Sonntag, 13. Dezember 2015

Die evangelische Kirche Deutschlands, (EKD) dokumentierte ihre Missachtung der Lehren Christi

1999 schlummerte die evangelische Kirche die aktiven Verteidiger des Christusglaubens von der permanenten Notwendigkeit  ihres Tuns des Guten nahezu ein. Das geht aus diesem Statement der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre vom 31. Oktober 1999" klar hervor. Ihr Tenor lautet:  Du musst dich nicht anstrengen deine Religion zu leben. Du hast vor Gott nur die Pflicht auf ihn zu vertrauen. Da, im erwähnten Papier, heißt es: 

"Wir werden umsonst erlöst... Rechtfertigung geschieht allein aus Gnade... sola gratia. 


Das hat Christus nie gelehrt. Er setzte die Kriterien der Erlösung. Sie fanden keine Erwähnung.
Angesichts der wachsenden Bedrohung unserer angeblich christlich orientierten Welt durch rabiate Islamisten stehen wir allesamt in der Pflicht, mit den uns von Gott verliehenen Talenten zu "wuchern", "unser Licht leuchten zu lassen"... wir haben "das Salz der Erde" zu sein. Wir haben zu verinnerlichen, dass wir "alles was wir einem Geringen getan haben, ihm antun"... Wir haben die Gefangenen zu besuchen und sie herauszuholen aus ihrem Elend.
Das wir dies tun müssen, um letztlich vor Gott gerechtfertigt dazustehen kommt in der sogenannten Rechtfertigungslehre nicht zum Ausdruck. Im Gegenteil. 

Bewusst oder nicht wird dort verdrängt, dass Luther noch klar betonte, dass wir einmal vor Gott zu verantworten haben, was  wir angerichtet haben. 
 In den vielen Sätzen dieser "Erklärung" kommt Jesus nicht zu Wort - außer in einem völlig aus dem Zusammenhang gerissenen Zitat, das Petrus und seinen rechtmäßigen Nachfolgern die Vollmacht verleiht, Sünden zu vergeben -. 
Die "Gemeinsame Erklärung" beruft sich wieder und wieder auf Paulusbekenntnisse.

Aber es ist nicht einmal lupenreiner Paulinismus der da verkündet wird. Denn diesen Paulussatz: "Irret euch nicht, was der Mensch sät, das wird er ernten!" Galater 6: 17 unterschlägt die Erklärung.
Dieser Satz jedoch relativiert sämtliches Schrifttum Pauli!

Weil das der Fall ist, wurde er ausgeklammert. Doch die Aussage, dass der Mensch ernten wird was er sät, ist auch logisch unanfechtbar.
Man muss, manchmal sehr mühsam, Gutes säen.
Die Konsequenz der "Erklärung" lädt dagegen geradezu zur Faulheit ein, zum Nichtstun, während die Gebote Christi generell lauten: Bemüht euch! z.B. um eure Vervollkommnung. Wörtlich und im Zentrum der Bergpredigt steht darum jene große Aufgabe festgeschrieben, die ganz und gar nicht ins Konzept des Protestantismus passt:

"Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel, vollkommen ist!"

Hier handelt es sich jedoch nicht um ein rhetorisches Element einer Predigt, sondern um ein Gebot Christi! 
Fest steht: ein um Perfektion bemühter Artist muss täglich sechs bis zehn Stunden harte Arbeit leisten.

Der Heidenapostel Paulus  wurde allerdings ohne sich darum bemüht zu haben Christ, Gott selbst rief ihn an. Er hat ausnahmsweise auf diesem Weg erfahren, dass er in die falsche Richtung gelaufen war.
Dieser Fall kann und darf aber nicht verallgemeinert werden.

Das hätte Paulus sich sagen müssen. Er stellt stellenweise die damalige Kirchenlehre in Frage: "bemühe dich Licht zu erlangen", indem er wiederholt verkündet: er selbst sei aus reiner Gnade von Gott aus dem Irrtum und Dunkel der Ablehnung herausgerissen worden... und so überhöht er den Begriff Gnade.  
Gnade, Gnade, Gnade. Sola gratia!  
Petrus der Präsident der noch jungen Kirche ist empört, dass Paulus - "unser gelieber Bruder Paulus" - mit bedeutenden Begriffen, wie diesem, recht missverständlich umgeht. Weitsichtig ist er verärgert darüber, dass Paulus nicht ganz unschuldig daran ist, wenn Spätere, wie die Damen und Herren Verfasser der "Gemeinsamen Erklärung" von 1999, es wagen den folgenden Widersinn zu Papier zu bringen: 


Petrus Gnadenverständnis unterscheidet sich von dem seines Juniorpartners erheblich. Das muss er korrigierend aussprechen. Er, Petrus ist die, von Jesus eingesetzte "Säule" der Kirche, nicht Paulus. Petrus hat in Sachen Theologie das letzte Wort.
Er weist den übereifrigen Mann, wenn auch sehr behutsam, zurecht. Um zu definieren was die Kirche unter dem Begriff "Gnade" verstehen soll erläutert Petrus:

"... wenn ihr um guter Taten willen leidet und es ertragt,  
das ist Gnade bei Gott.
Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand;..." 1. Petrusbrief 2: 2-25


In Christi Fußtapfen gehen ist Gnade... 
Petrus wird sich sehr zusammen genommen haben, nicht aus der Haut zu fahren, eben weil Paulus verallgemeinert, was nicht verallgemeinert werden darf.  Denn wie der Trend des Judentums, war seines Herrn Lehre, die des Tuns des Guten. Allerdings bestand das jüdische Verstehen vom Tun des Guten, nicht wie bei den Christen darin Ketzer zu köpfen, wie an Bischof Priscillian im Jahr 385 geschehen, oder etwa darin eine ganze Gemeinde auszurotten weil sie urchristlich glaubte, wie 366, unter aktiver Teilnahme des Papstes Damasus zu Rom geschehen. 

Jahrelang begleitete Petrus seinen Christus. Er hatte jedes Wort und seinen Geist in sich aufgesogen. Kaum jemand kannte, wie er, die ewig gültigen Prinzipien des Erlösers.  Er schreibt entschieden und zugleich sehr um Versöhnung bemüht:

Seid überzeugt, dass die Geduld (griech. ypomoni) unseres Herrn 
eure Rettung ist. Das hat euch auch unser geliebter Bruder Paulus 
mit der ihm geschenkten Weisheit geschrieben; es steht in allen seinen Briefen, in denen er davon spricht. In ihnen ist manches schwer zu verstehen und die Unwissenden, die noch nicht gefestigt sind, verdrehen diese Stellen 
ebenso wie die 
übrigen Schriften zu ihrem eigenen Verderben.2. Petrus 3: 15-16

Petrus kennt den Begriff Gnade sehr wohl, verwendt ihn hier aus guten Gründen nicht. Petrus geht sehr weit. Er warnt. Paulus Trugschluss führe unweigerlich ins Verderben. Wegweisend fand er für den ersten Satz einen Begriff der die Erwartungshaltung Gottes einschließt: wir könnten mehr tun. Der Herr warte auf dieses unser Guttun mit schier unglaublicher "Geduld". 
Jakobus, dagegen, des "Herren Bruder" konnte Paulus ständige Überbetonung einer durchaus wichtigen Lehre - wenn sie im Licht der Bergpredigt betrachtet wird - nicht mehr hören. Verärgert fragt er zurück: Soll daraus folgen, gute Taten wären zur Erlösung nicht nötig? Jakobus schreit die Antwort: "NEIN!" , geradezu heraus:
 "Willst du aber erkennen, du eitler Mensch, daß der 
Glaube ohne Werke tot sei?" Jakobus 2: 20

In seinem Brief an die Galater reagiert Paulus, sei es auf schriftliche oder mündliche Hinweise schließlich. Er korrigiert sich, sieht sich plötzlich in der Pflicht Missverständnissen vorzubeugen und schreibt - nun unmissverständlich - : Irret euch nicht, was der Mensch sät, das wird er ernten.

Die "Gemeinsame Erklärung" lullt dagegen sogar echte Christen ein, als wäre das Werk schon getan und nun sei "Holiday" angesagt. 

Das Nichttun, - die Kontemplation, das Nichtsdazutun - sowie jede Art von Lehre der Idee vom "Nichtsdazubeitragenkönnen" betrachtet Petrus  als eine ins Verderben führende Lebenseinstellung.
Wie Paulus geht es ihm um die Frage der persönlichen Erlösung. Für Petrus allerdings ist es eine massive Irrlehre etwas zu verkünden, dass zur Annahme führen könnte, der bloße Glaube an Christus genüge um den schuldig gewordenen Menschen freizusprechen. 
Eben diese von Petrus verworfene Geisteshaltung und Philosphie wird fast anderthalbtausend Jahre später Martin Luther aus seinen persönlichen, durchaus nachvollziehbaren Gründen zur Basislehre seiner Theologie erklären.
Sie wird zwar den Protestantismus hervorbringen aber ihn zugleich in den Untergang der Bedeutungslosigkeit treiben.

Natürlich kann man Martin Luther verstehen: er hatte vom Tun her geleistet was er konnte... und fühlte sich dennoch verdammt. In den vielen Jahren seiner Zeit als Augustinermönch war er überstreng mit sich selbst umgegangen und war bemüht alles zu halten was die Ordensregeln - aber nicht Christus - von ihm verlangten:

  "Wahr ist's, ein frommer Mönch bin ich gewesen und habe so gestrenge meinen Orden gehalten, dass ich's sagen darf: Ist je ein Mönch gen Himmel kommen durch Möncherei, so wollt' ich auch hinein kommen sein. Das werden mir bezeugen alle meine Klostergesellen, die mich gekannt haben. Denn ich hätte mich, wo es länger gewähret hätte, zu Tode gemartert mit Wachen, Beten, Lesen und anderer Arbeit."

Da fühlen wir alle in liebevoller Weise mit ihm und stehen an seiner Seite, denn vor und zu seinen Zeiten wollten die Christen durch ‚besonders gute Taten’ Erlösung finden, nämlich in Pilgerreisen, im Reliquienerwerb (die ohnehin überwiegend Falsifikate darstellten), in der Teilnahme an endlosen Kreuz- und Kriegszügen gegen Islam, Heiden-, Ketzer- und Judentum. Das Gutsein bestand aus Kasteiungen, langanhaltenden Wiederholungen gewisser Floskeln, im fast pausenlosen "Vater-unser" Geplapper und im geradezu blinden Gehorsam gegenüber jeweiligen kirchlichen Vorgesetzten. Das waren weder Guttaten noch waren sie wünschenswert.

Aber dann fiel Bruder Martin ins andere Extrem mit Verneinung der Fähigkeit des Menschen zu seiner Erlösung beizutragen. Was dabei praktisch an Gleichgültigkeit der meisten lutherisch Gläubigen herauskam ist unübersehbar negativ.

Ganz anders Joseph Smith:
                                       
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Joseph Smith 1805-1844
Er sagte er habe zuvor Gott um Erkenntnis gebeten und dann seien ihm diese Worte offenbart worden:

"Wahrlich (der allmächtige Gott, Schöpfers Himmel und der Erde) sagt: Die Menschen sollen sich voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus ihrem eigenen, freien Willen tun und viel Rechtschaffenheit zustande bringen;
 denn die Macht ist in ihnen, wodurch sie für sich selbst handeln können.Lehre und Bündnisse 58:27

Auch 

" für Erasmus (von Rotterdam) war es schon aus pädagogischen Gründen nicht anders
denkbar, als dass der Mensch durch seinen freien Willen an seinem Heil mitwirkt. Luther
dagegen war im Hinblick auf die sittlichen Möglichkeiten des Menschen äußerst pessimistisch.
Für ihn hing alles allein von der freien Gnade des allmächtigen Gottes ab, die für ein auch noch
so geringes Mitwirken des Menschen am Heil keinen Platz ließ."   Thomas Martin Schneider "Freiheit bei Martin Luther"


Diese Einstellung ist immer noch die Linie der offiziellen evangelischen Kirche Deutschlands. Auch weil "Mormonismus" dem entgegensteht, verurteilen gewisse Exponenten des Protestantismus die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.
Origenes beteuerte es ebenfalls wie Joseph Smith und damit völlig anders als Luther, der immer von der eigenen Erfahrung ausgeht, aber eben nicht berücksichtigt, dass die Forderungen seines (Kloster-) Ordens andere waren, als die des Christus die er in der Bergpredigt formuliert hatte. Der große Alexandriner (Origenes) verkannte keineswegs die Rolle der Gnade Christi, doch er lehnte jede Übertreibung konsequent zurück: 

„Zwar sind alle Geschöpfe ganz auf Gott angewiesen, eigene
Anstrengungen werden durch seine Gnade weit überwogen. Aber die
Vorsehung hat alle Regungen des freien Willens von Ewigkeit vorausgesehen
und eingeplant, und sie werden gerecht vergolten.“
 Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft ... Mohr - Siebeck, 3. Auflage


Das ist ausgewogener, verständlicher Klartext. Er erregt keinen Widerspruch.
Wären die Großkirchen bei Origenes (185-254) geblieben dann hätten sie sich nicht dermaßen arrogant gegen Christus verhalten, indem sie, gleich nach der staatlichen Anerkennung des Katholizismus, im 4. Jahrhundert, alles Menschenmögliche unternahmen - und zwar jahrhundertelang -, die Freiheit der Kinder Gottes zu vernichten!   

Dafür gibt es keine Entschuldigung!
Weil sie es taten rief der allmächtige Gott die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, 1830, erneut ins Leben.
ER restaurierte was Menschen verdarben. 

Die meisten Mitglieder der Kirche Jesu Christi sehen allerdings, dass innerhalb der katholischen sowie der Evangelischen Kirche Deutschlands schon seit Luthers  Zeiten und auch gegenwärtig schwache Strömungen vorhanden sind, die Weitherzigkeit und Versöhnungsbereitschaft erkennen lassen. 
Es gibt Querdenker und Aussagen von Protestanten mit Gewicht die eben nicht mehr lutherisch sind.
Dazu gehören solche Bekenntnisse wie das von Frau Prof. Dr. Regine Schulz Direktorin des Roemer- und Pelizaeus-Museums. Sie sprach, 2012, in ihrer Kanzelrede in der Andreas-Kirchengemeinde Hildesheim über „Tod,  Auferstehung und Ewiges Leben“ im Alten Ägypten.
Es ist für die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage erstaunlich zu hören, wie Frau Prof. Dr. Regine Schulz  - wenn auch sehr, sehr feinsinnig, aber immerhin - Luther die Stirn bietet und dabei ungewollt die ersten beiden Kapitel des Buches Abraham (in der mormonischen Zusatzschrift "Köstliche Perle") bestätigt!, indem sie sagt:
   "dass den Menschen des Alten Ägypten  die Frage nach dem Glauben ganz fremd gewesen sei sie hatten nicht einmal ein Wort dafür. Ihre Vorstellung von der Götterwelt und der Ordnung des diesseitigen und jenseitigen Lebens sei nach ihren Begriffenüberliefertes Wissen gewesen, die Wahrheit. Sie fürchteten das Totengericht, denn das Weiterleben nach dem Tod hing vom Wohlverhalten im Diesseits ab. Es gab Hoffnung auf Gerechtigkeit,  Hoffnung auf Gnade gab es nicht.
Der Maßstab für das richtige Leben sei zusammengefasst im Begriff Ma`at, der sich nicht übersetzen lasse, weil er viele Bedeutungen einschließt: Gerechtigkeit, Ordnung, Weisheit."

Solche Statements sind für "Mormonen" mehr  als erfreulich - obwohl sie, wie gesagt, derselben Überzeugung wie Origenes sind, dass "alle Geschöpfe ganz auf Gott angewiesen, eigene Anstrengungen werden durch seine Gnade weit überwogen. Aber die Vorsehung hat alle Regungen des freien Willens von Ewigkeit vorausgesehenund eingeplant, und sie werden gerecht vergolten."
Solche Erklärungen tragen der Vernunft Rechnung. 


Gemäß dem Berichterstatter des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Hildesheim, Sarstedt ließen die Äußerungen der Ägyptologin die Folgerung zu:
"Die Personifizierung des umfassenden Begriffes in der Göttin Ma`at schaffe eine Verbindung zur Person Christi,..."

Bravo!, denn eben dies lehrte Joseph Smith. Es war kein Geringerer als der Superintendent Helmut Aßmann im Gespräch mit der Museumsdirektorin, 
der dies zum Ausdruck brachte.

"Er leitete den Abend als Lektor, schuf einen 
Rahmen von Liedern und Gebeten zum 
Thema Tod und Auferstehung. In einem Kurzinterview stellte er der Gastrednerin eigene und von Besuchern notierte Fragen, zum Beispiel die nach ihrer eigenen Jenseitsvorstellung. Sie sei Protestantin, sagte Regine Schulz. Und der festen Überzeugung, dass das Verhalten im Diesseits sich auf das Leben im Jenseits auswirke." 

Eben dies ist reiner "Mormonismus", aber das Gegenstück zum Protestantismus.

Die schlichte Logik verlangt die Übereinstimmung mit Origenes und den zuverlässigsten Kirchenvätern, sowie dem Lehrgut der ältesten Apostel!


Danke Joseph Smith! Dank Gott ist es so, dass wir niemals  Spielbälle des Allmächtigen waren, sondern hochbegabte und geliebte Gotteskinder sind. Wir haben unser Vermögen zugunsten einer besseren Welt von Morgen einzusetzen.

Mittwoch, 9. Dezember 2015

(3) Glaubensunterschiede innerhalb des Christentums, verglichen mit judaistischen Stimmen

   Entscheidungsfreiheit





Urkirche – die Kirche vor Nicäa
Jesus Christus sprach permanent den freien Willen seiner Hörer an. Er setzte ihn voraus: wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, … und ihr habt nicht gewollt.“ (25) Bischof Irenaeus (130-202): Gott gewährte allen Menschen von Beginn an das Recht sich frei entscheiden zu dürfen. Freiwillig sollen wir Gott folgen, nicht gezwungen. (26) Origenes (185-254): Kern der Frohen Botschaft ist „Gottes Pädagogik und der freie Wille der Logika, (das sind wir) den Gott durch Erziehung fördern aber nicht durch Zwang vergewaltigen darf.“ (27)




Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
Glaubensfreiheit hat höchste Priorität. Glaubenszwang, Diffamierung Andersglaubender usw. werden praktisch als Ausdruck des Antichristlichens verstanden. Handlungen dieser Art führen zur Exkommunikation. (28) (29)
„Die Menschenkinder … sind … für immer frei geworden und können Gut von Böse unterscheiden. Und sie sind frei, um Freiheit und ewiges Leben zu wählen durch den großen Mittler für alle Menschen oder um Gefangenschaft und Tod zu wählen…“ (30) Niemand darf von einem anderen oder auch vom Staat wegen dem, was er in Bezug auf Gott glaubt, kritisiert, verfolgt oder angegriffen werden.“ (31) „Wir beanspruchen das Recht, den Allmächtigen Gott zu verehren, wie es uns das eigene Gewissen gebietet, und gestehen allen Menschen das gleiche Recht zu, mögen sie verehren, wie oder wo oder was sie wollen. (32) (33)




Katholische Kirche

Im Jahr 380 wurde mit Billigung des führenden Katholiken Bischof Ambrosius von Mailand  (337-397), - wenn nicht unter seiner Federführung, - das Gesetz zum Glaubenszwang: "Cunctos populos" als Staatsdiktat   in Kraft gesetzt. Allen anderen Religionen vom Hellenismus bis zu sämtlichen nichtkatholischen Christen wurde das Existenszrecht abgesprochen. Bischof „Augustinus von Hippo (354-430) meint schließlich … auch Gewalt gegen Häretiker und Schismatiker theologisch rechtfertigen zu können … mit Berufung auf das Jesuswort: ‚Zwinge (statt nötige) sie hereinzukommen, die draußen sind...’ Augustinus, der so überzeugend von Gottes und der Menschen Liebe zu reden wusste... wird so in fataler Weise durch die Jahrhunderte zum Kronzeugen für die theologische Rechtfertigung von Zwangsbekehrungen, Inquisition und heiligen Krieg gegen Abweichler aller Art. (34)
Erst mit Vaticanum 2 (1965-65) anerkannte die katholische Kirche das Recht des Menschen auf Entscheidungsfreiheit. (35)

Ökumenische Kirchengemein-schaft
Verschiedene Meinungen. Hauptströmungen sehen eine Verpflichtung zu religiöser Freiheit. Es gibt aber auch Gruppen die dem Menschen die Fähigkeit zur Willensfreiheit absprechen, gemäß Luthers Behauptung: „Da ist kein freier Wille zur Erlösung, sondern nur die Freiheit zu sündigen“(36) Luther sagte: „…Ketzer kann man ungehört verdammen.“ (37)


Judaismus

Maimonides (etwa 1204) größter jüdischer Denker des Mittelalters: “Der freie Wille” wurde jedem Menschen gewährt!” (38)



Quellen:


25.) Matth. 23: 37
27.) Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, dritte völlig neu bearb. Auflage, vierter Band Kop-O, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960, S. 1696-2002
28.) Lehre und Bündnisse 121: 34 - 41 Glaubens- oder Gewissenszwang auszuüben führen zum Verlust göttlicher (priesterlicher) Legitimationen. Kinder sind behutsam im Licht des Evangeliums Christi zu erziehen und zu lenken.
29.) Lehre und Bündnisse 10:28: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Weh dem, der lügt, um zu täuschen, weil er meint, der andere lüge auch, um zu täuschen; denn so jemand wird von der Rechtsprechung Gottes nicht ausgenommen.“ Lehre und Bündnisse 42:21 „Du sollst nicht lügen; wer lügt und nicht umkehren will, soll ausgestoßen werden.“ Buch Mormon 2. Nephi 9:34: „Weh dem Lügner, denn er wird in die Hölle hinabgeworfen werden.
30.) Buch Mormon 2. Nephi 2:26,27
31.) Elder Robert D. Hales, Kollegium der zwölf Apostel Generalkonferenz 2015
32.) 11. Glaubensartikel der Kirche Jesu Christi der HLT, 1840
33.) Köstliche Perle Mose 4: 1-4
34.)  Hans Küng „Kleine Geschichte der katholischen Kirche“ S.      73
35.)              Konrad Hilpert, „Die Anerkennung der Religionsfreiheit“
Der damalige Konzilsberater und -beobachter Joseph Ratzinger (der spätere Papst Benedikt XVI.) formulierte nach der Abstimmung durch die Konzilsväter: Die Erklärung über die Religionsfreiheit des Zweiten Vatikanums bedeutet insofern kirchlicherseits "das Ende des Mittelalters, ja das Ende der konstantinischen Ära".
36.)     The Encyclopedia of Christinity, 2008  a statement from U.S. Lutheran – Roman Catholic dialogue, p 272
37.)     Luther “Tischreden”. Bekannt ist seine Diskussion mit Erasmus von Rotterdam (1466-1536) „… der freie Wille ist eine reine Lüge.“

38.)     Louis Jacob “A Jewish Theology”, 1973

Dienstag, 8. Dezember 2015

(2) Glaubensunterschiede innerhalb des Christentums, verglichen mit judaistischen Stimmen


2.  Präexistenz





Urkirche – die Kirche vor Nicäa
„Gott … ist keinem von uns fern. Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir, wie auch einige von euren Dichtern gesagt haben: Wir sind von seiner Art. Da wir also von Gottes Art sind, dürfen wir nicht meinen, das Göttliche sei wie ein …Gebilde menschlicher Kunst und Erfindung. (10) Die wahre Gotteserkenntnis beginnt mit der Erkenntnis des Menschen als eines gottverwandten Wesens...” (11) Origenes von Alexandria (185-254) einer der anerkannten Theologen der Urkirche betonte wiederholt, dass Menschen Doppelwesen sind. Er sprach vom äußeren und im Gegensatz dazu vom inneren Menschen, dem Menschen des Fleisches und dem der aus Geist besteht. In unserem Vorherdasein hatten wir ein Leben in jenen Bereichen, in die wir nach dem irdischen Tod wieder zurückkehren werden.“ (12)

Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
“Nun hatte der Herr mir, Abraham, die Intelligenzen gezeigt, die geformt wurden, ehe die Welt war; und unter allen diesen waren viele von den Edlen und Großen“ (13)
Anhänger von Theologien die von den Basislehren der Urkirche abwichen befinden sich permanent in Erklärungsnöten.




Katholische Kirche

Der Kreatianismus – von der Kirche gelehrt -  besagt, dass die Seele des Menschen nicht vor der Entstehung des Körpers existiert, sondern zum Zeitpunkt der Zeugung von Gott erschaffen und in den sich bildenden Körper eingefügt wird.(14) Kaiser Justinian (483-568) zwang der Kirche seine persönlichen, politisch motivierten Ansichten auf. (15) Nur 165 „heilige Väter“ von weitaus mehr als 3000 Bischöfen anerkannten die Verfluchung der durch Origenes formulierten Texte. Andere unterschrieben später, wahrsch. gezwungen.
„Wenn einer sagt oder dafürhält, die Seelen der Menschen seien präexistent gewesen, insofern sie früher Intelligenzen und heilige Mächte gewesen seien; ... so sei er im Banne....“ (16)
Papst Vigilius (500-555) wurde 546 von Gardesoldaten des Diktators Justian ergriffen und nach Konstantinopel verschleppt.  Nach jahrelanger Nötigung  unterzeichnete er 553 die Beschlüsse auch der Ostsynode von 543. Sie erhielt so ökumenische Gültigkeit bis zur Gegenwart. Einige Theologen rechtfertigen dies, behaupten Justinian hätte sich so gegen die Lehre der Reinkarnation gewandt.
Doch gemäß evangel. Untersuchungen trifft das nicht zu: „Origenes Lehre besagt, dass alle Lebensumstände in die wir hineingeboren werden, die Auswirkungen unseres Verhaltens vor diesem irdischen Lebens sind... damit fällt automatisch jede Seelenwanderungslehre.“ (17) (18)
Ökumenische Kirchengemein-schaft
Der Hauptstrom protest. Denominationen lehnt die Lehre von der Präexistenz ab. Es gibt aber teilweise Zugeständnisse. Positive Deutungen des „Syrischen Perlenliedes“ sind im Gespräch.(19) (20)


Judaismus


“Der jüdische Historiker Flavius Josephus beschrieb den Glauben der Essener (neben Pharisäern und Sadduzäern 3. jüdische Gruppe). Sie lehrten: dass die Seelen unsterblich sind, sie wohnten in ihren Körpern eingesperrt wie in Gefängnissen.  Durch den Tod befreit gingen sie mit großer Freude himmelwärts.(21) (22) (23) (24)


Quellen:
1.) Apg. 17: 27-29 
2.) K. Rudolph, “Die Gnosis”, Koehler & Amelang, Leipzig, 1977, S. 111
3.) Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft vierter Band Kop-O, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960, S. 1695-2000
4.) Köstliche Perle 3: 22
5.)       Katechismus der Katholischen Kirche, 366.
6.) F. Diekamp: "Die origenistischen Streitigkeiten im sechsten Jahrhundert"
7.)       Horst Robert Balz, Gerhard Krause, Gerhard Müller - Theologische Realenzyklopädie - 2000 - Religion – S. 3
8.) Ebenda
9.) Prof. Dr. Werner Schiebeler „Der Kirchenvater Origenes, das Konzil von Konstantinopel und die Frage der irdischen Wiedergeburt“, 1996: „Es fällt auf, dass in der Übersetzung und Bearbeitung des Rufinus und in den Verfluchungen von 543 und 553 der Begriff der mehrfachen irdischen menschlichen Wiedergeburt nicht auftritt.
10.)             Walter Rebell, „Neustestamentliche Apokryphen und Apostolische Väter“, 1992 zitiert K. Beyer, einen großkirchlichen Exegeten des 20. Jahrhunderts: Die Botschaft des Liedes lautet: Die unsterbliche menschliche Seele göttlicher Herkunft darf sich erst dann endgültig vereinen mit ihrem unvergänglichen geistigen Leib der gleichfalls von Gott abstammt, aber immer bei ihm bleibt, wenn sie zuvor auf der Erde in einem vergänglichen fleischlichen Leib und in feindlicher Umgebung mit göttlicher Hilfe Selbsterkenntnis erlangt und mutig die ihr von Gott gestellte Aufgabe erfüllt hat. Das ist eine synkretistische Religion in der Nachfolge Platons, die sich auch leicht mit der christlichen Ethik verbinden lässt. Ihre Bilder teilt sie mit der Gnosis und den anderen antiken Erlösungsreligionen, ohne dass man sicher sagen kann, wer sie von wem übernommen hat. Das führt schließlich zu der Frage, ob der gnostische Anteil am spätantiken Synkretismus wirklich so hoch ist, wie meist angenommen wird. Denn, dass der Mensch die Erde als Fremde empfindet, ist ein weit verbreitetes Lebensgefühl…”
Walter Rebell: „…Das ist eine synkretistische Religion in der Nachfolge Platons, die sich auch leicht mit der christlichen Ethik verbinden lässt…“
11.)  Pfarrer Felix Gietenbruch „Der Sündenfall ein sinnvoller Mythos“ Kirchenbote lokal 2008: „Nach der Lehre Adams ist jeder Mensch Adam und ist aus der Sphäre des Paradieses gefallen... Präexistenz meint, dass wir als handlungsfähige geistige Wesen schon vor unserer Geburt existierten... in dieser Vorexistenz haben wir uns alle eigenverantwortlich von Gott entfremdet... Ich denke, heute wird uns mehr und mehr bewusst, dass auch das christliche Abendland neu darüber nachdenken muss.“
12.)  Josephus (c.75). “The Wars of the Jews”
13.)             Robert Mock M.D. “The Essenes, the Hasidim and the Righteous Gentile of the Nations” 2006
14.)  Volker Doormann, ‘PhilTalk Philosophieforen’ Thema „Präexistenz und zur Passah Symbolik“: „Das Passah ist das Aramäische pacach (paw-sakh) und bedeutet so viel wie 'hinüber gehen'. … Im Ursprung war das 'Hinübergehen' die Bedeutung des Hinübergehens des Menschen aus seinem Fleisch(lichen Körper) hinüber in die körperlose 'Welt', der Heimat der Seele. Dieses Hinübergehen ist im Buche Exodus (Shemoth) der Juden, als der 'Auszug der Seele aus dem fleischlichen Körper' in dieser Welt in das Hinübergehen in die fleischlose Welt der Seele als Parabel niedergeschrieben, aber das Thema kehrt auch in vielen anderen Geschichten der Thora als Parabel auf. ... Symbolik ist eine Sprache, welche auch durch die Begriffe in den gesprochen Sprachen ausgedrückt wird. So ist das 'über den Jordan gehen' dieselbe Symbolik wie das Passah. Das Yardana, Jordon, ist im Aramäischen 'der Strom oder Fluss des Lebens'. Abseits des Streites der Theologen kann man allein in der Aramäischen Sprache Mosaiksteine finden, für ein Bild, das es erlaubt auch das Bewusstsein der Menschen besser nachvollziehen zu können. So bedeutet im Aramäischen 'Bit Nitupta' das 'Haus der Präexistenz'… 
15.)                       Oberrabbiner Dr. phil Kurt Wilhelm,  „Jüdischer Glaube“ , 1961, S. 94 

Alle Seelen die je und je in einen jüdischen Körper eingehen werden, so heißt es in einem Midrasch, haben am Sinai gestanden und sind  dort in den ewigen Verbund zwischen Gott und Israael eingetreten. Wir Juden sind also vom Sinai her beim Vater... Wenn ein Jude im Gottesdienst zur aktiven Teilnahme an der Vorlesung aus der Thora hinzugezogen wird, wenn er, wie der Ausdruck lautet "aufgerufen“ wird, um über die zur Vorlesung geöffnete Thorarolle einen Segensspruch zu sprechen, so dankt er in diesem Segen Gott dafür, dass er "Leben der Ewigkeit in uns gepflanzt hat" , in jedem von uns als Israel: "Wir leben ewig", mit diesem Gesang gingen Juden in die Gaskammern."