Oliver Cowdery - der neben Joseph Smith zweitwichtigste Mann in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten - hatte infolge der Kirtlandkrise sein Vermögen verloren. Verständlicherweise äußerte er sich negativ über die Fähigkeiten einiger Kirchenführer – was die Verwaltung der Kirtlandbank betraf – .
Das nahmen ihm einige übel.
Oliver lehnte zudem strikt, die von Joseph Smith gelehrte und praktizierte Mehrehe, ab.
In den Apriltagen 1838 gingen die Wogen hoch.
Hitzköpfe auf beiden Seiten forderten ein Anhörung Olivers als den stellvertretenden Präsidenten der Kirche. Damit fühlte er sich in seiner Ehre angegriffen und verweigerte seine Anwesenheit. Stattdessen schickte er einen knappen Brief, in dem er sein Bedauern ausdrückte , dass es Meinungsunterschiede gab. Er erklärte aber, dass er nicht bereit sei, hinzunehmen, dass ehrgeizige Leute in ihren Reihen aufkamen, die versuchten sich in seine geschäftlichen Angelegenheiten einzumischen oder seine bürgerlichen Freiheiten zu beschränken.
Weit von Kirtland entfernt fand der Hohe Rat von Far West, Missouri, Olivers Ansichten seien nicht akzeptabel.
Er wurde sofort exkommuniziert.
Die aktiven Feinde der Kirche frohlockten. Dies sei das Ende des „Mormonismus“:
Nun sei der Hauptzeuge aus dem System ausgebrochen, jetzt muss es in sich zusammenfallen.
Im folgenden Sommer kam es auf Wunsch von Thomas B. Marsh zu einem Treffen und Gespräch mit Oliver Cowdery und David Whitmer.
Marsh, inzwischen selbst ein von der Kirche Abgefallener – ehemals Präsident des Quorums der Zwölf -, fragte die beiden Zeugen, ob sie noch immer an ihrem Glauben festhielten, ob sie zu ihrem veröffentlichten Zeugnis im Buch Mormon stünden. Immerhin behaupteten beide (wie auch Martin Harris) ein Engel namens Moroni sei ihnen erschienen und hätte des Buches Wahrheit bestätigt.
Sowohl David als auch Oliver bentworteten die Frage nachdrücklich mit „Ja“.
Quelle: History of Tho[ma]s Baldwin Marsh,” Deseret News, 24. March 1858,
Auch diese Aussage führte dazu, dass Thomas B. Marsh, nachdem er Jahre später einen Schlaganfall erlitt, sich erneut der Kirche anschloss, indem er zuvor den weiten Weg von Ohio nach Utah bewältigte.
Im Herbst 1838 kehrte das Ehepaar Cowdery zurück nach Kirtland und wohnte fortan nahe seinem Bruder Lyman, der nicht der Kirche angehörte. Dort setzte Oliver sein Jurastudium fort. 1840 erhielt er die Zulassung als Rechtsanwalt.
Elizabeth Ann und Oliver
In der Zwischenzeit hielten verschiedene Kirchenführer ständigen Kontakt zu Oliver. So wurde Cowdery mindestens drei Jahre lang besucht von seinem Schwager Phineas H. Young (Bruder Brighams), der offiziell berichtete Oliver ginge es gut, „sein Herz sei immer noch auf der Seite seiner alten Freunde.“
Quelle Phineas Young, with postscript by Oliver, to Willard Richards and Brigham Young, 14 December 1842
Phineas gab seiner Überzeugung Ausdruck, dass Bruder Cowdery durchaus gewillt sei zurückzukehren. Als Joseph Smith diesen und weitere Berichte vernahm,redete er dem Kollegium der Zwölf Apostel zu, Cowdery zur Rückkehr in die Gemeinschaft der Kirche aufzurufen.
Cowdery teilte dem Kollegium mit, seine Unzufriedenheit sei hauptsächlich auf aggressive Mitglieder der Kirche in Missouri, die ihm gedroht hätten, zurückzuführen und nicht etwa das Resultat persönlicher Bedenken, was die Apostel oder andere Führer angehe.
Quelle: Brief von Oliver Cowdery an Brigham Young und weitere Mitglieder der Zwölf, 25. Dezember 1843, Akten aus dem Büro vonBrigham Young, Historisches Archiv der Kirche, Salt Lake City
Dennoch,es sollte dauern.
1847 fand im Bundesstaat Michigan ein Mordprozess statt, in dem Oliver Cowdery als Staatsanwalt die Klage führte. Einer der Zeugen des Folgenden war Mr. Barrington, damals ungefähr zwanzig Jahre alt. Er gab am 3. Dezember 1909 in einer eidesstattlichen Erklärung vor dem Notar A. A. Dixon, in Salt Lake City, (und) Richter C.M. Nielsen, Utah, diese Aussage zu Protokoll:
"Sobald Mr Cowdery seine Eröffnungsargumentation beendet hatte, erhob sich der Verteidiger des Gefangenen und sagte höhnisch: „Möge es dem Gericht und den Herren Geschworenen gefallen, ich fordere Mr. Cowdery heraus. Er weiß viel über den armen Angeklagten, doch wir wüßten gerne etwas über seine Verbindung zu Joe Smith und wie es zum Ausgraben der Mormonenbibel kam.“... Mr. Cowdery habe offensichtlich Joe Smith geholfen, das amerikanische Volk um eine ganze Menge Geld zu betrügen, indem sie die Mormonenbibel verkauften und ihnen erzählten, dass ihnen ein Engel in weißen Kleidern vom Himmel erschien. Sofort richtete sich alles Interesse weg von dem Gefangenen und seinem Fall auf Oliver Cowdery. Die Anwesenden fragten sich, wie er auf die soeben erhobene Anschuldigung antworten würde. Die Leute wussten vorher nicht, dass sie einen Bezirksstaatsanwalt gewählt hatten, der ein Mitarbeiter des „Mormonenpropheten“ Joseph Smith gewesen war. Alle im Gerichtssaal reckten die Hälse, um einen Blick auf Mr. Cowdery zu erhaschen. „Der Staatsanwalt erhob sich so ruhig wie ein Sommermorgen und sagte mit leiser, aber klarer Stimme, deren Tonhöhe und Lautstärke allmählich zunahm, während er fortfuhr: Sehr geehrte Damen und Herren, meine Herren Geschworenen, der Anwalt auf der anderen Seite hat mich aufgefordert, meine Verbindung zu Joseph Smith und dem Buch Mormon darzulegen; und da ich mich der Verantwortung jetzt nicht entziehen kann, muss ich Ihnen bestätigen, dass ich der Oliver Cowdery bin, dessen Name zusammen mit anderen mit dem Zeugnis über das Erscheinen des Engels Moroni verbunden ist. Lassen Sie mich sagen, dass ich nicht wegen meiner guten Taten hier bin, weg von der Gemeinde der Mormonen, sondern weil ich die Bündnisse gebrochen habe, die ich einst geschlossen habe, und ich von der Gemeinde ausgeschlossen wurde. Aber, meine Herren Geschworenen, ich habe nie mein Zeugnis verleugnet, das auf der Titelseite des Buches Mormon geschrieben steht.Ich erkläre hier, dass diese Augen den Engel gesehen haben und diese meine Ohren die Stimme des Engel hörten. Er sagte uns, sein Name sei Moroni; dass das Buch wahr war ist und die Fülle des Evangeliums enthielt. Und, uns wurde auch gesagt, dass es keine Vergebung für uns geben würde, weder in dieser noch in der zukünftigen Welt, sollten wir jemals leugnen, was wir gehört und gesehen haben."Ich habe mit meiner eigenen Feder das gesamte Buch Mormon (mit Ausnahme weniger Seiten) so geschrieben, wie es von den Lippen des Propheten Joseph fiel, wie er es durch die Gabe und Macht Gottes, durch die Urim und Tummim oder, wie es im Buch heißt, Heilige Interpreter, übersetzte. Ich sah mit meinen Augen und berührte mit meinen Händen die goldenen Platten, von denen es abgeschrieben war. Ich sah auch mit meinen Augen und berührte mit meinen Händen die Heiligen Interpreten. Dieses Buch ist wahr. Sidney Rigdon hat es nicht geschrieben. Mr. Spaulding hat es nicht geschrieben. Es kam zu den Menschenkindern in Erfüllung der Offenbarungen des Johannes, wo er sagt, er habe einen Engel mit dem ewigen Evangelium kommen sehen, um allen Nationen, Geschlechtern, Sprachen und Völkern zu predigen. Es enthält Heilsprinzipien; und wenn ihr, meine Hörer, in seinem Licht wandelt und seinen Geboten gehorcht, werdet ihr mit einer ewigen Rettung im Reich Gottes in der Höhe gerettet."
Quelle: OLIVER COWDERY B. H. Roberts, Comprehensive History of the Church, Vol.1, Ch.11, p.140 - p.142
28 Personen schlossen sich daraufhin der Kirche an und Oliver selbst machte sich auf den Rückweg . Er suchte seine zweite Mitgliedschaft. Seine wunderbare Ehefrau Elizabeth Ann kehrte mit ihm nach Council Bluffs zurück. Er zeigte einen kooperativen Geist, der seine Exkommunikation1838 verhindert hätte. So versöhnte Oliver sich dort 1848 mit denGeneralautoritäten. Echte und eingebildete Verletzungen wurden beiseite gelegt.„Ich suche keinAmt... ich will wieder eins sein mit euch!“ sagte er während seiner Rede. ErneutTeil der Gemeinschaft erfreute er sich der Harmonie mit seinen alten Freunden.Er ginge mit ihnen – die sich bereits auf der Flucht in die fernenFelsengebirge befanden – . Aber dieser großbeseelte Mann starb innerhalb von zwei Jahren nach seiner Wiedertaufe aneiner chronischen Lungenerkrankung. Elizabeth und seine überlebende Tochter Maria. wohnten eine Zeitlang bei ihren Whitmer-Verwandten; dann heiratete ihre Tochter Maria Dr.Charles Johnson, der beide Frauen bewunderte und ihre Religion achtete. Mutter und Tochter teilten sich bis zu ihrem Tod im Jahr 1892 das gleiche Haus. William Lang, ein prominenter Anwalt aus Ohio, der seine Karriere in Olivers Büro begann, bezeichnete Mrs. Cowdery als "eine schöne Frau, deren ruhiges Wesen, mildes Temperament und freundliches Wesen" Freunde gewann, wo immer sie hinkam.
Missionar, James H. Hart, fand sie im Alter von 68 Jahren „gut erhalten“ und fügte hinzu, dass„sie in ihren Zügen ihrem Bruder David sehr ähnlich sei“. Elizabeths Besucher fanden heraus, dass sie das Zeugnis ihres Mannes teilte. Ein seltener Brief von ihr besteht stolz darauf, dass Oliver ‚immer ohne jeden Zweifel oder[Schatten] die Göttlichkeit und Wahrheit des Buches Mormon bestätigte‘.“(Quelle: Richard L. Anderson)