„Aus
Sicht der ökumenisch verbundenen christlichen Kirchen handelt es sich bei den
Mormonen nicht um eine christliche Konfession, sondern um eine
eigenständige neue Religion.“ Bistum Trier lt. Internetauskunft am 10.
Jan 2022
Das ist eine
Verurteilung, eine negative, anklagende Beurteilung.
Ist sie berechtigt?
Was ist eine „christliche
Konfession“?
Im Jahr 1054 kam es
zur Kirchenspaltung. Die orthodoxe Kirche (die Ostkirche) sprach der
Westkirche, (den Katholiken) den Status „christlich“ ab und umgekehrt. Sie
exkommunizierten sich gegenseitig. Man kennt es als Morgenländisches
Schisma, oder auch Großes Schisma. 150 Jahre später kamen
Mönchshorden, landlose Bauern und abenteuersuchende Adlige zusammen zum 4.
Kreuzzug. Alle trugen große Säcke bei sich, in die man Raubgut stecken konnte. Bis
heute weigern sich vor allem die griechisch-orthodoxen Geistlichen die
römisch-katholischen Kirchenmitglieder als Christen anzuerkennen, denn die Plünderungen
ihrer Kirchen ist in lebhafter Erinnerung.
Wahrscheinlich
gehört die Vermessenheit zu den Hauptsünden der sogenannten Christen.
Als Dr. Martin
Luther im April 1521 heldisch vor Kaiser Karl V. und den Reichsständen um
Verständnis werbend seine großartigen Erkenntnisse darlegte hoffte er auf
Toleranz. Diese Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Der 21-jährige Imperator ließ
den Rebellen davon kommen, obwohl die ihn beratenden Mönche, außer sich vor
Wut, die Verbrennung des „Ketzers“ forderten.
Als wenige Jahre
später andere Reformatoren, wie die im allgemeinen friedfertigen „Wiedertäufer“
im protestantischen Raum, an Bedeutung zunahmen, und nachdem es einigen
Radikalen dieser Gruppe in den Sinn kam auch zum Knüppel zu greifen, hetzte Dr.
Luther:
„Mit Ketzern braucht man kein langes Federlesen zu machen, man kann sie
ungehört verdammen!“ Luther, Tischreden, Bd.III. S. 175
Das war
nicht einfach so daher gesagt, aus dem Bauch heraus und aus aktuellem
Geschehen. Diese grundsätzliche Bosheit zahlloser Leute die sich selbst für Christen
hielten, hat auch der berühmte Arzt Michael Servet, 1553, zu spüren bekommen.
Auf einem Holzstoß mit ausgesucht grünem Holz haben ihn die Calvinisten
verbrannt. Und Luthers Freund Melanchthon – allerdings Jahre nach dem Ableben
des großen Reformators – verfasste ein Gratulationsschreiben an die Mörder. Servet
habe ein unverzeihliches Verbrechen begangen indem er sagte: „Gott hat ein
menschliches Gesicht.“
Womit
der angebliche Ketzer Servet lediglich die Aussage des Papstes Benedikt XVI.
vorwegnahm. 1.. Enzylika 23. Jan. 2007
Immer
bestimmten die vermeintlich Stärkeren – bzw. zahlenmäßig größeren – wer ein
Ketzer und was Blasphemie ist.
Daran
hat sich wenig geändert.
Intoleranz unter den Jesusverehrern wurde ab der Mitte des 3. Jahrhunderts sichtbar. Viele bekannten mit den Lippen:
Jesus ist der Christus, doch in ihnen selbst war auch nicht der Anschein des
Lichtes vorhanden, das er jedem verlieh: Fanatismus senkte sich über das
Innenleben, wie ein schwarzes, kaltes Tuch
Origenes (185-254) der wunderbar redliche
und wortgewaltige Gelehrte der alexandrinisch-christlichen Akademie – bis dahin
der anerkannte Schlichter in Glaubensfragen
bis hin nach Rom, wurde ab 220 zunehmend diffamiert. Historiker Johann J. Ignaz von
Döllinger schreibt in „Hippolytus und Kallistus“: „In einem Brief an
Paula(heißt es), Origenes sei nicht wegen neuer Lehren oder
häretischerMeinungen... verurteilt worden, sondern weil man den Glanz seiner
Beredsamkeitund Wissenschaft nicht habe ertragen können.“
Die wichtigsten Lehren der Urkirche wurden aus politischen – nicht aus
theologischen – Gründen von einem Diktator übelster Sorte - verflucht: Kaiser Justinian, im Jahr 543. Bis heute wirkt das Gift der Origenes-Verleumder
lähmend. Nur wenige Theologen des 21. Jahrhunderts lassen gelten, dass er der
treue Verwalter und Bewahrer des ursprünglichen Lehrgebäudes der Urkirche war.
Kühn und ungerechtfertigt reden nicht wenige er habe seine eigene Denke
entfaltet, hellenisch gefärbt.
Dass nun ausgerechnet „Mormonismus“ und die im 6. Jahrhundert verdammte,
urchristliche Theologie auf Haar genau übereinstimmen - wie im Folgenden belegt
wird - ist weder ein Zufall noch
bekannt.
Indessen verschärfte sich der Kampf zwischen Gut und Böse.
Theologieprofessor Matthias Kroeger durchleuchtete den Hintergrund dieser tragischen Entwicklung um dann zu resümieren: „... was im 4. und 5. Jahrhundert in den großen Konzilien verabschiedet worden ist als Dogma des christlichen Glaubens, das alles hat sehr seine ungeheuer menschliche Geschichte. Das ist nicht vom Himmel eingegeben, sondern in höchst menschlichen Machtkonstellationen, zum Teil gewaltsamen Prügelsituationen auf Synoden, wo Mönchshorden eingefallen sind und die Konzilsväter verprügelt haben, wenn sie sich nicht richtig entschieden haben und nicht richtig votiert haben.“ Adolf von Harnack und die Kritik der kirchlichen Dogmen“ Gesprächsreihe zu Stationen des liberalen Protestantismus, Teil 3
Was da
abgezwackt und verbogen wurde ging in die jeweils aktualisierte Theologie ein,
die nun weiterhin wie Roheisen behämmert wird.
Es triumphierte
die Rechthaberei und zwar bis heute, mit dem Unterschied, dass Christen nicht
mehr mörderisch gegeneinander und Dissidenten vorgehen.
„In England sind von 1660 bis
1685 gegen 25 000 Personen wegen ihrer abweichenden Glaubensansichten
eingekerkert und 15 000 Familien zugrunde gerichtet worden... In Schweden wurde
Banier aus Stargard hingerichtet, weil er in der Rechtfertigungslehre nicht
rein lutherisch dachte.“ Johann Ignaz von Döllinger „Papsttum“
Schon vor Nicäa schlugen sich die Christusbekenner die Schädel wegen
verschiedener Meinungen ein: "hatte Maxentius (der Schwager Kaiser Konstantins den er bald vernichtete, weil er angeblich
ein Tyrann sei G.Sk) die Christenverfolgungen eingestellt
und der römischen Kirche den Grundbesitz zurückerstattet. Allerdings Maxentius
sah sich beträchtlichen Wirren und zum Teil blutigen Kämpfen innerhalb der
Christengemeinden Roms konfrontiert und deshalb gezwungen die Bischöfe
Marcellus sowie Eusebius 309 in die Verbannung zu schicken."
Es war und ist aber immer so, dass die „Sieger“ die eigenen
Kapitalverbrechen verniedlichten, beispielsweise, statt tapfer zu bekennen,
dass sich Melanchthon schwer versündigt hat, lesen wir: „Die Hinrichtung
Servets wird zum Betriebsunfall der Reformation erklärt.“ Evangelisch.de
Servets
Wort: „Ich konnte in der Bibel das Wort Trinität nicht finden!“, sei
Ketzerei gewesen, und zwar dieselbe die sich die Mormonen gestatten. Da zeigt
sich, wie seit je in der nachnicänischen Geschichte die Gnadenlosigkeit derer die meinen sie seien
im Besitz der absoluten Wahrheit.
An
Passagen wie diesen erweist sich das Unchristliche. In USA posaunen die Evangelikalen: „The
LDS-Mormons are definitely dangerous and are to be categorised as a sect. In Europe, however, they do not pose
a social hazard, as they are too insignificant for that. In the US one cannot
make this statement so clearly, since – compared to the share of the
population, politically they are represented above average... The Mormons are
dangerous, because they reject the Nicene-Trinitarian confession.” “Religion Dispatches“ of May 27th, 2011
Dass jedoch die Väter
heutiger Gospelprediger den Mord an Joseph und Hyrum Smith forderten, sowie die
Vertreibung der Mitglieder Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage,
1838, zur Winterszeit aus Missouri, 1847, aus der von ihnen eigenhändig
errichteten Stadt Nauvoo ebenfalls in der Winterzeit, wollen die Antimormonen ebenso
wenig wissen, wie eine breite Mehrheit der Protestanten sich ungerne daran
erinnert, das: „weder die evangelischen
noch die katholischen Kirchenleitungen sich aufraffen konnten,(während
der Nazizeit) offen für die verfolgten
Juden einzutreten. Die Kirchen selbst waren von einem latenten
Antisemitismus durchsetzt. Nur dort, wo die eigene Sicherheit und Macht
auf dem Spiel standen, traten die Kirchen dem NS-Staat entgegen…das
Schicksal jüdischer Minoritäten war demgegenüber zweitrangig. Unter
den Christen gab es etwa 300 000 Juden als Gemeindemitglieder. 1933 standen 29
Juden in kirchlichem Dienst… 1941 forderte die Kirchenkanzlei der
Deutschen Evangelischen Kirche die Kirchenbehörden dazu auf, „geeignete
Vorkehrungen zu treffen, dass die getauften Nicht-Arier dem kirchlichen Leben
der deutschen Gemeinden fernbleiben…“ Pfarrer Hartwig Weber „Religion“ rororo , Rowohlt
1988
Niemand bestreitet Luthers große, ewig leuchtende Verdienste,
aber niemandem ist es vor Gott und dem Weltgewissen gestattet Luthers Neigung
zur Intoleranz zu „relativieren“. Tatsache ist, dass der Retter Europas vor der
Allmacht und der Verdorbenheit Roms zur Judenhetze aufrief.
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