Nach
dem enorm anstrengenden und letztlich erfolglosen 3 000 km Marsch von Kirtland
nach Far West Missouri und zurück, bestimmten – im Auftrag Joseph Smiths -, die
drei Hauptzeugen für die Echtheit des Buches Mormon: M. Harris, D. Whitmer und
O. Cowdery neun von den zweihundert Camp-Teilnehmern. Sie sollten als Apostel wirken.
Unter ihnen waren Brigham Young und Heber C. Kimball. Das geschah im Februar
1835. Oliver Cowdery, der später für zehn Jahre als exkommunizierter,
eloquenter Rechtsanwalt Karriere machte (und der bescheiden in seinem Betragen 1848,
in den Tagen der Flucht der Kirche in den Westen um Wiederaufnahme bat, was ihm
natürlich gewährt wurde) sagte in jenen fernen Februartagen im Text der
Ordination: „Ihr seid berufen zu einem Amt, das eure ganze Aufmerksamkeit
beanspruchen wird. Ihr werdet weit hinaus in die Welt gehen, zu Nationen in
denen (in Bezug auf das originale Christentum) Finsternis herrscht.“
Oliver Cowdery 1806-1850
Diese, vor allem europäische, Nationen hielten sich selbst für
erleuchtet. Aber wenn man bedenkt welche Lehren weltweit im Namen Christi gepredigt
wurden, die tatsächlich zu den beiden Weltkriegen führten, oder wenn man
bedenkt, dass bis heute die Lehre von unserem vorirdischen Dasein strikt
abgewiesen wird, dann hat Cowdery Recht. Der evangelische Pfarrer Weber
berichtet u.a. was Geistliche 1914
in markanten Predigten zum Besten gaben:
„Hei wie es saust aus der Scheide! Wie es funkelt im
Maienmorgensonnenschein! Das gute deutsche Schwert, nie entweiht,
siegbewährt, segensmächtig. (Der trinitarische) Gott hat dich uns in die
Hand gedrückt, wir halten dich umfangen wie eine Braut...komm Schwert, du bist
mir Offenbarung des Geistes... im Namen des Herrn darfst du sie zerhauen.“ Pfarrer Hartwig Weber „Jugendlexikon Religion“, rororo,
Rowohlt, 1988
Die deutschen Christen –
natürlich nicht alle - weinten vor Glück, wenn Hitler sprach, er der Messias,
der das tausendjährige „dritte Reich“ mit wehenden Fahnen und großen Parolen in
die Welt trug. Begeistert stimmte der Pöbel mit dem Rhythmus der Thesen der
Naziideologen überein.
Wäre die Grundlehre der
frühen Kirche erhalten geblieben, dass der Himmel die Heimat unserer Seele ist,
wohin sie zurückkehrt, und vor sich selbst Rechenschaft ablegen muss, wie auch das
Buch Mormon schreibt, wüsste die sogenannte Christenheit, dass Menschen buchstäblich
„Brüder“ sind. Sie würden sich hüten! Gleich
den Ersten Christen, und wie auch Origenes, Hippolytus von Rom, oder Pelagius
lehrten, sind die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
der Überzeugung, dass „der (uns innewohnende unsterbliche ewige) Geist,
der nobilitas ingenita, - wie ihn die Alten nannten - aus einer höheren Welt stammt...“
M. Landmann
„Philosophische Anthropologie“ de Gruyter, 1982, S. 106
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