Er trat groß an, stiftete Gutes und Böses zugleich, je nachdem welche Personenkreise sich der Hauptideen des Protestantismus annahmen und welchen Einfluss sie auf Menschen hatten.
Für die Einen bedeutete das Hervorkommen des Protestantismus die politische Abkoppelung von Rom, für andere war es Ausdruck der Ablehnung römischer Kirchenpraxis, doch für die wenigsten war es, was das "Luthertum" eigentlich bewirken wollte, die Rückkehr zu einem verinnerlichten Evangelium der Güte.
Einig waren sich die Protestanten nie. Selbst in den intimsten Bereichen der Theologie widersprachen sie einander, von Beginn an.
Was Gott, Glaube, Gnade, Gebote, Seele, Tod, Auferstehung betrifft, erhielten und erhalten die Fragesteller von jeweils zehn Pastoren evangelischer Richtungen zehn verschiedene durchaus einander widersprechende Antworten, Klarheit nie.
Protestantisch sein, hieß und heißt vor allem: ich bin nicht katholisch.
Es ist kein Geheimnis, dass ein Großteil der Protestanten ungläubig ist... und die Spötter sagen nicht zu Unrecht: "das macht nichts, Hauptsache du zahlst deine Kirchensteuer.
All das ist schlimm, und was die Mehrheit der Theologen angeht, so sind sie zunehmend Opportunisten, sie sind daran interessiert sich nicht gegen momentane Windrichtungen - gegen den Zeitgeist - zu stellen. Schlimmer, sie kümmern sich kaum um Kritik:
Bezeichnend wird sein, wie die Antwort auf die folgendes Kritik lautet
(die Hervorhebungen stammen von mir, G.Sk.)
Welt-omline schrieb am 21.06.13
Union und FDP kritisieren evangelisches Ehe-Bild:
Nachdem die Evangelische Kirche die Ehe gegenüber anderen
Lebensformen relativiert hat, regt sich Widerspruch in der Politik.
Während konservative Kritik nahe liegt, überraschen liberale Einwände.
Von Matthias Kamann
"Formal scheint die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihr Ziel erreicht zu haben. Man habe ein "Diskussionspapier" vorgelegt,
"das zur Diskussion anreizen will", hatte der EKD-Ratsvorsitzende
Nikolaus Schneider am Mittwoch dieser Woche gesagt, als er die
"Orientierungshilfe" des Rates der EKD zum Thema Ehe und Familie
vorstellte.
Wenig Lust zur freudigen
Diskussion über den Text jedenfalls hat man auf katholischer Seite. So
sagte der katholische "Familienbischof" Franz-Peter Tebartz-van Elst
(Limburg), die Orientierungshilfe führe im Ergebnis zu einer sehr
starken Relativierung der lebenslang geübten Treue in Ehe und Familie.
"Es macht uns
Sorge, dass Ehe hier gerade in ihrer unverwechselbaren Bedeutung
geschmälert wird", sagte er dem Kölner Domradio und warnte vor einem
Auseinanderfallen evangelischer und katholischer Positionen in ethischen
Grundsatzfragen: "Wir kommen offenbar bei essenziellen Fragen, zu denen
das Zeugnis von Christen in unserer Gesellschaft gefragt ist, immer
weniger zusammen", sagte Tebartz-van Elst.
Nun ja, mag man
sich da in der EKD noch sagen, Tebartz-van Elst ist halt ein erklärter
Konservativer, Differenzen mit ihm sind wohl unvermeidlich. Doch sehr
bedrückend muss es für die Protestanten sein, dass auch der liberale
Katholik und leidenschaftliche Ökumene-Befürworter Alois Glück,
Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), den
EKD-Text ablehnt.
Glück warnte
davor, Ehe und Familie mit anderen Lebensformen gleichzustellen, und
sagte, das Papier erwecke den Eindruck "Alles ist möglich, und alles ist
irgendwie gleichwertig".
Vielleicht entschloss sich
Erwin Huber, der ehemalige CSU-Chef und bayerische Landtagsabgeordnete
bei der Lektüre an diesem Punkt – obwohl katholisch – dem Protestanten
einen Brief zu schreiben. Das Schreiben, das der "Welt" vorliegt, hat es
in sich. Es ist eine bittere Abrechnung mit einer Kirche, die nach dem
Dafürhalten der CSU dem Zeitgeist hinterherläuft; die in der
Familienpolitik weit nach links gerutscht ist und ihre eigenen Werte –
Ehe und Familie – verrät."...
"Das Beispiel,
dass Sie mit Ihrer Frau über Freizeitgestaltung unterschiedliche
Meinungen haben und sich dennoch lieben, ist ja putzig", schreibt Huber.
Das habe aber mit der Lebenswirklichkeit wenig zu tun. "Die
Beschreibung von Luxusproblemen ist – ehrlich gesagt – dürftig für einen
hohen Kirchenmann, wenn man die seelische Not vieler Menschen im Lande
sieht, verlassene vereinsamte Männer und Frauen und Kinder, die unter
solchen Situationen leiden."
Diese Menschen
müssten sich nach Hubers Auffassung verhöhnt vorkommen, wenn Ihnen
Freizeitgestaltung als großes Beispiel für Liebe und Respekt vorgeführt
werde.
"Wo bleibt denn,
Herr Präses, die moralische Institution Kirche, wo bleibt das mahnende
Wort zu Verantwortung für Partner und Kinder? Haben Sie keinen Mut?",
fragt Huber. Eine "sinnstiftende und zu Wertorientierung geforderte
Institution wie die Kirche sollte nach seiner Auffassung, "den Menschen
mehr geistige Nahrung geben, als Sie es in Ihrem Interview zustande
brachten, in dem Sie sich lediglich dem Zeitgeist angehängt haben."
Wikipedia: der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider |
CSU fühlt sich christlicher als die Kirche
"Für die CSU muss
es ein mittlerer Schock gewesen sein, zu merken, dass sie im Kampf um
ein traditionelles Familienbild offensichtlich nicht einmal mehr auf die
Kirchen, zumindest nicht die evangelische zählen kann. Nicht genug,
dass es bei der CDU immer mehr Politiker gibt, die etwa offen die
Existenz des Ehegattensplittings infrage stellen und einem
Familiensplitting das Wort reden; die Mütter möglichst schnell wieder
dem Arbeitsmarkt zuführen wollen und deshalb das von der CSU
durchgesetzt Betreuungsgeld verwerfen. Nun müssen die Christsozialen
erkennen, dass auch die Kirche in diesen Chor einstimmt.
"Das
Betreuungsgeld ist ein Fehler", hatte Schneider gesagt. Man müsse sich
zuerst darauf konzentrieren, ausreichend Betreuungsangebote zu schaffen.
"Erst wenn das gelungen ist, könnte man eventuell ein
Betreuungsgeld erwägen." Mehr Konjunktiv geht kaum. Huber ist entsetzt:
"Krass finde ich Ihre Feststellung ,Das Betreuungsgeld ist ein
Fehler…'." Genauso redeten die Arbeitgeber, die Frauen und Mütter für
den Produktionsprozess benötigten. "Arbeitgeberlobby denkt nicht ans
Kindeswohl, die Kirche sollte es aber tun", wettert der CSU-Mann."...
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