Sonntag, 4. Mai 2014

Für Querdenker in Sachen Religion

Ein Vergleich







Gemessen an der Mitgliederzahl waren das "Mormonentum" wie das Christentum während der ersten 100 Jahre ihrer Existenz bedeutungslos. Aber die den beiden Nahverwandten innewohnende Brisanz konnte von Beginn an kaum ignoriert werden.

Selbst wohlmeinende Traditionalisten empfanden die beiden Schwesterreligionen jeweils als mit ihren Glaubensvorstellungen unvereinbar. Da war es der Anspruch Jesu der verheissene Messias zu sein, hier erregte Joseph Smith Widerstand wegen seiner Behauptung ein von Gott berufener Prophet zu sein. 

Das zog Verfolgungen nach sich. Die führenden Juden betrachteten das “Christliche” von Beginn des Wirkens Jesu als sektiererisch und Fälschung. Dasselbe Urteil fällen Vertreter des ökumenischen Christentums (Hauth u.a.) über “Mormonismus” - allerdings in auffallender Unkenntnis und in Verdrehung der Lehren dieser Kirche. 

In beiden Fällen liegen solcher Wertung scheinbar plausible, letztlich aber unhaltbare Erklärungen und Behauptungen zugrunde.

Tatsächlich gründen beide Kirchen jedoch in alten Traditionen, sowohl im pharisäischen Judaismus wie im Lehrgut der Urchristen. In Wahrheit sind sie einander bestätigende Offenbarungsreligionen. Das belegt auch diese aus katholischer Hand stammende Skizze.


Im Schema kommt das zum Ausdruck. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage entstammt nicht dem herkömmlichen Christentum. Sie wird dennoch Sekte genannt, wie die Kirche vor alters.



Die Übereinstimmung der jeweilig bedeutendsten Lehren beider Kirchen kann allerdings weder unbemerkt bleiben, noch schlichtweg als Zufall betrachtet werden. Urchristen und Mormonen hegten und hegen dasselbe, in Nicäa 325, verworfene origenistisch-arianische Gottes- und Menschenbild.

Das Erstere allerdings ist erst jetzt beweisbar. 

Beide Kirchen sind entschiedene Befürworter und Verteidiger des Individualrechtes und des Glaubens, dass Menschen, - wegen ihrer Gottesebenbildlichkeit und weil sie Geistkinder des ewigen Vaters sind - unter Bedingungen “wie Gott werden” können (von Harnack).

Origenes fasste diese beiden Aspekte mit den Worten zusammen:


Erst aufgrund der Tugend wird man (im 2. Stand des Erdenlebens erneut G.Sk.) ein Kind Gottes und erst in der Erwerbung der Tugend durch eigenen Eifer erwirbt der Mensch die Ähnlichkeit Gottes. Unentbehrlich für das Erreichen der Gottähnlichkeit ist also die Entscheidungsfreiheit.“ (1)



Die Umkehrung dieser Aussage lautet: wer das Jedermanns-Recht auf Entscheidungsfreiheit beeinträchtigt oder auch nur in Frage stellt, handelt antichristlich, ganz gleich ob er mit den Lippen bekennt er sei ein Verehrer Christi oder nicht.

Dieses uns von Gott verliehene Menschenrecht wurde jedoch im Jahr 380 durch das von engstirnigen “Christen” ersonnene Staatsgesetz “Cunctos populos”, ausgehebelt, wenn nicht vorsätzlich außer Kraft gesetzt.

Die künftige ecclesia triumphans wünschte keine Nebenbuhler.
Diesem Wunsch entsprach Kaiser Theodosius und fest steht, der Elitechrist Ambrosius von Mailand widersprach nicht!

Ambrosius steht unter der Anklage mitgeholfen zu haben, dass die Unfreiheit, gewaltsam!, ins Christentum  eingefügt wurde

Mit dem ersten ökumenischen Konzil zu Nicäa, 325, war “die Kirche” hautnahe Verbündete des räuberischen, römischen Imperiums geworden und somit in der Lage alles zu vernichten, was ihrem vermeintlichen Siegeslauf im Wege stand.

Zunehmend rigoros agierte sie gegen Juden sowie gegen jeden Typ Andersglaubender.

Unvergessen ist, dass Jesus, vermutlich im Jahr 30, zu Beginn seiner Laufbahn als Rabbi, in einer Synagoge Nazareths, aufsehenerregend sein Erlösungsprogramm mit den Jesajaworten dargelegt hatte: Er sei in die Welt gekommen, um den "Gefangenen die Freiheit zu verkünden, und dass er die Zerschlagenen in Freiheit setzen wird".

Freiheit kann nur durch Christus, die Unfreiheit nur durch Antichristen, kommen.  

Es ist leicht in ein tiefes Loch zu fallen, aber unendlich schwer daraus wieder aufzusteigen.
 Deshalb müssen wir den Vater ständig in seinem Namen anrufen, um nicht durch Menschenmeinungen irregeleitet zu werden und schließlich zu stürzen.
Gott kann uns vor dem Übel bewahren, aber nur wenn wir mitmachen.
Dies ist die wichtigste Aussage der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen)
Außer in der Urkirche, lehrt dies keine andere Kirche.

Da sind viele Gemeinsamkeiten zwischen der Urkirche und der Praxis und Theologie der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Die Überein-stimmungen sind manchmal in kleinsten Detail erkennbar.

Umgekehrt belegt alleine dieser Vergleich, wie weit sich die römische Kirche, sowie ihre Ableger mit ihrer Theologie und Praxis vom Original entfernt haben, Das zeigt sich auch in der Taufordnung.

Kleinstkinder zu taufen bedeutet zu ignorieren, dass Taufe, zumindest nach dem Taufverständnis Christi, des Johannes und Petrus laut Johannes 3: 11 und Apostelgeschichte 2:37 Buß- und Bündnisfähigkeit voraussetzt, dass es gemäß dem Titel immer Untertauchen meint. 
 
Jesu Taufe im Jordan, Wandmalerei 3. Jahrhundert.

Es gab einen Dogmenwandel. Mit der Zeit gab es gravierende Änderungen.

Die Besprengung von Ohnmächtigen (Säuglingen) lehnt Gott, auch nach dem Verständnis der Mormonen, glatt ab. Das sogenannte Taufsakrament vollzieht keine Taufe - ist keine Untertauchung zur Sündenvergebung, denn ein Säugling hat nichts zu bereuen. Da ist nichts abzuwaschen was ihn vor Gott unrein macht. Er hat zwar eine sündhafte Natur geerbt, eine Erbsünde lastet jedoch nicht auf ihm, denn Sünde ist das Handeln wider bessere Wissen.
Die Lehre von der Erbsünde wird nirgendwo in der Schrift auch nur erwähnt. Im Gegenteil: Kinder falls sie früh sterben, sind Erben des Reiches Gottes.

Viele Neuheiten kamen im Verlaufe der Jahrhunderte auf.
Man kann sich vorstellen was Petrus, Jakobus und Johannes empfunden hätten, wären sie zu Luthers Zeiten aus der ewigen Welt kommend in Rom in eine Kirche gegangen, in der Absicht an einer Abendmahlsversammlung teilzunehmen.

Sogar Luther war schockiert, obwohl er doch in dieser außen grau und innen buntschillernden Umwelt aufgewachsen war. Ihm war all das feierlich erscheinende Frivole wohl bekannt

Aus dem menschenfreundlichen Lehrgebäude klassischen Stils hatten die angeblichen Herrenchristen im Verlaufe des 4. bis 6. Jahrhunderts ein riesiges und düsteres Gefängnis gemacht. Darin befanden sich nicht nur die bekennenden Arianer, Novatianer, oder die Hellenen sowie andere Nichtchristen und Dissidenten, eingesperrt sondern spätestens ab dem 11. Jahrhundert auch die linientreuen Priester, weil sie nur insgeheim eine eigene Familie haben durften. Es war von einem sonderbaren Gebäude umgeben, in dem die Päpste und Kardinäle ihre angeblichen Nichten und Neffen mit dem von “armen Gläubigen” (Luther) erpressten Geld ausstatteten. Es war ein Haus indem widerlichste Sauf- und Sexorgien gefeiert wurden.


Luther jedenfalls sah, dass es so nicht weiter gehen konnte, aber er fiel, nach seiner Romreise schrittweise ins andere Extrem. Man kann fast sagen, dass er die Botschaften der Bibel auf schließlich wenige Begriffe reduzierte. Seine Kürzel unter denen das fragwürdige paulinische “sola gratia” besonders auffällt, weil es nirgendwo anders in der Heiligen Schrift auftaucht, sollten sich letztlich als glaubenzerstörend erweisen. Sie schwächten das Leistungsvermögen derer die es glatt übernahmen.

Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage verstehen das Prinzip “Gnade Gottes” etwas anders, obwohl mehrere Autoren des Buches Mormon, wie hier Moroni, in 7: 16: dass "jedem Menschen der Geist Christi gegeben wurde, damit er Gut von Böse unterscheiden kann...", Luthers Sichtweise passagenweise zustimmen, denn die unterschiedslos gewährte Gabe der Unterscheidung durch Christi Geist, ist tatsächlich ein Akt reiner Gnade.

Es ist dieses Pochen auf “allein durch Gnade”, das uns trennt. Gnade ja, aber eben nicht allein aus Gnade.

An Stelle der paulinisch-lutherischen Rechtfertigungslehre, behauptet das Buch Mormon dieselben Elemente wie sie durch Petrus, Jakobus und Origenes bezeugt werden:

Uns Menschen, (die zur Familie Adams gehören nach Mormon) weil wir ewige buchstäbliche (Geist-) kinder Gottes sind, wohnt die Kraft inne aus freiem Ermesssen Gutes zu tun. 

 Dieser Gegensatz ist sehr erheblich.
 

Mormonen sowie die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der ersten Jahrhunderte sind und waren überzeugt, dass sie an ihrer Erlösung mitwirken, mit der Einschränkung, dass niemand ohne die Gnade Gottes die eigene Gottesferne überwinden kann.

Hier ist der große Unterschied zu allen protestantischen Lehren!


Vielleicht darf man sagen, dass wir einem Mann ähneln der trinken wollte und in einen tiefen Brunnen stürzte. Er muss das Seil umklammern das ihm sein Erlöser herunterwirft und sich angemessen anstrengen.

In diese Situation gerieten wir durch den von jedem von uns bewusst gewählten "Sündenfall", der aus dem vorirdischen Dasein, dem Paradies, ins Erdenleben erfolgte.
Paradies meint "Geisterwelt", lehrte Joseph Smith.

Interessant ist, dass gegenwärtig eine Strömung in der evangelischen Kirche aufkommt, vertreten durch Pfarrer Lic. Felix Gieterbruch und die ihn beratenden Professoren, die der “mormonischen” Theologie entspricht.

In seinem großartigen WerkDer Sündenfall ein sinnvoller Mythos“, 2008, schreibt Gietenbruch:

Präexistenz meint, dass wir als handlungsfähige geistige Wesen schon vor unserer Geburt existierten... in dieser Vorexistenz haben wir uns alle eigenverantwortlich von Gott entfremdet... Ich denke, heute wird uns mehr und mehr bewusst, dass auch das christliche Abendland neu darüber nachdenken muss.“

Bereits vor Veröffentlichung dieses Buches stand in meinen Powerpoint-Präsentationen immer eine andere Formulierung dieses Autors an bedeutender Stelle:

Nach der Lehre Adams ist jeder Mensch Adam und ist aus der Sphäre des Paradieses gefallen..."

Das ist (nahezu) mormonischer Tempeltext!

Als vorirdische Geistwesen wünschten wir eigene Erfahrungen in einer Welt der Gegensätze zu sammeln, nachdem uns schon im Vaterhaus Gottes bewusst wurde, dass die Götter! (Origenes 185-254) unseren Wunsch aus dem sicheren Zuhause fortzugehen eingeplant hatten. Erfreut sahen wir, dass "Elohim" und sein Christus einen Weg zu unserer Erlösung (Rückkehr) vorbereiteten.
Schon in der Ewigkeit wurde der dem Vater nachgeordnete Christus erwählt, durch sein makelloses Opfer, ohne unser Dazutun, unsere Unsterblichkeit und die Möglichkeit zu unserer Erhöhung zu sichern. Der Mensch kann entsprechend seinem Bemühen wie Gott werden. 


Im Gegensatz zu den Behauptungen zahlloser Theologen, war die Lehre, dass Menschen wie Gott werden können, gut urchristlich!
Sie reden über etwas ohne Geschichtswissen. 

Sogar Luther spricht von der Deifikation (Theosis) des Menschen! Es ist ein Ziel das Jesus in der Bergpredigt in den Mittelpunkt stellte, indem er forderte:

"Darum sollt ihr vollkommen werden, gleichwie euer Vater im Himmel ist"

Unentbehrlich ist jedoch, dass Christus uns zuvor von der Last der Schuld befreit. Das kann jedoch nur geschehen in dem Maße, in dem wir "wahrhaft Buße" tun, (wodurch wir mitwirken.) Buße verstehen Mormonen als innere Umkehr, metanoia, wie sie auch der junge Luther zumindest mit seiner 1. These lehrte.
Vielleicht ist es der Grad der Helligkeit der uns auch später unterscheidet.
Origenes, immerhin anerkannter Bewahrer urchristlicher Lehre sagte:

"Unsere Bemühungen werden durch die Gnade Gottes bei weitem überwogen, dennoch wird Gott unser Guttun, - unsere eigenen Anstrengungen, - die er ebenfalls eingeplant hat, gerecht vergelten." (2)


Mormonen und Origenes stimmen somit in ihrer synergistischen Erlösungslehre überein. Es gibt eben viel mehr Stufen ewiger Geselligkeit, als nur höllische oder himmlische. Im Vaterhaus Gottes sind viele Wohnungen, wie es bereits hier zwischen bös- und gutartigen Menschen aller Stufen gravierende Unterschiede gibt. Wie die Forschung zeigt, teilen Mormonen und der arianische Zweig des Christentums darüber hinaus dasselbe Priestertums- und Tempelverständnis und mehr. (3)

Beide hatten denselben Typ Hauptfeinde, gewisse Schriftgelehrte, den Mob, sowie Verräter in den eigenen Reihen.

Giotto Scrovegni Gefangennahme Jesu



Der Mob teert und federt Joseph Smith 1832

Leider litt das Urchristentum zudem an den Meinungsverschiedenheiten der Apostel sowie an den vergleichsweise miserablen Kommunikations-möglichkeiten. Auch der verstärkte Zulauf aus nichtjüdischen Reihen sollte zum raschen Verfall der Einmütigkeit führen, denn es kamen nicht selten Menschen der Charitas wegen hinzu, die sich keineswegs bekehrt hatten, sondern die Vorteile suchten und an ihren alten Gewohnheiten hängen blieben. Die buchstäblich unentwegt neu zu erwerbende Hinwendung jedes Einzelnen zum Geist Christi ist und bleibt aber die Grundvoraussetzung für das Gedeihen seiner Sache. Dies hat kein Geringerer als Paulus klar formuliert:

"Wer seinen Geist nicht hat, der gehört nicht zu ihm." (4)
Mormonisch gesagt:
"Seid eins, sagt der Herr, denn wenn ihr nicht eins seid, seid ihr nicht mein." (5)

Dieses Element zu bewahren ist eine Willensleistung, die Martin Luther nur als Ausdruck der Gnade Gottes gelten lässt. Darüber, wie das bezogen auf das praktische Leben zu verstehen sei gab es ungezählte Diskussionen unter Protestanten, denn auch darin sind sie sich bis heute durchaus nicht einig.
Luther ist viel zu sehr und zu lange Augustiner gewesen um im Sinne Erasmus einzulenken, der, gegen Augustinus von Hippo darauf besteht, dass der Mensch über die Willens- und Wahlfreiheit verfügt, aus eigener Kraft zu entscheiden und demgemäß zu handeln, weshalb er für sein Tun und Lassen vor Gott rechenschaftspflichtig ist.
Das ist der Standpunkt der Mormonen, hier ist der große Gegensatz zu Luther. 
 
Wenn Luther seinen Begriff von der "Gnade Gottes" jedoch mit "Liebe Gottes" gleichsetzen könnte, dann gäbe es kaum Denk- und Glaubensschwierigkeiten.
Wie er (Luther) Christi permanente Aufforderung zum Tun des Guten mit seiner eigenen Betrachtungsweise vereinbaren will, ist den Mitgliedern der Kirche Jesu Christi der HLT, sobald sie sich damit befassen, ein Rätsel.
Für Mormonen ist undenkbar, dass Gott die Christenheit in ihrer Zersplitterung anerkennt, ganz abgesehen von nicht wenigen einander ausschließenden Sonderansichten. Aber er wird immer den Einzelnen bewerten, weil "er das Herz ansieht".
Es ist inkorrekt und irreführend zu unterstellen, die Mormonen glaubten, nur sie kämen in den "Himmel". Falsch ist ebenfalls zu meinen, Mormonen führten Totentaufen durch um die Seelen der Verstorbenen (irgendwie) zu vereinnahmen. Es ist auch deshalb nicht zutreffend weil dies ein Verstoß wäre, gegen das allen Mitgliedern der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage heiligen Rechtes jedermanns auf Entscheidungsfreiheit. Im Buch der Gebote, heute "Lehre und Bündnisse" (einer Schrift zusätzlicher Offenbarungen) heisst es in seinem 1. Abschnitt unmissverständlich, Gott werde die Menschen dermaleinst nach ihren Taten richten (und nicht zuerst nach ihrer Kirchenzugehörigkeit).
Dies wird im 76. Abschnitt klar ausgeführt...
Außerdem gelten die folgenden drei Sätze in Lehre und Bündnisse 130 für alle Menschen:
 
"Jeglicher Grundzug der Intelligenz , den wir uns in diesem Leben zu eigen machen, wird mit uns in der Auferstehung hervorkommen .
Und wenn jemand in diesem Leben durch seinen Eifer und Gehorsam mehr Wissen und Intelligenz erlangt als ein anderer, so wird er in der künftigen Welt um so viel im Vorteil sein.

Es gibt ein Gesetz, das im Himmel vor den Grundlegungen dieser Welt unwiderruflich angeordnet wurde und auf dem alle Segnungen beruhen -
und wenn wir irgendeine Segnung von Gott erlangen, dann nur, indem wir das Gesetz befolgen, auf dem sie beruht."

Solche Aussagen gehen völlig mit unserem Gerechtigkeitsempfinden Hand in Hand. 
 
Mormonen glauben an die Notwendigkeit fortlaufender Offenbarung, weil die Umwelt sich ständig ändert. Es handelt sich um Anpassungen der Schriftauslegung. Auf diese Weise erfuhr Petrus, nach Christi Tod in seiner Vision von den reinen und unreinen Tieren, fortan seien die Tore der Kirche für die Heiden zu öffnen ...

Es gab, wie sie bekennt, auch in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage Fehlinterpretationen. Dazu gehört u.a. (möglicherweise) die Missdeutung einer Passage in "Köstliche Perle", Abraham 2: 27, die dazu führte dass "schwarze Farbige" nur sehr selten das Priestertum erhielten... Dies hob die Offenbarung "Amtliche Erklärung Nr.2" vom 30. Sept 1978 auf.

Mormonen stehen in Auslegung von Matthäus 16: 13-20 auf anderem Grund als die römisch-katholische Kirche. Sie lehnen ab, - belehrt durch die Inspirationen die Joseph Smith empfing -, zu glauben, dass Petrus der Felsen ist auf den die Kirche unverrückbar durch die Zeiten gehen soll. Nach Joseph Smith besteht der Kontext darauf, dass fortlaufende Offenbarung das sichere Fundament bildet. Wenn die Kirche in echter, ständiger Verbindung zu ihrem auferstandenen Herrn bleibt, wenn sie auf ihn hört, wie es die Propheten vor Alters taten, was er aktuell zu sagen wünscht und wenn sie demgemäß handelt, dann könne sie niemals von "den Mächten der Finsternis überwunden werden." Nur dann!
Das römische "Felsenamt" wurde bedauerlicherweise, wie die Dokumente offenlegen, mindestens zeitweise von Personen ausgeübt, die dem Anschein nach eher zu den Mächten der Finsternis gehörten, wie Papst Gregor VII. der mit einem Federzug hunderttausend Kinder zu Waisen machte und von dem Kirchenlehrer Damiani, (1006-1072) der selbst ein Verfechter des strengen Zölibats war, als "heiliger Satan" bezeichnet wurde, auch weil Gregor in seinen 27 Thesen in "Dictatus" u.a. behauptete:

"Niemand auf Erden kann über den Papst urteilen. Die römische Kirche hat nie geirrt und kann bis zum Ende der Zeiten nie irren... er allein hat das Recht auf die Reichsinsignien. Er kann Kaiser und Könige absetzen und ihre Gefolgschaft dispensieren...Alle Fürsten müssen ihm die Füße küssen..."

Die Folge war, dass er mehr als 50 größere und kleinere Kriege verursachte.
Das ist ungöttlich.
 Wie schnell es gehen kann den mit Christus verbundenen Faden abreissen zu lassen hat die Geschichte, nicht erst seit dem Saeculum obscurum bewiesen. In dem, selbst von den katholischen Historikern sogenannten "dunklen Jahrhundert des Papsttums", das keineswegs 996 endet, gab es kaum mehr als Mord und Totschlag im Ringen um den "Stuhl Petri". Nach Hertling SJ handelte es sich um
"römische Familien die ihre Mitglieder zu Päpsten machen und die von anderern Familien aufgestellten Päpste zu stürzen versuchten." (6)
Noch schneller als Menschengeister sind die Saiten eines Instruments verstimmt.
Nachdem Kammerton a als Wert bestimmt wurde, haben wir uns, wie Orchestermitglieder, stets erneut einzustimmen.

Bis heute streiten sich die Christen wer den Kammerton festlegt... Von Beginn an war das leider so.
Aber die Mormonen sagen: den richtigen Kammerton kann nur Gott festlegen, deshalb bedürfen wir die Verbindung mit dem lebenden Gott, den die alten Apostel und Propheten gepredigt haben.
Ist es nicht wahr und einleuchtend, dass wir fragen dürfen, ob "Du Herr, uns in dieser mehr denn je unsicheren Welt Sicherheit geben kannst?"



 Quellen:

1.) H.. Benjamins „Eingeordnete Freiheit; Freiheit und Vorsehung bei Origenes.“ E.J. Brill, 1994, S. 13
und Nikolai Krokoch. Er zitiert Tuomo Mannermaa der darauf verweist, dass das Wort der Theosis (deificatio) öfters bei Luther vorkommt als der Hauptbegriff seiner während der berühmten Heidelberger Disputation (1518) formulierten Heilslehre nämlich die theologia crucis. „Wenn in Luthers Epistelkommentaren und Weihnachtspredigten die inkarnatorische Wahrheit auf besondere Weise zum Ausdruck kommt, dann meint er ähnlich wie die orthodoxe Heilslehre die reale Teilhabe an der Gottheit Jesu: ,,Wie das Wort Gottes Fleisch geworden ist, so ist es gewiß notwendig, daß auch das Fleisch Wort werde. Dann eben darum wird das Wort Fleisch, damit das Fleisch Wort werde. Mit anderen Worten: Gott wird darum Mensch, damit der Mensch Gott werde.”
Den ersten Stand hatten wir, gemäß motmonischer Theologie, im vorirdischen Leben inne. Dort waren wir vom Geburtrecht her Götter, wie Origenes lehrte. Im zweiten Stand diesem Erdenleben muss das Kindschaftsverhältnis erst erworben werden.
2.) Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft“, dritte, völlig neu bearbeitete Auflage, 4. Band Kop-O, Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960 S. 1692 – 1702
3.) Gerd Skibbe "Streifzüge durch die Kirchengeschichte - aus dem Blickwinkel eines Mormonen" im Internet
4.) Römer 8:9
5.) Lehre und Bündnisse 38: 27
6.) "Geschichte der Katholischen Kirche bis 1740", mit Imprimatur

 

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