Gemessen
an der Mitgliederzahl waren das "Mormonentum" wie das
Christentum während der ersten 100 Jahre ihrer Existenz
bedeutungslos. Aber die den beiden Nahverwandten innewohnende
Brisanz konnte von Beginn an kaum ignoriert werden.
Selbst
wohlmeinende Traditionalisten empfanden die beiden
Schwesterreligionen jeweils als mit ihren Glaubensvorstellungen
unvereinbar. Da war es der Anspruch Jesu der verheissene Messias zu
sein, hier erregte Joseph Smith Widerstand wegen seiner Behauptung
ein von Gott berufener Prophet zu sein.
Das zog Verfolgungen nach
sich. Die führenden Juden betrachteten das “Christliche” von
Beginn des Wirkens Jesu als sektiererisch und Fälschung. Dasselbe
Urteil fällen Vertreter des ökumenischen Christentums (Hauth u.a.)
über “Mormonismus” - allerdings in auffallender Unkenntnis und in Verdrehung der Lehren dieser Kirche.
In beiden Fällen liegen solcher Wertung
scheinbar plausible, letztlich aber unhaltbare Erklärungen und Behauptungen zugrunde.
Tatsächlich
gründen beide Kirchen jedoch in alten Traditionen, sowohl im pharisäischen
Judaismus wie im Lehrgut der Urchristen. In Wahrheit sind sie
einander bestätigende Offenbarungsreligionen. Das belegt auch diese
aus katholischer Hand stammende Skizze.
Im
Schema kommt das zum Ausdruck. Die Kirche Jesu Christi der
Heiligen der Letzten Tage entstammt nicht dem herkömmlichen
Christentum. Sie wird dennoch Sekte genannt, wie die Kirche vor
alters.
Die
Übereinstimmung der jeweilig bedeutendsten Lehren beider Kirchen
kann allerdings weder unbemerkt bleiben, noch schlichtweg als Zufall
betrachtet werden. Urchristen und Mormonen hegten und hegen
dasselbe, in Nicäa 325, verworfene origenistisch-arianische Gottes-
und Menschenbild.
Das
Erstere allerdings ist erst jetzt beweisbar.
Beide
Kirchen sind entschiedene Befürworter und Verteidiger des
Individualrechtes und des Glaubens, dass Menschen, - wegen ihrer
Gottesebenbildlichkeit und weil sie Geistkinder des ewigen Vaters
sind - unter Bedingungen “wie Gott werden” können (von
Harnack).
Origenes
fasste diese beiden Aspekte mit den Worten zusammen:
„Erst
aufgrund der Tugend wird man (im
2. Stand des Erdenlebens erneut
G.Sk.)
ein Kind Gottes und erst in der Erwerbung der Tugend durch eigenen
Eifer erwirbt der Mensch die Ähnlichkeit Gottes. Unentbehrlich für
das Erreichen der Gottähnlichkeit ist also die
Entscheidungsfreiheit.“ (1)
Die
Umkehrung dieser Aussage lautet: wer das Jedermanns-Recht auf
Entscheidungsfreiheit beeinträchtigt oder auch nur in Frage stellt,
handelt antichristlich, ganz gleich ob er mit den Lippen bekennt er
sei ein Verehrer Christi oder nicht.
Dieses
uns von Gott verliehene Menschenrecht wurde jedoch im Jahr 380 durch
das von engstirnigen “Christen” ersonnene Staatsgesetz “Cunctos
populos”, ausgehebelt, wenn nicht vorsätzlich außer Kraft
gesetzt.
Die
künftige ecclesia triumphans wünschte keine Nebenbuhler.
Diesem
Wunsch entsprach Kaiser Theodosius und fest steht, der Elitechrist
Ambrosius von Mailand widersprach nicht!
Ambrosius steht unter der Anklage mitgeholfen zu haben, dass die Unfreiheit, gewaltsam!, ins Christentum eingefügt wurde
Mit
dem ersten ökumenischen Konzil zu Nicäa, 325, war “die Kirche”
hautnahe Verbündete des räuberischen, römischen Imperiums
geworden und somit in der Lage alles zu vernichten, was ihrem
vermeintlichen Siegeslauf im Wege stand.
Zunehmend
rigoros agierte sie gegen Juden sowie gegen jeden Typ
Andersglaubender.
Unvergessen
ist, dass Jesus, vermutlich im Jahr 30, zu Beginn seiner Laufbahn
als Rabbi, in einer Synagoge Nazareths, aufsehenerregend sein
Erlösungsprogramm mit den Jesajaworten dargelegt hatte: Er sei in
die Welt gekommen, um den "Gefangenen
die Freiheit zu verkünden, und dass er die Zerschlagenen in
Freiheit setzen wird".
Freiheit kann nur durch Christus, die Unfreiheit nur durch Antichristen, kommen.
Es ist leicht in ein tiefes Loch zu fallen, aber unendlich schwer daraus wieder aufzusteigen.
Deshalb müssen wir den Vater ständig in seinem Namen anrufen, um nicht durch Menschenmeinungen irregeleitet zu werden und schließlich zu stürzen.
Gott kann uns vor dem Übel bewahren, aber nur wenn wir mitmachen.
Dies ist die wichtigste Aussage der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen)
Außer in der Urkirche, lehrt dies keine andere Kirche.
Da
sind viele Gemeinsamkeiten zwischen der Urkirche und der Praxis und
Theologie der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Die
Überein-stimmungen sind manchmal in kleinsten Detail erkennbar.
Umgekehrt
belegt alleine dieser Vergleich, wie weit sich die römische Kirche,
sowie ihre Ableger mit ihrer Theologie und Praxis vom Original
entfernt haben, Das zeigt sich auch in der Taufordnung.
Kleinstkinder
zu taufen bedeutet zu ignorieren, dass Taufe, zumindest nach dem
Taufverständnis Christi, des Johannes und Petrus laut Johannes 3:
11 und Apostelgeschichte 2:37 Buß- und Bündnisfähigkeit
voraussetzt, dass es gemäß dem Titel immer Untertauchen meint.
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Jesu
Taufe im Jordan, Wandmalerei 3. Jahrhundert.
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Es
gab einen Dogmenwandel. Mit der Zeit gab es gravierende Änderungen.
Die Besprengung von Ohnmächtigen (Säuglingen) lehnt Gott, auch nach dem Verständnis der Mormonen, glatt ab. Das sogenannte Taufsakrament vollzieht keine Taufe - ist keine Untertauchung zur Sündenvergebung, denn ein Säugling hat nichts zu bereuen. Da ist nichts abzuwaschen was ihn vor Gott unrein macht. Er hat zwar eine sündhafte Natur geerbt, eine Erbsünde lastet jedoch nicht auf ihm, denn Sünde ist das Handeln wider bessere Wissen.
Die Lehre von der Erbsünde wird nirgendwo in der Schrift auch nur erwähnt. Im Gegenteil: Kinder falls sie früh sterben, sind Erben des Reiches Gottes.
Viele Neuheiten kamen im Verlaufe der Jahrhunderte auf.
Man
kann sich vorstellen was Petrus, Jakobus und Johannes empfunden
hätten, wären sie zu Luthers Zeiten aus der ewigen Welt kommend
in Rom in eine Kirche gegangen, in der Absicht an einer
Abendmahlsversammlung teilzunehmen.
Sogar
Luther war schockiert, obwohl er doch in dieser außen grau und
innen buntschillernden Umwelt aufgewachsen war. Ihm war all das
feierlich erscheinende Frivole wohl bekannt
Aus
dem menschenfreundlichen Lehrgebäude klassischen Stils hatten die
angeblichen Herrenchristen im Verlaufe des 4. bis 6. Jahrhunderts
ein riesiges und düsteres Gefängnis gemacht. Darin befanden sich
nicht nur die bekennenden Arianer, Novatianer, oder die Hellenen
sowie andere Nichtchristen und Dissidenten, eingesperrt sondern
spätestens ab dem 11. Jahrhundert auch die linientreuen Priester,
weil sie nur insgeheim eine eigene Familie haben durften. Es war von
einem sonderbaren Gebäude umgeben, in dem die Päpste und Kardinäle
ihre angeblichen Nichten und Neffen mit dem von “armen Gläubigen”
(Luther) erpressten Geld ausstatteten. Es war ein Haus indem
widerlichste Sauf- und Sexorgien gefeiert wurden.
Luther
jedenfalls sah, dass es so nicht weiter gehen konnte, aber er fiel,
nach seiner Romreise schrittweise ins andere Extrem. Man kann fast
sagen, dass er die Botschaften der Bibel auf schließlich wenige
Begriffe reduzierte. Seine Kürzel unter denen das fragwürdige
paulinische “sola gratia” besonders auffällt, weil es nirgendwo
anders in der Heiligen Schrift auftaucht, sollten sich letztlich als
glaubenzerstörend erweisen. Sie schwächten das Leistungsvermögen
derer die es glatt übernahmen.
Mitglieder
der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage verstehen das
Prinzip “Gnade Gottes” etwas anders, obwohl mehrere Autoren des
Buches Mormon, wie hier Moroni, in 7: 16: dass "jedem
Menschen der Geist Christi gegeben wurde, damit er Gut von Böse
unterscheiden kann...",
Luthers Sichtweise passagenweise zustimmen,
denn
die unterschiedslos gewährte Gabe der Unterscheidung durch Christi
Geist, ist tatsächlich
ein Akt reiner Gnade.
Es
ist dieses Pochen auf “allein
durch Gnade”, das uns trennt. Gnade ja, aber eben nicht allein
aus
Gnade.
An
Stelle der paulinisch-lutherischen Rechtfertigungslehre, behauptet
das Buch Mormon dieselben Elemente wie sie durch Petrus, Jakobus und
Origenes bezeugt werden:
Uns
Menschen, (die zur Familie Adams gehören nach Mormon) weil wir
ewige buchstäbliche (Geist-) kinder Gottes sind, wohnt die Kraft
inne aus freiem Ermesssen Gutes zu tun.
Dieser Gegensatz ist sehr erheblich.
Mormonen
sowie die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der ersten Jahrhunderte
sind und waren überzeugt, dass sie an ihrer Erlösung mitwirken,
mit der Einschränkung, dass niemand ohne die Gnade Gottes die
eigene Gottesferne überwinden kann.
Hier ist der große Unterschied zu allen protestantischen Lehren!
Vielleicht
darf man sagen, dass wir einem Mann ähneln der trinken wollte und
in einen tiefen Brunnen stürzte. Er muss das Seil umklammern das
ihm sein Erlöser herunterwirft und sich angemessen anstrengen.
In
diese Situation gerieten wir durch den von jedem von uns bewusst
gewählten "Sündenfall", der aus dem vorirdischen Dasein,
dem Paradies, ins Erdenleben erfolgte.
Paradies meint
"Geisterwelt", lehrte Joseph Smith.
Interessant
ist, dass gegenwärtig eine Strömung in der evangelischen Kirche
aufkommt, vertreten durch Pfarrer Lic. Felix Gieterbruch und die ihn
beratenden Professoren, die der “mormonischen” Theologie
entspricht.
In
seinem großartigen Werk
„Der
Sündenfall ein sinnvoller Mythos“,
2008,
schreibt Gietenbruch:
“Präexistenz
meint, dass wir als handlungsfähige geistige Wesen schon vor
unserer Geburt existierten... in dieser Vorexistenz haben wir uns
alle eigenverantwortlich von Gott entfremdet... Ich denke, heute
wird uns mehr und mehr bewusst, dass auch das christliche Abendland
neu darüber nachdenken muss.“
Bereits
vor Veröffentlichung dieses Buches stand in meinen
Powerpoint-Präsentationen immer eine andere Formulierung dieses
Autors
an
bedeutender Stelle:
„Nach
der Lehre Adams ist jeder Mensch Adam und ist aus der Sphäre des
Paradieses gefallen..."
Das
ist (nahezu) mormonischer Tempeltext!
Als
vorirdische Geistwesen wünschten wir eigene Erfahrungen in einer
Welt der Gegensätze zu sammeln, nachdem uns schon im Vaterhaus
Gottes bewusst wurde, dass die Götter! (Origenes 185-254) unseren
Wunsch aus dem sicheren Zuhause fortzugehen eingeplant hatten.
Erfreut sahen wir, dass "Elohim" und sein Christus einen
Weg zu unserer Erlösung (Rückkehr) vorbereiteten.
Schon in der
Ewigkeit wurde der dem Vater nachgeordnete Christus erwählt, durch
sein makelloses Opfer, ohne
unser Dazutun,
unsere Unsterblichkeit und die Möglichkeit
zu unserer Erhöhung zu sichern. Der Mensch kann entsprechend seinem
Bemühen wie Gott werden.
Im Gegensatz zu den Behauptungen zahlloser Theologen, war die Lehre, dass Menschen wie Gott werden können, gut urchristlich!
Sie reden über etwas ohne Geschichtswissen.
Sogar Luther spricht von der Deifikation
(Theosis) des Menschen! Es ist ein Ziel das Jesus in der Bergpredigt
in den Mittelpunkt stellte, indem er forderte:
"Darum
sollt ihr vollkommen werden, gleichwie euer Vater im Himmel ist"
Unentbehrlich ist jedoch, dass Christus uns zuvor von der Last der
Schuld befreit. Das kann jedoch nur geschehen in dem Maße, in dem
wir "wahrhaft Buße" tun, (wodurch wir mitwirken.) Buße
verstehen Mormonen als innere Umkehr, metanoia, wie sie auch der
junge Luther zumindest mit seiner 1. These lehrte.
Vielleicht ist
es der Grad der Helligkeit der uns auch später
unterscheidet.
Origenes, immerhin anerkannter Bewahrer
urchristlicher Lehre sagte:
"Unsere
Bemühungen werden durch die Gnade Gottes bei weitem überwogen,
dennoch wird Gott unser Guttun, - unsere eigenen Anstrengungen, -
die er ebenfalls eingeplant hat, gerecht vergelten." (2)
Mormonen
und Origenes stimmen somit in ihrer synergistischen Erlösungslehre
überein. Es gibt eben viel mehr Stufen ewiger Geselligkeit, als nur
höllische oder himmlische. Im Vaterhaus Gottes sind viele
Wohnungen, wie es bereits hier zwischen bös- und gutartigen
Menschen aller Stufen gravierende Unterschiede gibt. Wie die
Forschung zeigt, teilen Mormonen und der arianische Zweig des
Christentums darüber hinaus dasselbe Priestertums- und
Tempelverständnis und mehr. (3)
Beide
hatten denselben Typ Hauptfeinde, gewisse Schriftgelehrte, den Mob,
sowie Verräter in den eigenen Reihen.
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Giotto
Scrovegni Gefangennahme Jesu
|
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Der
Mob teert und federt Joseph Smith 1832
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Leider
litt das Urchristentum zudem an den Meinungsverschiedenheiten der
Apostel sowie an den vergleichsweise miserablen
Kommunikations-möglichkeiten. Auch der verstärkte Zulauf aus
nichtjüdischen Reihen sollte zum raschen Verfall der Einmütigkeit
führen, denn es kamen nicht selten Menschen der Charitas wegen
hinzu, die sich keineswegs bekehrt hatten, sondern die Vorteile
suchten und an ihren alten Gewohnheiten hängen blieben. Die
buchstäblich unentwegt neu zu erwerbende Hinwendung jedes Einzelnen
zum Geist Christi ist und bleibt aber die Grundvoraussetzung für
das Gedeihen seiner Sache. Dies hat kein Geringerer als Paulus klar
formuliert:
"Wer
seinen Geist nicht hat, der gehört nicht zu ihm."
(4)
Mormonisch
gesagt:
"Seid
eins, sagt der Herr, denn wenn ihr nicht eins seid, seid ihr nicht
mein." (5)
Dieses
Element zu bewahren ist eine Willensleistung, die Martin Luther nur
als Ausdruck der Gnade Gottes gelten lässt. Darüber, wie das
bezogen auf das praktische Leben zu verstehen sei gab es ungezählte
Diskussionen unter Protestanten, denn auch darin sind sie sich bis
heute durchaus nicht einig.
Luther
ist viel zu sehr und zu lange Augustiner gewesen um im Sinne Erasmus
einzulenken, der, gegen Augustinus von Hippo darauf besteht, dass
der Mensch über die Willens- und Wahlfreiheit verfügt, aus eigener
Kraft zu entscheiden und demgemäß zu handeln, weshalb er für sein
Tun und Lassen vor Gott rechenschaftspflichtig ist.
Das
ist der Standpunkt der Mormonen, hier ist der große Gegensatz zu
Luther.
Wenn
Luther seinen Begriff von der "Gnade Gottes" jedoch mit "Liebe
Gottes" gleichsetzen könnte, dann gäbe es kaum Denk- und
Glaubensschwierigkeiten.
Wie
er (Luther) Christi permanente Aufforderung zum Tun des Guten mit seiner
eigenen Betrachtungsweise vereinbaren will, ist den Mitgliedern der
Kirche Jesu Christi der HLT, sobald sie sich damit befassen, ein
Rätsel.
Für
Mormonen ist undenkbar, dass Gott die Christenheit in ihrer
Zersplitterung anerkennt, ganz abgesehen von nicht wenigen einander
ausschließenden Sonderansichten. Aber er wird immer den Einzelnen
bewerten, weil "er
das
Herz ansieht".
Es
ist inkorrekt und irreführend zu unterstellen, die Mormonen glaubten, nur sie kämen
in den "Himmel". Falsch ist ebenfalls zu meinen, Mormonen
führten Totentaufen durch um die Seelen der Verstorbenen
(irgendwie) zu vereinnahmen. Es ist auch deshalb nicht zutreffend
weil dies ein Verstoß wäre, gegen das allen Mitgliedern der Kirche
Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage heiligen Rechtes
jedermanns auf Entscheidungsfreiheit. Im Buch der Gebote, heute
"Lehre und Bündnisse" (einer Schrift zusätzlicher
Offenbarungen) heisst es in seinem 1. Abschnitt unmissverständlich,
Gott werde die Menschen dermaleinst nach ihren Taten richten (und
nicht zuerst nach ihrer Kirchenzugehörigkeit).
Dies
wird im 76. Abschnitt klar ausgeführt...
Außerdem
gelten die folgenden drei Sätze in Lehre und Bündnisse 130 für
alle Menschen:
"Jeglicher
Grundzug der Intelligenz , den wir uns in diesem Leben zu eigen
machen, wird
mit
uns in der Auferstehung hervorkommen
.
Und
wenn jemand in diesem Leben durch seinen Eifer und Gehorsam mehr
Wissen und Intelligenz erlangt als ein anderer, so wird er in der
künftigen Welt um so viel im Vorteil sein.
Es
gibt ein Gesetz, das im Himmel vor den Grundlegungen dieser Welt
unwiderruflich angeordnet wurde und auf dem alle Segnungen beruhen -
und
wenn wir irgendeine Segnung von Gott erlangen, dann nur, indem wir
das Gesetz befolgen, auf dem sie beruht."
Solche Aussagen gehen völlig mit unserem Gerechtigkeitsempfinden Hand in Hand.
Mormonen
glauben an die Notwendigkeit fortlaufender Offenbarung, weil die
Umwelt sich ständig ändert. Es handelt sich um Anpassungen der
Schriftauslegung. Auf diese Weise erfuhr Petrus, nach Christi Tod in
seiner Vision von den reinen und unreinen Tieren, fortan seien die
Tore der Kirche für die Heiden zu öffnen ...
Es
gab, wie sie bekennt, auch in der Kirche Jesu Christi der Heiligen
der Letzten Tage Fehlinterpretationen. Dazu gehört u.a.
(möglicherweise) die Missdeutung einer Passage in "Köstliche
Perle", Abraham 2: 27, die dazu führte dass "schwarze
Farbige" nur sehr selten das Priestertum erhielten... Dies hob
die Offenbarung "Amtliche Erklärung Nr.2" vom 30. Sept
1978 auf.
Mormonen
stehen in Auslegung von Matthäus 16: 13-20 auf anderem Grund als
die römisch-katholische Kirche. Sie lehnen ab, - belehrt durch die
Inspirationen die Joseph Smith empfing -, zu glauben, dass Petrus
der Felsen ist auf den die Kirche unverrückbar durch die Zeiten
gehen soll. Nach Joseph Smith besteht der Kontext darauf, dass fortlaufende
Offenbarung das sichere Fundament bildet. Wenn die Kirche in
echter, ständiger Verbindung zu ihrem auferstandenen Herrn bleibt,
wenn sie auf ihn hört, wie es die Propheten vor Alters taten, was
er aktuell zu sagen wünscht und wenn sie demgemäß handelt, dann
könne sie niemals von "den Mächten der Finsternis überwunden
werden." Nur dann!
Das
römische "Felsenamt" wurde bedauerlicherweise, wie
die Dokumente offenlegen,
mindestens zeitweise von Personen ausgeübt, die dem Anschein nach
eher zu den Mächten der Finsternis gehörten, wie Papst Gregor VII.
der mit einem Federzug hunderttausend Kinder zu Waisen machte und
von dem Kirchenlehrer Damiani, (1006-1072) der selbst ein Verfechter
des strengen Zölibats war, als "heiliger Satan"
bezeichnet wurde, auch weil Gregor in seinen 27 Thesen in "Dictatus"
u.a. behauptete:
"Niemand
auf Erden kann über den Papst urteilen. Die römische Kirche hat
nie geirrt und kann bis zum Ende der Zeiten nie irren... er allein
hat das Recht auf die Reichsinsignien. Er kann Kaiser und Könige
absetzen und ihre Gefolgschaft dispensieren...Alle
Fürsten müssen ihm die Füße küssen..."
Die
Folge war, dass er mehr als 50 größere und kleinere Kriege
verursachte.
Das ist ungöttlich.
Wie
schnell es gehen kann den mit Christus verbundenen Faden abreissen
zu lassen hat die Geschichte, nicht erst seit dem Saeculum
obscurum bewiesen.
In dem, selbst von den katholischen Historikern sogenannten "dunklen
Jahrhundert des Papsttums", das keineswegs 996 endet, gab es
kaum mehr als Mord und Totschlag im Ringen um den "Stuhl
Petri". Nach Hertling SJ handelte es sich um
"römische
Familien die ihre Mitglieder zu Päpsten machen und die von anderern
Familien aufgestellten Päpste zu stürzen versuchten." (6)
Noch
schneller als Menschengeister sind die Saiten eines Instruments
verstimmt.
Nachdem
Kammerton a als Wert bestimmt wurde, haben wir uns, wie
Orchestermitglieder, stets erneut einzustimmen.
Bis
heute streiten sich die Christen wer den Kammerton festlegt... Von
Beginn an war das leider so.
Aber die Mormonen sagen: den richtigen Kammerton kann nur Gott festlegen, deshalb bedürfen wir die Verbindung mit dem lebenden Gott, den die alten Apostel und Propheten gepredigt haben.
Ist
es nicht wahr und einleuchtend, dass wir fragen dürfen, ob "Du Herr, uns in dieser mehr
denn je unsicheren Welt Sicherheit geben kannst?"
Quellen:
1.)
H.. Benjamins „Eingeordnete Freiheit; Freiheit und Vorsehung bei
Origenes.“ E.J. Brill, 1994, S. 13
und
Nikolai
Krokoch. Er zitiert Tuomo Mannermaa der darauf verweist, dass
das Wort der Theosis
(deificatio) öfters bei Luther vorkommt als
der Hauptbegriff seiner während der berühmten Heidelberger
Disputation (1518) formulierten Heilslehre nämlich die theologia
crucis. „Wenn in Luthers Epistelkommentaren und
Weihnachtspredigten die inkarnatorische Wahrheit auf besondere Weise
zum Ausdruck kommt, dann meint er ähnlich wie die orthodoxe
Heilslehre die reale Teilhabe an der Gottheit Jesu: ,,Wie das Wort
Gottes Fleisch geworden ist, so ist es gewiß notwendig, daß auch
das Fleisch Wort werde. Dann eben darum wird das Wort Fleisch, damit
das Fleisch Wort werde. Mit anderen Worten: Gott
wird darum Mensch, damit der Mensch Gott werde.”
Den
ersten Stand hatten wir, gemäß motmonischer Theologie, im
vorirdischen Leben inne. Dort waren wir vom Geburtrecht her Götter,
wie Origenes lehrte. Im zweiten Stand diesem Erdenleben muss das
Kindschaftsverhältnis erst erworben werden.
2.) Handwörterbuch
für Theologie und Religionswissenschaft“, dritte, völlig neu
bearbeitete Auflage, 4. Band Kop-O, Mohr (Paul Siebeck) Tübingen,
1960 S. 1692 – 1702
3.) Gerd
Skibbe "Streifzüge durch die Kirchengeschichte - aus dem
Blickwinkel eines Mormonen" im Internet
4.) Römer 8:9
5.)
Lehre und Bündnisse 38: 27
6.) "Geschichte der
Katholischen Kirche bis 1740", mit Imprimatur