Mittwoch, 10. Januar 2024

Endet der Siegeslauf des Trinitarismus abrupt?

 

 

Zahlreichen Verehrern des „Dreifaltigen Gottes“ ist bislang entgangen, wann, wie und warum der „Trinitarismus“ zustande kam. Sie sind es, die ihn noch stützen. Der Dreifaltige ist uralt, aber nicht älter als 1700 Jahre.

Alles was einen Anfang hat, kommt irgendwann zum Ende.

 So auch der trinitarische Gott, der die aus drei Göttern bestehende, christliche Gottheit von Vater, Sohn und Heiliger Geist vorübergehend verdrängte.

Der „Dreieine“, der Erbe der heidnischen Trinität von Jupiter, Quirinus und Mars, hat zu viel Unheil mittels Zwangstaufen, Kreuzzügen, Ketzerverfolgungen, Hexenverbrennungen, Verunglimpfungen des Judentums, und mehr, angerichtet. Des „Dreieinen“ künstlich verlängertes Leben neigt sich nun dem Ende zu. Es hängt am seidenen Faden der zunehmen schwächelnden Behauptung, der Älteste Arius (260-337), der im Jahr 325 seine Geburt verhindern wollte, sei ein Ketzer.

Mit diesem Titel hatte ihn Kaiser Konstantin belastet, unterstützt durch vielleicht zwanzig, dreißig kollaborierende Bischöfe zu Nicäa.

Der Rest, der 220 Unterschriftsberechtigten wurde unter Androhung schwerster Strafen in die Knie gezwungen.

„Seitens des Kaisers Konstantin wurde mit Drohungen und Ankündigung von Repressalien gearbeitet. Jeder Bischof wurde einzeln vorgenommen. Ihm wurde das Bekenntnis (das Nicänum) vorgelegt, und er wurde sogleich vor die Alternative gestellt, entweder zu unterschreiben oder in die Verbannung zu gehen... in Nicäa wurde auch die Kirchenorganisation in die Organisation des Reiches eingepasst. Folgerichtig wurden alle in Nicäa gefassten Beschlüsse zum Reichsgesetz erklärt.“  Rudolf Leeb „Konstantin und Christus“ – die Verchristlichung der imperialen Repräsentation“

Fast 90 Prozent aller von Konstantin nach Nicäa eingeladenen Bischöfe verweigerten sich ohnehin. Wahrscheinlich ahnten sie was ihnen abverlangt werden könnte. Also blieben sie daheim.

Sie hätten andererseits stolz die kaiserliche Einladung herumzeigen können: Seht ihr Spötter: Wir sind wer!

Die Tatsache des beachtlichen Widerstandes veranlassten Hertling SJ zu der Bemerkung: „... solange freilich Kaiser Konstantin lebte, durfte niemand wagen, gegen das Konzil zu Nicäa und seine Definition aufzutreten...“ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740”                                                                                                                                            

Kompetente Stimmen wie die des katholischen Spitzentheologen Hans Küng, des bedeutenden Dogmenforschers Adolf von Harnack, oder die Thomas Häggs können nicht mehr lange missachtet werden. Noch allerdings stopfen viele Evangeliumsverkünder beide Ohren zu, um nicht die Wahrheit zu hören, dass

Kaiser „Konstantin das nachher so sehr umstrittene unbiblische Wort wesensgleich griech. Homousios lat. „consubstantialis“ einfügte. Die Unterordnung des Sohnes unter den einen Gott und Vater, wie von Origenes und den Theologen der Vorzeit allgemein gelehrt, wird jetzt ersetzt durch eine wesenhafte, substantielle Gleichheit des Sohnes mit dem Vater“ „Kleine Geschichte der katholischen Kirche“

Dieser Akt, der Ersetzung des Originals, „durch eine wesenhafte, substantielle Gleichheit des Sohnes mit dem Vater“ war eine „große Neuerung. Die Erhebung zweier unbiblischer Ausdrücke (Vater, Sohn und Heiliger Geist sind „unius substantiae“ G.Sk.) zu Stichworten des Katholischen Glaubens. (Sie) sicherte die Eigenart dieses Glaubens... Im Grunde war nicht nur Arius abgewiesen, sondern auch Origenes... fortan musste die Kirche die Last einer ihr fremden Glaubensformel tragen.“ Adolf von Harnack, „Lehrbuch der Dogmengeschichte“

Neuerungen sind Abweichungen vom Original. Und Abweichungen sind, gemäß dem allgemeinen Verständnis der Christen, Häresien!

Das war Abfall!

Isaak Newton (1643-1727), der griechisch ebenso las wie den Originaltext der Vulgata verurteilte den Trinitarismus, weil er erkannte was Küng in die Worte fasste: Es erfolgt eine „wesenhafte, substantielle Gleichheit (Gleichsetzung) des Sohnes mit dem Vater“

„Der Abfall vom Glauben sollte damit beginnen, die Wahrheit über die Beziehung des Sohnes zum Vater zu verzerren, indem er sie gleichsetzt.“ Untitled Treatise on Revelation (section 1.4), Yahuda Ms. 1

Konstantin wollte diese Verzerrung. Er wollte den Nebel. Niemand sollte ihn durchschauen, niemand vorzeitig ahnen, dass er „der Christus sein wollte“ Manfred Clauss „Kaiser und Gott“ Herrscherkult im römischen Reich   

Im Mai 330, fünf Jahre nach dem 1. Ökumenischen Konzil, finden zu des Kaisers Ehren Festspiele im Zirkus zu Konstantinopel statt.

Dort fällt des Imperators Maske:

„Es wird berichtet, dass die Kolossalstatue Constantins auf der Porphyrsäule... von Heiden und von C h r i s t e n verehrt wurde und l e t z t e r e versuchten, das Bild Konstantins ... mit Opfern gnädig zu stimmen und mit Lampenfesten und Räucherwerk zu ehren. (Sie) b e t e t e n  i h n w i e  e i n e n G o t t an und leisteten Fürbitten, die vor schrecklichen Dingen Abwehr schaffen sollten... Constantin als ApolloHelios entsprach der Darstellung Christi als Sonnengott...“ Frank Kolb „Herrscherideologie in der Spätantike“

Und so finden wir ihn im Vatikan wieder:


Wikimedia Commons: Mosaik der Vatikanischen Grotten unter dem Petersdom an der Decke, des Grabes der Julii. Darstellung Christi als Sonnengott Helios oder Sol Invictus auf seinem Streitwagen.

 

                              Wikipedia Commons Sol Invictus und das Genie der Militäreinheit

„Soldaten mit Kerzen in der Hand geleiteten die Statue Konstantins, die ihn in der Haltung und im Gewand des Sonnengottes darstellte…“ William Seston „Verfall des Römischen Reiches im Westen“





„Wenn wir die Ebene der theoretischen Erörterungen verlassen und uns den Glauben der ‚kleinen Leute’ anschauen, dann verwischen sich die Unterschiede zwischen paganer und christlicher Frömmigkeit rasch, dann erfährt Konstantin göttliche Verehrung von Anhängern der alten heidnischen wie der neuen christlichen Kulte.“ Manfred Clauss „Kaiser und Gott“, - Herrscherkult im römischen Reich

Zielte bereits Paulus auf ihn?

Der große Heidenapostel sagte voraus, es wird ein Widersacher vor dem zweiten Kommen Christi auftreten.

 „Lasset euch von niemand verführen, in keinerlei Weise; denn er kommt nicht, es sei denn, dass zuvor der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde, das Kind des Verderbens, der da ist der Widersacher und sich überhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, also dass er sich setzt in den Tempel Gottes als ein Gott und gibt sich aus, er sei Gott.“ 2. Thessalonicher - Kapitel 2: 3-4

Der Bibelkommentar zu diesem Text lautet: „Die Wendung, sich in den Tempel Gottes setzen, ist wohl bildhafter Ausdruck dafür, dass der Antichrist Gott verdrängen und sich an seine Stelle setzen will.“ „Der Verfasser rechnet damit, dass der Zwang zur göttlichen Verehrung des Kaisers, in nächster Zukunft zu einer schweren Verfolgung der Kirche führen wird.“  Präambel zur „Offenbarung des Johannes“, Einheitsübersetzung 1980

Im überschaubaren Raum der ersten eintausend Jahre Kirchengeschichte gibt es nur einen Mann, der die dazu erforderlichen Voraussetzungen und den Willen aufbrachte, die prophezeite Rolle zu spielen: Kaiser Konstantin (285? – 337).

Er sollte und wollte die Kirche Christi nicht direkt verfolgen, sondern nur um- und zurechtbiegen, um sie den Bedürfnissen seines räuberischen Imperiums anzupassen.

 „Konstantin hatte eine neue Idee von der Kirche, die er verwirklichen wollte ... nach dem i h m vorschwebenden Bild formt er… sein Reich, seine Kirche…. Eben so wenig, wie Konstantin Christus erwähnt, ist die Kirche auf Christus bezogen.“ Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ 

Den wahren Christus herabzusetzen, um sich selbst zu erhöhen, war Konstantins eigentliche Triebfeder.

Wer immer sich diesem Ansinnen widersetzte lebte gefährlich.

Er war ein Tyrann übelster Sorte.

„Gefangene Offiziere und der Unfreiheit widerstrebende Germanenfürsten, ließ er im Amphitheater von wilden Tieren zerreißen, etwa in einer Arena in Trier… auch mit der Zivilbevölkerung kannte er keine Gnade und hinterließ in den unterworfenen Gebieten Tod und verbrannte Erde.“ Bettina von Engel „Konstantin und seine Familie in Trier“ Vortrag bei der Ascoli Piceno-Trier Gesellschaft, 2007

 "... so wurden die gefangenen Frankenkönige Ascarius und Merogaisus 307 zur Feier eines Sieges in der Arena lebendig wilden Tieren vorgeworfen." Wikipedia

Arius (260-337) wagte alles – und er verlor – verlor er bis heute?

Die vergleichende Religionswissenschaft weiß deutlicher denn je, dass   "…der Erzketzer Arius Traditionalist ist. Er steht fest auf dem Boden der kirchlichen Lehrtradition." "Kirchen und Ketzer" 2004 mit Unterstützung des norwegischen Forschung-beirates für Klassische Philologie und Religionswissenschaft, Uni Bergen

Jetzt erst, aber immerhin, geben Protestanten zu: „Die Lehre von der Trinität kommt in der Bibel explizit nicht vor.“ Evangelisch. De

Die Bibel entfaltet keine Trinitätslehre. Es existiert kein Kapitel in der Heiligen Schrift, das dieses anscheinend wichtige Thema aufgreifen würde… Wie konnte es sein, dass keiner der Apostel sich mit diesem dogmatischen Thema befasste?“ Aleksandar Vuksanović „Entwicklung der Trinitätslehre in den ersten drei Jahrhunderten", St. Galler Studientag 2016.                                 

Noch gilt, - aber nicht mehr lange - was vor vielen Jahrhunderten als Treueschwur zugunsten des „Dreifaltigen“ niedergeschrieben wurde: „...Denn wie wir gezwungen sind, in christlicher Wahrheit jede einzelne Person für sich als Gott und als Herrn zu bekennen, so verbietet uns der katholische Glaube, von drei Göttern oder Herren zu sprechen.“… Teil des Athanasianum

Wegen dieser Stilblüte …?

Was bewegte die Theologen aller seitherigen Zeiten, die christliche Wahrheit zum Vorteil des katholischen Glaubens zurückzusetzen?

 

Es lebe die christliche Wahrheit!

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