich auf der Stelle erschießen können – schließlich befanden
wir uns immer noch im Krieg! Fast Erwachsene wie ich standen noch unter
Verdacht, im Dienst des „Werwolfs“ zu stehen, einer Gruppe die seit 44 unter
diesem Geheimzeichen in Russisch eroberten Gebieten weiterkämpfen sollte: Und
ich Narr, habe meinen faschistischen Hintergrund gezeigt. Er sah mich, zum
Glück, lediglich kopfschüttelnd an, hob den Zeigefinger mahnend wie ein weiser
Vater, lächelte überlegen, und legte denselben Finger an die Stirn, drehte sich
um und ging weiter. Später traten mir andere Soldaten mit ihren Stiefeln in den
Hintern, nur weil ich sie auf meine zugegeben etwa dreiste Weise anschaute. Als
die Schießereien und Artilleriegefechte zwischen Deutschen – die auf der uns
gegenüberliegenden Peene noch meinten kämpfen zu müssen – und den Russen erneut
begannen, flohen wir zurück in unseren Keller. Dort saßen wir zwei Tage und
Nächte lang in völliger Dunkelheit auf Holzbänken und lauschten den Explosionen.
Die Frauen achteten voll zusätzlicher Angst auf jedes Geräusch, das von oben
kam. Wurde die Haustür geöffnet? Würden deren Schritte in den Keller führen?
Würden Bestien in Menschengestalt sie angreifen?
Am dritten Tag kam eine große jüngere Dame
hinzu. Sie setzte sich neben mich, weinte und erzählte den anderen Frauen in
meiner Gegenwart, dass sie vergewaltigt worden war, wie sie geflohen sei und
sich versteckt hielt. Ich erfuhr Dinge die mir neu waren. In ihrer
Verzweiflung erinnerte sie sich an die Langestraße 17 und Frau Stolp, unsere
Nachbarin. Sie hoffte, dort Schutz zu finden, denn die alte Dame war Mitglied
der Kommunistischen Partei und eine persönliche Freundin von Rosa Luxemburg
gewesen. Sie musste Sonderstatus genießen. Nur Frau Stolp konnte sie beschirmen.
Wie es das Schicksal wollte, war die Altkommunistin zwei Tage zuvor verstorben.
Sie stürzte die steile Treppe herunter die zu ihrer Wohnung führte. Da die flüchtende
Dame Angst hatte, sich noch einmal auf die Straße zu wagen, saßen wir
nebeneinander im kalten, dunklen Keller. Ich fand es äußerst angenehm zu
wissen, dass meine Knie zu einem Kissen für ihren Kopf geworden war. Völlig
erschöpft weinte sie sich in den Schlaf. Mehrmals in der Nacht zuckte ihr
Körper vor Angst. Sanft fuhr ich mit meiner Hand über ihren Kopf und ihre
Wange, um sie zu beruhigen.
In der fünften oder sechsten Nacht schienen
die Geräusche von draußen nicht mehr so heftig zu sein, also beschloss ich,
wieder nach oben zu gehen, um endlich, endlich wieder in meinem Bett zu
schlafen. Der alte Freund „Leller“ tat dasselbe. In der Ferne, einige hundert
Meter entfernt, hörten wir noch immer das Grollen berstenden Granaten. Im Handumdrehen
fielen wir in den tiefen Schlaf.
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