Im Juni 2011 konnten Ingrid und ich in Innsbruck unser Wissen in Bezug auf das Thema Abfall und Wiederherstellung vortragen. Anschließend kam eine Schwester zu uns und sagte: „Gerade gestern hatte ich die Gelegenheit mit einer Katholikin über frühe Fehlentwicklungen der Christenheit zu sprechen.“ Was sie heute sagten hätte ich gut gebrauchen können.“
In der Tat: Es sind nur Korrekturen, aber sie können viel ändern.
In Neubrandenburg, am Reformationstag 2018, kurz vor unserem Rückflug nach Australien, hatte ich mich mit dem katholischen Pfarrer Felix Evers, nun Hamburg, verabredet gemeinsam den Gottesdienst evangelischer Christen in Neubrandenburg in der Friedenskirche zu erleben.
Ich würde ihn sofort erkennen, wenn er in den Predigtraum käme. Weiter sagte er nichts von Belang während des Telefonates.
So war es.
Ungefähr 120 Gäste kamen herein, wobei ich zu den ersten gehörte. Der riesige Mann mit dem großen, Freundlichkeit und Kraft ausstrahlenden Gesicht musste jedem auffallen. Wir saßen dann beieinander und sangen gemeinsam und kräftig, - ich weiß nicht mehr was – ein Lied das auch in unseren Gesangbüchern zu finden ist.
Die Rede der bildschönen Pastorin war lieblich, aber saft- und kraftlos. Anschließend und schon wieder zivil gekleidet kam sie zu uns. Schade, ein Kompliment konnte ich ihr nicht machen, also schwieg ich, soweit es ihr „Reformationsverständnis“ betraf.
Alle Anwesenden kannten sich von ökumenischen Veranstaltungen her.
Fast alle duzten einander, so auch Pfarrer Evers und ich (wobei ich nicht unterschlagen will, dass die Witwe Pastor Martins mich umarmte, bzw ich sie)
Es folgte ein etwa einstündiges Gespräch unter vier Augen.
Sehr schnell stelte sich heraus, das wir eine Fülle echter Gemeinsamkeiten in Glaubensfragen haben.
Wochen später, als ich ihm eine längere Passage aus meinem historischen Roman „Ordenspriester Dr. Jòse Carranza und sein Sohn“ als PDF zusandte reagierte er mit den Worten: „Ich umarme dich mein Freund und Bruder...“ (es ging dabei um die Szene: 1631, kurz vor der Erstürmung der lutherisch-rebellischen Stadt Magdeburg durch den erzkatholischen Feldherrn Tilly, wird ein katholischer Pfarrer verraten, er kollaboriere mit den Protestanten. Ein Militärgericht verhängt die Todesstrafe durch Erhängung. Im kleinen Gefängnis treffen der Sohn Dr. Carranzas – ein zum Waldensertum konvertierter Christ - und der Todgeweihte aufeinander, u.a. kommt es zu diesem knappen Dialog: "Pfarrer Weinbauer trug keine Kette, auch keine Fußfessel. Die Söldner hatten ihm die Hände im Rücken fest zusammengebunden. Er setzte fort: „Schau, Bruder, ich frage nicht, ob du lutherisch, utraquistisch–hussitisch, katholisch bist oder sonst etwas, sondern nur, ob mir zustimmst, dass der Hass aus Menschen Tiere macht.“
Sie verstanden einander auf Anhieb.
Zwei Todgeweihte wurden in diesem Augenblick Freunde. Sie stimmten darin überein, dass wirklich Fromme in höherem Maße, als Ungläubige, für ihr Tun und Lassen verantwortlich waren. „Wenn wir übertreten, dann handeln wir gegen die eigene Erkenntnis!“
Das erwähne ich im Wissen, dass wir Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage keineswegs gegen Katholiken oder andere Christen eingestellt sind, sondern dass wir das Gemeinsame obenan stellen und dennoch deutlich sagen: Es gab einen Abfall vom ursprünglichen Evangelium.
Die gesamte Theologenschaft sämtlicher Konfessionen weiß, dass das 1. ökumenische Konzil zu Nicäa, 325, zähneknirschend vor den Ansichten Kaiser Konstantins kapitulierte:
Kein Geringerer als Dr. Heinz Kraft fasst diese Tatsache zusammen:
„…die Kirche befolgte in Nicäa (325) die Wünsche Konstantins, obwohl sie sie nicht billigte... Eben so wenig, wie Konstantin Christus erwähnt, ist die Kirche auf Christus bezogen... Konstantin hatte eine neue Idee von der Kirche, die er verwirklichen wollte: ... nach dem i h m vorschwebenden Bild formt er… sein Reich, s e i n e Kirche…. Die Diener Gottes, die Kleriker unterstützen den Kaiser, den Knecht Gottes, dabei, das gottgewollte Friedensreich herbeizuführen. Das Konzil ist ein repräsentativer Staatsakt, aber der S t a a t, der sich ihm darstellt, ist die von Konstantin geführte Kirche, das Reich der Zukunft ...“
Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald
Joseph Smith, damals um 1828, als er das Buch Mormon übersetzte, war ziemlich unwissend. Eben deshalb ist verwunderlich und für uns bewundernswert, dass dem Aufmerksamen nicht entgehen kann, wie sehr die vorkonstantinische Kirche unserer ähnelt.
Papst Franziskus ahnt es, und unser Prophet Russel M. Nelson weiß es.
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