Prolog:
Fortlaufende Forschungsergebnisse international anerkannter Historiker und
Theologen liefern dankenswerterweise ein immer deutlicheres Bild von der
Urkirche, ihren Lehren und Strukturen.
Diese Resultate stützen keineswegs die von führenden Sektenexperten
erhobenen massiven Vorwürfe gegen die Theologie der Kirche Jesu Christi
der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen).
Im Gegenteil!
Dennoch, die Anwürfe münden nahezu ausnahmslos in der Verurteilung:
„Mormonen sind keine Christen.“
So stark das klingt, so schwach ist ihre Begründung.
Selbst die, noch von Dr. Rüdiger Hauth stammenden, Annahmen zu
Tempelritualen der „Mormonen“, sind seit der Intensivierung der RavennaTempel - Forschung ad absurdum geführt.
Da sie behauptet das restaurierte Original zu sein, wäre die Kirche Jesu Christi
der Heiligen der Letzten Tage von denen zu packen, die sie misstrauisch und
nicht selten aggressiv ins Visier nehmen.
Dieses Unterfangen, das Naheliegendste, wagten nur wenige wie Dr. Kurt
Hutten, ehemaliger Redakteur des Evangelischen Pressedienstes, „ Seher - Grübler,-
Enthusiasten“ 1950, Quell-Verlag:
Sein Resümee lautet: "Mormonismus ist strahlender Optimismus... Der von
Mormonen gelehrte Glaube ist erfüllt von ermunternden Ausblicken. Alle Rätsel
des Daseins, der Sünde und Schuld, des Leidens und Sterbens lösen sich in einer
befriedigenden Harmonie auf."
Ähnlich positiv urteilt der evangelische Bibelexeget Prof Dr. Heikki Räisänen,
Helsinki. „Joseph Smith und die Bibel“ "Theologische Literaturzeitschrift" 109. Jahrgang, Februar
1984 „Mit diesen Beispielen aus den Werken Joseph Smiths, sowie aus der
neueren Literatur über den Mormonismus hoffe ich hinreichend angedeutet zu
haben, dass eine ernsthafte Beschäftigung mit den Werken des Mormonismus
eine lohnende Aufgabe nicht nur für den Symboliker und den
Religionswissenschaftler ist, sondern auch für den Exegeten und den
Systematiker. Der um Fairness bemühte Forscher kann ihnen den Wert als in
ihrer Zeit und Umgebung als sinnvolle Neuinterpretation der religiösen Tradition
gar nicht so leicht absprechen…“
Den entgegengesetzten Weg recht
fragwürdiger, spekulativer Argumentation schlugen dagegen sonst achtbare Persönlichkeiten ein. Zu ihnen gehören Prof. em. Dr. Samuel Leuenberger und
Dr. Gassmann von der Bibelgemeinde Pforzheim, die es unternahmen Dinge auf
den Kopf zu stellen.
Für "Mormonen" sei "keine der Gottheiten Schöpfer Himmels und der Erden. …
Bei allen Gottheiten nimmt die Weisheit beständig zu. Deshalb kann bei Gott
nicht von Allwissenheit gesprochen werden." Leuenberger MORMONEN – Heilsbringer aus
Salt Lake City?
Im Buch Mormon heißt es dagegen: „...der allmächtige Schöpfer Himmels und
der Erde... kennt eure Gedanken.“ Jakob 2: 5, 2. Nephi 8:13 … „O wie groß ist die Heiligkeit
unseres Gottes! Denn er weiß alles – es gibt nichts was er nicht weiß!“ 2. Nephi 9: 20
Auch Dr. Kai Funkschmidt von der EZW Berlin, der Pressesprecher Thomas
Schneider der Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen oder der
Diplomtheologe Michael Kotsch begaben sich halsbrecherisch auf dünnes Eis.
Als Maßstab zur Bewertung des sogenannten „Mormonismus“ legten sie ihre
eigene Elle an, - die der momentan gültigen eigenen Theologie - obwohl das
logisch und rechtlich betrachtet nicht zulässig ist, denn es erfolgten im Verlaufe
der Jahrhunderte nachweislich zahlreiche Umgestaltungen der Apostellehren.
Neuerungen wurden als „christliche Wahrheit“ verbreitet.
Dabei „kam den Akademikern nicht zum Bewusstsein, dass die christliche Lehre
ein Komplex von unveränderlichen, geoffenbarten Wahrheiten ist.“ Hertling Geschichte der katholischen Kirche bis 1740
Elemente der alles ändernden Neuheiten
Die Trinitätslehre
Pressesprecher Thomas Schneider argumentiert kontra Mormonen ähnlich wie
Dr. Kai Funkschmidt: „Diese Sekte … lehnt die Trinität… ab…. Christen sollten sich
in der Öffentlichkeit deutlich von der auch in Deutschland missionierenden Kirche
Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) und ihren Vertretern
distanzieren.“ Sektierer als Gastredner bei Willow- Creek“, 2016
Nicht wenige Gegner der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
(Mormonen) bemühen sich diese Gemeinschaft noch tiefer in die
Schmuddelecke hineinzudrücken als es der evangelische Missionar G.A. Zimmer
wagte, indem er quasi eidlich aussagte: „Die Mormonen sind eine einzigartige
Gesellschaft von frechen Gotteslästerern, dreisten Lügnern, gewissenlosen
Meineidigen, Hurern und Ehebrechern, gemeinen Dieben, lauernden Mördern
eine durch gräuliche Eidschwüre zusammen gekittete unzertrennliche
3
Gemeinschaft, einem Basilisken vergleichbar, wie ihn nur die Macht der
Finsternis ausbrüten konnte…“ „Unter den Mormonen in Utah “, 1907
Aber die Basis aller Unterstellungen dieser Art und Zielrichtung ist partielle
Unwahrhaftigkeit gepaart mit erheblichen Defiziten im Bereich Dogmen- und
Kirchengeschichte. Eben wegen nachweislich mangelnden Wissens warnt der
protestantische Schweizer Bibelkreis CH-Frauenfeld bis zur Stunde im Internet:
„Die Mormonen sind eine der gefährlichsten Irrlehren der Neuzeit“
Dr. Lothar Gassmann nennt, 2016, Gründe:
„… aus den Schriften der Mormonen geht ganz eindeutig hervor, dass sie keine
Christen, sondern Polytheisten sind (sie glauben an viele Götter; Mormonen
werden sich zur Götterstufe höherentwickeln; die Götter seien höherentwickelte
Menschen). Dies ist reiner Spiritismus und Gotteslästerung!“
Dr. Kai Funkschmidt von der EZW Berlin Funkschmidt verstärkt den Trend: „Wer
die eigene Christologie ernst nimmt, muss feststellen: Gotteslehre und
Christologie der HLT sind nicht christlich.“ Lexikon der evangelischen Zentralstelle für
Weltanschauungsfragen, Berlin,
Wenden wir uns folglich zunächst der „mormonischen, anti-trinitarischen
Gotteslehre“ zu.
Erste Frage: Lehrte die Urkirche das Gottesbild einer „Trinität“ oder des
„Tritheismus“?
„Die Bibel entfaltet keine Trinitätslehre. Es existiert kein Kapitel in der Heiligen
Schrift, das dieses anscheinend wichtige Thema aufgreifen würde. Viele
Kirchengemeinden, die sich allein auf die Schrift berufen, sehen dieses Dogma als
einen wesentlichen Bestandteil ihrer Glaubenslehre. Wie konnte es sein, dass
keiner der Apostel sich mit diesem dogmatischen Thema befasste?“ Aleksandar
Vuksanović „Entwicklung der Trinitätslehre in den ersten drei Jahrhunderten“ St. Galler Studientag
2016
„Tertullians (160-220) Bemerkung ad Praxean c. 13 und 19. c. 13 (bestätigt die
„Gotteslehre der HLT“): "Wir lehren allerdings zwei, den Vater und den Sohn und
eigentlich drei mit dem heiligen Geist, entsprechend dem Wesen der Ökonomie,
die eine Mehrzahl bedingt... dennoch nehmen wir den Ausdruck zwei Götter und
zwei Herren niemals in den Mund." 13) c. 19: "Um ihnen (d. h. den Häretikern)
kein Ärgernis zu geben, haben wir den Grund angegeben, warum man doch nicht
von zwei Göttern und Herren spricht...“ Max Mühl „ZUM PROBLEM DER CHRISTOLOGIE IM
,OCTAVIUS' DES MINUCIUS FELIX“ 1968
Die Trinitätslehre war offensichtlich eine Neuheit, eine gravierende Änderung.
Der große Theologe A. von Harnack bestätigt: "Es war eine „große Neuerung die Erhebung zweier unbiblischer Ausdrücke (Vater, Sohn und Heiliger Geist sind „unius
substantiae“ G.Sk.) zu Stichworten des Katholischen Glaubens. (Sie) sicherte die
Eigenart dieses Glaubens... Im Grunde war nicht nur Arius abgewiesen, sondern
auch Origenes... fortan musste die Kirche die Last einer ihr fremden
Glaubensformel tragen." Adolf von Harnack, „Lehrbuch der Dogmengeschichte“
Neuerungen sind Abweichungen vom Original.
Und Abweichungen bezeichnet man in christlicher Theologie als Häresien!
Thomas Hägg, Forscher des 21. Jahrhunderts kommt zum selben Schluss: "…der
Erzketzer Arius ist Traditionalist. Er steht fest auf dem Boden der kirchlichen
Lehrtradition." "Kirchen und Ketzer" 2004, mit Unterstützung des norwegischen Forschungsbeirates für
Klassische Philologie und Religionswissenschaft, Uni Bergen
Das Nicänum ist und bleibt am Ursprünglichen gemessen ein fremdes, und
zudem in sich widersprüchliches Element indem es zugibt: „...Denn wie wir
gezwungen sind, in christlicher Wahrheit jede einzelne Person für sich als Gott
und als Herrn zu bekennen, so verbietet uns der katholische Glaube, von drei
Göttern oder Herren zu sprechen.“… „Dies ist der katholische Glaube. Nur wer
diesen aufrichtig und fest glaubt, wird selig werden können.“ Text Athanasianum
Was soll man dazu sagen? Weil „Mormonen“ der christlichen Wahrheit den
Vorrang vor irgendeiner Art „Glauben“ geben seien sie keine Christen?
Geht es noch dümmer?
Selbst „Origenes lehrte die Trennung Gott Vater - Gott Sohn - Gott Heiliger
Geist.“ Arbeitskreis Origenes.
(Dafür wurde er später aus Gründen der Unvernunft bestraft!)
Auch „Irenäus stellt das Gottsein von Sohn und Geist klar heraus, „beiden kommt
ein personales Sein zu, da sie gemeinsam mit dem Vater handeln.“ www. dogmatic.
„Die vornizänische Theologie“, 2009, Uni-Bonn, S. 145
Das war und ist Arianismus, und „Mormonismus“ teilt ihn.
Zweite Frage: Warum wurde es für den Schirmherrn des 1. Ökumenischen
Konzils, Kaiser Konstantin, erforderlich Zwang auf die anwesenden Bischöfe
auszuüben um die Trinitätslehre – den Kern des Nicänums - durchzusetzen?
„Seitens des Kaisers Konstantin wurde mit Drohungen und Ankündigung von
Repressalien gearbeitet. Jeder Bischof wird einzeln vorgenommen. Ihm wird das
Bekenntnis (das Nicänum) vorgelegt und er wird zugleich vor die Alternative
gestellt, entweder zu unterschreiben oder in die Verbannung zu gehen... in Nicäa
wird auch die Kirchenorganisation in die Organisation des Reiches eingepasst.
Folgerichtig wurden alle in Nicäa gefassten Beschlüsse zum Reichsgesetz erklärt.“ Rudolf Leeb „Konstantin und Christus“ – die Verchristlichung der imperialen
Repräsentation, Walter de Gruyter, 1992, S. 154
Die katholische Quelle "Familia Spiritualis Opus" bekennt 2013: "Alles schien in
bester Ordnung, jedoch hatten einige Bischöfe nur ein Lippenbekenntnis
abgelegt, da Kaiser Konstantin mit der Verbannung für jener Bischöfe gedroht
hatte, die das Bekenntnis nicht unterschrieben..."
„Noch mehr als dreißig Jahre später lehnen die Homöusianer das nicänische
„homousious“ unter anderem ab, weil Konstantin in Nicäa die Unterschriften der
Bischöfe mit Gewalt erzwungen hatte...“ H. Chr. Brennecke „Ecclesia in republica“
Theologiegeschichte, de Gruyter S. 47, 48,
Dritte Frage: Wollte Konstantin der Gott auch der Christen sein und zugleich Sol
Invictus, der Todfeind Christi?
Die Mehrheit der zu Nicäa versammelten Gemeindevorsteher kuschten erst
nach wochenlangen Diskussionen und Androhungen. Viele erkannten bereits
zuvor, was der Imperator wollte. Immerhin weigerten sich 88 Prozent aller
Bischöfe der kaiserlichen Einladung zu folgen und auf Staatskosten nach Nicäa
zu reisen. Welcher Wandel hätte ihnen gewinkt: Zuvor von vielen angesehenen
Bürgern verspottet, hätten sie ihren Widersachern das kaiserliche Papier und die
kalte Schulter zeigen können.
Ahnten sie, dass „Konstantin eine neue Idee von der Kirche hatte, die er
verwirklichen wollte?“ Und so sollte es kommen: „... nach dem i h m
vorschwebenden Bild formt er… sein Reich, seine Kirche…. Eben so wenig, wie
Konstantin Christus erwähnt, ist die Kirche auf Christus bezogen.“ Heinz Kraft,
Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald, 1954
Hier gilt es einen Augenblick innezuhalten: Jene Kirche die den dreifaltigen Gott
anbetet ist nicht auf Christus bezogen.
Das ist es was die „Mormonen“ ablehnen!
Das ist der wunde Punkt den die Sektenexperten nicht heilen können.
Und siehe da: die trinitarische Gotteslehre wurde mit dem Konzil zu Nicäa,325,
als Neuheit, unbiblisch. „Konstantin fügte das nachher so sehr umstrittene
unbiblische Wort wesensgleich griech. Homousios lat. ‚consubstantialis ein. Die
Unterordnung des Sohnes unter den einen Gott und Vater (der Gott), wie von
Origenes und den Theologen der Vorzeit allgemein gelehrt, wird
jetzt ersetzt durch eine wesenhafte, substantielle Gleichheit des Sohnes mit dem
Vater“ Hans Küng, „Kleine Geschichte der katholischen Kirche“
Warum glauben nahezu alle Geistlichen der „christlich ökumenischen
Kirchengemeinschaft, dass ein windschiefer Ersatz dem Original überlegen ist?
Konstantin (285-337) und Athanasius (298-373) erfanden den
gestaltlosen „Dreifaltigen“
Konstantin kreierte den „trinitarischen Gott“ und damit jenen bösen Geist, der
einmal, wie aus der Flasche des Aladin, heraus und herbei gerufen, nichts als
Hass (A. von Harnack) und Verwirrung stiftete. Persönlichkeiten wie Bischof
Basilius die Teilnehmer des 1. ökumenischen Konzils 325, zu Nicäa waren „...
verglichen die nachkonziliare Situation sogar mit einer Seeschlacht in der Nacht,
in der sich alle gegen alle schlagen, und er meinte, infolge der konziliaren Dispute
herrsche in der Kirche eine „entsetzliche Unordnung und Verwirrung“ und ein
„unaufhörliches Geschwätz.“ Bischof Kurt Koch, (katholische) Pfarrblätter, Oct. 2008
Der fortan auftragsgemäß von Lesepulten und später Kanzeln herunter
gepredigte „Dreifaltige“ war und blieb ein unvorstellbares Etwas, das niemand
je erkannte, während Christus lehrte: „Das aber ist das Ewige Leben, dass sie
dich der du allein wahrer Gott bist und den du gesandt hast Jesus erkennen“ Joh.
17: 3
Prof. Dr. Bernd Oberdorfer, Augsburg, Fachmann für systematische Theologie,
bekennt ehrlich: „Muss, wer an Jesus Christus glaubt, sich auch das paradoxe
„Hexeneinmaleins“ (Goethes) zu Eigen machen, dass Gott einer und drei zugleich
ist? Verlegenheit ist noch das Harmloseste, was viele Christen (darunter nicht
wenige Theologen) befällt, wenn die Sprache auf die (nicänische) Trinitätslehre
kommt.“ „Zeitzeichen“, evangelische Kommentare, August 2004
Ein bekannter Jesuit schmunzelt aus Verlegenheit: „In meiner Spessart-Gemeinde (Leidersbach-Ebersbach) erinnert man sich noch heute gerne an die
Freude, die der alte Pfarrer Väth 34 Jahre lang (von 1936–1970) seinen
Pfarrkindern jedes Jahr am Dreifaltigkeitssonntag bereitet hat. Nach dem
Evangelium pflegte er zu sagen: „Das Geheimnis des dreifaltigen Gottes ist so
groß und so tief, dass es selbst Euer Pfarrer nicht versteht. Darum fällt heute die
Predigt aus – im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes. Amen.“ Medard Kehl SJ „An den dreieinen Gott glauben“ 5. Juni 2008 in Fulda
Pressesprecher Thomas Schneider weiß, wie der ganze Anti-Mormonenkreis,
warum die „nicänische Version des Begriffes „Trinität“ der vornicänischen Kirche
aufgezwungen wurde.
Tatsache ist: „Mormonen“ gelten oft als Unchristen und gefährliche
Polytheisten, nur weil sie nicht glauben was Kaiser Konstantin (385-337) zu Nicäa
forderte - die Anbetung der Trinität und den Verzicht auf fortlaufende
Offenbarung -. „In den Spekulationen Konstantins, nach denen Gottes natürliche
Offenbarung vollkommene Erkenntnis vermittelt, besteht eigentlich kein Bedürfnis nach der übernatürlichen Offenbarung …“ Heinz Kraft, Habilitationsschrift
„Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald
Vornean stand dagegen in den ersten beiden Jahrhunderten, in Christenreihen,
die Bedeutung der Wissenserlangung durch persönliche Offenbarung.
Immer wieder hieß es damals:
„Daher ist derjenige, der (Gnosis) Erkenntnis durch Offenbarung hat, einer, der
von „oben“ stammt. Wenn man ihn ruft, hört er, antwortet er und wendet sich
zu dem, der ihn ruft, steigt zu ihm empor und erkennt, wie man ihn ruft. Da er
Gnosis (Erkenntnis) hat, vollbringt er den Willen dessen, der ihn gerufen hat...
Wer so zur Erkenntnis gelangen wird, erkennt, woher er gekommen ist und wohin
er geht. Er erkennt wie einer, der trunken war und von seiner Trunkenheit abließ;
er brachte das Seine (wieder) in Ordnung, nachdem er zu sich selbst
zurückgekehrt war... Die wahre Gotteserkenntnis beginnt mit der Erkenntnis des
Menschen als eines gottverwandten Wesens...” K. Rudolph, “Die Gnosis”
Verse wie diese, sind reine „Mormonenlehre“.
Jeder darf sie ablehnen, jeder sollte sie bedenken, wer immer Licht in dieser
wichtigen Sache sah, ist berechtigt sie zu akzeptieren. Ob aber diejenigen die sie
annehmen als „Gnostiker“ schief angesehen werden dürfen ist mehr als fraglich.
Jedenfalls lehrte Jesu Christi Halbbruder Thomas, mit seinem berühmten
Perlenlied, im fernen Osten, ebenfalls „Präexistenz“.
K. Beyer, ein großkirchlicher Exeget kommentiert: „Die Botschaft des Liedes
lautet: Die unsterbliche menschliche Seele göttlicher Herkunft darf sich erst
dann endgültig vereinen mit ihrem unvergänglichen geistigen Leib der gleichfalls
von Gott abstammt, aber immer bei ihm bleibt, wenn sie zuvor auf der Erde in
einem vergänglichen fleischlichen Leib und in feindlicher Umgebung mit
göttlicher Hilfe Selbsterkenntnis erlangt und mutig die ihr von Gott gestellte
Aufgabe erfüllt hat...Das ist eine synkretistische Religion in der Nachfolge
Platons, die sich auch leicht mit der christlichen Ethik verbinden lässt. Ihre
Bilder teilt sie mit der Gnosis und den anderen antiken Erlösungsreligionen, ohne
dass man sicher sagen kann, wer sie von wem übernommen hat. Das führt
schließlich zu der Frage, ob der gnostische Anteil am spätantiken Synkretismus
wirklich so hoch ist, wie meist angenommen wird. Denn, dass der Mensch die
Erde als Fremde empfindet, ist ein weit verbreitetes Lebensgefühl…” Walter Rebell,
„Neutestamentliche Apokryphen und Apostolische Väter“
Nicht alle Theologen großkirchlicher Prägung lehnen die urchristliche Lehre von
der Präexistenz und damit die Aussicht auf das ewige Dasein des Menschen ab.
Pfarrer Felix Gietenbruch, Dürnten Schweiz formulierte: “Präexistenz meint,
dass wir als handlungsfähige geistige Wesen schon vor unserer Geburt
existierten... in dieser Vorexistenz haben wir uns alle eigenverantwortlich von
Gott entfremdet... Ich denke, heute wird uns mehr und mehr bewusst, dass auch das christliche Abendland neu darüber nachdenken muss.“ „Der Sündenfall ein
sinnvoller Mythos“ Kirchenbote lokal, 2008
Kaiser Konstantin hasste solche Lehre, weil er der Inspirator sein wollte. Ihm
ging es um die Sicherung seiner Macht, nicht um die göttliche Wahrheit.
Konstantin ist seit Nicäa der „dominus et Deus“, - der Herrgott – aller und
zugleich Sol invictus, und somit überzeugt, er sei der Offenbarer.
Man kann alles glauben, doch die Wahrheit in der
Gotteslehre zu wissen, gelingt nur durch göttliche
Eingebung, durch Inspiration, Offenbarung.
Rom hat die Rolle Sols nie ernsthaft in Frage gestellt,
wie dieses Mosaik zeigt:
Wikimedia Commons::
Mosaik der Vatikanischen Grotten unter dem Petersdom an der
Decke, des Grabes der Julii. Darstellung Christi als Sonnengott
Helios oder Sol Invictus auf seinem Streitwagen.
Nur Bischof Arius und zwei seiner Freunde brachten den Mut auf sich dem
Kaiserwillen in den Weg zu stellen.
Das tadeln denn auch bis heute die Mönche des griechischen Kloster Mégalo
Metéoron.
Das Bild will darlegen was sich in Nicäa, während des 1.
Ökumenischen Konzils der Christenheit ereignete. Unter den Füßen Kaiser
Konstantins kniet der gedemütigte Älteste Arius, der Erzfeind des Trinitarismus. Sein Schicksal ist ein Sinnbild für die
Unterlegenheit der alten Kirche, sowie für den
„Sieg“ der synkretistischen Neureligion
Konstantins.
Allerdings, wenn man durch die Zeilen der
Geschichte geht, zeigt sich: Nicht die Arianer,
sondern die gegen sie ausgerichteten Nicäner
gefährdeten und zerstörten die Freiheit und das
Leben von Millionen! Der Konflikt in dem sich die
potentiellen Unterzeichner, im Sommer 325
befanden, war unbeschreiblich. Diese Tatsache
veranlasste den katholischen Kirchenhistoriker
Hertling SJ zu der Bemerkung: „... solange freilich
Kaiser Konstantin lebte, durfte niemand wagen, gegen das Konzil zu Nicäa und
seine Definition aufzutreten...“ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740
Gemäß Kaiser Konstantins Willen musste fortan gelehrt werden, Gott sei
gesichtslos: „Jesus und der Vater sind e i n Gott, sie sind völlig Geist, gestaltlos,
allgegenwärtig.“
Während die der Urkirche treu ergebenen Gemeinden noch jahrhundertelang
oft unter Todesgefahr erwiderten: „Vater, Sohn und Heiliger Geist sind drei
verschiedene Götter, sie bilden eine Gottheit, eins im Willen, jeder mit eigenem
Gesicht, der Sohn dem Vater nachgeordnet.“
Entgegen den Aussagen einiger, die Arius unterstellen, er leugne die Gottheit
Christi lautete dessen Bekenntnis: „Jesus ist der „filius unigenitus, Dominus et
noster... wir glauben an Gott den Vater und an seinen eingeborenen Sohn,
unseren Herrn und G o t t, Werkmeister und Bildner der gesamten Kreatur, der
seinesgleichen nicht hat.“ Gert Haendler „Die Rolle des Papsttums in der Kirchengeschichte bis 1200“
Arius Gegenspieler Athanasius von Alexandria (296-378) konterte ordinär und
autoritär: Arius und seine zahleichenen Freunde seien heftigste Förderer der
Häresie.
Im Ton eines kommunistischen Kommissars, tobt er gegen alle die den
trinitarischen (antlitzlosen) Gott aus Gewissens- und Vernunftgründen nicht
anerkennen konnten: „Ihr seid die „Erfinder von Gotteslästerungen …
Gottesfeinde, da (ihr euch), um den Sohn nicht als Bild des Vaters anerkennen
zu müssen, vom Vater selbst leibliche und irdische Vorstellungen macht… Gott
(sieht aber) nicht wie ein Mensch (aus), …“
Wie erstaunt wäre Autor Athanasius gewesen, wenn er in einem Wahrtraum
Papst Benedikt XVI., 2007, im Vorab gehört hätte. Unerwartet mutig, sowie
erstaunlich deutlich korrigierte Benedikt das Nicänum in seiner Unfrieden
stiftenden Passage: Er belehrt die straffen Nicäner eines Besseren: „Dantes
„Göttliche Komödie“ habe ihn ... inspiriert, ... „wo ein „kosmischer Ausflug“ im
inneren des Paradieses zum innersten Licht der Liebe führe, „die Sonne und
Sterne zugleich bewege“. – Das tiefste Innere dieses unzugänglichen Lichtes sei
jedoch nicht etwa ein noch gleißenderes Leuchten oder noch helleres Scheinen,
sondern das zarte Gesicht eines Menschen, das dem Seher da endlich auf seiner
Suche entgegentrete. Dies sei ... „noch viel bewegender als die Offenbarung
Gottes in der Form des Dreifaltigen Kreises von Erkenntnis und Liebe. Gott, das
unendliche Licht, ... besitzt ein menschliches Gesicht.“
Athanasius fährt fort zu fluchen, maßlos:
„…man darf auf ihn keine menschlichen Eigentümlichkeiten übertragen... Ich
glaubte, die Heuchler des arianischen Wahnsinns würden sich auf das, was ich
bisher zu ihrer Widerlegung und zum Erweis der Wahrheit vorgebracht habe,
10
zufriedengeben und nunmehr sich ruhig verhalten und bereuen, was sie vom
Heiland übel gedacht und geredet haben. Sie aber geben in unbegreiflicher
Weise auch jetzt noch nicht nach, sondern wie Schweine und Hunde in ihrem
eigenen Auswurf und Kot sich wälzen, so erfinden sie vielmehr für ihre
Gottlosigkeit neue Wege.“
Maßgebliche Werke des Hl. Athanasius in der Übersetzung der "Bibliothek der Kirchenväter"
Konstantin konnte befehlen und es geschah. Als römischer Imperator wünschte
er darüber hinaus die bis dahin souveräne Kirche in den Dienst des Staates zu
stellen. Wer wollte ihn daran hindern? Sein Arm war der Kräftigere. Diesen
Ungeist vermachte er denen, die ihm huldigten.
Gewalt im Christentum
Zahllose Namen stehen in den Annalen der mit Blut und Tränen geschriebenen
Kirchengeschichte geschrieben. Obenan die des Papstes Damasus, des
Mailänder Bischofs Ambrosius, Kaiser Justinian I. und des Großfürsten Wladimir
der Kiewer Rus.
Erste Frage: kann und darf man es „Siege des Christentums“ nennen, wenn sie
Folge brutaler Gewaltanwendung waren?
Seit Konstantin und
seinem Gott, gelang
„Christianisierung“ nicht
ohne Schwert.
Foto privat: Wolgaster
Rathausbrunnen
1128 wurden die
Menschen meiner
Heimatstadt Wolgast
nicht gerade „langatmig“ und liebevoll
belehrt, sondern auf
Wunsch des politisch denkenden Fürsten Wartislaw I. umgehend auf Befehl
getauft. Zuvor hatte sein Vorgänger der Polenherzog Boleslaw III. einen
Kriegszug in das Gebiet der Lutizen (bis zur Müritz) unternommen und im
Oderraum Stettin 1121/22 erobert. Bereits Wartislaw I. wurde zur Annahme
des Christentums verpflichtet. Hier in dieser Stadt befand sich der Tempel des slawischen Gottes Jarovit, den der als milde geltende Bischof Otto von
Bamberg auf seiner zweiten Missionsreise zerstörte.
Man kann kaum anders, als feststellen, dass Konstantins Geist der Verwerfung
der Willensfreiheit eine Gabe des trinitarischen Gottes war.
Konzilsberater Joseph Ratzinger (später Papst Benedikt XVI.) kommentierte
nach der Abstimmung durch die Konzilsväter: „Die Erklärung über die
Religionsfreiheit des Zweiten Vatikanums (1963-1965) bedeutet insofern
kirchlicherseits das Ende des Mittelalters, ja das Ende der konstantinischen
Ära… und dass man ab jetzt nie mehr sagen könne, für die katholische Kirche sei
die Religionsfreiheit kein Grundrecht, das in der Würde der Person begründet
ist.“ ... „Nach Auffassung des 2. Vatikanischen Konzils liegt das wahre Wesen des
Menschen in seiner Innerlichkeit, seinem Herzen, „wo er selbst unter den Augen
Gottes über sein eigenes Geschick entscheidet“ Karl Hörmann „Willensfreiheit“
Die Antimormonen verschweigen ausnahmslos, dass die Kirche Jesu Christi der
Heiligen der Letzten Tage seit eh und je das Recht auf Entscheidungs- und
Willensfreiheit jedermanns einfordert, praktiziert und verteidigt, ja, dass es zu
den Basiselementen ihrer Religion zählt.
Ihre Unchristlichkeit stellten sie allesamt immer wieder unter Beweis, wie Papst
Gregor der Große: Er schrieb um 600 : „Wenn ihr feststellt, dass die Menschen
nicht gewillt sind, ihr Verhalten zu ändern, so befehlen wir, dass ihr sie mit
größtem Eifer verfolgt...züchtigt sie mit Prügeln und Folter, um sie zur Besserung
zu zwingen… sie sollen durch strengste Kerkerhaft zur Einsicht gebracht werden,
wie es angemessen ist, damit jene, die sich weigern, die Worte der Erlösung
anzunehmen, welche sie aus den Gefahren des Todes erretten können, durch
körperliche Qual dem erwünschten gesunden Glauben zugeführt werden.“ Henry,
Charles Lea „Geschichte der Inquisition im Mittelalter“
Sie agierten wie er, Karl der Große, Innozenz III., wie Philipp II. von Spanien, wie
Kaiser Ferdinand dessen Starrsinn den 30-jährigen Krieg mitverursachte.
Großfürst Wladimir (956-1015), der Gründer der Russisch-Orthodoxen Kirche,
ließ „988 die heidnischen Götzen in den Dnjepr werfen und befahl allen
Stadtbewohnern sich in dem Fluss taufen zu lassen. Wer sich weigerte wurde mit
dem T O D bestraft... Die Druschina (das Kriegsgefolge des Fürsten) führte in
allen Ecken des Reiches mit brutaler Gewalt Zwangstaufen durch.“ Fritz Pleitgen und
Michael Schischkin 2019, in „Frieden oder Krieg...“
Die sich daraus ergebende Frage ist die nach den Langfolgen der Zwangs-
”Christianisierung“.
Bleiben wir am Beispiel Russlands: „Wenn ich eine Schule
betrete und diese Menge zerlumpter, schmutziger, ausgemergelter Kinder mit
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ihren leuchtenden Augen … sehe, befällt mich Unruhe und Entsetzen, ähnlich wie
ich es mehrmals beim Anblick Ertrinkender empfand. Großer Gott – wie kann ich
sie nur herausziehen? Wen zuerst, wen später? … Ich will Bildung für das Volk
einzig und allein, um die dort ertrinkenden Literaten und Künstler zu retten. Und
es wimmelt von ihnen an jeder Schule.“ Leo Tolstoi
Der Heilige Synod exkommunizierte ihn im Februar 1901, da Graf Tolstoi unter
anderem „den als Dreieinigkeit gepriesenen Gott leugnete“
Leo Tolstois Antwort auf seine Exkommunikation war knapp und bündig: „Die
Lehre der Kirche ist eine theoretisch widersprüchliche und schädliche Lüge, fast
alles ist eine Sammlung von grobem Aberglauben und Magien.“ Denis Scheck „Welt“
– „Wer Tolstoi liest, taucht in eine zweite Familie ein“
Der aufmerksame Russlandreisende Charles F. Ph. Masson, ein Mann mit
Augenmaß, konnte nur den Kopf schütteln. Um 1780 schildert er welche Früchte
Wladimirs Religion noch acht Jahrhunderte nach der angeblichen
„Christianisierung“ der Kiewer Rus, trug: "Der Russe hat an nichts Interesse, weil
er nichts besitzt... er lebt ohne Vaterland, ohne Gesetze, ohne Religion... er hat
gar keinen Grund, die Scholle, auf die er gefesselt ist, zu verlassen (er kann es
sich nicht vorstellen…) Er hasst alle Arbeit, weil er niemals für sich gearbeitet hat;
er hat daher auch keinen Begriff von Eigentum. Seine Felder, seine
Habseligkeiten, sein Weib, seine Kinder, er selbst gehören einem Herrn, (- einem
„christlichen“ Herrn, G. Sk.-) der in Willkür darüber schalten kann, und es auch wirklich
tut...“ … „Außer einem geweihten Amulett, das jeder Russe von der Taufe an,
wo er es bekommt, am Halse trägt und nie ablegt, hat er gewöhnlich noch ein
Bild von Kupfer in der Tasche, das den Heiligen Nikolaus oder einen anderen
Heiligen, der sein Patron ist, vorstellt. Er nimmt es mit auf Reisen. Nichts ist
sonderbarer, als wenn man einem Bauern oder Soldaten zusieht, wie er seinen
kleinen Gott aus der Tasche zieht, darauf spuckt, ihn mit der Hand reibt, und sich
plötzlich vor ihm auf die Erde wirft, hundertmal das Zeichen des Kreuzes macht,
die tiefsten Seufzer ausstößt und seine 40 "Gospodi pomiloi" (Gott sei mir
gnädig) hersagt. Ist das Gebet zu Ende so tut er den Gott wieder in die Büchse
und steckt sie in die Tasche...“ "Geheime Nachrichten über Russland unter der Regierung
Katharinas..." Paris, 1800
Die dritte Frage: Ist es wahr, dass Papst Damasus von Rom für den trinitarischen
Gott – den „Dreifaltigen“ mittels Mordes kämpfte?
Rom, wie könnte es anders sein, vertuscht: „(Damasus) musste sich gegen den
Minderheitskonkurrenten Ursinius behaupten. Er baute seine
Vormachtstellung erfolgreich als Nachfolger Petri aus, indem er die kirchliche Gerichtshoheit im Westen ausübte.“ Text zur offiziellen Papstliste
Wie das geschah?
"Eine Anzahl Arianer Roms ging am frühen Morgen des 26. Oktober des Jahres
366 in ihre kleine Julii-Kapelle (heute: St. Maria in Trastevere) Damasus rückte
mit seinem gottlosen Anhang (um) acht Uhr morgens,. ... mit (dem) gesamten
Klerus, alle mit Beilen, Schwertern und Knitteln bewaffnet, heran....“ Martin Rade
lic. Theol. „Damasus, Bischof von Rom“
Das "Ökumenische Heiligenlexikon" schreibt: „Nach Liberius' Tod wurde
Damasus I. 366 zu dessen Nachfolger gewählt; eine Minderheit hatte schon
zuvor aber Ursinus gewählt. Kämpfe und blutige Auseinandersetzungen folgten
- … mit mehr als 100 Toten; die Unruhen nahmen erst nach zwei Jahren durch
das Eingreifen des Kaisers ein Ende, Ursinus musste weichen. Die Gegner
machten Damasus aber lange noch das Leben schwer; 377 wurde er des Mordes
bezichtigt, eine von ihm einberufene Synode sprach ihn aber frei."
Ursinus aber war ein Antitrinitarier.
So gilt: Für Geld kann man alles kaufen. und Shakespeare sagt es: „Eine Krähe
hackt der anderen kein Auge aus.
Vierte Frage: Schuf Ambrosius von Mailand das Zwangsgesetz „Cunctos
populos nur, um dem trinitarischen Gott die Welt zu Füßen zu legen?
Selbst den rabiaten Christen Mailands, auch Augustinus von Hippo, war
durchaus bewusst, dass die strikte Gewährung der Glaubensfreiheit ein Element
des ursprünglichen Christentums war: „die Christen, schreibt Tertullian, kennen
keine Ehrsucht, kein Bedürfnis nach einer Parteistiftung, nichts sei ihnen fremder
als die (Macht-) Politik. Der eine möge Gott verehren, der andere den Jupiter; der
eine zum Himmel, der andere zum Altar der Fides beten. Seht vielmehr zu, ob
nicht auch das auf den Vorwurf der Gottlosigkeit hinausläuft, wenn man jemand
die Freiheit der Religion nimmt und ihm die freie Wahl seiner Gottheit verbietet“.
Georg Denzler, „Mutige Querdenker, der Wahrheit verpflichtet“
Der Text des Gesetzes zum Glaubenszwang bekräftigt dagegen ausdrücklich,
ausschließlich der katholische Glaube - wie ihn Konstatin erfand und wie ihn
Damasus der Massenmörder verstand, vertrat und ausübte - sei erlaubt:
„Alle Völker, über die wir ein mildes und maßvolles Regiment führen, sollen
(müssen G.Sk.) sich, so ist unser Wille, zu der Religion bekehren, die der göttliche
Apostel Petrus den Römern überliefert hat, wie es der von ihm kundgemachte
Glaube bis zum heutigen Tage dartut und zu dem sich der Pontifex Damasus klar
bekennt ...nur diejenigen, die diesem Gesetz folgen, … dürfen …Christen heißen;
die übrigen, die wir für wahrhaft toll und wahnsinnig erklären, haben die Schande … zu tragen. Auch dürfen ihre Versammlungsstätten nicht als Kirchen
bezeichnet werden. Endlich soll sie vorab die göttliche Vergeltung, und dann aber
auch unsere Strafgerechtigkeit ereilen, die uns durch himmlisches Urteil
übertragen worden ist.“ Beginn und Ende des Textes Cunctos populos.
Dissonanzen schrillster, unchristlicher Art!
„Dreikaiseredikt“ nennen es einige Autoren bis zur Stunde.
Eine Lüge ohnegleichen.
Der neunjährige Kaiser Valentinian II. habe seiner arianischen Mutter Justina
widerstanden und ihr den Mund verboten?
Es heißt offiziell und bis zur Stunde: „Das Dreikaiseredikt „Cunctos populos“
wurde am 28. Februar 380 in Thessaloniki von den römischen Kaisern Theodosius
I., Gratian und Valentinian II. verabschiedet. Es beendete die nominelle
Religionsfreiheit des 4. Jahrhunderts und gilt als wesentlicher Schritt, um das
Christentum zur Staatsreligion zu machen.“ Bernd L Beck „Spiritualität und Menschheit“
Von den römischen Kaisern Theodosius I., Gratian und Valentinian II. wäre ein
Vorläufer des Nazi-Ermächtigungsgesetzes von 1933 verabschiedet worden?
Doch Gratian war Verteidiger des Arianismus!
Und Valentinian II gehorsamer 9-jähriger Sohn seiner arianischen Mutter und
Witwe Justina, die sich lebenslänglich gegen Ambrosius Anmaßungen zur Wehr
setzte, wenn auch erfolglos, denn er war der eigentliche Kaiser, und eben nicht
ein bescheidener Bischof.
Es gibt keinen anderen Schluss: Ambrosius selbst oder einer aus seinem Anhang
hat die Unterschrift Valentinians erzwungen oder fälschen lassen, denn bekannt
ist: „Als der jugendliche Kaiser Valentinian II. für seine Arianer die außerhalb der
Stadtgrenze gelegene basilica Porciana extra murana forderte, wurde ihm dies
von Ambrosius verweigert.“ Peter Grossmann „Ägyptische Architektur“ zitiert Seeck
Und wie steht es um Theodosius? Der war zu dieser Zeit noch kein Katholik.
Fünfte Frage: War Ambrosius von Mailand ein Friedensstifter?
Ambrosius sah als hoch politisch denkender und handelnder Nicänerseit 374 die
Gefahr des Untergangs seines Trinitarismus, weil nämlich die zum Christentum
arianischer Prägung konvertierten Ostgoten. vor den Hunnen fliehend, in
Massen südwärts strömten. Aufgeregt schreibt er an den blutjungen Kaiser
Gratian der ebenfalls Arianer war:
„Der Kaiser soll, gerüstet mit dem Schwert des Glaubens, dem Sieg entgegen
ziehen... Der Krieg gegen die Goten und der Sieg über sie seien von Hesekiel
15
geweissagt worden. Die Goten sind Gog, von denen der Prophet (Hesekiel)
schreibt, dass er mit Gottes Hilfe vernichtet werde. Es ist nicht zweifelhaft, dass
die ‚catholici’, welche die Strafe für den Unglauben anderer ertragen haben, bei
Gratian Hilfe für den rechten Glauben finden. Der Glaube an Gott und die Treue
zum imperium Romanum können nicht voneinander geschieden werden...(die
Goten) die ‚Häretiker’ sind die ‚Anti-Christi’; diese Häresie sammelt ihr Gift aus
allen anderen Häresien.“ Ambrosius mahnte den Kaiser, er müsse „daran
denken, die Siegeszeichen aufzurichten...“ So wollte er „den Kaiser für seine
kirchenpolitischen Ziele gewinnen und den Gegnern (des Nicänums) den Kampf
ansagen.“ Gunter Gottlieb „Ambrosius von Mailand und Kaiser Gratian“
„Ambrosius, der Bischof von Mailand, beginnt (nach 380) alle Tempel seines
Gebietes zu zerstören. Die christlichen Priester führen den hungrigen Mob gegen
den Tempel der Demeter in Eleusis und versuchen, die Hierophanten Nestorius
und Priscus zu lynchen. Der 95 Jahre alte Hierophant Nestorius beendet die
Eleusinischen Mysterien und verkündet die Herrschaft geistiger Dunkelheit über
die menschliche Rasse. Am 2. Mai 381 beraubt (der unter dem Einfluss des Ambrosius
stehende G.Sk.) Kaiser Theodosius die Christen, die zur heidnischen Religion
zurückkehren, aller ihrer Rechte. Im gesamten östlichen Imperium werden
Tempel und Bibliotheken geplündert oder niedergebrannt. Am 21. Dezember
stellt Theodosius auch einfache Besuche der hellenischen Tempel unter Strafe. In
Konstantinopel wurden der Tempel der Aphrodite in ein Bordell und die Tempel
des Helios und der Artemis in Ställe umgewandelt...“ Vlassis G. Rassias, “Christian
Persecution against the Hellenes“
Ambrosius war Jurist höchsten Formates und Kaiserberater. Er wollte die
möglichen Irrtümer der Antike überwinden, allerdings im Widerspruch zu den
Prinzipien des originalen Christentums wie sie im 1. und 2. Jahrhundert in der
Akademie zu Alexandria, unmissverständlich gelehrt und auch von Origenes
(185-254) mit einfachen Worten beschrieben wurden: „Der Schöpfer gewährte
den Intelligenzen, die er schuf, willensbestimmte, freie Bewegungen….“
Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, 3. völlig neu bearb. Auflage, vierter Band
Kop-O, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960
Justinian I (482-565)
der oberste Verehrer des trinitarischen Gottes – und Feind des
Individualrechts
Zu Zeiten Konstantins unterjochte „seine Kirche“ die anderen Religionen noch
nicht wesentlich. Vollender dieses Prozesses der Entartung wurden (Papst)
Damasus von Rom, Ambrosius und dann Justinian. Nach ihnen setzten
gewaltbereite Päpste deren Religionspolitik über Kreuzzüge bis zur spanischen
Inquisition fort. Massenhysterie, Judenhetze und die Versklavung der
Bauernschaft folgten, als bittere Früchte, wie, 1311, die Vernichtung der Brüder
des Templerordens durch die von der Kirche installierten Organe: „weil die viel
Geld hatten“ Hertling SJ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740
Christus setzte die Kriterien: Liebe gleich Toleranz, und Rechtschaffenheit. Er
sagte wörtlich: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es der mich liebt...“
Johannes 14: 21 Einheitsübersetzung
Auf dieses Wort verzichten die Nicäner, indem sie ihre eigenen Kriterien als
höherwertig einstuften!
Kaiser Justinian (482-565), dem die evangelische u.a. Kirchen Gedenktage
widmen, hätte sich lieber nicht zum Theologen aufspielen sollen! Er änderte, mit
katastrophalen Folgen das in Urchristenreihen übliche Menschenbild, wie
Konstantin das Bild Gottes. Beide Imperatoren untersetzten ihre Ansichten nicht
mit Gründen der Vernunft, sondern der Machtpolitik. So viel steht fest: „Die
Kirche in Nicäa im Jahr 325 … befolgte die Wünsche Konstantins, obwohl sie sie
nicht billigte..." Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg -
Uni Greifswald, 1954
Diese Tatsache sollte weder verdrängt, noch vergessen werden!
Kaiser Justinian, ein Konstantinianer reinsten Wassers, ein durch List
emporgestiegener Bauernsohn, sah sich irgendwann genötigt, hart zu zuschlagen, denn sein Volk, obwohl sonst zerstritten, demonstrierte einheitlich
gegen ihn. Justinian meinte nämlich, er müsse jede Art von Freiheitsideen
zerschlagen, die allesamt von dem gerade damals noch umstrittenen
Kirchenlehrer Origenes (185-254) als „göttlich“ hoch gelobt wurden. Plötzlich -
nach 530 - erkannte der Diktator in Origenes seinen Hauptfeind der es wagte zu
verkünden, der freie Wille jedes! Menschen sei unantastbar. Wörtlich: „Der
Schöpfer gewährte den Intelligenzen, die er schuf, willensbestimmte, freie
Bewegungen, damit in ihnen eigenes Gut entstehe, da sie es mit ihrem eigenen
Willen bewahrten… durch die Kunst seiner Pädagogik wird Gott (seine
Geschöpfe) doch noch dazu bringen, dass sie dem Guten beständig anhängen.... Gottes Pädagogik und der freie Wille der Logika, den Gott durch Erziehung
fördern und nicht durch Zwang vergewaltigen darf, sind die eigentlichen Pole
des origenistischen (christlichen) Systems.“ Handwörterbuches für Theologie und
Religionswissenschaft“, dritte, völlig neu bearbeitete Auflage, 4. Band
Dasselbe lehrt und praktiziert die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten
Tage. Lehre und Bündnisse 121: 34- 46,
Ihr 11. Glaubensartikel lautet „Wir beanspruchen das Recht, den Allmächtigen
Gott zu verehren, wie es uns das eigene Gewissen gebietet, und gestehen allen
Menschen das gleiche Recht zu, mögen sie verehren, wie oder wo oder was sie
wollen.“
Solche Sätze sind in großkirchlichem Raum äußerst selten zu hören. Männer wie
Thomas Schneider predigen eben das Gegenteil.
Justinians Volk pochte auf das ihnen von Gott gewährte Menschenrecht. Zudem
erschütterten Brandstiftungen und Pestwellen das Land. Justinians
Staatsapparat wackelte. Er handelte daraufhin, aufgestachelt von seiner Ehefrau
Theodora, wie Konstantin heidnisch rücksichtslos und erstickte mit
Unterstützung hoch dotierter Offiziere seiner „christusliebenden“ Armee den
Widerstand derer blutig, die für die Wiederherstellung früherer Rechte
kämpften. „...Aufruhr im Volk sei nichts als Hundegekläff… Es war… Gott allein,
der „Dreifaltige“ der Justinian die Herrschaft übertrug.“ Mischa Meier „Justinian,
Herrschaft, Reich und Religion“
Justinians Gott war der Imaginierte Konstantins, in dessen Ungeist der
Imperator sich fortan als Gesinnungsgenosse und Nachahmer Konstantins
erwies. Doch die Historiker wissen wer Konstantin war: „gefangene Offiziere und
der Unfreiheit widerstrebende Germanenfürsten im Amphitheater von wilden
Tieren zerreißen ließ, etwa in einer Arena in Trier…. Auch mit der
Zivilbevölkerung kannte Konstantin keine Gnade und hinterließ in den
unterworfenen Gebieten Tod und verbrannte Erde.“ Bettina von Engel „Konstantin und
seine Familie in Trier“ Vortrag bei der Ascoli Piceno-Trier Gesellschaft, 2007
Wo jemals Zweifel an der Gutwilligkeit des Kaisers aufkam oder sogar die
Existenz der höchsten „Dreifaltigkeit“ angezweifelt wurde, brach Justinian über
dem „Übeltäter“ den Richterstab. Er schrieb gemäß „Codex Justinianus I, 10 u
11, „auf das Nichtablegen des „hellenischen“ Glaubens ist die Todesstrafe
gesetzt.“ Todesstrafe stand auch auf dem noch so berechtigten Abfall von der
Kirche neuen Typs. Die Kindstaufe erklärte er zur Pflicht. Verweigerer verloren
ihre Rechte an Besitz.
Justinian kamen die Mönchsfehden seiner Tage gerade zurecht. Vor allem die
grasfressenden Anachoreten und die langbärtigen Sabaiten schrien seit Wochen
und Monaten: „Nieder mit dem Häretiker Origenes.“ Was trieb sie an, war es Wahrheitsliebe? Die Wahrheit ist: „Die ägyptischen
Mönche waren einer grobsinnlichen Frömmigkeit ergeben und darum Hasser des
Origenes.“ Real-Enzyklopädie für Theologie und Kirche Bd 14
Sie vor allem bildeten einen politischen Faktor von enormem Einfluss. Allerdings
eine Minderheit in Mönchsreihen, die Gebildeten, traten für Origenes ein.
Trotz der Wut der Trinitarier lautete der Kern urchristlicher Lehren die von
Origenes auf hohem Niveau weitergetragen wurde: Ihr seid Söhne des Höchsten!
“Ihr seid Götter” Psalm 82,6 und Johannes 10,34
Ihr seid vor Gott Gleiche! Und das Buch Mormon sagt. „Niemand soll denken er
sei mehr als ein anderer,“ Mosia 23:7
„Im Urzustand waren alle Logika körperlose Geister und als solche Götter, die
dem Logos als Trabanten anhingen... Nach dem Vorbild des Logos (Christus), der
selbst das „Bild Gottes“ nach Genesis 1:26 ist, hat Gott so viele Logika
(Menschenseelen G.Sk.) erschaffen, wie er mit seiner notwendig begrenzten
Vorsehung regieren kann.“ Handwörterbuches für Theologie und Religionswissenschaft“,
dritte, völlig neu bearbeitete Auflage, 4. Band Kop-O, Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960
Origenes Oberton missfiel Justinian: … welch eine Ungeheuerlichkeit in seinen
Augen: Alle nachadamitischen Menschen sollen Mitschöpfer, Götter im
vorirdischen Leben gewesen sein, Gleichwertige?
Den Verehrern Konstantins und Justinians mussten die uralten Lehren der
Apostel weisungsgemäß missfallen. Origenes war und ist Eckstein der Ärgernis,
aus Sicht unheiliger Kirchenväter, sowie heutiger großkirchlicher Funktionäre. Er
hätte, gemäß der Meinung großkirchlicher Theologen nie sagen dürfen:
„Manche schätzen nicht, was wir sagten, indem wir den Vater als den einen
wahren Gott hinstellten und zugaben, dass andere Wesen neben dem wahren
Gott Götter werden konnten, indem sie an Gott teilhatten.“ Origenes Kommentar zu
Joh.: 2:3 bei Wikipedia unter Arianismus
Auch wenn es viele nicht zugeben wollen: Origenes wurde ungerechtfertigt
exkommuniziert. Johann J. Ignaz von Döllinger betont: „In einem Brief an Paula
(heißt es), Origenes sei nicht wegen neuer Lehren oder häretischer Meinungen...
verurteilt worden, sondern weil man den Glanz seiner Beredsamkeit und
Wissenschaft nicht habe ertragen können.“ „Hippolytus und Kallistus“ 1854
„eine ganze Generation von Theologen ist ... durch seine Schule gegangen...
mehrfach holte man Origenes zur Widerlegung von Häretikern, die sich seinen
Argumenten meistens beugten...“ Franz Schupp „Geschichte der Philosophie“
Doch was Origenes predigte, war nicht seine, sondern die Lehre Christi und seiner Apostel. Hertling
SJ bekräftigt: „Origenes hatte niemals die Absicht, von der Lehre der Kirche
abzuweichen!“ Hertling SJ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740“
Selbst Epiphanius (320-403), Bischof von Salamis, ein fanatischer Ketzerjäger
verurteilte lediglich die „subordinatianische Logoslehre des Origenes“ womit
dieser große Lehrer „zum geistigen Vater des Arianismus geworden“
sei. „Epiphanius gilt als einer der eifrigsten Verfechter der Orthodoxie seiner Zeit
und hat in den theologischen Streitigkeiten wiederholt eine wenig schöne Rolle
gespielt. Er ist es gewesen, der den Kampf gegen den Origenismus erst richtig
entfachte... er ist der „Patriarch der Orthodoxie“... alle Häretiker (bezeichnet er)
als wilde und giftige Tiere, deren Gift die Reinheit des Glaubens gefährdet...
Hier liegen offenbar... böswillige Verleumdungen vor.“ Kurt Rudolph „Die Gnosis”
Ursprünglich galt allerdings, das kann niemand leugnen, dass der Mensch Geist
ist (ein in die Sterblichkeit gefallener, frei in seinen Entscheidungen). Eben das
lehrt die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Lehre und Bündnisse 93. 33
Justinian verfluchte, mit Rückenwind festlich gekleideter 165 Bischöfe von mehr
als 5 000 gleich drei urkirchliche Segmente a) die Lehre vom vorirdischen Dasein
der Menschen die zur Familie Adams gehören, b) er löschte den verbürgten
Anspruch jedes Menschen auf sein Individualrecht endgültig c) er verbot den
Begriff Intelligenz für die menschliche Seele, den nobilitas ingenitus.
Der Originaltext der Ostsynode von 543 lautet: „Wenn einer sagt oder dafürhält,
die Seelen der Menschen wären präexistent gewesen, insofern sie
früher Intelligenzen und heilige Mächte gewesen seien; ... so sei er im
Banne...“ Horst Robert Balz, Gerhard Krause, Gerhard Müller -Theologische Realenzyklopädie -2000
Präexistenz? Das sei Jüdisch! In der Tat!
„Die Fragen der persönlichen Unsterblichkeit und der Präexistenz und des
Fortlebens der Seele werden mit der Ewigkeit des jüdischen Volkes selbst
verwoben. Alle Seelen, die je und je in einen jüdischen Körper eingehen werden,
so heißt es in einem Midrasch, haben am Sinai gestanden und sind dort in den
ewigen Verbund zwischen Gott und Israel eingetreten. „Wir Juden sind also vom
Sinai her beim Vater“, ... Wenn ein Jude im Gottesdienst zur aktiven Teilnahme
an der Vorlesung aus der Thora hinzugezogen wird, wenn er, wie der Ausdruck
lautet, „aufgerufen“ wird, um über die zur Vorlesung geöffnete Thora-Rolle einen
Segensspruch zu sprechen, so dankt er in diesem Segen Gott dafür, dass er
„Leben der Ewigkeit in uns gepflanzt hat“. In jeden von uns und in uns als Israel.
„Wir leben ewig“, mit diesem Gesang gingen Juden in die Gaskammern.“ Dr. phil.
Kurt Wilhelm, Landesrabbiner 1925 – 1929 in Braunschweig, 1933 –1948 Rabbiner in Jerusalem,
Oberrabbiner in Schweden „Jüdischer Glaube“
„Das Passah ist das Aramäische pacach (paw-sakh) und bedeutet so viel wie
'hinüber gehen'. … Im Ursprung war das 'Hinübergehen' die Bedeutung des
Hinübergehens des Menschen aus seinem fleisch(lichen) Körper hinüber in die
körperlose 'Welt', die Heimat der Seele. Dieses Hinübergehen ist im Buche Exodus (Shemoth) der Juden als der 'Auszug der Seele aus dem fleischlichen Körper' in
dieser Welt in die fleischlose Welt der Seele als Parabel niedergeschrieben, aber
das Thema kehrt auch in vielen anderen Geschichten der Thora als Parabel auf.
... Symbolik ist eine Sprache, welche auch durch die Begriffe in den gesprochenen
Sprachen ausgedrückt wird. So ist das 'über den Jordan gehen' dieselbe Symbolik
wie das Passah. Das Yardana, Jordon, ist im Aramäischen 'der Strom oder Fluss
des Lebens'. Abseits des Streites der Theologen kann man allein in der
Aramäischen Sprache Mosaiksteine finden, für ein Bild, das es erlaubt, auch das
Bewusstsein der Menschen besser nachvollziehen zu können. So bedeutet im
Aramäischen 'Bit Nitupta' das 'Haus der Präexistenz'.“ Volker Doormann, ‘PhilTalk
Philosophieforen’ Thema „Präexistenz und zur Passah Symbolik“
Diese Aussagen korrespondieren mit einem Wort aus dem Hebräerbrief:
„An unseren Vätern hatten wir harte Erzieher, und wir achteten sie. Sollen wir
uns dann nicht erst recht dem Vater der Geister unterwerfen und so das Leben
haben?“ Kap. 12: 9 Einheitsübersetzung
Es ist die Erkenntnis, dass alle Menschen (nach Adam) „aus den Gefilden hoher
Ahnen“ Goethe, Faust I, stammen, ob sie Weiße oder Schwarze sind. Der große
Dichter von Weimar erwarb diese Überzeugung, im Verlaufe seines Lebens
schrittweis. Noch einmal kurz vor seinem Tod, am 11. März 1832 sagte er im
Gespräch mit Eckermann:
„...Diese plumpe Welt aus einfachen Elementen zusammenzusetzen und sie
jahraus jahrein in den Strahlen der Sonne rollen zu lassen, hätte ihm sicher
wenig Spaß gemacht, wenn er nicht den Plan gehabt hätte, sich auf dieser
materiellen Unterlage eine P f l a n z s c h u l e für eine Welt von Geistern zu
gründen. So ist er nun fortwährend in höheren Naturen wirksam, um die
geringeren heranzuziehen. Goethe schwieg. Ich aber bewahrte seine großen
und guten Worte in meinem Herzen.”
Schiller hat es wahrscheinlich ebenfalls empfunden. In seiner Ode an die Freude
bringt er das zum Ausdruck: „Brüder, über‘m Sternenzelt muss ein lieber Vater
wohnen.“
Das eigentliche Wesen des Menschen ist ewiger Geist. Er befindet sich im
sterblichen Leib: Zahllose Menschen erkannten und empfanden während ihrer
Nahtoderfahrung staunend, dass sie beglückt zurück in ihre eigentliche Heimat
kamen. Dr. Enno Edzard Popkes ist Professor für Geschichte und Archäologie des
frühen Christentums und seiner Umwelt, an der Universität Kiel. Seiner
Überzeugung nach bieten Nahtoderfahrungen einen neuen Zugang sowohl zum
Platonismus, als auch zum frühen Christentum.
Alle Theologie läuft immer wieder gegen den Baum, solange sie die Weisheit von
der Ewigkeit menschlichen Bewusstseins ausklammert.
Es ginge den Menschen und der Theologie wesentlich besser, wenn sie
zurückkehrten zum eigentlichen Ursprung unseres Seins.
„Aus vielen Zeugnissen geht hervor, dass außer Origenes auch andere
bedeutende frühchristliche Theologen, Philosophen und Kirchenlehrer - so zum
Beispiel Justinus, der Märtyrer (100-165), Tatian (2. Jhd.), Clemens von
Alexandria (150-214), Gregorios von Nyssa (334-395), Synesios von Kyrene (370
413) ... der Bischof Nemesios von Emesa (um 400-450) glaubten, dass die Seelen
der Menschen schon vor der Entstehung der materiellen Welt vorhanden
waren.“ Der Katharer www.thorstenczub.de
Hildegard von Bingen wusste es durch Offenbarung: „Die Seele stammt vom
Himmel, der Leib von der Erde; die Seele wird durch den Glauben, der Leib aber
durch das Sehvermögen erkannt.“ Dr. Beat Imhof, 'Wegbegleiter' Nr. 3/2006 zitiert
Hildegard (1098-1179)
Wie der Begriff „Darwinismus“ im 19. Jahrhundert naive Christen erschütterte,
so das Wort vom „Origenismus“ seit 540.
Indessen lehnt die EKD seit etwa Mitte des 20sten Jahrhunderts den Glauben an
eine unsterbliche Seele grundsätzlich ab. Felix Gietenbruch lic. theol. VDM liest
seinen „ungläubigen“ Kollegen erneut die Leviten:
„Im Protestantismus hat sich die
kümmerlichste aller Jenseitsvorstellungen
durchgesetzt, nämlich, dass der Mensch, wenn
er stirbt, mausetot ist und dann vielleicht nach
einem Zeitraum von unbestimmter Länge am
Jüngsten Tag, an den auch niemand mehr
glaubt, wieder durch einen Akt der
Neuschöpfung auferweckt wird, um dann
gerichtet zu werden. Das ist alles so absurd wie
nur möglich und verkennt schon die Tatsache,
dass zum persönlichen Leben die Kontinuität der
Persönlichkeit und die lebendige Entwicklung
gehört. ... Die Kirche ist offenbar weitgehend
den Angriffen der zweiten Aufklärung erlegen.
Sie hält immer noch die materialistische und positivistische Wissenschaft des 19.
Jahrhunderts für den höchsten Stand der Wissenschaftlichkeit ... Die deutschen
Kirchen sind über den Vorwurf, eine opiatische Jenseitsreligion zu sein, so
erschrocken, dass sie in das Gegenteil verfallen sind.“ Studien zur systematischen
Theologie und Ethik „Höllenfahrt Christi
online-Dogmatik evangelischer Glaube, sagt allerdings – diesmal - zutreffend: „Gott
gedenkt (derer, die starben), dass er (sie) weiterhin kennt, dass er sie nicht
vergisst und sie aus der Beziehung zu ihm auch nicht entlässt. ... ein jeder wird
vor seinen Schöpfer gestellt, um ihm Rechenschaft zu geben.“
Doch in Kombination zum zuvor dargelegten Text, bedeutet das: Nach
evangelischem Glauben bewahrt Gott alles Tun und Lassen sämtlicher
Menschen „in sich“. „Gott ruft, - wie die Zeugen Jehovas sagen würden, die
„Verstorbenen aus den Gedächtnisgrüften“ - irgendwann heraus, gemäß seiner
Erinnerung. Welch unvorstellbare Leistung.
Die Rede: „Bei Gott ist nichts unmöglich“, greift nicht.
Gott kann nicht alles!
Schon die alten Juden fragten: „Kann Gott einen Stein so
schwer machen, dass er ihn nicht mehr aufheben kann?“ Talmud
Der „allein wahre Gott“ kann und wird niemals sein Wort brechen! Gott kann
nicht die Bosheit in sich bewahren, die wahrscheinlich mehr als die Hälfte aller
Geschichte ist!
Armer Gott, wenn er das müsste!
Es leben jetzt knapp 8 Milliarden Menschen, und in den letzten 6.000 Jahren
lebten weitaus über 100 Milliarden. All den Wahn, den sie hegten, ihre
Kümmernisse und Bosheiten, bewahrt ER, und soll doch glücklich auf höchster
Stufe sein?
Wozu überhaupt dieser Aufwand der Konservierung des Bösen an sich, wenn Er
die Bösen dann doch nur, und zwar sehr, sehr in die Länge gezogen, vernichtet?
Und wo bleibt da die Barmherzigkeit? Und wo die Vernunft? Katholischerseits
geht es keineswegs logischer zu, man musste ja einen Ausweg finden, nachdem
Origenes gebannt wurde: Das Ungeheuer wird Kreationismus genannt – und von
der Kirche gelehrt -. Es besagt, dass die Seele des Menschen nicht vor der
Entstehung des Körpers existiert, sondern zum Zeitpunkt der Zeugung von Gott
erschaffen und in den sich bildenden Körper eingefügt wird.
Zusammengefasst:
„Gott“ merkt sich nicht nur was jeder unter zahlreichen Milliarden Menschen
jemals dachte, fühlte und tat, „er“ schaut auch pausenlos in die Bäuche von
Abermilliarden Damen um nicht den Zeitpunkt der notwendigen
Seelenerschaffung zu verpassen.
Justinian tat so, als würde er sich nicht länger bitten lassen: Er berief die
Ostsynode ein, … man müsse Origenes verfluchen:
„Die Bannflüche wurden ... unter dem unnachgiebigen Druck Kaiser Justinians
von sämtlichen Patriarchen unterzeichnet, einschließlich Papst Vigilius’, der 544
eigens zu diesem Zwecke fast gewaltsam nach Konstantinopel gebracht wurde.
Mit ihrer Unterzeichnung reihte die Kirche den bedeutendsten und
herausragendsten Theologen des frühen Christentums, Origenes, aus
w e l t l i c h e n Gründen unter die ketzerischen Irrlehrer...“ Hermann Bauer „Der
Einfluss Ostroms“, Diekamp „Die originistischen Streitigkeiten und das 5. ökumenische Konzil"
Theologieprofessor Matthias Kroeger resümiert: „... was im 4. und 5.
Jahrhundert in den großen Konzilien verabschiedet worden ist als Dogma des
christlichen Glaubens, das alles hat sehr seine ungeheuer menschliche
Geschichte. Das ist nicht vom Himmel eingegeben, sondern in höchst
23
menschlichen Machtkonstellationen, zum Teil gewaltsamen Prügelsituationen
auf Synoden, wo Mönchshorden eingefallen sind und die Konzilsväter verprügelt
haben, wenn sie sich nicht richtig entschieden haben und nicht richtig votiert
haben.“ Adolf von Harnack und die Kritik der kirchlichen Dogmen“ Gesprächsreihe zu Stationen des
liberalen Protestantismus, Teil 3
Sonderbar, ursprünglich war Justinian bis etwa 530 ein Förderer der Anhänger
der Lehren Christi wie sie Origenes beschrieb. Inauguraldissertation August Knecht „Die
Religionspolitik Kaiser Justinians I.” 1896
Gott, das stand für den seelenlosen Imperator fest wie ein Felsen, war der
„Dreifaltige“ in dessen Auftrag er später mörderisch auch in Italien, mittels
seines Heeres unter Belisar, handelte. Jahre nach seinem Doppel-Sieg über das
Urchristentum prahlte er mit seiner Macht. „Von Gott eingesetzt ...bringen wir
Kriege glücklich zu Ende… Wir richten unsere Herzen so auf den Beistand des
allmächtigen Gottes, dass wir weder Waffen noch unseren Soldaten, noch den
Generälen, noch unserer eigenen Begabung vertrauen müssen, sondern jegliche
Hoffnung allein auf die vorsorgende Umsicht der höchsten D r e i f a l t i g k e i t
setzen…“ Mischa Meier „Justinian, Herrschaft, Reich und Religion“
Unmissverständlich.
„Zwar residierten die Päpste im
Lateranpalast noch lange danach
mit einer Schar Eingeschworener
inmitten von Ruinen und hielten
sich großspurig für die Sieger der
Geschichte und Retter des
Christentums. Gespenstisch ging
es zu. Wo einst 1 Million Bürger
wohnten, hausten zwischen dem 6.
und dem 14. Jahrhundert nur noch
ein paar tausend Leute. Dieser
verlorene Haufen hielt sich
allerdings für den Nabel der
Welt.“ Spiegel Geschichte, Annette
Bruhns “Pest, Hunger und Schwert“
Die Waisenkinder Italiens
verdammen Justinian bis heute
sobald sie zurückblicken und
wieder die Bilder seiner Gewalttaten sehen: „Macht! Das schmeckte dem
Imperator.“ Doch "Gott ist nicht die 'Macht an sich' ... Macht an sich ist böse. Der
'Allmächtige', das ist das Chaos, das Übel, das ist der Teufel ... Dieser
Rauschgedanke der Macht, das ist das Chaos, das Tohuwabohu, das Gott ... nicht
gewollt hat, als er den Himmel und die Erde schuf." K. Barth „Dogmatik im Grundriss“
Justinian glaubte und wusste alles besser, ebenso gewisse Geistliche des
beginnenden 20. Jahrhunderts:
„...jubelnd begrüßten katholische und protestantische Geistliche den Ausbruch des
Ersten Weltkrieges … Hei, wie es saust aus der Scheide! Wie es funkelt im
Maienmorgensonnenschein! Das gute deutsche Schwert, nie entweiht,
siegbewährt, segensmächtig. Gott hat dich uns in die Hand gedrückt, wir halten dich
umfangen wie eine Braut...komm Schwert, du bist mir Offenbarung des Geistes...
im Namen des Herrn darfst du sie zerhauen.“ Pfarrer und Hochschullehrer Weber
„Jugendlexikon Religion“ Rororo
Im Namen des trinitarischen Gottes und Sol Invictus.
Justinian, der Verehrer der Dreifaltigkeit, zielte gegen Origenes
willkürlich - und das Großkirchentum protestierte nicht merklich
Alle zitterten aus Angst vor dem großen Diktator. Der jedoch tat so als stünden
Origenes Darlegungen im Widerspruch zum originalen Christentum. Mit
Origenes, dem zwischen 215 bis 230 von allen christlichen Seiten anerkannten,
glaubensstarken Bewahrer der Lehren der Urkirche, wussten die
Christusgläubigen vornicänischer Zeit, dass wir ein vorirdisches Zuhause im
Himmel hatten und dass wir buchstäbliche Geistkinder Gottes sind, und damit
göttliches Potential in uns tragen. Weiter, dass Jesus unser älterer Bruder ist,
und gleichzeitig ein anderer Gott, neben dem allein wahren.
Das zu erkennen lehnt großkirchliche Theologie immer noch ab.
Vergottung
Wegen dieser Verweigerung anzuerkennen, dass wir Intelligenzen seit
Ewigkeiten sind, attackiert man uns.
Großkirchlicherseits heißt es „…Die Vorstellung, (der „Mormonen“) der zufolge (a)
der Mensch Gott werden kann bzw. (b) der biblische Gott sich aus einem
Menschen entwickelte, steht im diametralen Gegensatz zur biblischen
Unterscheidung von Schöpfer und Geschöpf.“ Kai Funkschmidt Materialdienst 6 -2015
Der evangelische Theologe Michael Kotsch bekräftigt mit Blick auf die Lehren
der „Mormonen“ die Thesen Funkschmidts: „Aus christlicher Sicht ist: sowohl die
25
(mormonische Aussage von der) Vermenschlichung Gottes als auch die Vergöttlichung
des Menschen zu kritisieren…“ Zeitjournal Nr. 4/2009
Aber die historische Wahrheit widerspricht den Apologeten des Trinitarismus
entschieden: „... der Gedanke der Vergottung (des Menschen) ist der letzte und
oberste gewesen; nach Theophilius, Irenaeus, Hippolit und Origenes findet er sich
bei allen Vätern der alten Kirche, bei Athanasius, bei den Kappadoziern,
Appolinares, Ephraim Syrus, Epiphanius u.a“ Adolf von Harnack „Dogmengeschichte“,
Mohr-Siebeck
Eben dasselbe verkündeten seit je die jüdischen Traditionalisten: „...Jeder gute...
Gedanke und jedes ebensolche Tun zeugt unverlierbare geistige und reale
Energien (bis zur) Veredlung und Emporhebung in die reinen Höhenregionen,
(tätig) an der immer fortschreitenden Vergottung.“ Erich Bischoff „Kabbala”
Selbst Martin Luther sprach von der Gottwerdung des Menschen - aber eben
nicht des sterblichen, sondern bezogen auf den jedem Heutemenschen
innwohnenden Geist, dem aus dem Himmel stammenden „nobilitas ingenitus“
: „...eben darum wird das Wort Fleisch, damit das Fleisch Wort werde. Mit anderen Worten: Gott wird
darum Mensch, damit der Mensch Gott werde.“ T. Mannermaa “Luther und Theosis”, Band 16
Veröffentlichungen der Luther-Akademie Ratzeburg, Helsinki/Erlangen 1990
Papst Benedikt XVI. verwies, ob gewollt oder nicht, Kritiker der hier erwähnten
Kategorie, indem er sagte: „… der Kern der Inkarnationslehre des Athanasius
lautet: „Christus, das Göttliche Wort, „wurde Mensch, damit wir vergöttlicht
würden...“ Vatikan, Generalaudienz, 20. Juni 2007
„Erst aufgrund der Tugend wird man (erneut, im diesseitigen Stand, nach dem ersten in der
Präexistenz G.Sk.) ein Kind Gottes und erst in der Erwerbung der Tugend durch
eigenen Eifer erwirbt der Mensch die Ähnlichkeit Gottes. Unentbehrlich für das
Erreichen der Gottähnlichkeit ist also die Entscheidungsfreiheit.“
H.. Benjamins „Eingeordnete Freiheit; Freiheit und Vorsehung bei Origenes.
Bischof Hippolyt von Rom, heiliggesprochen und Zeitgenosse Origenes, sagt
dasselbe: „Durch den Logos brachte Gott Alles hervor, und anders als es gemacht
wurde, konnte es nicht gemacht werden. Den Menschen schuf er als solchen; will
der Mensch Gott werden, so muss er ihm gehorchen.“ Joseph Langen „Geschichte der
römischen Kirche“
Es geht den Protestanten darum auszudrücken, wir können an unserer Erlösung
nicht mitwirken. Würden ihre Gelehrten hinzusetzen, gemeint ist die Erlösung
vom Tod, gäbe es keinen Widerspruch.
Das ist noch nicht der Fall.
Das Dilemma lässt sich durch Luthers Lehre nicht auflösen.
"Luther … war im Hinblick auf die sittlichen Möglichkeiten des Menschen äußerst
pessimistisch. Für ihn hing alles allein von der freien Gnade des allmächtigen
Gottes ab, die für ein auch noch so geringes Mitwirken des Menschen am Heil
keinen Platz ließ." Thomas Martin Schneider "Freiheit bei Martin Luther"
Protestanten bekräftigen Luthers Überzeugung die eben konsequenterweise auf
dem „sola gratia“ des Paulus ruht.
„Wir bekennen gemeinsam, dass der Mensch
im Blick auf sein Heil völlig auf die rettende Gnade Gottes angewiesen ist...
Rechtfertigung (Sündenvergebung) geschieht allein aus Gnade.“ „Gemeinsame
Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ 1999
Doch das kann so nicht gemeint gewesen sein wie es seit Refomrationszeiten
verstanden wird, denn Paulus sagt im Galaterbrief: „Irret euch nicht, was der
Mensch sät, das wird er ernten.“
Genau darum geht es.
Die Gemeinsame Erklärung“ vermeidet diese Schriftstelle
auffallend. Dort, in der Erklärung, wird von jenem Glauben Abrahams
gesprochen der den Sünder rechtfertigt. Aber wer denkt in diesem
Zusammenhang schon daran, dass der hundertjährige der Gottesverheißung
vertraute von seiner neunzigjährigen Ehefrau einen Sohn zu bekommen und,
dass Abraham nachdem das Wunder geschah 17 Jahre später bereit war Gott zu
gehorchen um seinen geliebten Sohn abzuschlachten?
Gehorsam ist der Schlüsselbegriff.
Gehorsam muss der Gottesgnade hinzugefügt werden:
Urchristlich und
„mormonisch“ und immer noch auch katholisch steht die Forderung: Du musst
Gott gehorchen. Gehorsam ist eine Willensleistung
Das entspricht exakt jener
Verheißung Christi die gläubige „Mormonen“ täglich verinnerlichen: „Wer meine
Gebote hat und hält sie, der ist es, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird
von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm
offenbaren.“ Lutherbibel 1912
„Sola gratia“ reicht nicht aus, sagt Petrus "... wenn ihr um guter Taten willen
leidet und es ertragt, das ist Gnade bei Gott." 1. Petrusbrief 2: 2-25
Gnade folgt der aufrichtigen Reue – Gott erwartet unser Guttun.
Die überlieferte und von Origenes verkündete „Gnadenlehre ist synergistisch.
Zwar sind alle Geschöpfe ganz auf Gott angewiesen, eigene Anstrengungen
werden durch seine Gnade weit überwogen. Aber die Vorsehung hat alle
Regungen des freien Willens von Ewigkeit her vorausgesehen und eingeplant,
und sie werden gerecht vergolten.“ Handwörterbuches für Theologie und
Religionswissenschaft“, dritte, völlig neu bearbeitete Auflage, 4. Band Kop-O, Mohr (Paul Siebeck)
Tübingen, 1960 S. 1692 – 1702,
Joseph Smith lehrt: „Wir wissen, dass Rechtfertigung durch die Gnade unseres
Herrn und Erretters Jesus Christus gerecht und wahr ist, und wir wissen auch,
dass Heiligung durch die Gnade unseres Herrn und Erretters wahr und gerecht
ist - für alle diejenigen, die Gott lieben und ihm dienen mit aller Macht, ganzem
Sinn und aller Kraft.“ Lehre und Bündnisse 20: 30-31
„Wenn die Menschen Gutes tun, werden sie ihres Lohnes keineswegs verlustig
gehen.“ Lehre und Bündnisse 58: 28
Die „Gnade Christi“ wird durch Protestanten nicht selten zur Billigware
deklassiert.
Luthers Verdienste darf niemand in Abrede stellen, ebenso wenig, dass einige
seiner Aussagen korrekturbedürftig sind, wie diese:
„Der freie Wille ist ein eitler Name, er taugt zu nichts, als zum Bösen… die
Vernunft selbst (ist) gezwungen zuzugeben, ... dass es einen freien Willen weder
im Menschen noch im Engel, noch in sonst einer Kreatur geben kann.” M. Luther
„Vom unfreien Willen“
-
Das verführt seine Gefolgschaft zu schiefen Folgerungen: „Gottes Allmacht und
sein Vorherwissen, schließen menschliche Willensfreiheit aus“ Online Dogmatik
evangelischer Glaube (Dieser Satz erscheint, seit 2022, nur noch minimiert im Internet
Vornizänisch wurde das Evangelium Christi stets als willensstärkend verstanden,
als
„Eine neue, alle völkischen Unterschiede hinter sich lassende
Lebensordnung ... Alle Menschen von sittlichem Willen (sollten) sich ihr freudig
unterstellen... (Erst) diese Auffassung vom Ziel der sittlichen Willensfreiheit (könne
die) die Loslösung des Menschen vom Zwang irdischer Bindungen (zustande
bringen).“ Dialog des Bardesanes bei Hans Lietzmann „Geschichte der alten Kirche…“
Unter Verlockungen und strapaziösen Umständen die Gebote Christi zu halten
ist allemal eine Willensleistung.
Jeder weiß aus eigener Erfahrung, dass Thomas von Aquin (1225-1274) sich mit
seiner dem evangelischen Glauben entgegengesetzten Stellungnahme im Recht
befindet: „Der Wille gibt dem Menschen die Freiheit, sich zwischen Gut und Böse
zu entscheiden. Gott gewährt uns die Freiheit, falsch zu handeln, aber er hat uns
auch den Sinn für das Rechte und das Falsche eingegeben.“ Horst Poller „Die
Philosophen…“
Der erwähnte Artikelverfasser, J. Langen, über Hippolyt fährt im selben Sinne
fort:
„…Von einer Genugtuung oder stellvertretenden Sühne ist bei ihm noch nicht die
Rede. Nur von einer Reinigung und Umschaffung des Menschen durch Christus.
Die Menschwerdung hat den Zweck, das Ideal eines Menschen tatsächlich zu
verwirklichen. Geht der Mensch mit seinem des Guten fähigen, freien Willen auf
diese Umgestaltung seines Wesens ein, so wird er als Adoptivbruder des
Gottmenschen vergottet.“ Joseph Langen „Geschichte der römischen Kirche“
Das ist „Mormonismus“ pur!
Joseph Smith sagt: "Wahrlich (der allmächtige Gott, Schöpfers Himmel und der
Erde) sagt: Die Menschen sollen sich voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus ihrem eigenen, freien Willen tun und viel Rechtschaffenheit zustande
bringen; denn die Macht ist in ihnen, wodurch sie für sich selbst handeln
können." Lehre und Bündnisse 58:27
Nicht wenige tun so, als wäre Christi Gebot: „Darum sollt ihr vollkommen sein,
wie es auch euer himmlischer Vater ist“, nur ein rhetorisches Element seiner
Bergpredigt gewesen. Wäre dies nicht so, würden die Mormonismuskritiker
Joseph Smiths Wort: „Gott war einst ein Mensch und wir können wie Gott
werden“ nicht permanent verspotten.