Ambrosius von Mailand (337 – 397)
Ambrosius operierte zeitweise und offiziell als Kaiserberater. Tatsächlich war er der Mann, der die Fäden zog. Theodosius (347-395) wollte, aber konnte nicht zeigen, dass er der Kaiser ist. Ambrosius verweist ihn im Jahr 387 lapidar: „Der Kaiser steht in der Kirche aber nicht über der Kirche!“ Damit stand zugleich fest, wer der Repräsentant der Kirche ist. Vermutlich hat Ambrosius in guter Absicht, u.a. mit seinem Verbot der Glaubensfreiheit, mit seiner Verachtung des Judentums und seiner Hetze gegen die arianischen, hilfe- und schutzsuchenden Ostgoten -, der Menschheit jenes niederdrückende Grau des Mittelalters aufgebürdet, aus dem heraus schlimmste Auswüchse hervorkamen.
Katholische Geschichtsschreibung versucht bis heute ihr Bestes, den Bischof von Mailand aus der Schusslinie zu ziehen, etwa indem einige Autoren behaupten, nicht er, Ambrosius, sondern die drei Kaiser seiner Zeit wären schuldig. Das ist unmöglich. Der Volljurist Ambrosius von Mailand, als rückhaltloser Kaiserkritiker, hätte niemals ein staatliches Edikt zugelassen, das ihm missfällt, zumal wenn es von größter Tragweite ist.
Er hat das schändliche Ungetüm initiiert, wenn nicht selbst verfasst.
Die „Deutsche Enzyklopädie“ schreibt zwar: „Das Dreikaiseredikt „Cunctos populos“ wurde am 28. Februar 380 in Thessaloniki von den römischen Kaisern Theodosius I., Gratian und Valentinian II. verabschiedet. Es beendete die nominelle Religionsfreiheit des 4. Jahrhunderts und gilt als ein wesentlicher Schritt, um das Christentum zur Staatsreligion zu machen."
Doch diese, zuerst gegen die Arianer des Reiches gerichtete, Aussage ist eine Erfindung, sie ist böse irreführend, sie kann nicht aufrecht gehalten werden, muss aus den Schulbüchern verschwinden, selbst, falls die Genannten es unter Duck verabschiedet haben sollten.
1.) Theodosius I. (347-395) war zu diesem Zeitpunkt noch kein Christ. Er wurde erst zehn Monate danach getauft.
2.) Kaiser Gratian (359-395) hatte erst wenige Wochen zuvor, 378 in Sirmium, seinem Geburtsort, sein Toleranzedikt verkündet, das allen Religionen Religionsfreiheit zusicherte, insbesondere den Arianern.
3.) Kaiser Valentinian II. (371-392) war damals, als er seine Unterschrift unter das Dekret der Intoleranz gesetzt haben soll, erst neun Jahre alt. Er hätte sich damit gegen seine von ihm hochverehrte Mutter Justina erklärt, denn sie stand lebenslänglich auf der Seite der Arianer. Mit ihr gemeinsam kämpfte Sohn Valentinian II. nach der Inkraftsetzung des Gesetzes zum Glaubenszwang verzweifelt und vergeblich gegen die Maßnahmen seines Beraters Ambrosius von Mailand.
„Als der jugendliche Kaiser Valentinian II. (der angebliche Mitverfasser von Cunctos populos) für seine Arianer, die außerhalb der Stadtgrenze gelegene basilica Porciana extra murana forderte, wurde ihm dies von Ambrosius verweigert.“ Peter Grossmann „Ägyptische Architektur“
„Justina war verärgert, weil Ambrosius (drei Jahre nach dem Tod ihres Gatten) um 379 ihre Bemühungen vereitelt (hatte) ...einen Arianer auf den (Bischofs-)Stuhl zu Sirmium zu befördern“ F-L. zu Stolberg-Stolberg „Geschichte d. Religion Jesu Christi“
Sechs Jahre später, 385, „verweigert Ambrosius Justina (der Mutter Valentinians II.) die Erfüllung ihres Wunsches den Arianern Mailands zwei Kirchen zu überlassen.“ F-L. zu Stolberg-Stolberg „Geschichte der Religion Jesu Christ
Noch „am 23.1.386 war Valentinian in Mailand und erließ ein Edikt zugunsten der Arianer.“ Portal Rheinische Geschichte. Ambrosius operierte rücksichtslos gegenüber allen die er für Häretiker hielt, für den Sieg des athanasianisch gefärbten Konstantinismus mit allen Mitteln. Sein umdüsterter Geist lässt an Saul denken, den lt. Bibelbericht ersten König Israels, er hasste David, muss ihn beseitigen. Im Sommer, 378, strömten mehr als je zuvor Goten bis an die nordöstlichen Grenzen des römischen Gebietes. Damit wurde ihre Flucht vor den gnadenlosen Hunnen zur Völkerwanderung. Sie hätte auf Europa befruchtend einwirken können, denn wo es Goten gab, gedieh, ihrer intelligenten und liberalen Grundhaltung wegen, die Kultur. Kaiser Gratian, nun 19-jährig, stand mehr denn je verunsichert da. Von allen Seiten hagelte es ungute Informationen. So manche Nacht wird der junge Mann hinauf zum Himmel geschaut haben, ob Gott ihm ein Zeichen sendet. Gott! Aber wer war dieser Gott wirklich? Der unvorstellbare des Athanasius oder der ihm liebe, angenehme des Arius? Seine Abneigung gegenüber der katholischen Religion beruhte auf Kindheitserfahrungen. Die weit gestreuten Biwakfeuer an der Reichsgrenze mahnten ihn, wie groß seine Verantwortung war. Tapfer und gegen den Wunsch seines Beraters Ambrosius, bestätigte Gratian, zu dieser Zeit, noch einmal eigensinnig sein Toleranzedikt zu Sirmium: Zur „Freiheit aller Glaubensrichtungen“. Dieser Fakt ist aus heutiger Sicht von höchster Bedeutung! Ambrosius grollte. Er bete jede Nacht für Gratian. Und der sei undankbar! Wütend, und alles auf eine Karte setzend schrieb Ambrosius nun von der Angst getrieben, die von ihm geliebte „Orthodoxie“ könnte, sang- und klanglos untergehen, für Gratian zwei Bücher („De fide“). Klipp und klar schwört er: „Die Arianer (Italiens und die Goten, G.Sk.) haben sich gegen die Kirche Gottes verschworen!“ Gunter Gottlieb „Ambrosius von Mailand und Kaiser Gratian“
Ambrosius malte, wie später die Nazis und dann die Kommunisten, Schwarz-Weiß, er entmischte nicht. Untrennbar gehörten für ihn Staat und „seine“ Kirche zusammen. Gratian suggerierte er: „der (richtige) Glaube des Herrschers (gewährleiste) mehr als die Tapferkeit seiner Soldaten den Sieg... Jesus Christus soll das römische Heer (gegen die ins Reich drängenden Goten) führen.“ ebenda
Angesichts der Tatsache, dass viele Goten sich auf den Namen Jesu Christi hatten taufen lassen, was einer Verpflichtung auf seine Lehre von der Rechtschaffenheit gleichkam, wäre er zwingend dazu verpflichtet gewesen, angemessene diplomatische Schritte einzuleiten. Schließlich wünschten die Goten nur Sicherheit für ihre Familien. Die rötlich eingefärbten Gebiete dieser Karte standen unter dem Schutz römischer Legionen. Dort und in jenseitigen Grenzgebieten wirkte der arianische Missionar Wulfila, von Eusebius von Nikomedia geweiht, unter den Goten (Visigothi) seit 341 sehr erfolgreich. Als beredter Arianer traf Wulfila bei den Goten auf erstaunliche Gemeinsamkeiten im Gottesglauben: Die arianische Gott Vater-Sohn-Beziehung entsprach in etwa der Religion der gotischen Germanen. Wulfilas Credo lautete nämlich, (e n t g e g e n den Aussagen einiger, die Arius unterstellen, er leugne die Gottheit Christi): „Jesus ist der „filius unigenitus, Dominus et noster... wir glauben an Gott den Vater und an seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn und G o t t, Werkmeister und Bildner der gesamten Kreatur, der seinesgleichen nicht hat.“ Gert Haendler „Die Rolle des Papsttums in der Kirchengeschichte bis 1200“
Damit fand er schnell Eingang in das religiöse Leben der frühen Deutschen. Innerhalb von zwei Generationen durch-querten sie zwischen 376 und 418 das halbe Römische Reich, bis einige ihrer Gruppen, schließlich in den Westprovinzen (Spanien) sesshaft wurden. Seit etwa 270 lebten einige ostgotische Stämme nördlich der Donaugrenze. Ein Blick auf die Lage der Provinz Moesia in Europa zeigt, dass Ambrosius Überlegungen in gewisser Weise sogar verständlich waren, denn niemand wusste, wie viele Goten es gab. Die ungefähre Route des Zuges der Visigothen/ Westgoten. – was sie begehrten und was bei alledem herauskommen könnte.
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Würden sie dem Papsttum den völligen Garaus bereiten, falls aus dem weiten Norden immer mehr schutzsuchende Goten ins Reich drängten und mit ihnen der glaubens- und charakterstärkende Arianismus? Am Rande muss noch einmal betont werden, dass man zwischen dem damaligen Arianismus und dem zu Unrecht verfemten „Mormonismus“ ein Gleichheitszeichen setzen sollte. Und sie kamen, vor den Hunnen flüchtend, in Massen – was Kaiser Valens hin und her riss. „Mit Kähnen kamen sie über die Donau... die Goten sollten (allerdings) für ihre Aufnahme ins Reich bezahlen, zu viel, (was sie nicht leisten konnten). So nahmen die (römischen) Kommandeure die Kinder der Goten… Darüber kam es (im August 378) zum Kampf ... und in der Schlacht bei Adrianopel, in der Kaiser Valens fiel, siegten die Goten ...“ Leopold von Ranke „Werk und Nachlass“
Die ungefähre Route der Goten
Der Tod Kaiser Valens, (der Bruder Valentinians I., der drei Jahre zuvor im Kampf gegen die persischen Sassaniden fiel, oder an einer Infektionskrankheit starb) kam den Nicänern gelegen, denn Valens war Arianer. Athanasius und Ambrosius hatten ihn attackiert, wo sie konnten. Eben weil er tolerant dachte, durften sie sich das erlauben. Nun hatten sie es nur noch mit Gratian zu tun, den Wankelmütigen, der Ambrosius Weitsicht gleichzeitig schätzte, überschätzte, aber auch anzweifelte. Den jungen Kaiser plagte das Gewissen. Er wünschte, mit den Goten Frieden zu schließen. Aber Ambrosius sagte erneut sein lautes Nein! Er war Gratian an innerer Autorität und Entschlossenheit haushoch überlegen. Ambrosius behauptete, im Stil und Sinn des Athanasius, die Goten seien Gottesfeinde. Wörtlich: „Sie sind ‚christusfeindlich’ eingestellt.“ Völlig im Fahrwasser der Schriften des Athanasius und des Epiphanius von Salamis, stemmte Ambrosius sich mit seiner kompletten Negativ-Ideologie gegen eine friedliche Lösung des Problems. Er wünschte nicht zu denken, dass die bekehrten Goten seine Brüder in Christus waren. Hartherzig und folgenschwer vertrat er Konstantins durch und durch unehrliches, dummes doch bis heute immer noch behauptetes Kriterium: Wer nicht nicänisch glaubt, ist kein Christ! Das wenigstens wusste Ambrosius: Für die Goten ging es um Tod oder Leben. Seitdem die Asiaten den Reflexbogen als Waffe erfunden hatten, war ihnen kein europäisches Heer mehr gewachsen. Gratian ließ sich, gelegentlich biegsam wie ein junger Weidenspross, gegen seine innere Überzeugung herbei, im Sinne seines Beraters zu handeln. Jedenfalls heißt es offiziell: Fortan „wies er die Arianer ab und folgte Ambrosius.“ Ambrosius hatte dabei als entscheidende Autorität die Bibel aufgerufen: „Der Kaiser soll, gerüstet mit dem Schwert des Glaubens, dem Sieg entgegen ziehen... Der Krieg gegen die Goten und der Sieg über sie seien von Hesekiel geweissagt worden. Die Goten sind Gog, von denen der Prophet (Hesekiel) schreibt, dass er mit Gottes Hilfe vernichtet werde. Es ist nicht zweifelhaft, dass die ‚catholici’, welche die Strafe für den Unglauben anderer ertragen haben, bei Gratian Hilfe für den rechten Glauben finden. Der Glaube an Gott und die Treue zum imperium Romanum können nicht voneinander geschieden werden... (die Goten) die ‚Häretiker’ sind die ‚Anti-Christi’; diese Häresie sammelt ihr Gift aus allen anderen Häresien.“ Ambrosius mahnt den Kaiser, er müsse „daran denken, die Siegeszeichen aufzurichten...“ So wollte er „den Kaiser für seine kirchenpolitischen Ziele gewinnen und den Gegnern (des Nicänums) den Kampf ansagen.“ Gunter Gottlieb „Ambrosius von Mailand und Kaiser Gratian“ Das war die Sprache des Epiphanius. Schlimmer, das wurde die Sprache der Nationalsozialisten und der Stalinkommunisten. Die Nicäner und die in ihrem Interesse kämpfenden Legionen sollten die Siegeszeichen (Konstantins?) aufrichten! Gratian hätte in seiner ursprünglich toleranten Gesinnung festbleiben sollen. Das wäre für das kriegsmüde Volk dies- und jenseits der römischen Grenzen der bessere Weg gewesen. Denn der Staat hat sich (erst recht nach Jesu Worten: „Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist und Gott was Gottes ist“) aus innerkirchlichen Angelegenheiten herauszuhalten, wie die Kirche aus den machtpolitischen Anliegen des Staates. Sonst handeln auch die Menschen, die in seiner Nachfolge stehen, eher aus Klugheit und Berechnung, und nicht aus innerer Überzeugung. Erst die konsequente, aktive Umsetzung dessen, was man, nach angemessen langer und redlicher Suche, als wahr und richtig erkannt hat, macht den von Gott geliebten Menschen aus – selbst, wenn er irrt! Sonderbar: es geht uns zwar alle an, aber nicht alle sind daran interessiert, auf das gute Innerste ihres eigenen Wesens vorzudringen, um es herrschen zu lassen. Gratian und seine Generäle befolgten Ambrosius Befehle, hatten die „Siegeszeichen“ aufgerichtet ... und verloren dennoch. Ambrosius hatte die Legionen in die Kämpfe hinein gehetzt: Er sprach „mit Gewissheit von den zu erwartenden Erfolgen des Kaisers gegen die Goten…“ und von den „Strafen, welche die Gegner des Glaubens und des römischen Imperiums treffen werden... Entgegen den Prophezeiungen des Ambrosius „bot das römische Heer keinen Widerstand mehr... Überall zogen die Goten ... durch das Land…, bis an die Grenze Italiens herrschten sie nach Belieben.“ Gunter Gottlieb „Ambrosius von Mailand und Kaiser Gratian“
Alles wankte, Ambrosius stand. Noch blieb ihm Italien. Wie ein leichtfertiger Kaiser zog er nicht die Konsequenzen, sondern vermochte es, mit diesen Niederlagen zu leben. Er konnte seine persönliche Macht sogar noch festigen, weil die Goten mit dem Erreichten wider Erwarten zufrieden waren und ihren Arianismus n i r g e n d w o mit Gewalt durchsetzten!
Ambrosius vermochte es gar, kurz vor Gratians Tod (383) noch einmal aufzutrumpfen: Jetzt erst kommt er und fährt starkes Geschütz auf: Er initiiert das „Dreikaiseredikt“ - Cunctos populos -. „Alle Völker, über die wir ein mildes, gnädiges Regiment führen, sollen (müssen) das ist unser Wille, (- der Wille des Kaiserkindes Valentinian der stets zu seiner arianischen Mutter hielt, der Wille des toleranten Gratian -?) die Religion annehmen die der göttliche Apostel Petrus den Römern gepredigt hat, und der wie wir sehen werden, auch Bischof Damasus von Rom sich anschließt... wer diese Gesetz befolgt soll den Namen eines katholischen Christen führen, die andern aber... sollen die Schmach ... tragen, ihre Versammlungshäuser dürfen nicht Kirchen genannt werden; sie selbst aber unterliegen der göttlichen Strafe...“
Es sollte sich effektiv als Todesurteil für zahllose Menschen auswirken. Das so etablierte Diktat einer völlig veränderten Kirche über diejenigen die sich bemühten näher am Original zu bleiben, sollte denn auch länger als eintausend Jahre die Menschen West- und Südeuropas gängeln. Allein, dass der unselige Gesetzestext einen Bezug zu Damasus als Vorbild herstellt, erregte Aufmerksamkeit und den Protest derer die weitersehen konnten. So hatte Bischof Damasus dieser päpstliche Gewalttäter bereits 366 gedacht: „ihre Versammlungshäuser dürfen nicht Kirchen genannt werden; sie selbst aber unterliegen der göttlichen Strafe...“ Sehr hat Damasus die ungöttliche Strafe erteilt, mit Äxten in der Hand von Totschlägern, die zu seiner Privatarmee gehörten. Wahrscheinlich erscheint es nicht nur dem Humanisten zwingend, zu fragen von wessen Gottes Strafe hier die Rede ist. Das einzige ‚strafwürdige’ Verbrechen, das die so Bedrohten zu behaupten wagten, war, buchstäblich zu glauben, dass Jesus immer noch zur Rechten des Vaters sitzt, von Gestalt wie ein Mensch. Sowohl das Athanasianum wie Cunctos Populos ebneten auf diese Weise den Weg zu einer Falle für alle, auch der treuesten Katholiken, denen die Freude genommen wurde, selbst die Wahrheit herauszufinden. Diesen Ungeist der Bevormundung, konnten selbst die Reformatoren noch nicht überwinden. Sogar ein Johannes Calvin blieb diesem diktatorischen Trachten verhaftet. Einige Reformatoren übernahmen einfach das Unrechtsgesetz von 380: sie beharrten auf der Ambrosius- Gelasius- und Bonifaciuslinie: die Kirche habe den Staat zu regieren. Ambrosius unterwirft sie sich ausnahmslos (und damit der Kirche) indem ausgerechnet er, so gut wie unwidersprochen, hinaustrompetet: „der Kaiser ist ein demütiger Sünder vor Gott.“ Alexander Demandt „Diokletian und die Tetrarchie“ – „Aspekte einer Zeitenwende“
Ambrosius lügt, indem er die Wahrheit sagt. Ambrosius schiebt den Namen Gott vor, wo er die Kirche meint, die seine ist. Das erklärt sich aus seinem Charakter. Und so denkt Johannes Calvin, eiskalt wie der große Kaiserberater des ausgehenden 4. Jahrhunderts. Auch Calvins Executive mischte sich in alles ein: „Wo die Calvinisten in der Mehrheit waren... regierte die Kirche weitgehend den Staat. Durch die vom Konsistorium ausgeübte strenge Aufsicht über die Sittlichkeit wurde das Leben der Gemeindemitglieder einer äußerst starken Kontrolle unterworfen. Die Ältesten hatten das Recht auf ungehinderten Eintritt in jedes Haus zu jeder Zeit. Das bedeutete praktisch: keine Tür durfte verschlossen werden, um die Ältesten nicht zu behindern. Das bedeutete auch; Vorhänge an den Fenstern hat nur nötig, der etwas zu verbergen hat...“ Günter Stemberger „2000 Jahre Christentum“
Es gibt Akademiker, meistens Theologen, die sich vorstellen, so etwa wäre es zu Zeiten Brigham Youngs bei den "Mormonen" zugegangen. Das ist ihr gutes Recht dies zu denken und zu vermuten, nur sagen dürfen sie es nicht, solange dafür Belege nicht vorliegen. Für Brigham Young stand das Toleranzgesetz der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage unverrückbar obenan. Wer Zwang über Seelen ausübt, verliert seine Priestertumslegitimationen. Das hatte er von Joseph Smith gelernt. Lehre und Bündnisse 121
Ambrosius trägt Mitschuld, an vielen aufgedeckten Kapitalverbrechen, einschließlich des Holokaust. In Christenreihen ist er jedoch wahrscheinlich nicht der erste Hasser des Judentums, aber der bis dahin Wirkungsvollste. „Im Jahr 387 zündeten Christen in Rom eine jüdische Synagoge an. Ein Jahr später geschah in Kallinikum am Euphrat mit Zustimmung des dortigen Bischofs dasselbe. (Kaiser) Theodosius befahl die Schuldigen zu bestrafen und die Synagoge wieder aufzubauen. Gegen diese Entscheidung wandte Ambrosius sich in einem langen Brief an den Kaiser. Darin solidarisierte er sich… mit dem brandstiftenden Bischof… „Ich Ambrosius erkläre, dass ich die Synagoge in Brand gesteckt (habe)… eine schwerwiegende Sache ist es, wenn du deinen Glauben um der Juden willen in Gefahr bringst… nichts ist erhabener als der Glaube“ oder mit anderen Worten: Der Kaiser steht in der Kirche aber nicht über der Kirche!“ Theodosius gibt nicht nach, daraufhin suchte Ambrosius die direkte Auseinandersetzung… (Ambrosius demütigt Theodosius öffentlich. G. Sk) Die Synagoge von Kallinikum … wurde nicht wieder aufgebaut.“ Herbert Gutschera, Geschichte der Kirchen
Ambrosius machte Hitler und Lenin vor, wie man seine Kritiker kaltstellt: Kurzerhand enteignete und entmachtete er Kaiser und Bischöfe, praktisch alle im Bereich des Imperium Romanum die den verlangten Kniefall vor seiner Vormacht oder „Rechtgläubigkeit“ verweigerten. Er führte Kaiser Konstantins Linie der Radikalität nicht nur in Glaubenssachen konsequent vor. Ambrosius öffnete den Weg von dem er meinte, er sei eine Abkürzung zur prachtvollen Entfaltung des Christentums. Den dann schnellen Tod des echten Evangeliums hat er wirklich nicht gewollt. Als Kind öffnete ich eine Mohnblütenkaspel um die Pracht der Farben eher zu sehen. Am nächsten Tag lagen die Blütenblätter erschlafft und wie tot da. Selbst der bewundernswert ehrlich katholische Historiker Ludwig Hertling SJ sagte, dass „uns aus den besten Schriften der Kirchenväter … so etwas wie kühle Luft entgegen weht.“ „… dass die (nachnicänische) Kirche jahrhundertelang ihre Reise durch „einen dunklen Tunnel fortsetzt… dass es zeitweise wie ein Sterben aussah.“ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740“
Der große amerikanische Historiker Henry Charles Lea, der von zahlreichen europäischen Universitäten hoch gelobte Gelehrte übersetzte Tausende Dokumente die er auf 2 000 Buchseiten, mit seinem dreibändigen Werk „Geschichte der Inquisition im Mittelalter“ an uns weiterreichte. Im Wesentlichen sind es schier unglaubliche Vorgänge seitens der Kirche im Umfeld und Einflussbereich des Ungeheuer-Papstes Innozenz III. (1161-1216) die, mit Leas Werk, offengelegt wurden. Zahlreiche Aktionen richteten sich infolge Ambrosius Wirken, später gegen die Urväter der erheblich später arianischen Waldenser (und Katharer, Vaudois) Zu diesen Vätern gehörten die Novatianer, … Paulikianer, Bogumilen, Goten (die Westgoten wechselten unter politischem Druck den Glauben). Sie bekannten sich treu bis in den Tod - den Fanatiker über sie brachten -zu Arius: „Das Einssein der drei Personen (Vater, Sohn Heiliger Geist) bezogen sie auf die Einheit des Willens, der Sohn ist geringer als der Vater, größer als der Heilige Geist. Der Sohn sitzt zur Rechten des Vaters...“ Döllinger, „Sektengeschichte des Mittelalters“
„PAULIKER, eine evangelisch-christliche Kirche, die sich seit dem 5. Jahrhundert über Kleinasien und Armenien ausbreitete. 1911 Encyclopædia Britannica/Paulicians
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„Die Abstammung der Katharer von den Bogumilen ist wegen der Ähnlichkeit des Lehrbegriffes auffallend... die Katharer hatten die Lehre von der Präexistenz der menschlichen Seelen vor der Bildung dieser Welt... die Katharer am Niederrhein glaubten ihre Lehren stammten aus den Zeiten der Apostel... Der Versucher der Eva erschien ihr nicht in Gestalt einer Schlange, sondern in der eines schönen Jünglings... Um uns (G.Sk) die gefangenen (in die Sterblichkeit gefallenen G.Sk. ) Engelseelen zur Erkenntnis ihrer höheren Abkunft zu bringen und ihnen die Mittel der Befreiung (Erlösung) aus der Gewalt des Bösen und der Rückkehr in ihre himmlische Heimat zu offenbaren, stieg das vollkommenste Geschöpf des gerechten Vaters der Engel Christus auf die Erde herab... Luzifer, eines der vollkommensten Geschöpfe, erzeugte zuerst durch einen freien Akt seines Willens, das Böse ... ihn ergriff die Begierde zu herrschen und diese Begierde ist die Wurzel alles Bösen... er verführte eine große Anzahl von Engeln...“ Döllinger, „Sektengeschichte des Mittelalters“
All das ist nachweislich „mormonische“ Lehre – allerdings nicht im Wortlaut. Ein Beleg dafür bietet „Köstliche Perle“ Kap 4, eine für Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, zusätzliche Heilige Schrift: „Und ich, Gott, der Herr, sprach zu Mose, nämlich: Jener Satan, dem du im Namen meines Einziggezeugten geboten hast, ist derselbe, der von Anfang an gewesen ist; und er trat vor mich und sprach: Siehe, hier bin ich, sende mich; ich will dein Sohn sein, und ich will die ganze Menschheit erlösen, dass auch nicht eine Seele verlorengeht, und gewiss werde ich es tun; darum gib mir deine Ehre. Aber siehe: Mein geliebter Sohn, der mein Geliebter und Erwählter von Anfang an war, sprach zu mir: Vater, dein Wille geschehe, und die Herrlichkeit sei dein immerdar. Darum, weil jener Satan sich gegen mich auflehnte und danach trachtete, die Entscheidungsfreiheit des Menschen zu vernichten, die ich, Gott, der Herr, ihm gegeben hatte, und weil ich ihm auch meine eigene Macht geben sollte, ließ ich ihn durch die Macht meines Einziggezeugten hinabwerfen; und er wurde der Satan, ja, nämlich der Teufel, der Vater aller Lügen, die Menschen zu täuschen und zu verblenden und sie nach seinem Willen in Gefangenschaft zu führen, ja, alle, die nicht auf meine Stimme hören wollen.“ Verse 1-4
Erst Vatikanum II vermochte es für die Zukunft der römischen Kirche wieder Religionsfreiheit zu gewähren. Dennoch behaupten gewisse Personenkreise das von Ambrosius von Mailand wenigstens gebilligte, wenn nicht von ihm initiierte Gesetz Cunctos populos, gelte immer noch „als ein wesentlicher Schritt, um das Christentum zur Staatsreligion zu machen." Aber Christentum und Gewaltanwendung schließen einander aus.
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