Lieber Clemens,
du legst enorm viel Gewicht auf ein methodisches Herangehen
zur Bewertung geschichtlicher Prozesse.
Gut einigen wir uns. Methodik ist unerlässlich. Aber, der
Wahl der Art und Weise des
Schreitens auf einem Weg muss natürlich eine Zielsetzung vorausgehen, sonst
kommen wir nirgendwo hin.
Jedes Christen Ziel kann nur die Wahrheit sein, die Harmonie
mit Gott. Jesus sagte nicht umsonst: „Ich
bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Er ermutigte uns: „Suchet, so werdet ihr finden…“
Er wusste im Voraus dass: „nur
wenige den Weg finden werden.“
Ihn zu finden ist eine Lebensaufgabe, die zu lösen im
Vermögen des Einzelnen liegt, die niemand anders für ihn erledigen kann.
Hier unterscheiden wir
uns, weil du, wie ich aus deinen Briefen herauslas, bekennender Jünger des Erzbischofs Lefebvre bist, der wiederum geschworener
Traditionalist sein will. Erzbischof Lefebvre stemmte sich gegen die Idee der
Gewissensfreiheit und die Lehre vom Individualrecht.
„Einer falschen Religion kann man Religionsfreiheit nicht gewähren“
Mein Denken basiert dagegen auf das werbende Christuswort: „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und
beladen seid, ich will euch erquicken.“, das jede Art von Bevormundung
ausschließt. Ein Raub meines Individualrechtes kann mich nicht erquicken!
Kirche die in Christi Nachfolge steht kann nur ratende,
werbende, vorbildliche Helferin auf dem
Weg zur allumfassenden Wahrheit sein. Verlässt sie diese Rolle, trotzt sie
ihrem Herrn. Das hat Folgen, wie uns die biblische Geschichte lehrt.
Selbst Josua widersprach nicht dem Prinzip der Wahlfreiheit: „Gefällt es euch aber nicht, dass ihr dem Herrn dient, so erwählt euch heute, wem ihr dienen
wollt.“
Ewiges Gesetz unseres
Gottes ist, niemals unsere Wahlfreiheit anzutasten.
Selbst Jesus war hilflos. Er wollte, konnte dennoch sein
Bundesvolk nicht vor dem Verderben retten, weil die Mehrheit seine Ratschläge
abwies:
„Jerusalem, Jerusalem wie oft habe ich dich sammeln wollen,
wie eine Henne ihre Küken, aber ihr habt
nicht gewollt.“
Er kann und darf und will sein eigenes Freiheit schaffendes
Gesetz nicht ändern. Deshalb folgerte
nicht er: „Also zwingt die Menschen auf meinen Weg.“ Von ihm stammt zwar der
Satzteil: „Nötigt sie…“ Aus dem
Kontext geht jedoch hervor, dass damit eine dringende Einladung gemeint ist,
nicht der Zwang zum Glauben.
Lieber Clemens, du bekennst dich offen
zur Piusbrüderschaft. Die Begründung ihrer Ablehnung der Grundsätze der
Religionsfreiheit verblüfft.
Es ist exakt umgekehrt: Kennzeichen
jeder wahren Religion ist Liebe. Es ist verlogen zu behaupten: ich beuge dich,
aus Liebe zu dir, zu Gott.
Solche Sichtweise zu bevorzugen ist dein Problem,
nicht meins, nicht das irgendeiner anderen Person.
Andererseits darf niemand dir
dein Wahlrecht streitig machen.
Christi Wort gilt jedoch trotz alledem: „Alles was ihr wollt, das euch andere tun,
das tut ihr ihnen zuvor!“
Du willst zu Recht nicht, dass dich jemand zwingt, deine
Glaubensmethode zu ändern, also versuche nicht die Methoden des Glaubenszwanges
irgendwie zu rechtfertigen!
Zu den Hochzielen
Gottes kann niemand getrieben werden.
Nach dem Wissen der alten Kirchenväter zielt unser Gott auf unsere
Erhöhung. Erhöhung meint „Vergottung der
Folgsamen“, so nach Theophilius (385-412), Irenaeus (130-202), Hippolyt
(170-235), Athanasius (296-373). Die
Kappadozier lehrten es, so: Gregor von
Nyssa (335-394) er sagte z.B. „Die Vollkommenheit des Menschen bestehe in dem beständigen Fortschritt der Teilhabe an
Gott.“, und Basilius von Caesarea (330-379, sowie
Gregor von Nazians (329-390). Dasselbe lehrten Ephraim von Syrien (306-373), und
Epiphanius (310-403) der Verfolger tausender Andersgläubiger. Epiphanius ist
darüber hinaus leider der Leugner der Freiheitslehre des Origenes, - nicht
allerdings ein Verleumder der von Mormonen so hoch geschätzten Präexistenzlehre
des Origenes - .
Gott erzieht, aber er darf nach seinem eigenen Wort niemanden
zwingen. Schon Kirchenlehrer Laktanz (240-320) hatte gewarnt „Das jemand unter Zwang etwas verehrt, das
er im Ernst gar nicht verehren will, kann nur zur Heuchelei und Simulantentum
führen.“
Der deutsche Mystiker
und Dominikaner Meister Eckhart (1260-1328) mahnte ebenso eindringlich: „Gott hat die Seele auf Freiheit und
Eigenständigkeit ausgerichtet, so, dass er ihr über den freien Willen hinaus
nichts aufzwingen will, auch will er von ihr nichts fordern, was sie nicht
will.“
Ob die Kirche Bewahrerin der Wahrheit oder nur die Bewahrerin
seines Namens war oder nicht, erweist sich aus ihrem Tun. Jesus setzte die
Kriterien: „An ihren Früchten werdet ihr
sie erkennen. Jeder Baum der keine guten Früchte hervorbringt, wird abgehauen
werden.“
Was in die Kategorie „gute Früchte“ fällt, bestimmt ER:
„Alles was ihr einem
meiner Geringsten getan habt, da habt ihr mir getan.“ Wenn du keine Liebe hast bist du
nichts. In seinem Reich ist der Lieblose, der Zwang anwendende - und sei er
noch so guten Willens - eine Null.
Aus alledem folgt, wie Tag der Nacht:
Die Arbeitsthesen jedes
christlichen Theologen (auch der Laientheologen) können nur dem Wort Christi
entlehnt werden.
Aus Christi Befehl:
„stecke dein Schwert in die Scheide,
denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen“ ist abzuleiten:
1.) Wahrheit darf nie im Gegensatz zur Vernunft verteidigt werden.
2.) Wahrheit kann nur in Harmonie von Liebe und Vernunft verbreitet werden, sonst
verletzt sie das den Menschen von Gott geschenkte Individualrecht.
3.) Daraus folgt: dass das Licht Christi
vom Einzelwesen behütet werden muss.
Atheistische
und antichristliche Parolen widersprechen diesen Grundsätzen. So die Ablehner
des Menschenrechtes auf Entscheidungsfreiheit, das im Buch Mormon unendlich
hoch geschätzt wird. Die Verweigerer stimmen im Grunde dieser von Bertold Brecht stammenden Prämisse
zu: „Wenn die Wahrheit zu schwach ist,
sich zu verteidigen, muss sie zum Angriff übergehen.“ (Leben des Galilei)
Aggressionen
und Zwang richten sich jedoch nicht nur gegen das eigentliche Wesen des
Menschen, sondern sie ignorieren das Liebesgebot Gottes.
Jesu Christi
Aufforderungen zu ständiger Buße verlangen auch den Rückblick
Dogmatische Zänkereien, verursacht und angestachelt von
einigen Cäsaropapisten, (Konstantin, Markian, (der den Klerikern verbot
Religionsfragen zu erörtern), Justinian I.) blieben lange Zeit unentschieden,
weil es keine inspirierten Lösungen gab. Die Zwischenresultate mussten
teilweise, weil einander widersprechend, gewaltsam durchgesetzt werden. Sie fügten
der Kirche schweren Schaden zu, auch weil die Methoden der Verbreitung
unmenschlich waren.
Dogmatiker des 19. und 20. Jahrhunderts erkannten das, die
Kirchenhistoriker nötigten sie indirekt dazu.
Die Schlussfolgerungen für Diener Gottes in Gegenwart und
Zukunft mussten anders lauten, als die vieler ihrer Vorgänger. Die Kirche der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts kam schließlich nicht mehr umhin zu bekennen, dass sie lange geirrt
und viel gesündigt hat.
Sie tat es zunächst nur mit Worten. Johannes XXIII. erklärte
in seiner Enzyklika „Paenitentiam agere“ das Prinzip:
„Das Büßen für …Sünden ist ein erster
Schritt zur Vergebung...“,
Daraus folgte für ihn und die überwältigende Mehrheit der
Konzilsväter des Vatikanums II., die
Kirche habe entschlossen tätige Reue für ihr Tun in der Vergangenheit zu üben.
Vor allem wegen ihrer Untaten an Unschuldigen und an Juden.
Er schrieb in „Pacem in terris“
„ Die Wahrheit wird die
Grundlage des Friedens sein, wenn jeder einzelne außer seinen Rechten auch
seine Pflichten gegenüber den anderen ehrlich anerkennt. Die Gerechtigkeit wird den Frieden aufbauen, wenn jeder
die Rechte der anderen konkret respektiert und sich bemüht, seine Pflichten
gegenüber den anderen voll zu erfüllen. Die Liebe wird
der Sauerteig des Friedens sein…“
Dem widersprach Erzbischof Lefebvre 1965
grundsätzlich. Er beharrte mit weiteren siebzig Konzilsvätern, samt seiner
Anhängerschaft: „Keine Freiheit für den
Irrtum.“ Er verteidigte die Linie Gregor XVI., der 1832, in seiner Enzyklika
"Mirari Vos“, schlankweg behauptete, es sei Wahnsinn Gewissensfreiheit zu
fordern:
„Aus (der) modrigen Quelle der Gleichgültigkeit, die
den Glauben betrifft, fließt jene törichte und falsche Ansicht, die man besser
als Wahnsinn bezeichnet, für jeden die Gewissensfreiheit zu fordern und zu
verteidigen.“
Auch Pius IX. verwarf dreißig Jahre später, 1864, mit seiner
Enzyklika „Quanta cura“, entschieden jeden Ansatz zu eigenem Denken. Das
geschah ein Vierteljahrhundert nach der
Veröffentlichung des von Joseph Smith 1841 verfassten, berühmten 11. Glaubensartikels:
„Wir beanspruchen für
uns das Recht, Gott den Allmächtigen zu verehren, wie es uns das Gewissen
gebietet, und wir gestehen allen Menschen
das gleiche Recht zu, mögen sie verehren, wie oder wo oder was sie wollen.“
Gemäß dem Verständnis der Mitglieder der Kirche Jesu
Christi der Heiligen der Letzten Tage
darf jeder Mensch selbst den Gott der „Unfreiheit des Gewissens“
anbeten. Niemand darf ihn deswegen anders als durch rein sachliche Argumente attackieren.
Die Konsequenzen für Götzenverehrung kennen wir.
Die Konstantin-Verehrung der Christen endete in der
Beendigung der Verinnerlichung der Frohbotschaft. Immer feierlicher wurden
dagegen die Abendmahlsversammlungen. Sie wurden zu Messen die in Sondergewänder
gekleidete Priester zelebrierten.
Da war kein Altar an dem Jesus sich mit den Jüngern
versammelt hat, sondern nur ein schlichter Tisch. Nicht der Tisch machte es
aus, um was es ging, sondern die Freundschaft die die Anwesenden verband.
Jeder Politisierung und Instrumentalisierung jener Formen
und Inhalte der Gottesverehrung die Lefebvre vor Augen
schwebten d.
h. jeder Praxis der Aufrechterhaltung der Ideen zugunsten Gewissensunfreiheit
werden wir Mormonen uns, wo es angebracht ist, angemessen in den Weg stellen.
Gott hat nie den Irrtum eines Menschen verurteilt!,
sondern immer nur seine Lieblosigkeit, die Anmaßung Einzelner sich höher zu
dünken als andere, denn vor Gott sind wir alle gleich.
Die Enzyklika von Papst Pius IX., 08.12.1864: „Verurteilung der Religionsfreiheit und
anderer Häresien“ ächtete effektiv das Mailänder Toleranzreskript des
Jahres 313. Damals hieß es noch:
„Es steht jedem Menschen
frei, diejenige Religion anzunehmen und zu bekennen, die man, vom Lichte der
Vernunft geführt, für wahr erachtet.“
Dieses Mailänder Freiheitsrecht wurde bereits am 27.
Februar 380 durch das berüchtigte Gesetz zum Glaubenszwang „Cunctos populos“ unter
Federführung angeblicher Christen abgeschafft. Das Denken wurde verboten,
Freiräume zugemauert!
Das
waren klare, bewusste Verstöße gegen Christi Freiheitslehre.
„Ich bin gekommen den Gefangenen die
Freiheit zu bringen.“
Konsequenterweise
führten sie zur Verringerung des Lichtes, dessen Fastabwesenheit im Mittelalter
die schier unglaubliche Verkommenheit
des beinahe gesamten katholischen Klerus verursachte. Praktisch galt das Mottos:
„Im Dunkeln ist gut munkeln.“
Gustav Freytag stellte sachlich fest:
. „...Wenn
die Kirche dem armen Laien wenig bot, so hatte sie dafür einen zureichenden
Grund: die Mehrzahl der Geistlichen besaß auch nicht viel mehr von Lehre und
...Inhalt des Glaubens. Das Amt des Bischofs war völlig verweltlicht. Ihre
Weiber, Gelage, die Jagd... waren ihre Tagesinteressen. Es gab Kirchenfürsten
und Äbte die kein Latein verstanden und nicht lesen und schreiben konnten.
Nicht viel besser erging es der Mehrzahl der Mönche und der Plebanen, den
Pfarrgeistlichen, denen vorzugsweise die Seelsorge für die Laien oblag. Wenn
sie beim Gottesdienst Gebete und Reden lateinisch lesen mussten, so
buchstabierten sie mürrisch, ohne Verständnis des Sinnes und der Worte, ihnen
selbst war barbarisch, was sie beteten, und das galt für natürlich, weil jeder Müßiggänger
und faule Bauch sich in den Priesterstand drängte." (Bezug: Nic. De Clamengis
De praesulibus simoniacis, ed J.M. Lydius, 1613, p. 165). Der Franziskaner Bernhard Baptisè klagte in einer Predigt,
die er auf dem Konzil in Costnitz vor den Kirchenfürsten und der versammelten
Geistlichkeit Europas hielt: „So schlecht sind unsere Geistlichen
geworden, dass schon fast die ganze Geistlichkeit dem Teufel verfallen ist.“ (Bezug: v.d. Hardt, Con.Const. T.I.P.
XVIII. P.880 sq)... die hussitische Bewegung begann mit dem Zorn und Ärger über
unredliche Gewaltakte der kirchlichen Partei... im Jahr 1392 wurde das
Jubeljahr auf dem Vissegrad verkündet, von Latäre bis zu Kreuzerhöhung
wallfahrtete zahlloses Volk zu den heiligen Stellen durch die Städte von Prag,
spendete und beichtete und erhielt dafür reichlichen Ablass. Großes Geld nahm
die vornehme Geistlichkeit ein, die Beutel der Armen wurden leer. Die Einnahmen
musste der Erzbischof mit dem König Wenzel teilen... auch Magister Johannes
(Hus) gab seine letzten vier Groschen dem Beichtvater, so dass er zuhause nur
trockenes Brot zu essen hatte...“ Bilder aus der deutschen Vergangenheit“ Zweiter
Band. Leipzig, S. 218-219, 223
Man handelte mit Geld und verkaufte Seelen. Die Vernichtung des
Templerordens durch die Kirche zählt dazu. Negativereignisse unter tausenden. Solche
Fehlentwicklung war in Etwa voraus zu sehen. Wissentlich oder nicht, das nahmen
die Väter und Vordenker der Gewissensunfreiheit Ambrosius von Mailand und
Augustinus von Hippo in Kauf, weil solche Denkweise eine sofortige Vergrößerung
der Macht jener Kirche versprach, die sie sich vorstellten.
Aus mormonischer Sicht erwies sich in der Eliminierung des
Individualrechtes im 4. Jahrhundert der Höhepunkt des Abfalls vom wahren
Evangelium. Der
Barbarismus des eisernen Muss wollte und sollte sich mit katastrophalen Folgen durchsetzen.
Jetzt gab es nur noch die Drohbotschaft: „…wenn du nicht willig bist, dann brauche ich
Gewalt.“
Alles verlangte nach anderthalb Jahrtausenden Bitterkeiten
wirksame Reformen. Reformen? Wozu? Papst Gregor XVI. widersprach energisch
In seiner Enzyklika „Mirari vos“ vom 15. August 1832 untersagte er die
Rufe nach Gewissensfreiheit. Er bezeichnete sie als Wahnsinn und
pestilenzialischen Irrtum. Er verdammte
die Freiheitsbewegung als einen „Wahnwitz
der Geistesfreiheit“ und prangerte die „schrankenlose
Denk- und Redefreiheit“ an: „Aus dieser modrigen Quelle der
Gleichgültigkeit, die den Glauben betrifft, fließt jene törichte und falsche
Ansicht, die man besser als Wahnsinn bezeichnet, für jeden die
Gewissensfreiheit zu fordern und zu verteidigen.“
Schon bald
nach solcher Verurteilung erhob sich die Freidenkerbewegung empört. Andere folgten, wurden Atheisten aus Protest.
Sogar Priester murrten, aber sie duckten sich weg. Mit der Enzyklika Quanta
Cura vom 8. Dezember 1864,
die den Untertitel „Über die Irrtümer der Zeit“ trägt, verwarf Papst Pius IX.,
im Fahrwasser Gregor XVI. schwimmend, erneut und scheinbar endgültig die
Grundsätze der Freiheit der Religionswahl. Das schlug dem Fass den Boden aus.
Es reifte dennoch die Zeit für eine völlige Umkehr heran.
Ein Jahrhundert nach Quanta Cura schwelte der geheime innerkirchliche
Widerstand gegen die Intoleranz ihrer Kirche. Da und dort brannte es.
Das Grundübel hatten die meistens
Konzilsväter längst erkannt. Vor allem vom offensichtlich Bösen wünschten sich
die meisten zu distanzieren. Sie sahen, dass Gebot der Stunde wies in die
entgegen gesetzte Richtung. Rom hatte tatsächlich
keine Wahl mehr. Rom musste sich gegen bestimmte unleugbare Entgleisungen
richten.
In
„Dignitatis humanae“ verkündete
Vatikanum II freimütig den Anbruch einer besseren Zeit:
„Das
Vatikanische Konzil erklärt, dass die menschliche Person das Recht auf
religiöse Freiheit hat. Diese Freiheit besteht darin, dass alle Menschen frei
sein müssen von jedem Zwang sowohl von Seiten Einzelner wie gesellschaftlicher
Gruppen, wie jeglicher menschlichen Gewalt, so dass in religiösen Dingen
niemand gezwungen wird, gegen sein Gewissen zu handeln, noch daran gehindert
wird, privat und öffentlich, als einzelner oder in Verbindung mit anderen -
innerhalb der gebührenden Grenzen - nach seinem Gewissen zu handeln. Ferner
erklärt das Konzil, das Recht auf religiöse Freiheit sei in Wahrheit auf die Würde
der menschlichen Person selbst gegründet, so wie sie durch das geoffenbarte
Wort Gottes und durch die Vernunft selbst erkannt wird.“
Erzbischof Lefebvre und seine Anhänger –
darunter die Piusbrüderschaft - verweigerten sich dieser Kursänderung. Unüberhörbar
nannten sich die Verweigerer Traditionalisten. Das waren sie. Sie standen in
der unseligen Tradition des Diktators Ambrosius von Mailand, wie dieser gegen
die Urkirche stand.
Schließlich machte sich ein verwegener Lebenserfahrener ans
Werk um die Arroganz Unverbesserlicher zu stoppen. Der aus dem unfreien Polen stammende Papst
Johannes Paul II. 1979 bekannte in
seiner Antrittsenzyklika „Redemptor hominis“ die Sehnsucht der Kirche nach
Übereinstimmung mit der Liebeslehre des Erlösers, Jesus Christus: (auch aus der
eigenen traurigen Erfahrung heraus wie die Herrscher des Kommunismus seiner
Zeit mit Menschen umsprangen, indem sie ihnen das aufzwangen was sie für die
Wahrheit hielten) Johannes Paul II. sagte:
„Die
Religionsfreiheit, manchmal noch begrenzt oder vergewaltigt, ist Voraussetzung
und Garantie für alle Freiheiten, die das Gemeinwohl der Menschen und der
Völker sichern... Die Religionsfreiheit bringt nämlich wie kein anderes
Menschenrecht den Vorrang der menschlichen Person gegenüber jeder politischen
Ordnung und ihre Offenheit für das Gute zum Ausdruck.“
Die Anhänger und
Sympathisanten der Piusbrüderschaft verurteilten auch diese neue, innerhalb ihrer
Kirche glücklicherweise dominierende gewichtige Stimme der Freiheit. Damit erklären sie allen freiheitlich
Gesinnten den Meinungskrieg. Sie missachten sehenden Auges die längst
gewonnenen Erkenntnisse derer, die wesentlich älter sind als die Vorbilder der
gegenwärtigen Repräsentanten grauenvoller Ideen.
Unvergessen,
dass der berühmte Konzilstheologe Bartolome Carranza (1503-1576) wegen des müßigen
Streites um die Bedingungslosigkeit der Gnade Gottes, von seiner von ihm geliebten
Kirche vernichtet wurde. Es konnte nur geschehen weil deren Vollmachtsträger
den Geist Christi nicht kannten.
18
Jahre musste dieser Mann, Primas der spanischen Kirche und Erzbischof
von Toledo in spanischen bzw. italienischen Gefängnissen auf sein unklares Urteil
warten, weil er den spanisch-deutschen Kaiser Karl V. auf dem Totenbett
getröstet haben soll: " Majestät, vertrauen sie auf die Gnade
Gottes!", nachdem dieser sich Sorgen machte, ob er wichtige
Entscheidungen falsch getroffen hatte.
Das sei lutherisch.
Das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon Verlag Traugott Bautz
bestätigt die Tatsache:
„1559 wurde Carranza von der Inquisition, dessen Mitglied er selbst lange gewesen war, in Torrelaguna
bei Madrid verhaftet und in der folgenden Nacht nach Valladolid
gebracht... Obwohl er an den Papst appellierte, blieb Carranza 8 Jahre
in spanischer Haft, bis er auf Befehl Pius' V. nach Rom gebracht wurde, wo er noch 9 Jahre in der Engelsburg in
Untersuchungshaft saß. Die Inquisition und Philipp II. verzögerten den Fortgang
des Prozesses, der endlich nach 17 Jahren durch Gregor XIII. zum Abschluss kam. Die Ketzereien, deren Carranza
angeklagt war, konnten nicht bewiesen werden.“
Seit Cunctos populos (380) sprang die römische Kirche, wie
die meisten orthodoxen Kirchen, mit den
angeblichen Nichtorthodoxen unmenschlich
und antichristlich um. Mehr als hunderttausend Fehlurteile der Inquisition, die
letztlich auf Ambrosius und Augustinus zurückzuführen sind, veranlassten mehr
als eine Million Mitbetroffene, - die Ehepartner, die Kinder, deren Freunde und
gutmeinende Verteidiger, - auf das Jesuswort zu vertrauen:
„Selig sind die da
hungert und dürstet nach Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden.“
Ich bin nicht dein Feind, sondern nur dein positiv glaubender
Briefpartner
Gerd from down under
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