Sonntag, 22. August 2021

Aus meiner Lebensgeschichte


                    Meine Heimatstadt Wolgast - am rechten Oberrand der Peene liegt das berüchtigte Peenemünde

 

 

Mein Zusammenbruch

 

Einmal, kurz vor Weihnachten 1986, inmitten einer offiziellen Zusammenkunft, gerieten zwei meiner Kollegen heftig in Streit. Um eine Nichtigkeit ging es. „Du hast den LKW ohne Erlaubnis für Privatfahrten genutzt!” warf Werner Hansen ihm vor. „Aber nur in Verbindung mit einer Dienstfahrt!”, verteidigte Jürgen sich. „Twintig Kilometer Ümwech sünd doch beten veel!” („Zwanzig Kilometer Umweg sind doch ein bisschen zu viel!") Dafür hätte er die festgelegte Kilometerpauschale bezahlen müssen. „Du, Werner Hansen, spionierst ja hinter jedem her!” „Was? Ich?” Die Streithähne sprangen zugleich auf ihre strammen Beine. Die Blicke wie Boxer ineinander gesenkt, rückten sie wutentbrannt gegeneinander. Gleich würde es krachen. Das fehlte uns noch. Eine Keilerei in einer Mitgliedervollversammlung. Schneller als Reiner, der Vorsitzende, der die Versammlung leitete, reagierte ich, erhob mich spontan und ging dazwischen. Da stand ich nun zwischen zwei Schwergewichtlern, die einander wie Todfeinde hassten.

Von rechts oben kam etwas, das wie Steine wog, von links oben nicht minder. Es fiel auf mich herunter. Plötzlich sah ich buchstäblich Schwarz.

Unsichtbar fuhren mir harte, kalte Hände an die Gurgel. Nie zuvor hatte ich ein vergleichbares Gefühl. Mir schien zudem, ich stünde nackt da. Rings um meinen Körper legte sich Eisiges. Erschrocken wollte ich mich zurückziehen. Ein, zwei Schritte entfernte ich mich aus dem Zentrum des Bösen. Zu spät. Meine Augen rotierten. Der kleine Raum drehte sich um mich. Ich brach zusammen. Erst als sie mich am Boden liegen sahen, hörten sie auf, sich anzugiften. Ein Krankenwagen musste kommen. Ich fand mich außerstande, die Bewegung meiner Beine zu koordinieren. Buchhalterin Inge und Reiner hoben mich auf die Trage. Ich spuckte, das war mir peinlich, aber was half es? Sie untersuchten mich. Hören und sprechen konnte ich. Litt ich unter einer Pilzvergiftung? „Nein!“, sagten die Ärzte des Bezirkskrankenhauses. „Dann ist es eine altersbedingte Blockade des Stammhirns.“ Die Mediziner lachten: „Richtig, wer hat dir das gesagt?“ Ich hob den Arm mühsam und tippte an meine Stirn. Was mich niedergeworfen hatte, war die Wucht der Kälte gewesen, die von den beiden Rivalen über mich kam. Sie verursachte, dass meine Gefäße sich zusammenzogen. Noch tagelang drehte sich das Karussell in meinem Schädel. Die vielleicht schlimmste Strafe wäre wohl, Menschen dem Eis des Hasses auszusetzen.

Ein Krankenwagen musste kommen und mit ihm eine Ärztin. Sie verluden mich, denn ich war außerstande, die Bewegung meiner Beine zu koordinieren. Ich war auch nicht imstande, meine Augenlider zu öffnen.

Tagelang drehte sich das Karussell um mich herum, und zwar jedes Mal, wenn ich versuchte, meinen Kopf zu drehen. Herr von Suchodolitz, mein behandelnder Arzt, meinte, mein Gefäßsystem sei infolge jahrzehntelanger falscher Ernährungsweise und auch altersbedingt nicht mehr das Beste und schon ziemlich starr. Deshalb erzielten die Medikamente, die er anwenden ließ, die erwünschte Wirkung nur allmählich. Am fünften Tag war ich, entgegen der ersten Voraussage immer noch nicht fähig, die Augen zu öffnen. Den Weg zur Toilette bahnte ich mir nur mühsam, indem ich mit den Händen an den Wänden des Krankenhausflures unsicher entlang rutschte. Allmählich bekam ich es mit der Angst zu tun. Nun dachte ich daran, dass ich “gesegnet” werden könnte.

Erika bat umgehend meine beiden Söhne Hartmut und Matthias ins Neubrandenburger Krankenhaus. Matthias sagte später, er hätte geahnt, dass ich um diese heilige Handlung bitten würde. Ihm sei Bange gewesen. Was sollte und durfte er mir verheißen?

“Aber sofort als ich meine Hände auf Deinen Kopf legte, erhielt ich Gewissheit. Du sollst wieder vollständig gesund werden.” Sechs lange Wochen sollte es dauern, bis ich wieder arbeiten konnte. Obwohl die Fachärzte mir zuletzt gesagt hatten, ich würde nie wieder Auto fahren können habe ich seither - unfallfrei- mehr als eine dreiviertel Million Kilometer zurückgelegt, davon mindestens zehn Prozent im dichtesten Stadtverkehr.

Eintrag in den Merkkalender am 5. September 1991: „Der Krieg zwischen Jürgen Haase, der Genossenschaft und mir ist zu Ende!” Das Bezirksgericht Neubrandenburg hatte endgültig gegen ihn und für uns entschieden. Meine Frau sagte mir am nächsten Tag: „Ich glaube, Jürgen war hier.” Sie meinte, sie habe gesehen, wie er vor der Haustür gestanden, geklingelt und dann davon gegangen wäre, noch bevor er sie oder sie ihn hätte ansprechen können. Am Abend des folgenden Tages klopfte es an meine Wohnungstür. 394 Er war es. Hoch aufragend stand er vor mir. Ich blickte ihn entgeistert an. Er wäre gekommen, um mir zu meinem Sieg zu gratulieren. Jürgen streckte mir seine riesige Hand entgegen: „Du kannst mir doch nicht zu deiner Niederlage gratulieren!“ Ich dachte: Was für ein Riesenunsinn. Diese Niederlage kostet dich schätzungsweise 30.000 Mark! Wie Kopfjäger hatten wir uns bekriegt, und er kam, weil er unterlag. „Tritt ein!” Tief atmend nahm Jürgen im Sessel Platz. Ich starrte auf seinen Mund. Wie oft mochte er diese Szene in den letzten beiden Tagen durchlitten haben? Ein Mann wie er, der nichts tat, ohne es gründlich erwogen zu haben. Härteste Brocken hatten wir uns gegenseitig an den Kopf geworfen. Manches hatte er nur angedeutet. Meine Art zu denken missfiel ihm seit eh und je. Wenn er gewusst hätte, dass ich im Sommer `51 während meiner kurzen Zeit als Wanderer zum Kommunismus, sogar ein Stalinbild an die Wand unseres Klassenzimmers gepinnt hatte, hätte er mich schon vor Jahren gekreuzigt. Nun aber fühlte er sich gedemütigt. Er schaute sich, aus den Augenwinkeln blickend, in unserer Wohnung um. Da gab es, wahrscheinlich zu seiner Verwunderung, keine Anzeichen von Bigotterie, was er meiner Glaubensansichten wegen erwartet haben mochte. Ich hätte viel darum gegeben, wenn es mir in diesem Augenblick möglich gewesen wäre, seine Gedanken zu lesen. „Musste das sein?” fragte ich ihn. Nur einmal zuvor, weit zurückliegend, als er tief in einer Klemme gesteckt hatte, hatte ich seine grauen Augen so bescheiden, so bittend gesehen. Wie damals rührte es mich auch diesmal wieder an. Ich an seiner Stelle wäre nicht zu meinem Feind gegangen. Aber da saß er nun. „Ich wollte...”, begann er stockend. Da wusste ich alles. Der Freiheitsdrang war stärker gewesen als seine Vernunft. Den politischen Umsturz hatte er als seine große Möglichkeit betrachtet, endlich wegzukommen von den Zwängen, die ein Leben in einem Arbeitskollektiv oder in einem Team notwendigerweise mit sich brachten. Er war nicht geboren worden, um Befehle oder Weisungen entgegen zu nehmen, sondern, um sie zu geben. Immer stand, bis dahin, einer über ihm, und darüber noch einer und so fort. Frei sein zu wollen und nicht frei und unabhängig sein zu können, das war sein Problem. Wusste er nicht, das wir bestenfalls nur im Ersten frei sind? Haben wir Ja gesagt, auf dem Standesamt oder bei Vertragsabschluss bindet unser Wort uns. Er hatte den Kampf aufgenommen, jedes Mittel eingesetzt, auch die untauglichen um seinen Vertrag mit uns zu brechen. Jürgen breitete seine großen Hände aus, die ich nun noch gebundener sah, als jemals zuvor, die jedoch nur unterstrichen, was seine hellen, unruhigen Augen widerspiegelten. Sie baten darum, dass wir ihm vergeben möchten. Ich sah, wie tief er bereute, mit dem Schädel gegen die Wand gerannt zu sein. Ich sah diesen Hoffnungsblink. Jürgen war unbequem und halsstarrig, groß im Hass und groß genug, sich selbst zu beugen. Weich kamen die Formulierungen aus dem Kindermund, der mir nicht selten hart und kalt wie Kieselstein erschienen war. Lange Jahre hatte er vor mir und nicht nur vor mir eine Mauer errichtet. Die stand sehr fest. Sie war hoch und breit. Deshalb war sie schier unüberwindlich geworden. Lange Jahre gab er vor, sein Schild und seine Rüstung, die er sich zugelegt, wäre sein angewachsener und natürlicher Panzer. Dieses, in der Tat, selbstgefertigte Ungetüm hing nun als Ballast an ihm. Ja, ich hatte ihn manchmal zurückgehasst. Es war mir nicht leicht gefallen, diese Gefühle niederzuringen. Auch die andern Männer hegten starke Abneigung. „Nimmst du mich wieder?”  Einen Augenblick lang wusste ich nichts zu sagen. Hätte ich Nein sagen können? Aber über das Ja konnte ich nicht allein entscheiden. Das wusste er sehr wohl. Die neue Genossenschaft war von uns so strukturiert worden, dass alle Mitglieder dieselben Rechte wie zuvor besaßen, sogar mehr als zu alten Zeiten. Unsagbar schwer würde es werden, seine Mitfischer davon zu überzeugen, dass er von nun an friedlicher und freundlicher mit ihnen umgehen wolle. Wie ein aus einem bösen Traum erwachender Mann schaute er daher, als ich offen ansprach, was er angerichtet hat. Er stellte dieselbe Frage, vielleicht, weil er annahm, ich hätte sie überhört: „Nimmst du mich wieder?” Mann für Mann wolle er aufsuchen, zum zweiten Mal, ja, auch das sei richtig, aber diesmal wirklich geläutert, bekehrt durch großen Schmerz. Er würde genauso verbohrt, genau so verbissen, wie er bisher gegen uns gewütet hatte, diesen unerhörten Anlauf solange wiederholen, bis die versteifte Wand fallen würde, und sei es erst beim hundertsten Versuch. Er konnte gegen alle Logik der Welt anrennen. Das hatte er bewiesen. Er wollte an das Unmögliche glauben, anders war für ihn kein Leben möglich. Entschlossen, allen Hohn und jeden Spott auf sich zu nehmen, war er zu mir gekommen, allen Zweifel, jedes Bedenken überwindend. Seiner Frau wegen, die er mehr liebte als sich selbst, der Zukunft seiner Kinder wegen. Er musste es tun. Nicht eine Minute lang, nachdem seine Niederlage besiegelt worden war, hätte er eine andere Möglichkeit erwogen. Da musste er durch. Er bäte um Vergebung. Selbst wenn ich es nicht von Herzen gewollt hätte, nach diesen Worten musste ich ihm die Hand zur Versöhnung reichen. Mir war sonderbar zumute, als seine große Hand meine Finger umschloss. Er wagte ein kleines Lächeln. „Wenn du zu mir hältst, dann wird das auch was.”  Am Dienstag wollten wir beraten, was ich für ihn bei den härtesten seiner Widersacher tun, wen wir für ihn gewinnen könnten. Um seinen Wunsch zu erfüllen, benötigten wir acht Ja-Stimmen. Es gab diesen Tag nicht, nicht für ihn. Nachdem er von mir weggegangen war, sprach er - wie ich bei meinem Kondolenzbesuch erfuhr - viele Stunden lang mit seiner Frau. Jede Einzelheit seines langen Gespräches mit mir erfuhr sie. Danach legte er sich zum letzten Mal in seinem noch jungen Leben zu Bett. Denn nur wenige Stunden später verunfallte Jürgen im Verkehr auf der Landstraße tödlich. Ich hätte mir nie verziehen, wenn ich seine dargebotene Hand ausgeschlagen hätte. War es Selbsttötung aus Verzweiflung? Es hieß Alkohol sei im Spiel gewesen. Seine Frau schaute mich an, schüttelte ihren schönen Kopf: „Er wollte für uns leben!“ Noch nie habe ich auf einer Beerdigung, einen Schlager, gespielt von einem Orgelorganisten, gehört, aber auch noch nie so beeindruckend eine schlichte Melodie empfunden wie dieses Lied: „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt.” Ich sah ihn, während der Erinnerungsrede, die Netze ausfahren. Und ich sah plötzlich mich selbst als Dreizehnjährigen auf der Ducht des Segelbootes unseres Nachbarn Janzen sitzen, sah das korngelbe, gebauschte Segel und wie die rote Sonne versank und erinnerte mich der darauf folgenden Nacht der Schrecken, – der Bombardierung Peenemündes – die aber nicht das Ende bedeutete, sondern mir die wunderbare Einsicht gab, zu begreifen, wie wertvoll jeder Tag ist, an dem wir leben dürfen, um nach düsteren Stunden wieder und wieder die aufgehende Sonne zu sehen. ...

Dienstag, 17. August 2021

Gemeinsamkeiten

 Im Juni 2011 konnten Ingrid und ich in Innsbruck unser Wissen in Bezug auf das Thema Abfall und Wiederherstellung vortragen. Anschließend kam eine Schwester zu uns und sagte: „Gerade gestern hatte ich die Gelegenheit mit einer Katholikin über frühe Fehlentwicklungen der Christenheit zu sprechen.“ Was sie heute sagten hätte ich gut gebrauchen können.“

In der Tat: Es sind nur Korrekturen, aber sie können viel ändern.
In Neubrandenburg, am Reformationstag 2018, kurz vor unserem Rückflug nach Australien, hatte ich mich mit dem katholischen Pfarrer Felix Evers, nun Hamburg, verabredet gemeinsam den Gottesdienst evangelischer Christen in Neubrandenburg in der Friedenskirche zu erleben.
Ich würde ihn sofort erkennen, wenn er in den Predigtraum käme. Weiter sagte er nichts von Belang während des Telefonates.
So war es.
Ungefähr 120 Gäste kamen herein, wobei ich zu den ersten gehörte. Der riesige Mann mit dem großen, Freundlichkeit und Kraft ausstrahlenden Gesicht musste jedem auffallen. Wir saßen dann beieinander und sangen gemeinsam und kräftig, - ich weiß nicht mehr was – ein Lied das auch in unseren Gesangbüchern zu finden ist.
Die Rede der bildschönen Pastorin war lieblich, aber saft- und kraftlos. Anschließend und schon wieder zivil gekleidet kam sie zu uns. Schade, ein Kompliment konnte ich ihr nicht machen, also schwieg ich, soweit es ihr „Reformationsverständnis“ betraf.
Alle Anwesenden kannten sich von ökumenischen Veranstaltungen her.
Fast alle duzten einander, so auch Pfarrer Evers und ich (wobei ich nicht unterschlagen will, dass die Witwe Pastor Martins mich umarmte, bzw ich sie)
Es folgte ein etwa einstündiges Gespräch unter vier Augen.
Sehr schnell stelte sich heraus, das wir eine Fülle echter Gemeinsamkeiten in Glaubensfragen haben.
Wochen später, als ich ihm eine längere Passage aus meinem historischen Roman „Ordenspriester Dr. Jòse Carranza und sein Sohn“ als PDF zusandte reagierte er mit den Worten: „Ich umarme dich mein Freund und Bruder...“ (es ging dabei um die Szene: 1631, kurz vor der Erstürmung der lutherisch-rebellischen Stadt Magdeburg durch den erzkatholischen Feldherrn Tilly, wird ein katholischer Pfarrer verraten, er kollaboriere mit den Protestanten. Ein Militärgericht verhängt die Todesstrafe durch Erhängung. Im kleinen Gefängnis treffen der Sohn Dr. Carranzas – ein zum Waldensertum konvertierter Christ - und der Todgeweihte aufeinander, u.a. kommt es zu diesem knappen Dialog: "Pfarrer Weinbauer trug keine Kette, auch keine Fußfessel. Die Söldner hatten ihm die Hände im Rücken fest zusammengebunden. Er setzte fort: „Schau, Bruder, ich frage nicht, ob du lutherisch, utraquistisch–hussitisch, katholisch bist oder sonst etwas, sondern nur, ob mir zustimmst, dass der Hass aus Menschen Tiere macht.“
Sie verstanden einander auf Anhieb.
Zwei Todgeweihte wurden in diesem Augenblick Freunde. Sie stimmten darin überein, dass wirklich Fromme in höherem Maße, als Ungläubige, für ihr Tun und Lassen verantwortlich waren. „Wenn wir übertreten, dann handeln wir gegen die eigene Erkenntnis!“
Das erwähne ich im Wissen, dass wir Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage keineswegs gegen Katholiken oder andere Christen eingestellt sind, sondern dass wir das Gemeinsame obenan stellen und dennoch deutlich sagen: Es gab einen Abfall vom ursprünglichen Evangelium.
Die gesamte Theologenschaft sämtlicher Konfessionen weiß, dass das 1. ökumenische Konzil zu Nicäa, 325, zähneknirschend vor den Ansichten Kaiser Konstantins kapitulierte:
Kein Geringerer als Dr. Heinz Kraft fasst diese Tatsache zusammen:
„…die Kirche befolgte in Nicäa (325) die Wünsche Konstantins, obwohl sie sie nicht billigte... Eben so wenig, wie Konstantin Christus erwähnt, ist die Kirche auf Christus bezogen... Konstantin hatte eine neue Idee von der Kirche, die er verwirklichen wollte: ... nach dem i h m vorschwebenden Bild formt er… sein Reich, s e i n e Kirche…. Die Diener Gottes, die Kleriker unterstützen den Kaiser, den Knecht Gottes, dabei, das gottgewollte Friedensreich herbeizuführen. Das Konzil ist ein repräsentativer Staatsakt, aber der S t a a t, der sich ihm darstellt, ist die von Konstantin geführte Kirche, das Reich der Zukunft ...“
Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald
Joseph Smith, damals um 1828, als er das Buch Mormon übersetzte, war ziemlich unwissend. Eben deshalb ist verwunderlich und für uns bewundernswert, dass dem Aufmerksamen nicht entgehen kann, wie sehr die vorkonstantinische Kirche unserer ähnelt.
Papst Franziskus ahnt es, und unser Prophet Russel M. Nelson weiß es.
Sie schätzen einander.


2019 die Begegnung im Vatikan


Sonntag, 15. August 2021

Geschichtsforschung unterstützt "Mormonismus"


Nur wenigen Mitgliedern der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist bewusst, dass die Geschichte der Ostgoten der Jahre 360 bis zu ihrem Untergang (ihrer Ausrottung und Knechtung) um 550 n. Chr. ein Bericht ihrer buchstäblichen Geschwister im Evangelium ist.
"Mormonen" kennen die Geschichte der Thora, der Popheten Jesaja, Jeremia, die Zeugnisse der Apostel gemäß ihren Briefen, aber die Episoden der Verteidigung des immerwährenden Evangeliums aus der Endzeit der Antike sind ihnen fremd.
- Ostgoten hatten Tempel, wie wir
- Sie sagten: Wir bedürfen der Führung durch die Macht des Heiligen Geistes
- Sie übten Toleranz – obwohl sie während der angegebenen Zeitspanne die Herren Italiens waren – setzen sie die vielen Katholiken nie unter Druck. Sie zwangen „niemandem ihren Glauben auf und akzeptierten es ohne weiteres, wenn ihre Landsleute zum katholischen Glauben übertraten.“
- Sie werden bis heute falsch beurteilt, weil sie – wie wir - arianisch glaubten. Der Vorwurf großkirchlicher Theologen sie würden Christi „Göttlichkeit“ bestreiten ist eine Lüge. Wir kennen das Bekenntnis der Ostgoten: „Jesus ist der „filius unigenitus, Dominus et noster... wir glauben an Gott den Vater und an seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn und G o t t, Werkmeister und Bildner der gesamten Kreatur, der seinesgleichen nicht hat.“ Gert Haendler „Die Rolle des Papsttums in der Kirchengeschichte bis 1200“
Aus dem blau gezeichneten Umkreis des Reiches der Ostgoten geht auch - indirekt - hervor, dass sie die Vorväter der Waldenser, Katharer und Vaudois sind.
Diese glaubten wie wir an das voriridische Dasein des Menschen an die Wichtigkeit sexueller Reinheit, dass Kreuze und Altäre nie Bestandteile ihrer Kirchen sein dürften...



Samstag, 14. August 2021

Aus meinem Buch: "Fischerleben im Wandel der Zeit"


Keiner ist gefeit...


Schulleiter Herbert Maque lud häufig Gastdozenten in sein Haus. Darunter befand sich eine freundliche, fünfundzwanzigjährige, rotblonde Dame, die - in underer Bildungseinrichtung - Vorlesungen im Fach Philosophie hielt.
Sie hieß Irene K., sah gut aus, war ein wenig korpulent und von ganz und gar offenem Wesen.
Sie lachte gerne. Sie hatte etwas an sich, das viele Männer mochten: Sie konnte herausfordernd frech blicken.
Herbert M. stellte sie kurze Zeit später als feste Lehrkraft ein.
Am letzten Apriltag 1956 grub ich, gut dreihundert Meter vom Haus Tollenseeheim entfernt, mit einem Spaten eine Ackerfläche um, die mit Tomatenstauden besetzt werden sollte. Da sah ich die
Philosophiedozentin unerwartet auf mich zukommen.
Selbst wenn ich sie nie gemocht hätte, allein die berechtigte Vermutung, dass sie ihr graues, gutsitzendes Kostüm für mich angezogen hatte, war aufregend. Denn alle Lehrer und Schüler befanden sich im Kurzurlaub.
Nur sie und mich gab es noch im großen Umfeld.
Ringsum im Geviert standen riesige Birnenbäume, die selten oder nie Früchte trugen.
Das Gelände lag unmittelbar am friedlich blinkenden See.


Sie lächelte schon von weitem, als sie den Weg zwischen den gerade grünenden Apfelbäumen herunterkam: „Ich muss doch mal gucken, was unser Gärtner den ganzen lieben, langen Tag so treibt.”
Ihre helle Stimme vibrierte reizend.
„Ob er überhaupt was zuwege bringt!”, lachte ich zurück.
Sie schaute mich freundlich an.
Das Haus stünde ja, wie ich wüsste, leer.
Einen Tag vor dem ersten Mai, am Nachmittag, müsste man es ja nicht übertreiben. Sie würde mich zu einer Tasse Kaffee einladen und mit mir über die biblischen Paulusbriefe reden wollen: „Es fasziniert mich, dass du sie kennst!”
Einmal hatten wir darüber gesprochen, und ich hatte geäußert, die zweitausend Jahre alten Briefe enthielten noch so manche, für uns interessante Botschaft.
„Und welche?”, wollte sie daraufhin wissen. „Dass wir tun müssen und in die Tat umsetzen, wovon wir überzeugt sind, dass es richtig ist.”
„Das liest du da heraus?”
„Der Kern der Paulusaussagen ist keineswegs, was die Protestanten
daraus ziehen, sondern eher umgekehrt: dass der Mensch ernten
wird, was er sät.”
Ihre Erwiderung lautete: „Das klingt ja nicht unvernünftig!” Natürlich war ihr völlig gleichgültig, was ich mit kritischem Blick auf die Lehren der Großkirchen meinte.
Die Sonne wärmte uns, während wir plauderten. In einer ihrer
nächsten Vorlesungen käme das Thema Glaube und Wissen vor.
„Mach’ Schluss für heute, lass uns oben gemütlich Platz nehmen und darüber reden.”
Ich wollte nicht nein sagen, zumal ich es nie liebte schwer zu arbeiten.
Sie war so höflich gewesen, nicht zu sagen: Was du denkst, ist trotz
alledem kurios.
In ihrem Zimmer umfing mich augenblicklich ein Gemisch aus
Nelkenduft und dem Geruch von ‚Großer Freiheit’.
Aus der Diskussion über Paulus, Luther, Bauernkrieg und
evangelischer Rechtfertigungslehre wurde natürlich nichts.
Schade!
Denn ich verdammte die Ansichten jener Protestanten, die meinten,
der liebe Gott würde schon alles richten, wenn sie nur an seinem
Namen und ihrem vagen Glauben an ihn festhielten.
So jedenfalls, in derartigem Selbstbetrug, konnte die Welt kein
besserer Wohnplatz werden!
Aber eben darum ging es, würde es immer gehen, solange wir uns
nicht zum Affentum zurückentwickeln würden.
Ich war entschlossen, zu sagen, dass die Welt selbstzerstörerischen
Charakter hätte, weil ihr Liebe fehlte, jene Liebe, die ihre Echtheit
durch gewisse Selbstlosigkeit beweise.
Denn ich war gewillt, mich von ihr nicht auf Kosten des Lebensglückes meiner Frau einwickeln zu lassen.
Vielleicht würde man einmal Herzen ersetzen können, die Treue
jedenfalls nicht.
Auch aus dem Kaffeetrinken wurde nichts, denn ich nahm
Selterswasser zu mir. Sie saß, die Beine übereinander geschlagen, auf dem Sofa, und ich hatte, ehrlich gesagt, zu tun, mein Gleichgewicht zu behalten.
Ich glaube, dass ich stocksteif an ihrem Zimmertisch saß und
halb verlegen, halb verwirrt, mit den Fransen ihrer gehäkelten Decke spielte.
Sie sprach über Homers Nymphe Kalypso und in
spöttisch lockendem Ton über Männer wie Odysseus, Kalypsos
Verehrer.
Sie sei jedenfalls keine ‚schön dumme’ Penelope, die artig daheim
sitze und unentwegt wartend bloß Strümpfe für ihren Mann stricke,
während der eine andere bezirze. Sie nickte, als ich sie fragend anschaute:
„Meiner sitzt jetzt irgendwo in Rostock bei einem Weibsbild herum
und spielt den Seelentröster!”
Ich biß mir selbstkritisch auf die Lippe:
Warum war ich so unüberlegt gewesen, mich wissentlich in diese
Situation zu begeben?
Hatte ich nicht schon einmal, vor Jahren, vor meiner Ehe, Lehrgeld
bezahlt?
Jetzt fühlte ich, wie mein Wille, fest zu sein, schwächelte.
Ich sollte, wenn ich meinen Vorsätzen treu bleiben wollte, nicht einen Augenblick länger hier oben in ihrem Zimmer herumhocken, sondern lieber zu meiner kleinen Familie zurückradeln.
Aber das war bloß die Sprache der Vernunft.
Meine Basisinstinkte bestanden darauf, sofort ihren Forderungen
nachzukommen.
Mein Geist funkte nochmals dazwischen:
Du bist
nicht der Mann, der das um jeden Preis haben muss. Es ist besser
inkonsequent zu sein, als verräterisch.
Ich lenkte das Gespräch auf meine Ansichten zum Kommunismus. Mir war der Gedanke gekommen: Wie ich selbst mitunter bin, ist der ganze Kommunismus aufgebaut, gespalten von oben bis unten!
Lauter Widersprüche.
Außerdem: Von menschlicher Läuterung ist im real existierenden
Kommunismus-Sozialismus ernsthaft keine Rede.
Obwohl es andererseits auch immer wortreich herausgestellt wurde, dass Menschen für eine höchst entwickelte Gesellschaftsstufe erst reif werden müssten. Nicht wenige, die das forderten, täuschten sich selbst, manche ungeniert, weil es ja unsagbar schwer ist, sich unter allen Umständen selbst zu zügeln. Man kann es leicht von andern verlangen, sich korrekt zu verhalten.
Die Dozentin lächelte, aber nur aus Höflichkeit.
Sie schätze Leute, die denken können.
Meine Attacke auf die marxistischen Weltverbesserer, die alles
verändern und verbessern wollten außer sich selbst, war nicht gerade versteckt.
Herbert Maque und diese Frau da vor mir, würden alles tun, um mir zu beweisen, wie gut und beschützenswürdig die DDR und ihr
Sozialismus seien, doch im selben Atemzug zeigten sie nicht die
geringsten Beschützerinteressen, soweit es seine und meine Frau
betraf.
Würde ich zugreifen und das Lockende auch nur flüchtig
berühren, würde ich mein Recht preisgeben, den Kommunismus
vehement wegen innerer Unwahrhaftigkeit zu attackieren.
Das war der Punkt, den ich verteidigen oder meine Position aufgeben musste: „Die ganze Philosophie ist keinen Pfifferling wert, wenn wir uns bei ihr nur bedienen, wie es uns gerade in den Kram passt!”
Obwohl ich es mit diesen Worten ein bisschen verkorkst ausdrückte, verstand sie, glaube ich, was ich meinte.
Irene K. schaute mich an wie jemand, der über den Brillenrand blickt.
Sie stimmte mir, jedenfalls teilweise, zu, allerdings, wie mir schien, mit spröder Stimme.
Doch ihr spitzbübisch schmunzelndes Gesicht verriet mir, dass sie das Thema zu wechseln wünschte. Sie schüttelte den Kopf und lachte ein wenig unnatürlich.
Es war ja auch komisch: In der Natur fragt man nicht. Die Blüte lädt den Schmetterling ein, und der nektarsüchtige Sammler kostet es aus.
Ihre Augen sprühten plötzlich Zorn, weil ich mich zusammennahm und mich erhoben hatte.
Ich ging.
Foto Werner Buzan Das Schulgebäude Tollenseheim


Ingrids Auswahl - Ingrids Poetry (221)

 


                                       When the Saviour (a song)

 

1 When our Saviour, Redeemer on earth comes to reign.

He will free troubled Nations from sorrow and pain.

When the fanfare of trumpets will fall on our ear

Oh, then surly we know that his coming is near.

.

2 Then our Saviour, good shepherd will gather his own.

Leading all who have loved him to their heavenly home.

We shall rise up to meet him, sweet Hosannas we sing.

To our Saviour, Redeemer, our Heavenly King.

   

               3 Then the Saviour, our Friend all our needs will supply. 

                Silent’s anguish and fear, wipe the tears from each eye.  

                Like the bright Stars of Heaven in his presents we shine

                      For the king, of all Nations, our Saviour divine.

Montag, 9. August 2021

 




Brigham Young  (1) 

American Moses

Von Leonard J. Arrington, 1986

Auszüge übersetzt  - versehen mit Anmerkungen - von Gerd Skibbe

 

                                             Brigham Young (1801-1877)

 

Prolog:

 

Im Sommer 1859 sahen sich die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in den Ortschaften des Salzseetales großen Spannungen ausgesetzt. Ungefähr 5 000 Soldaten, von Washington in Bewegung gesetzt, überwachten die Aktivitäten der „Mormonen“, gesteuert von ihrem Hauptquartier, sechzig km südöstlich von SLC entfernt. Für diejenigen, die Jahre zuvor den militärischen Druck in ruinösen Begegungen in Ohio, Missouri und Illinois kennen gelernt hatten, war es nicht leicht, ihre Furcht zu beherrschen.

In diesen Tagen kam der berühmte New Yorker Zeitungsverleger und Reformer Horace Greely, auf seinem Weg nach Kalifornien, in SLC an. Achtundvierzigjährig, alleinreisend, hatte er zuvor seinen Lesern gesagt: Er wolle den mittleren Westen mit eigenen Augen sehen, wie die Menschen dort lebten, statt das aus Büchern herauszulesen. Greely war bewegt von dem Wunsch den nun achtundfünfzigjährigen Brigham Young zu sehen, nachdem er ihn 1844 von seinem New Yorker Büro aus betrachtete, wie Young nach der Ermordung Joseph Smith handeln würde, und wie er seine Anhänger durch die Wildnis der Prärien in die Felsengebirge leitete. Greely wusste sehr wohl wie sich die (500) Angehörigen des Mormonenbataillons in Kalifornien verhielten nachdem sie dort Gold fanden.

 

(G.Sk. Es gab zwischen 1846 und 48 Krieg zwischen Mexiko und den USA, wegen territorialer Streitigkeiten. Die Regierung in Washington, die beabsichtigte ihr Hoheitsgebiet in westlicher und südlicher Richtung auszudehnen, mutete den Mitgliedern der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zu, dass sie – obwohl auf der Flucht und jede helfende Hand der Rüstigen dringend gebraucht wurde – 500 Freiwllige zu stellen. Brigham Young stimmte zu. Er wollte beweisen, dass „Mormonen“ keineswegs Rebellen, sondern gehorsam waren.

Brigham versprach den Männern, dass sie nicht in Schlachten verwickelt würden, wenn sie die Gebote Gottes hielten. Kaum in San Diego angekommen, endete die Auseinandersetzung, mit mexikanischem Verlust großer Gebiete. Unter diesen befanden sich auch große Teile Utahs, die nun unter die Herrschaft der USA kamen

Dort in der Nähe fanden die Soldaten Gold.

Samuel Brannan, ein überaus fähiger Pionier schaltete sich an diesem Punkt ins Geschehen ein: Hier eine offzielle Info  der Kirche:

 

Mexiko verlor 1848 die gelb gez. Gebiete an die USA

 

                                                           Samuel Brannan (1819-1889)


 

In Nauvoo – kurz vor Aufgabe der Stadt wegen des Drucks der Feinde - erwogen die Führer der Kirche, Brannan auszuschließen, weil er eine nicht genehmigte Mehrehe eingegangen war, aber letztendlich beschlossen sie, ihn aufzufordern wieder „gut zu machen“.

Brannan eröffnete ein Auswanderungsbüro, um die Reise der Heiligen in den amerikanischen Westen zu arrangieren, und diskutierte mit Brigham Young alternative Routen. Brannans Gruppe von auswandernden Heiligen zog in Richtung Osten. Sie nahmen die Überfahrt auf der „Brooklyn“, einem Schiff, das nach Hawaii fuhr und dann erst an die Küste Kaliforniens. Trotz Stürmen und Krankheit schafften die Passagiere die 24.000 Meilen lange Reise sicher und erreichten die Bucht von San Francisco. Diese Mitglieder waren eifrig darauf bedacht, zu helfen, Zion zu errichten. Brannan versuchte, Brigham Young zu überreden, den Rest der Heiligen nach Kalifornien zu führen, wo auch der Goldfunde wegen Wohlstand unvermeidlich schien. Young jedoch beschloss, sich im Salzseetal niederzulassen. er ernannte Brannan jedoch zum Präsidenten der Kirchenzweige in Kalifornien. Brigham Young ermutigte die Heiligen der Letzten Tage in Utah nachdrücklich, ihre Siedlungen weiter zu befestigen und auf den Kampf um Reichtümer zu verzichten, aber Brannan drängte Young und andere Führungskräfte, in kalifornisches Land zu investieren.

Brannan wiederum nutzte die sich ihm darbietenden Gelegenheiten, um den kalifornischen Goldrausch weithin bekannt zu machen. Als Goldsucher 1849 die kalifornischen Siedlungen überschwemmten, sammelte Brannan großen Reichtum, indem er Neuankömmlinge für Bergbau und Reisen ausstattete und wurde Kaliforniens erster Millionär. In dem Maße wie er nach Geld trachtete verlor das Interesse an seiner kirchlichen Berufung.

Er starb einsam und verarmt.)

Zeitungsmann Greely, wusste, dass so gut wie kein Soldat der Kirche auf den Goldfeldern blieb. Er fand die Gold-entdeker  „nobel, kühn und voll demokratischen Geistes“ (G. Sk: Die jungen Männer ließen sicht eben nicht verleiten dort zu bleiben, um schnell reich zu werden, sondern sie machten sich sich gehorsam zurück auf den weiten Weg in Utahs Wüste. Diese Tatsache musste selbst der sonst spöttelnde Mark Twain in seinem Werk „Durch dick und dünn“ hoch lobend anerkennen)...

In SLC angekommen bemühte Greely sich sofort durch die Vermittlung von John M. Bernhisel, dem ehemaligen Delegierten des Utahterritoriums, um ein Treffen mit Brigham Young.

Präsdent Youngs Sekretäre beschrieben ihn als einen kahlköpfigen Mann, einigermaßen gut angezogen, dessen Haupt so aussah, als hätte es seit seinem Aufbruch von daheim kein Wasser gesehen. Die ganze Erscheinung des weichlich wirkenden Mannes widersprach dessen Charakter und Talente eine bedeutende Zeitung herauszugeben.

Brigham empfing den Mann des Ostens freundlich. Sie begaben sich mit einigen anderen Kirchenführern in die obere Etage des Gästehauses, wo Greely umgehend darum bat ein paar Fragen zu stellen.

Präsident Young stimmte zu.

Später verfasste der Zeitungsmann einen breiten Artikel mit der Überschrift „Zwei Stunden mit Brigham Young“, der von der Kongressbibliothek als „erstes vollwertige, moderne Interwiev mit einer wohlbekannten Persönlichkeit, bezeichnet wurde.“

Und wie sah Greely Brigham?

„Er ist ein beleibter, offenherziger, gutmütiger Mann, weit entfernt davon sich pompös zu geben oder scheinheilig zu sein. Young ging sommerlich und einfach gekleidet. Es schien er erfreue sich seines Lebens und habe es nicht so eilig in den Himmel zu kommen. Er antwortete nicht immer grammatisch richtig, aber was er sagte sei ohne Zögern gesprochen worden. Er verdeckte nichts.“

Greely fand den „Mormonenführer“ ganz anders als er erwartet hatte, keineswegs leicht "verschnupft". Er sei kein Heuchler oder Lügner . Schließlich urteilte der Verleger, der mehrere höher rangige Mitglieder kennen gelernt hatte: „Nur sehr wenige ländliche Gemeinschaften haben vergleichbar fähige Menschen hervorgebracht.“

Greely wollte wissen: „Soll ich den sogenannten „Mormonismus“ als Neureligion betrachten oder als eine weitere Entwicklung des Christentums?“

Die Antwort lautete: „Es kann keine wahre christliche Kirche geben, ohne ein von Gott gegebenes (und gebilligtes) Priestertum. Die unmittelbare Verbindung mit dem Sohn Gottes, dem Erlöser der Menschheit. Die Kirche der Heiligen der Letzten Tage ist solche Kirche, deren Mitglieder von ihren Feinden „Mormonen“ genannt werden.“

Greely: „Machen Sie es den Neubekehrten zur Pflicht hierher zu kommen?“

B.Y.: „Sie würden sich sehr verletzt fühlen, wären sie dazu nicht eingeladen worden.“

Greely: „Wie wird Utah sich verhalten, wenn es Teil der US Union würde, entwickelt es sich dann zu einem Sklavenhalterstaat?“

(G.Sk. Greely war Verteidiger der Freiheitsrechte aller Menschen, wie Joseph Smith. Damals, vor dem Bürgerkrieg, der um dieser Frage wegen von den Nordstaaten gegen die Südlichen geführt wurde, gab es heftige Anstrengungen auf beiden Seiten)

B.Y.: „Wir werden ein freier Staat sein. Ich betrachte Sklaverei als Fluch.“

Greely: „Und wovon wollen ihre Priester dann leben?“

B.Y.: „Durch die Arbeit ihrer eigenen Hände, wie die ersten Apostel. Wir denken ein Mann kann anders nicht im Dienst Christi stehen. Man nennt mich einen reichen Mann. Ich selbst betrachte mich eine viertel Million Dollar wert, aber die Kirche zahlte mir nicht einen Dollar.“

Greely „Können Sie mir ein vernünftige Erklärung dafür geben warum sie und ihre Kirche abgelehnt und gehasst wird?“

B.Y. : „Das war schon immer so. Zu allen Zeiten wurde die Kirche Christi verfolgt.“

Greely: „Was sagen Sie zu den Daniten – den zerstörenden Engeln – die dieser Kirche angehören?“

B:Y: „Was sagen Sie? Von solcher Verbindung weiß ich nichts, außer den Verleumdungen die durch unsere Feinde verbreitet werden.“

Brigham wusste, dass er für schuldig gehalten wird wenn irgendwo zwischen dem Missourifluss und Kalfiorniens Goldfeldern ein Mann oder eine Frau ums Leben kamen: „Jawohl, ich bin der berüchtigte Brigham Young! – aber verärgert darüber nicht euren Magen!“

(G. Sk. Dr. Sampson Avard, ein Mitglied der Kirche Jesu Christi der HLT gründete in Missouri 1837 einen Geheimbund (Daniten) die sich als Verteidigungsgruppe gegen die Gewalttaten der Missourier verstand. Joseph Smith, als er von diesen Eigenmächtigkeiten erfuhr exkommunzierte Avard. Die Rufschädigung ist bis heute nicht aus der Welt.

In diversen Publikationen andersglaubender Autoren werden die „Daniten“ immer noch als Teil der Kirche gesehen. So z.B. Werner Thiede: Die „Heiligen der Letzten Tage“ – Christen jenseits der Christenheit“

Ich machte ihn schriftlich darauf aufmerksam, dass seine Fußnote S. 106 eine Unterstellung sei. Die Antwort war ausweichend: „ich habe nur dargestellt, wie wir es sehen.“)

Anspielend auf die damals vor allem von führenden Mitgliedern praktizierte Mehrehe fragte Greely: „Sagte der Apostel Paulus nicht ein Bischof soll e i n e s Weibes Mann sein?“

B.Y. : „So halten wir es! Bischöfe (G.Sk. die Gemeindeleiter) sollen verheiratet sein, aber der Apostel hat die Mehrehe nicht verboten.“

Greely betrachtete „Mormonismus“ als Täuschung und Seuche, aber seine Fairness war offensichtlich.

(G.Sk. Bis 2015 bestand die christlich ökumenische Kirchengemeinschaft (alle Großkirchen, sowie Baptisten, STA und viel andere) darauf, dass es „mormonischer“ Wahnsinn sei, zu behaupten der Mensch könne Gott werden. Sie auch LuB 132: 37

Erst dann brach der Damm: Finnische Historiker fanden heraus, dass die „Mormonen“ recht haben. Allerdings blieb den konternden Theologen unbekannt, dass der evangelische Spitzentheologe, Adolf von Harnack, bereits vor einhundert Jahren ausdrücklich betonte dass die Lehre von der „Gottwerdung“ des Menschen das Kernstück urchristlicher Tradition war: „... der Gedanke der Vergottung (des Menschen) war der letzte und o b e r s t e gewesen; nach Theophilius, Irenaeus, Hippolit und Origenes findet er sich bei a l l e n Vätern der alten Kirche, bei Athanasius, bei den Kappadoziern, Appolinares, Ephraim Syrus, Epiphanius u.a“ Adolf von Harnack „Lehrbuch der Dogmengeschichte“

Selbst Martin Luther sprach von der Gottwerdung des Menschen: „...eben darum wird das Wort Fleisch, damit das Fleisch Wort werde. Mit anderen Worten: Gott wird darum Mensch, damit der Mensch Gott werde.“ T. Mannermaa “Luther und Theosis”, Ba

 

Kindheit in Vermont und New York

 

„In meinen jungen Tagen, statt zur Schule zu gehen, musste ich Holz hacken und Wurzeln ausgraben (um das Land vorzubereiten) für die Aussaat. Ich musste zwischen den Wurzeln barfuß pflügen, und wenn ich ein paar Schuhe  hatte schätzte ich mich glücklich!“

Brighams Eltern, John und Abigail (Nabby) Young brachten sieben ihrer acht Kinder von Massachusetts – 40 km südwestlich Boston – nach  dem ostzentralen New York. Das war ein schwieriger, 160 km langer, Umzug. Sie vollzogen ihn, per Schlitten, von Pferden gezogen, im Winter, denn im Herbst und Frühling erwiesen sich die Wege, wegen des Morastes, als unpassierbar...

Bis sie ihr eigenes Haus bauen konnten, lebten sie in einer alten Hütte. Das Bauholz musste in die baumlose Gegend geschleift werden. Freundliche Nachbarn halfen.

Binnen eines Tages konnten so die etwa sechs meter langen Wände hochgezogen werden. Innerhalb einer Woche konnte begonnen werden den Kamin zu mauern. Doppelstockbetten wurden errichtet. Oben wurde Korn gelagert.

Bis zum Herbst lebte die Familie von Getreide, wilden Beeren, Eichhörnchen, Tauben, Kaninchen, Truthühnern, Rebhühnern, Wachteln, Rehen und wenn es gut ging Bären. Ab dem späten März und im April gewannen sie von Ahornbäumen Saft, der stundenlang gekocht wurde bis aus dem Sirup Zucker entstand.

Ihr neuntes Kind das Nabby, 1801, zur Welt brachte war Brigham. Geschwächt von Tuberkulose  war sie unfähig allein für das Kind zu sorgen. Brighams 13jährige Schwester Fanny zog ihn mit der Milchflasche groß.

Während sie die Kühe molk, saß das Baby Brigham auf ihren Hüften. Sie spann Fäden,  webte und nähte Kleidung, die Sahne schlug sie zu Butter, bereitete die Mahlzeiten und schaute nach den Tieren auf der Weide, bis sie zweieinhalb Jahre später heiratete.

Für alle Siedlerfamilien bestand die immerwährende und schwerste Aufgabe darin Rodungen durchzuführen um mehr Land zur Bewirtschaftung zu  gewinnen. Zudem war die Gegend wenig zum Ackerbau geeignet, denn die Felder waren steinreich.

1804 entschieden die Youngs weiter zu ziehen um den rauen Umständen zu entkommen. In 250 km Entfernung fanden sie einen Platz der reich an Beeren und Wild aller Art war. Vater John, nachdem er ein Blockhaus baute, war imstande so viel Land von Gesträuch und Bäumen zu befreien um hinreichend Getreide anzubauen,die Familie durch den nächsten Winter zu bringen.

Louisa kam bald, nach ihrer Ankunft der neuen Heimat, zur Welt. Drei Jahre später erblickte das elfte und letzte Kind Nabbys das Licht des Diesseits: Lorenzo Dow, benannt nach einem damals berühmten Prediger. Indessen starb seine elfjährige Schwester, die sich vermutlich ihre Krankheit von der Mutter geholt hatte.

Noch im selben Jahr zogen die Youngs weiter nach Sherburne. Dort blieben sie, bis Brigham 13 wurde. Sehr bald bekam er, nach eigenen   Aussagen, die Aufgabe Gestrüpp niederzuhauen und zu verbrennen, sowie zu helfen Zäune zu ziehen, und all das die meiste Zeit hindurch hungrig. Er lernte Fallen für Bisamratten und Biber zu stellen, Fische zu fangen... Kühe zu melken , zu buttern und mehr.

Später sagte er, nur elf Tage während seiner Kindheit, erlaubten ihm die Umstände eine Schule zu besuchen.

Irgendwann bekam er ein Paar Schuhe, ungewohnt sie zu tragen zog er sie nach jedem Kirchenbesuch wieder aus.

Gegen die Sonne trug er einen selbstgefertigten Strohhut.

Er erinnert sich der guten Gefühle die ihn ergriffen als er, damals acht Jahre alt, nach Jahren der Trennung seine Schwester Rhoda wiedersah die den Methodistenprediger John P. Greene geheiatet hatte.

(G.Sk.: Greene sollte in der Geschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage eine gewisse Rolle spielen. Er gehörte zu den wenigen, die aus der Hand des ersten Missionars, Samuel Smith,  ein Buch Mormon entgegennahmen und das mit positiven Konsequenzen.)

Sechzehnjährig nahm ihn sein Vater beiseite: „Brigham du bist nun alt genug für dich selbst zu sorgen.“...

Bei einem Handwerker in der Nähe erhielt er einen Job und musste selbst herausfinden wie man ein Möbelstück herstellt. Seine erste Aufgabe bestand darin aus einem nassen Baumstamm, der Jahre hindurch am Flussufer lag ein Bettgestell zu fertigen.  Diejenigen die ihn nun fünf weitere Jahre hindurch kannten und sahen wie hart er arbeitete, urteilten: Brigham sei ein ehrlicher und begabter Handwerker.

Dreiundzwanzigjährig lernte er Miriam Angeline Works kennen. Auf dem Weg zu ihrem Heim diskutierten sie und sangen gemeinsam. Wenig später borgte er Pferd und Wagen, mietete ein Haus mit einer Grundfläche von 30 Quadratmetern, und heiratete Miriam.

       

                                                         Miriam kurz vor ihrem Tod 26-jährig

 Vier Jahre wohnten sie dort und besuchten die Zusammenkünfte der Methodisten.

Mit ihrer dreijährigen Tochter Elizabeth zogen sie nach Mendon. Sein guter Ruf begleitete ihn: Brigham sei tief religiös, demütig und ehrlich, sagte der spätere Prediger Hiram McKee, Brigham sei, seines Verhaltens wegen ein Beispiel des Glaubens. Leider erkrankte Brighams Ehefrau Miriam schwer. Tuberkulose.

Ein Nachbar erinnerte sich später und schrieb in einem Brief an die „Ontario Republicans Times“ :

... da war selten ein Ehemann und Vater von mehr Herzlichkeit und Anhänglichkeit als Brigham. Nur wenige, die in vergleichbaren Umständen lebten, konnten ihre Familien besser versorgen. Miriam, eine vorbildliche Christin, war jedoch leider zu krank um irgendeine Arbeit zu leisten...“

Heber C. Kimball erinnerte sich: „Wir arbeiteten, Seite an Seite, für 50 Cent pro Tag für andere, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang hart.“  In der Erntezeit verdienten sie ihren Unterhalt in Naturalien.  

In Mendon hatte Brigham den gleichaltrigen Heber C. Kimball kennen gelernt. Lebenslänglich sollte diese Freundschaft währen. 

Altersbild um 1865

 

Später, wie Brigham akzeptierte auch Heber Polygamie. Er heiratete insgesamt 46, oft verwitwete   Frauen mit ihren Kindern und kümmerte sich um sie. Insgesamt waren es 66 Personen für die er Verantwortung trug.


Bekehrung und Engagement

 

Der zweiundzwanzigjährige Bruder Joseph Smiths, Samuel, war der erste Missionar der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. (G.Sk. : Er war einer der wenigen die das Vorrecht hatten die goldenen Platten zu sehen)

 

Samuel Smith 1808-1844 wurde auf dem Weg nach Carthage, um seine Brüder Joseph und Hyrum im Gefängnis zu besuchen, von einem Mob attackiert. Dort wurde er vermutlich verwundet –an deren Folgen er einen Monat nach der Ermordung beider Kirchenführer er verstarb.)

 

Er kam im Juni 1830 in die Nähe Mendons. Dort traf er Phineas, den ältesten Bruder Brigham Youngs, der auch als wandernder Methodistenprediger wirkte, in einer Raststätte.

Samuel sagte: “Ich weiß, dass dieses Buch Gottes Offenbarung ist, übersetzt durch SEINE Macht. Mein Bruder Joseph  ist ein Prophet, her und Offenbarer“

 (G.Sk. : Kein Mitglied der großen Smithfamilie bezweifelte jemals die Echtheit des Buches Mormon, auch William nicht, der nicht selten mit dem älteren Bruder Joseph stritt und der kein Freund Brigham Youngs war.)

 

Die Youngbrüder hatten schon gerüchteweise von der „goldenen Bibel“ gehört.

 

         Die fünf Brüder: Von links nach rechts: Lorenzo Dow, Brigham, Phineas, Joseph, John Young 

 

Phineas sagte sich: Ich werde schon die Fehler finden die in diesem Werk vorkommen, um die Menschen vor einem Wahn zu bewahren. Doch nach einer Woche des Studiums kam er zu einem gewissen Schluss. Die von ihm erwarteten Irrtümer konnte er nicht entdecken, wahrscheinlich ist das Buch authentisch. Phineas gab es seinem Vater der bald ähnlich urteilte. Seine Schwester Fanny urteilte: Es ist eine Offenbarung!

Brigham war zurückhaltender in der Bewertung. Er ging methodisch vor.

(G. Sk.: Ein nicht gerade gebildeter HLT-Missionar kam fast zwei Jahre später, und gab seine Überzeugung als Zeugnis für die Wahrheit des Anspruches des Buches Mormon. Augenblicklich fühlte Brigham den Geist des Werkes: Ewige Herrlichkeiten lagen, wie in einer Vision, vor ihm.)

Zugleich mit seinen Brüdern und Schwestern wurde er wie sein Vater im April 1832 getauft. Bemerkenswert ist, dass sie allesamt – im hoch turbulenten Auf und Ab des Geschehens contra „Mormonen“ - bis an ihr Lebensende tätige Mitglieder blieben. Im selben Monat vollzogen John P. Green und einige seiner Familie, sowie Freunde denselben Schritt.

Brighams Bruder Lorenzo hatte zuvor einen bemerkenswerten Traum: u.a. vernahm er des Herrn Stimme: „... Gott wünscht euch alle zu gewinnen, insbesondere Brigham.“

Zuvor besuchte Brigham die Predigtversammlungen des berühmten Erweckungs-Methodisten Lorenzo Dow, der stundenlang sprechen konnte. Hinterher fragte Brigham sich was er gelernt habe: Ja Moral, die Notwendigkeit Gottes Gebote zu halten, aber sonst nichts. Von Dingen des Reiches Gottes verstand er nicht das Geringste. Dunkelheit wie zur Mitternacht

Nach seiner Taufe gab er seinem Wunsch Ausdruck, dass er fortan treu im Licht und der ewigen Wahrheit weiter gehen würde. 

 

Leidenschaftliche Nachfolger

 

„Nach meiner  Taufe wünschte ich mit Donnerkraft das (in seiner Fülle wiederhergestellte) Evangelium allen Nationen zu verkünden.Wie Feuer brannte es in meinem Innern überall in der Welt zu sagen was Gott diesen letzten Tagen für uns tat...“ Brigham Young

 (G.Sk.: Bedenke: Keine Kirche lehrte zuvor, dass Gott Vater und sein Sohn und der Heilige Geist drei unterschiedliche Götter sind. Die jeweiligen Theologen waren und sind allesamt, kurioserweise bis zur Stunde, auf das auf den Einfluss Kaiser Konstantins zurückzuführende  in sich sehr widerprüchliche Athanasianum verpflichtet.

Keine andere Kirche lehrte zuvor, dass wir ein vorirdischs Dasein hatten, das wir ewig existierende Intelligenzen sind, die Gott allesamt liebt und erlösen will, wenn wir seiner Stimme folgen. Er will alle erhöhen, aber er wird niemanden zwingen seinen Willen zu tun.

Keine andere Kirche lehrt entschieden, dass individuelle Entscheidungsfreiheit Gottes Gabe an jeden ist.

Zwang und Christuskirche schließen einander aus.

Das kann nicht oft genug betont werden – nun da es zutage liegt, mit welcher Brutalität christliche Missionare aller Zeiten wirkten -

Keine andere Kirche sagt es klipp und klar: Machtmissbrauch und Übertretung führt immer, wie damals, nach dem Ableben der ersten Apostel, zum Vollmachtsverlust.

Ausschließlich Christus selbst ist berechtigt verlorene Legitimationen zurückzubringen.

Sei gewiss: Nur die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage baut Tempel. Keine Kirche ist im Besitz jener Vollmachten die Jesus einst auf seine Nachfolger übertrug.

Keine andere Kirche lehrt und lebt dermaßen konsequent Toleranz. Jede Kirche hat Wahrheiten die immer wahr bleiben, aber sie sind mit Irrtümern durchsetzt...

Keine andere Kirche lehrte und verkündet unmissverständlich, dass der Geist jedes Menschen, sobald er stirbt zu dem Gott heimgeführt wird, der ihm das Leben gab.

Nur auf Basis dieses Wissens  kann die Menschheit in Frieden leben!)

 

Eine Woche nach seiner Taufe gab Brigham eine einstündige Ansprache: „Ich öffnete meinen Mund  und Gott füllte ihn.“ Er war seiner eigenen Unzulänglichkeit wohl bewusst.

Die Mendongemeinde bestand nun aus fünfzehn Familien. Während einer Versammlung sprach Missionar Grifford in unbekannter Sprache und ebenso Brigham.

„Schon nach unserer zweiten Zusammenkunft gifteten Baptistenprediger indem sie behaupteten die Anwesenden hätten sich in der Scheune wo sich zusammenfanden,  entkleidet.“

Miriam wurde von Vilate Kimball betreut, während beide Männer missionierten und sieben Personen tauften, Miriam wurde immer schwächer. Am 8. September 1832 schlug sie ihre Hände zusammen, dankte und pries Gott mit ihrem letzten Atemzug.

Ende dieses Monats beschlossen Brigham, sein Bruder Joseph und Heber, sein Freund, nach Ohio zu gehen. Dort in Kirtland, 500 km entfernt, befand sich der Hauptkörper der Kirche mit Joseph Smith. John P.  Green mit seiner Familie war dort bereits angekommen.

Unterwegs suchten und besuchten sie Mitgliederversammlungen wo Brigham wiederholt in Zungen sprach. Skeptisch eingestellt  sagten einige die es miterlebten das sei teuflisch...

Kaum angekommen erfuhren sie, dass Joseph Smith sich mit seinen Brüdern im Wald befand wo sie Holz einschlugen. Brigham berichtet: „Meine Freude war unbeschreiblich, ich genoss das Privileg die Hand des Propheten Gottes zu schütteln. Sofort empfing ich durch den Geist der Offenbarung das sichere Zeugnis, dass dieser Mann war, was er zu sein behauptete. Er war glücklich uns zu sehen und hieß uns willkommen. Er begleitete uns als wir nach Hause gingen.“

Joseph Young erinnerte sich: Groß, flaxblond, blauäugig und robust, so sah er aus: Joseph Smith.

                        

Joseph Smith 1805 - 1844
Rekonstruktion nach der Totenmaske und nach Beschreibungen

 

Im Heim des Propheten angekommen, sahen sie Ehefrau Emma im Bett liegend mit ihrem Kind Joseph ihrem Erstgeborenen. Während des Abendgebetes sprach Brigham wieder in Zungen. Mehrere anwesende Brüder schienen befremdet. Sie fragten den Propheten: Der antwortete: „Es ist von Gott!“

Und Joseph Smith, der nie zuvor ähnliches erfahren hatte, sprach sodann ebenfalls in Zungen.

(G.Sk, Wir wissen aus einigen Berichten von Menschen mit Nahtoderfahrungen, dass sie ebenfalls in Zungen sprachen. Joseph Smith erklärte jedenfalls bezogen auf  Brighams Gabe, dies sei die Sprache Adams, die wir alle während unseres vorirdischen Dasein  nutzten.)

Nach 1832 kam solches Ereignis nur noch selten im Leben Brighams vor.

Nach seiner Rückkehr vom Ausflug nach Kirtland  arbeiteten Heber C. Kimball und Brigham in den umliegenden Orten und predigten, zuvor oft durch fußtief verschneite Wege wandernd, eine völlig andere Religion.

(G. Sk. Keine andere vermochte es, bis jetzt - 2021 - Auskunft über den Sinn des Lebens zu geben die sich in Übereinstimmung mit Christi Forderung und Gebot befand: „Ihr sollt vollkommen sein, gleich wie euer Vater im Himmel vollkommen istl" Das ist nur dann möglich wenn ein göttlicher, unsterblicher Teil in jedem von uns wohnt, ein Teil, der Gewalt nicht erträgt und der nicht duldet ,dass wir jemals Gewalt anwenden. Menschen die meinen sie seien mehr als andere, die sich über die Mahnungen ihres eigenen Gewissens hinwegsetzen, werden einen hohen Preis für ihre Anmaßung bezahlen, nachdem ihr Geist in die vorirdische Heimat zurückkehrte. Nur bittere Reue kann sie reinigen. Erst dann haben sie Anspruch auf die Gnade Christi. Das, in der Tat, ist eine ganz andere Religion)

Binnen sieben Monaten entstanden, auch durch ihr Wirken, zwölf Gemeinden.

Kirtland indessen wuchs zu einem Ort von 1 300 Einwohner.

Aber nicht dort, im westlichen Missouri in Jackson County sollte die Stadt Gottes - Zion - errichtet werden. (Für die einen eine Illusion für andere ein realisierbares Ziel) Ungefähr 1200 Seelen folgten dieser Aufforderung.

(G. Sk. Interessant ist, dass Josephs Vorstellungen für jeden von ihm gegründeten Ort vierzig Meter breite Straßen vorsahen, und für jedes Wohnhaus eine Grundfläche von ca zweitausend. Wenn die Einwohnerschaft die Summe von 20 000 erreichte, sollte eine weitere Neugründung erfolgen. ... 

Wie sein Vorbild Joseph lehrte Brigham diesseitige Seligkeit! „Eine Religion die nicht im Stande ist die Menschen hier selig zu machen, kann es auch nicht im Jenseits.“   Mancherlei andere, neue Ideen kamen von beiden Männern, wie Josephs bemerkenswerter Vorschlag die Sklaven aus Mitteln des Senates freizukaufen. Oder:  „Verwandeln wir die Gefängnisse in Lehr- und Lernstätten usw.“)

Unter den Anwesenden einer seiner Pedigtversammlungen in Kirtland  befand sich - etwa ein Jahr nach dem Tod Miriams, - Mary Ann Angel, die er fünf Monate später heiratete.

 

                                                            Mary An Angell 1803-82 

    

Mary Ans  Bruder Truman O. Angell (1810-87) war der Architekt des SLC Tempels, auch Teilnehmer des Zionslagers 

 

Um 1837 lehrte Joseph Smith die Grundsätze der Vereinigten Ordnung und des Tempelbaus, des Zehnten, sowie in kleinem Kreis das Prinzip der Mehrehe.

Jedes Mitglied sollte seinen Überfluss an Mitteln der Kirche spenden. Brigham jedoch besaß nichts, „nur zwei Kinder, für die er sorgen musste... und ein paar geborgte Schuhe, keine Winterkleidung, außer einem selbstgemachten Umhang“

Später, als er seinen ständigen Wohnsitz zu Kirtland nahm, und dort seine handwerklichen Fähigkeiten, bei dem Errichten von Blockhäusern  und insbesondere beim Tempelbau einbringen konnte, gelangte er in einigermaßen „komfortable“ Umstände.

Indessen nahmen die Gehässigkeiten der von baptistischen Predigern aufgehetzten Siedler sowohl in Ohio wie in Missouri enorm zu. Joseph  Smith wurde nachts aus dem Bett gerissen und draußen von einer wüst fluchenden Meute  mit Teer übergossen und dann mit Federn bedeckt. In Missouri wurde ein Einkaufshaus , sowie die Druckerei der „Mormonen“ zerstört, einige Häuser von Mitglieder wurden in Brand gesetzt und deren Vieh getötet.

Die Betroffenen klagten, doch Gouverneur Dunklin versprach er würde den Opfern helfen, wenn die Heiligen ihrerseits ihm eine Art Hilfstruppe zusagten.

Joseph Smith nahm dieses Angebot ernst und rekrutierte Männer für eine kleine Armee die dann als „Zionslager“ operierte. Brigham Young und Heber C. Kimball gehörten zu den ersten Freiwilligen, während Joseph, Brighams Bruder noch  zögerte, bis der Mormonenprophet ihm verhieß, dass er unversehrt wieder heimkehren werde.

Mit 25 Wagen beladen mit Waffen und Versorgunggütern   zogen sie - ungefähr 200 Männer , elf Frauen und sieben Kinder - am  4. May 1834 los.                                

Brighams Frau Mary Ann ging schwanger, doch er sah , dass sie, für die Zeit seiner Abwesenheit, bei ihrem Bruder Samuel Angell gut aufgehoben war.

(G.Sk. Hätten die leitenden Männer der Kirche etwa untätig zusehen sollen wie ihre Mitglieder drangsaliert werden? Immerhin betraf es etwa 15 000 Mitglieder.)

Wikipedia schreibt:

Wikipedia schreibt: Missouri Executive Order 44, auch bekannt als Mormonische Ausrottungsverordnung, ist eine Verordnung in der mormonischen Geschichte, die am 27. Oktober 1838 vom Gouverneur Missouris Lilburn Boggs erlassen wurde. Sie wurde nach der Schlacht um dem Crooge River im Mormonenkrieg 1838, nach einer Auseinandersetzung zwischen Mormonen und einer Staatsmiliz, erlassen. Der Gouverneur bestand darauf, dass sich die Mormonen offen und absichtlich gegen das Gesetz gestellt und Krieg gegen die Bürger des Staates geführt hätten und deshalb als Feinde behandelt und ausgerottet oder aus dem Staat vertrieben werden müssten. Obwohl die Verordnung als Mormonische Ausrottungsverordnung bezeichnet wurde, verloren relativ wenige Menschen ihr Leben. Aber die Staatsmilizen nutzten die Verordnung als Grund dafür, die Mormonen von ihrem Land in Missouri zu vertreiben und sie zu zwingen, nach Illinois auszuwandern. Die Mormonen kamen erst 25 Jahre später nach Missouri zurück, als sie eine wohlwollendere Umgebung vorfanden, um dort Häuser zu bauen. (Erst) Im Jahr 1976 wurde die Verordnung formal, wegen ihrer Verfassungswidrigkeit, von dem damaligen Gouverneur Missouris Kit Bond abgeschafft.

Immerhin handelte es sich um einen - überwiegend-  Fußmarsch von 1600 km in eine Richtung für den 45 Tage vorgesehen waren. Das bedeutete 36 km pro Wochentag. Doch oft gab es Hindernisse wie sumpfige Gegenden, oder Morast. Moskitos und Schlafmangel plagten die Tapferen, die wenn es gut ging, auch sechzig km pro Tag zurücklegen konnten. Ehrlichkeitshalber muss hinzu gefügt werden, dass viele unter den Mitgliedern in Missouri sich nicht gerade weise verhielten, indem sie prahlten, sie würden bald das Land dominieren. Damit schreckten sie die anderen ab: Die Alteingesessenen befürchteten auch politisch bald in die Hinterhand zu geraten. Einige Baptistenprediger  meinten irrtümlich oder gar bösartig, Joseph Smith habe den Anspruch erhoben ein Gott zu sein, den seine Leute, - die von vielen als überdurchschnittlich intelligent betrachtet wurden - anbeteten.)

  


Der damals sechzehnjährige George A. Smith schrieb eines abends in sein Tagebuch: „Der Tag war extrem heiß. Wir litten unter Durst und wir sahen uns gezwungen Wasser zu trinken in denen kleine Tiere umherschwammen. Wir lernten sie mit unseren Zähnen auszuseihen.“

Ein anderer merkte an: „Unsre Socken waren blutig nach dem Sechzigkilometermarsch. Wir stillten unseren Durst mit Buttermilch aus einem Eimer der verdächtig aussah. Roger Orson weigerte sich aus demselben Gefäß  für die Pferde zu trinken: Nun dann hättest du erst das Butterfass sehen sollen. Alle lachten und verlangten nach mehr.“

Nach ermüdenden Tagesmärschen wurde gemeinsam gebetet und gesungen. Besonders beliebt waren die Liedvorträge die Brigham und sein Bruder Joseph darboten.

Levi Hancock, selbst Lieddichter und noch von Joseph Smith berufene Generalautorität, urteilte, dass diese Duette - die ihr Bekenntnis zum Lebenszweck und zum Heroismus zum Ausdruck brachten - zum Schönsten gehörten, was das „Zionslager“ bieten konnte. Hingebungsvoll sangen sie:  „In unserer Gemeinschaft wollen wir keine Feiglinge sehen... wir fürchten uns nicht zu sterben“

Das Anliegen der Mitglieder des „Zionlagers“ war, vor den Neugierigen,  den Zweck ihres Marsches nicht preiszugeben. Auf die Frage wohin sie gingen, lautete die Antwort stets: Nach Westen.

 Nahe Jackson, Illinois, hörten mehr als zweihundert Siedler der umliegenden Dörfer zu, als einige Brüder, allen voran Joseph Smith, am Sabbat, über die Freiheit des Denkens sprachen. Anschließend bemerkten einige Zuhörer, dieser Mann sei einer der größten Denker, die sie jemals hörten.

Joseph Smith, anders als einige Marschteilnehmer, klagte nie über die Beschwerden die das Unternehmen  natürlich mit sich brachte.

Um den 10. Juni beauftragte der Prophet Orson Hyde und Parley P. Pratt – beide spätere Berühmtheiten in der Kirchengeschichte – (wahrscheinlich reitend) sich zu beeilen Gouverneur Dunklin in Jefferson City aufzusuchen um von ihm die Bestätigung zu erhalten, nun da die angefragte Unterstützung nahe, ob er weiterhin zu seinem Versprechen stehe.

Die Boten wurden schwer enttäuscht. Dunklin habe seine Meinung geändert.

Indessen versammelten sich die Mormonengegner in Liberty, Missouri, in hitziger Manier. Die Siedler befürchteten kriegerische Auseinandersetzungen.

Als das Zionslager sich Jackson Country näherte erfuhren die Mitglieder die beängstigend  heraufziehende Gefahr direkt.

Heber C. Kimball berichtet: „Fünf (Alteingesessene)  kamen zu uns heran geritten und drohten: Noch vor dem Morgengrauen würde die Truppe Joseph Smiths zur Hölle fahren... Flüche die ich nie zuvor hörte kamen von ihren Lippen. Hunderte Männer würden zu ihnen stoßen und dann käme die Vernichtung über das Lager! Die ganze Gegend sei unseretwegen in Aufregung. Nichts als die Kraft Gottes kann uns noch beistehen.“

Nur wenig später überzog sich der Himmel mit schweren Gewitterwolken. Tropische Regenmassen  fielen herunter. Brigham und die meisten der Männer des „Zionslagers“ fanden Schutz in einer leer stehende Hütte. 

Heftigst blies der Sturm.

Levi Hancock berichtet: „Ich erlebte viele Gewitter, aber keiner kam diesem gleich. Hagelgeschosse sausten herunter. Wir vernahmen wie Bäume umstürzten. Bewunderung erfüllte unsere Herzen als wir dieses Wunder Gottes erfuhren.“ Andere schrieben ähnlich. Heber C. Kimball bemerkte: „Der Allmächtige kämpfte für uns!“

Später erfuhren sie, dass der vielköpfige Mob glücklicherweise nicht fähig war den trennenden Fluss zu überwinden. Hagel schlug durch die Hüte der  zum Schlimmsten entschlossenen Angreifer, deren scheu gewordene Pferde ihre Reiter zu Boden warfen.

Anderntags ritt Oberst John Scone mit zwei Begleitern heran. 

Sie wünschten die Absichten der „Mormonen“ zu ermitteln.

Joseph Smith erklärte den Ankommenden: Wir sind nicht hier um irgendwen zu belästigen sondern denen unseres Glaubens gegen massive Übergriffe beizustehen. Joseph schilderte den drei Männern was seine Freunde erleiden mussten. Bewegt von der Schilderung der schlimmen Ereignisse die der Prophet eloquent vorgetragen hatte, versprachen die Boten die Aufgeregtheit der alten Siedler zu dämpfen. Und sie hielten ihr Wort.

Tatsächlich ritten sie von Ort zu Ort um die erhitzten Gemüter zu beruhigen, dabei sahen sie, dass die Mitglieder Missouris sehr arm waren und deren Absichten sauber. Das berichtete Heber C.Kimball.

Diese Männer sollen geweint haben, als sie die Hilfsbedürftigkeit der Bedrängten und die Sauberkeit der Absichten des Zionslagers sahen.

Josephs Männer konnten fürs Erste aufatmen.

Aber in den folgenden Tagen brach die Cholera unter ihnen aus. 68 erkrankten, bis schließlich 14 der besten der Epidemie erlagen. Joseph erklärte das Lager nun für aufgelöst. Doch die meisten Teilnehmer blieben beieinander immer noch der guten Absicht die Hilfsgüter zu den Bedürftigen des Clay-Bezirkes, zu bringen.

Auf ihrem Weg, nur wenige Kilometer von ihrem Ziel entfernt, stießen sie auf eine staatliche Militäreinheit unter Führung von General Clyde B. Atchison, der den Gutwilligen, wegen der mormonenfeindlichen Erregung vieler Altsiedler, dringend riet, nicht nach Liberty zu gehen. Ein Umweg wurde gewählt.

Nicht wenige hielten das „Zionslager“ für eine Niederlage.

Brigham Young sah das anders.

Er schrieb: „Ich marschierte mit Joseph (Smith) tausend Meilen, ich betrachtete wie er uns leitete. Ich beobachtete ihn auf Schritt und Tritt in allem was er sagte und tat, für nichts in der Welt würde ich die Erkenntnis, die ich durch ihn erlangte hingeben. Dies war der Beginn für mich zu lernen wie man Israel leitet. Gott ist über uns bei Tag und Nacht, alles ist zugunsten seines Königreiches auf Erden.“

(G. Sk. Die Blickschärfe Brigham Youngs ist unbestritten. Die ganze Welt mag es ablehnen in Joseph Smith einen Mann echter göttlicher Visionen zu sehen.

Aber, wir wissen auch, dass selbst Joseph Smith kein Sklave Gottes war. Ímmer hing es auch von seinem, wie unserem freien Willen ab, die Dinge so oder anders zu entscheiden. Es ist eben ein ganz anderer Gott an den wir glauben: Er wird unsere Willensfreiheit nie antasten. Das zu betonen ist von Belang, weil etwa evangelische Christen glauben sollen: "dass Gottes Allmacht und sein Vorherwissen menschliche Willensfreiheit ausschließt." So hat es die offzielle EKD nachweislich bis vor Kurzem publiziert.)

Nachdem alle Männer durch Joseph Smith von ihren Verpflichtungen entbunden wurden, erreichten die  Betreffenden Kirtland im August den Ausgangsort.

In Kirtland fanden die Brüder ihre Familien wohlauf. Insgesamt waren sie im Verlaufe der Monate fast 5 000 km gewandert, täglich im Durchschnitt 30 km.

In der folgenden Sontagsversammlung lauschte der Prophet dem Gesang sowie den Ansprachen der Youngbrüder Brigham und Joseph. Umgehend lud er sie in sein Heim ein, um mehr zu hören, denn er war sehr betrübt wegen der Toten des Lagers. Anschließend verhieß er beiden Männern, dass sie bald berufen würden besondere Zeugen des wiederhergestellten Evangeliums zu sein.

Brigham verdingte sich nun gelegentlich als Handwerker um seine Familie zu ernähren, doch den größeren Teil seiner Zeit widmete er dem Tempelbau, teils im Steinbruch oder andernorts.

Die Oberaufsicht bei der Errichtung des ersten HLT-Tempels führte Artemus Millet, ein Kanadier, den Brigham zur Kirche gebracht hatte.

Millets Idee war es den „Mormonen“frauen zuzumuten ihr kostbares Porzellangeschirr zu opfern, das dann in feine Stücke zerbrochen und dem Putzmörtel beigemischt wurde, was der Tempelfassade, im Sonnenschein ein wunderschön funkelndes Aussehen verlieh.

Der kommende Winter bescherte der Youngfamilie offensichtliche Armut, weshalb der Prophet Brigham ermahnte eine Unterstützung durch die Kirche anzunehmen. Das jedoch wollte der Apostel nur im äußersten Notfall akzeptieren. Jonathan Crosby ein vermögender Neubekehrter lieh ihm und den Aposteln Parlay P. Pratt, sowie Heber C. Kimball je 25 Dollar nachdem sie sich kaum noch auf den Füßen halten konnten.

In diesen Tagen lud Joseph Smith die Zwölf zusammen um mit ihnen die „Schule der Propheten“ zu etablieren. Dort wurden sie unterrichtet in Theologie, Philosophie, Geschichte und Sprachen.

Es gab geringfügige Spannungen unter den Kirchenführern, weil einige meinten sie seien ihrem Range gemäß nicht gerecht eingesetzt worden. Um mehr Einigkeit zu festigen lehrte der Prophet „Fußwaschung“.

Brigham klagte nie.

In einem der folgenden Sonntagen spürten alle Anwesenden eine besondere Stärke des Geistes Gottes, und Joseph legte den Zwölfen nacheinander die Hände aufs Haupt. Dasselbe taten sie nun den Siebzigern, zuerst an Joseph Young dem Präsidenten der Siebzig.

Außergewöhnliche spirituelle Ereignisse führten zu Engelserscheinungen für Einzelne. Doch der Prophet riet: „Behaltet es für euch, wenn ihr eine Manifestation erlebt!“

Im Oktober 1834 brachte Brighams zweite Ehefrau Mary Ann Ihr erstes Kind zur Welt, Joseph Angell.

Unvergessen, schon im Juni 1829 – also Monate vor der Gründung der Kirche – wurden Oliver Cowdery und David Whitmer als Apostel berufen.

Aber erst am 14. Februar 1835 wurde das Kollegium der Zwölf organisiert. In der Zusammenkunft der Veteranen des „Zionslagers“, sowie anderer leitender Brüder erklärte Joseph Smith, ihm sei in einer Vision die Ordnung des Quorums der Apostel gezeigt worden. Vorrangig berufen seien diejenigen, die ihr Leben während des Marsches nach Missouri eingesetzt hätten, Die drei Zeugen für die Echtheit des Buches Mormon wurden beauftragt die Auswahl zu treffen.Erster Name: Thomas B. Marsh, zweiter Brigham.

(G. Sk. Marsh war kein Teilnehmer des „Zionslagers“. Er wurde im März 1839 wegen der Aufbauschung eines Streites um Milchrahm und Auflehnung gegen Joseph Smith exkommuniziert. Er verließ die Kirche zusammen mit Apostel Orson Hyde bereits im Oktober 1838. Beide unterzeichneten zuvor eine Klage gegen den Propheten, die schließlich in der Ermordung Joseph Smiths gipfelte. Marsh erlitt später einen Schlaganfall. Doch 1857 – während der kritischen Monate der Belagerung Salt Lake Citys durch die Johnston-Armee – machte sich der behinderte Thomas B. Marsh auf den Weg nach Utah. Nach seiner Anhörung, in der er bekannte den „Splitter ins Josephs Augen gesehen zu haben, jedoch nicht den Balken in seinem eigenen“, wurde er durch Taufe erneut Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Seine Apostelschaft wurde nicht wieder hergestellt, im Gegensatz zu der Orson Hydes - der sich 1842 zehn Monate in Regensburg aufhielt, dort Deutsch lernte und ein Traktat ins Deutsche übersetzte.. Er bekannte, er hätte die Lehre von der Mehrehe abgelehnt und sich empört, nachdem er jedoch Orson Pratts Traktat gelesen habe, sei er in sich gegangen.

Es gab Kritik und so schrieb Brigham in sein Tagebuch: „Einige der Wissenden wunderten sich, als wir zum Apostelamt berufen wurden. Es war in der Tat ein Rätsel für mich, aber wenn ich darüber nachdachte, was für Dummköpfe sie sind, würde ich es nicht für ein so großes Wunder halten.

Als sie Bruder Kimball und mich trafen, drückten ihre Blicke aus: "Wie schade!" Dann würde ich denken, Sie könnten vielleicht nach einer Weile erträglich gute Männer sein, aber ich denke, dass Sie nach und nach herausfallen: Sie konnten nicht im Netz des Evangeliums bleiben, sie waren zu groß und wuchsen so schnell, dass sie größer als das Schiff wurden und über Bord fielen.“

Als ein enttäuschter Teilnehmer des „Zionslagers“ namens Denis Lake – unterstützt von anderen Desillusionierten - Joseph Smith wegen Vertragsbruch verklagte, mischte sich Brigham als Hauptzeuge der Verteidigung ein.

Denis der darauf bestand ihm sein viel Land versprochen worden... erwiderte Brigham: „Was verstehst du unter „viel“ Land, generell braucht ein Mensch auf dem Friedhof sechs Fuß!“

Denis Klage wurde schließlich abgewiesen, ... denn (Joseph Smith ging davon aus, dass  die Regierung Missouris, ihre Zusage, zu Gunsten der Heiligen, einhält. „Niemand sollte denken ein Prophet sei immer ein Prophet“, sagte Joseph Smith. Zum Glück dürfen sich Menschen wie er auch irren. Andernfalls wären sie nichts als Befehlsempfänger. G. Sk.)

In einer März-Versammlung 1835, wurde auch Orson Pratt Mitglied des Quorums der Zwölf. Neun der für die Apostelschaft vorgesehenen waren Teilnehmer des (Zionslagers) gewesen.

Die Namen dieser neun waren - dem Alter nach in dieser Reihenfolge: David W. Patten, Brigham Young, Heber C. Kimball, Orson Hyde, (ein Jude der bald darauf berufen wurden Palestina für die Heimkehr der Israeliten zu segnen, was auch geschah), William  E. McLellin, Parley P. Pratt, Luke S. Johnson, William Smith, Orson Pratt

(G. Sk. Orson P. wurde im August 1842 exkommuniziert, weil er den Aussagen seiner Ehefrau eher glaubte als Joseph Smith in einer angeblichen Affaire, die sie mit Joseph gehabt hätte, während andererseits die Gerüchte besagten sie hätte eine Beziehung John C. Bennett unterhalten.

   John Cook Bennett (August 3, 1804 – August 5, 1867) amerikanischer Arzt, Zur fraglichen Zeit assistierender 2. Präsident der Kirche






Orson Pratt (September 19, 1811 – October 3, 1881)


O. Pratt war ein in Amerika bekannter Mathematiker und entschiedener Verteidiger der Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bis zu seinem Tod im Oktober 1881. Sechs Monate später nach einer Untersuchung wurde er rehabiltiert  und erneut als Apostel bestätigt.

Bei seiner Ordination, zu einem Mitglied des Quorum der Zwölf, wurde Brigham verheißen, dass er ein gesundes langes Leben haben solle. Er würde im Ausland vorwärts gehen um die Erwählten zu sammeln, zur Vorbereitung auf das zweite Kommen Jesu Christi, in dessen Namen er Wunder volbringen wird.

Am 27. März 1836 fand die Tempeleinweihung statt.

Man schätzt, dass der in Armut errichtete Bau nach damaligem Wert etwa 60 000 Dollar entsprach.

Die nach Hunderten zählenden Besucher fühlten große Begeisterung. Himmlische Wesen wurden wahrgenommen.

Als überirdisch empfanden die durch ein „göttliches Endwoment“ Beschenkten, die Zeit, so dass sie die Räume für Stunden nicht verlassen wollten.

Unvergessen: Joseph und Oliver Cowdery erlebten eine besondere Vision, in der ihnen Mose erschien um ihnen besondere Vollmachten zur Wiederherstellung der zehn Stämme Israels zu verleihen.

     

                                                                Oliver Cowdery 1806-1850


Brigham lernte jedoch , dass solche „hohen“ Erlebnisse nicht herbei gebetet werden können, eher kann man sich selbst in Finsternis hineinbegeben.

Nun zum zweiten Mal bereitete der Prophet die Zwölf darauf vor die Schlüssel des Königreiches allen Nationen zu bringen.

Eine Woche danach gab Oliver Cowdery, als Vizepräsident der Kirche, eine Ansprache, die Brigham von Herzen schätzte.

Oliver Cowdery gab bald darauf als zweiter Präsident der Kirche, eine bedeutende Ansprache die Brigham sehr wertvoll war: „Sie haben sich für eine Sache engagiert, die Ihre ganze Aufmerksamkeit erfordern wird. Die Größe ihres Auftrages besteht darin, dass sie die Schlüssel des Dienstes halten. Ihr (bzw. du Brigham) wirst zu weit entfernten Nationen gehen die sich in Finsternis befinden...“

(G. Sk. Bedenke, sowohl die Kirche von England wie die dort häufig vertretenen Methodisten sind Trinitarier. Doch selbst der große evangelische Theologe Karl Bart sagte wörtlich: „Es fehlt in der Bibel die ausdrückliche Feststellung, dass der Vater, der Sohn und der Heilige Geist gleichen Wesens sind.“

Mehr: Zur Zeit Brigham Youngs glaubten viele Engländer calvinistisch;
Nach Calvins Lehre ist der Mensch von Gott zu Heil oder Unheil vorbestimmt. Das bedeutet, der Mensch hat keinen Einfluss darauf ob er erlöst wird oder nicht. In England und den USA werden die Calvinisten auch Puritaner genannt.“)

 

Oliver Cowdery sagte weiter: „Euer Leben wird in großer Gefahr sein, aber die Verheissung Gottes lautet: ihr werdet beschützt sein... Ihr seid eins, ihr seid Gleiche im Tragen der Schlüssel des Reiches Gottes.

Dieser Auftrag ist dazu bestimmt, dass ihr (gegenseitige) Zuneigung entfaltet, die stärker ist, als der Tod.“

Sodann behandelte Joseph Smith dasselbe Thema und riet: „ In euren Zusammenkünften soll einer von euch präsidieren, und ein anderer soll einen Bericht von euren Vorhaben und Entscheidungen erstellen... der Herr wird euch sagen, zu den Juden zu gehen. Ihr habt den Schlüssel die Tür zum Königreich allen Nationen zu öffnen und

j e d e m Geschöpf das (wiederhergestellte) Evangelium zu predigen. (Denkt daran) ihr seid Gleiche an Autorität und Kraft um die Angelegenheit der Kirche im Ausland zu regeln.“

Zunächst aber sollten die Zwölf in die Orte New Yorks, Ontarios und New Englands gehen um als besondere Zeugen Christi über die dortigen Gemeinden zu präsidieren, Geld für die Sammlung der zerstreut lebenden Mitglieder zu sammeln, damit mehr Land gekauft werden kann.

Joseph Smith sagte zu Brigham und dessen Bruder Joseph: Besucht zuerst jedoch eure Verwandten.

Brigham, der wie immer, - wenn er überzeugt war, der Herr rufe ihn - nicht zögerte, schrieb in sein Tagebuch: „... am Abend kamen wir im Haus unseres Präsidenten Joseph Smith zusammen. Morgens um 2 Uhr des 4. (Mai) starteten wir um unsere Mission nach Osten anzutreten.“

Sie wollten den Dampfer, in Fairport am Erie-See, rechtzeitig erreichen, dessen Abfahrt, vom Schiffseigner auf 6 Uhr in der Frühe festgelegt worden war.

Diese Mission sollte fünf Monate dauern.

Sie reisten einzeln und zu Zweit, zu den zuvor ausgesuchten Orten.

In Dunkirk trafen die Youngbrüder einen Verwandten, der die Botschaft ablehnte und der das Tischgebet alleine sprach – und, wie Brigham in seinem Tagebuch cool erwähnt, tat er das wohl zum ersten Mal in seinem Leben.

In den letzten Maitagen begegneten sie einer Indianergruppe deren Haupt sich zu den Presbyterianern bekannte und der nächste war ein Heide.

Bis zu zwei- oder sogar dreitausend Versammelte hörten ihnen gelegentlich zu.

Unter anderen besuchten sie in Hopkinton die Schwester ihrer Mutter, Rhoda Richards. Deren Söhne Phineas, Levi und Williard, erklärten umgehend ihre Bereitschaft ihren Cousins im September nach Kirtland zu folgen um dort „Mormonismus“ näher zu untersuchen... Innerhalb von vier Jahren wurde Williard Apostel und bedeutender Missionar in England, um später Brigham als Ratgber in der Ersten Präsidentschaft zu unterstützen.

 

Willard Richards (June 24, 1804 – March 11, 1854) war Arzt und bildete Krankenschwestern aus.

 

Zu den bemerkenswerten Konvertiten dieser Missionsreise gehörte ein anderer Verwandter: „Onkel“ John Haven.

Der war sehr kritisch eingestellt. John schaute Brigham sofort scharf an „um zu sehen, ob er es wagen würde zu bekennen, er sei ein „Mormone“. Haven sagte später: „... ich fand dass er diesen Mut aufbrachte, nun wünschte ich zu erfahren was er zu sagen hat und nahm die Bibel um zu prüfen ob es wahr ist. Ich sah, dies war die einzige Sekte die sich strikt an die Bibel hielt.“

Auch die Havenfamilie folgte Brigham nach Kirtland.

Auf dieser Reise die ihm und seinem Bruder kalte Nächte und Hunger bescherten, scheute er sich nie, wenn möglich, um Quartier zu bitten was ihnen nie verwehrt wurde.

Brigham schrieb: „Manche meinen, dass ich hier und da ein wenig zur Prahlerei neige, oder zur Pranzerei, wegen meines Talentes.“

Denn er vermochte es ohne Konzept frei und überzeugend zu reden.

„Ich sage, komm mein Freund setze dich, sei nicht in Eile, - dann predigte ich erläuternd in leicht verständlicher Weise und fragte schließlich: Ist das nicht so?“

Als sie, im Herbst heimkehrten fanden die Brüder, Kirtland  sei ein völlig veränderter Ort. Überall große Geschäftigkeit, neue Häuser standen da, andere befanden sich im Bauzustand. Großer Optimismus strahlte von allen Seiten.

Joseph Smith und seine Getreuen empfanden die Notwendigkeit eine eigene Bank zu haben, auch um Kredite auzureichen, wenn der Bedarf entsprechend vorhanden war.

Die Bank wurde gegründet und im Januar 37 gab sie eigene Banknoten  heraus, die Gesetzgebung Ohios verweigerte jedoch eine Anerkennung. Joseph Smith suchte eine Ausweg und nach Beratung mit Experten entstand die „Kirtland-Sicherheits-Gesellschaft“  mit dem Charakter einer Antibank. Das war erlaubt.

Allerdings verweigerten Geschäftsleute als  Nichtmormonen die Annahme diese Geldes, weshalb nicht wenige Mitglieder Joseph Smiths Präsidentschaft in Frage stellten.

Brigham ärgerte sich: „Tadelt nicht den Propheten oder andere Kirchenführer.“

Der Prophet ging nach Monroe, Michigan in der Hoffnung auf Anerkennung seines Vorhabens. Währenddem versammelten sich  im Tempel Abtrünnige um ein Komplott gegen die Erste Präsidentschaft zu schmieden. Brigham und Heber C. Kimball stellte sich diesem Ansinnen klar entgegen: „In klaren Worten legte er dar, „dass Joseph ein (wahrer) Prophet sei. Ich weiß es. Diese Berufung kann ihm niemand nehmen, ihr könnt eure eigene Autorität zerstören oder den Faden abschneiden der ihn mit Gott verbindet, um dann selbst zur Hölle zu fahren.“

Jakob Bump, der von sich sagt, er sei ein Faustkämpfer und der gemeinsam mit Brigham am Tempelbau wirkte, blies sich auf, nachdem der ihn mehrfach zurückhielt : „Wie kann ich meine Hände vor diesem Mann still halten?“

„Wenn es dir Erleichtung verschafft nur zu!“ entgegnete Brigham.

Auch bei anderen Gelegenheiten bewies er seine Treue.  Als ihm zugetragen wurde es gäbe eine Absicht Joseph Smith, wenn er heimkehrt von seiner Reise nach Michigan, aufzulauern. Er und des Propheten Bruder William borgten ein Perd und Wagen aus und fuhren Joseph entgegen. Die Smithbrüder wechselten die Sitze und änderten die Route. William wurde gestoppt, aber sie taten ihm nicht zuleide.

Wochenlang reiste Brigham mit seinnem Cousin Willard Richards ostwärts in geheimer Mission „um einige Geschäfte abzuwickeln“ Es ging um die Beschaffung finanzieller Mittel.  Viele klagten über den Verlust ihrer Bankeinlagen: „Joseph ist ein Führer in geistlichen Dingen, aber von Geld hat er keine Ahnung.“

Hohe Kirchenführer erklärten Joseph für einen gefallenen Propheten.

 G. Sk. Einige bankleitende Männer hatten sich verspekuliert und erheblich überteuertes Land gekauft, desen Realwert über Nacht ins Bodenlose fiel.)

Dieser Schlag traf Joseph mit voller Härte.

Selbst Brigham litt unter dem nagenden Gedanken, dass Joseph in finanzieller Hinsiht Fehler beging. Aber er ermannte sich: „Wenn ich dem nachgebe, dann verliere ich schließlich mein Vertrauen in ihm! Er ist eben auch nur ein Mensch  Irrtümern unterworfen.“                                                 

Brigham sah wie sehr der Prophet unter dem Druck der zunehmenden Kritik litt. Er fand die Formel: „Joseph ist Gottes Diener, nicht meiner!“

Fast auf dem Höhepunkt der Krise, am 1. Juni   1837 berief Joseph Heber C. Kimball (einen seiner unwandelbaren Untrstützer)  nach England zu gehen: „... um dort die Tür zur Eelösung dieer Nation zu öffnen“

Heber überrascht und überwältigt von der Größe dieser Aufgabe ging in die oberen Tempelräume um Gott um Kraft zu bitten diese Mision zu erfüllen.

Heber bat darum, Brigham möge ihn begleiten, aber der Prophet sagte: „Ich benötige ihn dringend hier.“ Wenig später wurde Orson Hyde bestimmt ihn zu begleiten, sowie dann Willard Richards und Joseph Fileding ein Bekehrter au Kanada der in Englang lebende Verwandte hatte.

Brigham begleitete das Team bis zum Eriesee.

Heimgekehrt nach Kirtland sah Brigham wie sich die Lage verschärfte.

„Meine Sinne waren hochaktiv. Ich  konnte manche Nächte hindurch nicht schlafen.“

Kein Ausweg.

Brigham wurde abermals  auf eine Geschäftsreise berufen.

Etwa sechs Wochen später sprach sich die Mehrheit des Apostelkollegiums zu Gunsten des Propheten aus.

Joseph Smith machte sich, streckenweise begleitet von Brigham auf den Weg nach Kanada  um die dortigen Mitglieder zu besuchen. Am 27. Juli zogen sie los, die Wege vermeidend an denen sie ihre Feinde vermuteten.

Als sie getrennt heimkehrten fanden sie die Kirche in noch größerer Aufruhr.

Brigham beschloß  Maßnahmen gegen die Unfriedenen zu ergreifen. Am 3. Septemer wurde eine Konferenz abgehalten um die Aufrührer aus ihren Positionen als Kirchenführer zu entlassen. Drei Apostel verloren ihre Ämter: Luke and Lyman Johnson, sowie John F. Boynton Zuvor wurde ihnen die Gelegenheit gegeben ein Bekenntnis entsprechend ihrer Haltung abzulegen.

Boynton räumte ein er habe Fehler begangen, andererseits rechtfertigte er sich.

Mit solcher Halbherzigkeit war Brigham nicht einverstanden. Es kam dennoch zu einer Versöhnung... Boynton wurde später in diesem Jahr exkommuniziert, weil er und andere versuchten die Führungsrolle innerhalb der Kirche zu spielen. Ebenso wünschte diese Gruppe den ursprünglichen Namen „Church of Christ“ wiederherzustellen.

Das stand ihnen nicht zu und eben das erklärte Joseph Smith fast vier Monate später nachdem er, gemeinsam mit seinem Ratgeber Sidney Rigdon, von der Reise nach Missouri heimkehrte.

Ewa 45 weitere Abgefallene wurden ausgeschlossen.

Sie sahen in Brigham Young ihren Hauptfeind, weshalb er sein Leben in Sicherheit bringen musste. Er floh am 22. Dezember westwärts.

   

         John Farnham Boynton (September 20, 1811 – October 20, 1890) 

(G. Sk John F. Boynton war ein hoch begabter Mann Nachdem er sich von der Kirche getrennt hatte, reiste Boynton durch die Vereinigten Staaten und hielt Vorträge über Naturgeschichte, Geologie und andere Wissenschaften. Zwischen 1853 und 1854 nahm er an einer geologischen Vermessungsexpedition der US-Regierung nach Kalifornien teil. Während des amerikanischen Bürgerkriegs wurde Boynton von den USA angestellt, um Torpedos und andere Waffen zu entwickeln. Er hält 36 Patente beim U.S. National Patent Office.

Er verhalf als deren aktives Mitglied der “Church of Christ“ zu Besitzerrechten am Kirtlandtempel.“

Ich, Gerd wurde 1960 von der Volkspolizei zu einem Gespräch in deren Gebäude, in Neubrandenburg gebeten. Dort gab mir Leutnant Diekelmann eine ausführliche Lektion  über diese Zusammenhänge. Allerdings wusste mein Gegenüber nicht, dass ich mit diesem Teil unserer Kirchengeschichte längst vertraut war. Dies war ein Versuch mich von der Kirche abzubringen.)

Brighams Tagebucheintragung lautete: „... ich verließ Kirtland wegen der Wut des Mobs. Der Geist der diese Leute beherrschte wollte meine Vernichtung, weil ich immer wieder bekräftigte, sowohl privat als auch öffentlich, dass ich durch die Macht des Heiligen Geistes wusste, dass Joseph Smith der Prophet des allerhöchsten Gottes sei, dass er kein Übertreter war, wie die Abgefallenen behaupteten.“


 Das Zwischenspiel „Missouri“

 

Unter dem Schutz der Dunkelheit musste Brigham fliehen. Er kam, auf seinem Weg ach Missouri bis Dublin Illinois in 250 km Entfernung, wo sein Bruder Lorenzo wohnte. Dort überwinterte er.

Einen Monat später traf Joseph Smith in Begleigung sidney Rigdons ebenfalls in Dubllin ein. Sie hatten keine Mittel weiter zu reisen und Joseph sagte zu Brigham: „Du stehst als einer der Zwölf in Verantwortung... in meinem Fall bitte ich dich um Rat.“  

Brigham wusste von einem Bruder, dass er sein Eigentum verkaufen möchte. Er versprach dem Mann, wenn er den Propheten unterstützen will, dann würde er ein gutes Angebot erhalten. So kam es , dass Joseph Smith 300 Dolllar erhielt.

Er  brach bald darauf nach Quincey auf. Brigham folgte ihm. Die letzten dreihundert Kilometer, bis Far West Missouri, reisten sie gemeinsam, wo sie am 14. März 1838 eintrafen. Sie wurden mit offenen Armen empfangen, die dortigen Mitglieder hatten nun wieder ihren Führer unter sich.

Binnen zwei Wochen nahm Brigham sein Land unter den Pflug, zwölf Kilometer entfernt von Far West, und  schuf damit die Basis für das hoffentlich baldige Eintreffen seiner Familie. Seine ganze Energie galt nun dieser Erwartung, aber er war nicht zu weit entfernt von dem Ort wo wichtige Versammlungen der Kirche stattfanden.

Dann kamen sie.

Mary Ann war am Ende ihrer Kräfte.

Brigham nahm es erschüttert wahr.

Joseph Smith sagte: „... du sollst deine Familie nicht verlassen, bis sie reichlich  versorgt wurde.“

Brigham sah bald, dass die nichtmormonischen Siedler                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   die ganze Enwicklung hassten. Er schrieb: „Mir ist klar, dass sie uns demnächst vertreiben. Aber diesmal geht es nicht süwärts, nicht nach Norden oder Westen, sondern wieder ostwärts.

Erst im Juli nahm Brigham wieder an den kirchlichen Aktivitäten in Far West teil. Joseph Smith inspiriert, führte das Gesetz des Zehnten ein, und er verkündete die Vervollständigung des geminderten Quorums der  Zwölf. Erwählt wurden John E. Page,John Taylor, Wilford Woodruff sowie Brighams Cousin Williar Richards, der allerdings erst 1840 dort von Brigham Young als Apostel eingesetzt wurde.

Kurze Zeit später traf sein langjähriger Freund Heber C. Kimball von seiner einjährigen Missionsreise aus England kommend in Far West ein. Zurück von seiner Mission kam auch Orson Hyde, kränklich, so dass er den Rest des Sommers und den Herbst im Haus Joseph Smiths verbrachte.

Heber hingegen bemühte sich seiner Familie ein bequemes Leben zu geben.

Indessen verschärften sich die Spannungen zwischen den Altbauern und den Mormonen, wegen der anstehenden politischen Wahlen. Die Neuen würden einen Block bilden und die Wahl bestimmen.

Am 6. August kam es im Raum Galatin, Missouri zu Übergriffen. Die Rädelsführer versuchten mittels Gewaltanwendung die Mormonen am Abgeben ihrer Stimmen zu hindern.

Im September gab es offene Attacken, und im folgenden Monat belagerte ein Mob die Siedlungen der Mitglieder in DeWitt, Carroll County. Sie setzten deren Häuser in Brand.

Auch andernorts verursachte die Feinde der Kirche Verwüstungen.

Brigham fand es sicherer mit seiner Familie nach Far West zu gehen. Bis daher lebte er ziemlich unbehelligt, da er an nur wenigen Aktivitäten im Umkreis mitwirkte, war er den Aggressoren eher unbekannt.

Später sah er eidestattliche Eklärungen die belegen sollte, die Mormonen hätten ihre Häuser niedergebrannt,um so die allgemeinen Vorurteile zu verstärken.

Allerdings muss zugegeben werden, dass nicht wenige Mitglieder mit unangebrachter Rhetorik und Übereifer den Zorn ihrer Widersacher schürten, hinzukam, dass Abgefallene ins Feuer der Opposition bliesen.

Youngs Ehefrau Mary Ann, nachdem ihr Haus von denen heimgesucht wurde die Brigham dort vermuteten folgte Joseph Smiths im Januar mit anderen seine Anhänger. Mary Anns Gesundheitszustand verschlechterte sich.

Später sagte sie, dies sei die schwerste Prüfung ihres Lebens gewesen.

Thomas Marsh, Präsident des Quorums der Zwölf, verlor damals das Vertrauen, das er in Joseph Smith gesetzt hatte, obwohl er ihn solange eifrig gegen innere und äußere Feinde verteidigte.

Mehrere Faktoren trugen bei zu dieser Entfremdung und schließlich zum Abfall.

Er erhielt nicht die Anerkennung die er sich erhofft hatte: „Ich war eifesüchtig auf den Propheten“ bekannte er später. Er war wütend und umso wütender je mehr er die Emahnungen Brigham hörte: „Bruder Thomas, bist du der Führer dieser Kirche? Warum lässt die die Dinge nicht geschehen?“

Marsh zog sich in die Druckerei zurück, seinem Arbeitsplatz. Und, wie Heber berichtete, "betete er und war demütig. Gott gab ihm eine Offenbarung, und er schrieb sie nieder." Er traf Brigham und Heber, als er aus seinem Büro kam und las ihnen die Botschaft vor, die er gerade empfangen hab. "Darin sagte ihm Gott, er solle Bruder Joseph unterstützen und glauben, dass das, was Joseph gesagt hat, wahr ist.“

Aber sein Stolz und seine Sturheit ließen eine Umkehr nicht zu. Entschlossen davon zu gehen, traf Thomas die Vorbereitungen zu seinem Wegzug. Er verschwand und kam nicht wieder zurück.

Heber resümierte: „Wenn du ihn kennen würdest wie ich, dann wüßtest du, dass er einen einmal gefassten Entschluss nicht rückgängig macht.“

(G.Sk. Thomas B. Marsh kam – allerdings erst 19 Jahre später zurück, Orson Hyde wesentlich eher. Marsh verlor seine Autorität als Apostel, Hyde nicht.

G W. Harris, ein Juwelier,  Bischof und Hoher Rat  im Iowa Territorium ermutigte Marsh zurückzukommen.

Das sollte 19 Jahre dauern, ehe Thomas B Marsh die Versöhnung suchte.

Zuvor erlitt er einen leichten Schlagganfall.

Beeinträchtigt durch seinen Zustand machte er sich, 1857,  auf den Weg nach Salt Lake City wo er im September ankam.

Brigham Young erlaubte ihm öffentlich zu reden.

Aufrichtig reuig bekannte er:

“Ich verlor den Geist des Herrn nachdem ich die Splitter ins Josephs Augens sah, aber nicht den Balken in meinem eigenen. Ich war verrückt und wünschte ich könnte jedermann so wütend machen, wie ich selbst war.“

Am Ende seiner Ansprache erhob sich Brigham und wandte sich an die Menge der Zuhörer, ob sie für eine Wiederaufnahme und Wiederherstellung der Mitgliederrechte Bruder Thomas stimmen würden. Es erhob sich keine Hand gegen ihn“ The Faith and Fall of Thomas Marsh by Kay Darowski

 

Wegen des Rückzugs dieses Mannes wurde David Patten, nun 39jährig, der Senior unter den Aposteln. Kaum in diesem Amt verlor er sein Leben, nachdem es, in Missouri, zu einem Schusswechsel kam, als ein bewaffneter Mob anrückte.

(der Sterbende sagte zu seiner Frau: „Was immer geschieht, verleugne nie den Glauben.“

Gouverneur Lilburn Boggs übergab General John B. Clark aus Howard County das Kommando und gab ihm am 28. Oktober 1838 ausdrückliche Anweisungen für den Umgang mit den Mormonen. Seine Anweisungen waren eine Überreaktion schlimmsten Ausmaßes. Er sagte: „Die Mormonen müssen wie Feinde behandelt und, falls es für den öffentlichen Frieden nötig ist, ausgerottet oder aus dem Staat vertrieben werden – ihre Ausschreitungen sind jenseits aller Beschreibung.“ Diese Erklärung führte direkt zum Angriff der Staatsmiliz auf mehrere Familien von Mormonen in Haun's Mill am 30. Oktober, bei dem achtzehn Menschen getötet und weitere fünfzehn verletzt wurden.)

Brighams Bruder Josph wurde Augenzeuge des Überfalls in Hauns Mill.

(Obwohl die Verordnung Boggs als Mormonische Ausrottungsverordnung bezeichnet wurde, verloren relativ wenige Menschen ihr Leben. Aber die Staatsmilizen nutzten die Verordnung als Grund dafür, die Mormonen von ihrem Land in Missouri zu vertreiben und sie zu zwingen, nach Illinois auszuwandern. (Erst) im Jahr 1976 wurde die Verordnung formal aufgehoben.“ Wikipedia

 

Brigham selbst stand, unerkannt, in unmittelbarer Nähe des Generals als er Boggs Befehl verlas. So vernahm er dessen eigenmächtig geäusserte Meinung, indem er hinzusetzte: „Ihr Mormonen seid die besten und ordentlichsten Menschen unseres Staates. Ihr habt binnen drei Jahren mehr für die Verbesserung unseres Landes getan als wir in fünfzehn. Vorbildlich eure Gärten ... aber ich habe auch zu sagen: Keine Bischöfe mehr, keine Versammlungen eurer Hohen Räte, und in Bezug auf euren Propheten, wir wollen ihn nie wieder sehen.“

Brigham verstand es so: Entweder verzichtet ihr auf eure Religion oder ihr müsst Missouri verlassen.

(Tatsächlich restaurierte Josph Smith außer den Lehren der Urkirche auch deren Strukturen Jungklaus, schreibt in Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“ ... der Bischof leitet die Gemeinde. An seiner Seite stehen zwei Ratgeber sowie das Ältestenkollegium...“

Damit beschreibt Autor Jungklaus, auf der erwähnten Basis, wie die Kirche noch zu Anfang des dritten Jahrhunderts organsiert war. Damals hießen die Leiter von Gemeinden mit einer Mitgliedschaft unter einhundert  „Bischöfe“. Soweit bekannt gab es zur Zeit der Wiederherstellung der Kirche Jesu Christi der HLT,1830, keine andere Denomination mit verleichbarer Ordnung Diese Übereinstimmung ist ein weiteres Glied der Indizienkette zugunsten ihres Anspruchs das wiederhergestellte Original zu sein, aber all das war zuviel für die von ihren Geistlichen aufgehetzten Missourer)

S66-67

In einer seiner Ansprachen  im Jahr 1871 – also 33 Jahre nach dem Auftritt Generals Clark erinnerte Brigham sich seiner Reaktion auf die Aufforderung des Botschafters Lilburn Boggs, des Gouverneurs: „Ich soll meine Religion aufgeben? Eher will ich sie in der Hölle sehen. Nein mein Herr... sie ist alles was ich auf Erde habe. Was ist diese Welt schon wie sie nun ist? Nichts. Sie ist wie der letzte Schatten vor dem Sonnenaufgang, sie ist wie der Tau vor der Sonne, wie das Gras vor der Sichel... Ich sehe weiter, mein Blick geht über dieses Tal Tränen hinweg...“