Wir stehen vor Gott in der
Pflicht, unter Einsatz unseres Lebens, wenn es sein muss, das Recht auf die Freiheit
jedermanns zu verteidigen. Leider
handelten führende Christen ab dem 4. Jahrhundert aus purem Vormachtstreben genau
umgekehrt. Sie schufen das Unrechtsgesetz „Cunctos populos“. Es trat im Februar
380 in Kraft. Jede andere Religion als die nicänisch-katholische (die im
römischen Reich nur einen einzigen Gott anerkannte, den Reichsgott aller, den
Kaiser selbst, als „Herrgott“) wurde umgehend als unerlaubt betrachtet und
konsequent unterdrückt.
„Alle
Völker, über die wir ein
mildes, gnädiges Regiment führen, sollen (müssen) das ist unser Wille, die
Religion annehmen die der göttliche Apostel Petrus den Römern gepredigt hat,
und der wie wir sehen werden, auch Bischof Damasus von Rom sich anschließt...(d.h.
erlaubt ist nur die 325 zu Nicäa geschaffene Staatsreligion) wer diese Gesetz befolgt
soll den Namen eines katholischen Christen führen, die andern aber... sollen
die Schmach ... tragen, ihre Versammlungshäuser dürfen nicht Kirchen genannt
werden; sie selbst aber unterliegen der
göttlichen Strafe...“
Was das in der Praxis bedeutet,
können wohl nur diejenigen voll ermessen, die zu Hitlers Zeiten
Sozialdemokraten oder Kommunisten waren, oder wie die nichtkommunistischen
Menschen Russlands, nachdem die Bolschewiki, 1917, das Ruder in die Hand
nahmen. Ein-Parteien-Systeme sind wie Monokulturen, was nicht ist wie sie,
wird ausgerottet. Oder, mit einem anderen Bild gesagt: Ur- und
Reichskirche verhielten sich ab Februar 380 zueinander wie viel Feuer und wenig
Wasser. Sich gegen das „orthodoxe“ Diktat des „Cunctos populos“ zu
stellen wurde ebenso lebensgefährlich, wie ab 1937 in Deutschland für
diejenigen, die sich wie Dietrich Bonhoeffer getrieben fühlten gegen die
Rassengesetze der Nationalsozialisten zu stellen. Jeder Christ der ab 380 noch
glaubte, dass Jesus ein andere als sein Vatergott ist und, dass er ein
Angesicht hat, wurde als „Arianer“
beschimpft und bedroht. (Arianer sind Christen, benannt nach dem Ältesten
Arius (260-337) der 325 zu Nicäa dem Kaiser die Stirn bot) Doch
Cunctos populos betraf nicht nur die arianisch glaubenden Mitglieder der
Kirche, sondern Schritt für Schritt zunehmend traf es Millionen freie Pagane aller Richtungen und sowieso die Manichäer,
Mandäer, Montanisten, Makedonianer, Novatianer, Paulianisten uva. soweit
römische Armeen die Durchsetzung des Unrechtsgesetzes garantierten. Ihre
Initiatoren verdrehten ihre Augen fromm himmelwärts und im selben Nu zerschmetterten
sie Christi Proklamation der Freiheit: „Ich bin gekommen den Gefangenen die
Freiheit zu bringen…“
Heutige Nicäner, - das sind nahezu
sämtliche Geistliche des „ökumenischen Christentums“ - hegen als ungewollte Rechtsnachfolger
von Cunctos populos, eine Neigung über die erwähnten historischen
Ungeheuerlichkeiten hinweg zu sehen. Einige Nicäner sind so verwegen, arianisch
Glaubende, wie die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten
Tage (Mormonen) weiterhin als gefährlich zu bezeichnen. Sie wagen es den Spieß umzudrehen. Kühn, aber ohne den geringsten
Beleg für ihre Alarmrufe vorzulegen, dröhnen sie, wie ihre Vorväter seit 1 700
Jahren, in vielen Varianten: „Mormonen
sind keine Christen!“ Ist es ihnen nicht peinlich
zu bemerken, dass die Forschung immer klarer herausstellt, dass die Verteidiger
des nicänisch-trinitarischen Neugottes irren, dass die Nicäner Arius
fälschlicherweise der Häresie beschuldigten? Immer häufiger und
energischer wird nämlich bestritten, dass Arius ein Ketzer war. Rufmord sei es gewesen, heißt es nun. Auch
Thomas Hägg bestätigt:
"…der Erzketzer Arius ist
Traditionalist. Er steht fest auf dem Boden der kirchlichen
Lehrtradition." (4)
4 4"Kirchen und Ketzer" 2004 mit
Unterstützung des norwegischen Forschungsbeirates für Klassische Philologie und
Religionswissenschaft, Uni Bergen
Noch korrigierte die „christlich –
ökumenische Kirchengemeinschaft“ ihre Position nicht. Weiterhin anerkennen ihre Fürsprecher - jedenfalls offiziell - noch nicht, dass die
gegen den Arianismus und damit gegen die Urkirche zielenden Texte des Gesetzesungeheuers
„Cunctos populos“ die Welt ins Elend gestürzt haben. Immer noch steht die
inkorrekte Aussage, „der Arianismus sei
eine der drei großen Häresien, die im Altertum die Kirche erschütterten“
(Hertling)
Unbestritten dagegen ist, dass C.p. gegen das Toleranzedikt Kaiser
Galerius von 311, sowie des Reskriptes der Kaiser Konstantin und Licinius von
313, verfasst wurde. Dennoch beharren die meisten Geistlichen der Großkirchen darauf,
dass die in Nicäa erzwungene und durch Cunctos populos erhärtete Behauptung weiterhin gilt:
„da ist nur ein („Reichs“-)Gott. Wer das nicht glaubt kann nicht selig werden.“ Darin lebt jene Intoleranz die nie
Teil des originalen Christentums war. Zumindest
im Sinne der Absichten des Ambrosius von Mailand geschrieben, wenn nicht von
ihm initiiert, richtete Cunctos populos nichts als Schaden an, großflächig und
nachhaltig. Schließlich kämpfte jeder gegen jeden. Bald herrschte nur noch die
Dummheit.
Toleranz dagegen,
wie Jesus sie lehrte, beinhaltet obenan die Liebe, - die Barmherzigkeit -.
Toleranz bedeutet Weitherzigkeit und Weitsicht, aber sie setzt auch deutliche
Grenzen. Von hier bis dahin ist alles Tun erlaubt. Der Rest ist Übertretung,
ist Anarchie. Sie schrieb fortan die Kirchengeschichte.
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