Montag, 23. Oktober 2023

"Für diejenigen, denen an der historischen Wahrheit mehr gelegen ist, als an liebgewonnenen Traditionen" (1) by Gerd Skibbe 2023



Bedauerlicherweise lehnen es viele ab zuzugeben, dass „Mormonismus“ im Ganzen dem Gebilde der Urgemeinde auffallend ähnelt oder sogar entspricht. 

Das  aber ist es, was auf der Hand liegt. Das sogenannte Mormonentum ist die restaurierte Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Sie ist das Spiegelbild der damaligen „Gemeinde der Heiligen der Letzten Tage“, wie ihr Kern (der Montanismus) noch um das Jahr 156 genannt wurde. Friedrich Loofs, Dogmengeschichte, Halle Saale-Verlag 1950 

Auch Kirchenvater Tertullian war um 207 Montanist. Das zeigen seine Schriften „gegen Praxeas“, sein Polytheismus und seine  anderen Bekenntnisse. 

Das wird im Folgenden belegt.

Mönche und andere im nachkonstantinischen Mainstream operierende Schriftkundige gaben sich große Mühe, rückwirkend, alles zu eliminieren, was der jeweiligen Führungsspitze der „katholischen Kirche“ missfiel und ihrem Machtanspruch widersprach. Offensichtlich ist das der Fall bei Origenes (185-254). 

Viele Forschungsergebnisse international anerkannter Historiker und Theologen liefern dankenswerterweise ein immer deutlicheres Bild von der Kirche des Jahres 200, ihren Lehren und Strukturen. 

Nicht nur deshalb ist ein schnelles Abwinken unserer Kritiker fehl am Platz. Auch der Tadel an der Praxis der Mehrehe in der Frühzeit der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, ist kaum berechtigt: denn zunächst gilt das Bibelwort: „Gott ist derselbe, heute gestern und ewiglich.“ Einheitsübersetzung 

Es gäbe Israel, SEIN Bundesvolk nicht, hätte Gott das Prinzip „Patriarchalische Mehrehe“ missbilligt. Auch Samuel, der zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des Alten Testaments gehört, war Kind einer Mehrehe. 

„Tertullian hebt hervor, dass die Katholiken das Gesetz der Monogamie nicht auf alle Christen ausdehnten, … dass man Bigamie in den Ämtern duldete, obwohl ... dies nach der Ordination an den Tag gekommen war… Hippolyt berichtet ausdrücklich, zu seiner Zeit, also wohl mit seiner Billigung seien Bischöfe, Priester und Diakonen, auch wenn sie mehre Male (polygam) geheiratet hätten, in ihre betreffenden Ämter eingesetzt worden.“ Langen “Die römische Kirche” 1881, im Internet vollständig abrufbar 

Der katholische Lehrbeauftragte am Institut für Philosophie der Universität Augsburg Dr. Ludwig Neidhardt verweist auf 1. Kor 7: 29 „die Zeit ist knapp bemessen, künftig sollen diejenigen, die Frauen haben, so sein wie diejenigen, die keine haben“ der Ausdruck „Frauen haben“ (statt „eine Frau haben“) dürfte andeuten, dass damals Polygamie noch im Rahmen des Denkbaren lag.“ „Ehescheidung in der Schrift und in der katholischen Theologie “ 

Alles war damals, in den ersten drei Jahrhunderten, in Christenreihen anders. Beispielsweise erfolgte der Dienst an der Gemeinde grundsätzlich ehrenamtlich. "Noch im beginnenden „dritten Jahrhundert tadelte Bischof Hippolyt von Rom die schismatische Gemeinde der Theodotianer in Rom, die ihrem Bischof ein monatliches Gehalt zahlte. Das sei eine gräuliche Neuerung...“ Jungklaus, „Full Text of „die Gemeinde Hippolyts...“ 

Obwohl die „Mormonen“- Gemeinden jeweils nicht selten mehrere hundert aktive Mitglieder umfassen, ist es dort, wie in der alten Kirche, ebenso, jedes Amt wird ehrenamtlich besetzt, immer mit dem Ziel, möglichst jedem Gemeindemitglied eine Aufgabe zuzuweisen. Je weiter wir jedoch ins Mittelalter blicken umso deutlicher ist der Trend dem entgegengesetzt, die Laien hatten nicht mehr mitzureden und Messen wurden an Altären „gelesen“ oder zelebriert, auch wenn niemand außer dem Priester und seinen Ministranten zugegen war. Aber Altäre in Gemeinderäumen gab es vor Konstantin nicht. 

„Er selbst hat … den Platz (seiner letzten Ruhestätte) ausersehen...Konstantin hatte vorgesehen, dass der Wert der Gebete, die hier zu Ehren der Apostel gesprochen würden, auch ihm zugutekommen. Deshalb ordnete er an, hier Kirche zu halten, und er stellte einen Altar mitten hinein..." ) Hermann Dörries „Das Selbstzeugnis Kaiser Konstantins"

„Bis ins 3. Jahrhundert gab es im Christentum keinen Altar.“ BertelsmannUniversal-Lexikon 

„Es geht um das Sitzen um den Tisch. Wobei wieder deutlich wird, dass es in einer christlichen Kirche eigentlich keinen Altar geben kann, sondern nur einen Abendmahlstisch.“ K-P. Hertzsch, Evangelisches „Theologisches Lexikon", Union –Verlag, Berlin, 1977 

Buchstäblich alles wurde im Verlaufe der Zeit geändert, auch die Strukturen: „… Der Bischof leitet die Gemeinde. An seiner Seite hat er zwei Ratgeber.“ Jungklaus, „Full Text of „die Gemeinde Hippolyts..“ 

In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist es so. Nur in ihren Reihen und in der originalen Kirche gab und gibt es – oft verspottet – zwei Priestertümer, dass Aaronische und das Melchizedekische, wie im Hebräerbrief 7: 11-17 beschrieben. In der Urkirche "bestimmte": „der Bischof den in der Gemeinde zum Presbyter, der sich nach seiner Ansicht für dies Amt eignete, und der ihm gefiel oder dem sein Märtyrertum von vornherein diese Würde verlieh... Bei der Ordination von Diakonen durch den Bischof verspricht dieser, wenn der Diakon tadellos gedient hat, kann er später „das erhöhte Priestertum" empfangen...“ Jungklaus, „Full Text of „die Gemeinde Hippolyts...“ 

Wie in der „Mormonen“-kirche konnte damals jeder würdige Mann ab 12 bzw 13 Jahren das Priestertum empfangen. Erst die durch Konstantin erfolgte „Privilegierung der Kleriker führte... unmittelbar zur Beschränkung des Zugangs zum Priestertum.“ Ebenda. 

Forschern der Kirchengeschichte des 4. Jahrhunderts ist bewusst, dass „Konstantin eine neue Idee von der Kirche hatte, die er verwirklichen wollte ... nach dem i h m vorschwebenden Bild formt er… sein Reich, seine Kirche…“ Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald, 1954 

Einmal eingegriffen, setzten sie sie die Eingriffe fort. Mit dem beginnenden 6. Jahrhundert kam liturgische Kleidung auf. „Vor dem Konzil zu Narbonne 589 trug kein christlicher Priester ein liturgisches Gewand.“ L. Hertling „Geschichte der katholischen Kirche vor 1740“ Kreuze in kirchlichen Räumen gab es erst im 5. Jahrhundert. „... im Jahr 431 (wurde) das Kreuz als zentrales christliches Symbol beim Konzil von Ephesus eingeführt.“ Der "Evangelische Kirchenbote..." u.a

Die Taufe kleiner Kinder wurde um 530 auf druckvolle Weisung Kaiser Justinians praktiziert. „Nach Tertullian „(vgl. de bapt.18) ist (die Taufe) bis dahin (um 200) keine Taufe von Säuglingen, sondern von reiferen Kindern oder Erwachsenen durch Untertauchung). In der Frühzeit wurden nur Erwachsene getauft“ Anton Grabner-Haider-Maier „Kulturgeschichte des frühen Christentums“ 

Am Schwerwiegendsten für die Balance der Theologie erwies sich die Verfluchung des sogenannten „Origenismus“ 543, durch Justinian 

Auch wenn es viele nicht zugeben wollen: Origenes wurde ungerechtfertigt exkommuniziert. Johann J. Ignaz von Döllinger betont: „In einem Brief an Paula (heißt es), Origenes sei nicht wegen neuer Lehren oder häretischer Meinungen... verurteilt worden, sondern weil man den Glanz seiner Beredsamkeit und Wissenschaft nicht habe ertragen können.“ „Hippolytus und Kallistus“ 1854 

„Eine ganze Generation von Theologen ist ... durch seine Schule gegangen... mehrfach holte man Origenes zur Widerlegung von Häretikern, die sich seinen Argumenten meistens beugten...“ Franz Schupp „Geschichte der Philosophie“ 

Hertling SJ bekräftigt: „Origenes hatte niemals die Absicht, von der Lehre der Kirche abzuweichen!“ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740“ 

Das zu konstatieren ist wichtig, denn die bedeutendsten Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gleichen denen die Origenes lehrte. Darunter sind die vom vorirdischen Dasein aller Heutemenschen, oder die von der Möglichkeit der „Vergottung“ jedermanns, vorausgesetzt er hält die im Neuen Testament niedergeschriebenen Gebote Christi. Hier wie da wurde festgeschrieben, dass Gewalt und Christentum einander ausschließen, dass die 7-Tage-Schöpfung in 7 Weltperioden erfolgte. Die überlieferte und von Origenes verkündete und im „Mormonismus“ klar angesiedelte „Gnadenlehre ist synergistisch. Zwar sind alle Geschöpfe ganz auf Gott angewiesen, eigene Anstrengungen werden durch seine Gnade weit überwogen. Aber die Vorsehung hat alle Regungen des freien Willens von Ewigkeit her vorausgesehen und eingeplant, und sie werden gerecht vergolten.“ Handwörterbuches für Theologie und Religionswissenschaft“, dritte, völlig neu bearbeitete Auflage, 4. Band Kop-O, Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960 S. 1692 – 1702 

Mit eben dieser Rede wird, wie ich meine, die Forderung der Vernunft befriedigt. Joseph Smith präzisierte: "Wahrlich (der allmächtige Gott, Schöpfers Himmel und der Erde) sagt: Die Menschen sollen sich voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus ihrem eigenen, freien Willen tun und viel Rechtschaffenheit zustande bringen; denn die Macht ist in ihnen, wodurch sie für sich selbst handeln können. „Wenn die Menschen Gutes tun, werden sie ihres Lohnes keineswegs verlustig gehen.“ " Lehre und Bündnisse 58:27 Dennoch sind Stimmen selten, wie die Richard J. Mouws, des Präsidenten des einflussreichen neoevangelikalen Fuller Theological Seminary, Pasadena, Kalifornien. Er legte auf CNN Belief Blog seine Auffassungen über den Dialog zwischen Mormonen und Evangelikalen dar, in welchem er eine Schlüsselrolle spielt: „Seit nunmehr 12 Jahren findet ein Dialog zumeist hinter verschlossenen Türen zwischen etwa ein Dutzend Evangelikaler und einer gleichen Anzahl von Mormonen statt. Der Mormone Professor Robert Millet von der Brigham Young University, einer Universität der Mormonen, ist der wichtigste Vertreter der Mormonen in diesem Dialog.“ Mouw kommt zu dem Schluss: „Wir Evangelikale und unsere mormonischen Gesprächspartner stimmen in einigen wichtigen theologischen Fragen nicht überein. Aber wir haben auch erkannt, dass wir in einigen Dingen gar nicht so weit auseinanderliegen, wie wir dachten.“ Was aus Sicht Mows die Mormonen von Sekten unterscheidet, ist ihre Bereitschaft zum Dialog. Dass Mormonen an ihrer Brigham Young University Kurse über Weltreligionen anbieten sowie Dozenten beschäftigt, die Studienabschlüsse an renommierten Universitäten erlangten, ist für Mouw ein Indiz, dass Mormonen keine klassische Sekte sind wie etwa die Christliche Wissenschaft oder die Zeugen Jehova.“

Mormonismus wirft Licht auf die Bibel und deinen Lebensweg, denn er ermahnt und ehrt das Wort Christi: "Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist es der mich liebt..." Johannes 14: 11 !" 



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