Dienstag, 28. Oktober 2014

"Der Raub der im Jahr 325 in Nicäa geschah" by Gerd Skibbe





Drei Männer von den etwa 220 unterschriftsberechtigten hatten den Mut, bis zum Ende des 1. ökumenischen Konzils, 325, Kaiser Konstantins Drohungen zu trotzen. Presbyter Arius (260-337) und die beiden ägyptischen Bischöfe, Theonas und Secundus. Sie blieben dabei, dass es Häresie sei den in der Kirche gebräuchlichen Begriff  homo i usios zu löschen, indem das Jota entfernt wird. Das Wort homo i usios lehrt, dass Jesus ein anderer ist, als sein göttlicher Vater. Er sähe ihm ähnlich und daraus folgerte, dass Jesus der Auferstandene, der zur Rechten des Vaters sitzt, wie sein Vater eine Gestalt hat. Beide hätten ihr eigenes Gesicht. Zudem sei Jesus dem Vater nachgeordnet.

Unter Kaiser Konstantins Druck und bei abnehmender Willensstärke der Bischöfe erfolgte die verhängnisvolle Umdeutung:
Prof. Hans Küng, verweist darauf in seiner „Kleinen Geschichte der katholischen Kirche“:

 Konstantin selber läßt das nachher so sehr umstrittene unbiblische Wort wesensgleich griech. Homousios lat. ‚consubstatialis einfügen... Die Unterordnung des Sohnes unter den einen Gott und Vater (der Gott) , wie von Origenes und den Theologen der Vorzeit allgemein gelehrt, wird jetzt ersetzt durch eine wesenhafte, substantielle Gleichheit des Sohnes mit dem Vater


Jeder um intellektuelle Redlichkeit bemühte, fragte sich seit je, warum Konstantin gegenüber den Bischöfen Gewalt anwenden musste. Und er hat!
    seitens des Kaisers Konstantin wurde mit Drohungen und Ankündigung von Repressalien gearbeitet. Jeder Bischof wird einzeln vorgenommen. Ihm wird das Bekenntnis (das Nicänum) vorgelegt und er wird zugleich vor die Alternative gestellt, entweder zu unterschreiben oder in die Verbannung zu gehen... in Nicäa wird auch die Kirchenorganisation in die Organisation des Reiches eingepasst. Folgerichtig wurden alle in Nicäa gefassten Beschlüsse zum Reichsgesetz erklärt.“ 
Rudolf Leeb „Konstantin und Christus“ – die Verchristlichung der imperialen Repräsentation, Walter de Gruyter, 1992, S. 154
         „Noch mehr als dreißig Jahre später lehnen die Homöusianer das nicänische „homousious“ unter        anderem ab, weil Konstantin in Nicäa die Unterschriften der Bischöfe mit Gewalt erzwungen hatte...“
H. Chr. Brennecke „Ecclesia in republica“ Theologiegeschichte, de Gruyter S. 47, 48, 30

Sogar die katholische Quelle "Familia Spiritualis Opus" bekennt 2013:  
"Alles schien in bester Ordnung, jedoch hatten einige Bischöfe nur ein Lippenbekenntnis abgelegt, da Kaiser Konstantin mit der Verbannung für jener Bischöfe gedroht hatte, die das Bekenntnis nicht unterschrieben..."

Warum sollte Konstantin etwas erpressen, was ohnehin Lehrtradition der Kirche war?
Es war nicht erst Thomas Hägg der mit einem präzise formulierten Satz darauf hinwies, dass es Unrecht ist Arius als den großen unverbesserlichen Buhmann hinzustellen:

 "der Erzketzer Arius ist Traditionalist. Er steht fest auf dem Boden der kirchlichen Lehrtradition."
"Kirchen und Ketzer" 2004 und 2006, mit Unterstützung des norwegischen Forschungsbeirates für Klassische Philologie und Religionswissenschaft der Universität Bergen
Gert Haendler betont dasselbe, wenn auch mit anderen Worten, was die Arianer wirklich vertraten:

Einer ist der Gottvater aller, der auch der Gott unseres Gottes ist... Christus ist wohl Gott, aber er ist dem Vater unterordnet
Die Rolle des Papsttums in der Kirchengeschichte bis 1200“ Vandenhoeck & Ruprecht, 1993 S 56,141
Und unter www. dogmatic. „Die vornizänische Theologie“, 2009, Uni-Bonn, S. 145 heißt es:

Irenäus stellt das Gottsein von Sohn und Geist klar heraus, „beiden kommt ein personales Sein zu, da sie gemeinsam mit dem Vater handeln.“

Ältester Arius und seine treuesten wurden dennoch zu Ketzern erklärt. Wenig später stellte Konstantin sogar das Lesen arianischer Schriften unter Todesstrafe.

Gott durfte kein menschliches Angesicht haben.
Immer wieder richtet Athanasius (298-373) der Gegenspieler des Ältesten Arius die Pfeilspitze gegen  alle die meinten Grund zu haben sich Gott mit einer menschlichen Gestalt vorzustellen.
Hassvoll attackiert er in zahlreichen Schriften die Arianer als Gottesfeinde.

   "... wenn aber Gott nicht wie ein Mensch (aussieht), er ist es nämlich nicht, so darf man auf ihn keine menschlichen Eigentümlichkeiten übertragen,... sie (die Arianer) schufen diese trügerischen Sprüchlein und Häresie"  Maßgebliche Werke des Hl. Athanasius in der Übersetzung der"Bibliothk der Kirchenväter". Aus der 1. Rede

 Er befolgt selber den Rat seines gleichgesinnten BischofsAlexander:

    "Dem Arius muss man Widerstand leisten bis aufs Blut " 
 Pfarrer Ernst Ferdnand Klein "Zeitbilder der Kirchegeschichte"

Wenn er und seine "nicänische" Anhängerschaft, in ihrer Bereitschaft Andersdenkende umzubringen, geahnt hätten, dass ein Papst des 21. Jahrhunderts, Benedikt XVI., ihnen widersprechen würde, ob sie sich wohl besonnen hätten?

Bekanntlich ließ Johannes Calvin - wie Martin Luther ein "Nicäner" - noch 1200 Jahre nach Nicäa den Arzt Michael Servet verbrennen, weil er in seinen Publikationen z. B. in "De trinitatis erroribus" (1531), contra Athanasius und gegen die ganze christliche Welt verbreitete:
"Gott hat ein Gesicht!"


 

                                                            Michael Servetus 1509 -  1553

 




Papst Benedikt XVI. korrigierte in seiner 1. Enzyklika  am 23. Januar 2006 das bislang unantastbare Athanasium in seiner Unfrieden stiftenden Passage: 

Dantes „Göttliche Komödie“ habe ihn ... inspiriert, ... wo ein „kosmischer Ausflug“ im inneren des Paradieses zum innersten Licht der Liebe führe, „die Sonne und Sterne zugleich bewege“. – Das tiefste Innere dieses unzugänglichen Lichtes sei jedoch nicht etwa ein noch gleißenderes Leuchten oder noch helleres Scheinen, sondern das zarte Gesicht eines Menschen, das dem Seher da endlich auf seiner Suche entgegentrete. Dies sei „etwas vollkommen Neues“. Das menschliche Antlitz Jesu Christi, das Dante im Inneren des innersten Geheimnisses Gottes erkenne, sei „noch viel bewegender als die Offenbarung Gottes in der Form des Dreifaltigen Kreises von Erkenntnis und Liebe. Gott, das unendliche Licht, ... besitzt ein menschliches Gesicht.“ 

Anscheinend bezog der Papst sich auf dieses oder ein ähnliches Bild:

Der Dreifaltige Kreis symbolisierte die göttliche Trinität

Während seiner Begegnung mit den Priestern der Diözese Rom am 22. Februar 2007, also ein Jahr später, erhärtete Benedikt: 
 „Gott ist nicht bloß ein ferner Schatten, eine »erste Ursache«, sondern er hat ein Antlitz: Es ist das Angesicht der Barmherzigkeit, das Angesicht der Vergebung und der Liebe, das Angesicht der Begegnung mit uns. Diese beiden Themen durchdringen sich also gegenseitig und müssen immer zusammengehen.“
Diese Aussagen sind eben sowohl großartig wie schön. Danke Papst Benedikt. Sie haben es wunderbar gesagt.  Großes Schweigen folgte.
Wieviele Katholiken es überhaupt bemerkt haben ist unklar.
"Mormonen" indessen glaubten immer, wie Arius (250-337) und wie Origenes (185-254), dass da drei Götter sind - eine Dreiheit die in ihren Absichten und in der Liebe einig ist -. Dafür mussten sie leiden.
Die offizielle Lehre der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage lautet:
„Wenn der Erretter erscheinen wird, werden wir ihn so sehen, wie er ist. Wir werden sehen, dass er ein Mensch ist gleich wie wir.“ Lehre und Bündnisse 130: 1

Sowie:
„Der Vater hat einen Körper aus Fleisch und Gebein (nicht Blut! G. Sk.), so fühlbar wie der eines Menschen, ebenso der Sohn, aber der Heilige Geist hat keinen Körper aus Fleisch und Gebein, sondern  ist eine Person aus Geist.“ Lehre und Bündnisse 130: 22


Zu dem Vollzug der ersten Todesstrafen wegen arianischer Gesinnung -  weil Arianer angeblich „die Göttlichkeit Jesu leugneten“ kam es bereits 366 in Rom:
So eroberte der durch den Kaiser und seinen Anhang herbeigerufene Geist der Intoleranz und des Hasses die Kirche. Sie konnte ihn nicht mehr loswerden.
Bald ging es nicht mehr um wahr oder unwahr, sondern um Privilegien und Machtzuwachs. Die Athanasianer hießen Katholiken und nur ihnen sollte der Sieg zuteilwerden, ganz gleich welche Mittel eingesetzt werden mussten, denn das sei ausgemacht, die Arianer waren Gottesfeinde!
An einem Herbsttag des Jahres 366 sitzen etwa 150 Menschen in ihrer kleinen Kapelle, sie hören einer Ansprache ihres Bischofs zu, als plötzlich jemand von außen in den kleinen Saal stürzt und schreit: Sie kommen! Man kann sich die Mütter vorstellen die gerade ihr arianisches Bekenntnis mit einem lauten, gemeinsamen „Amen!“ unterstrichen:
„Jesus ist der „filius unigenitus, Dominus et noster... wir glauben an Gott den Vater und an seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn und Gott, Werkmeister und Bildner der gesamten Kreatur, der seinesgleichen nicht hat.“  
Authentisches Bekenntnis des arianischen Gotenbischofs Wulfila
Ein "Normalchrist" wäre wohl außerstande überhaupt einen Unterschied zu seinem eigenen Glauben zu entdecken. Damals aber galt solcher Glaube  als Verbrechen, weil mit ihm eben die Erkenntnis  einherging: "Unser Herr und Gott Christus hat eine Gestalt und ein Angesicht.“
„…(um) acht Uhr morgens, kam   (Papst Damasus) mit seinem  gottlosen Anhang heran. ... mit (dem) gesamten Klerus, alle mit Beilen,  Schwertern und Knitteln bewaffnet...“ Pfarrer Martin Rade lic. Theol. „Damasus, Bischof von Rom“, 1882, S. 1

Die "Nicäner" lärmten nicht nur. Sie mordeten. Schließlich trugen sie 137 Erschlagene, allesamt Arianer heraus.
 
„Nach Liberius' Tod wurde Damasus I. 366 zu dessen Nachfolger gewählt; eine Minderheit hatte schon zuvor aber Ursinus gewählt. Kämpfe und blutige Auseinandersetzungen folgten - zuletzt in der Basilika  Liberii (auch Sicinini) mit mehr als 100 Toten;..." Ökumenisches Heiligenlexikon
"Nicäner" nennen sich direkt und indirekt diejenigen die sich der "christlich- ökumenischen Kirchengemeinschaft" verbunden fühlen.
Doch bedenken, Nicäner waren es die Joseph Smith 1844 ermordeten. 
"Nicäner" waren es, die im Winter 1846 die Mormonen aus Nauvoo, Illinois gnadenlos ins eiskalte Niemandsland trieben. Für dieses Verbrechen entschuldigte sich am 1. April 2004, das Repräsentantenhaus des Bundesstaates Illinois einstimmig.    

On April 1, 2004, the Illinois House of Representatives unanimously passed a resolution of regret for the forced expulsion of the Mormons from Nauvoo in 1846  Sanford, Melissa (8 April 2004). "Illinois Tells Mormons It Regrets Expulsion". The New York Times.
Drei Jahre nach dieser Entschuldigung, 2007 schrieb der Präsident der Predigerseminare der südlichen Baptisten der USA Dr. Albert Mohlers: 
„The Mormon doctrine of God does not correspond to the Christian doctrine of the Trinity. Mormonism rejects the central logic of this doctrine (one God in three eternal persons) and develops its own doctrine of God - a doctrine that bears practically no resemblance to Trinitarian theology. 
 „Momonism Is Not Christianity“ Blogalogue – Debates about Faith, June 2007 
So schrieb der amerikanische Autor Warren Smith: 
 „The LDS-Mormons are definitely dangerous and are to be categorised as a sect. In Europe, however, they do not pose a social hazard, as they are too insignificant for that. In the US one cannot make this statement so clearly, since – compared to the share of the population, politically they are represented above average... The Mormons are dangerous, because they reject the Nicene-Trinitarian confession." Religion Dispatches“ of May 27th, 2011
„… Mormonen sind gefährlich, weil sie das Nicänum ablehnen…“
Dies entspricht dem Geist, der zur Vernichtung der römischen, (mormonisch!-) arianischen Gemeinde des Bischofs Ursinus, im Jahr 366, führte. 
Dieser Geist führte dazu. dass im Jahr 385 sechs spanische Bischöfe in der deutschen Stadt Trier hingerichtet - geköpft - wurden. Sie hatten es gewagt sich einer weiteren Konstantinisierung der Kirche und dem Nicänum zu widersetzen.

Dies ist der Geist der den Kaiserberater und Mailänder Bischof Ambrosius  verführte zum Krieg gegen die (mormonisch-) arianischen Ostgoten  zu hetzen… Unvergessen ist, dass die Arianer teilweise ausgerottet wurden, weil fromme katholische Prediger verkündeten: 
wer nicht nicänisch glaubt der ist gefährlich.
Sachlich festzuhalten ist, dass immer noch nur wenige Christen wissen, dass die von Warren Smith und Albert Mohlers angesprochene "Nicene-Trinitarian confession" (das Nicänaum oder das Athanasium) im Jahr 325, von einem Mann der Gewalttätigkeiten, Konstantin, der Kirche aufgezwungen wurde. 
Er ließ jeden ermorden der es wagte sich seinem Willen zu widersetzen. Dazu zählten Maxentius, Kaiser von Rom, 312 und Schwager Licinius Kaiser des Ostens, 324. Ebenso erging es seinem Schwiegervater Maximian 310. Seinen Sohn Crispus und die eigene Ehefrau Fausta ließ er angeblich wegen eines vagen Verdachtes, 325, töten, ebenso Licinius kleinen Sohn der irgendwann zu einer Gefahr für ihn heranwachsen könnte.
Germanenfürsten die  für die Freiheit ihrer Völker kämpften, aber in seine Gefangenschaft gerieten, ließ er von wilden Tieren, in seiner Arena zu Trier, zerreissen.
Sein ganzes Denken war heidnisch, antichristlich. Mit dieser Einstellung hat er das Urchristentum vernichtet und seine eigene Kirche - die Reichskirche -  geschaffen.
Die ganze Reichkirche bestand aus Katholiken die auf das Nicänum verpflichtet waren.

Nichts als Unheil hat es angerichtet und Verwirrung gestiftet, wie Basilius, ein Konzilsteilnehmer in Nicäa damals  entsetzt schrieb, "jeder schlug sich - nach Nicäa - mit jedem, es ging zu wie in einer Seeschlacht bei Nacht."
Wir schulden den nach Millionen zählenden unschuldigen Opfern des Nicänums Respekt.
 
Könnte es nicht sein, dass Gott Jesus Christus seine Kirche wiederherstellte, indem er sich einen unbedarften Knaben namens Joseph Smith als Werkzeug aussuchte? 
Jedenfalls ist sie tolerant. Sie droht niemandem. 
Jedenfalls sieht sie der vornicänischen Kirche - die als "arianisch-origenistisch" diffamiert wurde, - verblüffend gleich.
Ist es nicht an der Zeit, das zu bedenken?

 

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