Nicht wenige Halbgläubige begründen ihren Zweifel mit einem
Zitat aus der Teufelskiste:
„Gäbe es einen gerechten Gott, würde
er das Elend nicht zulassen.“
Konsequenterweise müsste der Zitierende sich selbst fragen: wie
würde die Lebenspraxis einer Welt aussehen, in der das Elend und das Böse weitestgehend
nicht zugelassen wird? Das jedoch fragt kaum jemand, weil jeder die Antwort
kennt. Wir stünden unter der Kuratel dieses Gottes der selbständiges Handeln nur
auf einer straff kontrollierten Einbahnstraße gestattet.
Jeder würde auf jeden aufpassen. Annähernd Vergleichbares gab
es in den totalitären Ostblockstaaten, wenn auch nur in stümperhafter Form. Das
Aufpassen grassierte in den Tagen der stalinschen Säuberungen. Damals nannten es die Rädelsführer „die revolutionäre
Wachsamkeit gegenüber dem Klassenfeind“. In China während der Jahre der
Kulturrevolution wurde fast jeder Bewohner einer größeren Ortschaft genötigt
ein Soll an Anzeigen des „Verbrechens“ überführter Mitmenschen zu leisten. Doch
das Kapitalverbrechen der Versklavung von Abermillionen Seelen, blieb
ungestraft, war eingeplant und erwünscht. Über nahezu jedermanns Tun und Lassen
wurde Buch geführt.
In Ostdeutschland erledigte die Stasi diese Arbeit, bei
Hitler die Gestapo. In Chile nach dem gewaltsamen Sturz Salvador Allendes,
1973, durch Pinochet, mobilisierten die
enteigneten auch USA-stämmigen Minenbesitzer, jene Kräfte die schließlich den
Willen des Volkes brachen. Das „Böse“ dürfte
nicht zugelassen werden. Worin dieses Böse bestand bestimmte die jeweilige Partei,
die immer Recht hatte.
Meine Akte beim Ministerium für Staatsicherheit, Bezirk
Neubrandenburg, soll aus drei Aktenordnern bestanden haben, wie mir zwei
ehemalige Offiziere, nach der Wende freimütig mitteilten.
Dann fand ich nach der Bewilligung der Akteneinsicht 1991 die
Bestätigung. Es war nur noch ein Ordner vorhanden und der war leer bis auf zwei
Blätter. Das erste enthielt lediglich ein knappe, offizielle Notiz: Im August !
1989 wäre der Inhalt von drei Ordnern vernichtet worden und dann das andere
Schreiben. Da stand u.a. ein Name den ich nie zuvor gehört hatte. Dieser Herr
sowieso sei der mich zuständige Informant (Aufpasser) gewesen.
Ich wollte es nicht wissen, habe aber bei den beiden
ehemaligen Offizieren nachgefragt, was in den mich betreffenden Akten geschrieben
stand und warum ich beobachtet wurde.
„Ist doch klar, du warst ein fleißiger Briefeschreiber, deine
staatskritischen Ansichten hast du ziemlich offen, aber nie unvernünftig
diskutiert, du bist seit Gründung der DDR aktiver Mormone, d.h. Mitarbeiter einer
US-amerikanischen Gemeinschaft, warst Distriktpräsident, davor und danach
Missionar. Du hast Gespräche mit hochrangigen Kommunisten geführt (und sie beeindruckt),
du warst Teilnehmer der 3. Gebietsgeneralkonferenz deiner Kirche, 1973 in
München, 1982 Besucher in Utah…“
Sie wussten aber nicht
alles, nämlich dass ich Material für ein Buch sammelte, indem ich ihre Diktatur
anprangern wollte. Andererseits konnten sie nicht ganz sicher sein, ob ich eine
Affäre hatte. Gefunden hätten sie nichts.
Hätten sie, dann wäre ich erledigt gewesen, nämlich erpressbar.
Selbst schäbige Angestellte der „Horch-und Guck-Gesellschaft“ hatten nicht den
geringsten Zweifel daran, dass ihre Arbeit der Errichtung einer „gerechten“
Staatsordnung dient. Deshalb sei alles erlaubt, was diesem Staat dient.
„Gerechter Gott“ das würde einer sein, der viele hunderttausende
Mitarbeiter benötigt.
Falls es einen Mann gelüstet die Frau eines andern zu
besitzen, müsste er der Gerechtigkeit wegen, an der Ausführung dieses Raubs gehindert
werden. Jeder Bengel der sich nichts aus der Würde einer Frau macht, müsste zur
rechten Zeit einen Schlag auf die freche Hand erhalten, bevor diese zu grapscht.
Jemand müsste ihn zuvor beobachtet haben.
Ein anderer will schneller reich werden, als es die Umstände
erlauben. Wer kann ihn am Betrug hindern? Der liebe Gott selbst?
Der arme liebe Gott! Selbst wenn nur eine Milliarde Menschen
gut verteilt die Kontinente bevölkerten, er wäre hochbeschäftigt. Dahin wären seine Herrlichkeit und seine
Freude. Er würde nur Schwarz sehen. Aber das wäre nicht alles. Auf diesen stets
„Gerechtigkeit“ wirkenden Gott warteten, entsprechend den Verlautbarungen hoch
stehender Theologen noch weitere Pflichten.
Kaum zu glauben was sie IHM zumuten.
Dieser Gott muss, gemäß katholischem Katechismus, unentwegt
in die Bäuche aller Gebärfähigen schauen, ob da soeben eine Eizelle befruchtet
wurde, denn dann habe er „unmittelbar“ die dazu gehörende Seele zu schaffen.
Offiziell formuliert wird diese Kuriosität zur zwingenden theologischen Notwendigkeit,
weil ein paar Dutzend Wirrköpfe die urchristliche Basislehre von der
Präexistenz aller Heutemenschen gewaltsam unter Federführung Kaiser
Justianians, 543 ausradiert haben. Es musste also für das Hervorkommen bzw. der
Existenz des menschlichen Geistes (Seele) eine Ersatzerklärung her:
Und nach Ansicht des zweifelsohne sonst so klugen
evangelischen Theologen Karl Barth und seiner Genossen steht Gott außerdem und zeitgleich
in der Pflicht das gesamte Innen- und Außenleben jedes Menschen detailgetreu in
sich zu speichern um irgendwann nach dem „Ganz-Tod“ der Betreffenden diese
Kopien aufzurufen und ihnen gewisse Gestalt geben um sie in einem Gericht zu beurteilen und
möglicherweise verurteilen.
Dieses Gesamtszenario kann man sich selbst dann nicht
vorstellen wäre Gott ein allesdurchdringender und alleskönnender Nebel. Konsequent
großkirchlich gedacht, müsste Gott, wenn er nur wollte, aus einem Ignoranten
binnen Sekunden einen Bach oder Einstein
machen können.
Der Theologenwahnsinn rund um den Begriff (unsterblicher
Geist) wurde eingeleitet, als die urkirchliche Wahrheit von unserer
vorirdischen Existenz aus dem durch Kirchenpolitiker umfunktionierten
Lehrgebäude getrieben wurde.
Das geschah nicht an einem Tag. Es bedurfte der Hilfe einiger Generationen von
angeblichen Christen. Konsequenterweise sagen sich die Vernünftigen sie hätten
nie zuvor ähnlich Unglaubliches gehört und verwerfen den Glauben.
Mormonismus lehrt gegen
solchen Theologenwahn, aber in völliger Übereinstimmung mit der
Theologie der Urkirche: dass der Mensch unerschaffbare Intelligenz (seit je existierendes Bewusstsein) ist. Er
ist Geist, vor Ewigkeiten von Gott
geformt und gefördert.
Der Rabbiner Dr. phil. Kurt Wilhelm, ein jüdischer
Religionsexperte verweist in seinem Buch „Jüdischer Glaube“ die großkirchlichen
Spekulationen und bestätigt zugleich die Behauptung des „Mormonentums“ von
unserer Präexistenz:
„Die Fragen der persönlichen
Unsterblichkeit und der Präexistenz und des Fortlebens der Seele werden mit der
Ewigkeit des jüdischen Volkes selbst verwoben. Alle Seelen, die je und je in
einen jüdischen Körper eingehen werden, so heißt es in einem Midrasch, haben am
Sinai gestanden und sind dort in den ewigen Verbund zwischen Gott und Israel
eingetreten. „Wir Juden sind also vom Sinai her beim Vater“,... Wenn ein Jude
im Gottesdienst zur aktiven Teilnahme an der Vorlesung aus der Thora
hinzugezogen wird, wenn er, wie der Ausdruck lautet, „aufgerufen“ wird, um über
die zur Vorlesung geöffnete Thora-Rolle einen Segensspruch zu sprechen, so
dankt er in diesem Segen Gott dafür, dass er „Leben der Ewigkeit in uns
gepflanzt hat“. In jeden von uns und in uns als Israel. „Wir leben ewig“, mit
diesem Gesang gingen Juden in die Gaskammern.“
Uns präexistenten Geistern - Wesen mit einem feinstofflichen
Körper - fehlte jedoch damals in der
Welt des schattenlosen Lichtes irgendwann etwas von dem wir keine klare
Vorstellung besaßen. Wir trachteten nach
einem Leben mit einer breiteren Skala, die nur in einer Welt der Gegensätze
vorhanden ist. Noch vermochten wir Geistpersönlichkeiten nicht wirklich zwischen
Gut und Böse zu unterscheiden. Um eigene Erfahrungen zu sammeln wünschten wir
uns irgendwann fort aus dem Vaterhaus Gottes, wie normale Erdenkinder, im
Wissen, wir dürften zurückkehren, beladen mit der Erkenntnis hier und da
versagt zu haben, aber auch bereichert um das Gesamtwissen der Menschheit. Also
hat sich jeder von uns vorsätzlich von Gott entfernt. Das geschah in der Welt
die vor dieser existierte. Man nennt dieses Reich, das Paradies - die geistige Welt - .
Solche Sichtweise kommt neuerdings auch in evangelischen
Kirchenkreisen auf. Pfarrer Felix Gietenbruch, Dürnten, Schweiz ist ein eifriger
Verfechter solcher Lehren:
„Nach der Lehre Adams ist jeder Mensch Adam und ist aus
der Sphäre des Paradieses gefallen... Präexistenz meint, dass wir als
handlungsfähige geistige Wesen schon vor unserer Geburt existierten... in
dieser Vorexistenz haben wir uns alle eigenverantwortlich von Gott
entfremdet... Ich denke, heute
wird uns mehr und mehr bewusst, dass auch das christliche Abendland neu darüber
nachdenken muss.“ Felix
Gietenbruch, Pfarrer mit
Lehrberechtigung "Der
Sündenfall ein sinnvoller Mythos“ Kirchenbote
lokal, 2008
Die von der nachkonstantinischen Reichskirche zu
Unrecht diffamierten Anhänger gnostischer Lehren warnten sogar:
„Wenn einer derer, die hier sind, zu
erkennen vermag, dass er ein vom Vater stammendes Abbild ist, von oben
herabgekommen, hier eingekörpert, so wie ein Lamm im Mutterleibe... ganz dem
Vater im Himmel gleich, so wird ein solcher dahin aufsteigen. Wer jedoch diese
Lehre nicht erhält... wird wie eine Fehlgeburt zur Nacht geboren und (auch) zur
Nacht zugrunde gehen…
Daher ist derjenige, der (Gnosis)
Erkenntnis durch Offenbarung hat, einer, der von „oben“ stammt. Wenn man ihn
ruft, hört er, antwortet er und wendet sich zu dem, der ihn ruft, steigt zu ihm
empor und erkennt, wie man ihn ruft. Da er Gnosis (Erkenntnis) hat, vollbringt
er den Willen dessen, der ihn gerufen hat... Wer so zur Erkenntnis gelangen
wird, erkennt, woher er gekommen ist und wohin er geht. Er erkennt wie einer,
der trunken war und von seiner Trunkenheit abließ; er brachte das Seine
(wieder) in Ordnung, nachdem er zu sich selbst zurückgekehrt war... Die wahre
Gotteserkenntnis beginnt mit der Erkenntnis des Menschen als eines
gottverwandten Wesens...”
“Hence is the one that
gains knowledge through revelation one from above. For when he is called he
will answer. He will turn to the one who has called him. Because he has Gnosis (Knowledge)
to accomplish the will of him who has called him. He who has acquired such
insight, knows from whence he has come. And knows where he will return. He
recognises even as one that was drunken after setting his affairs in order and
thus returning onto himself. Thus
true Gnosis is the recognition that Humans are God related Beings.” K. Rudolph, “Die Gnosis”
Der Gott der
Mormonen muss nicht leisten was ihm großkirchlicherseits zugemutet wird. Für
Gott ist vieles unmöglich!
Er kann sein Wort nicht brechen. Er kann nicht hassen. Er wird
uns erziehen, aber niemals unseren Willen brechen. Das versprach uns bevor wir
daran denken konnten unsere Erdenlaufbahn zu starten: Niemals würde er unsere
freie Wahl beeinträchtigen. Er wird uns beistehen, wenn wir ihn ernsthaft und glaubensstark darum bitten.
Lehi, der Stammvater der Nephiten, deren Geschichte das Buch
Momon erzählt erläuterte das Prinzip einleuchtend:
„… ich (sage) euch dies alles zu eurem Nutzen und
zur Belehrung; denn es gibt einen Gott, und er hat alles erschaffen,
sowohl die Himmel als auch die Erde und all das, was darinnen ist, sowohl das,
was handelt, als auch das, worauf eingewirkt wird.
Und damit er nun seine
ewigen Absichten, was den Zweck des Menschen betrifft, zuwege bringen
konnte, nachdem er unsere ersten Eltern erschaffen hatte und die Tiere des
Feldes und die Vögel in der Luft und kurzum alles, was erschaffen ist, musste
es notwendigerweise so sein, dass es Gegensätze gab; selbst
die verbotene Frucht im Gegensatz zum Baum des Lebens, die
eine war süß und die andere bitter.
Darum hat der Herr, Gott, dem Menschen
gewährt, für sich selbst zu handeln.
Der Mensch könnte aber nicht für sich selbst handeln, wenn es nicht so wäre,
dass er von dem einen oder dem anderen angezogen würde.“ 2. Nephi 2: 14-16
Lehi legt es erneut deutlich
dar: „der Messias kommt, wenn
die Zeit erfüllt ist, damit er die Menschenkinder vom Fall erlöse. Und
weil sie vom Fall erlöst sind, so sind
sie für immer frei geworden und können Gut von Böse unterscheiden;
sie können für sich selbst handeln und müssen nicht auf sich einwirken lassen,
außer durch die Strafe des Gesetzes am großen und letzten Tag,
gemäß den Geboten, die Gott gegeben hat.
Darum
sind die Menschen gemäß dem Fleische frei; und alles ist ihnen gegeben,
was für den Menschen notwendig ist. Und sie sind frei,
um Freiheit und ewiges Leben zu wählen durch den großen Mittler
für alle Menschen oder um Gefangenschaft und Tod zu wählen gemäß der Gefangenschaft
und Macht des Teufels; denn er trachtet danach, dass alle Menschen so elend
seien wie er selbst.
Und nun, meine Söhne,
möchte ich, dass ihr auf den großen Mittler blickt und auf seine
großen Gebote hört und seinen Worten treu seid und ewiges Leben wählt gemäß dem
Willen seines Heiligen Geistes
und nicht den ewigen
Tod wählt gemäß dem Wollen des Fleisches und des Bösen, das darin ist, wodurch
der Geist des Teufels Macht erlangt, gefangen zu nehmen, um euch in
die Hölle hinabzuführen, damit er in seinem eigenen Reich über euch
regiere.
Diese wenigen Worte
habe ich zu euch allen gesprochen, meine Söhne, in den letzten Tagen meiner Bewährung; und ich habe,
gemäß den Worten des Propheten, das gute Teil erwählt. Und es kommt mir allein
auf das immerwährende Wohlergehen eurer Seele an. Amen.“ 2. Nephi 2: 26-29
Das vielerseits verschmähte Buch Mormon beteuert es fast
ununterbrochen: Unserem Gott geht es um das „immerwährende Wohlergehen unserer
Seelen“. Das Elend wird an niemandem vorbeigehen, doch dem der das Gute aus
freien Stücken gewählt hat, wird es zur Gewissheit werden, dass es sein
Bewusstsein und seine Seele stärkte. Zuvor konnte niemand erfassen, was Glück
ist.
Dies ist Teil des Sinnes unseres Lebens:
Sterblich wurden die Menschengeister damit sie auch dies lernten. Das Buch Mormon fasst es in die wunderbaren Worte:
"Menschen sind dass sie Freude haben können." ebenda Vers 25