„Besuchen sie mich,“ schrieb ein
Herr Dittmer, in einem kurzen Brief Ende der 50er Jahre, „ich wohne am
Friedrich- Engelsring, Haus Dittmer, kurz vor dem Abzweig Neustrelitz.“ Unser
Neubrandenburger Gemeindepräsident Otto
Krakow, bat mich ihn zu begleiten.
Der Mann mochte um die achtzig
sein und kaum Platz genommen, in seiner gut ausgestatteten Wohnung, breitete er
eine braunstichige Zeitung englischen Inhalts vor uns aus und wies auf drei
großflächige Bilder. „Das ist meine kanadische Verwandtschaft, soviel wie
ich weiß, sind das alles Mormonen und die meisten von ihnen sind Künstler,
Musiker und so weiter, mehrere Hunderte, ich glaube es sind über eintausend
Leute die alle irgendwie mit meinem Großvater väterlicherseits verbunden sind.
Er schloss sich ihrer Kirche in den 1880 Jahren an und wanderte nach Amerika
aus.“ Er sei ein Mühlenarchitekt gewesen und von Missionaren zu Güstrow in
Mecklenburg getauft worden.
Dann berichtete er, er sei in den
1930er Jahren halb gewillt gewesen sich der Kirche Jesu Christi der Heiligen
der Letzten Tage anzuschließen. Wir schauten einander an.
„Ja,“ seufzte
er: „Ich war Gutspächter zu Gransee gewesen. Ich hatte eine halbe Million
auf meinem Konto. Der Gedanke ich müsste mich von 50 000 Mark trennen bremste
mich aus.“ Er sagte wie er zu dem Geld kam. „Der Sandboden Gransees liegt
günstig in einem Kleinklima mit ein paar höheren Plusgraden. Da baute ich
Frühkartoffel an und ließ Salat, Möhren und Gurken zwischen den etwas breiter
angelegten Kartoffelreihen, aussäen. Ich war früher auf dem Berliner
Gemüsemarkt als meine Konkurrenten… und dann kamen die Russen 45 schossen mir
ein Auge aus und enteigneten mich. Das Geld war futsch …“ Da habe er seinen
Geiz bereut: „Ich war Freimaurer wie Luthers Freund Melanchton der ebenfalls dem 'Johannesorden freier Maurer' angehörte. Ich stand mit
höchsten Persönlichkeiten auf einer Stufe… jetzt bin ich zu alt.“
Vielleicht hätten wir ihn
doch überreden sollen und sagen: Es ist nie zu spät.
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