Donnerstag, 26. Oktober 2023

Einige Weltanschungsbeauftragte sowohl katholisch wie evangelisch kennen ihre eigene Religion nicht

 

Konstantin und der „Dreieine“, der der trinitarische Gott genannt wird

 

Anfragen bei Spitzentheologen: Ist der trinitarische Gott eine Erfindung Kaiser Konstantins? Kennt die Bibel die Trinitätslehre? Oder war es eine Neuheit, eine Häresie?

 

Mit Blick auf die Trinitätslehre antwortet A. von Harnack: Es war eine „große Neuerung die Erhebung zweier unbiblischer Ausdrücke (Vater, Sohn und Heiliger Geist sind „unius substantiae“ G.Sk.) zu Stichworten des Katholischen Glaubens. (Sie) sicherte die Eigenart dieses Glaubens... Im Grunde war nicht nur Arius abgewiesen, sondern auch Origenes... fortan musste die Kirche die Last einer ihr fremden Glaubensformel tragen. Adolf von Harnack, „Lehrbuch der Dogmengeschichte“

Prof. Hans Küng sagt. „Konstantin fügte das nachher so sehr umstrittene unbiblische Wort wesensgleich griech. Homousios lat. ‚consubstantialis ein. Die Unterordnung des Sohnes unter den einen Gott und Vater (der Gott), wie von Origenes und den Theologen der Vorzeit allgemein gelehrt, wird jetzt ersetzt durch eine wesenhafte, substantielle Gleichheit des Sohnes mit dem Vater“ Küng, „Kleine Geschichte der katholischen Kirche“

Die Bibel entfaltet keine Trinitätslehre. Es existiert kein Kapitel in der Heiligen Schrift, das dieses anscheinend wichtige Thema aufgreifen würde. Viele Kirchengemeinden, die sich allein auf die Schrift berufen, sehen dieses Dogma als einen wesentlichen Bestandteil ihrer Glaubenslehre. Wie konnte es sein, dass keiner der Apostel sich mit diesem dogmatischen Thema befasste?“ Aleksandar Vuksanović „Entwicklung der Trinitätslehre in den ersten drei Jahrhunderten“ St. Galler Studientag 2016

 

Anfragen bei Kirchenhistorikern: Wie kam es dazu, dass Unbiblisches zum christlichen Dogma wurde?

 

 „Konstantin hatte eine neue Idee von der Kirche hatte, die er verwirklichen wollte? ... nach dem i h m vorschwebenden Bild formt er… sein Reich, seine Kirche…. Eben so wenig, wie Konstantin Christus erwähnt, ist die Kirche auf Christus bezogen.“ Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald, 1954    

„Er wollte der Christus sein.“, sagt Manfred Clauss.  Bis zu seinem Tod 337 ist „das Epitheon ‚Staatsgott’ für Konstantin hinreichend bezeugt... Seit seiner Erhebung 306 „begründete Konstantin seinen Herrschaftsanspruch, mit seiner Abstammung vom Staatsgott Constantinus Chlorus (seinem Vater), den er divinisieren (vergöttlichen) und konsekrieren ließ... Konstantins Vater war Herrscher auf Erden und ist Gott im Himmel...“ (nun ist) Konstantin selbst „allerheiligster Kaiser und Gottheit... Die Soldaten glaubten, dass sie einem Gott gehorchen... Konstantin ist ein auf Erden anwesender Gott...“ Nach einer Lobrede auf ihn, die 313 gehalten wurde, 1 Jahr nach der angeblichen Kreuzesvision, heißt es: „er sei eine Gottheit die ewig auf Erden bleiben soll“ Manfred Clauss, „Kaiser und Gott“ Herrscherkult im römischen Reich G.G.Saur München-Leipzig 2001 S. 203

Als Sohn des römischen Mitkaisers Constantin Chlorus, der 306 verstarb, wuchs Konstantin    als Geisel für die Loyalität des Vaters in Nikomedia (im Nordwesten der heutigen Türkei) auf. Dort, am Kaiserhof Diokletians, erhielt er seine Prägung. Dort wurde es ihm in die Seele gelegt, er selbst könne bereits im Diesseits Gott werden:

„Der Kaiser gleiche dem Gebieter des Weltalls ... Diokletian (244-311) war der „dominus et Deus“, der Herr und Gott, der Herrgott… der praesens deus - weshalb wir uns nicht fürchten, weshalb es uns eine Ehre ist, Dir unser Leben zu Füßen zu legen – Heil dir! Deine Herrschaft ist nicht nur durch die Erdgegenden begrenzt, sondern sie reicht darüber hinaus in die Regionen ewiger Himmel... Wie der Weihrauch Deiner heiligen Priester umweben wir Dich...“ Kaiser Diokletian war während vieler Reden gar nicht anwesend, aber "…in solchem Fall hielt ein Priester das Bild des Imperators in die Höhe, denn es wurde spätestens seit dieser Zeit geglaubt, dass der Kaiser und sein Bild eins seien." Alexander Demandt „Diokletian und die Tetrarchie“ – „Aspekte einer Zeitenwende

Demandt zeigt, dass es diese Idee ist, die Athanasius um 325 aufgriff. Knochenhart schwang Athanasius sich zum Wohlgefallen Konstantins zum obersten Verfechter der Lehre vom trinitarischen Gott auf. Er verwandte in seinen Diskussionen eben diesen paganen Terminus „beide seien im Bild eins“

„Athanasius verglich die Beziehung zwischen Gottvater und Gottes Sohn mit jener zwischen dem Kaiser und seinem Bild...den Vater könne man im Sohn erblicken und die Göttlichkeit des Vaters erkenne man im Sohn... Kaiser und Bild sind eins.“  Alexander Demandt „Diokletian und die Tetrarchie“ – „Aspekte einer Zeitenwende

Konstantin war eigentlich, das muss gesagt werden, Henotheist und doch strebte er danach, seinetwegen den Monotheismus zur Staatsreligion zu machen.

Wer immer zu Konstantin als Bittsteller kam, musste sich dem Gewaltigen kriechend nähern. Jedenfalls wollte er der alleinige Gott aller Bürger seines Imperiums werden und bleiben, der HerrGott - der „dominus et Deus“ - auch der Christen

Nachdem er seinen Vater Constantin Chlorus 306 divinisierte, beabsichtigte er das, was ihm schließlich, fünf Jahre nach Nicäa, 325, gelingen sollte.

 „Es wird berichtet, dass die Kolossalstatue Constantins auf der Porphyrsäule... von Heiden und von C h r i s t e n verehrt wurde und l e t z t e r e versuchten, das Bild Konstantins ... mit Opfern gnädig zu stimmen und mit Lampenfesten und Räucherwerk zu ehren.  (Sie) b e t e t e n  i h n  w i e  e i n e n G o t t  an und leisteten Fürbitten, die vor schrecklichen Dingen Abwehr schaffen sollten... Constantin als ApolloHelios entsprach der Darstellung Christi als Sonnengott...“ Frank Kolb „Herrscherideologie in der Spätantike“


„Soldaten mit Kerzen in der Hand geleiteten die Statue Konstantins, die ihn in der Haltung und im Gewand des Sonnengottes darstellte…“ 

William Seston „Verfall des Römischen Reiches im Westen“

 

Historiker unserer Tage bestätigen den häretischen Trend: „Wenn wir die Ebene der theoretischen Erörterungen verlassen und uns den Glauben der ‚kleinen Leute’ anschauen, dann verwischen sich die Unterschiede zwischen paganer und christlicher Frömmigkeit rasch, dann erfährt Konstantin göttliche Verehrung von Anhängern der alten heidnischen wie der neuen christlichen Kulte.“  Manfred Clauss „Kaiser und Gott“, - Herrscherkult im römischen Reich


Rom widersprach nicht.  Konstantin ist seit Nicäa der „dominus et Deus“, - der Herrgott – aller und zugleich Sol invictus.


 

Wikimedia Commons: Mosaik der Vatikanischen Grotten unter dem Petersdom an der Decke, des Grabes der Julii. Darstellung Christi als Sonnengott Helios oder Sol Invictus auf seinem Streitwagen.

 

Rom hat es nie ernsthaft in Frage gestellt, wie dieses Mosaik zeigt:


Doch "ursprünglich vereint Sol Invictus mehr oder weniger die orientalischen Religionen wie den persischen Mithras und den syrischen Baal. Die Wurzel dieses nach Rom exportierten Baal lässt sich zurückverfolgen nach Emesa, mit dem Stadtgott Sol Elagabal. Sol Invictus ist bereits unter Vespasian geläufig. Er stellte ihm zu Ehren schon im Jahre 75 eine Kolossalstatue auf, seit Commodus trägt jeder Kaiser den Titel Invictus."  www.  Uni- Protokolle

  „Konstantin... (ließ sich) nach seiner angeblichen Vision in einem Apollotempel mit einer Prophezeiung, die ihm 30 Jahre Kaisertum vorhersagte, fortan auf Münzen mit dem Sonnengott darstellen, dem Sol Invictus, der mit Apoll identifiziert wurde, und der Konstantin eine neue sakrale Herrschaftslegitimation lieferte. Er stellte sich Gott gleich und übernahm dessen Unbesiegbarkeit für sich selbst...“  Bettina von Engel: „Konstantin und seine Familie in Trier“

Die andere Seite, einige wenige, aber sich unentwegt aufblasende Christen kamen ihm um 320 entgegen.

Man kann ungefähr rekonstruieren, was sich vor dem nicänischen Konzil bereits 318 zu Alexandria ereignete:

Die Umstände brachten es mit sich, dass damals die beiden potentiellen Kontrahenten, Athanasius, zu dieser Zeit 22-jährig, und Arius, um die 60, im Priesterschaftskollegium einer nicht näher bekannten Gemeinde der großen Hafenstadt Alexandria beieinandersaßen, und heftig aneinandergerieten.

Zu Tisch präsidierte Bischof Alexander. Arius, einer der Gäste, hatte schon gehört, dass der hitzköpfige kleingewachsene, dunkelhäutige Diakon Athanasius hoch hinauswollte. Bis der sich einmischte, herrschte überwiegend ein Geist der Offenherzigkeit, der auch querschlagende Reden und Ideen zuließ. Dann allerdings brachte jemand in dieser Runde, wahrscheinlich ein Katechet, die Frage auf: Wie ist Gott?

Hat er ein Antlitz und menschliche Gestalt?

Oder ist er ein unfassliches Lichtwesen, ein gestaltloser, all-gegenwärtiger Geist? 

Bischof Alexander, vom Gemüt her eher ein Grobian und schon kränklich, der sich im Fall von Meinungsverschiedenheiten nur schwer beherrschen konnte, hielt das Letzte für eine ausgemachte Grundwahrheit. Es stünde doch geschrieben: „Gott ist Geist“. So hieß es im Johannes Evangelium. Damit war für ihn das letzte Wort gesprochen. Doch Arius konnte und wollte solchen Kurzschluss nicht akzeptieren.  Wahrscheinlich dachte er „mormonisch“: Auch  „...der Mensch ist Geist...“ Kanon der Kirche Jesu Christi der HLT: „Lehre und Bündnisse“ Abschnitt 93: 28-34

Er ist ewiger Geist und befindet sich in einem sterblichen Leib. Diese Definition, die Joseph Smith, der erste Prophet und Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, hier verwendet, trifft das Wesentliche. (Erstaunlicherweise bestätigen Menschen mit Nahtoderfahrungen dies.)

Die Mehrheit der an jenem Tag versammelten Ältesten, Priester und Diakone die fast ausschließlich im Berufsleben ihren Mann standen,-stimmten Arius zu, der sagte: Ich glaube, dass der allein wahre Gott, wie wir aussieht, wurden wir doch nach seinem Ebenbild erschaffen.

Er ist ein anderer als sein Sohn.

Athanasius vertrat indessen vehement die Auffassung seines Bischofs Alexander: „Jesus und der Vater sind e i n Gott, sie sind völlig Geist, gestaltlos, allgegenwärtig“

Während Arius erwiderte: „Vater, Sohn und Heiliger Geist sind drei verschiedene Götter, sie bilden eine Gottheit, eins im Willen, jeder mit eigenem Gesicht, der Sohn dem Vater nachgeordnet.“

Dabei berief er sich auf Origenes.

Arius solle sich schuldig fühlen, weil er sich herausnahm den Sohn als „nachgeordnet“ - untergeordnet - zu betrachten. Das sei ein Skandal!

An dieser Stelle irre Origenes sich!

Bemerkenswert: Athanasius weist Origenes nicht ab, im Gegenteil!

Er zitiert ihn, er argumentiert mit seinen Aussagen, doch er zielt daneben, weiß anscheinend nicht um die Hauptlinie des großen Bewahrers, die klar gezeichnet vorliegt: „Rangältester von allen Geschöpfen ist der ewig aus dem Willen des Vaters gezeugte Sohn Gottes. Er ist dem Vater nur „gleich“ im Sinne von ähnlich...  der Sohn ist das Abbild (Kolosser 1: 15) geringer als Gott selbst (Joh. 14: 28) an dessen Gottheit er nur Teil hat und dem er als der“ zweite Gott“ in jeder Hinsicht subordiniert ist... der Logos, die „Erlösung“... als Logos das Organ der weiteren Schöpfertätigkeit ...d.h. „Der Sohn ist dem Vater nachgeordnet, er ist dem Vater nur ähnlich, er ist eine andere Person.“  „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft 3. völlig neu bearbeitete Auflage Vierter Band Kop-O

Später, nach Nicäa stellten sich immer mehr willfährige Theologen auf die Sichtweise Konstantins ein. Sie setzten a priori: Ein feierlich abgehaltenes Konzil könne nicht irren: Folglich liege Origenes schief.

Es ist kaum zu glauben, so denken fast alle großkirchlichen Theologen!

Arius lehnte es ab sich der Meinung des jungen Mannes anzuschließen. Ob er wohl schon ahnte, dass es, wegen dieser unterschiedlichen Glaubensweise, zu einer Spaltung der Kirche kommen würde? Dennoch durfte er seine Überzeugung nicht preisgeben, dass da zwei, sogar drei ewigheilige Götter existierten, denn dieses Glaubens waren nahezu alle Christen seiner Zeit.

Der Märtyrer Stephanus habe doch in der Minute seines Todes bekanntlich eine Vision erlebt und danach ausgerufen, er sähe Jesus sitzend zur Rechten des Vaters, mitthronend, während die Pharisäer ihn gerade dieses Bildes und Glaubens wegen steinigten.

Dieser Zeitpunkt war es.

Worte flogen hin und her. Irgendwann fallen von den Lippen Bischof Alexanders die welt-historisch bedeutenden Worte: „Dem Arius muss man Widerstand leisten bis aufs BlutPfarrer Ernst Ferdinand Klein, „Zeitbilder aus der Kirchengeschichte“    

Verwickelt in den Streit waren Gemeinden Palästinas, Ägyptens und stadtrömische Bischöfe! Der Kaiser sah seine Chance.

 

Montag, 23. Oktober 2023

"Für diejenigen, denen an der historischen Wahrheit mehr gelegen ist, als an liebgewonnenen Traditionen" (1) by Gerd Skibbe 2023



Bedauerlicherweise lehnen es viele ab zuzugeben, dass „Mormonismus“ im Ganzen dem Gebilde der Urgemeinde auffallend ähnelt oder sogar entspricht. 

Das  aber ist es, was auf der Hand liegt. Das sogenannte Mormonentum ist die restaurierte Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Sie ist das Spiegelbild der damaligen „Gemeinde der Heiligen der Letzten Tage“, wie ihr Kern (der Montanismus) noch um das Jahr 156 genannt wurde. Friedrich Loofs, Dogmengeschichte, Halle Saale-Verlag 1950 

Auch Kirchenvater Tertullian war um 207 Montanist. Das zeigen seine Schriften „gegen Praxeas“, sein Polytheismus und seine  anderen Bekenntnisse. 

Das wird im Folgenden belegt.

Mönche und andere im nachkonstantinischen Mainstream operierende Schriftkundige gaben sich große Mühe, rückwirkend, alles zu eliminieren, was der jeweiligen Führungsspitze der „katholischen Kirche“ missfiel und ihrem Machtanspruch widersprach. Offensichtlich ist das der Fall bei Origenes (185-254). 

Viele Forschungsergebnisse international anerkannter Historiker und Theologen liefern dankenswerterweise ein immer deutlicheres Bild von der Kirche des Jahres 200, ihren Lehren und Strukturen. 

Nicht nur deshalb ist ein schnelles Abwinken unserer Kritiker fehl am Platz. Auch der Tadel an der Praxis der Mehrehe in der Frühzeit der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, ist kaum berechtigt: denn zunächst gilt das Bibelwort: „Gott ist derselbe, heute gestern und ewiglich.“ Einheitsübersetzung 

Es gäbe Israel, SEIN Bundesvolk nicht, hätte Gott das Prinzip „Patriarchalische Mehrehe“ missbilligt. Auch Samuel, der zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des Alten Testaments gehört, war Kind einer Mehrehe. 

„Tertullian hebt hervor, dass die Katholiken das Gesetz der Monogamie nicht auf alle Christen ausdehnten, … dass man Bigamie in den Ämtern duldete, obwohl ... dies nach der Ordination an den Tag gekommen war… Hippolyt berichtet ausdrücklich, zu seiner Zeit, also wohl mit seiner Billigung seien Bischöfe, Priester und Diakonen, auch wenn sie mehre Male (polygam) geheiratet hätten, in ihre betreffenden Ämter eingesetzt worden.“ Langen “Die römische Kirche” 1881, im Internet vollständig abrufbar 

Der katholische Lehrbeauftragte am Institut für Philosophie der Universität Augsburg Dr. Ludwig Neidhardt verweist auf 1. Kor 7: 29 „die Zeit ist knapp bemessen, künftig sollen diejenigen, die Frauen haben, so sein wie diejenigen, die keine haben“ der Ausdruck „Frauen haben“ (statt „eine Frau haben“) dürfte andeuten, dass damals Polygamie noch im Rahmen des Denkbaren lag.“ „Ehescheidung in der Schrift und in der katholischen Theologie “ 

Alles war damals, in den ersten drei Jahrhunderten, in Christenreihen anders. Beispielsweise erfolgte der Dienst an der Gemeinde grundsätzlich ehrenamtlich. "Noch im beginnenden „dritten Jahrhundert tadelte Bischof Hippolyt von Rom die schismatische Gemeinde der Theodotianer in Rom, die ihrem Bischof ein monatliches Gehalt zahlte. Das sei eine gräuliche Neuerung...“ Jungklaus, „Full Text of „die Gemeinde Hippolyts...“ 

Obwohl die „Mormonen“- Gemeinden jeweils nicht selten mehrere hundert aktive Mitglieder umfassen, ist es dort, wie in der alten Kirche, ebenso, jedes Amt wird ehrenamtlich besetzt, immer mit dem Ziel, möglichst jedem Gemeindemitglied eine Aufgabe zuzuweisen. Je weiter wir jedoch ins Mittelalter blicken umso deutlicher ist der Trend dem entgegengesetzt, die Laien hatten nicht mehr mitzureden und Messen wurden an Altären „gelesen“ oder zelebriert, auch wenn niemand außer dem Priester und seinen Ministranten zugegen war. Aber Altäre in Gemeinderäumen gab es vor Konstantin nicht. 

„Er selbst hat … den Platz (seiner letzten Ruhestätte) ausersehen...Konstantin hatte vorgesehen, dass der Wert der Gebete, die hier zu Ehren der Apostel gesprochen würden, auch ihm zugutekommen. Deshalb ordnete er an, hier Kirche zu halten, und er stellte einen Altar mitten hinein..." ) Hermann Dörries „Das Selbstzeugnis Kaiser Konstantins"

„Bis ins 3. Jahrhundert gab es im Christentum keinen Altar.“ BertelsmannUniversal-Lexikon 

„Es geht um das Sitzen um den Tisch. Wobei wieder deutlich wird, dass es in einer christlichen Kirche eigentlich keinen Altar geben kann, sondern nur einen Abendmahlstisch.“ K-P. Hertzsch, Evangelisches „Theologisches Lexikon", Union –Verlag, Berlin, 1977 

Buchstäblich alles wurde im Verlaufe der Zeit geändert, auch die Strukturen: „… Der Bischof leitet die Gemeinde. An seiner Seite hat er zwei Ratgeber.“ Jungklaus, „Full Text of „die Gemeinde Hippolyts..“ 

In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist es so. Nur in ihren Reihen und in der originalen Kirche gab und gibt es – oft verspottet – zwei Priestertümer, dass Aaronische und das Melchizedekische, wie im Hebräerbrief 7: 11-17 beschrieben. In der Urkirche "bestimmte": „der Bischof den in der Gemeinde zum Presbyter, der sich nach seiner Ansicht für dies Amt eignete, und der ihm gefiel oder dem sein Märtyrertum von vornherein diese Würde verlieh... Bei der Ordination von Diakonen durch den Bischof verspricht dieser, wenn der Diakon tadellos gedient hat, kann er später „das erhöhte Priestertum" empfangen...“ Jungklaus, „Full Text of „die Gemeinde Hippolyts...“ 

Wie in der „Mormonen“-kirche konnte damals jeder würdige Mann ab 12 bzw 13 Jahren das Priestertum empfangen. Erst die durch Konstantin erfolgte „Privilegierung der Kleriker führte... unmittelbar zur Beschränkung des Zugangs zum Priestertum.“ Ebenda. 

Forschern der Kirchengeschichte des 4. Jahrhunderts ist bewusst, dass „Konstantin eine neue Idee von der Kirche hatte, die er verwirklichen wollte ... nach dem i h m vorschwebenden Bild formt er… sein Reich, seine Kirche…“ Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald, 1954 

Einmal eingegriffen, setzten sie sie die Eingriffe fort. Mit dem beginnenden 6. Jahrhundert kam liturgische Kleidung auf. „Vor dem Konzil zu Narbonne 589 trug kein christlicher Priester ein liturgisches Gewand.“ L. Hertling „Geschichte der katholischen Kirche vor 1740“ Kreuze in kirchlichen Räumen gab es erst im 5. Jahrhundert. „... im Jahr 431 (wurde) das Kreuz als zentrales christliches Symbol beim Konzil von Ephesus eingeführt.“ Der "Evangelische Kirchenbote..." u.a

Die Taufe kleiner Kinder wurde um 530 auf druckvolle Weisung Kaiser Justinians praktiziert. „Nach Tertullian „(vgl. de bapt.18) ist (die Taufe) bis dahin (um 200) keine Taufe von Säuglingen, sondern von reiferen Kindern oder Erwachsenen durch Untertauchung). In der Frühzeit wurden nur Erwachsene getauft“ Anton Grabner-Haider-Maier „Kulturgeschichte des frühen Christentums“ 

Am Schwerwiegendsten für die Balance der Theologie erwies sich die Verfluchung des sogenannten „Origenismus“ 543, durch Justinian 

Auch wenn es viele nicht zugeben wollen: Origenes wurde ungerechtfertigt exkommuniziert. Johann J. Ignaz von Döllinger betont: „In einem Brief an Paula (heißt es), Origenes sei nicht wegen neuer Lehren oder häretischer Meinungen... verurteilt worden, sondern weil man den Glanz seiner Beredsamkeit und Wissenschaft nicht habe ertragen können.“ „Hippolytus und Kallistus“ 1854 

„Eine ganze Generation von Theologen ist ... durch seine Schule gegangen... mehrfach holte man Origenes zur Widerlegung von Häretikern, die sich seinen Argumenten meistens beugten...“ Franz Schupp „Geschichte der Philosophie“ 

Hertling SJ bekräftigt: „Origenes hatte niemals die Absicht, von der Lehre der Kirche abzuweichen!“ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740“ 

Das zu konstatieren ist wichtig, denn die bedeutendsten Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gleichen denen die Origenes lehrte. Darunter sind die vom vorirdischen Dasein aller Heutemenschen, oder die von der Möglichkeit der „Vergottung“ jedermanns, vorausgesetzt er hält die im Neuen Testament niedergeschriebenen Gebote Christi. Hier wie da wurde festgeschrieben, dass Gewalt und Christentum einander ausschließen, dass die 7-Tage-Schöpfung in 7 Weltperioden erfolgte. Die überlieferte und von Origenes verkündete und im „Mormonismus“ klar angesiedelte „Gnadenlehre ist synergistisch. Zwar sind alle Geschöpfe ganz auf Gott angewiesen, eigene Anstrengungen werden durch seine Gnade weit überwogen. Aber die Vorsehung hat alle Regungen des freien Willens von Ewigkeit her vorausgesehen und eingeplant, und sie werden gerecht vergolten.“ Handwörterbuches für Theologie und Religionswissenschaft“, dritte, völlig neu bearbeitete Auflage, 4. Band Kop-O, Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960 S. 1692 – 1702 

Mit eben dieser Rede wird, wie ich meine, die Forderung der Vernunft befriedigt. Joseph Smith präzisierte: "Wahrlich (der allmächtige Gott, Schöpfers Himmel und der Erde) sagt: Die Menschen sollen sich voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus ihrem eigenen, freien Willen tun und viel Rechtschaffenheit zustande bringen; denn die Macht ist in ihnen, wodurch sie für sich selbst handeln können. „Wenn die Menschen Gutes tun, werden sie ihres Lohnes keineswegs verlustig gehen.“ " Lehre und Bündnisse 58:27 Dennoch sind Stimmen selten, wie die Richard J. Mouws, des Präsidenten des einflussreichen neoevangelikalen Fuller Theological Seminary, Pasadena, Kalifornien. Er legte auf CNN Belief Blog seine Auffassungen über den Dialog zwischen Mormonen und Evangelikalen dar, in welchem er eine Schlüsselrolle spielt: „Seit nunmehr 12 Jahren findet ein Dialog zumeist hinter verschlossenen Türen zwischen etwa ein Dutzend Evangelikaler und einer gleichen Anzahl von Mormonen statt. Der Mormone Professor Robert Millet von der Brigham Young University, einer Universität der Mormonen, ist der wichtigste Vertreter der Mormonen in diesem Dialog.“ Mouw kommt zu dem Schluss: „Wir Evangelikale und unsere mormonischen Gesprächspartner stimmen in einigen wichtigen theologischen Fragen nicht überein. Aber wir haben auch erkannt, dass wir in einigen Dingen gar nicht so weit auseinanderliegen, wie wir dachten.“ Was aus Sicht Mows die Mormonen von Sekten unterscheidet, ist ihre Bereitschaft zum Dialog. Dass Mormonen an ihrer Brigham Young University Kurse über Weltreligionen anbieten sowie Dozenten beschäftigt, die Studienabschlüsse an renommierten Universitäten erlangten, ist für Mouw ein Indiz, dass Mormonen keine klassische Sekte sind wie etwa die Christliche Wissenschaft oder die Zeugen Jehova.“

Mormonismus wirft Licht auf die Bibel und deinen Lebensweg, denn er ermahnt und ehrt das Wort Christi: "Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist es der mich liebt..." Johannes 14: 11 !" 



Freitag, 20. Oktober 2023

An einen Schreiber der Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen e.V. (AG WELT e.V.)

 

Lieber Herr Martin Borst,

 

diesen Brief werde ich veröffentlichen. Ihre Attacken und Anklagen sind schwerwiegend, und manchmal durchaus nicht redlich.

Sie schreiben und fordern korrekt:

»Prüfet aber alles, und das Gute behaltet.« 1. Thessalonicher 5, 21

Erste Frage:

Haben Sie, sowie die anderen Verfasser von Schriften gegen die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage das Buch Mormon Seite für Seite geprüft? So wie ich es tat, 10 Mal.

Sie schreiben: Ihre Kirche sagt: Wir glauben an die Bibel, soweit sie richtig übersetzt ist….

Jegliche Kritik der Mormonenkirche an der Bibel ist absolut gegenstandslos. Für Ihre Kirche ist sie allerdings notwendig, um ihre Lehre zu rechtfertigen.

 

Zweite Frage: Womit belegen sie das?

Hat der Verfasser, Herr Martin Borst, jemals auch nur eine einzige Stelle gelesen die als Joseph-Smith-Übersetzung ausgewiesen wurde?

Hier nur zwei Beispiele dafür, dass Joseph Smiths Version die Bibel glaubhafter macht, aber sie keineswegs in Frage stellt:

A)    Im Hebräerbrief steht geschrieben:  „Er (Melchizedek) ist ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlecht und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens: er ist aber verglichen dem Sohn Gottes und bleibt Priester in Ewigkeit. 7.3 Lutherbibel 1912

Joseph Smith übersetzte“For this Melchizedek was ordained a priest after the order of the Son of God, which order was without father, without mother, without descent, having neither beginning of days, nor end of life. And all those who are ordained unto this priesthood are made like unto the Son of God, abiding a priest continually.”

Nicht Melchizedek als Person, sondern das nach ihm benannte Priestertum nach der Ordnung des Sohnes Gottes, hatte weder Vater noch Mutter. Dieses Priestertum hatte weder einen Beginn noch ein Ende... . Und alle, die zu diesem Priestertum ordiniert sind, werden dem Sohn Gottes gleich gemacht und bleiben beständig Priester.“

Selbst einem Unbelesenen fällt sofort auf, dass diese Interpretation des Joseph Smith die erwähnten Verse verständlicher macht.

B)    Ein weitaus bedeutenderes Beispiel bietet diese Auslegung eines markanten Bibelverses des 16. Matthäusevangeliums: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“   Es ist anmaßend, ein offensichtliches Wortspiel derart auszubeuten, das ausgerechnet der Stuhl zu Rom der heiligste und wichtigste war. Diese Argumentation kommt von Damasus, der um 366 allen Ernstes vertrat, Petrus sei der Felsen auf den der Herr sein Reich errichtet, obwohl zu Tage lag, dass Petrus (Kephas) zwar Felsen bedeutete, doch der Sinn liegt tiefer: Petrus erlangte seine „Felsenfestigkeit“, weil ihm von Gott offenbart wurde: Jesus ist der Gesalbte Gottes. Jesus ist der Felsen.

Dritte Frage: Was berechtigt den Verfasser der „Anti-Mormonen“schrift:

Ein Wort an Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ 

auf Joseph Smith und seine Nachfolger den folgenden Vers anzuwenden:

»Sehet euch vor, vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.«.

Sie schreiben: Die Bibel sagt hier und auch an anderen Stellen, dass wir uns auf gar keinen Fall auf Menschen verlassen dürfen. Das ist absolut korrekt.  Denn die Behauptungen des Menschen Martin Borst halten einer Überprüfung nicht stand, wie etwa diese niedergeschriebene:

DIe Zeugen (für das Buch Mormon) sind unglaubwürdig. Bei den angeblichen Zeugen liegt vieles im Dunkeln. Forscht man nach, stößt man auf Lügen, Betrug, Diebstahl, zweifelhafte Machenschaften. Martin Harris, Oliver Cowdery und David Whitmer gaben später zu, dass sie die Platten nie gesehen hätten.

 

Wo, Herr Borst steht das geschrieben?

Sie sagen, „David Whitmer trat, nachdem er wegen Betruges und Diebstahls angeklagt worden war, aus der Mormonenkirche aus“. Das ist nur die halbe Wahrheit, denn sie verschweigen, dass die Vokabeln „Betrug und Diebstahl“ seitens Withmers niemals auf das Buch Mormon bezogen!

Das nennt man Irrführung der Öffentlichkeit.

Im deutschen Recht führt der Tatbestand der Täuschung zu Rechtsfolgen für den Täuschenden.

Dieses Dokument, 50 Jahre nach dem Kirchenaustritt Withmers veröffentlicht, (auch im Internet abrufbar) überführt Sie.


AN ADDRESS TO ALL BELIEVERS IN CHRIST

By A Witness to the Divine Authenticity of the Book of Mormon

David Whitmer
Richmond, Missouri
1887

 

PART FIRST

CHAPTER I

Dear Reader:

Part first of this pamphlet is a brief address to those who have not read the Book of Mormon, and who are not conversant with the denominations that believe in that book.

Part second is an address to all believers in the Book of Mormon. There are three distinct denominations that believe the Book of Mormon to be the Word of God:

First: The Church of Christ.

Second: The Reorganized Church of Jesus Christ of Latter Day Saints.

Third: The Church of Jesus Christ of Latter Day Saints.

The last named is the church in Salt Lake City; they believe in the doctrine of polygamy, while the two first named churches do not believe in that doctrine. I am an elder in "the Church of Christ." We believe in the doctrine of Christ as it is taught in the New Testament and the Book of Mormon, the same gospel being taught in both these books. The Bible being the sacred record of the Jews who inhabited the eastern continent; the Book of Mormon being the sacred record of the Nephites (descendants of Joseph, the son of Jacob), who inhabited the western continent, or this land of America….

Übersetzt:

Eine Ansprache an alle Christgläubigen

Von einem Zeugen der göttlichen Authentizität des Buches Mormon

KAPITEL I

Lieber Leser: „Der erste Teil dieser Broschüre ist eine kurze Ansprache an diejenigen, die das Buch Mormon nicht gelesen haben und mit den Konfessionen, die an dieses Buch glauben, nicht vertraut sind.

Der zweite Teil ist eine Ansprache an alle, die an das Buch Mormon glauben. Es gibt drei verschiedene Konfessionen, die glauben, dass das Buch Mormon das Wort Gottes ist:

Erstens: Die Kirche Christi.

Zweitens: Die neu organisierte Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Drittens: Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Letztgenannte ist die Kirche in Salt Lake City; Sie glauben an die Lehre von der Polygamie, während die beiden erstgenannten Kirchen nicht an diese Lehre glauben. Ich bin Ältester in der „Kirche Christi“. Wir glauben an die Lehre Christi, wie sie im Neuen Testament und im Buch Mormon gelehrt wird, wobei in beiden Büchern dasselbe Evangelium gelehrt wird. Die Bibel ist die heilige Aufzeichnung der Juden, die den östlichen Kontinent bewohnten; Das Buch Mormon ist die heilige Aufzeichnung der Nephiten (Nachkommen von Joseph, dem Sohn Jakobs), die den westlichen Kontinent oder dieses Land Amerika bewohnten…“

 

Betrachten wir nun Ihren Hinweis auf Oliver Cowdery: Sie, Herr Martin Borst unterbreiten der Öffentlichkeit ihre Behauptung: „Martin Harris, Oliver Cowdery und David Whitmer gaben später zu, dass sie die Platten nie gesehen hätten.“

 

Um es kurz zu machen: Niemand muss diesem Statement wie es Wikipedia hier wiedergibt Glauben schenken, aber die Dokumente belegen es: „Es wurde auch behauptet, Cowdery habe sein Zeugnis von der Göttlichkeit des Buches Mormon und der Echtheit des Priestertums, das er durch die Hand von Auferstandenen erhalten hat, widerrufen. Zeugnisse von Familienmitgliedern, die an seinem Totenbett waren, sagen jedenfalls das Gegenteil davon aus.

Gerüchte, Cowdery habe nach einer neuerlichen Taufe die Kirche reformieren und die Polygamie abschaffen wollen, werden nach Ansicht von Mormonen durch die Dokumentenlage nicht gestützt. Cowdery hat in mehreren Briefen betont, er wolle nur ein einfaches Mitglied sein.“


 

Gott segne Sie!

Gerd Skibbe

 

Melbourne 20 Okt. 2023

Mittwoch, 18. Oktober 2023

"Der Antimormonenwahn" Autor: Gerd Skibbe

Prolog: 

Fortlaufende Forschungsergebnisse international anerkannter Historiker und Theologen liefern dankenswerterweise ein immer deutlicheres Bild von der Urkirche, ihren Lehren und Strukturen. Diese Resultate stützen keineswegs die von führenden Sektenexperten erhobenen massiven Vorwürfe gegen die Theologie  der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen). Im Gegenteil! 

 Dennoch, die Anwürfe münden nahezu ausnahmslos in der Verurteilung: „Mormonen sind keine Christen.“ 

 So stark das klingt, so schwach ist ihre Begründung. Selbst die, noch von Dr. Rüdiger Hauth stammenden, Annahmen zu Tempelritualen der „Mormonen“, sind seit der Intensivierung der RavennaTempel - Forschung ad absurdum geführt. Da sie behauptet das restaurierte Original zu sein, wäre die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage von denen zu packen, die sie misstrauisch und nicht selten aggressiv ins Visier nehmen. Dieses Unterfangen, das Naheliegendste, wagten nur wenige wie Dr. Kurt Hutten, ehemaliger Redakteur des Evangelischen Pressedienstes, „ Seher - Grübler,- Enthusiasten“ 1950, Quell-Verlag: Sein Resümee lautet: "Mormonismus ist strahlender Optimismus... Der von Mormonen gelehrte Glaube ist erfüllt von ermunternden Ausblicken. Alle Rätsel des Daseins, der Sünde und Schuld, des Leidens und Sterbens lösen sich in einer befriedigenden Harmonie auf." Ähnlich positiv urteilt der evangelische Bibelexeget Prof Dr. Heikki Räisänen, Helsinki. „Joseph Smith und die Bibel“ "Theologische Literaturzeitschrift" 109. Jahrgang, Februar 1984 „Mit diesen Beispielen aus den Werken Joseph Smiths, sowie aus der neueren Literatur über den Mormonismus hoffe ich hinreichend angedeutet zu haben, dass eine ernsthafte Beschäftigung mit den Werken des Mormonismus eine lohnende Aufgabe nicht nur für den Symboliker und den Religionswissenschaftler ist, sondern auch für den Exegeten und den Systematiker. Der um Fairness bemühte Forscher kann ihnen den Wert als in ihrer Zeit und Umgebung als sinnvolle Neuinterpretation der religiösen Tradition gar nicht so leicht absprechen…“ 

Den entgegengesetzten Weg recht fragwürdiger, spekulativer Argumentation schlugen dagegen sonst achtbare Persönlichkeiten ein. Zu ihnen gehören Prof. em. Dr. Samuel Leuenberger und Dr. Gassmann von der Bibelgemeinde Pforzheim, die es unternahmen Dinge auf den Kopf zu stellen. Für "Mormonen" sei "keine der Gottheiten Schöpfer Himmels und der Erden. … Bei allen Gottheiten nimmt die Weisheit beständig zu. Deshalb kann bei Gott nicht von Allwissenheit gesprochen werden." Leuenberger MORMONEN – Heilsbringer aus Salt Lake City? 

Im Buch Mormon heißt es dagegen: „...der allmächtige Schöpfer Himmels und der Erde... kennt eure Gedanken.“ Jakob 2: 5, 2. Nephi 8:13 „O wie groß ist die Heiligkeit unseres Gottes! Denn er weiß alles – es gibt nichts was er nicht weiß!“ 2. Nephi 9: 20 

Auch Dr. Kai Funkschmidt von der EZW Berlin, der Pressesprecher Thomas Schneider der Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen oder der Diplomtheologe Michael Kotsch begaben sich halsbrecherisch auf dünnes Eis. Als Maßstab zur Bewertung des sogenannten „Mormonismus“ legten sie ihre eigene Elle an, - die der momentan gültigen eigenen Theologie - obwohl das logisch und rechtlich betrachtet nicht zulässig ist, denn es erfolgten im Verlaufe der Jahrhunderte nachweislich zahlreiche Umgestaltungen der Apostellehren. Neuerungen wurden als „christliche Wahrheit“ verbreitet. Dabei „kam den Akademikern nicht zum Bewusstsein, dass die christliche Lehre ein Komplex von unveränderlichen, geoffenbarten Wahrheiten ist.“ Hertling Geschichte der katholischen Kirche bis 1740

Elemente der alles ändernden Neuheiten 

Die Trinitätslehre 

Pressesprecher Thomas Schneider argumentiert kontra Mormonen ähnlich wie Dr. Kai Funkschmidt: „Diese Sekte … lehnt die Trinität… ab…. Christen sollten sich in der Öffentlichkeit deutlich von der auch in Deutschland missionierenden Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) und ihren Vertretern distanzieren.“ Sektierer als Gastredner bei Willow- Creek“, 2016 

Nicht wenige Gegner der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) bemühen sich diese Gemeinschaft noch tiefer in die Schmuddelecke hineinzudrücken als es der evangelische Missionar G.A. Zimmer wagte, indem er quasi eidlich aussagte: „Die Mormonen sind eine einzigartige Gesellschaft von frechen Gotteslästerern, dreisten Lügnern, gewissenlosen Meineidigen, Hurern und Ehebrechern, gemeinen Dieben, lauernden Mördern eine durch gräuliche Eidschwüre zusammen gekittete unzertrennliche 3 Gemeinschaft, einem Basilisken vergleichbar, wie ihn nur die Macht der Finsternis ausbrüten konnte…“ „Unter den Mormonen in Utah “, 1907 

Aber die Basis aller Unterstellungen dieser Art und Zielrichtung ist partielle Unwahrhaftigkeit gepaart mit erheblichen Defiziten im Bereich Dogmen- und Kirchengeschichte. Eben wegen nachweislich mangelnden Wissens warnt der protestantische Schweizer Bibelkreis CH-Frauenfeld bis zur Stunde im Internet: „Die Mormonen sind eine der gefährlichsten Irrlehren der Neuzeit“ 

Dr. Lothar Gassmann nennt, 2016, Gründe: „… aus den Schriften der Mormonen geht ganz eindeutig hervor, dass sie keine Christen, sondern Polytheisten sind (sie glauben an viele Götter; Mormonen werden sich zur Götterstufe höherentwickeln; die Götter seien höherentwickelte Menschen). Dies ist reiner Spiritismus und Gotteslästerung!“  

Dr. Kai Funkschmidt von der EZW Berlin Funkschmidt verstärkt den Trend: „Wer die eigene Christologie ernst nimmt, muss feststellen: Gotteslehre und Christologie der HLT sind nicht christlich.“ Lexikon der evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Berlin, 

Wenden wir uns folglich zunächst der „mormonischen, anti-trinitarischen Gotteslehre“ zu. 

Erste Frage: Lehrte die Urkirche das Gottesbild einer „Trinität“ oder des „Tritheismus“? 

„Die Bibel entfaltet keine Trinitätslehre. Es existiert kein Kapitel in der Heiligen Schrift, das dieses anscheinend wichtige Thema aufgreifen würde. Viele Kirchengemeinden, die sich allein auf die Schrift berufen, sehen dieses Dogma als einen wesentlichen Bestandteil ihrer Glaubenslehre. Wie konnte es sein, dass keiner der Apostel sich mit diesem dogmatischen Thema befasste?“ Aleksandar Vuksanović „Entwicklung der Trinitätslehre in den ersten drei Jahrhunderten“ St. Galler Studientag 2016 

„Tertullians (160-220) Bemerkung ad Praxean c. 13 und 19. c. 13 (bestätigt die „Gotteslehre der HLT“): "Wir lehren allerdings zwei, den Vater und den Sohn und eigentlich drei mit dem heiligen Geist, entsprechend dem Wesen der Ökonomie, die eine Mehrzahl bedingt... dennoch nehmen wir den Ausdruck zwei Götter und zwei Herren niemals in den Mund." 13) c. 19: "Um ihnen (d. h. den Häretikern) kein Ärgernis zu geben, haben wir den Grund angegeben, warum man doch nicht von zwei Göttern und Herren spricht...“ Max Mühl „ZUM PROBLEM DER CHRISTOLOGIE IM ,OCTAVIUS' DES MINUCIUS FELIX“ 1968 

Die Trinitätslehre war offensichtlich eine Neuheit, eine gravierende Änderung. Der große Theologe A. von Harnack bestätigt: "Es war eine „große Neuerung die Erhebung zweier unbiblischer Ausdrücke (Vater, Sohn und Heiliger Geist sind „unius substantiae“ G.Sk.) zu Stichworten des Katholischen Glaubens. (Sie) sicherte die Eigenart dieses Glaubens... Im Grunde war nicht nur Arius abgewiesen, sondern auch Origenes... fortan musste die Kirche die Last einer ihr fremden Glaubensformel tragen." Adolf von Harnack, „Lehrbuch der Dogmengeschichte“ 

 Neuerungen sind Abweichungen vom Original. Und Abweichungen bezeichnet man in christlicher Theologie als Häresien! Thomas Hägg, Forscher des 21. Jahrhunderts kommt zum selben Schluss: "…der Erzketzer Arius ist Traditionalist. Er steht fest auf dem Boden der kirchlichen Lehrtradition." "Kirchen und Ketzer" 2004, mit Unterstützung des norwegischen Forschungsbeirates für Klassische Philologie und Religionswissenschaft, Uni Bergen 

Das Nicänum ist und bleibt am Ursprünglichen gemessen ein fremdes, und zudem in sich widersprüchliches Element indem es zugibt: „...Denn wie wir gezwungen sind, in christlicher Wahrheit jede einzelne Person für sich als Gott und als Herrn zu bekennen, so verbietet uns der katholische Glaube, von drei Göttern oder Herren zu sprechen.“… „Dies ist der katholische Glaube. Nur wer diesen aufrichtig und fest glaubt, wird selig werden können.“ Text Athanasianum 

Was soll man dazu sagen? Weil „Mormonen“ der christlichen Wahrheit den Vorrang vor irgendeiner Art „Glauben“ geben seien sie keine Christen? 

Geht es noch dümmer? Selbst „Origenes lehrte die Trennung Gott Vater - Gott Sohn - Gott Heiliger Geist.“ Arbeitskreis Origenes

(Dafür wurde er später aus Gründen der Unvernunft bestraft!) Auch „Irenäus stellt das Gottsein von Sohn und Geist klar heraus, „beiden kommt ein personales Sein zu, da sie gemeinsam mit dem Vater handeln.“ www. dogmatic. „Die vornizänische Theologie“, 2009, Uni-Bonn, S. 145 

Das war und ist Arianismus, und „Mormonismus“ teilt ihn. 

Zweite Frage: Warum wurde es für den Schirmherrn des 1. Ökumenischen Konzils, Kaiser Konstantin, erforderlich Zwang auf die anwesenden Bischöfe auszuüben um die Trinitätslehre – den Kern des Nicänums - durchzusetzen? 

„Seitens des Kaisers Konstantin wurde mit Drohungen und Ankündigung von Repressalien gearbeitet. Jeder Bischof wird einzeln vorgenommen. Ihm wird das Bekenntnis (das Nicänum) vorgelegt und er wird zugleich vor die Alternative gestellt, entweder zu unterschreiben oder in die Verbannung zu gehen... in Nicäa wird auch die Kirchenorganisation in die Organisation des Reiches eingepasst. Folgerichtig wurden alle in Nicäa gefassten Beschlüsse zum Reichsgesetz erklärt.“ Rudolf Leeb „Konstantin und Christus“ – die Verchristlichung der imperialen Repräsentation, Walter de Gruyter, 1992, S. 154 

 Die katholische Quelle "Familia Spiritualis Opus" bekennt 2013: "Alles schien in bester Ordnung, jedoch hatten einige Bischöfe nur ein Lippenbekenntnis abgelegt, da Kaiser Konstantin mit der Verbannung für jener Bischöfe gedroht hatte, die das Bekenntnis nicht unterschrieben..." 

 „Noch mehr als dreißig Jahre später lehnen die Homöusianer das nicänische „homousious“ unter anderem ab, weil Konstantin in Nicäa die Unterschriften der Bischöfe mit Gewalt erzwungen hatte...“ H. Chr. Brennecke „Ecclesia in republica“ Theologiegeschichte, de Gruyter S. 47, 48,

Dritte Frage: Wollte Konstantin der Gott auch der Christen sein und zugleich Sol Invictus, der Todfeind Christi? 

Die Mehrheit der zu Nicäa versammelten Gemeindevorsteher kuschten erst nach wochenlangen Diskussionen und Androhungen. Viele erkannten bereits zuvor, was der Imperator wollte. Immerhin weigerten sich 88 Prozent aller Bischöfe der kaiserlichen Einladung zu folgen und auf Staatskosten nach Nicäa zu reisen. Welcher Wandel hätte ihnen gewinkt: Zuvor von vielen angesehenen Bürgern verspottet, hätten sie ihren Widersachern das kaiserliche Papier und die kalte Schulter zeigen können. 

 Ahnten sie, dass „Konstantin eine neue Idee von der Kirche hatte, die er verwirklichen wollte?“ Und so sollte es kommen: „... nach dem i h m vorschwebenden Bild formt er… sein Reich, seine Kirche…. Eben so wenig, wie Konstantin Christus erwähnt, ist die Kirche auf Christus bezogen.“ Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald, 1954 

Hier gilt es einen Augenblick innezuhalten: Jene Kirche die den dreifaltigen Gott anbetet ist nicht auf Christus bezogen. 

 Das ist es was die „Mormonen“ ablehnen! Das ist der wunde Punkt den die Sektenexperten nicht heilen können. Und siehe da: die trinitarische Gotteslehre wurde mit dem Konzil zu Nicäa,325, als Neuheit, unbiblisch. „Konstantin fügte das nachher so sehr umstrittene unbiblische Wort wesensgleich griech. Homousios lat. ‚consubstantialis ein. Die Unterordnung des Sohnes unter den einen Gott und Vater (der Gott), wie von Origenes und den Theologen der Vorzeit allgemein gelehrt, wird jetzt ersetzt durch eine wesenhafte, substantielle Gleichheit des Sohnes mit dem Vater“ Hans Küng, „Kleine Geschichte der katholischen Kirche“ 

Warum glauben nahezu alle Geistlichen der „christlich ökumenischen Kirchengemeinschaft, dass ein windschiefer Ersatz dem Original überlegen ist?

Konstantin (285-337) und Athanasius (298-373) erfanden den gestaltlosen „Dreifaltigen“ 

Konstantin kreierte den „trinitarischen Gott“ und damit jenen bösen Geist, der einmal, wie aus der Flasche des Aladin, heraus und herbei gerufen, nichts als Hass (A. von Harnack) und Verwirrung stiftete. Persönlichkeiten wie Bischof Basilius die Teilnehmer des 1. ökumenischen Konzils 325, zu Nicäa waren „... verglichen die nachkonziliare Situation sogar mit einer Seeschlacht in der Nacht, in der sich alle gegen alle schlagen, und er meinte, infolge der konziliaren Dispute herrsche in der Kirche eine „entsetzliche Unordnung und Verwirrung“ und ein „unaufhörliches Geschwätz.“ Bischof Kurt Koch, (katholische) Pfarrblätter, Oct. 2008 

Der fortan auftragsgemäß von Lesepulten und später Kanzeln herunter gepredigte „Dreifaltige“ war und blieb ein unvorstellbares Etwas, das niemand je erkannte, während Christus lehrte: „Das aber ist das Ewige Leben, dass sie dich der du allein wahrer Gott bist und den du gesandt hast Jesus erkennen“ Joh. 17: 3 

Prof. Dr. Bernd Oberdorfer, Augsburg, Fachmann für systematische Theologie, bekennt ehrlich: „Muss, wer an Jesus Christus glaubt, sich auch das paradoxe „Hexeneinmaleins“ (Goethes) zu Eigen machen, dass Gott einer und drei zugleich ist? Verlegenheit ist noch das Harmloseste, was viele Christen (darunter nicht wenige Theologen) befällt, wenn die Sprache auf die (nicänische) Trinitätslehre kommt.“ „Zeitzeichen“, evangelische Kommentare, August 2004 

Ein bekannter Jesuit schmunzelt aus Verlegenheit: „In meiner Spessart-Gemeinde (Leidersbach-Ebersbach) erinnert man sich noch heute gerne an die Freude, die der alte Pfarrer Väth 34 Jahre lang (von 1936–1970) seinen Pfarrkindern jedes Jahr am Dreifaltigkeitssonntag bereitet hat. Nach dem Evangelium pflegte er zu sagen: „Das Geheimnis des dreifaltigen Gottes ist so groß und so tief, dass es selbst Euer Pfarrer nicht versteht. Darum fällt heute die Predigt aus – im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“ Medard Kehl SJ „An den dreieinen Gott glauben“ 5. Juni 2008 in Fulda 

Pressesprecher Thomas Schneider weiß, wie der ganze Anti-Mormonenkreis, warum die „nicänische Version des Begriffes „Trinität“ der vornicänischen Kirche aufgezwungen wurde.

Tatsache ist: „Mormonen“ gelten oft als Unchristen und gefährliche Polytheisten, nur weil sie nicht glauben was Kaiser Konstantin (385-337) zu Nicäa forderte - die Anbetung der Trinität und den Verzicht auf fortlaufende Offenbarung -. „In den Spekulationen Konstantins, nach denen Gottes natürliche Offenbarung vollkommene Erkenntnis vermittelt, besteht eigentlich kein Bedürfnis nach der übernatürlichen Offenbarung …“ Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald 

Vornean stand dagegen in den ersten beiden Jahrhunderten, in Christenreihen, die Bedeutung der Wissenserlangung durch persönliche Offenbarung. Immer wieder hieß es damals: „Daher ist derjenige, der (Gnosis) Erkenntnis durch Offenbarung hat, einer, der von „oben“ stammt. Wenn man ihn ruft, hört er, antwortet er und wendet sich zu dem, der ihn ruft, steigt zu ihm empor und erkennt, wie man ihn ruft. Da er Gnosis (Erkenntnis) hat, vollbringt er den Willen dessen, der ihn gerufen hat... Wer so zur Erkenntnis gelangen wird, erkennt, woher er gekommen ist und wohin er geht. Er erkennt wie einer, der trunken war und von seiner Trunkenheit abließ; er brachte das Seine (wieder) in Ordnung, nachdem er zu sich selbst zurückgekehrt war... Die wahre Gotteserkenntnis beginnt mit der Erkenntnis des Menschen als eines gottverwandten Wesens...” K. Rudolph, “Die Gnosis” 

Verse wie diese, sind reine „Mormonenlehre“. Jeder darf sie ablehnen, jeder sollte sie bedenken, wer immer Licht in dieser wichtigen Sache sah, ist berechtigt sie zu akzeptieren. Ob aber diejenigen die sie annehmen als „Gnostiker“ schief angesehen werden dürfen ist mehr als fraglich. Jedenfalls lehrte Jesu Christi Halbbruder Thomas, mit seinem berühmten Perlenlied, im fernen Osten, ebenfalls „Präexistenz“. K. Beyer, ein großkirchlicher Exeget kommentiert: „Die Botschaft des Liedes lautet: Die unsterbliche menschliche Seele göttlicher Herkunft darf sich erst dann endgültig vereinen mit ihrem unvergänglichen geistigen Leib der gleichfalls von Gott abstammt, aber immer bei ihm bleibt, wenn sie zuvor auf der Erde in einem vergänglichen fleischlichen Leib und in feindlicher Umgebung mit göttlicher Hilfe Selbsterkenntnis erlangt und mutig die ihr von Gott gestellte Aufgabe erfüllt hat...Das ist eine synkretistische Religion in der Nachfolge Platons, die sich auch leicht mit der christlichen Ethik verbinden lässt. Ihre Bilder teilt sie mit der Gnosis und den anderen antiken Erlösungsreligionen, ohne dass man sicher sagen kann, wer sie von wem übernommen hat. Das führt schließlich zu der Frage, ob der gnostische Anteil am spätantiken Synkretismus wirklich so hoch ist, wie meist angenommen wird. Denn, dass der Mensch die Erde als Fremde empfindet, ist ein weit verbreitetes Lebensgefühl…” Walter Rebell, „Neutestamentliche Apokryphen und Apostolische Väter“ 

Nicht alle Theologen großkirchlicher Prägung lehnen die urchristliche Lehre von der Präexistenz und damit die Aussicht auf das ewige Dasein des Menschen ab. Pfarrer Felix Gietenbruch, Dürnten Schweiz formulierte: “Präexistenz meint, dass wir als handlungsfähige geistige Wesen schon vor unserer Geburt existierten... in dieser Vorexistenz haben wir uns alle eigenverantwortlich von Gott entfremdet... Ich denke, heute wird uns mehr und mehr bewusst, dass auch das christliche Abendland neu darüber nachdenken muss.“ „Der Sündenfall ein sinnvoller Mythos“ Kirchenbote lokal, 2008

  Kaiser Konstantin hasste solche Lehre, weil er der Inspirator sein wollte. Ihm ging es um die Sicherung seiner Macht, nicht um die göttliche Wahrheit. Konstantin ist seit Nicäa der „dominus et Deus“, - der Herrgott – aller und zugleich Sol invictus, und somit überzeugt, er sei der Offenbarer. 

 Man kann alles glauben, doch die Wahrheit in der Gotteslehre zu wissen, gelingt nur durch göttliche Eingebung, durch Inspiration, Offenbarung. 

Rom hat die Rolle Sols nie ernsthaft in Frage gestellt, wie dieses Mosaik zeigt: 



Wikimedia Commons:: Mosaik der Vatikanischen Grotten unter dem Petersdom an der Decke, des Grabes der Julii. Darstellung Christi als Sonnengott Helios oder Sol Invictus auf seinem Streitwagen. 

Nur Bischof Arius und zwei seiner Freunde brachten den Mut auf sich dem Kaiserwillen in den Weg zu stellen. Das tadeln denn auch bis heute die Mönche des griechischen Kloster Mégalo Metéoron. 


Das Bild will darlegen was sich in Nicäa, während des 1. Ökumenischen Konzils der Christenheit ereignete. Unter den Füßen Kaiser Konstantins kniet der gedemütigte Älteste Arius, der Erzfeind des Trinitarismus. 

Sein Schicksal ist ein Sinnbild für die Unterlegenheit der alten Kirche, sowie für den „Sieg“ der synkretistischen Neureligion Konstantins. Allerdings, wenn man durch die Zeilen der Geschichte geht, zeigt sich: Nicht die Arianer, sondern die gegen sie ausgerichteten Nicäner gefährdeten und zerstörten die Freiheit und das Leben von Millionen! Der Konflikt in dem sich die potentiellen Unterzeichner, im Sommer 325 befanden, war unbeschreiblich. Diese Tatsache veranlasste den katholischen Kirchenhistoriker Hertling SJ zu der Bemerkung: „... solange freilich Kaiser Konstantin lebte, durfte niemand wagen, gegen das Konzil zu Nicäa und seine Definition aufzutreten...“ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740 

Gemäß Kaiser Konstantins Willen musste fortan gelehrt werden, Gott sei gesichtslos: „Jesus und der Vater sind e i n Gott, sie sind völlig Geist, gestaltlos, allgegenwärtig.“ Während die der Urkirche treu ergebenen Gemeinden noch jahrhundertelang oft unter Todesgefahr erwiderten: „Vater, Sohn und Heiliger Geist sind drei verschiedene Götter, sie bilden eine Gottheit, eins im Willen, jeder mit eigenem Gesicht, der Sohn dem Vater nachgeordnet.“ 

Entgegen den Aussagen einiger, die Arius unterstellen, er leugne die Gottheit Christi lautete dessen Bekenntnis: „Jesus ist der „filius unigenitus, Dominus et noster... wir glauben an Gott den Vater und an seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn und G o t t, Werkmeister und Bildner der gesamten Kreatur, der seinesgleichen nicht hat.“ Gert Haendler „Die Rolle des Papsttums in der Kirchengeschichte bis 1200“ 

Arius Gegenspieler Athanasius von Alexandria (296-378) konterte ordinär und autoritär: Arius und seine zahleichenen Freunde seien heftigste Förderer der Häresie. Im Ton eines kommunistischen Kommissars, tobt er gegen alle die den trinitarischen (antlitzlosen) Gott aus Gewissens- und Vernunftgründen nicht anerkennen konnten: „Ihr seid die „Erfinder von Gotteslästerungen … Gottesfeinde, da (ihr euch), um den Sohn nicht als Bild des Vaters anerkennen zu müssen, vom Vater selbst leibliche und irdische Vorstellungen macht… Gott (sieht aber) nicht wie ein Mensch (aus), …“ Wie erstaunt wäre Autor Athanasius gewesen, wenn er in einem Wahrtraum Papst Benedikt XVI., 2007, im Vorab gehört hätte. Unerwartet mutig, sowie erstaunlich deutlich korrigierte Benedikt das Nicänum in seiner Unfrieden stiftenden Passage: Er belehrt die straffen Nicäner eines Besseren: „Dantes „Göttliche Komödie“ habe ihn ... inspiriert, ... „wo ein „kosmischer Ausflug“ im inneren des Paradieses zum innersten Licht der Liebe führe, „die Sonne und Sterne zugleich bewege“. – Das tiefste Innere dieses unzugänglichen Lichtes sei jedoch nicht etwa ein noch gleißenderes Leuchten oder noch helleres Scheinen, sondern das zarte Gesicht eines Menschen, das dem Seher da endlich auf seiner Suche entgegentrete. Dies sei ... „noch viel bewegender als die Offenbarung Gottes in der Form des Dreifaltigen Kreises von Erkenntnis und Liebe. Gott, das unendliche Licht, ... besitzt ein menschliches Gesicht.“ 

Athanasius fährt fort zu fluchen, maßlos: „…man darf auf ihn keine menschlichen Eigentümlichkeiten übertragen... Ich glaubte, die Heuchler des arianischen Wahnsinns würden sich auf das, was ich bisher zu ihrer Widerlegung und zum Erweis der Wahrheit vorgebracht habe, 10 zufriedengeben und nunmehr sich ruhig verhalten und bereuen, was sie vom Heiland übel gedacht und geredet haben. Sie aber geben in unbegreiflicher Weise auch jetzt noch nicht nach, sondern wie Schweine und Hunde in ihrem eigenen Auswurf und Kot sich wälzen, so erfinden sie vielmehr für ihre Gottlosigkeit neue Wege.“ Maßgebliche Werke des Hl. Athanasius in der Übersetzung der "Bibliothek der Kirchenväter" 

Konstantin konnte befehlen und es geschah. Als römischer Imperator wünschte er darüber hinaus die bis dahin souveräne Kirche in den Dienst des Staates zu stellen. Wer wollte ihn daran hindern? Sein Arm war der Kräftigere. Diesen Ungeist vermachte er denen, die ihm huldigten. Gewalt im Christentum Zahllose Namen stehen in den Annalen der mit Blut und Tränen geschriebenen Kirchengeschichte geschrieben. Obenan die des Papstes Damasus, des Mailänder Bischofs Ambrosius, Kaiser Justinian I. und des Großfürsten Wladimir der Kiewer Rus. 

Erste Frage: kann und darf man es „Siege des Christentums“ nennen, wenn sie Folge brutaler Gewaltanwendung waren? 

Seit Konstantin und seinem Gott, gelang „Christianisierung“ nicht ohne Schwert. 


                                             Foto privat: Wolgaster Rathausbrunnen 


1128 wurden die Menschen meiner Heimatstadt Wolgast nicht gerade „langatmig“ und liebevoll belehrt, sondern auf Wunsch des politisch denkenden Fürsten Wartislaw I. umgehend auf Befehl getauft. Zuvor hatte sein Vorgänger der Polenherzog Boleslaw III. einen Kriegszug in das Gebiet der Lutizen (bis zur Müritz) unternommen und im Oderraum Stettin 1121/22 erobert. Bereits Wartislaw I. wurde zur Annahme des Christentums verpflichtet. Hier in dieser Stadt befand sich der Tempel des slawischen Gottes Jarovit, den der als milde geltende Bischof Otto von Bamberg auf seiner zweiten Missionsreise zerstörte. Man kann kaum anders, als feststellen, dass Konstantins Geist der Verwerfung der Willensfreiheit eine Gabe des trinitarischen Gottes war. 

 Konzilsberater Joseph Ratzinger (später Papst Benedikt XVI.) kommentierte nach der Abstimmung durch die Konzilsväter: „Die Erklärung über die Religionsfreiheit des Zweiten Vatikanums (1963-1965) bedeutet insofern kirchlicherseits das Ende des Mittelalters, ja das Ende der konstantinischen Ära… und dass man ab jetzt nie mehr sagen könne, für die katholische Kirche sei die Religionsfreiheit kein Grundrecht, das in der Würde der Person begründet ist.“ ... „Nach Auffassung des 2. Vatikanischen Konzils liegt das wahre Wesen des Menschen in seiner Innerlichkeit, seinem Herzen, „wo er selbst unter den Augen Gottes über sein eigenes Geschick entscheidet“ Karl Hörmann „Willensfreiheit“ 

Die Antimormonen verschweigen ausnahmslos, dass die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage seit eh und je das Recht auf Entscheidungs- und Willensfreiheit jedermanns einfordert, praktiziert und verteidigt, ja, dass es zu den Basiselementen ihrer Religion zählt.

Ihre Unchristlichkeit stellten sie allesamt immer wieder unter Beweis, wie Papst Gregor der Große: Er schrieb um 600 : „Wenn ihr feststellt, dass die Menschen nicht gewillt sind, ihr Verhalten zu ändern, so befehlen wir, dass ihr sie mit größtem Eifer verfolgt...züchtigt sie mit Prügeln und Folter, um sie zur Besserung zu zwingen… sie sollen durch strengste Kerkerhaft zur Einsicht gebracht werden, wie es angemessen ist, damit jene, die sich weigern, die Worte der Erlösung anzunehmen, welche sie aus den Gefahren des Todes erretten können, durch körperliche Qual dem erwünschten gesunden Glauben zugeführt werden.“ Henry, Charles Lea „Geschichte der Inquisition im Mittelalter“ 

Sie agierten wie er, Karl der Große, Innozenz III., wie Philipp II. von Spanien, wie Kaiser Ferdinand dessen Starrsinn den 30-jährigen Krieg mitverursachte. 

Großfürst Wladimir (956-1015), der Gründer der Russisch-Orthodoxen Kirche, ließ „988 die heidnischen Götzen in den Dnjepr werfen und befahl allen Stadtbewohnern sich in dem Fluss taufen zu lassen. Wer sich weigerte wurde mit dem T O D bestraft... Die Druschina (das Kriegsgefolge des Fürsten) führte in allen Ecken des Reiches mit brutaler Gewalt Zwangstaufen durch.“ Fritz Pleitgen und Michael Schischkin 2019, in „Frieden oder Krieg...“ 

Die sich daraus ergebende Frage ist die nach den Langfolgen der Zwangs- ”Christianisierung“. 

Bleiben wir am Beispiel Russlands: „Wenn ich eine Schule betrete und diese Menge zerlumpter, schmutziger, ausgemergelter Kinder mit 12 ihren leuchtenden Augen … sehe, befällt mich Unruhe und Entsetzen, ähnlich wie ich es mehrmals beim Anblick Ertrinkender empfand. Großer Gott – wie kann ich sie nur herausziehen? Wen zuerst, wen später? … Ich will Bildung für das Volk einzig und allein, um die dort ertrinkenden Literaten und Künstler zu retten. Und es wimmelt von ihnen an jeder Schule.“ Leo Tolstoi 

Der Heilige Synod exkommunizierte ihn im Februar 1901, da Graf Tolstoi unter anderem „den als Dreieinigkeit gepriesenen Gott leugnete“ 

Leo Tolstois Antwort auf seine Exkommunikation war knapp und bündig: „Die Lehre der Kirche ist eine theoretisch widersprüchliche und schädliche Lüge, fast alles ist eine Sammlung von grobem Aberglauben und Magien.“ Denis Scheck „Welt“ – „Wer Tolstoi liest, taucht in eine zweite Familie ein“ 

Der aufmerksame Russlandreisende Charles F. Ph. Masson, ein Mann mit Augenmaß, konnte nur den Kopf schütteln. Um 1780 schildert er welche Früchte Wladimirs Religion noch acht Jahrhunderte nach der angeblichen „Christianisierung“ der Kiewer Rus, trug: "Der Russe hat an nichts Interesse, weil er nichts besitzt... er lebt ohne Vaterland, ohne Gesetze, ohne Religion... er hat gar keinen Grund, die Scholle, auf die er gefesselt ist, zu verlassen (er kann es sich nicht vorstellen…) Er hasst alle Arbeit, weil er niemals für sich gearbeitet hat; er hat daher auch keinen Begriff von Eigentum. Seine Felder, seine Habseligkeiten, sein Weib, seine Kinder, er selbst gehören einem Herrn, (- einem „christlichen“ Herrn, G. Sk.-) der in Willkür darüber schalten kann, und es auch wirklich tut...“ … „Außer einem geweihten Amulett, das jeder Russe von der Taufe an, wo er es bekommt, am Halse trägt und nie ablegt, hat er gewöhnlich noch ein Bild von Kupfer in der Tasche, das den Heiligen Nikolaus oder einen anderen Heiligen, der sein Patron ist, vorstellt. Er nimmt es mit auf Reisen. Nichts ist sonderbarer, als wenn man einem Bauern oder Soldaten zusieht, wie er seinen kleinen Gott aus der Tasche zieht, darauf spuckt, ihn mit der Hand reibt, und sich plötzlich vor ihm auf die Erde wirft, hundertmal das Zeichen des Kreuzes macht, die tiefsten Seufzer ausstößt und seine 40 "Gospodi pomiloi" (Gott sei mir gnädig) hersagt. Ist das Gebet zu Ende so tut er den Gott wieder in die Büchse und steckt sie in die Tasche...“ "Geheime Nachrichten über Russland unter der Regierung Katharinas..." Paris, 1800 

Die dritte Frage: Ist es wahr, dass Papst Damasus von Rom für den trinitarischen Gott – den „Dreifaltigen“ mittels Mordes kämpfte?

Rom, wie könnte es anders sein, vertuscht: „(Damasus) musste sich gegen den Minderheitskonkurrenten Ursinius behaupten. Er baute seine Vormachtstellung erfolgreich als Nachfolger Petri aus, indem er die kirchliche Gerichtshoheit im Westen ausübte.“ Text zur offiziellen Papstliste 

Wie das geschah? "Eine Anzahl Arianer Roms ging am frühen Morgen des 26. Oktober des Jahres 366 in ihre kleine Julii-Kapelle (heute: St. Maria in Trastevere) Damasus rückte mit seinem gottlosen Anhang (um) acht Uhr morgens,. ... mit (dem) gesamten Klerus, alle mit Beilen, Schwertern und Knitteln bewaffnet, heran....Martin Rade lic. Theol. „Damasus, Bischof von Rom“ 

Das "Ökumenische Heiligenlexikon" schreibt: „Nach Liberius' Tod wurde Damasus I. 366 zu dessen Nachfolger gewählt; eine Minderheit hatte schon zuvor aber Ursinus gewählt. Kämpfe und blutige Auseinandersetzungen folgten - … mit mehr als 100 Toten; die Unruhen nahmen erst nach zwei Jahren durch das Eingreifen des Kaisers ein Ende, Ursinus musste weichen. Die Gegner machten Damasus aber lange noch das Leben schwer; 377 wurde er des Mordes bezichtigt, eine von ihm einberufene Synode sprach ihn aber frei." 

Ursinus aber war ein Antitrinitarier. So gilt: Für Geld kann man alles kaufen. und Shakespeare sagt es: „Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. 

Vierte Frage: Schuf Ambrosius von Mailand das Zwangsgesetz „Cunctos populos nur, um dem trinitarischen Gott die Welt zu Füßen zu legen? 

Selbst den rabiaten Christen Mailands, auch Augustinus von Hippo, war durchaus bewusst, dass die strikte Gewährung der Glaubensfreiheit ein Element des ursprünglichen Christentums war: „die Christen, schreibt Tertullian, kennen keine Ehrsucht, kein Bedürfnis nach einer Parteistiftung, nichts sei ihnen fremder als die (Macht-) Politik. Der eine möge Gott verehren, der andere den Jupiter; der eine zum Himmel, der andere zum Altar der Fides beten. Seht vielmehr zu, ob nicht auch das auf den Vorwurf der Gottlosigkeit hinausläuft, wenn man jemand die Freiheit der Religion nimmt und ihm die freie Wahl seiner Gottheit verbietet“. Georg Denzler, „Mutige Querdenker, der Wahrheit verpflichtet“ 

Der Text des Gesetzes zum Glaubenszwang bekräftigt dagegen ausdrücklich, ausschließlich der katholische Glaube - wie ihn Konstatin erfand und wie ihn Damasus der Massenmörder verstand, vertrat und ausübte - sei erlaubt: „Alle Völker, über die wir ein mildes und maßvolles Regiment führen, sollen (müssen G.Sk.) sich, so ist unser Wille, zu der Religion bekehren, die der göttliche Apostel Petrus den Römern überliefert hat, wie es der von ihm kundgemachte Glaube bis zum heutigen Tage dartut und zu dem sich der Pontifex Damasus klar bekennt ...nur diejenigen, die diesem Gesetz folgen, … dürfen …Christen heißen; die übrigen, die wir für wahrhaft toll und wahnsinnig erklären, haben die Schande … zu tragen. Auch dürfen ihre Versammlungsstätten nicht als Kirchen bezeichnet werden. Endlich soll sie vorab die göttliche Vergeltung, und dann aber auch unsere Strafgerechtigkeit ereilen, die uns durch himmlisches Urteil übertragen worden ist.“ Beginn und Ende des Textes Cunctos populos. 

 Dissonanzen schrillster, unchristlicher Art! 

„Dreikaiseredikt“ nennen es einige Autoren bis zur Stunde. 

 Eine Lüge ohnegleichen. 

Der neunjährige Kaiser Valentinian II. habe seiner arianischen Mutter Justina widerstanden und ihr den Mund verboten? 

 Es heißt offiziell und bis zur Stunde: „Das Dreikaiseredikt „Cunctos populos“ wurde am 28. Februar 380 in Thessaloniki von den römischen Kaisern Theodosius I., Gratian und Valentinian II. verabschiedet. Es beendete die nominelle Religionsfreiheit des 4. Jahrhunderts und gilt als wesentlicher Schritt, um das Christentum zur Staatsreligion zu machen.“ Bernd L Beck „Spiritualität und Menschheit“ 

Von den römischen Kaisern Theodosius I., Gratian und Valentinian II. wäre ein Vorläufer des Nazi-Ermächtigungsgesetzes von 1933 verabschiedet worden? 

Doch Gratian war Verteidiger des Arianismus! Und Valentinian II gehorsamer 9-jähriger Sohn seiner arianischen Mutter und Witwe Justina, die sich lebenslänglich gegen Ambrosius Anmaßungen zur Wehr setzte, wenn auch erfolglos, denn er war der eigentliche Kaiser, und eben nicht ein bescheidener Bischof. Es gibt keinen anderen Schluss: Ambrosius selbst oder einer aus seinem Anhang hat die Unterschrift Valentinians erzwungen oder fälschen lassen, denn bekannt ist: „Als der jugendliche Kaiser Valentinian II. für seine Arianer die außerhalb der Stadtgrenze gelegene basilica Porciana extra murana forderte, wurde ihm dies von Ambrosius verweigert.“ Peter Grossmann „Ägyptische Architektur“ zitiert Seeck 

Und wie steht es um Theodosius? Der war zu dieser Zeit noch kein Katholik. 

Fünfte Frage: War Ambrosius von Mailand ein Friedensstifter? Ambrosius sah als hoch politisch denkender und handelnder Nicänerseit 374 die Gefahr des Untergangs seines Trinitarismus, weil nämlich die zum Christentum arianischer Prägung konvertierten Ostgoten. vor den Hunnen fliehend, in Massen südwärts strömten. Aufgeregt schreibt er an den blutjungen Kaiser Gratian der ebenfalls Arianer war: „Der Kaiser soll, gerüstet mit dem Schwert des Glaubens, dem Sieg entgegen ziehen... Der Krieg gegen die Goten und der Sieg über sie seien von Hesekiel 15 geweissagt worden. Die Goten sind Gog, von denen der Prophet (Hesekiel) schreibt, dass er mit Gottes Hilfe vernichtet werde. Es ist nicht zweifelhaft, dass die ‚catholici’, welche die Strafe für den Unglauben anderer ertragen haben, bei Gratian Hilfe für den rechten Glauben finden. Der Glaube an Gott und die Treue zum imperium Romanum können nicht voneinander geschieden werden...(die Goten) die ‚Häretiker’ sind die ‚Anti-Christi’; diese Häresie sammelt ihr Gift aus allen anderen Häresien.“ Ambrosius mahnte den Kaiser, er müsse „daran denken, die Siegeszeichen aufzurichten...“ So wollte er „den Kaiser für seine kirchenpolitischen Ziele gewinnen und den Gegnern (des Nicänums) den Kampf ansagen.“ Gunter Gottlieb „Ambrosius von Mailand und Kaiser Gratian“ „Ambrosius, der Bischof von Mailand, beginnt (nach 380) alle Tempel seines Gebietes zu zerstören. Die christlichen Priester führen den hungrigen Mob gegen den Tempel der Demeter in Eleusis und versuchen, die Hierophanten Nestorius und Priscus zu lynchen. Der 95 Jahre alte Hierophant Nestorius beendet die Eleusinischen Mysterien und verkündet die Herrschaft geistiger Dunkelheit über die menschliche Rasse. Am 2. Mai 381 beraubt (der unter dem Einfluss des Ambrosius stehende G.Sk.) Kaiser Theodosius die Christen, die zur heidnischen Religion zurückkehren, aller ihrer Rechte. Im gesamten östlichen Imperium werden Tempel und Bibliotheken geplündert oder niedergebrannt. Am 21. Dezember stellt Theodosius auch einfache Besuche der hellenischen Tempel unter Strafe. In Konstantinopel wurden der Tempel der Aphrodite in ein Bordell und die Tempel des Helios und der Artemis in Ställe umgewandelt...“ Vlassis G. Rassias, “Christian Persecution against the Hellenes“ 

 Ambrosius war Jurist höchsten Formates und Kaiserberater. Er wollte die möglichen Irrtümer der Antike überwinden, allerdings im Widerspruch zu den Prinzipien des originalen Christentums wie sie im 1. und 2. Jahrhundert in der Akademie zu Alexandria, unmissverständlich gelehrt und auch von Origenes (185-254) mit einfachen Worten beschrieben wurden: „Der Schöpfer gewährte den Intelligenzen, die er schuf, willensbestimmte, freie Bewegungen….“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, 3. völlig neu bearb. Auflage, vierter Band Kop-O, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960 

Justinian I (482-565) der oberste Verehrer des trinitarischen Gottes – und Feind des Individualrechts 

 Zu Zeiten Konstantins unterjochte „seine Kirche“ die anderen Religionen noch nicht wesentlich. Vollender dieses Prozesses der Entartung wurden (Papst) Damasus von Rom, Ambrosius und dann Justinian. Nach ihnen setzten gewaltbereite Päpste deren Religionspolitik über Kreuzzüge bis zur spanischen Inquisition fort. Massenhysterie, Judenhetze und die Versklavung der Bauernschaft folgten, als bittere Früchte, wie, 1311, die Vernichtung der Brüder des Templerordens durch die von der Kirche installierten Organe: „weil die viel Geld hatten“ Hertling SJ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740 

Christus setzte die Kriterien: Liebe gleich Toleranz, und Rechtschaffenheit. Er sagte wörtlich: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es der mich liebt...“ Johannes 14: 21 Einheitsübersetzung 

Auf dieses Wort verzichten die Nicäner, indem sie ihre eigenen Kriterien als höherwertig einstuften! 

Kaiser Justinian (482-565), dem die evangelische u.a. Kirchen Gedenktage widmen, hätte sich lieber nicht zum Theologen aufspielen sollen! Er änderte, mit katastrophalen Folgen das in Urchristenreihen übliche Menschenbild, wie Konstantin das Bild Gottes. Beide Imperatoren untersetzten ihre Ansichten nicht mit Gründen der Vernunft, sondern der Machtpolitik. So viel steht fest: „Die Kirche in Nicäa im Jahr 325 … befolgte die Wünsche Konstantins, obwohl sie sie nicht billigte..." Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald, 1954 

Diese Tatsache sollte weder verdrängt, noch vergessen werden! Kaiser Justinian, ein Konstantinianer reinsten Wassers, ein durch List emporgestiegener Bauernsohn, sah sich irgendwann genötigt, hart zu zuschlagen, denn sein Volk, obwohl sonst zerstritten, demonstrierte einheitlich gegen ihn. Justinian meinte nämlich, er müsse jede Art von Freiheitsideen zerschlagen, die allesamt von dem gerade damals noch umstrittenen Kirchenlehrer Origenes (185-254) als „göttlich“ hoch gelobt wurden. Plötzlich - nach 530 - erkannte der Diktator in Origenes seinen Hauptfeind der es wagte zu verkünden, der freie Wille jedes! Menschen sei unantastbar. Wörtlich: „Der Schöpfer gewährte den Intelligenzen, die er schuf, willensbestimmte, freie Bewegungen, damit in ihnen eigenes Gut entstehe, da sie es mit ihrem eigenen Willen bewahrten… durch die Kunst seiner Pädagogik wird Gott (seine Geschöpfe) doch noch dazu bringen, dass sie dem Guten beständig anhängen.... Gottes Pädagogik und der freie Wille der Logika, den Gott durch Erziehung fördern und nicht durch Zwang vergewaltigen darf, sind die eigentlichen Pole des origenistischen (christlichen) Systems.“ Handwörterbuches für Theologie und Religionswissenschaft“, dritte, völlig neu bearbeitete Auflage, 4. Band 

 Dasselbe lehrt und praktiziert die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Lehre und Bündnisse 121: 34- 46, 

 Ihr 11. Glaubensartikel lautet „Wir beanspruchen das Recht, den Allmächtigen Gott zu verehren, wie es uns das eigene Gewissen gebietet, und gestehen allen Menschen das gleiche Recht zu, mögen sie verehren, wie oder wo oder was sie wollen.“ 

Solche Sätze sind in großkirchlichem Raum äußerst selten zu hören. Männer wie Thomas Schneider predigen eben das Gegenteil. Justinians Volk pochte auf das ihnen von Gott gewährte Menschenrecht. Zudem erschütterten Brandstiftungen und Pestwellen das Land. Justinians Staatsapparat wackelte. Er handelte daraufhin, aufgestachelt von seiner Ehefrau Theodora, wie Konstantin heidnisch rücksichtslos und erstickte mit Unterstützung hoch dotierter Offiziere seiner „christusliebenden“ Armee den Widerstand derer blutig, die für die Wiederherstellung früherer Rechte kämpften. „...Aufruhr im Volk sei nichts als Hundegekläff… Es war… Gott allein, der „Dreifaltige“ der Justinian die Herrschaft übertrug.“ Mischa Meier „Justinian, Herrschaft, Reich und Religion“ 

Justinians Gott war der Imaginierte Konstantins, in dessen Ungeist der Imperator sich fortan als Gesinnungsgenosse und Nachahmer Konstantins erwies. Doch die Historiker wissen wer Konstantin war: „gefangene Offiziere und der Unfreiheit widerstrebende Germanenfürsten im Amphitheater von wilden Tieren zerreißen ließ, etwa in einer Arena in Trier…. Auch mit der Zivilbevölkerung kannte Konstantin keine Gnade und hinterließ in den unterworfenen Gebieten Tod und verbrannte Erde.“ Bettina von Engel „Konstantin und seine Familie in Trier“ Vortrag bei der Ascoli Piceno-Trier Gesellschaft, 2007 

 Wo jemals Zweifel an der Gutwilligkeit des Kaisers aufkam oder sogar die Existenz der höchsten „Dreifaltigkeit“ angezweifelt wurde, brach Justinian über dem „Übeltäter“ den Richterstab. Er schrieb gemäß „Codex Justinianus I, 10 u 11, „auf das Nichtablegen des „hellenischen“ Glaubens ist die Todesstrafe gesetzt.“ Todesstrafe stand auch auf dem noch so berechtigten Abfall von der Kirche neuen Typs. Die Kindstaufe erklärte er zur Pflicht. Verweigerer verloren ihre Rechte an Besitz. 

Justinian kamen die Mönchsfehden seiner Tage gerade zurecht. Vor allem die grasfressenden Anachoreten und die langbärtigen Sabaiten schrien seit Wochen und Monaten: „Nieder mit dem Häretiker Origenes.“ Was trieb sie an, war es Wahrheitsliebe? Die Wahrheit ist: „Die ägyptischen Mönche waren einer grobsinnlichen Frömmigkeit ergeben und darum Hasser des Origenes.“ Real-Enzyklopädie für Theologie und Kirche Bd 14 

Sie vor allem bildeten einen politischen Faktor von enormem Einfluss. Allerdings eine Minderheit in Mönchsreihen, die Gebildeten, traten für Origenes ein. Trotz der Wut der Trinitarier lautete der Kern urchristlicher Lehren die von Origenes auf hohem Niveau weitergetragen wurde: Ihr seid Söhne des Höchsten! “Ihr seid Götter” Psalm 82,6 und Johannes 10,34 

Ihr seid vor Gott Gleiche! Und das Buch Mormon sagt. „Niemand soll denken er sei mehr als ein anderer,“ Mosia 23:7 

 „Im Urzustand waren alle Logika körperlose Geister und als solche Götter, die dem Logos als Trabanten anhingen... Nach dem Vorbild des Logos (Christus), der selbst das „Bild Gottes“ nach Genesis 1:26 ist, hat Gott so viele Logika (Menschenseelen G.Sk.) erschaffen, wie er mit seiner notwendig begrenzten Vorsehung regieren kann.“ Handwörterbuches für Theologie und Religionswissenschaft“, dritte, völlig neu bearbeitete Auflage, 4. Band Kop-O, Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960 

Origenes Oberton missfiel Justinian: … welch eine Ungeheuerlichkeit in seinen Augen: Alle nachadamitischen Menschen sollen Mitschöpfer, Götter im vorirdischen Leben gewesen sein, Gleichwertige? Den Verehrern Konstantins und Justinians mussten die uralten Lehren der Apostel weisungsgemäß missfallen. Origenes war und ist Eckstein der Ärgernis, aus Sicht unheiliger Kirchenväter, sowie heutiger großkirchlicher Funktionäre. Er hätte, gemäß der Meinung großkirchlicher Theologen nie sagen dürfen: „Manche schätzen nicht, was wir sagten, indem wir den Vater als den einen wahren Gott hinstellten und zugaben, dass andere Wesen neben dem wahren Gott Götter werden konnten, indem sie an Gott teilhatten.“ Origenes Kommentar zu Joh.: 2:3 bei Wikipedia unter Arianismus 

Auch wenn es viele nicht zugeben wollen: Origenes wurde ungerechtfertigt exkommuniziert. Johann J. Ignaz von Döllinger betont: „In einem Brief an Paula (heißt es), Origenes sei nicht wegen neuer Lehren oder häretischer Meinungen... verurteilt worden, sondern weil man den Glanz seiner Beredsamkeit und Wissenschaft nicht habe ertragen können.“ „Hippolytus und Kallistus“ 1854 

„eine ganze Generation von Theologen ist ... durch seine Schule gegangen... mehrfach holte man Origenes zur Widerlegung von Häretikern, die sich seinen Argumenten meistens beugten...“ Franz Schupp „Geschichte der Philosophie“ 

Doch was Origenes predigte, war nicht seine, sondern die Lehre Christi und seiner Apostel. Hertling SJ bekräftigt: „Origenes hatte niemals die Absicht, von der Lehre der Kirche abzuweichen!“ Hertling SJ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740“  

Selbst  Epiphanius (320-403),  Bischof von Salamis, ein fanatischer Ketzerjäger verurteilte lediglich die „subordinatianische Logoslehre des Origenes“ womit dieser große Lehrer „zum geistigen Vater des Arianismus geworden“ sei. „Epiphanius gilt als einer der eifrigsten Verfechter der Orthodoxie seiner Zeit und hat in den theologischen Streitigkeiten wiederholt eine wenig schöne Rolle gespielt. Er ist es gewesen, der den Kampf gegen den Origenismus erst richtig entfachte... er ist der „Patriarch der Orthodoxie“... alle Häretiker (bezeichnet er) als wilde und giftige Tiere, deren Gift die Reinheit des Glaubens gefährdet... Hier liegen offenbar... böswillige Verleumdungen vor.“ Kurt Rudolph „Die Gnosis”

  Ursprünglich galt allerdings, das kann niemand leugnen, dass der Mensch Geist ist (ein in die Sterblichkeit gefallener, frei in seinen Entscheidungen). Eben das lehrt die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Lehre und Bündnisse 93. 33 

Justinian verfluchte, mit Rückenwind festlich gekleideter 165 Bischöfe von mehr als 5 000 gleich drei urkirchliche Segmente a) die Lehre vom vorirdischen Dasein der Menschen die zur Familie Adams gehören, b) er löschte den verbürgten Anspruch jedes Menschen auf sein Individualrecht endgültig c) er verbot den Begriff Intelligenz für die menschliche Seele, den nobilitas ingenitus. Der Originaltext der Ostsynode von 543 lautet: „Wenn einer sagt oder dafürhält, die Seelen der Menschen wären präexistent gewesen, insofern sie früher Intelligenzen und heilige Mächte gewesen seien; ... so sei er im Banne...“ Horst Robert Balz, Gerhard Krause, Gerhard Müller -Theologische Realenzyklopädie -2000 

Präexistenz? Das sei Jüdisch! In der Tat! 

„Die Fragen der persönlichen Unsterblichkeit und der Präexistenz und des Fortlebens der Seele werden mit der Ewigkeit des jüdischen Volkes selbst verwoben. Alle Seelen, die je und je in einen jüdischen Körper eingehen werden, so heißt es in einem Midrasch, haben am Sinai gestanden und sind dort in den ewigen Verbund zwischen Gott und Israel eingetreten. „Wir Juden sind also vom Sinai her beim Vater“, ... Wenn ein Jude im Gottesdienst zur aktiven Teilnahme an der Vorlesung aus der Thora hinzugezogen wird, wenn er, wie der Ausdruck lautet, „aufgerufen“ wird, um über die zur Vorlesung geöffnete Thora-Rolle einen Segensspruch zu sprechen, so dankt er in diesem Segen Gott dafür, dass er „Leben der Ewigkeit in uns gepflanzt hat“. In jeden von uns und in uns als Israel. „Wir leben ewig“, mit diesem Gesang gingen Juden in die Gaskammern.“ Dr. phil. Kurt Wilhelm, Landesrabbiner 1925 – 1929 in Braunschweig, 1933 –1948 Rabbiner in Jerusalem, Oberrabbiner in Schweden „Jüdischer Glaube“  

„Das Passah ist das Aramäische pacach (paw-sakh) und bedeutet so viel wie 'hinüber gehen'. … Im Ursprung war das 'Hinübergehen' die Bedeutung des Hinübergehens des Menschen aus seinem fleisch(lichen) Körper hinüber in die körperlose 'Welt', die Heimat der Seele. Dieses Hinübergehen ist im Buche Exodus (Shemoth) der Juden als der 'Auszug der Seele aus dem fleischlichen Körper' in dieser Welt in die fleischlose Welt der Seele als Parabel niedergeschrieben, aber das Thema kehrt auch in vielen anderen Geschichten der Thora als Parabel auf. ... Symbolik ist eine Sprache, welche auch durch die Begriffe in den gesprochenen Sprachen ausgedrückt wird. So ist das 'über den Jordan gehen' dieselbe Symbolik wie das Passah. Das Yardana, Jordon, ist im Aramäischen 'der Strom oder Fluss des Lebens'. Abseits des Streites der Theologen kann man allein in der Aramäischen Sprache Mosaiksteine finden, für ein Bild, das es erlaubt, auch das Bewusstsein der Menschen besser nachvollziehen zu können. So bedeutet im Aramäischen 'Bit Nitupta' das 'Haus der Präexistenz'.“ Volker Doormann, ‘PhilTalk Philosophieforen’ Thema „Präexistenz und zur Passah Symbolik“ 

Diese Aussagen korrespondieren mit einem Wort aus dem Hebräerbrief: „An unseren Vätern hatten wir harte Erzieher, und wir achteten sie. Sollen wir uns dann nicht erst recht dem Vater der Geister unterwerfen und so das Leben haben?“ Kap. 12: 9 Einheitsübersetzung 

Es ist die Erkenntnis, dass alle Menschen (nach Adam) „aus den Gefilden hoher Ahnen“ Goethe, Faust I, stammen, ob sie Weiße oder Schwarze sind. Der große Dichter von Weimar erwarb diese Überzeugung, im Verlaufe seines Lebens schrittweis. Noch einmal kurz vor seinem Tod, am 11. März 1832 sagte er im Gespräch mit Eckermann: 

„...Diese plumpe Welt aus einfachen Elementen zusammenzusetzen und sie jahraus jahrein in den Strahlen der Sonne rollen zu lassen, hätte ihm sicher wenig Spaß gemacht, wenn er nicht den Plan gehabt hätte, sich auf dieser materiellen Unterlage eine P f l a n z s c h u l e für eine Welt von Geistern zu gründen. So ist er nun fortwährend in höheren Naturen wirksam, um die geringeren heranzuziehen. Goethe schwieg. Ich aber bewahrte seine großen und guten Worte in meinem Herzen.” 

Schiller hat es wahrscheinlich ebenfalls empfunden. In seiner Ode an die Freude bringt er das zum Ausdruck: „Brüder, über‘m Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen.“ Das eigentliche Wesen des Menschen ist ewiger Geist. Er befindet sich im sterblichen Leib: Zahllose Menschen erkannten und empfanden während ihrer Nahtoderfahrung staunend, dass sie beglückt zurück in ihre eigentliche Heimat kamen. Dr. Enno Edzard Popkes ist Professor für Geschichte und Archäologie des frühen Christentums und seiner Umwelt, an der Universität Kiel. Seiner Überzeugung nach bieten Nahtoderfahrungen einen neuen Zugang sowohl zum Platonismus, als auch zum frühen Christentum. 

 Alle Theologie läuft immer wieder gegen den Baum, solange sie die Weisheit von der Ewigkeit menschlichen Bewusstseins ausklammert. Es ginge den Menschen und der Theologie wesentlich besser, wenn sie zurückkehrten zum eigentlichen Ursprung unseres Seins.  

„Aus vielen Zeugnissen geht hervor, dass außer Origenes auch andere bedeutende frühchristliche Theologen, Philosophen und Kirchenlehrer - so zum Beispiel Justinus, der Märtyrer (100-165), Tatian (2. Jhd.), Clemens von Alexandria (150-214), Gregorios von Nyssa (334-395), Synesios von Kyrene (370 413) ... der Bischof Nemesios von Emesa (um 400-450) glaubten, dass die Seelen der Menschen schon vor der Entstehung der materiellen Welt vorhanden waren.“ Der Katharer www.thorstenczub.de 

Hildegard von Bingen wusste es durch Offenbarung: „Die Seele stammt vom Himmel, der Leib von der Erde; die Seele wird durch den Glauben, der Leib aber durch das Sehvermögen erkannt. Dr. Beat Imhof, 'Wegbegleiter' Nr. 3/2006 zitiert Hildegard (1098-1179) 

Wie der Begriff „Darwinismus“ im 19. Jahrhundert naive Christen erschütterte, so das Wort vom „Origenismus“ seit 540. 

Indessen lehnt die EKD seit etwa Mitte des 20sten Jahrhunderts den Glauben an eine unsterbliche Seele grundsätzlich ab. Felix Gietenbruch lic. theol. VDM liest seinen „ungläubigen“ Kollegen erneut die Leviten: „Im Protestantismus hat sich die kümmerlichste aller Jenseitsvorstellungen durchgesetzt, nämlich, dass der Mensch, wenn er stirbt, mausetot ist und dann vielleicht nach einem Zeitraum von unbestimmter Länge am Jüngsten Tag, an den auch niemand mehr glaubt, wieder durch einen Akt der Neuschöpfung auferweckt wird, um dann gerichtet zu werden. Das ist alles so absurd wie nur möglich und verkennt schon die Tatsache, dass zum persönlichen Leben die Kontinuität der Persönlichkeit und die lebendige Entwicklung gehört. ... Die Kirche ist offenbar weitgehend den Angriffen der zweiten Aufklärung erlegen. Sie hält immer noch die materialistische und positivistische Wissenschaft des 19. Jahrhunderts für den höchsten Stand der Wissenschaftlichkeit ... Die deutschen Kirchen sind über den Vorwurf, eine opiatische Jenseitsreligion zu sein, so erschrocken, dass sie in das Gegenteil verfallen sind.“ Studien zur systematischen Theologie und Ethik „Höllenfahrt Christi 

online-Dogmatik evangelischer Glaube, sagt allerdings – diesmal - zutreffend: „Gott gedenkt (derer, die starben), dass er (sie) weiterhin kennt, dass er sie nicht vergisst und sie aus der Beziehung zu ihm auch nicht entlässt. ... ein jeder wird vor seinen Schöpfer gestellt, um ihm Rechenschaft zu geben.“  

Doch in Kombination zum zuvor dargelegten Text, bedeutet das: Nach evangelischem Glauben bewahrt Gott alles Tun und Lassen sämtlicher Menschen „in sich“. „Gott ruft, - wie die Zeugen Jehovas sagen würden, die „Verstorbenen aus den Gedächtnisgrüften“ - irgendwann heraus, gemäß seiner Erinnerung. Welch unvorstellbare Leistung. Die Rede: „Bei Gott ist nichts unmöglich“, greift nicht. Gott kann nicht alles! 

Schon die alten Juden fragten: „Kann Gott einen Stein so schwer machen, dass er ihn nicht mehr aufheben kann?“ Talmud 

Der „allein wahre Gott“ kann und wird niemals sein Wort brechen! Gott kann nicht die Bosheit in sich bewahren, die wahrscheinlich mehr als die Hälfte aller Geschichte ist! 

Armer Gott, wenn er das müsste! 

 Es leben jetzt knapp 8 Milliarden Menschen, und in den letzten 6.000 Jahren lebten weitaus über 100 Milliarden. All den Wahn, den sie hegten, ihre Kümmernisse und Bosheiten, bewahrt ER, und soll doch glücklich auf höchster Stufe sein? 

 Wozu überhaupt dieser Aufwand der Konservierung des Bösen an sich, wenn Er die Bösen dann doch nur, und zwar sehr, sehr in die Länge gezogen, vernichtet? 

Und wo bleibt da die Barmherzigkeit? Und wo die Vernunft? Katholischerseits geht es keineswegs logischer zu, man musste ja einen Ausweg finden, nachdem Origenes gebannt wurde: Das Ungeheuer wird Kreationismus genannt – und von der Kirche gelehrt -. Es besagt, dass die Seele des Menschen nicht vor der Entstehung des Körpers existiert, sondern zum Zeitpunkt der Zeugung von Gott erschaffen und in den sich bildenden Körper eingefügt wird

Zusammengefasst: „Gott“ merkt sich nicht nur was jeder unter zahlreichen Milliarden Menschen jemals dachte, fühlte und tat, „er“ schaut auch pausenlos in die Bäuche von Abermilliarden Damen um nicht den Zeitpunkt der notwendigen Seelenerschaffung zu verpassen. 

Justinian tat so, als würde er sich nicht länger bitten lassen: Er berief die Ostsynode ein, … man müsse Origenes verfluchen: „Die Bannflüche wurden ... unter dem unnachgiebigen Druck Kaiser Justinians von sämtlichen Patriarchen unterzeichnet, einschließlich Papst Vigilius’, der 544 eigens zu diesem Zwecke fast gewaltsam nach Konstantinopel gebracht wurde. Mit ihrer Unterzeichnung reihte die Kirche den bedeutendsten und herausragendsten Theologen des frühen Christentums, Origenes, aus w e l t l i c h e n Gründen unter die ketzerischen Irrlehrer...“ Hermann Bauer „Der Einfluss Ostroms“, Diekamp „Die originistischen Streitigkeiten und das 5. ökumenische Konzil" 

Theologieprofessor Matthias Kroeger resümiert: „... was im 4. und 5. Jahrhundert in den großen Konzilien verabschiedet worden ist als Dogma des christlichen Glaubens, das alles hat sehr seine ungeheuer menschliche Geschichte. Das ist nicht vom Himmel eingegeben, sondern in höchst 23 menschlichen Machtkonstellationen, zum Teil gewaltsamen Prügelsituationen auf Synoden, wo Mönchshorden eingefallen sind und die Konzilsväter verprügelt haben, wenn sie sich nicht richtig entschieden haben und nicht richtig votiert haben.“ Adolf von Harnack und die Kritik der kirchlichen Dogmen“ Gesprächsreihe zu Stationen des liberalen Protestantismus, Teil 3 

Sonderbar, ursprünglich war Justinian bis etwa 530 ein Förderer der Anhänger der Lehren Christi wie sie Origenes beschrieb. Inauguraldissertation August Knecht „Die Religionspolitik Kaiser Justinians I.” 1896 

Gott, das stand für den seelenlosen Imperator fest wie ein Felsen, war der „Dreifaltige“ in dessen Auftrag er später mörderisch auch in Italien, mittels seines Heeres unter Belisar, handelte. Jahre nach seinem Doppel-Sieg über das Urchristentum prahlte er mit seiner Macht. „Von Gott eingesetzt ...bringen wir Kriege glücklich zu Ende… Wir richten unsere Herzen so auf den Beistand des allmächtigen Gottes, dass wir weder Waffen noch unseren Soldaten, noch den Generälen, noch unserer eigenen Begabung vertrauen müssen, sondern jegliche Hoffnung allein auf die vorsorgende Umsicht der höchsten D r e i f a l t i g k e i t setzen…“ Mischa Meier „Justinian, Herrschaft, Reich und Religion“ 

 Unmissverständlich. „Zwar residierten die Päpste im Lateranpalast noch lange danach mit einer Schar Eingeschworener inmitten von Ruinen und hielten sich großspurig für die Sieger der Geschichte und Retter des Christentums. Gespenstisch ging es zu. Wo einst 1 Million Bürger wohnten, hausten zwischen dem 6. und dem 14. Jahrhundert nur noch ein paar tausend Leute. Dieser verlorene Haufen hielt sich allerdings für den Nabel der Welt.“ Spiegel Geschichte, Annette Bruhns “Pest, Hunger und Schwert“


Die Waisenkinder Italiens verdammen Justinian bis heute sobald sie zurückblicken und wieder die Bilder seiner Gewalttaten sehen: „Macht! Das schmeckte dem Imperator.“ 

Doch "Gott ist nicht die 'Macht an sich' ... Macht an sich ist böse. Der 'Allmächtige', das ist das Chaos, das Übel, das ist der Teufel ... Dieser Rauschgedanke der Macht, das ist das Chaos, das Tohuwabohu, das Gott ... nicht gewollt hat, als er den Himmel und die Erde schuf." K. Barth „Dogmatik im Grundriss“ 

Justinian glaubte und wusste alles besser, ebenso gewisse Geistliche des beginnenden 20. Jahrhunderts: „...jubelnd begrüßten katholische und protestantische Geistliche den Ausbruch des Ersten Weltkrieges … Hei, wie es saust aus der Scheide! Wie es funkelt im Maienmorgensonnenschein! Das gute deutsche Schwert, nie entweiht, siegbewährt, segensmächtig. Gott hat dich uns in die Hand gedrückt, wir halten dich umfangen wie eine Braut...komm Schwert, du bist mir Offenbarung des Geistes... im Namen des Herrn darfst du sie zerhauen.“ Pfarrer und Hochschullehrer Weber „Jugendlexikon Religion“ Rororo  

Im Namen des trinitarischen Gottes und Sol Invictus. Justinian, der Verehrer der Dreifaltigkeit, zielte gegen Origenes willkürlich - und das Großkirchentum protestierte nicht merklich Alle zitterten aus Angst vor dem großen Diktator. Der jedoch tat so als stünden Origenes Darlegungen im Widerspruch zum originalen Christentum. Mit Origenes, dem zwischen 215 bis 230 von allen christlichen Seiten anerkannten, glaubensstarken Bewahrer der Lehren der Urkirche, wussten die Christusgläubigen vornicänischer Zeit, dass wir ein vorirdisches Zuhause im Himmel hatten und dass wir buchstäbliche Geistkinder Gottes sind, und damit göttliches Potential in uns tragen. Weiter, dass Jesus unser älterer Bruder ist, und gleichzeitig ein anderer Gott, neben dem allein wahren. Das zu erkennen lehnt großkirchliche Theologie immer noch ab. Vergottung Wegen dieser Verweigerung anzuerkennen, dass wir Intelligenzen seit Ewigkeiten sind, attackiert man uns. Großkirchlicherseits heißt es „…Die Vorstellung, (der „Mormonen“) der zufolge (a) der Mensch Gott werden kann bzw. (b) der biblische Gott sich aus einem Menschen entwickelte, steht im diametralen Gegensatz zur biblischen Unterscheidung von Schöpfer und Geschöpf.“ Kai Funkschmidt Materialdienst 6 -2015 

Der evangelische Theologe Michael Kotsch bekräftigt mit Blick auf die Lehren der „Mormonen“ die Thesen Funkschmidts: „Aus christlicher Sicht ist: sowohl die 25 (mormonische Aussage von der) Vermenschlichung Gottes als auch die Vergöttlichung des Menschen zu kritisieren…“ Zeitjournal Nr. 4/2009 

Aber die historische Wahrheit widerspricht den Apologeten des Trinitarismus entschieden: „... der Gedanke der Vergottung (des Menschen) ist der letzte und oberste gewesen; nach Theophilius, Irenaeus, Hippolit und Origenes findet er sich bei allen Vätern der alten Kirche, bei Athanasius, bei den Kappadoziern, Appolinares, Ephraim Syrus, Epiphanius u.a“ Adolf von Harnack „Dogmengeschichte“, Mohr-Siebeck 

Eben dasselbe verkündeten seit je die jüdischen Traditionalisten: „...Jeder gute... Gedanke und jedes ebensolche Tun zeugt unverlierbare geistige und reale Energien (bis zur) Veredlung und Emporhebung in die reinen Höhenregionen, (tätig) an der immer fortschreitenden Vergottung.“ Erich Bischoff „Kabbala” 

Selbst Martin Luther sprach von der Gottwerdung des Menschen - aber eben nicht des sterblichen, sondern bezogen auf den jedem Heutemenschen innwohnenden Geist, dem aus dem Himmel stammenden „nobilitas ingenitus“ : „...eben darum wird das Wort Fleisch, damit das Fleisch Wort werde. Mit anderen Worten: Gott wird darum Mensch, damit der Mensch Gott werde.“ T. Mannermaa “Luther und Theosis”, Band 16 Veröffentlichungen der Luther-Akademie Ratzeburg, Helsinki/Erlangen 1990 

Papst Benedikt XVI. verwies, ob gewollt oder nicht, Kritiker der hier erwähnten Kategorie, indem er sagte: „… der Kern der Inkarnationslehre des Athanasius lautet: „Christus, das Göttliche Wort, „wurde Mensch, damit wir vergöttlicht würden...“ Vatikan, Generalaudienz, 20. Juni 2007 

„Erst aufgrund der Tugend wird man (erneut, im diesseitigen Stand, nach dem ersten in der Präexistenz G.Sk.) ein Kind Gottes und erst in der Erwerbung der Tugend durch eigenen Eifer erwirbt der Mensch die Ähnlichkeit Gottes. Unentbehrlich für das Erreichen der Gottähnlichkeit ist also die Entscheidungsfreiheit.“ H.. Benjamins „Eingeordnete Freiheit; Freiheit und Vorsehung bei Origenes.

Bischof Hippolyt von Rom, heiliggesprochen und Zeitgenosse Origenes, sagt dasselbe: „Durch den Logos brachte Gott Alles hervor, und anders als es gemacht wurde, konnte es nicht gemacht werden. Den Menschen schuf er als solchen; will der Mensch Gott werden, so muss er ihm gehorchen.“ Joseph Langen „Geschichte der römischen Kirche“ 

Es geht den Protestanten darum auszudrücken, wir können an unserer Erlösung nicht mitwirken. Würden ihre Gelehrten hinzusetzen, gemeint ist die Erlösung vom Tod, gäbe es keinen Widerspruch. Das ist noch nicht der Fall. Das Dilemma lässt sich durch Luthers Lehre nicht auflösen. "Luther … war im Hinblick auf die sittlichen Möglichkeiten des Menschen äußerst pessimistisch. Für ihn hing alles allein von der freien Gnade des allmächtigen Gottes ab, die für ein auch noch so geringes Mitwirken des Menschen am Heil keinen Platz ließ." Thomas Martin Schneider "Freiheit bei Martin Luther"  

Protestanten bekräftigen Luthers Überzeugung die eben konsequenterweise auf dem „sola gratia“ des Paulus ruht. 

„Wir bekennen gemeinsam, dass der Mensch im Blick auf sein Heil völlig auf die rettende Gnade Gottes angewiesen ist... Rechtfertigung (Sündenvergebung) geschieht allein aus Gnade.“ „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ 1999 

Doch das kann so nicht gemeint gewesen sein wie es seit Refomrationszeiten verstanden wird, denn Paulus sagt im Galaterbrief: „Irret euch nicht, was der Mensch sät, das wird er ernten.“ Genau darum geht es. 

Die Gemeinsame Erklärung“ vermeidet diese Schriftstelle auffallend. Dort, in der Erklärung, wird von jenem Glauben Abrahams gesprochen der den Sünder rechtfertigt. Aber wer denkt in diesem Zusammenhang schon daran, dass der hundertjährige der Gottesverheißung vertraute von seiner neunzigjährigen Ehefrau einen Sohn zu bekommen und, dass Abraham nachdem das Wunder geschah 17 Jahre später bereit war Gott zu gehorchen um seinen geliebten Sohn abzuschlachten? Gehorsam ist der Schlüsselbegriff. Gehorsam muss der Gottesgnade hinzugefügt werden: 

Urchristlich und „mormonisch“ und immer noch auch katholisch steht die Forderung: Du musst Gott gehorchen. Gehorsam ist eine Willensleistung 

Das entspricht exakt jener Verheißung Christi die gläubige „Mormonen“ täglich verinnerlichen: „Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist es, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“ Lutherbibel 1912 

„Sola gratia“ reicht nicht aus, sagt Petrus "... wenn ihr um guter Taten willen leidet und es ertragt, das ist Gnade bei Gott." 1. Petrusbrief 2: 2-25 

Gnade folgt der aufrichtigen Reue – Gott erwartet unser Guttun. Die überlieferte und von Origenes verkündete „Gnadenlehre ist synergistisch. Zwar sind alle Geschöpfe ganz auf Gott angewiesen, eigene Anstrengungen werden durch seine Gnade weit überwogen. Aber die Vorsehung hat alle Regungen des freien Willens von Ewigkeit her vorausgesehen und eingeplant, und sie werden gerecht vergolten.“ Handwörterbuches für Theologie und Religionswissenschaft“, dritte, völlig neu bearbeitete Auflage, 4. Band Kop-O, Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960 S. 1692 – 1702, 

Joseph Smith lehrt: „Wir wissen, dass Rechtfertigung durch die Gnade unseres Herrn und Erretters Jesus Christus gerecht und wahr ist, und wir wissen auch, dass Heiligung durch die Gnade unseres Herrn und Erretters wahr und gerecht ist - für alle diejenigen, die Gott lieben und ihm dienen mit aller Macht, ganzem Sinn und aller Kraft.“ Lehre und Bündnisse 20: 30-31  

„Wenn die Menschen Gutes tun, werden sie ihres Lohnes keineswegs verlustig gehen.“ Lehre und Bündnisse 58: 28 

Die „Gnade Christi“ wird durch Protestanten nicht selten zur Billigware deklassiert.

 Luthers Verdienste darf niemand in Abrede stellen, ebenso wenig, dass einige seiner Aussagen korrekturbedürftig sind, wie diese: „Der freie Wille ist ein eitler Name, er taugt zu nichts, als zum Bösen… die Vernunft selbst (ist) gezwungen zuzugeben, ... dass es einen freien Willen weder im Menschen noch im Engel, noch in sonst einer Kreatur geben kann. M. Luther „Vom unfreien Willen“

Das verführt seine Gefolgschaft zu schiefen Folgerungen: „Gottes Allmacht und sein Vorherwissen, schließen menschliche Willensfreiheit aus“ Online Dogmatik evangelischer Glaube (Dieser Satz erscheint, seit 2022, nur noch minimiert im Internet 

Vornizänisch wurde das Evangelium Christi stets als willensstärkend verstanden, als 

„Eine neue, alle völkischen Unterschiede hinter sich lassende Lebensordnung ... Alle Menschen von sittlichem Willen (sollten) sich ihr freudig unterstellen... (Erst) diese Auffassung vom Ziel der sittlichen Willensfreiheit (könne die) die Loslösung des Menschen vom Zwang irdischer Bindungen (zustande bringen).“ Dialog des Bardesanes bei Hans Lietzmann „Geschichte der alten Kirche…“ 

 Unter Verlockungen und strapaziösen Umständen die Gebote Christi zu halten ist allemal eine Willensleistung. 

 Jeder weiß aus eigener Erfahrung, dass Thomas von Aquin (1225-1274) sich mit seiner dem evangelischen Glauben entgegengesetzten Stellungnahme im Recht befindet: „Der Wille gibt dem Menschen die Freiheit, sich zwischen Gut und Böse zu entscheiden. Gott gewährt uns die Freiheit, falsch zu handeln, aber er hat uns auch den Sinn für das Rechte und das Falsche eingegeben.“ Horst Poller „Die Philosophen…“ 

 Der erwähnte Artikelverfasser, J. Langen, über Hippolyt fährt im selben Sinne fort: „…Von einer Genugtuung oder stellvertretenden Sühne ist bei ihm noch nicht die Rede. Nur von einer Reinigung und Umschaffung des Menschen durch Christus. Die Menschwerdung hat den Zweck, das Ideal eines Menschen tatsächlich zu verwirklichen. Geht der Mensch mit seinem des Guten fähigen, freien Willen auf diese Umgestaltung seines Wesens ein, so wird er als Adoptivbruder des Gottmenschen vergottet.“ Joseph Langen „Geschichte der römischen Kirche“ 

Das ist „Mormonismus“ pur! 

 Joseph Smith sagt: "Wahrlich (der allmächtige Gott, Schöpfers Himmel und der Erde) sagt: Die Menschen sollen sich voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus ihrem eigenen, freien Willen tun und viel Rechtschaffenheit zustande bringen; denn die Macht ist in ihnen, wodurch sie für sich selbst handeln können." Lehre und Bündnisse 58:27 

Nicht wenige tun so, als wäre Christi Gebot: „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist“, nur ein rhetorisches Element seiner Bergpredigt gewesen. Wäre dies nicht so, würden die Mormonismuskritiker Joseph Smiths Wort: „Gott war einst ein Mensch und wir können wie Gott werden“ nicht permanent verspotten.