Martin Luther als Mönch |
Wie er
dasteht nach durchwachter Nacht, an jenem 18. Apriltag des Jahres 1521, in
Worms vor den Fürsten Deutschlands unter Beobachtung tausender Zeugen und vor
dem lässig sitzenden, noch jungen, doch sehr besonnenen Kaiser Karl V. der kein
Deutsch versteht, bewegte Freund und Feind. Es ging um Tod und Leben - und zwar
nicht nur um das des Dr. Martin Luther. Er solle seine Bücher und Ansichten
widerrufen, denn diese rüttelten, nach Kardinal Cajetanus Urteil, an jenen
Pfosten auf denen die Macht des Papsttums ruhte. Mit dem Bekanntwerden seiner
berühmten 95 Thesen, die sich gegen die Geld- und Geltungssucht des Papsttums
richtete, erregte er in ganz Deutschland Aufsehen. Sie fanden fast ausnahmslos Zustimmung.
Nun drohte dem Vatikan nicht nur offene Ablehnung seiner Aktivitäten sondern
auch eine Minderung der Autorität des höchsten Klerus und obendrein das
Versiegen des Geldflusses aus dem enorm einträglichen Ablasshandel.
Bild Wikipedia 1521 Luther in Worms vor Kaiser,
Fürsten und seinen Feinden
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Das war aus Roms Sicht sträflicher Abfall von Gott. Vor allem würde ein Wegfall dieser Einnahmen den Weiterbau des Petersdoms zumindest beeinträchtigen.
Bild Wikipedia Petersdom, Baubeginn 1506
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Luther
hatte es auf den Punkt gebracht: „Der Papst möge die Basilika St. Peter
aus seinen eigenen Mitteln bauen und nicht mit dem Geld der armen Gläubigen.“ (3)
Das schrieb er in seine Thesen hinein. Diese schlug er angeblich an ein
Kirchentor
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Es war
nämlich kirchliche Sitte geworden, eine eigensinnige Interpretation von
Matthäus 16: 19 (4) gemäß Ambrosius von Mailand aus dem Jahr 380 buchstäblich
auszubeuten:
„Es kann keine noch
so verruchte Schandtat begangen oder gedacht werden, welche die
heilige Kirche nicht nachlassen könnte. Aufgrund der von Gott verliehenen
Gewalt wird die von Gott geliebte Kirche einmal gleichsam in einem Atemzug, mit
Gott genannt.“ (5)
Ambrosius
verursachte damit unerhört krudes Denken, das bereits zu seinen Lebzeiten und
erst recht nach seinem Ableben zu verheerenden Schlussfolgerungen führen sollte.
Nämlich, wenn die Kirche verruchteste Schandtaten vergeben kann, dann lässt sich daraus Gold schlagen.
Es wird angenommen, dass dieses Bild zu Ambrosius Lebzeiten entstand. (339-397) Das Kreuz war damals noch kein christliches Symbol. Wahrscheinlich wurde es später hinzugefügt. So mild er aussieht,so brutal handelte er. Ambrosius unterwarf die Kaiser seiner Zeit seinem eisernen Willen. Insbesondere litt die Kaiserinwitwe Justina sowie ihr Sohn Valentinian II. unter dem gnadenlosen Diktat des Bischofs Ambrosius der ihnen verbot ihre eigenen Kirchen zu besuchen. Dieser Mann hetzte die römischen Legionen gegen die die arianischen Goten. |
Nämlich, wenn die Kirche verruchteste Schandtaten vergeben kann, dann lässt sich daraus Gold schlagen.
Dieser
rüden Logik folgten viele hochrangige Kleriker.
Doch erst
als der Ablasshandel auf die Spitze getrieben wurde, begann das laute Murren
gegen solche Praktiken.
Bereits
sechs Jahre zuvor, während seiner Reise nach Rom in Sachen seines
Augustinerordens, 1511, kam in Bruder Martin schließlich der furchtbare
Verdacht auf, dass die ganze Kirche verrucht ist. Sie kannte nicht mehr den Grundsatz jener Demut
die weder übertreibt noch zur Schau gestellt wird, wie es nicht wenige Mönche
und Nonnen taten, aber ohne die echte Demut kann niemand Christ sein. Bedenkenlos lebten die Kleriker auf Kosten
der Armen und Ärmsten.
Sowohl in
den Klöstern, in denen er und sein Reisebegleiter schliefen, wie dann erst
recht in Rom bestätigte sich, wie verkommen die Geistlichkeit in ihrer
Gesamtheit war. Es schien so, dass kaum jemand wirklich glaubte, weil niemand
sich den Gott des ihnen vorgeschriebenen Bekenntnisses mehr vorstellen konnte.
Mit hochgespannten Erwartungen war Luther noch angesichts der am Horizont
auftauchenden Türme der ewigen Stadt auf die Knie gefallen um Gott zu danken:
„Heiliges Rom!“ Unheiligeres sollte er nie wieder sehen, nie wieder so
lästerliche Reden wie die seiner römischen Brüder hören, die die Messe mit
unbeschreiblich obszönen Redensarten verlachten und die sich den Gedanken der
Vorfreude hingaben, gleich danach Vergnügen in den Armen ihrer Geliebten zu
finden. Ihre Mitpriester werden ihnen am nächsten Beichttag zwar eine kleine
Buße auferlegen – wenn überhaupt - und sie sodann mit läppischen Scherzen
ermutigen weiter zu machen und zu tun was ihnen gefällt, denn schließlich
besitzt die Kirche das Reinwaschungsmonopol.
Luther
hatte mit seiner scharfen Kritik die prominenten Geistlichen in Verlegenheit
gestürzt. Den klügsten unter ihnen leuchtete ein, dass seine Vorhaltungen
angemessen waren. So konnte Jesus seine Kirche nie gedacht haben. Der Basissatz
aus dem Matthäusevangelium, auf den Ambrosius sich seinerzeit, Ende des 4.
Jahrhunderts berief ging zwar auf
Christus selbst zurück. Doch der ursprüngliche Sinn der Vergebung war im
Verlaufe der Geschichte verloren gegangen. Gemeint war die vom eigenen
Schuldbewusstsein niedergedrückten Menschen zu ermutigen einen besseren Weg zu wählen. Sie sollten sich über ihre Leidenschaften erheben und nicht
mehr deren Sklaven sein. Christus hatte Petrus zwar direkte Vollmachten zur
Sündenvergebung erteilt, doch die standen unter Bedingungen jener Disziplinen
von denen längst keine Rede mehr war. Es
ging nun vor allem um Macht- und
Geldgewinn, ursprünglich aber nur darum Übertreter der Grundgesetze Christi
aus den Schwierigkeiten herauszuholen in
die sie als Folge ihrer Vergehen geraten waren.
Nur wenn der Ehebrecher oder Betrüger echt bedauernd in sich ging,
konnte ihm und denen geholfen werden, denen er Leid zugefügt hatte. Jesus und
seinen ersten Nachfolgern lag daran ihren Menschen die Last des Lebens leichter
zu machen. Es ging ihnen darum Menschen glücklicher zu machen. Jesu Programm
lautete:
„Kommt her zu mir die ihr mühselig und beladen seid,
ich will euch erquicken.“
Alles war
jedoch ganz anders geworden. Schwer beladen mit Aberglauben und Ängsten vor der
Hölle ging es längst zu. Die Kirche trieb die Menschen in die entgegengesetzte Richtung, hinein ins
Antichristentum, ins Ausbeutertum.
„auch Magister Johannes (Hus, der spätere tschechische
Reformator) gab seine letzten vier
Groschen dem Beichtvater, so dass er zuhause nur trockenes Brot zu essen
hatte...“
Jan Hus 1415 im Verhör vor dem Konzil zu Konstanz, Kaiser Sigismund hatte ihm freies Geleit zugesichert. Dennoch verbrannte man ihn im selben Jahr als Ketzer. Er klagte die Geistlichkeit der Gotteslästerung an und er verwarf die Anrufung der Heiligen. |
Eigensucht
und die Gier nach Vormacht, statt der Brüderlichkeit hatten sich in der
nachnicänischen Kirche breit gemacht. Ordinationen aller Art kosteten Geld weil
sie Geld einbrachten. Bischofsstühle wurden nicht mehr besetzt, sondern „erstiegen“.
Dem Eroberer brachten sie erhebliche Privilegien. Wer auf einen Bischofsstuhl
saß zahlte, nach 325, keine Steuern
mehr, war Richter mit weitreichenden Vollmachten, wurde respektiert, war Teil
des Staatsapparates, erhielt staatliche Zuwendungen. Rom kannte schon im
Altertum eine Reihe von Männern die nur aus diesem Grund Christen geworden
waren.
Da sind
andere Ungereimtheiten.
Die
Kirche, der Papst und seine Kardinäle als meinungsstiftendes Organ, behauptete
steifnackig Petrus wäre in Rom Bischof gewesen und hätte seine Legitimationen -
auch die der Sündenvergebung - auf seinen Nachfolger Linus übertragen. Dieser
hätte den Petrusschlüssel (bzw. die beiden Schlüssel des höheren und des
niederen Priestertums, wie sie die Papstwappen mit den Farben Silber und Gold
andeuten) sodann weitergereicht.
Nichts
wirkte verderblicher als der Glaube an dieses Märchen. Es spornte im Verlaufe
des Geschehens viele ohnehin anmaßende Herren des römischen Hochadels an, mit
katastrophalen Folgen, größenwahnsinnig zu handeln. Das wurde eindringlich nach
dem 1. Ökumenischen Konzil überall vor allem im 10. und 11. Jahrhundert offenbar.
Der Jesuit
und Kirchengeschichtsschreiber Ludwig Hertling bestätigt mit Imprimatur des
Vatikans die Fakten dieses für Christen völlig inakzeptablen
Geschichtsverlaufes.
„ (Papst) Formosus (891-896)
krönte den Herzog von Spoleto, Guido, zum Kaiser. 893 wurde
Formosus gezwungen, auch Arnulf zum Kaiser zu krönen. Von da an herrschte in
Rom ständiger Bürgerkrieg… Es waren nur mehr Raufhändel der römischen Familien, die ihre Mitglieder ihrer Familien zu Päpsten zu machen und die von
anderen Familien aufgestellten Päpste zu stürzen suchten. Die Verwirrung war so
groß, dass wir von manchem dieser Päpste, die oft nur Wochen oder Tage im Amt
waren, nur die Namen wissen und nicht einmal immer feststellen können, ob
sie rechtmäßige Päpste waren…. Von geordneter Aktenführung war keine
Rede, Geschichtsschreibung gab es keine… im Jahr 991 besprach ein
Bischof die römischen Zustände: „ein Papst der keine Liebe besitzt, sondern nur
von Wissenschaft aufgebläht ist, ist ein Antichrist...“ „Geschichte der katholischen Kirche
bis 1740“
Bis heute
bräuchte der Vatikan, um seine Existenzberechtigung zu beweisen Dokumente, die
es nicht gibt. Dieser Mangel schmerzte seit je, seitdem Rom den Vorrang vor
allen anderen Gemeinden suchte. Ein einziger Fetzen Papier der solches
Globalrecht dokumentiert, hätte ungeheuren Wert. Wäre er jemals da gewesen, besser
als einen Goldschatz hätten sie ihn gehütet.
Also
musste die Dichtung die riesige Lücke füllen. Es handelt sich jedoch bei allen
Versuchen, auf diese Weise eine glaubhafte Sukzessionskette zu schmieden
überwiegend um Übertreibungen und kesse Fälschungen.
Damit ist keineswegs gesagt, dass wegen dieser
schlimmen Tatsachen die Wahrhaftigkeit der Christusbotschaft auch nur annähernd
in Frage gestellt wird. Auch darf niemand den wirklich ehrenhaften Männern dieser
Kirche oder irgendeiner anderen die Ehre abschneiden, denn das fromme Rom hat,
wenn auch selten, auch Gutes bewirkt.
Es geht
jedoch um die Wahrheit, um die ganze Wahrheit. In diesem Fall insbesondre.
Sollte Petrus tatsächlich Bischof von Rom gewesen sein, was sehr, sehr
unwahrscheinlich ist, bedeutet das allerdings noch längst nicht, dass seine
Legitimationen dort bewahrt wurden, denn Amtsmissbrauch führt zum Verlust von
Legitimationen.
Eben
diese Selbstverständlichkeit rief Luther zurück ins Gedächtnis der gebildeten
Öffentlichkeit. Dies machte die Attacke des Augustinermönchs so brisant.
Plötzlich
stand das Tor zur Hölle für den verruchten Klerus weit offen. Da wollte der
hagere Mönch Luther sie hineinstoßen.
Rom konnte sich damals zwar mit
Ach und Krach retten. Doch sicher ist das fromme Rom bis heute nicht. Sein selbstgebasteltes
Fundament wackelt. Stabilisiert werden kann es nur, wenn der Vatikan reuig zum
Ursprünglichen, das es infolge seines menschenverachtenden Vormachtstrebens destrukturierte,
zurückkehrt.
Unhaltbar ist auf jeden Fall die Behauptung, Petrus, der Schlüsselträger
der Kirche, sei nach Jesu Opfertod, um 35, in die Stadt der sieben Hügel
gereist um dort für die nächsten dreißig Jahre zu wirken. Auf diesen angeblichen,
nie erwiesenen Ortswechsel wird viel zu
viel Wert gelegt. Selbst wenn Petrus in Rom all das getan hätte was die Dichter
wünschten es wäre so gewesen, nützt dem Vatikan gar nichts. Nur dann, wenn römische
Herrenmenschen nicht so unverschämt gelogen und das Volk verhetzt hätten, wenn
die Papstanwärter und Stuhlinhaber den
Geist Christi nicht mit den Knüppeln der Anmaßung und mit ihrem an Brutalität
kaum zu überbietenden Trachten nach der Herrschaft fortgetrieben hätten, dann vielleicht
bestünde ein Anfangsgrund …
Sowohl die Logik der Umstände wie die Geschichte der Syrischen Kirche
verneinen das Petrus römischer Bischof war. Die Syrisch-orthodoxe Kirche berichtet,
dass Petrus von 45 - 53 in
Antiochia gewohnt hat. Es ist mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, dass er
mindestens bis 45 in Jerusalem blieb.
Das macht Sinn, denn dort hatte Jesus gelehrt, dort war er gestorben und
auferstanden, dort gab es eine enorme Mitgliedschaft, nichts allerdings vom
Ersten Geschehen ereignete sich in Rom. Noch
war die Kirche ohnehin jüdisch.
Die Bischöfe Jerusalems und anderer Orte standen unter der direkten
Leitung des Juden Petrus. Noch war Jerusalem nicht zerstört. Noch waren seine
Gemeinden intakt. Das Unheil der Zerstörung geschah erst im Jahr 70.
Wahrscheinlich gab es in der Hauptstadt des Christentums, Jerusalem, damals
mehr als 10 Bischöfe die ihren verhältnismäßig großen Gemeinden vorstanden. (Im
ersten Jahrhundert bestand eine Bischofsgemeinde aus etwa bis zu achtzig Mitgliedern, die sich
in privaten Räumen oder in Holzbaracken trafen)
Vor dem Aktivwerden des Heidenapostels Paulus, um 45 dominierte Petrus
das offizielle Kirchenleben.
Danach begab er sich nach Antiochien wo sich ein zweites Zentrum der
Kirche entwickelte weil sich auch Nichtjuden der Kirche anschlossen. Niemand
weiß, wo und wann Petrus starb.
Es ist extrem unwahrscheinlich, dass Petrus nach Rom ging um dort fernab
der kirchlichen Zentren Jerusalem und Antiochia zusätzlich zu seinen Leitungspflichten über sämtliche Gemeinden des
jungen Christentums die Last der Leitung einer Großgemeinde zu tragen.
Der
Leiter einer wachsenden Kirche empfängt täglich Informationen. Er muss
letztlich im Fall gewichtiger Lehrdifferenzen eingreifen und Entscheidungen bei
strittigen Amtsbesetzungen treffen, denn die Neubekehrten brachten ihre
heidnischen Vorstellungen mit und nicht wenige aus ihren Reihen wurden
Gemeindeleiter (Bischöfe). Deren Ideen wurden denn auch, trotz aller Bemühungen
der Kirchenführer nachweislich, schrittweise ins christliche Glaubensgut
hineingemischt. Der Leiter der Gesamtkirche muss zudem ungerechtfertigte
Exkommunikationen korrigieren und fragliche Bischofsordinationen in Betracht
ziehen. Die Transportwege für Nachrichten und Weisungen vom östlichen Rand der
Kirche zur Peripherie im Westen hätten sich ums Doppelte verlängert.
Wikipedia: Hauptwirkungsbereich der Apostel
Wegen der
Frage nach der General-legitimation Sünden zu vergeben ist es wichtig zu betonen,
dass es keine Belege gibt für die Existenz jener Personen die in der offiziellen
Papstliste zwischen 60 und dem Jahr 200 Päpste gewesen sein sollen. Linus,
Anaklet, Clemens, Evaristus usw. sind zwar römische Namen, aber dass die
Genannten römische Bischöfe waren ist
unbeweisbar. Da ist nichts Greifbares. Die Version Rom repräsentiere die
Urkirche ist Fiktion.
Selbst
wenn ein Römischer Bischof jemals dieselben Vollmachten wie Petrus sie innehatte
getragen hätte, sie wären verwundbar geblieben.
Übertretende
Prokuristen verlieren eben grundsätzlich das Vertrauen ihrer Herren.
Zu
verallgemeinern, die Kirche hätte unbeschadet ihrer für Christen verbotenen
Ausübung ihrer Machtsucht, petrinische Legitimationen bewahrt ist nach
biblischem Recht unvorstellbar. Die Heilige Schrift fordert von allen
Vollmachtsträgern die andauernde innere Buße, die Umkehr, weg von allen
Süchten, vor allem weg vom Machtstreben hin zu den Prinzipien der
Bescheidenheit und der Nächstenliebe. Diese Grundtugenden wurden von fast allen
historisch echten Päpsten effektiv missachtet.
Ohne
Demut und Reue gibt es jedoch keine Vergebung.
Das steht
in unserem Gewissen geschrieben. Luther formulierte
es gleich im ersten Satz seiner Thesen:
„So Jesus spricht tut Buße, will er dass das Leben der
Gläubigen eine stete und unaufhörliche Buße sei.“
Für
Mormonen ist Buße dasselbe wie für Luther den Kenner der griechischen Sprache:
metanoia, innere Umkehr und nicht wie die Kirchenpraxis meinte: poenitentia,
verstanden als Strafe.
Du musst
ununterbrochen dem Gesetz Christi folgen, wie Schafe ihrem Hirten. Wer sich in
der frühen Kirche selbst weidete verlor umgehend außer den Kontakt zu Gott sämtliche
Rechte auf Schutz.
Die Herde
Christi ist immer ein Gemisch verschiedener Typen. Sie ist keiner anderen
Gesellschaft vergleichbar. Alle dürfen und sollen bestimmte Führungsaufgaben
übernehmen, die denen eines guten Hirten entspricht. Der Zweck liegt auf der
Hand, Gott will helfen unsere Talente zu entdecken und zu fördern. Und sei es das kleinste Amt, es hilft. Wer voran geht, darf nicht in die Irre führen,
schon gar nicht wissentlich. Sich nicht
normgerecht zu verhalten bedeutete für jeden ins Abseits zu geraten, er darf je
nach Schwere der Übertretung auf längere Zeit kein Amt in der Kirche ausüben.
Das
Gesetz Christi verlangt, dass du niemandem Schaden zufügen darfst. Am wenigsten
deiner Familie. Selbst wenn du persönlich meinst, du könntest dir nach grobem
Vertrauensbruch und Ehebruch eine schlimme Strafe auferlegen und das Vergehen so
„abbüßen“, dann sei die Sache bereinigt, mit dem Gesetz Christi ist das
unvereinbar. Auf diese Weise wird die Unschuld nicht wiederhergestellt.
Noch zu
Luthers Zeiten gab es Flagellanten die von ihren Pfarrern nicht abgehalten
wurden sich zu kasteien. Im Gegenteil, das verdrehte Verständnis von Vergebung
wurde gepredigt. Es war erwünscht:
Flagellanten im 15. Jahrhundert - eine kirchliche Bewegung |
Martin selbst war jahrelang Opfer
einer falschen Denkweise gewesen. Er hatte vom Tun her an Selbstquälerei geleistet
was er konnte... und fühlte sich dennoch verdammt. In der Zeit als
Augustinermönch war er brutal mit sich selbst umgegangen und war bemüht alles
zu halten was die Ordensregeln - aber nicht Christus - von ihm verlangten:
"Wahr ist's, ein frommer Mönch bin ich gewesen und habe so gestrenge
meinen Orden gehalten, dass ich's sagen darf: Ist je ein Mönch gen Himmel
kommen durch Möncherei, so wollt' ich auch hinein kommen sein. Das werden mir
bezeugen alle meine Klostergesellen, die mich gekannt haben. Denn ich hätte
mich, wo es länger gewähret hätte, zu Tode gemartert mit Wachen, Beten, Lesen
und anderer Arbeit."
Da fühlen wir alle in liebevoller Weise mit ihm und stehen in seiner Ablehnung des religiösen Wahns an seiner Seite, denn vor und zu seinen Zeiten wollten die Christen durch ‚besonders gute Taten’ Erlösung finden, nämlich in Pilgerreisen, im Reliquienerwerb (die ohnehin überwiegend Falsifikate darstellten), in der Teilnahme an endlosen Kreuz- und Kriegszügen gegen Islam, Heiden-, Ketzer- und Judentum. Das Gutsein bestand aus Kasteiungen, langanhaltenden Wiederholungen gewisser Floskeln, im fast pausenlosen "Vater-unser" Geplapper und im geradezu blinden Gehorsam gegenüber jeweiligen kirchlichen Vorgesetzten. Das waren weder Guttaten noch waren sie wünschenswert.
Aber dann fiel Bruder Martin ins andere Extrem, nämlich mit seiner Verneinung
der Fähigkeit des Menschen zu seiner eigenen Erlösung beizutragen. Was dabei
praktisch an Gleichgültigkeit der meisten lutherisch Gläubigen, gegenüber ihrer
Kirche, herauskam ist bis in unsere Tage
unübersehbar negativ.
Die
Aussage in der "Gemeinsamen
Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ vom 31. Oktober 1999, heißt es geradezu verantwortungslos, in Überspitzung
lutherischen Denkens:
"Wir werden umsonst erlöst...
Rechtfertigung geschieht allein aus Gnade... sola gratia. Rechtfertigung
ist Sündenvergebung (Röm 3: 23-25; Apg 13:
39; Lk 18:
14)"
Bewusst oder
nicht wird in der "Gemeinsamen Erklärung" verdrängt, dass Luther in
seiner ersten Zeit als Reformator noch klar betonte, dass wir einmal vor Gott
zu verantworten haben, was wir
angerichtet haben.
Bewusst
verdrängt wurden an dieser Stelle Jesu Christi Kriterien der Erlösung. In den
vielen Sätzen dieser "Erklärung" kommt Jesus nicht zu Wort - außer
dem bereits hier erwähnten und erneut
aus dem Zusammenhang gerissenen Zitat, das Petrus und seinen rechtmäßigen
Nachfolgern die Vollmacht verleiht, Sünden zu vergeben -.
Wohlgemerkt,
es handelt sich um eine Legitimation für rechtmäßige Nachfolger, nicht für
vorgebliche "Rechtsnachfolger" des Petrus. Unvergessen ist, dass Rom erhebliche Mitschuld an der
jahrhundertelangen Verfolgung des Bundesvolkes trägt. Das hatte Konsequenzen.
Auf Martin
Luther geht das gewollte (?) Missverständnis der Gnadenlehre des Paulus zurück.
Paulus betont wiederholt, dass der Mensch allein durch Gnade selig wird. Sola
gratia. Auf diesen beiden Worten ruht das Glaubenssystem der Protestanten. Kontra
ursprünglicher Gnadenlehre die das Mitwirken des Christen forderte, vertieft
die "Gemeinsamen Erklärung"
von 1999, das Gegenteil:
"Der
Mensch soll gerecht leben und ... ist (aber) unfähig,
sich von sich aus Gott um Rettung zuzuwenden ... Wenn der
Mensch an Christus im Glauben teilhat, rechnet ihm Gott seine Sünde nicht
an...“
Das ist
Fatalismus. Da spricht Augustinus von Hippo aus dem Grab. Luther ist ja
Augustinermönch:
„Nur eine relativ kleine Zahl von Menschen... zur Seligkeit
vorausbestimmt. Die anderen seien eine ‚Masse der Verdammnis’.“
Demgegenüber
lud Jesus ausnahmslos alle Menschen ein: „Sie mögen zu ihm kommen… nämlich
dadurch, dass sie willens sind seine Gebote kennen zu lernen und sie mittels
ihres Willens zu halten. Johannes 14: 21.
Luthers
Behauptung reduziert das eigentliche
Vermögen des Menschen, wie es exakt umgekehrt im sogenannten „Mormonismus“
durch Joseph Smith in den Vordergrund gestellt wurde.
Joseph Smith 1805-1844
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Er sagte er habe zuvor Gott um Erkenntnis gebeten und
dann seien ihm diese Worte offenbart worden:
"Wahrlich (der allmächtige Gott, Schöpfers Himmel und der Erde) sagt: Die
Menschen sollen sich voll Eifer
einer guten Sache widmen und vieles aus ihrem eigenen, freien Willen
tun und viel Rechtschaffenheit zustande bringen;
denn die Macht ist in ihnen, wodurch sie für
sich selbst handeln können." Lehre und Bündnisse 58:27
Dass dies
die Wahrheit ist weiß jeder Vernünftige. In uns steht es in großen Buchstaben geschrieben:
Du kannst es tun, das Gute! Sei Friedensstifter, denn auf diese Weise wendest
du dich zu Gott und damit trägst du bei zu deiner Errettung vor dem
Schuldspruch.
Tausend
anderslautende Definitionen der Verteidiger der „Gemeinsamen Erklärung“
vermögen nicht uns weiszumachen, das sei anders zu verstehen. Die „Gemeinsame
Erklärung“ ist und bleibt ein völlig misslungener Entwurf.
Petrus jedenfalls
ist empört, dass Paulus mit bedeutenden theologischen Begriffen so
missverständlich umgeht. Er will Paulus durchaus nicht als Widersacher
bezeichnen, - obwohl er das in dieser
Sache ist. Petrus, das Haupt der Kirche,
widerspricht ihm entschieden, doch äußerst höflich.
Er nennt den
Feuerkopf aus Tharsus seinen " geliebten Bruder Paulus" und kommt dann aber schnell zur Sache.
Weitsichtig ist er verärgert darüber, dass Paulus nicht ganz unschuldig daran
ist, wenn Spätere, wie die Damen und Herren Verfasser der „Gemeinsamen
Erklärung“, es wagen werden den Widersinn zu Papier zu bringen:
"Der
Mensch ist unfähig,
sich von sich aus Gott um Rettung zuzuwenden ... Wenn der
Mensch an Christus im Glauben teilhat, rechnet ihm Gott seine Sünde nicht
an...“
Petrus
ahnte, dass es eines Tages darauf hinausläuft.
Petrus Gnadenverständnis
unterscheidet sich von dem seines Juniorpartners erheblich. Er ist zornig. Das
muss er korrigierend aussprechen. Er,
Petrus ist die, von Jesus eingesetzte "Säule" der Kirche, nicht
Paulus. Petrus hat in Fragen Theologie das letzte Wort.
Er weist den übereifrigen Mann dennoch
sehr behutsam zurecht. Um klar zu definieren was die Kirche unter dem Begriff
"Gnade" verstehen soll schreibt Petrus:
"... wenn ihr um guter Taten willen leidet und es ertragt,
das ist Gnade bei Gott.
Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus
gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt
nachfolgen seinen Fußtapfen; er,
der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand;..." 1. Petrusbrief 2: 2-25
Bewusst und tapfer in Christi Fußtapfen gehen ist Gnade..., weil dies tödliche Konsequenzen in einer Welt permanent operierender Lügen haben kann.
Petrus wird sich sehr zusammen
genommen haben, nicht aus der Haut zu fahren, weil Paulus verallgemeinert, was
nicht verallgemeinert werden darf. Denn
wie der Trend des Judentums, war seines Herrn Lehre, die des Tuns des Guten. Allerdings bestand das jüdische Verstehen
vom Tun des Guten, nicht wie bei den Christen darin Ketzer zu köpfen, wie an
Bischof Priscillian im Jahr 385 geschehen, oder etwa darin eine ganze Gemeinde
auszurotten weil sie urchristlich glaubte, wie 366, unter aktiver Teilnahme des
Papstes Damasus zu Rom geschehen.
Jahrelang begleitete Petrus
seinen Christus. Er hatte jedes Wort und seinen Geist in sich aufgesogen. Kaum
jemand kannte, wie er, die ewig gültigen Prinzipien des Erlösers. Er
schreibt entschieden und zugleich sehr um Versöhnung bemüht:
eure Rettung ist. Das hat euch auch unser
geliebter Bruder Paulus
mit der ihm geschenkten Weisheit geschrieben;
es steht in allen seinen Briefen, in denen er davon spricht. In ihnen ist
manches schwer zu verstehen und die
Unwissenden, die noch nicht gefestigt sind, verdrehen diese Stellen ebenso
wie die übrigen
Schriften zu ihrem eigenen Verderben.” 2. Petrus 3: 15-16
Petrus kennt den Begriff Gnade
sehr wohl, verwendet ihn hier aus guten Gründen nicht. Petrus geht sehr weit.
Er warnt davor Paulus Sonderfall auf die Allgemeinheit auszuweiten. (Saulus
wurde zum Paulus durch eine, wie er meinte, unverdient erhaltene Vision) Dieser
Trugschluss führe unweigerlich ins Verderben. Wegweisend fand er für den ersten Satz einen Begriff der die
Erwartungshaltung Gottes einschließt: wir könnten mehr tun. Der Herr warte auf
dieses unser Guttun mit schier unglaublicher "Geduld".
Jakobus, dagegen, des
"Herren Bruder" und Berater des Petrus konnte Paulus ständige Überbetonung einer durchaus wichtigen Lehre nicht
mehr hören. Verärgert fragt er zurück: Soll daraus folgen, gute Taten wären zur
Erlösung nicht nötig? Jakobus
schreit die Antwort: "NEIN!“, geradezu heraus:
"Willst du aber erkennen, du eitler Mensch, dass
der Glaube ohne Werke tot sei?" Jakobus 2: 20
In seinem Brief an die Galater
reagiert Paulus, sei es auf schriftliche oder mündliche Hinweise. Er sieht sich
plötzlich in der Pflicht Missverständnissen vorzubeugen:
"Irret euch nicht, was der Mensch sät, das wird er
ernten!" Galater 6: 17
Dieser Satz relativiert sämtliches Schrifttum Pauli!
Die Aussage, dass der Mensch
ernten wird was er sät, ist logisch unanfechtbar. Bezeichnenderweise fehlt dieses bedeutende Paulusstatement in der
"Gemeinsamen Erklärung".
Der Geist der "Gemeinsamen Erklärung"
lädt geradezu zur Faulheit ein, zum Nichtstun, während das Gebot Christi
lautet: Stellt euer Licht nicht unter den Scheffel. Setzt eure Talente ein um
aus dieser Welt einen besseren Platz zu machen. Helft den Armen, besucht die
Gefangenen, helft ihnen frei zu sein. Bemüht euch um eure charakterliche
Vervollkommnung. Wörtlich und im
Zentrum der Bergpredigt steht Gottes großes Wort:
"Darum sollt ihr vollkommen sein,
gleichwie euer Vater im Himmel, vollkommen ist!" Matth 5: Dies war weder ein Witz, noch ein
Vorschlag, sondern ein Gebot.
Es war nur eine Wiederholung
längst vorausgegangener Aufforderungen Christi“.
Ein um Perfektion bemühter Artist
muss täglich sechs bis zehn Stunden harte Arbeit leisten.
Die "Gemeinsame
Erklärung" lullt dagegen sogar echte Christen ein, als wäre das Werk schon
getan und nun sei "Holiday" angesagt.
Das Nichttun, - die Kontemplation, das
Nichtsdazutun - sowie jede Art von Lehre der Idee vom
"Nichtsdazubeitragenkönnen" betrachtete nicht nur Petrus als
eine ins Verderben führende Lebenseinstellung.
Wie Paulus geht es ihm um die
Frage der persönlichen Erlösung. Für Petrus allerdings ist es eine massive
Irrlehre etwas zu verkünden, dass zur Annahme führen könnte, der bloße Glaube
an Christus genüge um den schuldig gewordenen Menschen bedingungslos
freizusprechen.
Eben diese von Petrus verworfene
Geisteshaltung und Philosophie wird fast anderthalbtausend Jahre später Martin
Luther aus seinen
persönlichen, durchaus nachvollziehbaren Gründen zur Basislehre seiner Theologie erklären.
Sie wird zwar den Protestantismus
hervorbringen aber ihn zugleich in den Untergang der Bedeutungslosigkeit
treiben.
Ganz anders
Joseph Smith.
Ambrosius brachte mit seiner Festlegung die Kirche könne alles vergeben, unbegründet zum Ausdruck, dass nicht die öffentliche Rechtsprechung über ein Vergehen urteilt sondern irgendwo in der Welt darf jeder Priester der römischen Kirche, die Sünden des Beichtenden vergeben, gleichgültig wie sündhaft er selbst lebt.
Noch im
21. Jahrhundert führte solche Vorgehensweise weltweit dazu, dass
Missbrauchsopfer zur Kenntnis nehmen mussten, ihrem frommen Täter kann kein
Haar gekrümmt werden, nachdem dieser ordnungsgemäß gebeichtet hat. Seine Sünden
seien ihm nach ambrosianischen Recht vergeben. Seine Kirche hat ihn nunmehr für
rein erklärt. In Melbourne, Australien, klagten soeben Polizeidezernate
Sexualstraftäter würden unrechtsmäßig durch die katholische Kirche gedeckt.
Priester würden nicht bestraft, sondern versetzt.
Auch
andere Behauptungen des Bischofs Ambrosius von Mailand müssen wegen ihrer
ungeheuren Tragweite wieder und wieder unter die Lupe genommen werden.
Ambrosianische
Ideen und Praktiken, wie die Billigung des Gesetzes zum Glaubenszwang für alle
römischen Bürger, „Cunctos populos“ von 380, öffneten dem
Scheinchristentum Türen. Die Bagatellisierung der Schrecken des Mittelalters
gehörte noch zu Luthers Zeiten zur Tagesordnung.
Andererseits
wusste „die Kirche“ das von christlichen Priestern ein sittlich sauberes Leben
verlangt werden muss. Priester haben rein zu sein oder sie dürfen nicht
amtieren, das heißt aber ganz und gar nicht, Priester dürften deshalb nicht
heiraten, weil angeblich selbst ehelicher Verkehr sie verunreinige. Davon spricht die Bibel an keiner Stelle.
Gott hat niemals die Ehe verboten. Er
hat sie eingesetzt. Die Bibel verlangt jedoch den Bösewicht aus der Gemeinde Christi zu
entfernen. Das Buch Mormon sagt es ähnlich.
Ausdrücklich steht es im Buch
Mosia 13: 14 geschrieben:
"Betraut niemanden
damit, euer Lehrer oder geistlicher Diener zu sein, außer er sei ein Mann
Gottes, der auf seinen Pfaden wandelt und seine Gebots hält."
Hier wird
eine Grenze markiert. Auch hier scheiden sich die Geister.
Hier
zeigt sich der zwar vehement geleugnete aber dennoch wahre Grund für die
Ablehnung des sogenannten Mormonismus durch die gesamte Berufsgeistlichkeit.
Was soll ein Pfarrer tun, wenn nicht predigen? Also unhaltbar geworden in der
eigenen Pfarre wird ein ehebrechender oder Kinder missbrauchender Pfarrer oder
Prediger versetzt, statt abgesetzt.
Jeder
Priester kann durchaus seine Ehre verlieren. Er gewinnt sie nicht dadurch
wieder, dass er ihm ein anderes Arbeitsfeld zugewiesen wird, oder indem er
einen Ablass (Sündenvergebung) mit Geld erkauft.
So schief
kann nur denken, wer annimmt Gott wäre bestechlich.
Sofortige
Exkommunikation ist die einzige Antwort auf sexuellen Missbrauch oder andere
schwerwiegende Vergehen wie Veruntreuung von Finanzen usw., denn hier liegt
Bündnisbruch vor.
Jeder kann und muss umkehren, auch der (Berufs-)Priester, vor allen anderen er, der wissentlich übertrat. In echter Reue hat er jahrelang zu beweisen, dass er unter keinen Umständen rückfällig werden will. Solange hat er in der Gemeinde den Mund zu halten. Was sonst, wenn alle oder auch nur einige wissen, wer dieser Mann ist.
Ambrosius
von Mailand hat nicht einfach geirrt, sondern er ist dem in den Arm gefallen,
dem die Kirche gehört.
In der
Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist praktisch jeder Mann
Priester. Er darf unter keinen Umständen anders als ehrenamtlich dienen. Wenn
er übertritt verliert er sein Amt. Das hat keine Konsequenzen für seinen
Broterwerb, da dieser außerhalb der Kirche liegt. Falls ein Mormone die
Übertretung wiederholt wird er exkommuniziert – ihm wird jedoch mitgeteilt, er
dürfe weiterhin die Zusammenkünfte besuchen und nach angemessener Zeit um eine
zweite Mitgliedschaft nachsuchen. Eine dritte Chance gibt es nur in äußerst
seltenen Ausnahmefällen.
Aus der ambrosianischen,
entweder missverstandenen oder bewusst gewagten Behauptung von der Macht der
Kirche alle Sünden zu vergeben, entstanden Ansichten und Lehren, die heute
wahrscheinlich kein Mensch mehr unterschreiben würde.
Die
Ambrosius- Zeilen wurden tatsächlich als Freibrief für Christen vom Typ
Epiphanius (um 390) oder eines Cyrill von Alexandria (um 432) verstanden, die
rücksichtslos im Kampf um die eigene Macht agierten.
Ambrosius
Aussage wurde immer wieder genutzt, um alles zu entschuldigen was an Kapitalverbrechen geschah, solange es
letztlich der Festigung der Position des ‚heiligen Stuhls’ diente.
Nicht nur
der Dominikaner Tetzel auch andere Ablasshändler waren zu Luthers Zeiten durch
die Lande gezogen und hatten jedem Sündenvergebung versprochen.
Jedem!
Es wurde
seitens der Gläubigen nicht nur als eine in der Ewigkeit gültige Freisprechung
vor Gott als Weltenrichter verstanden, es war auch so gemeint: nämlich, die
Kirche kann dich von allen Sünden freisprechen, wenn du deine Vergehen
bekennst.
Da ist der
Fall des Mordes des Statthalters der Lombardei, Azzo Visconti an seinem Oheim
Marcus im 14. Jahrhundert. Papst Johannes XXII. nahm von diesem Mörder Geld und
erklärte, Gott gedenke seiner Sünden nicht mehr. Visconti sei nun mit dem Reich
Gottes ausgesöhnt. (6) Dass Geld, auch schmutziges, jedes Tor im Reich Gottes
öffnen könne, wollte Luther weder verstehen, noch unwidersprochen hinnehmen.
Mit einer
riesigen Kreuzesfahne, militärisch geschützt, war Tetzel quer durch Deutschland
bis in Luther Nähe gereist. Er kam bis Jüterbog. Nach Wittenberg wo Bruder
Martin lehrte, durfte er nicht gehen, denn Kurfürst Friedrich der Weise hatte
Tetzel untersagt Kursachsen zu betreten. Friedrich wollte nicht, dass sein Geld
und das seiner Untertanen irgendwohin abwandert. Deshalb liefen die
Wittenberger, abergläubisch, wie sie durch ihre Geistlichen erzogen worden
waren, nach Jüterbog.
Luther bestand darauf, dass der Sündenvergebung aufrichtige Umkehr vorausgehen muss.
Mit
solcher Sinnänderung stellte er die alte Ordnung grundsätzlich in Frage. Recht
hat er, sagen die Mormonen, denn es geht dem allmächtigen Gott, dessen
buchstäbliche Geistkinder wir sind, um unser geistiges Wachstum. Er will
uns entfalten. Das kann nur geschehen, wenn wir das Gute, das in uns ist,
stärken.
Wie Luther
glaubte, müsste seine Denkweise doch jedem einleuchten.
Nur, wie
sagte er das seinem Kaiser?
Er hätte
es leicht erklären können: Was hat eine Ehefrau davon, dass ihr Mann bekennt,
ich habe dich betrogen, solange sie nicht sieht, wie sehr es ihm im Innersten
weh tut, und solange sie nicht fühlt, er würde es niemals wieder tun. Erst
echte Reue (Buße, wie Luther sie verstand) konnte alles bessern. Der Bußkatalog nannte statt Umkehr eine
Geldsumme und das brachte Luther in Wut. Außerdem hieß es, Papst Leo X. hätte
1515 den Ablass ausgeschrieben um seine Schulden beim Bankhaus der Fugger zu
begleichen. Denn er liebte die große Kunst „von Raffael z.B. ließ er sich die
Wände seines Badezimmers mit der Göttin Venus und ihrem Sohn, dem Liebesgott
Cupido, bemalen und… laut seinen Zeitgenossen ... sei ein Teil des
eingenommenen Geldes für die Aussteuer seiner Nichte Maddalena Cibò bestimmt
gewesen...“ (7) Luther war auch nur ein normaler Sterblicher, er durchlief
einen Prozess. Das ganze Jahr 1516 hindurch glaubte er noch gutwillig, dass der
Papst Christi Stellvertreter auf Erden ist. Selbst im Jahr 1517 sagt er noch:
„Die freche Ablasspredigt macht, dass es auch
gelehrten Männern schwer wird, des Papstes Ehre rein zu halten von
Verleumdungen oder wenigstens vor scharfen Fragen der Gläubigen“ (8).
Den Papst
stellte man sich zugleich als Christi Stellvertreter und als Kaufmann vor. Er
sammelte die guten Werke seiner Frommen ein, darunter die vielen Gebete die vor
allem die Nonnen und die Bruderschaften, über das notwendige Maß zur eigenen
Erlösung, gesprochen hatten. Über dieses Plus konnte der heilige Vater
verfügen, er konnte es verkaufen oder sogar als Gnade Christi verschenken.
Supererogation nannte man das. Seit dem 13. Jahrhundert galt:
„Es ist tatsächlich ein ungeheurer Schatz an
Verdiensten vorhanden, der sich aus den frommen Taten ... zusammensetzt, welche
die Heiligen über das hinaus vollbracht hatten, was zu ihrer Seligkeit
notwendig ist... dass den Treuhänder dieses kostbaren Schatzes den römischen
Pontifex ermächtigt, denen die er für geeignet hält, einen Teil dieser
unerschöpflichen Quelle des Verdienstes zuzuerkennen... so ausreichend, dass
die Übeltäter von der für ihre Missetaten vorgesehen Strafe befreit werden.“ (9)
Die
Statistiken ‚guter Werke’ wurden gewissenhaft geführt. Das „Vaterunser“ - das
zwar nur wenige Worte umfasst - wurde in manchen Klöstern rund um die Uhr
gebetet: Sieben Millionen Ave Maria hatte „die
Bruderschaft der 11 000 Jungfrauen auf Vorrat gebetet, dazu 200 000 Rosenkränze
und 200 000 TeDeum laudamus, sowie 3500 ganze Psalter“ (10)
Luther
war in der durchgekämpften Nacht vor diesem Verhör während des Reichstages zu
Worms, mancherlei durch den Kopf gegangen. Er fühlte sich elend und verlassen.
Doch seit seinem Turmerlebnis - einer Erfahrung, nachdem er wieder einmal mit
sich gerungen und doch im Kampf gegen die Lust unterlag und - weiß er mit Sicherheit, dass er der Gnade
Gottes bedarf. Denn niemand, der voll Selbstgerechtigkeit ist, kann mit der
Gerechtigkeit Gottes erfüllt werden. Dass jedermann sogar seine sündigen
Vorfahren, die im Purgatorium große Qualen erleiden, freikaufen könne, hält er
noch nur für eine Übertreibung und das Tetzelwort: Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt,
ist in seinem Augen einfach eine dreiste Werbung. Doch eigentlich hatte sich
sein Bruch mit dem Papsttum bereits einige Jahre zuvor vollzogen.
Kaiser Karl V. (1500-1558) Er ist der Vater des
späteren spanischen Königs Philipp II. der ein Reich beherrschte über dem die
Sonne nie unterging, weil er weite Teile Amerikas als spanisches Eigentum
betrachtete
|
Gespannt
starrte der bleiche Kaiser auf den Mund dieses Aufrührers, der wie er hörte so
schlau gegen den Papst von der Gnade und dem Glauben an den Erlöser Jesus
Christus sprach und der sich damit um Kopf und Kragen redete. Er starrte auf
den Mund des Mönches, der seine Überzeugungen gerade mit den Worten zusammenfasste:
„Ich kann meinen Schriften nicht anders
beistehen, als wie mein Herr Christus selbst seiner Lehre beistand, indem er
dem Diener... der ihn ohrfeigte, antwortete: Habe ich übel geredet, so beweise,
dass es böse sei.“ (11)
Martin
stand nun im 36. Jahr seines Lebens, er ist Doktor der Heiligen Schrift, die
er, wie sonst keiner, in diesem Raum, kannte und verstand. Er hatte sich nicht
leicht durchgerungen, mit klaren Worten abzulehnen was von ihm gefordert wurde,
denn er hatte zu viel erfahren und gesehen. Die den Kaiser beratenden
schwarz-weißgekleideten Dominikaner forderten angesichts der übergroßen Geduld
ihres Herrn und der trotzig-zögernden Haltung des Augustinermönches Luther,
seine sofortige Bestrafung: „Er ist ein Ketzer, ... ins Feuer mit ihm!“ Das
hörten nicht nur die ihnen Nächststehenden. Martin ist sich darüber im Klaren,
ein kleiner Wink des mächtigsten Mannes der Welt genügte, um es auszuführen. Es
ist wahr, er ist ein Ketzer! Keck hatte er in seinen Schriften behauptet, die
Maximen des römischen Klerus seien Pfründe und Vormacht. Er ist ein Ketzer mit
dem stark begründeten Anspruch die Wahrheit auf seiner Seite zu verteidigen. Er
ist ein sonderbarer Ketzer, einer der intensiv um Toleranz warb, um wenig
später selbst unbeugsam intolerant zu handeln. Bald wird er knapp und ungnädig
sagen:
„Mit Ketzern braucht man
kein langes Federlesen zu machen, man kann sie ungehört verdammen!“ (12)
Der
spanische Kaiser der Deutschen, vor dem Luther zu Kreuze kriechen soll, ist
zwar jung, aber Karl V. hat sich nie darum geschert, was ihm Fachleute rieten.
Er wird sich, wie stets sein eigenes Urteil bilden. Er, als Imperator, hatte
die heilige Pflicht vor Gott das Evangelium Roms zu bewahren und dem Papst zu
Dienste zu stehen. Doch auch er ahnt nicht, dass er, wie sein hagerer
Gegenüber, sehr bald ins Gegenteil fallen wird. Er wird sechs Jahre später
Truppen gegen Papst Clemens VII. schicken, der so unklug war, sich mit den
Franzosen gegen ihn zu verbünden. Es sind die einmaligen Umstände die beide
jeweils dahin bringen die eigentlich ‚andere’ Rolle zu spielen.
Mangelnde
Besoldung der Söldnertruppen, schlechte Führungsarbeit und der allgemeine
antipäpstliche Hass, zerbrachen während dieses kuriosen Feldzuges bald jede
Disziplin. Ungestraft zogen die katholischen wie auch die lutherischen Soldaten
des Kaisers Karl V. monatelang plündernd durch die Straßen der heiligen Stadt,
begleitet von üblen Spaßmachern. Darunter war einer, der mit einer Tiara
gekrönt und im Chormantel wie der Papst auftrat. Als „Sacco di Roma“ ging
dieses Zwischenspiel, im römischen Drama, in die Geschichtsbücher ein.
Luther,
ehe er an diesem 18. April 1521 erneut zu Wort kam, betrachtete den
nachdenklichen Kaiser mit seinen rotblonden Haaren nicht furchtlos. Er schaute
nur kurz in die gewaltigen Augen seines Herrn, die aus einem ungesund blassen
Gesicht herausquollen. Ihm wurde bedeutet, er möge es nun in Deutsch
wiederholen, damit auch bei den deutschsprachigen Hörern kein Missverständnis
sei. Luther sprach lange. In seinem Kopf sind all diese Bilder seiner meist
unguten Erfahrungen und der Geschichte, die ihn beunruhigen. Er muss diese
Vergangenheit für sich und andere überwinden. So konnte es nicht weiter gehen.
Die christliche Welt war am bisher tiefsten Punkt ihrer Verkommenheit
angelangt. Es war die Zeit des spanischen Großinquisitors Torquemada, der die
Juden und Mauren erbeben machte, indem er sie massenweise verbrennen ließ. (13)
Es war die hohe Zeit des religiösen Betrugs, der hysterischen Frömmigkeit, der
Massenwallfahrten und einer weit verbreiteten Unwissenheit. Nicht wenige
Klöster waren zu Herbergen von Gesindel geworden, andere zu Bordellen
verkommen. Mancherorts war jeder dritte Mann ein Mönch oder Geistlicher der auf
Kosten der geschundenen Bauern lebte. Luther ist zuversichtlich. Er vertritt
doch die Sache Jesu Christi. Andererseits weiß er von Jan Hus. Dem hatten sie
zwar ebenfalls freies Geleit und sichere Rückfahrt nach Prag zugesagt und dennoch
waren 1415 Krone und Kurie darin übereingekommen: Hus muss brennen. Ja, er
hatte von dieser Prophezeiung des Hus gehört:
„Sie werden jetzt
eine Gans braten (denn Hus heißt eine Gans) aber über hundert Jahren werden sie
einen Schwan singen hören, den sollen sie leiden." (14)
Er war
dieser Schwan, so will es die protestantische Überlieferung.
Und auch das, trotz vieler Unterschiede, die zwischen Luthers Ansichten und denen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bestehen, ist von positiver Bedeutung: Mormonen anerkennen und glauben, dass Dr. Martin Luther im Plan Gottes eine große Rolle spielte.
Er
sollte, soweit das damals möglich war, den weiteren Verfall der Kirche
stoppen, denn unter der Verkommenheit eines Klüngels von raffgierigen
Geistlichen, die sich selbst für christliche Priester hielten, litten alle
anderen, denen an Stelle wahrer und gerechter Grundsätze, Aberglaube und
teilweise religiöser Wahnsinn gepredigt wurde.
Noch jedoch war die Zeit zur Wiederherstellung der Urkirche nicht herangereift, noch herrschte die Gewalt vor. Menschen hatten im Namen Christi das Recht auf Glaubensfreiheit von Grund auf zerstört, Menschen mussten erst zur Einsicht kommen, dass es ohne Freiheit kein Glück gibt.
Deshalb
wurde Joseph Smith, der Prophet der Wiederherstellung, der ebenfalls im Plan
Gottes seine Rolle zu spielen hatte, unmittelbar nach der Restaurierung der
Religionsfreiheit, im Jahr 1805, geboren.
Zuvor wurde 1776, in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, mit der
Unabhängigkeitserklärung die Basis für die völlige Wiederherstellung der
Urkirche gelegt.
Vieles trug dazu bei, in Martin Luther die Gewissheit zu schaffen, dass die Religion Roms, nicht die Religion Christi sein konnte. Das Ungeheuer Angst beherrschte die Menschen.
Zitternd
war er einmal, in der Zeit seiner größten Romgläubigkeit, in einer Prozession
hinter einer Monstranz hergelaufen.
Dr. Usingen, Lehrer seines Ordens, der das bemerkte hatte ihn angestoßen und besorgt nachgefragt ob Martin sich unwohl fühle. Da bekannte Luther, den Blick auf das Türlein der kristallenen Monstranz gerichtet, hinter der sich angeblich Jesu Fleisch in Form der geweihten Oblate, der Hostie, befand, wie sehr er sich fürchte dermal einst diesem Weltenrichter gegenüber zu stehen und verurteilt zu werden... Dr. Usingen meinte es gut, doch Menschenworte, so gut sie auch gemeint waren, konnten ihn nicht trösten. Erst der Römerbrief vermochte es, später.
Er wollte
durch Hungern, Frieren und Kasteiungen einen gnädigen Gott bekommen und stellte
entsetzt fest, dass er sein starkes Naturell
- sein Verlangen nach sexueller Befriedigung - trotz der Schikanen die
er sich antat, nicht kontrollieren konnte. Er fühlte sich schuldig und von Gott
verdammt. Bis eines Tages, sein Blick auf den Schlüsselvers im Römerbrief 1: 17
fiel: „Der aus Glauben Gerechte wird leben.“ Wie ein Blitz
traf ihn damals die Erkenntnis: Nicht durch gute Taten, sondern durch Glauben
wird der Mensch gerettet. Das war das eigentliche Turmerlebnis. Der Kerngedanke
seines neuen Glaubens und Denkens war geboren. Er fühlte es sofort freudig
erregt, dies würde seinem Leben eine völlige Wende bringen. Er wollte nun „tapfer
sündigen, aber tapferer glauben!“
Sich
selbst zu fragen, ob die Wahrheit, - wie so oft, - vielleicht auch diesmal in
der Mitte liegen könnte, fiel ihm nicht ein. Und so sollte und wollte Luther
aus einer Religion des übertriebenen Tuns, die ebenfalls übertriebene der
Kontemplation bilden.
Während
seiner 2. Rede vor dem Kaiser warb Martin erneut um Verständnis. Dann schloss
er mit dem leuchtenden Bekenntnis: „Da mein Gewissen in den Worten
Gottes gefangen ist, kann und will ich nichts widerrufen, weil es gefährlich
und unmöglich ist, etwas gegen das Gewissen zu tun. Gott helfe mir. Amen.“ Nicht
nur das ganze Worms, halb Deutschland bejubelte Martins Mut, denn diejenigen,
die freiheitlich denken konnten, hatten schon lange nach einem Mann wie ihn
Ausschau gehalten. Mindestens einer seiner Zeitgenossen, Friedrich Mecum, sah
Luther in einem tröstlichen Traum, nachdem ihn (Friedrich) die Mönche, als er
noch sehr jung war, überredet hatten ins Kloster zu gehen, was er bald sehr
bereute. (15)
Martin
Luthers Theologie ist weit gespannt, sie ist auch für ‚Mormonen’ großartig, oft
missverstanden allerdings, aber auch offensichtlich nicht mehr schlüssig, wenn
er sie auf sein „Sola gratia“ verkürzt. Wer jemals den Geist Christi bewusst
wahrnahm, der weiß, dass er reine Liebe und Freiheit ist.
Sie kommt
auch in den Kunstwerken der Großen, wie ein Echo, zum Ausdruck. Ohne diese
Liebe, die Gott für uns empfindet, wären wir nichts. Insofern hat Luther nach
dem Verständnis derer Recht, die ihre Religion im Sinne des berühmten alten Kirchenlehrers
Origenes (185-254) begriffen. Ein idealer irdischer Vater liebt seine Kinder
ebenfalls und würde sein Leben für sie hingeben, doch er fordert von ihnen
tapfer zu sein und gute Leistungen zu zeigen. Bruder Martin, allerdings
predigte nach seinem Auftritt in Worms, - den er trotz mancher Gefahren gut
überstand - wo er konnte, passiven Glauben.
Ganz
anders als Joseph Smith, der die Fähigkeit des Menschen zu eigenem freien
Willen lobte, pfiff Martin Luther geradezu auf diese Gabe
jedermanns kraft des eigenen freien Willens richtige und notwendige
Entscheidungen zu treffen.
Der
Mensch werde, wie ein Esel, entweder von Gott oder vom Teufel geritten. Sein
Denken blieb dem Augustinischen Glauben von der allein seligmachenden Gnade
Gottes verhaftet. Während Jesus das Tun des Guten am Nächsten
verlangte; wie auch das Buch Mormon stark herausstellt, zogen fortan
Luthers Jünger die Paulusaussagen - Menschen würden allein aus Glauben und
Gnade selig - den Bestimmungen Jesu Christi vor.
Das machte viele bedenklich, was dann zu Absplitterungen führte. Bereits zu Lebzeiten des großen Heidenapostels (Paulus), wurde diese Sichtweise von einem Ranghöheren, nämlich von Jakobus, dem leiblichen Bruder Jesu attackiert: „Meine Brüder, was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten?“ (16) Hunderte Millionen sollten das ‚Sola fide’ später, wie Martin, daher beten. Seine Gegenspieler, wie der spanische Konzilstheologe Bartolomae Carranza, (17) sagten: Luther hätte es besser wissen müssen. Dieses Pauluszitat auf das sich seine Religionsphilosophie gründet:
Mit
eben dieser Forderung, Recht zu schaffen hat der interessierte Leser die
Moraltheologie des sogenannten „Mormonismus“ auf einen Blick vor sich. In seinem Zentrum steht der Begriff
„Rechtschaffenheit“, das große Wort des Buches Mormon (65 Zitate). (20)
Das ist
eine andere Theologie, als die althergebrachten, im Verlaufe der Zeit
deformierten, die jeder politisch rechtlich denkende Mensch nicht verurteilen
kann. Ob er damit auch anerkennen will, dass das Buch Mormon göttlichen
Ursprungs sei, ist eine Frage für sich.
Gewiss
wäre es besser um die Geschichte Europas bestellt gewesen, wenn Luther, statt
energisch auf seine drei engen Kernsätze ‚sola gratia’, ‚sola scriptura’ und
‚solus Christus’, zu pochen, Habakuks und anderer, offensichtlich inspirierter
Propheten Forderung nach Rechtschaffenheit
zum Zentralbegriff aufgerufen hätte. Wenn er sowohl die Bauern, wie die Ritter
dringlicher gemahnt hätte, bei ihrer Seele Seligkeit gerecht zu richten und
Recht zu schaffen, vielleicht wäre es dann nicht zu den nahezu
deutschlandweiten Bauernkriegen gekommen, vielleicht wären der 30jährige Krieg
und andere Verbrechen ähnlichen Ausmaßes vermieden worden. Es sind in der
Christengeschichte immer wieder nur einzelne Begriffe, die von christlichen
Fanatikern beider Seiten wie Schlachtrufe missbraucht wurden.
Vor und
zu Luthers Zeiten wollten die Christen durch ‚besonders gute Taten’ Erlösung
finden, nämlich in Pilgerreisen, im Reliquienerwerb (die ohnehin überwiegend
Falsifikate darstellten), in der Teilnahme an endlosen Kreuz- und Kriegszügen
gegen Islam, Heiden-, Ketzer- und Judentum. Das Gutsein bestand zu Luthers
Zeiten aus Kasteiungen, langanhaltenden Wiederholungen gewisser Floskeln und im
geradezu blinden Gehorsam gegenüber jeweiligen kirchlichen Vorgesetzten. Das
wirklich Gute bestand damals anscheinend nicht im Bilden einer glücklichen
Familie, sondern in monastischem Leben - obwohl Gott geboten hatte: „Es ist
nicht gut, dass der Mensch alleine sei!“ (21) Bis weit in die Neuzeit hinein,
forderte die römisch-katholische Kirche von nicht wenigen Ehepaaren, die
Josephsehe zu leben, als wäre das der Ausdruck von Frömmigkeit die Jesus
gelehrt hatte. Dabei handelt es sich eher um eine schlecht begründete Annahme
manichäisch-augustinisch glaubender Katholiken, Maria sei so heilig gewesen,
dass jede normale eheliche Beziehung unvorstellbar wurde. Man war fromm, wenn
man Sexualität in jeder Form mied, oder wenigstens so tat als ob. Jesus hat
dagegen ‚nur’ gefordert, dass die Ehepartner zu keiner Zeit Verlangen nach anderen
zulassen - und das ist, wie jeder weiß, kein Selbstläufer. In Spanien galt es
in den Tagen der Reformation noch ausgesprochen verdienstlich und gut vor Gott,
bei Ketzerverbrennungen anwesend zu sein, das Brennmaterial heranzuschaffen,
sowie den Maurisken, Juden und selbst einander das Leben zur Hölle zu
machen.
In seiner
Summe war solches ‚Guttun’, natürlich exakt das Gegenteil der Lehre und der
Erwartungen Jesu, denn seine Frage lautete: „Ist dir bewusst... Was du
einem meiner geringsten Brüder (Schwester) angetan hast, das hast du mir
angetan?“ (22) Ihr kümmert euch um alles, ihr seid bis zur
Kleinlichkeit genau, „... aber das Schwerste im Gesetz, ... die
Barmherzigkeit ...setzt ihr hintenan.“ (23) Sie fühlten sich
anscheinend erst dann gut, wenn sie einander bestraften. Nonnen, die das
Gelübde der Keuschheit gebrochen hatten, - manchmal mit dem Beichtvater in
seiner selbstgewählten Funktion als Verführer, - wurden unmenschlich hart
bestraft, gelegentlich eingemauert.
Doch
Werke der Bigotterie und der Askese können Gott nicht dienen, behauptet
das Buch Mormon, in dem es sagt: “wir stehen nur dann im Dienste
Gottes wenn wir unserer Mitmenschen dienen.“ (24) Damit befindet
es sich im Kontext der Bergpredigt: erfreue deine Mitmenschen, - redet nicht
nur vom Guten, tut es. Dieses Wort: „Tue es!“, erscheint allein im
Matthäus-Evangelium 23 mal. Dagegen war das, auch von Luther als unsinnig
bezeichnetes Sammeln von Reliquien, vor dem 4. Jahrhundert so gut wie unbekannt. Zu den ersten
Reliquienverehrern und - sammlern („toter Ding“, Luther) gehörte die Mutter
Kaiser Konstantins, Helena, die sicherlich in guter Absicht, eine große
Förderin jenes Scheinchristentums wurde, dem die Symbole des Glaubens bald
wichtiger erschienen, als der von den ersten Christen vertretene Glaube daran,
dass man seine Religion zu leben hat. Es ist ohnehin an der Zeit
Helenas Schilderungen von der Auffindung des Kreuzes Jesu, 300 Jahre nach
seinem Tod, entschiedener zu hinterfragen. Nachzufragen
ist auch, warum die Christen der ersten drei Jahrhunderte gar nicht daran
dachten das Kreuz zum Gegenstand ihrer Verehrung zu erheben und warum sie sich,
selbst nach Konstantins angeblicher Kreuzesvision, noch weitere 100 Jahre
weigerten, das Kreuzessymbol in ihre Kirche zu tragen. Erst nach dem Konzil
zu Ephesus, 431, sollte das geschehen. (25) Zu bedenken ist, dass der
Veranlasser dieser gravierenden Änderung, der schließlich siegreiche Kopf
dieses Konzils, Cyrill von Alexandria, immer noch unter der Anklage schwerster
Menschenrechtsverletzungen steht. Da liegt der dringende Verdacht der
Anstiftung zum Mord in mindestens einem Fall vor, der Volksverhetzung, der
aktiven Bestechung, der Hehlerei u.a. schwerer Vergehen. Die Verteidiger
Cyrills von Alexandria sehen sich der Frage gegenüber, warum gerade er das
Symbol der Todfeindschaft gegen Jesus zum zentralen christlichen Zeichen
bestimmte. So weit wie zu blicken ist, vergrößerte das Kreuz bestehendes Elend.
Selbst der berühmte Christoph Kolumbus benutzte es, u.a. um illegal „Besitz“
von der Neuen Welt zu ergreifen.
Dieses Kreuz ging den größten Verbrechen voraus. Es führte zur
„Christianisierung“ der Indianer, mit dem Resultat von Millionen Toten. Die im
5. Jahrhundert erfolgte ‚Verchristlichung’ des Marterinstrumentes Kreuz ist aus
mehreren Gründen abzulehnen.
Obwohl wahr ist, dass Jesus gekreuzigt wurde, um uns den Ausweg aus dem
Dilemma unserer nicht wieder gut zu machenden Übertretungen und der
Sterblichkeit zu zeigen, indem wir ihm gehorchen, bewirkte die
Kreuzesverehrung kaum mehr als Aberglauben.
Kreuzzügler. Wo sie hinkamen war das Elend. |
Auch das ist ein Grund warum Mormonen in ihren Tempeln und Gemeindehäusern
keine Kreuze aufstellten.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind Kreuze antichristlich, sie sind Erbe der römischen
Legionen, denen seit Jahrhunderten mit ihren Feldstandarten Kreuze X
vorangetragen wurden.
Mit Helenas Erfindung der Geburtsstätte Jesu verhält es sich sehr
wahrscheinlich so, dass sie zwar moderndes Holz in Palästina fand, aber alles
andere als das Originalkreuz.
Es handelt sich um einen Betrug. So verhält es sich
möglicherweise mit dem Platz der Geburt Christi. Als sei der Ort von
Bedeutung! ließ Helena über der angeblichen Geburtsstätte eine
Memorialkirche errichten.
Den guten Geist der Brüderlichkeit, der den Mormonen heilig ist, konnte sie
mit dem Errichten von Steinen nicht fördern. Sie haben sich immer gezankt die
angeblichen Jesusverehrer, ob dieses oder jenes Skelett eines Heiligen echt war
oder nicht, als ob es darauf angekommen wäre, wessen Knochen das sind.
Mormonen haben keine heiligen Stätten, außer ihrem Zuhause in dem der Geist
des gegenseitigen Verstehens und des ständigen Bemühens um eine gute Ehe zu
führen und eine glückliche Familie zu bilden, von Bedeutung ist.
Bis heute streiten christliche Priester, manchmal sogar handfest um den Vorrang
in fragwürdiger Verehrung. Leider handelt es sich bei dem folgenden
Pressebericht nicht nur um eine reißerische Geschichte sondern um eine
Darstellung von sich wiederholenden Realitäten unserer Tage:
„Bizarre Szenen spielten sich am
Donnerstag in der Geburtskirche in Bethlehem ab: Rund 50 Geistliche in
schwarzen Roben gingen mit Besen und Eisenstangen aufeinander los. Der Streit
zwischen armenischen und griechisch-orthodoxen Priestern hatte sich aufgrund
von Reinigungs-arbeiten in der Basilika entfacht - die Armenier fühlten sich
von Leitern der Griechisch-Orthodoxen gestört. Erst palästinensische Polizisten
konnten die Schlägerei beenden. Zwei Polizisten und fünf Priester wurden im
Krankenhaus behandelt. Die Geburtskirche zählt zu den heiligsten Orten des
Christentums…” (26) Nicht nur ‚Mormonen’ meinen, Helena und Konstantin hätten, mit ihrem
anders gearteten Verständnis von Religion, Jesus Christus das Konzept
verdorben. Bevor Luther in Worms 1521, sein berühmtes Schlusswort sprach, mit
dem er den Kaiser stark beeindruckte, stellte er diese große Aussage in den
Raum: „Die Autorität von Papst und Konzilien allein überzeugt mich nicht, da
sie offenkundig oft geirrt und gegen Schrift und Vernunft gestanden haben.”
Martin hätte diese Behauptung gut begründen können, denn er kannte die
Geschichte der Konzilien, aber, er konnte nicht wissen, was
erst die moderne Forschung herausfand, nämlich dass die Kirche nach dem 1.
ökumenischen Konzil zu Nicäa, 325, nicht von Christen, sondern im Wortsinn von
Kaiser Konstantin ins Leben gerufen wurde, auf Kosten der Kirche Christi: „In
Nicäa … befolgte die Kirche die Wünsche Konstantins, obwohl sie sie nicht
billigte... Eben so wenig, wie Konstantin Christus erwähnt, ist die Kirche auf
Christus bezogen... (27) Deshalb nahm sie mehr und mehr diesen
unappetitlichen Ausdruck an, den niemand übersehen kann, der hinschaut. In
Nicäa wurde der Rest an Klarheit zerstört, - nicht umgekehrt: „Namhafte
Persönlichkeiten, wie Bischof Basilius, Teilnehmer des 1. ökumenischen Konzils 325,
zu Nicäa, ... verglichen die nachkonziliare Situation sogar mit einer
Seeschlacht in der Nacht, in der sich alle gegen alle schlagen, und er meinte,
infolge der konziliaren Dispute herrsche in der Kirche eine „entsetzliche
Unordnung und Verwirrung“ und ein „unaufhörliches Geschwätz.“ (28) Wären
Luther die Details, wie uns, bekannt gewesen, er hätte den ersten 4 Konzilien
der ‚ökumenischen’ Christenheit nicht den Rang einer Heiligen Schrift
verliehen.
Im Grunde wissen alle, wer Konstantin war.
Er „... machte sich (in
Nicäa) zum Herrn der Kirche. In ihre Streitigkeiten griff er entscheidend
ein und verteilte mit geschickten Fingern Recht und Unrecht. ... im
Handumdrehen füllte sich der Hof des Kaisers mit einer Menge von
Persönlichkeiten, die mit ihrem Christentum Geschäfte machen wollten. Edlere
Naturen konnten neben ihnen kaum noch hervorkommen. (Sie) zogen sich angewidert
zurück. Die siegreiche Kirche“ (kam hervor.) (29) „...Konstantin
hatte eine neue Idee von der Kirche, die er verwirklichen wollte: ... nach dem
ihm vorschwebenden Bild formt er… sein Reich, seine Kirche…. Die Diener Gottes,
die Kleriker unterstützen den Kaiser, den Knecht Gottes dabei, das gottgewollte
Friedensreich herbeizuführen. Das Konzil ist ein repräsentativer Staatsakt,
aber der Staat, der sich ihm darstellt, ist die von Konstantin geführte Kirche
(!), das Reich der Zukunft.“ (30)
Auf der Spitze der größten Kirche aller Länder weht die Fahne des Mörders seiner Familie Konstantin |
Dieses Reich der Zukunft, dass dem damals einflussreichsten Mann der
europäischen Welt vorschwebte, diese Mixtur aus der Soldatenreligion des
Mithraismus, plus einiger aus dem Christlichen entlehnter Elemente konnte so
nicht überleben, weil es auf Eidbruch, Gewalt und Täuschung gegründet worden
war. Also zerfiel es, allmählich. Allerdings gab es am Rande noch
jahrhundertlang christliche Gemeinden die sich einigermaßen vor dem
zerstörerischen Hauptstrom schützen konnten.
Ludwig Hertling beschreibt - mit Imprimatur des Vatikans - in seiner
„Geschichte der Katholischen Kirche bis 1740 - die Gesamtsituation um und nach
400, nachdem das Konstantinische sich innerhalb der Kirche mehr und mehr breit
machte: „Auf die Zeit der großen
Kirchenväter (Athanasius, Hieronymus, Ambrosius, Chrysostomus, Augustinus,
Gregor von Nazians, Epiphanius usw. G. Sk.) folgten Jahrhunderte ohne Glanz.
Die Kirche, und mit ihr die europäische Geschichte tritt, nachdem sie noch
soeben durch leuchtende Landschaften gereist ist, in einen dunklen Tunnel ein,
der nicht enden zu wollen scheint...Viele Umstände haben zusammen gewirkt, um
die antike Welt in diesen Zustand der Ohnmacht oder Erstarrung zu bringen, der
zeitweise einem wirklichen Sterben ähnlich sieht...“ ‚Die Kirche’
starb tatsächlich, und mit ihr die Stadt und das Reich Rom. Auf den
Trümmern entstand eine ganz andere Welt. Verwegene, lieblose Männer nannten
sich Päpste und hielten ein gerettetes Fell hoch, hängten es sich um und
behaupteten, sie wären jetzt das Lamm.
Martin Luther und Jan Hus lebten in dieser anderen, tatsächlich unchristlichen Welt, Mormonen sagen: sie lebten in der Zeit des Abfalls.
Das ist ja die Ursache warum Gott, der Vater Jesu Christi, einschritt. Er
und sein Sohn erschienen Joseph Smith, nicht um seine Neugierde zu befriedigen,
sondern um den Grund für die Wiederherstellung der Urkirche zu legen.
Das wäre zu Zeiten Jan Hus und Luthers noch nicht möglich gewesen. Die
Umstände waren damals verheerend:
. „...Wenn
die Kirche dem armen Laien wenig bot, so hatte sie dafür einen zureichenden
Grund: die Mehrzahl der Geistlichen besaß auch nicht viel mehr von Lehre und ...Inhalt
des Glaubens. Das Amt des Bischofs war völlig verweltlicht. Ihre Weiber,
Gelage, die Jagd... waren ihre Tagesinteressen. Es gab Kirchenfürsten und Äbte
die kein Latein verstanden und nicht lesen und schreiben konnten. Nicht viel
besser erging es der Mehrzahl der Mönche und der Plebanen, den
Pfarrgeistlichen, denen vorzugsweise die Seelsorge für die Laien oblag. Wenn
sie beim Gottesdienst Gebete und Reden lateinisch lesen mussten, so
buchstabierten sie mürrisch, ohne Verständnis des Sinnes und der Worte, ihnen
selbst war barbarisch, was sie beteten, und das galt für natürlich, weil jeder
Müßiggänger und faule Bauch sich in den Priesterstand drängte." (Bezug: Nic. De Clamengis De praesulibus simoniacis, ed J.M. Lydius, 1613,
p. 165). Der
Franziskaner Bernhard Baptisè klagte in einer Predigt, die er auf dem Konzil in
Costnitz vor den Kirchenfürsten und der versammelten Geistlichkeit Europas
hielt: „So schlecht sind unsere Geistlichen geworden, dass schon fast
die ganze Geistlichkeit dem Teufel verfallen ist.“ (Bezug: v.d. Hardt,
Con.Const. T.I.P. XVIII. P.880 sq)... die hussitische Bewegung begann mit dem
Zorn und Ärger über unredliche Gewaltakte der kirchlichen Partei... im Jahr
1392 wurde das Jubeljahr auf dem Vissegrad verkündet, von Latäre bis zu Kreuzerhöhung
wallfahrtete zahlloses Volk zu den heiligen Stellen durch die Städte von Prag,
spendete und beichtete und erhielt dafür reichlichen Ablass. Großes Geld nahm
die vornehme Geistlichkeit ein, die Beutel der Armen wurden leer. Die Einnahmen
musste der Erzbischof mit dem König Wenzel teilen... (31)
Entschieden hatten Kaiser Konstantin und seine christlichen Kollaborateure die verheerend breite Schneise durch die Kulturlandschaft geschlagen. Es war so, dieser Imperator hatte die Parole ausgegeben: Macht weiter so! Die ebenfalls weit von Jesu hinweg-gekehrten Haupterben des konstantinischen Reiches, Konstantin II., Konstanz und Konstantius, legten nur wenige Monate nach dem Tod ihres Vaters zutage, von wem sie gelernt hatten. Beim ersten Anlass stürzten sie sich, wie verhungernde Löwen aufeinander. Der katholische Constanz, vernichtete seinen 24jährigen Bruder Bruder Konstantin II., 340, nur weil dieser in Italien Truppenbewegungen angeordnet hatte. Es gab fortan in den Metropolen Roms kaum Unterschiede zwischen weltlicher und kirchlicher Politik. Die Ziele, wie die Handlungsweisen, waren grundsätzlich dieselben. ‚Papst’ Damasus bewies schon im Jahr 366, dass er strikt konstantinisch dachte, als er - der Athanasianer (der Nicäner) - seine Streitmacht mit Brechstangen und Streitäxten gegen den nichtnicänischen, arianisch glaubenden Nachbarbischof Ursinus aussandte. Was zählte, war für den neuen Christentyp der momentane Erfolg. Jesus hingegen wollte, dass die Menschen in die ferne Zukunft blickten: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und nähme an seiner Seele Schaden?“ (32)
Jesus wies wiederholt daraufhin, was geschehen würde, wenn materielle Werte, wie Macht und Geld in seiner Kirche höchster geistiger Werte zu wichtig werden, - und Kaiser Konstantin hatte viele Privilegien und Geld zu bieten: „Der gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist, und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht.“ (33) Diese Aussage steht unübersehbar im Gegensatz zu den Aktionen der von Konstantin geführten „ecclesia militans“, deren führende Kleriker er unter Gewährung steuerlicher Vorteile und anderer Privilegien direkt und indirekt in seinen Dienst gestellt hatte. (34)
Im Dienste des Gottes Jesus Christus zu stehen verlangte schon immer eine gewisse Opferbereitschaft und Selbstlosigkeit, es verlangt von denen die dienen wollen, dass sie Gedankenzucht üben und unentwegt nach mehr Verständnis vom Evangelium und damit Mitgefühl für die Nöte anderer trachten.
Zank in Glaubenssachen kann es unter Christen nicht geben, Meinungsverschiedenheiten
sehr wohl.
Wir sind Martin Luther dankbar, doch einiges verstehen wir anders.
Quellen:
(3) 86. These
(4) „Ich (Jesus) werde dir (Petrus) die Schlüssel des Himmelreiches geben,
was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was
du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.“
(5) Gerhard J. Bellinger „Der Catechismus Romanus und die Reformation“
Georg Ohm Verlag, Paderborn, 1970, S.15
(6) Schlosser, Weltgeschichte Bd VI. S. 390-391
(7) Maike Vogt- Lüerssen „Begegnungen mit Zeitgenossen der
Renaissance“
(8) 82. These
(9) James Talmage, „Jesus der Christus“ zitiert Mosheim, Geschichte der
Kirche, XII. Jahrhundert II. 3:4
(10) Gustav Freytag Deutsche Bilder 2, Leipzig, 1927, S. 337
(11) Wachsmann, „Die Dokumentenplattform: Luthers Verteidigungsrede
auf dem Reichstag zu Worms.“
(12) Tischreden, Bd.III. S. 175
(13) Dieter Wyss, „Kain: Phänomenlogie und Psychopathologie des Bösen“,
Königshausen & Neumann,1997: „Llorentes, Sekretär der spanischen
Inquisition berichtet, gestützt auf Archivmaterial, Torquemada habe 10 220
Menschen lebend verbrannt, sowie mit Unterstützung Ferdinands und Isabellas 114
300 Familien für immer ruiniert.“
(14) Die evangelische Kirche zu Ebersgöns: (2009): „Hus war auf dem Konstanzer
Konzil zum Ketzer erklärt und zum Tode verurteilt und am 6. Juli 1415 verbrannt
worden. 1531 schrieb Martin Luther: "S. Johannes Hus hat von mir
geweissagt, als er aus dem Gefängnis im Böhmerland schreibt: Sie werden jetzt
eine Gans braten (denn Hus heißt eine Gans) aber über hundert Jahren werden sie
einen Schwan singen hören, den sollen sie leiden."
(15) Gustav Freytag Deutsche Bilder 2, Leipzig, 1927, S. 339 „Sieben Jahre,
bevor Luther die Reformation begann, war ihm das Bild des großen Mannes im Traum
erschienen und hatte die Zweifel seines aufgeregten Herzens beruhigt.“
(16) Jakobusbrief 2: 14
(17) Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Verlag Traugott
Bautz:
„1559 wurde Carranza von der Inquisition, dessen Mitglied er selbst lange
gewesen war, in Torrelaguna bei Madrid verhaftet und in der folgenden Nacht
nach Valladolid gebracht... Obwohl er an den Papst appellierte, blieb Carranza
8 Jahre in spanischer Haft, bis er auf Befehl Pius' V. nach Rom gebracht wurde,
wo er noch 9 Jahre in der Engelsburg in Untersuchungshaft saß. Die Inquisition
und Philipp II. verzögerten den Fortgang des Prozesses, der endlich nach 17
Jahren durch Gregor XIII. zum Abschluss kam. Die Ketzereien, deren Carranza
angeklagt war, konnten nicht bewiesen werden.“
Carranza hatte gewagt Kaiser Karl V. auf dem Totenbett, mit Worten zu
trösten die den Lauschern lutherisch geklungen hatten.
(18) Habakuk 2: 4
(19) Sprichwörter 31: 8-9
(20) z.B. 2. Nephi 9: 14 wir werden in der Auferstehung „eine vollkommene
Kenntnis all unserer Schuld und unserer Unreinheit und Nacktheit haben, und die
Rechtschaffenen werden eine vollkommene Kenntnis ihrer Freude und ihrer
Rechtschaffenheit haben, denn sie sind mit Reinheit bekleidet, ja mit dem
Mantel der Rechtschaffenheit.“
(21) Genesis 2: 18 „Dann sprach Gott, der Herr: Es ist nicht gut,
dass der Mensch allein bleibt, ich will ihm eine Hilfe geben“... Eva.
(22) Matth. 25: 40
(23) Matth. 23: 23
(24) Mosia 2: 17(25) Jan, Thomas Otte, „Evangelischer Kirchenbote seit
1848“ für die Pfalz, Nr. 13, 2007 „Das Christentum hat im Jahr 431 das Kreuz
als zentrales christliches Symbol beim Konzil von Ephesus eingeführt.“
(26) „Kurier“ Wien vom 17. Januar 2008
(27) Heinz Kraft Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“
Heidelberg - Uni Greifswald, 1954 S. 81 ff
(28) Bischof Koch (katholische) Pfarrblätter, vom Oktober 2008.
(29) Pfarrer E. F. Klein „Zeitbilder aus der Kirchengeschichte“, Berlin,
Ackerverlag, 1930, S. 144
(30) Heinz Kraft, „Konstantins religiöse Entwicklung“, 1954, Heidelberg -
Uni Greifswald, S. 89 u 99
(31) Gustav Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit“ Zweiter Band.
Leipzig, S. 218-219, 223
(32) Markus 8:36
(33) Joh. 10: 12
(34) Ch. Müller Albert-Ludwig-Univ., Freiburg i. Breisgau „Kurialen und
Bischof, Bürger und Gemeinde in der gallischen Stadt des 4. bis 6.
Jahrhunderts“ 2003, S. 15
Ebenso:
Sabine Hübner, „Der Klerus in der Gesellschaft des spätantiken Kleinasiens“
Fr. Schiller Universität, Jena, 1976
(35) Vatikan, Generalaudienz, 20. Juni 2007
(36) Tuomo Mannermaa “Luther und Theosis”, Band 1
Veröffentlichungen der Luther-Akademie Ratzeburg, Helsinki/Erlangen 1990, S.
11: “Theosis als Thema der finnischen Lutherforschung
Bildquelle: Wikipedia
P.S. Übrigens,
viele Theologen weisen äußerst kritisch auf das Joseph-Smith-Zitat hin:
„Gott war einst ein Mensch und der Mensch kann wie Gott werden“
Das sei geradezu der Beweis für Gotteslästerung seitens der Mormonen.
Es ist peinlich! Sie haben anscheinend keine Ahnung, dass Dr. Martin Luther
und sogar Papst Benedikt XVI. dasselbe lehrten:
„...der Kern der Inkarnationslehre des Athanasius lautet: „Christus, das
Göttliche Wort, „wurde Mensch, damit wir vergöttlicht würden...“ (35)
Nikolai Krokoch zitiert Tuomo Mannermaa der darauf verweist, dass
das Wort der Theosis (deificatio) öfters bei Luther vorkommt als
der Hauptbegriff seiner während der berühmten Heidelberger Disputation (1518)
formulierten Heilslehre nämlich die theologia crucis. „Wenn in Luthers
Epistelkommentaren und Weihnachtspredigten die inkarnatorische Wahrheit auf
besondere Weise zum Ausdruck kommt, dann meint er ähnlich wie die orthodoxe
Heilslehre die reale Teilhabe an der Gottheit Jesu: ,,Wie das Wort Gottes
Fleisch geworden ist, so ist es gewiß notwendig, daß auch das Fleisch Wort
werde. Dann eben darum wird das Wort Fleisch, damit das Fleisch Wort werde. Mit
anderen Worten: Gott wird darum Mensch, damit der Mensch Gott werde. Also
wird Macht machtlos, damit die Schwachheit mächtig werde. Der Logos zieht
unsere Form und Gestalt, unser Bild und Gleichnis an, damit er uns mit seinem
Bilde, mit seiner Gestalt und seinem Gleichnis bekleide. Also wird die Weisheit
töricht, damit die Torheit Weisheit werde, und so in allen anderen Dingen, die
in Gott und in uns sind, sofern er in all dem das Unsere annimmt, um uns das
Seine zu vermitteln.“ Luther nimmt hier den Vergöttlichungsgedanken des Hl.
Kirchenvaters Athanasius auf… (36)
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