Dienstag, 7. Februar 2023

(Teil 2 und 3) Das nach-nicänische Glaubens-Chaos und seine Folgen

(Teil 2 und 3) Das nach-nicänische Glaubens-Chaos und seine Folgen

 

Ambrosius von Mailand (337 – 397)

Bischof Augustinus von Hippo (354-430) und Priscillian (340-385)

 

Ambrosius war Präfekt und damit einflussreich. Er operierte zeitweise und offiziell als Kaiserberater. Er galt, bevor er sich im besten Mannesalter taufen ließ, in Sachen Kirche als neutral. Deshalb sahen zahlreiche Arianer keinen Grund sich gegen Ambrosius zu stellen. Doch als Ambrosius sich, 374, demonstrativ katholisch taufen ließ waren die Würfel gefallen.

Dennoch wurde er mit ihren Stimmen Bischof. Ambrosius Predigten bezeugten bald unüberhörbar Anti-Arianismus, Judenkritik und Paganismusfeindlichkeit. Damit ignorierte er das Mailänder Toleranzreskript von 313, das er wenig später attackierte. Zuvor hieß es noch, dass: „… jedem die Freiheit gegeben werde, sein Herz jener Religion zuzuwenden, die er selbst für die ihm entsprechende erachte.“

Betroffen und zu spät erkannten insbesondere die arianischen Nichtkatholiken ihren Irrtum. Jetzt setzten sie ihre Hoffnungen auf Kaiser Gratian, der 359 geboren, Herrscher des Westteils des Imperiums und ebenfalls Arianer war.  

Als damals 15-jähriger war Gratian dankbar für die sozusagen väterlichen Ratschläge seines Freundes Ambrosius, denn es gab Probleme mit den Flüchtlingsströmen die an der nördlichen Staatsgrenze angelangt waren und Einlass ins Reich erflehten.

In einem Punkt widersprach Gratian seinem Ratgeber, der sich katholischer zeigte als der Papst: Er wird seine Arianer beschützen. 378 erklärt Gratian in seinem Edikt von Sirmium Glaubensfreiheit zum Staatsgesetz. Aber einem Mann wie Ambrosius kann niemand Weisungen geben, oder ihm hinreichend große Steine in den Weg legen. Das sollte später auch Theodosius (347-395) erfahren. Er wollte, aber konnte nicht zeigen, dass er der Kaiser ist. Ambrosius verweist ihn im Jahr 387 lapidar: „Der Kaiser steht in der Kirche aber nicht über der Kirche!“



Bild mit Text: Wikimedia Commons: St. Ambrosius verbietet Kaiser Theodosius den Eingang zum Dom von Mailand (Gemälde von Anthonis van Dyck, ca. 1620)

Diese Kirche, die Ambrosius meint, hatte mit der Urkirche nur noch wenig gemeinsam. 325, mit dem Konzil zu Nicäa wurde die souveräne Ursprüngliche durch Kaiser Konstantin zur Dienerin degradiert. „…. Die Diener Gottes, die Kleriker unterstützen den Kaiser, den Knecht Gottes… der Staat, der sich ihm darstellt, ist die von Konstantin geführte Kirche“ Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“

Zuvor war sie eine kleine, aber nicht unbedeutende, oppositionelle Institution, die sich allerdings nur gegen Gesetze und Auflagen stemmte, die ihren Mitgliedern ungerecht erschienen.

Dass die fortan Konstantin hörige und ihm dienende Kirche, sehr bald, zumindest, was die Gesetzgebung betrifft, konkurrenzlos dominieren könnte, war zunächst unvorstellbar.

Ambrosius hat es zustande gebracht aus der Magd eine Herrin zu machen.

Er hob, kraft seiner Geistesfähigkeiten und gemäß seinem Hang diktatorisch zu handeln, zum Nachteil von Millionen Lebenden und Abermillionen Ungeborenen, die Dienerin auf den Thron, die dann umgehend als gnadenlose Regentin blinden Gehorsam einforderte.

Dies blieb so, für die nächsten eintausendvierhundert Jahre.

Der Ungeist Konstantins bewirkte, dass „Papst“ Damasus von Rom (305-384) zu tödlichen Waffen griff, um Papst zu werden. Ambrosius von Mailand, statt sich von den Grobianen abzusetzen, nahm beide zum Vorbild. Er gab vor Christus zu lieben. Doch des Erlösers Licht der Vernunft dämpfte er, und den Geist seiner Barmherzigkeit, trieb Ambrosius von sich. Mit seiner Billigung des freiheitsmordenden Staatgesetzes Cunctos populos, das 380 verkündet wurde, ebnete er zahlreichen Männern, die von Natur aus wölfisch eingestellt waren, den Weg, der zur spanischen Inquisition führte.

Ambrosius wollte, wie Konstantin, fraglos Ordnung schaffen, aber die Art wie er das tat war absolut inakzeptabel.  Seine Kirche bot fortan nur dem Schutz, der zu Kreuze kroch. Bis 1848 sollte der seitens Konstantin eröffnete und von Ambrosius verschärfte grausame Kampf gegen die Arianer und ähnlich Andersglaubende andauern.  Das sollten zuerst die Ostgoten ab 374 erfahren, dann die Juden, und das ganze Mittelalter hindurch bis 1848 die Reste der 540 geschlagenen Goten. Deren Nachkommen suchten in den Pyrenäen und Alpentälern Zuflucht, und die dann Zulauf von den Bogumilen und anderen „Sektierern“ erhielten.

Kanon 3, des 4. Laterankonzils von 1215, kontra Waldenser und Katharer war nur die Spitze des Eisberges.

„Weltliche Mächte, die sich an der Ausrottung derer nicht beteiligten, die seitens des Papsttums als Ketzer betrachtet wurden, werden nach Mahnung exkommuniziert. Nach Ablauf eines Jahres werden ihre Vasallen und Lehnsnehmer von ihrem Treueid entbunden und der Papst gibt ihre Ländereien zur Besetzung durch kirchentreue Christen frei.

Wer an den Ketzerkreuzzügen teilnimmt, genießt dieselben Privilegien wie ein Jerusalemfahrer. Wer hingegen den Ketzereien anhängt, wer sie verteidigt, in Schutz nimmt oder begünstigt, verfällt der Exkommunikation. Nach Ablauf eines Jahres verliert er seine Rechtsfähigkeit, wird von der Erbfolge ausgeschlossen, Richter verlieren ihre Jurisdiktionsgewalt, Kleriker ihre Ämter und Pfründen ...“

Henry, Charles Lea „Geschichte der Inquisition im Mittelalter, Bd. 1

„So unternahm es die Kirche, die weltlichen Herrscher zur Verfolgung zu zwingen. Sie wollte von Gnade nichts wissen und von Ausflüchten nichts hören. Der Monarch trage seine Krone mit der Verpflichtung, die Ketzerei auszurotten…“

Ebenda B.I, S. 252 Vito von Eichenborn Verlag, 1997

Im Frühling 1655 wurden schätzungsweise 1700 Waldenser geschlachtet. Das Massaker war so brutal, dass es in ganz Europa Empörung auslöste. Protestanten in Nordeuropa boten den verbliebenen Waldensern Zuflucht. Oliver Cromwell, damals Lordprotektor in England, schrieb im Namen der brutal Verfolgten in einer Petition, dass er Truppen zur Rettung der Verfemten schicken würde.  Piedmontesische Ostern

Erst als Karl Albert Amadeo König und Gesetzgeber Sardiniens und Piemonts wurde, musste Rom im Februar 1848, den 800-jährigen Krieg gegen ihre in den Alpentälern lebenden Widersacher beenden. Unter ihnen gab es auch die Nachkommen der Anhänger des enorm bedeutenden spanischen Arianers Priscillian (340-385), der von Ambrosius nicht vor dem Henkersbeil gerettet wurde.

Allem Anschein nach dachte und handelte Ambrosius in guter Absicht böse. Jedenfalls hat er, mit der von ihm erwünschten Eliminierung der Glaubensfreiheit, mit seiner Verachtung des Judentums, des Hellenismus und seiner Hetze gegen die arianischen, hilfe- und schutzsuchenden Ostgoten -, der Menschheit jenes niederdrückende Grau des Mittelalters aufgebürdet, aus dem heraus schlimmste Auswüchse hervorkamen.

Katholische Geschichtsschreibung versucht bis heute ihr Bestes, ihren antiken Bischof von Mailand aus der Schusslinie zu ziehen, etwa indem einige Autoren behaupten, nicht er, Ambrosius sei schuldig, sondern die drei Kaiser seiner Zeit.

Das funktioniert aber nicht.

Mit dem zumindest von ihm gebilligten Staatsgesetz Cunctos populos hat Ambrosius das bereits ungeduldig lauernde schwarze Ungeheuer ganz von der Kette gelassen.

Die „Deutsche Enzyklopädie“ schreibt dazu inkorrekt:Das Dreikaiseredikt „Cunctos populos“ wurde am 28. Februar 380 in Thessaloniki von den römischen Kaisern Theodosius I., Gratian und Valentinian II. verabschiedet. Es beendete die nominelle Religionsfreiheit des 4. Jahrhunderts und gilt als ein wesentlicher Schritt, um das Christentum zur Staatsreligion zu machen."

Kein Gesetz könnte jemals das Christentum zur Staatsreligion machen, weil es vom Bemühen seiner Idealisten und ihrer Gottesliebe getragen wird, und weil es unweltlich ist. Der Herr des Evangeliums betonte es selbst: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ Joh. 18:36

Die von Christus geforderte Liebe zu Gott kann man nicht erzwingen.

Der blanke Konstantinismus wurde Staatsreligion.

Das hat der Volljurist Ambrosius von Mailand zu verantworten.

Als rückhaltloser, aggressiver Kaiserkritiker und bald oberster Lenker der Landespolitik, hätte er niemals ein staatliches Edikt zugelassen, das ihm missfällt, zumal es von erheblicher Tragweite gedacht war.

1.)   Theodosius I. (347-395) könnte eventuell freiwilliger Unterzeichner sein, obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch kein Christ war. Er wurde erst zehn Monate danach getauft.

2.)   Kaiser Gratian (359-395), ein Arianer, hatte erst kurz zuvor in Sirmium, seinem Geburtsort, sein Toleranzedikt verkündet, das allen Religionen Religionsfreiheit zusicherte, während sich Cunctos populos offensichtlich zuerst gegen die Arianer des Reiches richtete. Es erhebt sich der dringende Verdacht, dass der junge Mann gezwungen wurde seine Unterschrift unter das schändliche Gesetz zu leisten.

3.)    Kaiser Valentinian II. (371-392) hat das Dokument nie gebilligt. Sollte sein Namenszug dastehen ist er gefälscht. Valentinian II. kämpfte bekanntlich mit seiner Mutter Justina gemeinsam, wenn auch vergeblich, gegen Maßnahmen seines Beraters Ambrosius von Mailand.

„Als der jugendliche Kaiser Valentinian II. für seine Arianer, die außerhalb der Stadtgrenze gelegene basilica Porciana extra murana forderte, wurde ihm dies von Ambrosius verweigert.“ Peter Grossmann „Ägyptische Architektur“  

Um sich definitiv von Cunctos populos abzugrenzen erließ Va­len­ti­ni­an am 23.1.386 in Mai­land sein Edikt zu­guns­ten der Aria­ner.“ Portal Rheinische Geschichte.

Justina war verärgert, weil (Ambrosius (drei Jahre nach dem Tod ihres Gatten) um 379 ihre Bemühungen vereitelt (hatte) ...einen Arianer auf den (Bischofs-)Stuhl zu Sirmium zu befördern“ F-L. zu Stolberg-Stolberg „Geschichte d. Religion Jesu Christi“

Sechs Jahre später, 385, „verweigert Ambrosius Justina (der Mutter Valentinians II.)  die Erfüllung ihres Wunsches den Arianern Mailands zwei Kirchen zu überlassen.“  F-L. zu Stolberg-Stolberg „Geschichte der Religion Jesu Christ

Ambrosius operierte rücksichtslos für den Sieg des athanasianisch gefärbten Konstantinismus. 

 

Ein Rückblick

 

Mehrere Jahre lang lebte Konstantin von etwa 300 bis 305 mit Christen gemeinsam am Kaiserhof Diokletians zu Nikomedia sozusagen Schulter an Schulter. Er als Geisel für die Loyalität seines Vaters Constantin Chlorus, der den Westteil des Imperiums regierte und kontrollierte, sowie eine unbekannte Anzahl Christen die dort als Verwaltungsbeamte. Köche und Handwerker arbeiteten. Dort lernte er den Hochschullehrer Laktanz kennen, der ein bekennender Christ war, und den er wegen seines Charakters und Wissens wegen hochschätzte. Konstantin sah, wie die Gemeinde dort wuchs. Ihm entging nicht, dass deren Menschen „...nach den Versammlungen auseinander gingen als ob sie aus einer Schule der Tugend kämen... Sie strebten offensichtlich nach Selbstbeherrschung und GerechtigkeitAnton Grabner-Haider-Maier „Kulturgeschichte des frühen Christentums“

Konstantin hörte Laktanz sagen, dass: „Jesus der Lehrer der Tugend und Gerechtigkeit ist.“ Hans Lietzmann „Geschichte der alten Kirche“

Das gefiel dem jungen General, der Disziplin und Todesmut von seinen Soldaten verlangte, der deshalb Laktanz, später zum Erzieher seines Sohnes Crispus bestimmte.  Damals galt den heidnischen wie den christlichen Philosophen der Sinn eines Satzes als bedeutend, den ein evangelischer Theologe des 20. Jahrhundert treffend zusammenfasste: "Religionen die keine sittlichen Kräfte zur Selbstüberwindung verleihen können, haben keine innere Berechtigung" Ernst Ferdinand Klein. "Zeitbilder aus der Kirchengeschichte"

Zu einer Zeit, als sich die Christen Roms noch in Privatzimmern oder „Bretterbuden versammelten, auf die nur noch die Garköche Anspruch erhobenJohann J. Ignaz von Döllinger „Hippolytus und Kallistus“ 1853 verfügten die Jesus-gläubigen Nikomedias, in Hofnähe, über ein ansehnliches Gemeindehaus. Noch weit davon entfernt liturgische Kleidung zu tragen, gingen christliche Priestertumsträger bis 303 am Kaiserhof selbstbewusst wie die Nobilissimi ein und aus. Fast alle erwachsenen Männer trugen bis 325 irgendeinen priesterlichen Grad. Erst nach Nicäa kam es „... zur Beschränkung des Zugangs zum Priestertum.“ J. Martin „Spätantike und Völkerwanderung“  

All das konnte den Berufspaganen nicht gefallen. Ihre Gelegenheit kam, als Diokletian, dieser auch in Konstantins Augen abergläubische alte Mann, vor einer ihm bevorstehenden Schlacht eine Eingeweide-Schau befohlen hatte, die misslang.

Die eifersüchtigen paganen Priester geben den Christen die Schuld für das Misslingen und erneut brach über die angeblich  „Gottlosen“ eine Welle der Verfolgung herein.

Als das Gemeindehaus eingerissen wurde, bewunderte Konstantin die Selbstbeherrschung und Seelenruhe der Betroffenen.

Später entschloss er sich diese Kraft zu nutzen… Er wird, wenn möglich, Paganismus und Christentum verschmelzen. Ein Reich, eine Religion, ein Gott.

Er wird ein Gleichheitszeichen zwischen dem obersten Gott Roms und Jesus Christus setzen. Dieser Mix erschien ihm geeignet sein Imperium zu festigen. Das sollte ihm in Nicäa gelingen, mit Unterstützung einer Anzahl Bischöfe die er dann mit Hilfe des spanischen Bischofs und Ratsvorsitzenden Hosius finden konnte.

Unvergessen: Das Kirchentum Konstantins wurde zum Unbehagen der Mehrheit der Konzilsteilnehmer per Staatsgesetz ins Leben gerufen: „…die Kirche befolgte in Nicäa (325) die Wünsche Konstantins, obwohl sie sie nicht billigte... Eben so wenig, wie Konstantin Christus erwähnt, ist die Kirche auf Christus bezogen... Konstantin hatte eine neue Idee von der Kirche, die er verwirklichen wollte: ... nach dem i h m vorschwebenden Bild formt er… sein Reich, s e i n e Kirche…. Die Diener Gottes, die Kleriker unterstützen den Kaiser, den Knecht Gottes, dabei, das gottgewollte Friedensreich herbeizuführen.

Das Konzil ist ein repräsentativer Staatsakt, aber der S t a a t, der sich ihm darstellt, ist die von Konstantin geführte Kirche, das Reich der Zukunft ...“ Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald

Cunctos populos hat eine weitere Vorgeschichte:

Im Sommer, 378, strömten mehr als je zuvor Goten bis an die nordöstlichen Grenzen des römischen Gebietes. Damit wurde ihre Flucht vor den erbarmungslosen Hunnen zur Völkerwanderung.

Kaiser Gratian, nun 19-jährig, stand mehr denn je verunsichert da. Von allen Seiten hagelte es ungute Informationen. Soll und darf er den Flüchtlingen Schutz bieten? So manche Nacht wird der junge Mann hinauf zum Himmel geschaut haben, ob Gott ihm ein Zeichen sendet.

Gott! Aber wer war dieser Gott wirklich?

Der unvorstellbare des Athanasius oder der ihm liebe, angenehme des Arius? Seine Abneigung gegenüber der katholischen Religion beruhte auf Kindheitserfahrungen. Währenddem bedrängte ihn Ambrosius.

Die weit gestreuten Biwakfeuer an der Reichsgrenze mahnten ihn, wie groß seine Verantwortung war. Tapfer und gegen den Wunsch seines Beraters Ambrosius, bestätigte Gratian, zu dieser Zeit, noch einmal eigensinnig sein Toleranzedikt zu Sirmium: Zur „Freiheit aller Glaubensrichtungen“.

Ambrosius grollte. Er bete jede Nacht für Gratian. Und der sei undankbar! Wütend, und alles auf eine Karte setzend schrieb Ambrosius nun von der Angst getrieben, die von ihm geliebte „Orthodoxie“ könnte, sang- und klanglos untergehen, für Gratian zwei Bücher („De fide“). Klipp und klar schwört er: „Die Arianer (Italiens und die Goten, G.Sk.) haben sich gegen die Kirche Gottes verschworen!“ Gunther Gottlieb „Ambrosius von Mailand und Kaiser Gratian“

Ambrosius malte, wie später die Nazis und dann die Kommunisten, Schwarz-Weiß, er entmischte nicht.

Fraglos gehörten für ihn sein Staat und „seine“ trinitarische Kirche zusammen. Gratian suggerierte er: „der (richtige) Glaube des Herrschers (gewährleiste) mehr als die Tapferkeit seiner Soldaten den Sieg... Jesus Christus soll das römische Heer (gegen die ins Reich drängenden Goten) führen.“ ebenda

Angesichts der Tatsache, dass viele Goten sich auf den Namen Jesu Christi hatten taufen lassen, was einer Verpflichtung auf seine Lehre von der Rechtschaffenheit gleichkam, wäre er zwingend dazu verpflichtet gewesen, angemessene diplomatische Schritte einzuleiten. Schließlich wünschten die Goten nur Sicherheit für ihre Familien.


                                                                               Wikimedia Commons

 

Die rötlich eingefärbten Gebiete dieser Karte standen unter dem Schutz römischer Legionen.

Dort und in jenseitigen Grenzgebieten wirkte der arianische Missionar Wulfila, von Eusebius von Nikomedia geweiht, unter den Goten seit 341 sehr erfolgreich. Als beredter Arianer traf Wulfila bei den Goten auf erstaunliche Gemeinsamkeiten im Gottesglauben: Die arianische Gott Vater-Sohn-Beziehung entsprach in etwa der Religion der gotischen Germanen. Wulfilas Credo lautete nämlich,

(e n t g e g e n den Aussagen einiger, die Arius unterstellen, er leugne die Gottheit Christi): „Jesus ist der „filius unigenitus, Dominus et noster... wir glauben an Gott den Vater und an seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn und G o t t, Werkmeister und Bildner der gesamten Kreatur, der seinesgleichen nicht hat.“ Gert Haendler „Die Rolle des Papsttums in der Kirchengeschichte bis 1200“

Damit fand er schnell Eingang in das religiöse Leben der frühen Deutschen. Bereits seit etwa 270 lebten einige ostgotische Stämme nördlich der Donaugrenze. Ein Blick auf die Lage der Provinz Moesia in Europa zeigt, dass Ambrosius Überlegungen in gewisser Weise sogar verständlich waren, denn niemand wusste, wie viele Goten es gab, was deren Führungspersönlichkeiten damals, außer Schutz für ihre Leute, wirklich begehrten und was bei alledem herauskommen könnte. Würden sie dem Papsttum den völligen Garaus bereiten, falls aus dem weiten Norden immer mehr Goten ins Reich drängten?

Und sie kamen, vor den Hunnen flüchtend, in Massen – was auch Kaiser Valens hin und her riss.

„Mit Kähnen kamen sie über die Donau... die Goten sollten (allerdings) für ihre Aufnahme ins Reich bezahlen, zu viel, (was sie nicht leisten konnten). So nahmen die (römischen) Kommandeure die Kinder der Goten… Darüber kam es (im August 378) zum Kampf ... und in der Schlacht bei Adrianopel, in der Kaiser Valens fiel, siegten die Goten ...“ Leopold von Ranke „Werk und Nachlass“ Der Tod des arianischen Kaiser Valens, (ein Bruder Valentinians I., der ebenfalls Arianer war, der drei Jahre zuvor im Kampf gegen die persischen Sassaniden fiel, oder an einer Infektionskrankheit starb) kam den Nicänern gelegen.

Athanasius und Ambrosius hatten ihn attackiert, wo sie konnten.

Eben weil er, für einen Arianer typisch, tolerant dachte, durften sie sich das erlauben. Nun hatten sie es nur noch mit Gratian zu tun, den nun Wankelmütigen, der Ambrosius Weitsicht gleichzeitig schätzte, überschätzte, aber auch anzweifelte. Den jungen Kaiser plagte das Gewissen. Er wünschte, mit den Goten Frieden zu schließen.

Aber Ambrosius sagte erneut sein lautes Nein! Er war Gratian an innerer Autorität und Entschlossenheit haushoch überlegen. Ambrosius behauptete, im Stil und Sinn des Athanasius, die Goten seien Gottesfeinde. Wörtlich: „Sie sind ‚christusfeindlich’ eingestellt.“

Völlig im Fahrwasser der Schriften des Athanasius und des Epiphanius von Salamis, stemmte Ambrosius sich mit seiner kompletten Negativ-Ideologie gegen eine friedliche Lösung des Problems. Sein herrischer, aber umdunkelter Geist lässt an Saul denken, den lt. Bibelbericht ersten König Israels. Er hasste David, muss ihn beseitigen.

Ambrosius wünschte nicht zu denken, dass die bekehrten Goten seine Brüder in Christus waren. Hartherzig und folgenschwer beharrte er auf Konstantins durch und durch unehrliches, dummes, heute immer noch behauptetes Dogma: Wer nicht nicänisch glaubt, ist kein Christ!

Das wenigstens wusste Ambrosius: Für die Goten ging es um Tod oder Leben. Seitdem die Asiaten den Reflexbogen als Waffe erfunden hatten, war ihnen kein europäisches Heer mehr gewachsen. Allenfalls könnten die Römer sie an der Donau stoppen. Gratian ließ sich, gelegentlich biegsam wie ein junger Weidenspross, gegen seine innere Überzeugung herbei, im Sinne seines Beraters zu handeln, … wenigstens so tun als ob. Jedenfalls heißt es offiziell: Fortan „wies er die Arianer ab und folgte Ambrosius.“ Ob das so war, muss erst noch erwiesen werden.

Ambrosius hatte als entscheidende Autorität die Bibel aufgerufen: „Der Kaiser soll, gerüstet mit dem Schwert des Glaubens, dem Sieg entgegen ziehen... Der Krieg gegen die Goten und der Sieg über sie seien von Hesekiel geweissagt worden. Die Goten sind Gog, von denen der Prophet (Hesekiel) schreibt, dass er mit Gottes Hilfe vernichtet werde. Es ist nicht zweifelhaft, dass die ‚catholici’, welche die Strafe für den Unglauben anderer ertragen haben, bei Gratian Hilfe für den rechten Glauben finden. Der Glaube an Gott und die Treue zum imperium Romanum können nicht voneinander geschieden werden... (die Goten) die ‚Häretiker’ sind die ‚Anti-Christi’; diese Häresie sammelt ihr Gift aus allen anderen Häresien.“ Ambrosius mahnt den Kaiser, er müsse „daran denken, die Siegeszeichen aufzurichten...“ So wollte er „den Kaiser für seine kirchenpolitischen Ziele gewinnen und den Gegnern (des Nicänums) den Kampf ansagen.“ Gunther Gottlieb „Ambrosius von Mailand und Kaiser Gratian“

Das war die Sprache des Epiphanius.

Schlimmer, das wurde die Sprache der Nationalsozialisten und der Stalinkommunisten. Die Nicäner und die in ihrem Interesse kämpfenden Legionen sollten die Siegeszeichen (Konstantins? XXX) aufrichten! Gratian hätte in seiner ursprünglich toleranten Gesinnung festbleiben sollen. Das wäre für das kriegsmüde Volk dies- und jenseits der römischen Grenzen der bessere Weg gewesen. Denn der Staat hat sich (erst recht nach Jesu Worten: „Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist und Gott was Gottes ist“) aus innerkirchlichen Angelegenheiten herauszuhalten, wie die Kirche aus den machtpolitischen Anliegen des Staates. Sonst handeln auch die Menschen, die in seiner Nachfolge stehen, eher aus Klugheit und Berechnung, und nicht aus innerer Überzeugung. Erst die konsequente, aktive Umsetzung dessen, was man, nach angemessen langer und redlicher Suche, als wahr und richtig erkannt hat, macht den von Gott geliebten Menschen aus – selbst, wenn er irrt!


Sonderbar: es geht uns zwar alle an, aber nicht alle sind daran interessiert, auf das gute Innerste ihres eigenen Wesens vorzudringen, um es vorherrschen zu lassen. Gratian und seine Generäle befolgten Ambrosius Befehle, hatten die „Siegeszeichen“ aufgerichtet ... und verloren dennoch.

Ambrosius hatte die Legionen in die Kämpfe hinein gehetzt: Er sprach „mit Gewissheit von den zu erwartenden Erfolgen des Kaisers gegen die Goten…“ und von den „Strafen, welche die Gegner des Glaubens und des römischen Imperiums treffen werden...

                                      Die ungefähre Route des Zuges der Ost- und der Visigothi/ Westgoten.

Entgegen den Prophezeiungen des Ambrosius „bot das römische Heer keinen Widerstand mehr... Überall zogen die Goten ... durch das Land…, bis an die Grenze Italiens herrschten sie nach Belieben.“ Gunther Gottlieb „Ambrosius von Mailand und Kaiser Gratian“

Und Gratian wird 383 ermordet.

Innerhalb von zwei Generationen durchquerten Goten zwischen 376 und 418 das halbe Römische Reich, bis einige ihrer Gruppen, schließlich auch in den Westprovinzen (Spanien) sesshaft wurden. Alles wankte, Ambrosius stand. Noch blieb ihm Italien. Wie ein leichtfertiger Kaiser zog er nicht die Konsequenzen, sondern vermochte es, mit diesen Niederlagen zu leben. Er konnte seine persönliche Macht sogar noch festigen, weil die Sieger mit dem Erreichten wider Erwarten zufrieden waren und ihren Arianismus n i r g e n d w o mit Gewalt durchsetzten!

Ambrosius erfuhr bald aus eigener Anschauung, dass diese Goten tolerant und diszipliniert auftraten. Dass er den glaubens- und charakterstärkenden Arianismus überhaupt besorgt sah, kann durchaus mit den Sorgen einiger Sektenbeauftragten Deutschlands verglichen werden, soweit es die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage betrifft.

Tatsächlich lässt sich zwischen dem damaligen Arianismus und dem zu Unrecht verfemten „Mormonismus“ ein Gleichheitszeichen setzen, beiden war und  ist es zudem wichtig zu sagen: „Wir beanspruchen das Recht, den Allmächtigen Gott zu verehren, wie es uns das eigene Gewissen gebietet, und gestehen allen Menschen das gleiche Recht zu, mögen sie verehren, wie oder wo oder was sie wollen.“ Kirche Jesu Christi der HLT, 11. Glaubensartikel

Und nicht nur das!

Ambrosius dagegen vermochte es gar, kurz vor Gratians Tod noch einmal intolerant aufzutrumpfen: Er lässt mit dem „Dreikaiseredikt“ - Cunctos populos – verkünden: „Alle Völker, über die wir ein mildes, gnädiges Regiment führen, sollen (müssen) das ist unser (Ambrosius) Wille, die Religion annehmen die der göttliche Apostel Petrus den Römern gepredigt hat, und der wie wir sehen werden, auch Bischof Damasus von Rom sich anschließt... wer diese Gesetz befolgt soll den Namen eines katholischen Christen führen, die andern aber... sollen die Schmach ... tragen, ihre Versammlungshäuser dürfen nicht Kirchen genannt werden; sie selbst aber unterliegen der göttlichen Strafe...“

Allein, dass der unselige Gesetzestext einen Bezug zu Damasus als Vorbild herstellt, erregte Aufmerksamkeit und den Protest derer die weitersehen konnten. So hatte Bischof Damasus dieser päpstliche Gewalttäter bereits 366 gedacht: „ihre Versammlungshäuser dürfen nicht Kirchen genannt werden; sie selbst aber unterliegen der göttlichen Strafe...“ Sehr hat Damasus die ungöttliche Strafe erteilt, mit Äxten in der Hand von Totschlägern, die zu seiner Privatarmee gehörten.

Wahrscheinlich erscheint es nicht nur dem Humanisten zwingend, zu fragen von wessen Gottes Strafe hier die Rede ist. Das einzige ‚strafwürdige’ Verbrechen, das die so Bedrohten zu behaupten wagten, war, buchstäblich bibelgemäß zu glauben, dass Jesus immer noch zur Rechten des Vaters sitzt, von Gestalt wie ein Mensch. Sowohl das „Athanasianum“ wie „Cunctos Populos“ ebneten auf ihre sehr fragwürdige Weise den Weg zu einer Falle für alle, auch der treuesten Katholiken, denen die Freude genommen wurde, selbst die Wahrheit herauszufinden.

Diesen Ungeist der Bevormundung, konnten selbst die Reformatoren noch nicht überwinden. Sogar Johannes Calvin blieb diesem düsteren, diktatorischen Trachten verhaftet. Nicht wenige Reformatoren beharrten weiterhin auf der Ambrosius- Gelasius- und Bonifaciuslinie: die Kirche habe den Staat zu regieren.

Ambrosius unterwarf die Kaiser seiner Tage ausnahmslos seinem Willen (und damit der Kirche): „der Kaiser ist ein demütiger Sünder vor Gott.“ Alexander Demandt „Diokletian und die Tetrarchie“ – „Aspekte einer Zeitenwende“  

Und so denkt Johannes Calvin noch im 16. Jahrhundert.  Seine Executive mischte sich in alles ein: „Wo die Calvinisten in der Mehrheit waren... regierte die Kirche weitgehend den Staat. Durch die vom Konsistorium ausgeübte strenge Aufsicht über die Sittlichkeit wurde das Leben der Gemeindemitglieder einer äußerst starken Kontrolle unterworfen. Die Ältesten hatten das Recht auf ungehinderten Eintritt in jedes Haus zu jeder Zeit. Das bedeutete praktisch: keine Tür durfte verschlossen werden, um die Ältesten nicht zu behindern. Das bedeutete auch; Vorhänge an den Fenstern hat nur nötig, der etwas zu verbergen hat...“ Günter Stemberger „2000 Jahre Christentum“

Es gibt Akademiker, überwiegend Theologen, die sich vorstellen, so etwa wäre es zu Zeiten Brigham Youngs bei den "Mormonen" zugegangen. Es ist das gute Recht Jedermanns dies zu denken und zu vermuten, nur ungerügt   sagen darf es niemand, solange dafür keine Belege vorliegen. Für Brigham Young stand das Toleranzgesetz der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage unverrückbar obenan. Wer Zwang über Seelen ausübt, verliert seine Priestertumslegitimationen. Das hatte er von Joseph Smith gelernt. Lehre und Bündnisse 121

In Christenreihen ist Ambrosius  nicht der erste Hasser des Judentums, aber der bis dahin Wirkungsvollste.

„Im Jahr 387 zündeten Christen in Rom eine jüdische Synagoge an. Ein Jahr später geschah in Kallinikum am Euphrat mit Zustimmung des dortigen Bischofs dasselbe. (Kaiser) Theodosius befahl die Schuldigen zu bestrafen und die Synagoge wieder aufzubauen. Gegen diese Entscheidung wandte Ambrosius sich in einem langen Brief an den Kaiser. Darin solidarisierte er sich… mit dem brandstiftenden Bischof… „Ich Ambrosius erkläre, dass ich die Synagoge in Brand gesteckt (habe)… eine schwerwiegende Sache ist es, wenn du deinen Glauben um der Juden willen in Gefahr bringst… nichts ist erhabener als der Glaube“ oder mit anderen Worten: Der Kaiser steht in der Kirche aber nicht über der Kirche!“ Theodosius gibt nicht nach, daraufhin suchte Ambrosius die direkte Auseinandersetzung… (Ambrosius demütigt Theodosius öffentlich. G. Sk) Die Synagoge von Kallinikum … wurde nicht wieder aufgebaut.“ Herbert Gutschera, Geschichte der Kirchen               

Ambrosius hat Hitler und Lenin vorgemacht, wie man seine Kritiker kaltstellt.

Ambrosius zog Kaiser Konstantins Linie der Radikalität nicht nur in Glaubenssachen konsequent durch.

Ambrosius proklamierte einen Weg, von dem er meinte, er sei eine Abkürzung zur prachtvollen Entfaltung des Christentums.

Den dann schnellen Tod des echten Evangeliums hat Ambrosius jedoch nicht gewollt.

Als Kind öffnete ich eine Mohnblütenkapsel, um die Pracht der Farben eher zu sehen. Am nächsten Tag lagen die Blütenblätter erschlafft und wie tot da.   

Selbst der bewundernswert ehrliche, katholische Historiker Ludwig Hertling SJ gibt zu, dass „uns aus den besten Schriften der Kirchenväter … so etwas wie kühle Luft entgegen weht…Auf die Zeit der Kirchenväter folgten lange Jahrhunderte (!) ohne Glanz. Die Kirche, und mit ihr die europäische Geschichte, tritt, nachdem sie noch soeben durch leuchtende Landschaften gereist ist, in einen dunklen Tunnel ein...Viele Ursachen haben zusammengewirkt, um die antike Welt in diesen Zustand der Ohnmacht oder Erstarrung zu bringen, der zeitweise einem wirklichen S t e r b e n ähnlich sieht.“ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740“

Henry Charles Lea der große amerikanische Historiker, der von zahlreichen europäischen Universitäten hoch gelobte Gelehrte übersetzte Tausende Dokumente die er auf 2 000 Buchseiten, mit seinem dreibändigen Werk „Geschichte der Inquisition im Mittelalter“ an uns weiterreichte. Im Wesentlichen sind es schier unglaubliche Vorgänge seitens der Kirche im Umfeld und Einflussbereich des Ungeheuer-Papstes Innozenz III. (1161-1216) die, mit Leas Werk, offengelegt wurden. Sie richteten sich - wie gesagt- infolge Ambrosius Wirken, gegen die arianischen Waldenser (und Katharer, Vaudois) unter denen sich zahleiche Nachkommen der im 6. Jahrhundert von Kaiser Justinian geschlagenen Ostgoten befanden.

Zu deren Vätern gehörten die Novatianer, … Paulikianer, Bogumilen. Sie bekannten sich treu bis in den Tod, den Fanatiker über sie brachten, zu Arius, zu seiner Toleranz, seinem Bibelverständnis und seinem Bekenntnis: „Das Einssein der drei Personen (Vater, Sohn Heiliger Geist) bezogen sie auf die Einheit des Willens, der Sohn ist geringer als der Vater, größer als der Heilige Geist. Der Sohn sitzt zur Rechten des Vaters...“  Döllinger, „Sektengeschichte des Mittelalters“

„PAULIKER, eine evangelisch-christliche Kirche, die sich seit dem 5. Jahrhundert über Kleinasien und Armenien ausbreitete. 1911 Encyclopædia Britannica/Paulicians

 

Weitere „mormonische“ Elemente im Glaubensgut der Katharer

 

Von hohem Rang und Bedeutung ist, insbesondere für Tempelinsider der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, eine Erkenntnis, die uns ein anerkannter Historiker vermittelt: „Die Abstammung der Katharer von den Bogumilen ist wegen der Ähnlichkeit des Lehrbegriffes auffallend... die Katharer hatten die Lehre von der Präexistenz der menschlichen Seelen vor der Bildung dieser Welt... die Katharer am Niederrhein glaubten ihre Lehren stammten aus den Zeiten der Apostel...

Der Versucher der Eva erschien ihr nicht in Gestalt einer Schlange, sondern in der eines schönen Jünglings... Um uns (G.Sk) die gefangenen (in die Sterblichkeit gefallenen G.Sk.) Engelseelen zur Erkenntnis ihrer höheren Abkunft zu bringen und ihnen die Mittel der Befreiung (Erlösung) aus der Gewalt des Bösen und der Rückkehr in ihre himmlische Heimat zu offenbaren, stieg das vollkommenste Geschöpf des gerechten Vaters der Engel Christus auf die Erde herab... Luzifer, eines der vollkommensten Geschöpfe, erzeugte zuerst durch einen freien Akt seines Willens, das Böse ... ihn ergriff die Begierde zu herrschen und diese Begierde ist die Wurzel alles Bösen... er verführte eine große Anzahl von Engeln...“ Döllinger, „Sektengeschichte des Mittelalters“

Wir heute lebenden Menschen hatten allesamt ein vorirdisches Dasein und den Wunsch eigene Erfahrungen unter irdischen Bedingungen zu sammeln. Wir präexistenten wussten, wir würden von einem hohen Stand auf einen niederen fallen, aus dem wir uns selbst nicht wieder erheben können. Dazu bedurfte es eines göttlichen Erlösers, der wiederum auf unser Mitwirken Wert legt…

Einen Beleg für diese Sichtweise bietet „Köstliche Perle“ Kap 4, eine „Mormonen“, zusätzliche Heilige Schrift:

Und ich, Gott, der Herr, sprach zu Mose, nämlich: Jener Satan, dem du im Namen meines Einziggezeugten geboten hast, ist derselbe, der von Anfang an gewesen ist; und er trat vor mich und sprach: Siehe, hier bin ich, sende mich; ich will dein Sohn sein, und ich will die ganze Menschheit erlösen, dass auch nicht eine Seele verlorengeht, und gewiss werde ich es tun; darum gib mir deine Ehre.

Aber siehe: Mein geliebter Sohn, der mein Geliebter und Erwählter von Anfang an war, sprach zu mir: Vater, dein Wille geschehe, und die Herrlichkeit sei dein immerdar.

Darum, weil jener Satan sich gegen mich auflehnte und danach trachtete, die Entscheidungsfreiheit des Menschen zu vernichten, die ich, Gott, der Herr, ihm gegeben hatte, und weil ich ihm auch meine eigene Macht geben sollte, ließ ich ihn durch die Macht meines Einziggezeugten hinabwerfen; und er wurde der Satan, ja, nämlich der Teufel, der Vater aller Lügen, die Menschen zu täuschen und zu verblenden und sie nach seinem Willen in Gefangenschaft zu führen, ja, alle, die nicht auf meine Stimme hören wollen.“ Verse 1-4

Seit jeher ringen und kämpfen wir, die mit höchster Intelligenz ausgestatteten gegeneinander, es sei denn wir folgen den Ratschlägen und Geboten des allein wahren Gottes und respektieren des Anderen Individualrecht. 

Konstantin, Damasus von Rom, Ambrosius und tausende andere meinten sie wüssten es besser, mit Gewalt könne man sogar Eisen biegen.

Rom war lange Zeit Verfolgerin der Freiheitsliebenden und tat schließlich Buße.

Vatikanum II vermochte es für die Zukunft der eigenen Kirche ab 1965 Religionsfreiheit zu gewähren. Dennoch behaupten gewisse Personenkreise das von Ambrosius von Mailand wenigstens gebilligte, wenn nicht von ihm initiierte Gesetz Cunctos populos, gelte immer noch „als ein wesentlicher Schritt, um das Christentum zur Staatsreligion zu machen."

Aber Christentum und Gewaltanwendung schließen einander aus.

 

Rückblicke können hilfreich sein die Zukunft zu meistern

 

Immer noch gehen die Deutungen, die Theologen wagen, in der Gottesfrage auseinander. Nun allerdings gibt es ernsthafte Versuche Trinitarismus und Tritheismus miteinander zu versöhnen – was noch vor wenigen Jahren für unsinnig gehalten wurde und doch wünschenswert wäre. Das eigentliche Problem besteht darin, dass Tritheismus in der Vergangenheit, so mit dem 4. Laterankonzil, 1215, seitens der römischen Kirche, immer wieder unmissverständlich abgelehnt, wenn nicht verteufelt wurde.

Ambrosius führte diesen Kampf, kontra Tritheismus, pro Dreifaltigkeit, mit allen Mitteln. Auf dem Höhepunkt des Zankes kam nun Priscillian (340-385), als spanischer Bischof mit erheblicher Anhängerschaft, ins Spiel. Er stand unter der Anklage ein Hexer oder Zauberer zu sein. Bischof Ithiacus behauptete das lautstark. In Wahrheit predigte Priscillian arianische Schwerpunkte.  Er erhielt Warnungen, befürchtete handfeste Attacken auf seine Gemeinden. Mit sechs seiner Freunde machte er sich auf den Weg nach Rom und Mailand. Immerhin hatte Priscillian gute Argumente auf seiner Seite. Ihm und seinen Freunden wäre das Wort Christi heilig: „Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist es der mich liebt…“ Johannes 14:21

Es gäbe kaum einen anderen Prüfstein von Belang. Alle Welt wisse doch, wie sehr seine Getreuen bemüht seien wahrhaftig und liebevoll zu handeln! Und darauf käme es an, unglücklichen Menschen, wenn sie am Boden liegen zu helfen aufzustehen.

Aber Reden solcher Art mochte Damasus nicht.

Das anschließende Treffen mit Ambrosius lief ebenfalls nicht gut.

„Beide Kirchenfürsten zeigen ihm die kalte Schulter,“ Hans Lietzmann Geschichte der Alten Kirche de Gruyter Studienbuch 1999

Wir können nur ahnen wie diesen Helden des Glaubens zumute war, als sie sich plötzlich schutzlos von Wölfen umgeben sahen. Denn das theoretische Rüstzeug zur gnadenlosen Verfolgung aller auf Christus getauften Nichtathanasianer wurde gerade zu dieser Zeit wirksam: das Cunctos populos. Es ist ein besonderer Geist, der aus dem 380 in Kraft gesetzten Glaubens-Verbot spricht: Er ist lieblos herrisch.

Erschrocken machte die kecke Behauptung, die Arianer wären von der Gnade Christi abgefallen.

Als die beklagten spanischen Unterhändler, 383, in Trier am Kaiserhof des selbsternannten Kaisers Magnus Maximus gewollt oder ungewollt ankommen, schlägt ihnen Hass entgegen. Die dort anwesenden trinitarischen Geistlichen sind informiert. Unter ihnen weilt seit kurzem Bischof Ithacius von Ossonoba, der hatte Priscillian bereits unmittelbar nach seiner Wahl zum Bischof von Avila angegriffen, und Anklage wegen häretischer Gräuel erhoben. Nun fügte Ithacius verleumderisch hinzu, Priscillians sexuelle Ausschweifungen und seine Zaubereien gefiele einigen Leuten sehr, anders ließe sich nach seinem Verständnis nicht erklären, dass Priscillian täglich mehr Menschen zufielen.

Der „Priscillianismus“ d.h. der Arianismus hatte sich längst bis nach Aquitanien (eine große südwestfranzösische Provinz) und darüber hinaus ausgebreitet. 

Ein nicht näher bekannter Autor sagt: „der reich begüterte gallische Episkopat hätte sich zum Einschreiten gezwungen gesehen.“

Das führte dazu, dass Priscilian und seine sechs Genossen schließlich, 385, zu Trier geköpft wurden.

„… es waren die schlechtesten Elemente des spanischen Episkopats, die gegen Priscillian in vorderster Front standen. Ithiacus wird als schamloser und sittlich verkommener Schwätzer bezeichnet und Ydascius wurde von seinem eigenen Presbyterium (Ältestenkollegium) in den Anklagezustand versetzt, sein Lebenswandel kam weiterhin in schlechten Ruf... Priscillian (dagegen) lebte der Welt vor, was er lehrte.“ Lietzmann: „Geschichte der Alten Kirche“

Ambrosius der sehr für Bestrafungen Andersdenkender eintrat, hatte allerdings die Todesstrafe für Häretiker abgelehnt, das wäre ein Paradebeispiel für künftige Prozesse.

Wie Recht er damit hatte, sollte sich später am Beispiel des spanischen Großinquisitors und Dominikaners Tòmas Torquemada (1420-1498) zeigen, der die zwangsgetauften Juden und Mauren erbeben machte. Es gibt Berichte, dass er sie massenweise verbrennen ließ. Die Geschichtswissenschaft geht heute von etwa 2.000 Todesurteilen zwischen 1481 und 1504 aus.

Weil sie Arianer waren wurden die Priscillianer verfolgt.

Erst 200 Jahre nach den erwähnten Enthauptungen konnte die Ecclesia triumphans zufrieden sein. In Spanien hatte sich der König Westgoten, Rekkard I., wenige Monate vor 600, vermutlich aus politischen Erwägungen, entschlossen die römisch-trinitarische Religion zu akzeptieren, was aber keineswegs bedeutete, dass alle Mitglieder seines Volkes ihm folgten.

Noch weiß niemand wie viele westgotische Arianer, infolge des Gesinnungswandel ihres Königs, bedrängt und verfolgt wurden, die in die Täler der Pyrenäen und dann in die Alpen flüchteten, um dort weiterhin gemäß ihrem wunderbaren Glauben zu leben, um dort irgendwann mit den Katharern zu verschmelzen.

Priscillian und seine Anhänger glaubten urchristlich, wie die Westgoten und „wie die Katharer, dass die menschlichen Seelen gottverwandte, der göttlichen Natur teilhafte Wesen sind... dass die Menschenseelen Engel seien die freiwillig aus ihren höheren Wohnorten zur Bekämpfung des Fürsten dieser Welt, in den Körper eingeschlossen.“ Döllinger „Sektengeschichte des Mittelalters“

Diese nichtkatholische Lehre wurde erst 543 mit der Ostynode unter Leitung Kaiser Justinians verflucht. Sie sei purer   Origenismus.


Justinian (482-565) ein Mann in den Fußtapfen der Herren Konstantin, Damasus und Ambrosius

 

Anfangs war Justinian „Origenist“, aber einerseits wackelte sein Staatsapparat auch wegen der ständigen Parteifehden in der Hauptstadt, die tausende töteten. Es gab Hofintrigen unter den Politikern Konstantinopels die einander belauerten, die dann das Für und Gegen Origenes zum Vorwand ihrer Rangeleien um Vormacht nahmen. Diekamp „Die originistischen Streitigkeiten und das 5. ökumenische Konzil"

Kaiser Justinian musste sich entscheiden, auch weil die Menschen gegen seine Politik der Entmündigung rebellierten und zugleich Pestwellen das Land schwächten.  Insbesondere trieben ihn die Mönche, allen voran die kaum gebildeten langbärtigen Sabaiten zum Handeln. Seit Wochen und Monaten in Konstantinopel weitere Unruhen stiftend, schrien sie: „Nieder mit dem Häretiker Origenes.“ (Bereits einhundert Jahre vor Justinians Kaiserkrönung, die 527 erfolgte, lebten in Konstantinopel etwa 10.000 bis 15.000 Mönche, die faulenzerisch herumlungerten. Mit ihren abgedroschenen Phrasen waren sie überwiegend Orthodoxe, in Wahrheit aber Opportunisten, schon: „…Johannes (Chrysostomos Erzbischof zu Konstantinopel) hatte sie… gegen sich aufgebracht, da er ihr Herumtreiben in der Stadt kritisiert hatte...“ Joanna Jessica Ayaita „Justinian und das Volk im Nikaaufstand“


Noch krasser als zu Nicäa 325, wo 89 Prozent der Bischöfe (Gemeindevorsteher) sich diesem Konzil verweigert hatten, indem sie die für sie kostenlose Reise nicht antraten, ist das Zahlenverhältnis zu Konstantinopel wo lediglich 135 „heilige Väter“ Justinian folgten gegenüber geschätzten 5 000 Stimmberechtigten.

Justinian wusste, wie wichtig die Zustimmung des Papstes war.

Aus der Ferne würde der sich verweigern.

Also schickte der auf den „dreifaltigen Gott“ schwörende Kaiser Justinian Gardesoldaten die, 546 oder bereits 2 Jahre früher, den höchsten katholischen Würdenträger gewaltsam in die oströmische Hauptstadt beförderten.

Jahrelang musste Vigilius bedrängt werden, ehe er nachgab und unterschrieb. Angeblich ging es im betreffenden Dokument um pro und contra Monophysitismus (die Lehre, dass Jesus Christus nach der Vereinigung des Göttlichen und Menschlichen in der Inkarnation nur eine einzige, göttliche Natur hat. Diese Betrachtungsweise lehnte der Westen ab). Vorrangig ging es aber darum Origenes zu verdammen, weil sein Wirken, dass sich unbestreitbar an den Apostellehren orientierte, Menschen als Königssöhne und Königstöchter – als buchstäbliche Geistkinder des „allein wahren Gottes“ definierte. Denen dürfte selbst ein Kaiser niemals Gewalt antun.

„Die Bannflüche wurden ... unter dem unnachgiebigen Druck Kaiser Justinians von sämtlichen Patriarchen unterzeichnet, einschließlich Papst Vigilius’, der 544 eigens zu diesem Zwecke fast gewaltsam nach Konstantinopel gebracht wurde. Mit ihrer Unterzeichnung reihte die Kirche den bedeutendsten und herausragendsten Theologen des frühen Christentums, Origenes, aus w e l t l i c h e n Gründen unter die ketzerischen Irrlehrer...“ Hermann Bauer „Der Einfluss Ostroms“

„Den Akademikern kam nicht zum Bewusstsein, dass die christliche Lehre ein Komplex von unveränderlichen, geoffenbarten Wahrheiten ist.“ Hertling „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740

 

Nachdem die Lehre vom ewigen Dasein des Menschen gelöscht wurde, erfolgt die totale Umkehr der Theologie.

 

Wütend lässt Justinian sich hinreißen zu diktieren: „Wenn einer sagt oder dafürhält, die Seelen der Menschen wären präexistent gewesen, insofern sie früher Intelligenzen und heilige Mächte gewesen seien; ... so sei er im Banne....“ Horst Robert Balz, Gerhard Krause, Gerhard Müller -Theologische Realenzyklopädie -2000

Oder: Etwas ausführlicher: "Wenn jemand sagt oder meint, die Seelen der Menschen präexistierten, sie seien nämlich zuvor Geister und heilige Kräfte gewesen, haben dann aber, der göttlichen Anschauung überdrüssig, sich zum Schlimmeren gewendet, und seien, weil dadurch die göttliche Liebe in ihnen erkaltet sei, Seelen genannt und zur Strafe in Leiber herniedergeschickt worden, so sei er Anathema (verflucht). Wenn jemand sagt oder meint, dass die Seele des Herrn präexistiert habe und vor der Menschwerdung 79 und der Geburt aus der Jungfrau mit dem Gott Logos vereinigt gewesen sei, so sei er Anathema. Wenn jemand sagt oder meint, die Strafe der Dämonen und der gottlosen Menschen sei eine zeitliche und werde einmal ein Ende haben, mit anderen Worten, es werde eine Apokatastasis (griech. = Wiederherstellung geben, gemeint ist damit die Rückkehr aller zu Gott) auch der Dämonen oder der gottlosen Menschen, so sei er Anathema. Anathema auch dem Origenes, … der dieses gelehrt hat, samt seinen abscheulichen, verfluchten und lasterhaften Dogmen, u n d jeder Person, die dieses denkt oder verteidigt oder überhaupt auf irgendeine Art zu irgendwelcher Zeit hierfür einzutreten wagt." Diekamp „Die originistischen Streitigkeiten und das 5. ökumenische Konzil"

Um es mit einem Bild zu sagen: Justinian schnitt einen „echten Rembrandt“ in Fetzen, den Konstantin schon grob aus dem Rahmen gerissen, den Ambrosius sodann halbierte. Was Kaiser Justinian nicht zusagte, warf er auf den Müllhaufen. Deshalb trägt er zu Recht den Titel der „Große“. Er war ein übergroßer Zerstörer des Glückes Zahlloser. „Justinian ordnete 545 die Verfolgung nichtchristlicher Grammatiker, Rhetoren, Ärzte und Juristen an... er ließ heidnische Bücher verbrennen. Die Kindstaufe wurde zwangseingeführt, die Nichtbeachtung mit dem Verlust an Eigentum und Bürgerrecht bestraft.“ Philipp Charwath „Kirchengeschichte

Justinian, beraten von seiner Frau Theodora, trägt zudem die Verantwortung für die Ermordung von weiteren 30 000 Menschen, deren Leben, Wünsche und Überzeugungen ihm gar nichts bedeuteten: Er glaubte und handelte wie Konstantin heidnisch rücksichtslos. „... die Herleitung von Herrschaft und ihre Legitimation aus Gott erhob einen neuen Ausschließlichkeitsanspruch. Kaiser und Kaisertum definieren sich von nun an nur noch aus ihrem Bezug zu Gott… Aufruhr im Volk sei nichts als Hundegekläff… Es war… Gott allein, der Justinian die Herrschaft übertrug.“ Mischa Meier „Justinian, Herrschaft, Reich und Religion“

Der Blick auf Justinian als „Erbauer“ der weltberühmten Hagia Sophia verrät, dass dieser Mann nicht von Liebe, sondern vom Größenwahn erfüllt war: Überwältigt vor Freude, obwohl Weihnachten 537 erst der Rohbau dastand, weinte er gerührt: „Salomo, ich habe dich übertroffen“ Ich! Ich! Doch „die Christen“, schreibt Tertullian, „kennen keine Ruhmsucht und Ehrsucht, kein Bedürfnis nach einer Parteistiftung, nichts sei ihnen fremder als die (Macht-) Politik. Der eine möge Gott verehren, der andere den Jupiter; der eine zum Himmel, der andere zum Altar der Fides beten. Seht vielmehr zu, ob nicht auch das auf den Vorwurf der Gottlosigkeit hinausläuft, wenn man jemand die Freiheit der Religion nimmt und ihm die freie Wahl seiner Gottheit verbietet“. Georg Denzler, „Mutige Querdenker, der Wahrheit verpflichtet“

Jeder, der nicht hinlänglich „rechtgläubig“ zu sein schien, wurde bestraft, sein Vermögen eingezogen, denn des Kaisers zwei Jahrzehnte währende Italien-Feldzüge, seine Bauten und seine Politik verschlangen Unsummen. Justinian schwor indessen, sein Herrgott habe ihm gesagt, was zu tun sei: „Von Gott eingesetzt ...bringen wir Kriege glücklich zu Ende… Wir richten unsere Herzen so auf den Beistand des allmächtigen Gottes, dass wir weder Waffen noch unseren Soldaten, noch den Generälen, noch unserer eigenen Begabung vertrauen müssen, sondern jegliche Hoffnung allein auf die vorsorgende Umsicht der höchsten D r e i f a l t i g k e i t setzen…“ Mischa Meier „Justinian, Herrschaft, Reich und Religion“

Unmissverständlich.

Es ist der von Kaiser Konstantin erdachte dreifach-Nebelgott dem er huldigt. Wenn jemals Zweifel an der Böswilligkeit der höchsten „Dreifaltigkeit“ aufkamen, Justinian brach sie definitiv, mit Folgen, die auf den blutigen und mit Tränen geschriebenen Seiten der Kirchengeschichte stehen. Justinians römischer Götze stand auch in Adolf Hitlers Hirn als höchste Größe da: „Ich danke dir, mein Herrgott, dass du mich jetzt dorthin gebracht hast, wo ich endlich mein Programm verwirklichen kann!“ Christian Dube „Religiöse Sprache in Reden Adolf Hitlers“

 

Die Lehre vom vorirdischen Dasein aller heute lebenden Menschen findet sich zum Glück in moderner Theologie wieder. 

Es gibt aktuelle evangelische und jüdische Stimmen, die Beachtung verdienen:  Das Folgende klingt durchaus „mormonisch“ oder „katharisch“:

Präexistenz meint, dass wir als handlungsfähige geistige Wesen schon vor unserer Geburt existierten... in dieser Vorexistenz haben wir uns alle eigenverantwortlich von Gott entfremdet... Ich denke, heute wird uns mehr und mehr bewusst, dass auch das christliche Abendland neu darüber nachdenken muss.“ Felix Gietenbruch lic. theol. VDMHöllenfahrt Christi und Auferstehung der Toten Ein verdrängter Zusammenhang Reihe: Studien zur systematischen Theologie und Ethik

Nach der Lehre Adams ist jeder Mensch Adam und ist aus der Sphäre des Paradieses gefallen..."  Gietenbruch: „Der Sündenfall ein sinnvoller Mythos“ Kirchenbote lokal, 2008

Das ist, sinngemäß, Tempeltext der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage!

Es ginge den Menschen und der Theologie besser, wenn sie zurückkehrten zum Ursprung.

„Aus vielen Zeugnissen geht hervor, dass außer Origenes auch andere bedeutende frühchristliche Theologen, Philosophen und Kirchenlehrer - so zum Beispiel Justinus, der Märtyrer (100-165), Tatian (2. Jhd.), Clemens von Alexandria (150-214), Gregorios von Nyssa (334-395), Synesios von Kyrene (370 413) ... der Bischof Nemesios von Emesa (um 400-450) glaubten, dass die Seelen der Menschen schon vor der Entstehung der materiellen Welt vorhanden waren.“ Ein Katharer im Internet www.thorstenczub.de

Hildegard von Bingen wusste es durch Offenbarung: „Die Seele stammt vom Himmel, der Leib von der Erde; die Seele wird durch den Glauben, der Leib aber durch das Sehvermögen erkannt.“   Dr. Beat Imhof, 'Wegbegleiter' Nr. 3/2006 zitiert Hildegard (1098-1179)

 „Das Passah ist das Aramäische pacach (paw-sakh) und bedeutet so viel wie 'hinüber gehen'. … Im Ursprung war das 'Hinübergehen' die Bedeutung des Hinübergehens des Menschen aus seinem fleisch(lichen Körper) hinüber in die körperlose 'Welt', der Heimat der Seele. Dieses Hinübergehen ist im Buche Exodus (Shemoth) der Juden, als der 'Auszug der Seele aus dem fleischlichen Körper' in dieser Welt in das Hinübergehen in die fleischlose Welt der Seele als Parabel niedergeschrieben, aber das Thema kehrt auch in vielen anderen Geschichten der Thora als Parabel auf.  ... Symbolik ist eine Sprache, welche auch durch die Begriffe in den gesprochenen Sprachen ausgedrückt wird. So ist das 'über den Jordan gehen' dieselbe Symbolik wie das Passah. Das Yardana, Jordon, ist im Aramäischen 'der Strom oder Fluss des Lebens'. Abseits des Streites der Theologen kann man allein in der Aramäischen Sprache Mosaiksteine finden, für ein Bild, das es erlaubt auch das Bewusstsein der Menschen besser nachvollziehen zu können. So bedeutet im Aramäischen 'Bit Nitupta' das 'Haus der Präexistenz'.“ Volker Doormann, ‘PhilTalk Philosophieforen’ Thema „Präexistenz und zur Passah Symbolik“ 

Erst mit der Lehre von der Präexistenz macht die Eingangs-Aussage des

Epheserbriefes Sinn. Paulus singt nämlich ein Loblied auf den Heilsplan Gottes:

“Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus…in ihm hat er uns erwählt, vor der Erschaffung der Welt...“

Christus wusste seit unserem vorirdischen Dasein, wer ihn und sein Werk diesseits lieben wird. Jede andere Deutung verführt zu eher inhumanem, spekulativem Denken im Sinne Augustinus, der die Idee der „Vorbestimmung“ (Prädestination) zum Nachteil Millionen Gläubiger ausgedacht hatte. 

Den Priscillianern, den Katharern, Bogumilen, Paulikianern ging es nicht nur um die Bewahrung ursprünglicher Lehren, wie auch die zur Gottesfrage. Es war zudem der andere Lebensstil, den sie pflegten, … einen Weg zur eigenen Vervollkommnung zu suchen, gemäß dem Christusgebot: „Ihr sollt vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Bergpredigt Matth. 5

Recht haben sie! Wenn je die Bevölkerung des Erdballs frei von Verbrechen aller Art werden will, kann das annähernd nur geschehen, wenn die Menschen aller Gesellschaftsschichten Tag für Tag bemüht sind ihr Wesen zu bessern.

Karl Marx suggerierte wenn es zum Diktat des Proletariats kommt, werde das neue gesellschaftliche Sein ein (besseres) gesellschaftliche Bewusstsein formen.

Diese Illusion platzte mit der Zwangskollektivierung in der Sowjetunion.

Der Wille zur Selbstreinigung bedarf einer angemessenen Motivation.

Im Gegensatz zu Luther glaubten und wussten die Frühchristen, dass der Geist Christi jeden ermutigt seinen Willen zum Guten zu festigen.

Die Aufgabe des echten Christentums bestand gerade darin: „Eine neue, alle völkischen Unterschiede hinter sich lassende Lebensordnung (zu schaffen!) ... Alle Menschen von sittlichem Willen (werden) sich ihr freudig unterstellen... (Erst) diese Auffassung vom Ziel der sittlichen Willensfreiheit bringt uns die Loslösung des Menschen vom Zwang irdischer Bindungen.“ Dialog des Bardesanes bei Hans Lietzmann „Geschichte der alten Kirche“ Entschlossenheit und Willensfreiheit des Einzelnen sind erforderlich, um sich aus dem Zwang irdischer Bindungen zu lösen, mehr, um den inneren „Schweinehund“ zu bändigen.

Bis vor Kurzem verkündete die EKD: „Gottes Allmacht und sein Vorherwissen schließt menschliche Willensfreiheit aus.“ Online Dogmatik evangelischer Glaube

Das hat der gute Martin Luther ihnen eingebrockt: Er hatte bereits als Augustinermönch zu viel Wasser aus den verunreinigten Zuflüssen namens Ambrosius von Mailand und Augustinus von Hippo in sich aufgenommen. Verwegen wie immer behauptet der große Mann: „...die Vernunft selbst (ist) gezwungen zuzugeben, ... dass es einen freien Willen weder im Menschen noch im Engel, noch in sonst einer Kreatur geben kann.” M. Luther „Vom unfreien Willen“

Soviel steht fest: „Es ereignet sich nichts ohne Ursache“ Benjamins „Vorsehung und Freiheit bei Origenes“

Origenes erklärte glasklar: „Die Dinge geschehen nicht, weil sie vorhergewusst wurden.“  De Spiritu et littera n.

Selbstverständlich gibt es Ratschlüsse Gottes die unser Wollen und Willen nicht berücksichtigen, (und insofern kann man Luther folgen) aber das berührt nicht das uns verliehene Individualrecht, das Recht auf Entscheidungsfreiheit.

Jeder weiß aus eigener Erfahrung: Wir sind Willensfreie!

Unglaublich: die Calvinisten untergraben die uns ebenfalls innewohnende Triebkraft zum Tun des Guten…

Johannes Calvin (1509-1564) und sein Anhang trotzen  der Vernunft, indem sie predigen: „... die Menschen werden nicht alle mit der gleichen Bestimmung erschaffen, sondern den einen wird das ewige Leben, den anderen die ewige Verdammnis vorher zugeordnet.“ Institutio Christianae Religionis 3.21. „Non agunt, sed aguntur“ – Sie handeln nicht, sie werden gehandelt.“ Bernhard: Calvin und die Wirkungen

Sklavenhalter handelten mit Menschen und händelten sie! Was für ein ekelerregendes Gottesbild diese Herren Protestanten schufen! Aus der Sicht der schuldlos Verdammten war dieser Gott, gemäß dem Sinn der erwähnten Dogmen, das Abbild eines Tyrannen, der dem „ewig Verlorenen“ das Individualrecht vorenthielt.

Empörung gegen diesen Gott der Launen musste die Folge sein. Solcher Gedankenwirrwarr konnte niemanden beglücken, und, schlimm genug, er führte nicht zum Frieden.

Die Zeremonien der „Perfecti“ unter den Katharer galten dagegen „… als Symbole für das Aufgeben des bösen Geistes und für die Rückkehr der Seele zu Gott, mit dem Entschluss ein reines und sündloses Leben zu führen.“ H. Ch. Lea Geschichte der Inquisition im Mittelalter Bd I s. 105

Außereheliche sexuelle Kontakte waren Sünde. Sonderbar sind die Schlussfolgerungen die ein „Mormone“ wieder und wieder ziehen muss. Da ist zunächst das Erstaunen wegen der Ähnlichkeiten in der Lehre und die Feststellung einer gemeinsamen Erfahrung, nämlich dass Christen, die auf den dreifaltigen Gott eingeschworen wurden, „den Anderen“ glatt das Christsein absprechen. Immerhin, die „Mormonen“ waren die einzige Kirche, die jemals in den USA, dem Land der Freiheit, verfolgt wurden (sogar quer über den Kontinent getrieben – wie die Paulikianer, Bogumilen…Priscilliananhänger, die Katharer usw. in Europa). Erbarmungslos hieß und heißt es: Sie seien keine Christen, weil sie Konstantins Gottesformel nicht annehmen, als käme es auf Lippenbekenntnisse an

Dabei kam wortführenden Geistlichen, Kirchenfunktionären und aktiven Mitgliedern der Großkirchen noch nicht zu Bewusstsein, dass sie selbst nicht frei vom Einfluss des Konstantinismus sind, dem Priscilian die Stirn bot. Er zahlte einen hohen Preis für seinen Widerstand gegen das, was er als inakzeptablen Konstantinisierungsprozess der Kirche – als verderblichen Prozess - erkannt hatte.

“Priscillian helps us to achieve a better understanding of the Christianization process and the orthodox/heterodox debate in late antiquity. …Against a background of the progressive “Constantinization” of the church, bishops become key figures who centralize the main forces of the day. … The confrontation between rival Christian communities – Priscillianist and Nicean
Catholicism – reveals an important facet of the position
 adopted by Christians in their relations with civil authorities, as well as the close ties between Christianity, the top of the ecclesiastical hierarchy and the Empire. It also gives a clear picture of the work of the bishop of a city in antiquity, in which the emphasis was on the militant view of the kerigma
.”  Ana Maria Jorge Center for the Study of Religious History (CEHR) Portuguese Catholic University (UCP)  “The Lusitanian Episcopate in the 4th Century - Priscilian of Ávila and the Tensions Between Bishops”

 

„Priscillian verhilft uns zu einem besseren Verständnis des Christianisierungsprozesses und der orthodox/heterodoxen Debatte in der Spätantike. … vor dem Hintergrund der fortschreitenden „Konstantinisierung“ der Kirche werden Bischöfe zu Schlüsselfiguren, die die wichtigsten Kräfte der Zeit zentralisieren. … Die Konfrontation zwischen rivalisierenden christlichen Gemeinschaften – Priscillianisten und nicänischem Katholizismus – offenbart eine wichtige Facette der Position, die Christen in ihren Beziehungen zu zivilen Autoritäten einnehmen, sowie die engen Verbindungen zwischen dem Christentum, der Spitze der kirchlichen Hierarchie und dem Reich. Es gibt auch ein klares Bild von der Arbeit des Bischofs einer Stadt in der Antike, in der die militante Sichtweise der Verkündigung im Vordergrund stand.“ ebenda
Alban Butler bestätigt den antinicänischen Aspekt, wenn auch nicht auf den ersten Blick erkennbar: „Die Priscillianisten verwechselten mit Sabellius die drei Personen der Dreieinigkeit.“
„Leben der Väter und Märtyrer“ Mainz 1825

Es ist der Geist der Rechthaberei, der Geist des Ambrosius von Mailand, in Glaubensfragen, der Auswirkungen auf den Stellenwert christlicher Ethik hat.

Wer Ambrosius wirklich war, kann nur Gott beantworten.

Doch die Früchte, die an dem Baum wuchsen, den er gepflanzt hat, sind aus Sicht und nach dem Geschmack der Arianer, überhaupt aller Anti-Trinitarier, der Juden und der Griechen seines Einflussbereiches, hässlich und bitter: „Ambrosius, Bischof von Mailand, beginnt (nach 380) alle Tempel seines Gebiets zu zerstören. Die christlichen Priester führen den hungrigen Mob gegen den Tempel der Demeter in Eleusis und versuchen, die Hierophanten Nestorius und Priscus zu lynchen. Der 95 Jahre alte Hierophant Nestorius beendet die Eleusinischen Mysterien und verkündet die Herrschaft geistiger Dunkelheit über die menschliche Rasse. Am 2. Mai 381 beraubt (Kaiser) Theodosius (keineswegs gegen den Widerstand des Ambrosius) die Christen, die zur heidnischen Religion zurückkehren, aller ihrer Rechte. Im gesamten östlichen Imperium werden Tempel und Bibliotheken geplündert oder niedergebrannt. Am 21. Dezember stellt Theodosius auch einfache Besuche der hellenischen Tempel unter Strafe. In Konstantinopel wird der Tempel der Aphrodite in ein Bordell und die Tempel des Helios und der Artemis in Ställe umgewandelt.“ Vlassis G. Rassias, “Christian Persecution against the Hellenes “


Ambrosius war es nämlich gelungen Gratians Nachfolger Kaiser Theodosius I. (347-395) zu überzeugen, dass strenge Maßregeln gegen sämtliche Nichtkatholiken ergriffen werden müssten.

Kurz zuvor konnte Ambrosius sozusagen vor den ängstlich-offenen Augen der arianischen Führungsschicht einen kleinen Sieg einfahren: Offiziell und wie selbstverständlich heißt es in der gegenwärtigen Literatur: Ambrosius habe „mit der orthodoxen Bevölkerung dem Befehl Justinas, (der Kaiserwitwe Justina, Mutter des damals neunjährigen Kaisers Valentinians II.) Kirchen an die Arianer auszuliefern, erfolgreich Widerstand geleistet.“ Er ‚überwand’ den Arianismus …durch die Synode zu Sirmium, auf der er 6 Arianer verurteilen ließ, und 381 durch die Synode zu Aquileja, die den der arianischen Häresie angeklagten illyrischen Bischof Palladius samt seinem Presbyter Secundinus schuldig sprach und absetzte.“  Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Schuldig wurden schon viele gesprochen, Ambrosius. Auch später vom deutschen Volksgerichtshof, in Stalins Schauprozessen, von Maos Roten Garden. Seit seiner Taufe 374 wehrte sich die Witwe Kaiser Valentinian I. gegen den rabiaten Katholizismus des Ambrosius. Der Bearbeiter der Eintragung im Kirchenlexikon, lobt zwar, Ambrosius sei „tapfer“ aufgetreten, doch dieses Lob kann kein um Objektivität bemühter teilen.

Ambrosius hat sie permanent genervt. Was nahm sich dieser Emporkömmling gegen sie heraus? In der Osterwoche 385 kam es zu tumultuarischen Szenen. Ihre Soldaten umzingeln die Basilica Porciana, die vor Jahren von den Arianern beanspruchte und wohl auch bis dahin genutzte Kapelle, nun Kirche der Nicäner. Doch nicht Ambrosius, Justina musste jener Gewalt weichen, die von der Straße kam. Dass sie sich nicht durchsetzen konnte, ist leider wahr, aber nach Augustinus „Bekenntnissen“ bekam sie, was sie seiner schlimmen Meinung nach verdiente. Er, der zwei Jahre später von Ambrosius bekehrt und getauft wird, blickte nun hinterher natürlich durch dessen Brille und Augustinus wagt es im Folgenden, den Pöbel, der gegen die Militärs anrückte „frommes Volk“ zu nennen. Er schreibt: 

„...Justina, die Mutter des jungen Königs Valentinian, verfolgte deinen Anhänger, den Ambrosius, um ihrer Ketzerei willen, zu der sie von den Arianern verführt worden war. Das fromme Volk blieb die Nacht hindurch in deiner Kirche, bereit, mit ihrem Bischof, deinem Diener, zu sterben... Dort war auch meine Mutter, deine Magd; vor allen eifrig im Sorgen und Wachen, lebte sie nur dem Gebete. Wir, noch nicht erwärmt von der Glut deines Geistes, wurden doch von dem Bangen und der Verwirrung der Stadt mit ergriffen...“ Augustinus von Hippo, Neuntes Buch - Siebentes Kapitel

Ambrosius hätte um sein Leben fürchten müssen? Da erhebt sich die Frage, wenn es so gewesen wäre, dass sie die „gefährlichen“ Militärs auf ihrer Seite hatte, warum unterliegt sie dann den angeblich von ihr bedrohten Schwachen?

Die Antwort lautet: Weil Justinas Arianismus ihr das Blutvergießen untersagt, solange es nicht um direkte Verteidigung des Lebens geht, zieht sie den Kürzeren! Den Offizieren der kaiserlichen Truppe befahl sie anderntags den Belagerungsring aufzulösen.

Wie auch immer, Ambrosius blieb, wie nicht anders zu erwarten war, der ‚Sieger’ in Glaubenssachen und in Angelegenheiten der Staaträson! Wenn Augustinus von Hippo von der „Glut des Geistes“ spricht erinnert dies in unguter Weise an die Glut des Geistes den gewisse Geistliche 1914 in gewissen Predigten entfachten:

Wir kennen die Glut des Geistes der Nazis, die diesen Ungeist vor allem in der Vorkriegszeit entfachten und hegten. Die Menschen weinten vor Glück, wenn Hitler sprach, er der Messias, der das tausendjährige „dritte Reich“ mit wehenden Fahnen und großen Parolen in die Welt trug. Begeistert stimmte der Pöbel mit dem Rhythmus der Thesen der Naziideologen überein, die von SS-Größen vom Schlage Heinrich Himmlers stammten: „Juda verrecke“.

 

Ambrosianische Kuriositäten:

In den Tagen des Ringens um die Existenzberechtigung der Arianer hatte Ambrosius einen Traum ihm wurde der Ort gezeigt wo die Überreste der angeblichen Märtyrer Gervasius und Protasius zu finden sind. Die über 300 Jahre alten Leichen hätten einen wunderbaren Geruch ausgeströmt. 386 wurden sie unter dem Altar der von ihm gegründeten Basilika der Märtyrer beigesetzt; bei der Übertragung der Gebeine soll ein blinder Mann sein Augenlicht zurückerhalten haben. „dies war die erste Übertragung von Reliquien in der Westkirche. Nach Bischof Ambrosius' Tod wurde der an der Seite der beiden Märtyrer begraben.“ Ökumenisches Heiligenlexikon

Es gibt tausende Legenden die mit der Realität nichts gemeinsam haben. Soviel ist sicher, damit erhielt der Reigen der Sammlung und des späteren Handels von Reliquien Schwung.

Der Idee eines anderen Bischofs wirkt bis in die Gegenwart: Niemand weiß, wessen Beine zu Santiago de Compostela liegen. Fraglos sind es die Knochen eines Enthaupteten. Das ist alles, was wir sicher wissen. Nur, Jakobus wurde nicht geköpft!

Sehr wahrscheinlich sind es die des Bischofs Priscillian. Alles spricht dafür und nichts dagegen! Das ist eine lange Geschichte.

Alles beginnt mit der Fabel vom Eremiten Pelayo, die darauf verweisen soll, dass da die Reste des Apostel Jakobus liegen – liegen könnten! Warum schenken Menschen diesem Märchen Glauben? Es ist rundum unglaubwürdig. Uns haben die Leichtgläubigen weismachen wollen, dass der Mönch Pelayo „zwischen 812 und 824 ein sonderbares Licht über einem Feld (lat. campus) gesehen hat.“ Soweit so gut. Dann heißt es: „Diese Erscheinung wie von einem Stern (lat. stella) wiederholte sich die folgenden Nächte. Eremit Pelayo informierte den Bischof von Iria–Flavia darüber. Der Bischof Teodomiro wollte es genauer wissen. Er ging zu der Stelle auf einem Hügel – dort, wo heute die Kathedrale von Santiago steht. Er ließ in der Erde graben und fand ein Grab mit sterblichen Überresten.“

Jakobus und Santiago - Pilgern auf dem Jakobsweg Werdegang der Stadt Santiago de Compostela“

 

Bis dahin stimmt die Geschichte. Nur der Rest ist blankes Hirngespinst! Für den Bischof sei klar gewesen, dass dies das Grab des Apostels Jakobus war? Josef Schönauer, Webmaster und Inhaber von C. 'pilgern.

Was heißt das?

Für den Bischof kann lediglich klar gewesen sein, dass seine öde Gegend aufblühen würde, wenn er schwor: Hier liegt des HERRN Bruder! Was anderes als dieser Wunsch könnte den guten Bischof zu dieser Erkenntnis geführt haben?

Rom–kritische Leute wollen wissen, wie das Gerippe des im Jahr  44 zu Judäa gesteinigten Apostels Jakobus, nach Spanien gelangte. Die seltsame Überlieferung behauptet absolut unglaubwürdig: Fromme Juden hätten damals die Leiche des Jakobus nicht bestattet, wie es das Gesetz vorschrieb, sondern sie auf ein zufällig herrenloses Schiff gebracht. Dieses Fahrzeug sei dann von himmlischen Winden getrieben, an der Küste Spaniens, nahe Compostela, gestrandet. Jeder weiß, dass die Juden nur Schwerstverbrechern die geforderte Beerdigung versagten. 2. Könige 9: 30–37

Wäre Jakobus ein Bösewicht gewesen, hätten sie die Knochen – vielleicht – den Hunden zum Fraß vorgeworfen. Einen Guten würden sie niemals einem Schiff und seinem ungewissen Schicksal übergeben. Warum auch? Damalige Christen mussten seinen Leib ehrenvoll begraben. Wer will ernsthaft behaupten in der Biskaya hätte es ein Schiffswrack gegeben, das siebenhundertfünfzig Jahre hindurch dem Tosen der Stürme und dem Verfall widerstand? Wer kann glaubhaft machen, dass es sich um die Knochen eines bestimmten Mannes handelte, und zwar die einer Person, die im Jahr 44 zu Jerusalem getötet worden war?

Es gibt einige Forscher die meinen Priscillian von Avilas Gebeine könnten in der dortige Kathedrale ruhen. Roms Autoritäten hatten erfahren und nie vergessen, dass Priscillians Freunde seinen Leichnam von Trier nach Spanien gebracht hatten, um ihn dort zu begraben. Unsicher ist , ob die heimlichen Priscillianisten ihren geliebten Verkünder gleich in Santiago de Compostela beerdigten, oder ob sie seine Beine später umbetteten. Priscillians Grabstätte sammelte jedenfalls Dissidenten, die ebenfalls nicht vergessen hatten, wie der sogenannte Arianismus in Spanien erdrosselt worden war. Man vernahm in Rom zudem, dass diese Grabstelle überbaut werden sollte von Leuten, die ihrerseits immer noch Arianer – nämlich Priscillianisten – waren. Noch um das Jahr achthundert glaubten viele Spanier, wie Priscillian im vierten Jahrhundert, romfeindlich. Also musste damals ein Gegengewicht her. Ein dem Namen nach bekannter und bedeutender Heiliger sollte das ehrende Andenken des tapferen Priscillian überdecken. Zu diesem Zweck wurden Legenden erdichtet und verbreitet, als wären sie die reine Wahrheit. Der schon erwähnte romtreue „Bischof Teodomiro ließ an der Fundstelle um 820 eine Kirche bauen. Der Ruf von der Auffindung des Apostelgrabes verbreitete sich in Windeseile in die Länder des heutigen Europas. So wurde bereits 860 in einem Martyrologium in der Stiftsbibliothek St.Gallen die Auffindung des Apostelgrabes vermerkt. Neben die bereits tradionsreichen Pilgerorte Jerusalem und Rom trat neu Santiago de Compostela.“ Josef Schönauer, Webmaster und Inhaber von 'pilgern.ch'

 

Ambrosius und Augustinus sind streckenweise ein Herz und eine Seele. 

Allerdings, was sich Augustinus von Hippo nach dem Tod des Mailänder Diktators leistet, das sprengt den Rahmen des Erträglichen. Er kann süße Töne säuseln, aber wenn man länger hinhört, dann sind da Dissonanzen die das Gute verderben: alleine mit seinem gegen die harmlosen Donatisten gerichteten Schlachtruf „Compelle intrare“, baute er weiter am nun immer breiter angelegten Weg der zur mörderischen Inquisition führte. Nicht nur Origenes und Tertullian, alle Uraltchristen gelobten, niemals ihre Mitmenschen zu zwingen: Tertullian schreibt , (im Jahr 200) „… es läuft auf den Vorwurf der Gottlosigkeit hinaus, wenn man jemand die Freiheit der Religion nimmt…“. Georg Denzler, „Mutige Querdenker, der Wahrheit verpflichtet“

Augustinus von Hippo, der enge Freund des Ambrosius, erweckt wiederholt, wenn er von Gott spricht, den Eindruck, dass sein und Ambrosius "Gott" nicht nur in seiner Unvorstellbarkeit, sondern auch charakterlich, nicht die Spur einer Ähnlichkeit mit Jesus Christus aufweist, denn der Gott dem Augustinus zu dienen meint, hat „nur eine relativ kleine Zahl von Menschen (zur Wiederauffüllung der durch den Engelsfall entstandenen Lücke!) ... zur Seligkeit vorausbestimmt. Die anderen (sind) ‚Masse der Verdammnis’.“ Küng „Kleine Geschichte der k. Kirche“

Während Jesus ausnahmslos alle Menschen einlud: „Kommt her zu mir die ihr mühselig und beladen seid, Ich will euch erquicken“ Matth. 11: 28- 30

Augustinus Gott bestimmt also wer Ewigkeiten des Daseins hindurch Höllenqualen erleiden muss und wer nicht. Dieses Dogma von der Prädestinationslehre, die Calvin ausbaute, gehört, mit den Zwangsgesetzen, zum Schlimmsten was der damalige Antiarianismus hervorgebracht hat.

Fortan stieg auch die Flut der bodenlosen Legenden prokatholischer Propaganda.

Die gesamte urchristliche Theologie wird untergraben, die Dinge werden seitenverkehrt dargestellt. Die Lehre von der Erbsünde kam ebenfalls im Hirn des Augustinus auf. Er behauptete, unschuldige Babys müssten getauft werden – und wehe denen, die ungetauft sterben.

“Laut Bischof Augustinus von Hippo schmoren all jene in der Hölle, welche das Sakrament der Taufe nicht erhalten haben und deshalb von der Erbsünde (Ursprungssünde) befleckt sind – also auch ungetauft verstorbene Kleinkinder und vorchristliche Gerechte. Den Theologen des Mittelalters war diese Ansicht zu radikal. Zwar gingen sie mit Augustinus darin einig, dass nur in den Himmel gelangen kann, wer getauft ist. Wem man aber keine Schuld und Sünden nachweisen konnte, für den schien die Hölle ein zu hartes Schicksal. Eine Lösung dieses Dilemmas bot die Vorstellung vom Limbus, welche sich im Mittelalter durchsetzte. Dabei handelt es sich um einen neutralen, freud- und schmerzlosen Jenseitsort. Dahin gelangen all jene, die weder Lohn noch Strafe verdient haben. Abstiegs- oder Aufstiegsmöglichkeiten gibt es nicht: Wer im Limbus ist, der bleibt dort für immer.” Didaktische Materialien „Dialog mit dem Jenseits“, Museum für Kommunikation 2008

Selbst moderne, vor allem katholische Theologen, widersprechen dem Unsinn einer Herrlichkeitsminderung für ungetaufte Kinder und Unwissende nicht eindeutig.

Das Buch Mormon lehrt jedoch unentwegt: „... Darum hat er (der allein wahre Gott) ein Gesetz gegeben, und wo kein Gesetz gegeben ist, da gibt es keine Strafe, und wo es keine Strafe gibt, da gibt es keinen Schuldspruch, und wo es keinen Schuldspruch gibt, da hat die Barmherzigkeit des Heiligen Israels wegen der Sühne Anspruch auf die Menschen, denn durch seine Macht sind sie befreit.“ 2. Nephi 9: 23-25

 Auch wegen der kruden Ansichten Augustinus haben führende Protestanten sich nach und nach von allen „Höllen“gedanken verabschiedet. Wie gründlich das ambrosianisch- augustinische Denken und Treiben die Grundidee des Christentums verdarb, wird fortan auf Schritt und Tritt, bis ins 20. Jahrhundert hinein in peinlicher Weise offenkundig. Der Geist Christi ist Liebe und Wahrhaftigkeit, der seines Gegenspielers mit der Strahlenkrone – Krone! - besteht im Wesentlichen aus der Sucht nach dem Gefeiertwerden und der Machtausübung.

Sol invictus spricht auch aus den Diktaten banaler Kommunisten.

Christus sah es voraus. Es wird Leute geben, die weltweit unter seltsamsten Flaggen heftigst daran arbeiten werden die Entscheidungsfreiheit des Menschen zu Fall zu bringen. Wölfe nannte er sie im Vergleich zu seinen Schafen. An ihrer Lust wird man sie erkennen, den andern in die Knie zu zwingen. Wer wen? Diese Frage stellten die Nicäner indirekt, die Kommunisten unverbrämt. Beide verursachten Seelenschmerzen.

Nebenbei gesagt gab und gibt es Muslime die gemeinsam mit den überall auf Erden je wirkenden Persönlichkeiten irgendeiner Religion, mit dem Geist und den Worten des überragenden großen Iraners Abū Bakr Muhammad ibn Zakariyyā al–Rāzī (854- 925), von Herzen übereinstimmen.  Dieser Mann war nicht nur der bedeutendste Medizinlehrer aller Zeiten, sondern als Muslime auch ein Humanist: „Gott auferlegt uns, sich für das Wohlergehen jedes Menschen einzusetzen. Das Ziel (nicht nur) des Arztes ist es, allen Menschen, selbst seinen Feinden, Gutes zu tun. Unser Beruf verbietet uns, jemandem Schaden zuzufügen: Mein Gott leite mich in der Wahrheit und nichts als in Liebe und Wahrheit zu leben.“ 

Dreihundert Jahre nach ihm schrieb Kanon 3 des 4. Laterankonzils die Absicht fest die mit den Waldensern verbundenen Gruppen auszulöschen….

In einer Bibliothek zu Marseille liegt ein Almanach“, und da steht ein positives Werturteil des berühmten Bernhard von Clairvaux geschrieben. Bernhard verfasste es fünfzig oder sechzig Jahre vor dem Mordurteil des dritten Innozenz:

„... Es kann nichts Christlicheres geben, als diese Häretiker... Ihre Worte stimmen mit ihren Taten überein. Ein Waldenser betrügt niemanden, er bedrückt niemanden, seine Wangen sind bleich vom Fasten, er isst nicht das Brot des Müßiggangs, seine Hände arbeiten für seinen Lebensunterhalt.“  Henry, Charles Lea „Geschichte der Inquisition im Mittelalter, Bd. 1, S. 112

Derselbe berühmte Bernhard von Clairvaux (um 1090 – 1153)

„betrieb währenddessen durch zahlreiche Schriften, Briefe und Predigten eine der kraftvollsten Kreuzzugspropaganda aller Zeiten.“   Jonathan Riley-Smith: Die Kreuzzüge

Als er seine 1146 Predigtserie startete formulierte er: 

Ein Ritter Christi tötet mit gutem Gewissen; noch ruhiger stirbt er. Wenn er stirbt, nützt er sich selber; wenn er tötet, nützt er Christus. Die schrecklichen Folgen solcher Worte betrafen nicht nur die Menschen im Nahen Osten, sondern auch die mittelalterlichen jüdischen Gemeinden.“ Ökumenisches Heiligenlexikon

Ein Jahr zuvor wankt Bernhard noch. Die von Hetzpredigern aufgestachelten Bürger Kölns, im Begriff die dort erfolgreich missionierenden Katharer (bzw. Waldenser) in die Knie zu zwingen, sollen keinen Zwang anwenden, doch: „er billigt den Eifer des Volkes, nicht seine Tat, denn der Glaube müsse durch Überzeugung,  nicht mit Gewalt ausgebreitet werden.

Dennoch hält auch er den weltlichen Arm für verpflichtet, das durch die Ketzerei Gott angetane Unrecht zu rächen...“ Henry, Charles Lea „Geschichte der Inquisition im Mittelalter Bd. 1, S. 246 

Dank der wissenschaftlichen Arbeiten, die von großkirchlichen Theologen und Historikern geleistet wurden, wissen wir, wie intensiv die vorkonstantinische Kirche für Freiheit und Eigenverantwortung eintrat.

Thomas von Aquin (1225-174) wusste es immer. „Der Wille gibt dem Menschen die Freiheit, sich zwischen Gut und Böse zu entscheiden. Gott gewährt uns die Freiheit, falsch zu handeln, aber er hat uns auch den Sinn für das Rechte und das Falsche eingegeben.“ Horst Poller „Die Philosophen und ihre Kerngedanken“

Meister Eckhart (1260-1328) bekräftigt es: „Gott hat die Seele auf Freiheit und Eigenständigkeit ausgerichtet, so, dass er ihr über den freien Willen hinaus nichts aufzwingen will, auch will er von ihr nichts fordern, was sie nicht will.“

Joseph Smith sagte kurz vor seiner Ermordung, 1844, und im Bewusstsein, dass heute noch namentlich bekannte Baptistenprediger zu den Hetzern gehörten: „Wenn es sich gezeigt hat, dass ich bereit war, für einen 'Mormonen' zu sterben, so erkläre ich angesichts des Himmels ohne Scheu, dass ich gleichermaßen bereit bin, zur Wahrung der Rechte eines Presbyterianers, eines Baptisten oder sonst eines guten Mannes irgendeiner anderen Glaubensgemeinschaft zu sterben. Denn das gleiche Prinzip, das die Rechte eines Heiligen der Letzten Tage mit Füßen tritt, das tritt auch die Rechte eines Katholiken oder jedes anderen Gläubigen mit Füßen, der sich unbeliebt gemacht hat und zu schwach ist, sich selbst zu verteidigen.“ Warum den Mormonen die Religionsfreiheit wichtig ist 25. FEBRUAR 2013 - Salt Lake City 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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