Freitag, 11. März 2016

Konsequenzen


Nicht wenige Halbgläubige begründen ihren Zweifel mit einem Zitat aus der Teufelskiste:

„Gäbe es einen gerechten Gott, würde er das Elend nicht zulassen.“
Konsequenterweise müsste der Zitierende sich selbst fragen: wie würde die Lebenspraxis einer Welt aussehen, in der das Elend und das Böse weitestgehend nicht zugelassen wird? Das jedoch fragt kaum jemand, weil jeder die Antwort kennt. Wir stünden unter der Kuratel dieses Gottes der selbständiges Handeln nur auf einer straff kontrollierten Einbahnstraße gestattet.
Jeder würde auf jeden aufpassen. Annähernd Vergleichbares gab es in den totalitären Ostblockstaaten, wenn auch nur in stümperhafter Form. Das Aufpassen grassierte in den Tagen der stalinschen Säuberungen.  Damals nannten es die Rädelsführer „die revolutionäre Wachsamkeit gegenüber dem Klassenfeind“.  In China während der Jahre der Kulturrevolution wurde fast jeder Bewohner einer größeren Ortschaft genötigt ein Soll an Anzeigen des „Verbrechens“ überführter Mitmenschen zu leisten. Doch das Kapitalverbrechen der Versklavung von Abermillionen Seelen, blieb ungestraft, war eingeplant und erwünscht. Über nahezu jedermanns Tun und Lassen wurde Buch geführt.

In Ostdeutschland erledigte die Stasi diese Arbeit, bei Hitler die Gestapo. In Chile nach dem gewaltsamen Sturz Salvador Allendes, 1973,  durch Pinochet, mobilisierten die enteigneten auch USA-stämmigen Minenbesitzer, jene Kräfte die schließlich den Willen des Volkes brachen.  Das „Böse“ dürfte nicht zugelassen werden. Worin dieses Böse bestand bestimmte die jeweilige Partei, die immer Recht hatte.  
Meine Akte beim Ministerium für Staatsicherheit, Bezirk Neubrandenburg, soll aus drei Aktenordnern bestanden haben, wie mir zwei ehemalige Offiziere, nach der Wende freimütig mitteilten.
Dann fand ich nach der Bewilligung der Akteneinsicht 1991 die Bestätigung. Es war nur noch ein Ordner vorhanden und der war leer bis auf zwei Blätter. Das erste enthielt lediglich ein knappe, offizielle Notiz: Im August ! 1989 wäre der Inhalt von drei Ordnern vernichtet worden und dann das andere Schreiben. Da stand u.a. ein Name den ich nie zuvor gehört hatte. Dieser Herr sowieso sei der mich zuständige Informant (Aufpasser) gewesen.
Ich wollte es nicht wissen, habe aber bei den beiden ehemaligen Offizieren nachgefragt, was in den mich betreffenden Akten geschrieben stand und warum ich beobachtet wurde.
„Ist doch klar, du warst ein fleißiger Briefeschreiber, deine staatskritischen Ansichten hast du ziemlich offen, aber nie unvernünftig diskutiert, du bist seit Gründung der DDR aktiver Mormone, d.h. Mitarbeiter einer US-amerikanischen Gemeinschaft, warst Distriktpräsident, davor und danach Missionar. Du hast Gespräche mit hochrangigen Kommunisten geführt (und sie beeindruckt), du warst Teilnehmer der 3. Gebietsgeneralkonferenz deiner Kirche, 1973 in München, 1982 Besucher in Utah…“
 Sie wussten aber nicht alles, nämlich dass ich Material für ein Buch sammelte, indem ich ihre Diktatur anprangern wollte. Andererseits konnten sie nicht ganz sicher sein, ob ich eine Affäre hatte. Gefunden hätten sie nichts.
Hätten sie, dann wäre ich erledigt gewesen, nämlich erpressbar. Selbst schäbige Angestellte der „Horch-und Guck-Gesellschaft“ hatten nicht den geringsten Zweifel daran, dass ihre Arbeit der Errichtung einer „gerechten“ Staatsordnung dient. Deshalb sei alles erlaubt, was diesem Staat dient.
„Gerechter Gott“ das würde einer sein, der viele hunderttausende Mitarbeiter benötigt.
Falls es einen Mann gelüstet die Frau eines andern zu besitzen, müsste er der Gerechtigkeit wegen, an der Ausführung dieses Raubs gehindert werden. Jeder Bengel der sich nichts aus der Würde einer Frau macht, müsste zur rechten Zeit einen Schlag auf die freche Hand erhalten, bevor diese zu grapscht. Jemand müsste ihn zuvor beobachtet haben.
Ein anderer will schneller reich werden, als es die Umstände erlauben. Wer kann ihn am Betrug hindern? Der liebe Gott selbst?
Der arme liebe Gott! Selbst wenn nur eine Milliarde Menschen gut verteilt die Kontinente bevölkerten, er wäre hochbeschäftigt.  Dahin wären seine Herrlichkeit und seine Freude. Er würde nur Schwarz sehen. Aber das wäre nicht alles. Auf diesen stets „Gerechtigkeit“ wirkenden Gott warteten, entsprechend den Verlautbarungen hoch stehender Theologen noch weitere Pflichten.
Kaum zu glauben was sie IHM zumuten.
Dieser Gott muss, gemäß katholischem Katechismus, unentwegt in die Bäuche aller Gebärfähigen schauen, ob da soeben eine Eizelle befruchtet wurde, denn dann habe er „unmittelbar“ die dazu gehörende Seele zu schaffen. Offiziell formuliert wird diese Kuriosität zur zwingenden theologischen Notwendigkeit, weil ein paar Dutzend Wirrköpfe die urchristliche Basislehre von der Präexistenz aller Heutemenschen gewaltsam unter Federführung Kaiser Justianians, 543 ausradiert haben. Es musste also für das Hervorkommen bzw. der Existenz des menschlichen Geistes (Seele) eine Ersatzerklärung her:
Die Kirche lehrt, daß jede Geistseele unmittelbar von Gott geschaffen ist [Vgl. Pius XII., Enz. ,,Humanigeneris" 1950: DS 3896; SPF 8.]- sie wird nicht von den Eltern ,,hervorgebracht" .
Und nach Ansicht des zweifelsohne sonst so klugen evangelischen Theologen Karl Barth und seiner Genossen steht Gott außerdem und zeitgleich in der Pflicht das gesamte Innen- und Außenleben jedes Menschen detailgetreu in sich zu speichern um irgendwann nach dem „Ganz-Tod“ der Betreffenden diese Kopien aufzurufen und ihnen gewisse Gestalt geben um sie  in einem Gericht zu beurteilen und möglicherweise verurteilen.
Dieses Gesamtszenario kann man sich selbst dann nicht vorstellen wäre Gott ein allesdurchdringender und alleskönnender Nebel. Konsequent großkirchlich gedacht, müsste Gott, wenn er nur wollte, aus einem Ignoranten binnen  Sekunden einen Bach oder Einstein machen können.
Der Theologenwahnsinn rund um den Begriff (unsterblicher Geist) wurde eingeleitet, als die urkirchliche Wahrheit von unserer vorirdischen Existenz aus dem durch Kirchenpolitiker umfunktionierten Lehrgebäude getrieben wurde.
Das geschah nicht an einem Tag. Es bedurfte  der Hilfe einiger Generationen von angeblichen Christen. Konsequenterweise sagen sich die Vernünftigen sie hätten nie zuvor ähnlich Unglaubliches gehört und verwerfen den Glauben.
Mormonismus lehrt gegen  solchen Theologenwahn, aber in völliger Übereinstimmung mit der Theologie der Urkirche: dass der Mensch unerschaffbare Intelligenz  (seit je existierendes Bewusstsein) ist. Er ist Geist, vor Ewigkeiten von Gott geformt und gefördert.
Der Rabbiner Dr. phil. Kurt Wilhelm, ein jüdischer Religionsexperte verweist in seinem Buch „Jüdischer Glaube“ die großkirchlichen Spekulationen und bestätigt zugleich die Behauptung des „Mormonentums“ von unserer Präexistenz:
„Die Fragen der persönlichen Unsterblichkeit und der Präexistenz und des Fortlebens der Seele werden mit der Ewigkeit des jüdischen Volkes selbst verwoben. Alle Seelen, die je und je in einen jüdischen Körper eingehen werden, so heißt es in einem Midrasch, haben am Sinai gestanden und sind dort in den ewigen Verbund zwischen Gott und Israel eingetreten. „Wir Juden sind also vom Sinai her beim Vater“,... Wenn ein Jude im Gottesdienst zur aktiven Teilnahme an der Vorlesung aus der Thora hinzugezogen wird, wenn er, wie der Ausdruck lautet, „aufgerufen“ wird, um über die zur Vorlesung geöffnete Thora-Rolle einen Segensspruch zu sprechen, so dankt er in diesem Segen Gott dafür, dass er „Leben der Ewigkeit in uns gepflanzt hat“. In jeden von uns und in uns als Israel. „Wir leben ewig“, mit diesem Gesang gingen Juden in die Gaskammern.“
Uns präexistenten Geistern - Wesen mit einem feinstofflichen Körper -  fehlte jedoch damals in der Welt des schattenlosen Lichtes irgendwann etwas von dem wir keine klare Vorstellung besaßen. Wir  trachteten nach einem Leben mit einer breiteren Skala, die nur in einer Welt der Gegensätze vorhanden ist. Noch vermochten wir Geistpersönlichkeiten nicht wirklich zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Um eigene Erfahrungen zu sammeln wünschten wir uns irgendwann fort aus dem Vaterhaus Gottes, wie normale Erdenkinder, im Wissen, wir dürften zurückkehren, beladen mit der Erkenntnis hier und da versagt zu haben, aber auch bereichert um das Gesamtwissen der Menschheit. Also hat sich jeder von uns vorsätzlich von Gott entfernt. Das geschah in der Welt die vor dieser existierte. Man nennt dieses Reich, das Paradies -  die geistige Welt - .
Solche Sichtweise kommt neuerdings auch in evangelischen Kirchenkreisen auf. Pfarrer Felix Gietenbruch, Dürnten, Schweiz ist ein eifriger Verfechter solcher Lehren:
Nach der Lehre Adams ist jeder Mensch Adam und ist aus der Sphäre des Paradieses gefallen... Präexistenz meint, dass wir als handlungsfähige geistige Wesen schon vor unserer Geburt existierten... in dieser Vorexistenz haben wir uns alle eigenverantwortlich von Gott entfremdet... Ich denke, heute wird uns mehr und mehr bewusst, dass auch das christliche Abendland neu darüber nachdenken muss.“ Felix Gietenbruch, Pfarrer mit Lehrberechtigung  "Der Sündenfall ein sinnvoller Mythos“ Kirchenbote lokal, 2008
Die von der nachkonstantinischen Reichskirche zu Unrecht diffamierten Anhänger gnostischer Lehren warnten sogar:
„Wenn einer derer, die hier sind, zu erkennen vermag, dass er ein vom Vater stammendes Abbild ist, von oben herabgekommen, hier eingekörpert, so wie ein Lamm im Mutterleibe... ganz dem Vater im Himmel gleich, so wird ein solcher dahin aufsteigen. Wer jedoch diese Lehre nicht erhält... wird wie eine Fehlgeburt zur Nacht geboren und (auch) zur Nacht zugrunde gehen…
Daher ist derjenige, der (Gnosis) Erkenntnis durch Offenbarung hat, einer, der von „oben“ stammt. Wenn man ihn ruft, hört er, antwortet er und wendet sich zu dem, der ihn ruft, steigt zu ihm empor und erkennt, wie man ihn ruft. Da er Gnosis (Erkenntnis) hat, vollbringt er den Willen dessen, der ihn gerufen hat... Wer so zur Erkenntnis gelangen wird, erkennt, woher er gekommen ist und wohin er geht. Er erkennt wie einer, der trunken war und von seiner Trunkenheit abließ; er brachte das Seine (wieder) in Ordnung, nachdem er zu sich selbst zurückgekehrt war... Die wahre Gotteserkenntnis beginnt mit der Erkenntnis des Menschen als eines gottverwandten Wesens...”
Hence is the one that gains knowledge through revelation one from above. For when he is called he will answer. He will turn to the one who has called him. Because he has Gnosis (Knowledge) to accomplish the will of him who has called him. He who has acquired such insight, knows from whence he has come. And knows where he will return. He recognises even as one that was drunken after setting his affairs in order and thus returning onto himself. Thus true Gnosis is the recognition that Humans are God related Beings.” K. Rudolph, “Die Gnosis” 
Der Gott der Mormonen muss nicht leisten was ihm großkirchlicherseits zugemutet wird. Für Gott ist vieles unmöglich!
Er kann sein Wort nicht brechen. Er kann nicht hassen. Er wird uns erziehen, aber niemals unseren Willen brechen. Das versprach uns bevor wir daran denken konnten unsere Erdenlaufbahn zu starten: Niemals würde er unsere freie Wahl beeinträchtigen. Er wird uns beistehen, wenn wir ihn ernsthaft und glaubensstark darum bitten.
Lehi, der Stammvater der Nephiten, deren Geschichte das Buch Momon erzählt erläuterte das Prinzip einleuchtend:
„… ich (sage) euch dies alles zu eurem Nutzen und zur Belehrung; denn es gibt einen Gott, und er hat alles erschaffen, sowohl die Himmel als auch die Erde und all das, was darinnen ist, sowohl das, was handelt, als auch das, worauf eingewirkt wird.
Und damit er nun seine ewigen Absichten, was den Zweck des Menschen betrifft, zuwege bringen konnte, nachdem er unsere ersten Eltern erschaffen hatte und die Tiere des Feldes und die Vögel in der Luft und kurzum alles, was erschaffen ist, musste es notwendigerweise so sein, dass es Gegensätze gab; selbst die verbotene Frucht im Gegensatz zum Baum des Lebens, die eine war süß und die andere bitter.
Darum hat der Herr, Gott, dem Menschen gewährt, für sich selbst zu handeln. Der Mensch könnte aber nicht für sich selbst handeln, wenn es nicht so wäre, dass er von dem einen oder dem anderen angezogen würde.“ 2. Nephi 2: 14-16

Lehi legt es erneut deutlich dar: „der Messias kommt, wenn die Zeit erfüllt ist, damit er die Menschenkinder vom Fall erlöse. Und weil sie vom Fall erlöst sind, so sind sie für immer frei geworden und können Gut von Böse unterscheiden; sie können für sich selbst handeln und müssen nicht auf sich einwirken lassen, außer durch die Strafe des Gesetzes am großen und letzten Tag, gemäß den Geboten, die Gott gegeben hat.
 Darum sind die Menschen gemäß dem Fleische frei; und alles ist ihnen gegeben, was für den Menschen notwendig ist. Und sie sind frei, um Freiheit und ewiges Leben zu wählen durch den großen Mittler für alle Menschen oder um Gefangenschaft und Tod zu wählen gemäß der Gefangenschaft und Macht des Teufels; denn er trachtet danach, dass alle Menschen so elend seien wie er selbst.
Und nun, meine Söhne, möchte ich, dass ihr auf den großen Mittler blickt und auf seine großen Gebote hört und seinen Worten treu seid und ewiges Leben wählt gemäß dem Willen seines Heiligen Geistes
und nicht den ewigen Tod wählt gemäß dem Wollen des Fleisches und des Bösen, das darin ist, wodurch der Geist des Teufels Macht erlangt, gefangen zu nehmen, um euch in die Hölle hinabzuführen, damit er in seinem eigenen Reich über euch regiere.
Diese wenigen Worte habe ich zu euch allen gesprochen, meine Söhne, in den letzten Tagen meiner Bewährung; und ich habe, gemäß den Worten des Propheten, das gute Teil erwählt. Und es kommt mir allein auf das immerwährende Wohlergehen eurer Seele an. Amen.“ 2. Nephi 2: 26-29


Das vielerseits verschmähte Buch Mormon beteuert es fast ununterbrochen: Unserem Gott geht es um das „immerwährende Wohlergehen unserer Seelen“. Das Elend wird an niemandem vorbeigehen, doch dem der das Gute aus freien Stücken gewählt hat, wird es zur Gewissheit werden, dass es sein Bewusstsein und seine Seele stärkte. Zuvor konnte niemand erfassen, was Glück ist.

Dies ist Teil des Sinnes unseres Lebens:

Sterblich wurden die Menschengeister damit sie auch dies lernten. Das Buch Mormon fasst es in die wunderbaren Worte:

             "Menschen sind dass sie Freude haben können." ebenda Vers 25







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