Donnerstag, 1. Mai 2014

Bischof Augustinus von Hippo - ein Handlanger der Hölle

Martin Luther war weitgehend vom Mönchtum seiner Zeit geprägt.

Authentisches Bild von Cranach: Luther (1483-1546)

Der große Reformator konnte sich zeitlebens nicht von durchaus unchristlichen Teilaspekten des Augustinus von Hippo frei machen. Dazu gehört die Prädestinationslehre des antiken Kirchenvates, der Luther im Kern zustimmte: 
Es gibt kein authentisches  Bild von Augustinus von Hippo, Afrika, (354-430)
 Luther behauptete:
 

Denn wenn wir glauben, es sei wahr, dass Gott alles vorherweiß und vorherordnet, dann kann er in seinem Vorherwissen und in seiner Vorherbestimmung weder getäuscht noch gehindert werden, dann kann auch nichts geschehen, wenn er es nicht selbst will. Das ist die Vernunft selbst gezwungen zuzugeben, die zugleich selbst bezeugt, dass es einen freien Willen weder im Menschen noch im Engel, noch in sonst einer Kreatur geben kann.” (1)

Mit dem letzten Satzteil ging Bruder Martin wahrscheinlich noch über Augustinus hinaus. Unverständlich aus mormonischer Sicht, gilt bis heute:

Nach lutherischer Auffassung ist der Mensch unfähig, bei seiner Errettung mitzuwirken.” (2)

Dieser Aufassung widersprechen sowohl Origenes (185-254), Tertullian (um 220), Hippolyt von Rom (um 220) sowie die katholischen Kirchen und die "Mormonen"
 

Da beide, Luther und Augustinus, anders als die Urchristen (wie z.B. Origenes), nicht an das vorirdische Dasein des Menschen glaubten, mussten  sie zwangsläufig den Eingangstext des Paulusbriefes an die Epheser im Sinne einer von Gott getroffenen “Vorherbestimmung” folgenreich missdeuten:

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus. Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, daß wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten; in seiner Liebe hat er uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns begnadet hat in dem Geliebten.“

Joseph Smith lernte im Prozess der Übersetzung des

Nach der Totenmaske Joseph Smith (1805-1844)
Buches Mormon, sowie nach Erlangung weiterer Eingebungen, dass jeder Mensch bereits in seinem vorirdischen Leben - “ehe der Welt Grund gelegt wurde” - seine eigene Beziehung zu Christus bestimmt hatte.

Hier, in Anerkennung oder Ablehnung der Lehre von der Präexistenz, liegt der Grundunterschied zwischen “traditionellem”, nicänisch zementierten Christentum und dem sogenannten “Mormonismus”. Hier liegt die Basis für zwei nahezu entgegengesetzt ausgerichtete Lehrgebäude.

Die Lehren von der Entfaltung des Menschgeistes in der Präexistenz gemäß des ihm von Gott zugestandenen Rechtes auf freie Entscheidung (nach Origenes und Joseph Smith) und andererseits die Prädestinationsidee unterscheiden sich wie Tag und Nacht. (3) Mormonen behaupten, - in Übereinstimmung mit den Aussagen der bedeutendsten christlichgnostischen Glaubens-gruppen, - dass die Ablehnung des Glaubens, wir wären buchstäblich ewige Geistkinder des höchsten Gottes, katastrophale Konsequenzen nach sich ziehen muss.


Daher ist derjenige, der (Gnosis) Erkenntnis durch Offenbarung hat, einer, der von „oben“ stammt. Wenn man ihn ruft, hört er, antwortet er und wendet sich zu dem, der ihn ruft, steigt zu ihm empor und erkennt, wie man ihn ruft. Da er Gnosis (Erkenntnis) hat, vollbringt er den Willen dessen, der ihn gerufen hat... Wer so zur Erkenntnis gelangen wird, erkennt, woher er gekommen ist und wohin er geht. Er erkennt wie einer, der trunken war und von seiner Trunkenheit abließ; er brachte das Seine (wieder) in Ordnung, nachdem er zu sich selbst zurückgekehrt war... Die wahre Gotteserkenntnis beginnt mit der Erkenntnis des Menschen als eines gottverwandten Wesens...wer diese Lehre nicht erhält wird zur Nacht geboren und zur Nacht zugrunde gehen.“ (4)

K. Beyer ein großkirchlicher Exeget kommentiert das allbekannte Syrische Perlenlied geradezu "mormonisch":

Die Botschaft des Liedes lautet: Die unsterbliche menschliche Seele göttlicher Herkunft darf sich erst dann endgültig vereinen mit ihrem unvergänglichen geistigen Leib der gleichfalls von Gott abstammt, aber immer bei ihm bleibt, wenn sie zuvor auf der Erde in einem vergänglichen fleischlichen Leib und in feindlicher Umgebung mit göttlicher Hilfe Selbsterkenntnis erlangt und mutig die ihr von Gott gestellte Aufgabe erfüllt hat... Das ist eine synkretistische Religion in der Nachfolge Platons, die sich auch leicht mit der christlichen Ethik verbinden lässt. Ihre Bilder teilt sie mit der Gnosis und den anderen antiken Erlösungsreligionen, ohne dass man sicher sagen kann, wer sie von wem übernommen hat. Das führt schließlich zu der Frage, ob der gnostische Anteil am spätantiken Synkretismus wirklich so hoch ist, wie meist angenommen wird. Denn, dass der Mensch die Erde als Fremde empfindet, ist ein weit verbreitetes Lebensgefühl…” (5) Wir sind eben mehr als Fleisch und Blut.
Kombiniert mit dem nicänischen Bekenntnis eines antlitzlosen Eingottes brachte der Wechsel zur Prädestinationslehre des unheiligen Augustinus kaum mehr als Elend, Dummheit und Verwirrung zustande.
Augustinus, in Anlehnung an die starr katholische Gesinnung seines Lehrmeisters Ambrosius von Mailand, billigte zudem ungerechte Gewaltanwendung gegen Menschen die durch Fanatiker ihres Schlages willkürlich zu Abweichlern und Ketzern erklärt wurden.
Augustinus erweiterte den Grund zur Errichtung von Folterinstrumenten die zur Vernichtung Unschuldiger eingesetzt werden sollten. Wehe denen, die irgend-welchen frommen Dummköpfen widersprachen. Sie wurden allerdings nur der Abweichung von meist frei erfundenen Glaubenssätzen bezichtigt. 


Augustinus wollte vorsätzlich Furcht erzeugen, das belegt auch seine Erbsündenlehre und die Aussage, dass “ungetaufte Kinder nicht in das Paradies oder auch nur in einen anderen Ort der Glückseligkeit eingehen könnten... Säuglinge die ungetauft sterben, kommen in die Hölle.”

Davon steht in der Bibel kein Wort geschrieben. Die Verdopplung des Kummers betroffener Mütter hat er zu verantworten. 

Das Buch Mormon lehrt dagegen, in Moroni 8: 14
  "Siehe, ich sage dir: Wer da meint, kleine Kinder brauchten die Taufe, der befindet sich in der Galle der Bitternis und in den Banden des Übeltuns, denn er hat weder Glauben noch Hoffnung noch Nächstenliebe; darum muß er, falls er abgeschnitten wird, solange er noch so denkt, in die Hölle hinabgehen."
 

Wikipedia:  Anton von Werner: Taufe in meinem Hause (1852), typisches Beispiel einer evangelischen Haustaufe im gehobenen Bürgertum des 19. Jahrhunderts

Auch mit Hilfe seiner grauenerregenden Prädestinationslehre gelang Augustinus leider mehr Schreckliches. Prof. Hans Küng fasste den verwerflichen Teil augustinischer Behauptungen mit den Worten zusammen: 

Prof. Hans Küng, kath. Spitzentheologe (1928 -)
 

Nur eine relativ kleine Zahl von Menschen (zur Wiederauffüllung der durch den Engelsfall entstandenen Lücke!) sei zur Seligkeit vorausbestimmt. Die anderen seien eine ‚Masse der Verdammnis’... diese Lehre stellt den Gegenpol dar zu der Lehre des Origenes von einer am Ende zu erhoffenden Allversöhnung. Sie wird in der abendländischen Christenheit ebenfalls eine unheimliche Wirkung erzielen und unendlich viel Heilsangst und Dämonenfurcht verbreiten bis hin zu den Reformatoren Luther und besonders Calvin, der diese Lehre rücksichtslos zu Ende denken wird.“


Plagen des Heiligen Antonius durch Dämonen (Darstellung aus dem 15. Jahrhundert von Martin Schongauer)


Dagegen formulierte Kurt Hutten, in seinem sektenkundlichen Werk:
 „ Seher-Grübler ,-Enthusiasten“:

Mormonismus ist strahlender Optimismus... Der von Mormonen gelehrte Glaube ist erfüllt von ermunternden Ausblicken. Alle Rätsel des Daseins, der Sünde und Schuld, des Leidens und Sterbens lösen sich in einer befriedigenden Harmonie auf.”

Brigham Young, Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (1801-177) sagte:"Lasst uns das Evangelium in die Herzen der Menschen hineinsingen"




An Augustinus Exegese des Ephesertextes erweist sich, wie weit das Christentum seiner Zeit schon vom Urstrom abgewichen war.
Dieser Urstrom wurde gewissenhaft von Origenes, Tertullian, Hippolyt u.a.  kartiert. Keine zweite theologische Karte unserer Tage kommt dieser so nahe wie die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, was leider zur Folge hat, dass Heutechristen sie als Fremdkörper empfinden. Andere Elemente verdrängten mehr und mehr das eigentlich Christliche.
Das uneinige Christentum des 4. bis 6. Jahrhunderts erhielt seine Hauptimpulse, weniger von Christus, als zunehmend von Politikern wie Konstantin und anderen Cäsaropapisten, samt Ambrosius von Mailand, denen die Konsequenzen urchristlicher Sichtweise nicht passten. Insbesondere widerstrebte Kaiser Justinian der Gedanke der völligen Gleichheit aller Menschen (die zur Familie Adams gehören), weshalb er mit einer handvoll kollaborierenden Bischöfen auf der Ostsynode, 543, Origenes verfluchen ließ - selbstverständlich ohne Papst Vigilius zu konsultieren -.
Interessant ist, dass gegenwärtig eine Strömung in der evangelischen Kirche aufkommt, vertreten durch Herrn Pfarrer Lic. Felix Gieterbruch und die ihn beratenden Professoren, die überraschend weitgehend der “mormonischen” Theologie entspricht. In seinem großartigen WerkDer Sündenfall ein sinnvoller Mythos“, 2008, schreibt Gietenbruch:


Präexistenz meint, dass wir als handlungsfähige geistige Wesen schon vor unserer Geburt existierten... in dieser Vorexistenz haben wir uns alle eigenverantwortlich von Gott entfremdet... Ich denke, heute wird uns mehr und mehr bewusst, dass auch das christliche Abendland neu darüber nachdenken muss.“

Bereits vor Veröffentlichung dieses Buches stand in meinen Powerpoint-Präsentationen immer eine andere Formulierung dieses Autors an bedeutender Stelle:

Nach der Lehre Adams ist jeder Mensch Adam und ist aus der Sphäre des Paradieses gefallen..."

Das ist (nahezu) mormonischer Tempeltext!

Wenn die Großkirchen anerkennen könnten, dass wir ewige Geistwesen sind, denen Gott Form und Gestalt gab, die “ehe der Welt Grund gelegt wurde” in der Gegenwart des gemeinsamen Gottvaters standen, dann würde diese Erkenntnis zahlreiche theologische Widersprüche sofort auflösen.

Der Begriff “Seele”, mittlerweile ein Unwort für protestantische Theologen geworden, erhielte eine neue Definition. Durch die Verbindung von Geist und Körper würde der Mensch zur (lebenden) “Seele”.

Nach Origenes, sowie den Bischöfen seiner Zeit, und Joseph Smith waren wir vorirdische Geistwesen, die hocherfreut sahen, dass "Elohim" und sein Christus, unseren Fall in die Gottesferne einplanend, einen Weg zu unserer Erlösung (Rückkehr) vorbereiteten. 


Jesus Christus nach einem Mosaik zu Ravenna 6. Jahrhundert, wahrsch. arianische Vorstellung. Ausnahmslos alle Christen glauben, dass er der Erlöser aller Menschen ist (soweit sie sein Angebot akzeptieren)
 

Schon in der Ewigkeit wurde der dem Vater nachgeordnete Christus erwählt, so wie auch andere Persönlichkeiten, wie Jeremia, wie Luther und Joseph Smith die bedeutende Nebenrollen im Plan der Erlösung spielen sollten.

Wer schon in der Präexistenz an die Seite Christi trat um künftig das leichte (sanfte) Joch wahren Christseins zu tragen, der gehörte zu denen, die der Herr der Geister (Ernst Moritz Arndt) “in seiner Liebe... dazu vorherbestimmt hat, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns begnadet hat in dem Geliebten.”

Nur einer war stark und würdig genug, der (gnadenlosen) Rechtsprechung ein makelloses Opfer anzubieten: Christus. Er musste sich selbstlos den Gnadenlosen in die Hände geben, um jenen Preis zu zahlen, den wir niemals aufbringen könnten um uns aus dem Gefängnis unserer schuldhaft verursachten Verstrickungen samt den Folgen des Falles ins Loch der Sterblichkeit, zu erlösen. So würde er, ohne unser Dazutun, unsere Unsterblichkeit und die Möglichkeit zu unserer Erhöhung sichern.(Insofern  - nur insofern - stimmen Mormonen mit Luther überein.)

Jeder Mensch kann, wegen des Sühnopfers entsprechend seinem Bemühen, wie Gott werden. Ist es nicht ein Ziel das Jesus in der Bergpredigt in den Mittelpunkt stellte? Forderte er nicht, "...darum sollt ihr vollkommen werden, gleichwie euer Vater im Himmel ist"?

Selbst Luther spricht - zu unserem Erstaunen - von der Deifikation (Theosis) des Menschen!

Bietet sich uns damit eine Brücke an, die Unvereinbarkeiten zu überqueren?

Tröste Dich, Augustinus, nach der Lehre der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bleibt niemand für ewige Zeiten in der Hölle, also auch du nicht. Die Behauptung, man könne der Hölle nicht entkommen, geht zwar auch auf Deine Rechnung, aber sie stimmt zum Glück nicht!
Wer einsieht, dass er Unsinn und Schaden gestiftet hat, der kann erlöst werden. Das ist Christi und der Mormonen Lehre.
Erlöser ist jemand der die Tore der Hölle aufbricht. Das konnte nur einer: Jesus Christus.


Beide Abbildungen: Mormon-Fair 


Schade, dass Du, Augustinus, uns nicht mehr sagen kannst, wie sehr es Dir gegenwärtig leidtut, so viele Säuglinge und andere Unschuldige in die Hölle geschickt zu haben.
Natürlich wäre es weiser gewesen, Du Augustinus, hättest in Deiner "Patrologia Lavina 40, 533; praedestinavit ad aeternam..." diesen Blödsinn nicht verfasst:
„es gibt Individuen, die Gott von vorne herein für die
Hölle vorbestimmt hat."
 

Bernhard Lang, „Himmel und Hölle“ Jenseitsglaube von der Antike bis heute.( C:H: Beck 2003) machte uns darauf aufmerksam, sowie darauf, dass: 

"die gesamte Theologie des Mittelalters  der augustinischen Auffassung von der Hölle und ihren ewigen Qualen folgte..." 

Höllenszene im Baptisterium San Giovanni

 Auch dies war der Grund, warum der liebende Gott den Knaben Joseph Smith erwählte um die vielen menschengemachten Torheiten zu korrigieren und aus den irregelenkten Köpfen zu eliminieren.

Es hätte keinen Zweck gehabt einen Papst mit dieser Aufgabe zu betrauen. Das alte System war zu starr. Es war überaltert.
"Niemand füllt neuen Most in alte Schläuche!"
"Man setzt auch keinen neuen Flicken auf ein altes Gewand."
Das erklärte bereits damals Jesus. Deshalb hat er auch keine Pharisäer der alten Schule in sein System eingebaut, sondern sich neue Leute gesucht, wie die Fischersleute um Petrus, und 1800 Jahre danach Joseph Smith.


Quellen

(1) “Vom freien Willen”
(2) “Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre”
(3) Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft“, dritte, völlig neu bearbeitete Auflage, 4. Band Kop-O, Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960
(4) K. Rudolph, “Die Gnosis”, Koehler...; Amelang, Leipzig, 1977, S. 139, 111
(5) Walter Rebell, „Neustestamentliche Apokryphen und Apostolische Väter“, 1992

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