Pro Präexistenz: das
syrische Perlenlied
Eines Morgens, im Sommer 1990, auf der Fahrt zur
Arbeitsstelle hörte ich die wunderbare Morgenandacht eines
evangelischen Religionslehrers oder Pfarrers aus Kassel, (?)
Es ging um das Perlenlied. Er kommentierte
es auf eine Weise, die unserem durch „Mormonismus“ geprägtem
Denken und Fühlen so nahe kam, dass ich aufhorchen musste.
“Als ich ein kleines Kind war
und im Hause meines Vaters wohnte
und am Reichtum und der Pracht
meiner Erzieher mich ergötzte,
sandten mich meine Eltern aus dem Osten, unserer Heimat,
mit einer Wegzehrung fort.
Für seine Reise wird der Königssohn bestens
ausgestattet... zurücklassen muss er allerdings sein Strahlenkleid.
Dann wird ihm sein Auftrag erteilt.
Wenn du nach Ägypten hinabsteigst
und die Perle bringst
die im Meer ist
das der schnaubende Drache umringt,
sollst dein Strahlenkleid wieder anziehen
und deine Toga, die darüber liegt,
und mit deinem Bruder, unserem Zweiten
Erbe in unserem Reiche werden.
In Ägypten angekommen, vergißt der Königssohn seine
Herkunft und seinen Auftrag und dient dem fremden König. Davon
erhalten die Eltern des Königssohnes Kunde.
Und sie faßten den Beschluß über mich
dass ich nicht in Ägypten gelassen werde
und sie schrieben mir einen Brief,
und jeder Große des Reiches setzte seinen Namen darauf:
„Von deinem Vater, dem König des Ostens
und deiner Mutter, der Herrscherin des Ostens.
Und von deinem Bruder, unserem Zweiten,
Dir, unserem Sohn in Ägypten, Gruß!
Erwach und steh auf von deinem Schlaf
und vernimm die Worte unseres Briefes, .
Sieh die Knechtschaft: wem du dienst.
erinnere dich, dass Du ein Königssohn bist
Gedenke der Perle,
derentwegen Du nach Ägypten gegangen bist.
Erinnere Dich Deines Strahlenkleides,
gedenke Deiner herrlichen Toga.“
Der Brief erreicht den Königssohn in Gestalt eines
Adlers.
Er flog und ließ sich nieder neben mir
und wurde ganz Rede.
Bei seiner Stimme und der Stimme seines Rauschens
erwachte ich und stand auf von meinem Schlaf,
nahm ihn und küßte ihn,
und ich löste sein Siegel und las.
Und ganz wie es in meinem Herzen stand
waren die Worte meines Briefes geschrieben
Ich gedachte, dass ich ein Königssohn sei
und meine Freiheit nach ihrer Natur verlange.
Ich gedachte der Perle,
derentwegen ich nach Ägypten gesandt ward,
und ich beghann zu bezaubern
den schrecklichen und schnaubenden Drachen.
Ich brachte ihn in Schlummer und Schlaf,
indem ich den Namen meines Vaters über ihm nannte
und den Namen unseres Zweiten
und den meiner Mutter, der Königin des Ostens
und ich erhaschte die Perle
und kehrte um, um mich nach meinem Vaterhaus zu wenden.“
Als der Königssohn sein Strahlenkleid zurückerhält,
kommt es zu einem eigentümlichen Erkenntnisprozess.
Wohl erinnerte ich mich nicht mehr seiner Würde,
weil ich es in meiner Kindheit in meinem Vaterhaus
gelassen hatte,
doch plötzlich, als ich es mir gegenüber sah,
wurde das Strahlenkleid ähnlich meinem Spiegelbild mir
gleich,
ich sah es ganz in mir,
und in ihm sah ich mich auch mir ganz gegenüber
so, dass wir zwei waren in Geschiedenheit
und wieder eins in Gestalt...
Ich neigte mein Haupt und betete an
den Glanz des Vaters, der mir das Kleid gesandt hatte.“
Text: Walter Rebell, „Neustestamentliche Apokryphen
und Apostolische Väter“, 1992
K.
Beyer, einem großkirchlichen Exegeten des 20. Jahrhunderts, kann man
nur von Herzen zustimmen, wenn er übereinstimmend
mit der Lehre des Propheten Joseph Smith
das „Syrische Perlenlied“ so kommentiert:
„Die
Botschaft des Liedes lautet: Die
unsterbliche menschliche Seele göttlicher Herkunft
darf sich erst dann endgültig vereinen mit ihrem unvergänglichen
geistigen Leib der gleichfalls von Gott abstammt, aber immer bei ihm
bleibt, wenn sie zuvor auf der Erde in einem vergänglichen
fleischlichen Leib und in feindlicher Umgebung mit göttlicher Hilfe
Selbsterkenntnis erlangt und mutig die ihr von Gott gestellte Aufgabe
erfüllt hat.
Das
ist eine synkretistische Religion in der Nachfolge Platons, die sich
auch leicht mit der christlichen Ethik verbinden lässt. Ihre
Bilder teilt sie mit der Gnosis und den anderen antiken
Erlösungsreligionen, ohne dass man sicher sagen kann, wer sie von
wem übernommen hat. Das führt schließlich zu der Frage, ob der
gnostische Anteil am spätantiken Synkretismus wirklich so hoch ist,
wie meist angenommen wird. Denn, dass der Mensch die Erde als
Fremde empfindet, ist ein weit verbreitetes Lebensgefühl…”
ebenda
Zur Erinnerung, Walter Rebell
sagt: „…Das ist eine
synkretistische Religion in der Nachfolge Platons, die sich auch
leicht mit der christlichen Ethik verbinden lässt…“
Hier bietet sich eine Brücke
zwischen dem Torso des ursprünglichen Christentums (der
christlich-ökumenischen Kirchengemeinschaft) und der
wiederhergestellten Kirche Jesu Christi der HLT an.
Spontan
suchte ich den Text und machte ein paar Randbemerkungen
um es mir selbst zu erschließen:
“Als ich ein kleines Kind (im
Vorherdasein) war
und im Hause meines Vaters wohnte
und am Reichtum und der Pracht
meiner Erzieher mich ergötzte, (solange
ich dessen nicht überdrüssig war)
sandten mich meine (göttlichen)
Eltern aus dem Osten, unserer Heimat,
mit einer Wegzehrung fort (in den
Garten von Eden - in die Geisterwelt - und dann in diese Welt)
Für seine Reise wird der Königssohn bestens
ausgestattet... zurücklassen muss er allerdings sein Strahlenkleid.
Dann wird ihm sein Auftrag erteilt.
Wenn du nach Ägypten hinabsteigst
und die Perle bringst (indem du
das Evangelium erkennst und es fest hältst)
die im Meer ist
das der schnaubende Drache umringt, (nämlich
die Bosheit Satans)
sollst du dein Strahlenkleid (früherer
Autorität) wieder anziehen
und deine Toga, (das Zeichen
deines Priestertums) die darüber liegt,
und mit deinem Bruder, unserem Zweiten (Christus)
Erbe in unserem Reiche werden.
In Ägypten angekommen, vergißt der Königssohn seine
Herkunft (so wie wir allesamt in die
Seinsvergessenheit fielen, nichts erinnert uns an unser Vorherdasein)
Der Königssohn hatte seinen Auftrag aus den Augen verloren und diente dem fremden König. Davon erhielten die
Eltern des Königssohnes Kunde.
Und sie faßten den Beschluss über mich
dass ich nicht in Ägypten gelassen werde
und sie schrieben mir einen Brief,
(die Bibel, das Buch der Bücher
zu dem auch andere echte Texte gehören)
und jeder Große des Reiches (jeder
Prophet aller Zeiten)
setzte seinen Namen darauf:
„Von deinem Vater, dem König des Ostens
und deiner Mutter, (unserer
himmlischen Mutter) der Herrscherin des Ostens.
Und von deinem Bruder, unserem Zweiten, (Christus)
Dir, unserem Sohn in Ägypten, Gruß!
Erwach und steh auf von deinem Schlaf (erhebe
dich aus der Begierde)
und vernimm die Worte unseres Briefes,
.
Sieh die Knechtschaft: wem du dienst.
erinnere dich, dass Du ein Königssohn bist
Gedenke der Perle,
derentwegen Du nach Ägypten gegangen bist.
Erinnere Dich Deines Strahlenkleides,
gedenke Deiner herrlichen Toga.“
Der Brief erreicht den Königssohn in Gestalt eines
Adlers.
Er flog und ließ sich nieder neben mir
und wurde ganz Rede.
Bei seiner Stimme und der Stimme seines Rauschens
erwachte ich und stand auf von meinem Schlaf,
nahm ihn und küßte ihn,
und ich löste sein Siegel und las.
Und ganz wie es in meinem Herzen stand
waren die Worte meines Briefes geschrieben
Ich gedachte, dass ich ein Königssohn sei
und meine Freiheit nach ihrer Natur verlange.
Ich gedachte der Perle,
derentwegen ich nach Ägypten gesandt ward,
und ich begann zu bezaubern
den schrecklichen und schnaubenden Drachen.
Ich brachte ihn in Schlummer und Schlaf,
indem ich den Namen meines Vaters über ihm nannte
und den Namen unseres Zweiten
und den meiner Mutter, der Königin des Ostens
und ich erhaschte die Perle
und kehrte um, um mich nach meinem Vaterhaus zu wenden.“
Als der Königssohn sein Strahlenkleid zurückerhält,
kommt es zu einem eigentümlichen Erkenntnisprozess.
Wohl erinnerte ich mich nicht mehr seiner Würde,
weil ich es in meiner Kindheit in meinem Vaterhaus
gelassen hatte,
doch plötzlich, als ich es mir gegenüber sah,
wurde das Strahlenkleid ähnlich meinem Spiegelbild mir
gleich,
ich sah es ganz in mir,
und in ihm sah ich mich auch mir ganz gegenüber
so, dass wir zwei waren in Geschiedenheit
und wieder eins in Gestalt... (indem
Geist und Körper wieder miteinander verschmolzen )
Ich neigte mein Haupt und betete an
den Glanz des Vaters, der mir
das Kleid gesandt hatte.“
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