Donnerstag, 26. Februar 2015

Freier Wille ein Geschenk des Himmels


„Die Menschen sollen sich voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus freien Stücken tun und viel Rechtschaffenheit bewirken; denn es ist in ihrer Macht, selbständig zu handeln und, wenn die Menschen Gutes tun, werden sie ihres Lohnes keineswegs verlustig gehen..“  Joseph Smith Lehre und Bündnisse Abschn. 58: 27-28

Es geht nicht mehr um Rechthaberei, sondern um das Überleben der Menschheit. Nie zuvor war die gesamte Weltbevölkerung zeitgleich  einer handvoll Mächtiger auf Tod und Leben ausgeliefert.

Zu sagen: "Daran können wir nichts ändern" ist eine Lüge.

Doch, wir können!

So weit gehen wir mit den Sozialisten überein. Dann trennen sich die Wege.

Wir glauben an ewige Werte. Uns ist die Entscheidungsfreiheit das höchste Gut. Den Revolutionsfreunden geht es um eine andere Art der Freiheit, wie sie überhaupt - soweit bekannt - eine andere Werteskala kennen, die von einer angenommenen Notwendigkeit bestimmt wird.

Aber, im blanken Darwinismus stehen zu bleiben bedeutet die Hauptlehre der Urchristen abzulehnen. Eigentlich ein Paradoxon, denn Darwinisten sind Verfechter der Evolution,  (lateinisch evolvere „entwickeln“) wie die urchristliche Lehre - und die der "Mormonen" - auf die ewige Entwicklung (Progression) des Menschen ausgerichtet ist.

Natürlich reden die Darwinisten von der biologischen Weiterentwicklung... während die Gegenseite die grenzenlose Entfaltung des unsterblichen Teils des Menschen meint, die aber richtungsweisend im Diesseits beginnen muss, nämlich mit der Höherentwicklung der Tugend.

Nie darf vergessen werden, dass die Urchristen der ersten drei- bis vierhundert Jahre an Stelle der Kreuz-und Bluttheologie obenan verstanden, dass alle Menschen (seit der Ära Adam!) ins Fleisch gefallene Geistkinder Gottes sind, um hier Erfahrungen zu sammeln, die ihnen ermöglichen sollen dermal einst selbst Götter und Göttinnen zu werden. Das sei eben möglich, da sie buchstäbliche Nachkommen Gottes sind, ausgestattet mit unendlich großem Potential und versehen mit dem Auftrag, nie den Gedanken prinzipieller Gleichheit  aller Menschen zu vernachlässigen.

Es ist intellektuell unredlich diese Aussagen als "typisch mormonischen Unfug" abzuqualifizieren, denn allen Theologen sollte das Gegenteil bekannt sein.

Mit einer ähnlich unehrlichen Anklage behaftet - er lehre, dass schon im Diesseits der Mensch vergottet werden könnte - wurde der berühmte Nestorius von Konstantinopel im Jahr 431 mit Schimpf und Schande davon gejagt und schließlich in den Tod getrieben...


Zu theologischem Basiswissen gehört die Kenntnis, dass  

"der Gedanke der Vergottung der letzte und oberste gewesen ist; nach Theophilius, Irenaeus, Hippolit und Origenes findet er sich bei allen Vätern der alten Kirche, bei Athanasius,bei den Kappadoziern, Appolinares, Ephraim Syrus, Epiphanius u.a " Adolf von Harnack „Dogmengeschichte“, Mohr-Siebeck, 1990

  Welch große Rolle dabei "Entscheidungsfreiheit" und Entfaltung der "Tugend" spielen, war den Alten sehr wohl bekannt. Origenes (185-254) erinnert lediglich:

„Erst aufgrund der Tugend wird man ein Kind Gottes und erst in der Erwerbung der Tugend durch eigenen Eifer erwirbt der Mensch die Ähnlichkeit Gottes. Unentbehrlich für das Erreichen der Gottähnlichkeit  ist also die Entscheidungsfreiheit.“ H.. Benjamnins „Eingeordnete Freiheit; Freiheit und Vorsehung bei Origenes.“

Diese Tatsache steht: 

Die  eifrigsten Zerstörer der Freiheitslehre Christi, haben seinen Namen - nur den Namen - immer groß geschrieben. Sie haben ihn Tag und Nacht angebetet, aber seinen Geist ermordet, indem sie das göttlich verbürgte Individualrecht, wenn auch in offensichtlich bester Absicht, nieder knüppelten.
Illustre Persönlichkeiten stehen in diesem Kampf gegen Christi Geist obenan:

Ambrosius von Mailand (339-397). Zumindest mit seiner Zustimmung wurde, 380, das Staatsgesetz "Cunctos populos" verabschiedet, das jede andere Religion als die katholische verbot. Gewissensknechtung war die Folge, sowie die Vernichtung der griechischen Kultur

Er ist der Vater der Idee das "arianische" Christentum sei antichristlich und gehöre ausgerottet.


 Augustinus von Hippo (354-430) empfahl im sogenannten Donatistenstreit (in dem es u.a. um die Akzeptanz einer Zweittaufe nach Exkommunikation ging), die Donatisten zu nötigen die Linie Roms zu unterstützen. Er prägte das Schlagwort: "Compelle intrare" d.h. "Zwingt sie!" 

Wie wenig er (sowie später zahlreiche Theologen, wie Luther, Calvin usw. vom freien Willen des Menschen hielten kommt in der widerlichen Augustinuslehre von der Vorherbestimmung (Prädestination)  des Menschen zum Ausdruck. Mit dieser Theorie will er sagen: du kannst sowieso nichts zu deiner ewigen Erlösung beitragen, es ist alles schon vorbestimmt. Auf deinen Willen kommt es nicht an.
Diese Willensverachtung schlägt sich in der gesamten protestantischen Literatur und Lehre nieder.

Professor Hubertus Mynarek, ehemaliger Dekan der Katholischen Theologischen Fakultät, Wien kommentiert:

„Die Prädestinationslehre ist das Inhumanste, das man sich überhaupt vorstellen kann, ist ein rüder Faschismus der göttlichen Selektionsrampe…

Luther betont, dass die Prädestination…eine über jeden Zweifel erhabene Glaubenswahrheit ist, an der auf keinen Fall gerüttelt werden dürfe, die zu akzeptieren sei.“ Mynarek „Die Neue Inquisition“ S. 189  

Dagegen glauben "Mormonen", wie Origenes, dass Gott Dinge und Ereignisse vorhersehen kann, aber die Dinge geschehen nicht, weil sie vorher gesehen wurden!

Immer wieder betonten Bischof Hippolyt von Rom, (170 -236)  und Origenes (185-254) die Wichtigkeit des menschlichen Willens und des Individualrechtes. Ebenso die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Weil sie entschieden das Jedermannsrecht auf persönliche Entscheidungsfreiheit vehement vertritt, wird sie verleumdet. (Die Angriffe auf „mormonische“ Polygamie sind nur Ablenkung von dieser Tatsache)

„Der Schöpfer gewährte den Intelligenzen, die er schuf, willensbestimmte, freie Bewegungen, damit in ihnen eigenes Gut entstehe, da sie es mit ihrem eigenen Willen bewahrten.“   H.S. Benjamins „Eingeordnete Freiheit: Freiheit und Vorsehung bei Origenes“ E.J.
Brill, 1994:

"Sämtliche Geschöpfe besitzen freien Willen, nach dem sie ihre Lebensbahn gestalten können. Hieraus entsteht die bunte Mannigfaltigkeit der Welten mit allen ihren Gegensätzen und Entwicklungsstufen.

 Die Geschöpfe werden eben nicht durch einen Kreislauf, der nach mehr oder minder langen Zeiträumen in dieselbe Bahn zurückkehrt, dazu getrieben, dies oder jenes zu tun oder zu begehren; vielmehr richten sie den Lauf ihrer Handlungen dahin, wohin sie ihr persönlicher freier Entschluss lenkt." (princ. II 3,4). Arbeitskreis Origenes

Die Lehre von der Vorherbestimmung ist nicht nur falsch, sie lähmt den Willen des Menschen gut zu sein.

Origenes lehrte:

„Gott hat... keine Vielzahl verschiedener Wesen geschaffen, sondern alle gleich... Es gibt keine... gesellschaftliche Rangbestimmung, der Wille des Einzelnen ist entscheidend, und das heißt: der autonome Wille des Einzelnen... Franz Schupp „Geschichte der Philosophie im Überblick“ CCH Canadian Limited
Bd 2 , 2005

Über den urchristlichen Glauben urteilte Prof. Lietzmann:

"...alles sittliche Handeln erfolgt durch die Entscheidung des Willens zum Gutsein oder zum Bösen. Der Mensch kann sich von allem Schicksalszwang lösen und die Freiheit gewinnen, Gottes guten Geboten zu folgen, die dem Wesen des Menschen entsprechen und von ihm freudig ergriffen werden.“  Hans Lietzmann „Geschichte der alten Kirche“ de Gruyter 1999. S. 267 u 568

Lang, sehr lang ist die Namensliste von Päpsten, Kardinälen und Geistlichen aller Schattierungen die den Niedergang des originalen Christentums zu verantworten haben.

Scheußlich waren ihre Untaten, scheußlicher noch all dies mit dem Namen des Fürsten der Gerechtigkeit in Verbindung zu bringen.  

Luther schreibt in „de servo arbitrio“

"Wenn wir glauben, es sei wahr, dass Gott alles vorherweiß und vorherordnet, dann kann er in seinem Vorherwissen und in seiner Vorherbestimmung weder getäuscht noch gehindert werden, dann kann auch nichts geschehen, wenn er es nicht selbst will. Das ist die Vernunft selbst gezwungen zuzugeben, die zugleich selbst bezeugt, dass es einen freien Willen weder im Menschen noch im Engel, noch in sonst einer Kreatur geben kann.“

Hier und nicht nur hier irrt der große Mann. Er war eben ein Augustinermönch.

Niemand unter den „Mormonen“ verdammt ihn deshalb. Auch nicht Augustinus, der neben vielen guten Sätzen einige Bosheiten zur Kirchenlehre machte:

Augustinus Lehre von der Prädestination wirkte sich als Schwächung der Leistungsfähigkeit des menschlichen Willens aus.

 

„Nur eine relativ kleine Zahl von Menschen (zur Wiederauffüllung der durch den Engelsfall entstandenen Lücke!) sei zur Seligkeit vorausbestimmt. Die anderen seien eine ‚Masse der Verdammnis’... diese Lehre stellt den Gegenpol dar zu der Lehre des Origenes von einer am Ende zu erhoffenden Allversöhnung. Sie wird in der abendländischen Christenheit ebenfalls eine unheimliche Wirkung erzielen und unendlich viel Heilsangst und Dämonenfurcht verbreiten bis hin zu den Reformatoren Luther und besonders Calvin, der diese Lehre rücksichtslos zu Ende denken wird.“ Prof. Hans Küng Kleine Geschichte der katholischen Kirche

 

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wurde durch Mitarbeit des Propheten Joseph Smith wieder hergestellt.  Im Wesentlichen lehrt sie wie der große Schiedsrichter in Glaubensfragen seiner Zeit, Origenes:

 „Zwar sind alle Geschöpfe ganz auf Gott angewiesen, eigene Anstrengungen werden durch seine Gnade weit überwogen. Aber die Vorsehung hat alle Regungen des freien Willens von Ewigkeit vorausgesehen und eingeplant, und sie werden gerecht vergolten…

… durch die Kunst seiner Pädagogik wird Gott (seine Geschöpfe) doch noch dazu bringen, dass sie dem Guten beständig anhängen.... Gottes Pädagogik und der freie Wille der Logika, den Gott durch Erziehung fördern und nicht durch Zwang vergewaltigen darf, sind die eigentlichen Pole des origenistischen Systems.“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, dritte völlig neu bearb. Auflage, vierter Band Kop-O, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960, S. 1696

 
Es ist wie Jesus sagte:

„Meine Lehre ist nicht mein, sondern des, der mich gesandt hat. So jemand will des Willen tun, der wird innewerden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selbst rede. Joh. 7: 16

 
Niemals wird Gott den Willen irgendeines Menschen brechen. Deshalb darf sich  das Böse eine Weile austoben. Aber wir werden alle ernten was wir gesät haben. Weil all das logisch, vernünftig, türenöffnend und wahr ist, bin ich seit 1945 ununterbrochen bewusstes und glückliches Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Ich wurde inne, dass „Mormonismus“ Christi Lehre ist.

Samstag, 21. Februar 2015

Verspottung der Mormonen


Von Beginn an fielen Hohn und Spott  über Joseph Smith, den Seher der  Mormonen.
Christen ermordeten ihn bevor er neununddreißig Jahre alt wurde.
Joseph Smith 1805-1839
Jeder einzelne, der folgenden etwa 20 Lehrpunkte, seien unchristlich und deshalb zu verwerfen.
1.     Er habe die Götter Vater und Sohn Jesus Christus gesehen
2.    Jesus hätte ihn gewarnt sich keiner bestehenden Kirche   anzuschließen, denn diese wären allesamt falsch
3.     Alle Legitimationen auf die nichtmormonische Geistliche sich berufen sind ungültig
4.     Er werde ein Buch uralter Amerikaner finden – die goldene Mormonenbibel
5.    Ihm sei zugesagt worden, mit göttlicher Hilfe das entstellte  Zeugnis der Urkirche, samt deren Urformen wieder herzustellen
6.     Er würde die ärgsten Fehler der Bibel korrigieren
7.     Eine wunderbare Kirche werde durch ihn entstehen  die alle faschen Lehren überwinden wird. Sie werde in jeder Hinsicht unaufhaltsam wachsen.
8.     Jeder Mann sollte Priester werden, darf aber weder Sonderkleidung tragen, noch Sonderrechte beanspruchen
9.    Männer dieser Kirche dürften – unter Bedingungen - mehr als ein Frau heiraten
10.                       Alle Menschen sollten gleiche Ansprüche an Eigentum  haben
11.                       Alle Menschen sind Götter im Keimzustand
12.                       Das christliche Tempelwerk würde wieder hergestellt werden
13.                       In Tempeln kann jeder Mensch Sonderbündnisse mit Gott schließen
14.                       Unter Bedingungen  werden Menschen   nicht nur auf  der Erde sondern im Himmel Kinder haben
15.                       Ewiger Fortschritt sei ein Gebot Gottes
16.                       Eine Hölle wie sie die Kirchen seiner Zeit predigten gibt es nicht
17.                       Niemand wird wegen seiner Sünden ewig leiden müssen
18.                       Jeder Mensch, der zur Familie Adams gehört, lebte bereits Ewigkeiten hindurch in der Gegenwart Gottes
19.                       Menschen haben die Kraft eigene Entscheidungen zu treffen, was Auswirkungen auf die eigene Erlösung haben wird.
20.                       Niemand darf für seine Dienste an der Gemeinde finanzielle Vergütungen erhalten
21.                       Niemand darf Lehrer sein, es sei denn, er hält die Gebote Gottes konsequent.
Die Spötter irren generell wenn sie behaupten:
1. Es kann nicht sein, dass Joseph Smith die Götter Vater und Sohn Jesus Christus gesehen habe. Denn Gott ist Geist und es gibt nicht drei, sondern nur einen Gott. Hier erfolgt die Berufung auf das für alle Traditionschristen verbindliche Athanasianum (auch Nicänum genannt)
Noch bevor Stephanus unter einem Steinhagel der Spötter seiner Zeit zusammenbrach: „sah er die Herrlichkeit  Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen!“ Apostelgeschichte 7: 55
2. Jesus hätte Joseph Smith davor gewarnt sich einer der bestehenden Kirchen   anzuschließen, denn diese wären allesamt falsch
Alleine wenn man betrachtet was die Bibel dazu lehrt, steht fest, dass mit der Gründung der Reichskirche zugleich der Untergang der Urkirche eingeleitet wurde. Das christliche Gottesbild wurde unter massivem Druck durch Kaiser Konstantins geändert.
 
3. Alle Legitimationen, auf die nichtmormonische Geistliche sich berufen, sind ungültig.
Die Reichskirche diente zuerst dem römischen Imperium. Nach Jesu Christi Urteil, „kann niemand zwei Herren dienen.“
Seiten ab 59
Verlorene Rechte kann man nicht weitergeben. Eine Kirche die nicht auf Jesus bezogen ist agiert zu Unrecht in seinem Namen.
Prof. Heinz Kraft: In Nicäa (325) ... befolgte die Kirche die Wünsche   Konstantins, obwohl sie sie nicht billigte... Eben so wenig, wie Konstantin Christus erwähnt, ist die Kirche auf Christus bezogen...“
Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald, 1954 S. 81 ff
 
4. Joseph werde ein Buch uralter Amerikaner finden – die goldene Mormonenbibel
Zugegeben, das klingt unglaubwürdig. Sonderbarerweise stimmt der Inhalt jedoch mit den urchristlichen Lehren überein und mit den Berichten derer überein die von ihren Nahtoderfahrungen berichten.
 
5. Ihm sei zugesagt worden, mit göttlicher Hilfe das entstellte  Zeugnis der Urkirche, samt deren Urformen wieder herzustellen
Seiten ab 57
6. Er würde die ärgsten Fehler der Bibel korrigieren
Es gibt wissenschaftliche Analysen wie diese die Joseph Smith recht geben:
 
Weitere Hauptanklagepunkte:
9. Männer dieser Kirche dürften – unter Bedingungen   - mehr als ein Frau heiraten
11. Alle Menschen sind Götter im Keimzustand
12. – 13 Das christliche Tempelwerk würde wieder hergestellt werden
In Tempeln kann jeder Mensch Sonderbündnisse mit Gott schließen.
18. Jeder Mensch, der zur Familie Adams gehört, lebte bereits Ewigkeiten hindurch in der Gegenwart Gottes
Ab Seite 17
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 18. Februar 2015

(3) Religion für Dummies



Atheisten sind rational denkende und handelnde Wesen, - glauben sie.  Sie halten Gottgläubige für Irrationale. Insofern  diese Aussage zutrifft, wäre das Aberglauben, denn Atheisten haben keineswegs alle Trümpfe in ihrer Hand. Erwiesen ist gar nichts, außer, dass sie mit ihren eigenen überwiegend schwachen Argumenten zufrieden sind.
Reden wir über Aberglauben und Fanatismus.
Sie sind die Gegenspieler der Vernunft. Dieses Geschwisterpaar ist kosmopolitisch. Es gedieh Jahrhunderte hindurch im Traditionschristentum. In den ehrfurchtgebietenden Kathedralen und Domen konnten sie sich austoben um die Menschheit unglücklich zu machen.
Hexenjagden, Bibelleseverbote, Zwangsbekehrungen, Zölibat, Mönchsunwesen, Säulenheilige und endlose Glaubenszänkereien und –kriege bezeugen lauter als Pauken und Trompeten wes Geistes ihre Förderer waren.
Denselben Schwachsinn erlebten wir in der gesamten Bandbreite im 20. Jahrhundert in Europa, allerdings unter anderen Symbolen.
Nicht wenige Engstirnige hielten sich von Gott inspiriert. So entstand der Begriff Fanatiker, er stammt aus dem lat. Fanaticus d.h. „göttlich inspiriert“.
Auch Adolf Hitler hielt sich für „göttlich inspiriert“. Er glaubte an einen persönlichen Gott, den er Vorsehung nannte. Diese „Vorsehung“  hätte das deutsche Volk geschaffen und zur Herrschaft über die Völker bestimmt.
Schon wer  sich für klüger als andere hält neigt zum Fanatismus. Fanatiker können wütend werden, wenn ihnen widersprochen wird. Sie schneiden dir glatt das Wort ab, ehe du ausgesprochen hast. Sie verdrehen deine Argumente. Neben ihrer Meinung darf das Gegenteil ihrer Überzeugung nicht zur Geltung kommen. Sie tragen Scheuklappen. Sie rennen umso schneller nachdem sie ihr ursprüngliches Ziel aus den Augen verloren haben.
Fanatiker richten letztlich immer Schaden an. Sie produzieren gegen alle Vernunft Aberglauben. Diese Todfeindschaft contra Gewissenhaftigkeit ist allgegenwärtig. Ob die bewaffneten Fanatiker ihrer jeweiligen Ideologie ein (Christus-)Kreuz, den Sowjetstern, das Hakenkreuz oder die Maobibel vor sich hertrugen, sie waren desselben Ungeistes der Intoleranz, sowie der Unredlichkeit. Ohne Feindeshass kamen sie nicht aus.
- „Die Juden sind Gottesmörder“,
- „Proletarier aller Länder vereinigt euch“
- „Wer ein Christ ist, das bestimmen wir“,
- „Gott will es“ (das Kreuzzugsbekenntnis). Nie bewirkten sie Gutes.
Aberglauben und Fanatismus sind Brüder.
Der angebliche Christenglaube, den Großfürst Wladimir, 988, der „großen Rus“ aufgezwungen hatte, erwies sich ebenfalls als unvernünftig.
Von der ersten Minute an duckte das byzantinische „Kirchentum“ die ohnehin Rechtlosen noch tiefer.
Es war weithin purer Aberglauben. Was die Menschen unter der Knute des Zaren und der mit ihm eng liierten Orthodoxen Kirche zu akzeptieren hatten, führte zu kuriosesten Vorstellungen von angeblicher Religion.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, hat sich niemand ernsthaft bemüht die „Getauften“ auf eine höhere Stufe zu heben, obwohl dies das proklamierte Ziel Christi war:
„Ihr sollt vollkommen werden, gleich wie euer Vater im Himmel!“
Nach fast achthundert Jahren „Christentum“, beschreibt ein aufmerksamer Beobachter die Situation um  1780:
"Der Russe hat an nichts Interesse, weil er nichts besitzt... er lebt ohne Vaterland, ohne Gesetze, ohne Religion... er hat noch gar keinen Begriff davon was es bedeutet frei zu sein, die Erdscholle auf die er gefesselt ist zu verlassen kann er sich nicht vorstellen....  Er hasst alle Arbeit, weil er niemals für sich gearbeitet hat, er hat sogar noch keinen Begriff von Eigentum, seine Felder, seine Habseligkeiten, sein Weib, seine Kinder, er selbst gehören einem Herrn, (einem „christlichen“ Herrn, G. Sk.-) der Willkür darüber schalten kann, und es auch wirklich tut...
Außer einem geweihten Amulett, das jeder Russe von der Taufe an, wo er es bekommt, am Halse trägt und nie ablegt, hat er gewöhnlich  noch ein Bild von Kupfer in der Tasche, das den Heiligen Nikolaus oder einen anderen Heiligen, der sein Patron ist, vorstellt. Er nimmt es mit auf Reisen. Nichts ist sonderbarer, als wenn man einem Bauern oder Soldaten zusieht, wie er seinen kleinen Gott aus der Tasche zieht, darauf spuckt, ihn mit der Hand reibt, und sich plötzlich vor ihm auf die Erde wirft, hundertmal das Zeichen des Kreuzes macht, die tiefsten Seufzer ausstößt und seine 40 "Gospodi pomiloi" (Gott sei mir gnädig) hersagt. Ist das Gebet zu Ende so tut er den Gott wieder in die Büchse und steckt sie in die Tasche...
Ich habe eine russische Fürstin gekannt, deren Hausgott ein großes silbernes Kruzifix war, das beständig in einem besonderen Wagen hinter ihr herfuhr, und am Abend in ihrem Schlafzimmer aufgestellt wurde. War ihr der Tag über ein Glück widerfahren, und war sie mit ihren Liebhabern zufrieden, so ließ sie eine Menge Wachkerzen um dasselbe herum anzünden, und sagte dann in einem vertraulichen Ton zu ihm: Nun siehst du? weil du dich heute gut aufgeführt hast, so sollst du auch gut behandelt werden. Die ganze Nacht hindurch sollst du brennende Wachslichter haben, ich will dich lieben, zu dir beten, du sollst mein lieber kleiner Herr Gott sein. War ihr hingegen irgendetwas Unangenehmes zugestoßen, so durften die Kerzen nicht angezündet werden. Sie verbot ihren Bediensteten dem armen Kruzifix irgendeine Art von Verehrung zu erweisen und überhäufte es mit Vorwürfen, Scheltworten und Grobheiten." F. Ph. Masson,  "Geheime Nachrichten über Russland unter der Regierung Katharinas..." 1800, Paris.
Selbst die radikal-atheistische „Revolution“, die imstande war die meisten ihrer Bürger zu Ungläubigen zu machen,  vermochte es nicht die Menschen vom Aberglauben abzubringen. Leute die lange Jahre in der atheistisch orientierten Sowjetunion verbrachten berichten, wie abergläubisch sonst staatskonforme Menschen sein konnten.
„…was ich mit meinem russischen Chef in der Kolyma erlebte, versetzte mich (obwohl ich seit meiner Kindheit russischen Aberglauben kannte) in Staunen. Er war Parteibonze und Atheist. Eines Tages gab er mir den Auftrag den Generalplan unserer Siedlung zu zeichnen, und zwar farbig. Etliche Tage lang war ich mit Messungen beschäftigt… dann begann das Zeichnen… als ich mit der Zeichnung fertig war, trug ich einen Weg ein, der noch nicht existierte, auch im Straßenbauprojekt nicht vorgesehen war. Er führte durch den Wald zu einem flachen Berghügel. Da oben zeichnete ich Kreuze ein, von einem Zaun umgeben. Die Aufschrift lautete: „Friedhof!“.
Als unser Chef morgens das Büro betrat, meldete ich ihm, der Plan sei fertig… als ich den Plan auf seinem Tisch ausbreitete krächzte er wohlwollend: „Gut, gut, sehr gut…“ Dann glitt sein Blick den Weg zum Friedhof entlang – und er schrie auf: „Was denkst du dir, einen Friedhof einzuzeichnen! Wo doch niemand gestorben ist! Wann hast du das gemacht, gestern oder heute?“ fragte er erregt.
„Heute morgen.“
„Ein Glück, wenn er die Nacht auf dem Papier gewesen wäre, dann wäre heute Nacht jemand gestorben. Schnell radier alles aus!“
Er schob den Plan von sich weg. In einer Stunde hatte ich alles ausgebessert. Da wo die Kreuze waren, wuchsen jetzt auf dem Papier grüne Tannen. Auch den Weg zum Friedhof hatte ich ausradiert.
„So, jetzt ist alles in Ordnung“ Hättest du den Friedhof schon gestern aufgezeichnet, dann hätte der Satan ihn nachts gesehen und ein Opfer geholt, jemand wäre gestorben.“Er unterschrieb gut gelaunt den Plan… nachmittags machte sich der Chef auf den Weg…
Meine Mitarbeiter, die alles mitgekriegt hatten, sprachen sich jetzt aus. So ein Glück, dass ich erst heute Morgen den Friedhof aufgezeichnet hatte, sonst wäre bestimmt schon ein Toter zu beklagen. Ich schwieg. Den Plan, auch den Friedhof, hatte ich schon am Tag zuvor fertig gestellt. Aber der Satan ist dem Aberglauben nach nur nachts aktiv,… Über den Aberglauben der Russen könnte man Bände schreiben. Im Grunde gibt es aber nichts zu belächeln. Sie leiden darunter und sind ängstlich, sie fürchten Gefahren und schlimme Dinge, wenn sie schlecht geträumt haben.“ Georg Hildebrandt „Wieso lebst du noch?“ – ein Deutscher im Gulak. Ullstein, 1993
Wenn man dagegen begriffen hat, dass Religion nichts anderes bedeutet als “gewissenhafte Nachdenklichkeit” (vom lateinischen Wort „relegere“) dann wird klar, dass jede Art Übertreibung, Aberglaube oder gar Fanatismus, Todfeinde jeder echten Religion sind. Unecht wird Religion wenn sie Gewissensentscheidungen und Vernunft unterdrückt.
In Zentraleuropa war es kaum anders. Bis in die Gegenwart hinein, werden Reliquien aller Art fast angebetet. Einige sollen die Macht haben Sünden zu vergeben.
Man kann in der Kiste „Religion“ alles finden, obwohl das meiste was da von Dummköpfen zusammen getragen wurde, mit Religion so viel zu tun hat, wie Dunkelheit mit dem Sonnenlicht.
Das krampfartige Bemühen theologischer Fakultäten das System des Zweiklassenchristentums, (hier die Kleriker und da die Laien), aufrecht zu halten, wird den Atheisten weiteren Zulauf bescheren. Die Zeit der Kirche Konstantins ist eben abgelaufen.
Es kommt aber dennoch die Zeit für vernünftigen Glauben der sich in Hingabe an den Geist der Toleranz und der entschlossenen Verteidigung der Unantastbarkeit der Menschenwürde auch des Schwächsten ausdrücken wird.