Samstag, 8. Dezember 2012


(1) Die Lehren und Strukturen der Urkirche
Sie zu betrachten und mit denen der “Mormonen” zu vergleichen ist recht lehrreich:
Dort wie hier sind Bischöfe die unbezahlten Aufseher in der Gemeinde. Hippolyt von Rom (217-235) der als ‚Gegenpapst’ gilt, aber der einzige dieser Kategorie der heilig gesprochen wurde, erklärte ausdrücklich: “dass die Bischöfe einfach die Vorsteher im Kreis der Ältesten waren. Sie hatten keine besonderen Rechte... (1) Allem Anschein nach trugen, schon wegen des urchristlichen Gleichheitsgrundsatzes, alle als würdig betrachteten Männer das Priestertum, wenn auch unterschiedliche Grade: „Der Bischof bestimmt den in der Gemeinde zum Presbyter, (Ältesten oder Priester G.Sk.) der sich nach seiner Ansicht für dies Amt eignete, … bei der Ordination von Diakonen durch den Bischof verspricht dieser, wenn der Diakon tadellos gedient hat, kann er später „das erhöhte Priestertum" empfangen...“ (2) In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, ist es ebenso, nur nennt man das “erhöhte” Priestertum, das “höhere”, “nach der Ordnung Melchizedeks” . (3)
Konstantin äußerte seine eigenen Ideen zum Priestertum. Er änderte mancherlei. Er verpflichtete immer mehr Priestertumsträger zugunsten seiner Staatsreligion zu operieren, im Gegenzug gewährte er den Bereitwilligen Vorteile, denn dieses Imperators Ziel war die Verschmelzung von Staat und Kirche.
Das kann man machen, wie sich zeigte, nur, sollten dann diejenigen die sich Nachfolger Christi nannten, im Vaterunser, nicht beten; “dein Wille geschehe!”, sondern “Konstantins Wille ist uns heiliger als deiner”,
Der Nachteil für die Kirche Jesu Christi, die keine Unterschiede wünschte, liegt auf der Hand, diese „Privilegierung der Kleriker führte... unmittelbar zur Beschränkung des Zugangs zum Priestertum.“ (4)
Diese Feststellung bestätigt noch einmal, dass das Priestertum ursprünglich allen Würdigen gegeben wurde die sich an die zu Apostel Zeiten gegebenen Richtlinien hielten. Hinzugefügt werden muss, dass die Mitarbeit der Frauen zu Hippolyts Zeiten ebenfalls organisiert war, allerdings konnten Frauen nicht Älteste und Priester werden. Handelte es sich doch um ein Rollenspiel. In ihm vertritt der Priestertumsträger Jesus und der war ein Mann. Ausdrücklich sei wiederholt, dass es sich in den ersten drei Jahrhunderten ausschließlich um Ehrenämter handelte!
Von hauptamtlichen Klerikern ist erst nach Nicäa die Rede – obwohl es auch zuvor schon Ausnahmen gab. Um 220 tadelte Hippolyt die „schismatische“ Gemeinde der Theodotianer, in Rom, die ihrem Bischof ein monatliches Gehalt zahlte. Das sei eine gräuliche Neuerung. (5)
Vor 319 hatte niemand den Bischofsstuhl ‚bestiegen’. Inthronisierungen gab es erst nach Nicäa. Danach kam es zu regelrechten Wettrennen um einen Bischofssitz: „Konstantin (hatte) die Verfügung getroffen, Angehörige des Klerikerstandes generell von curialen Lasten zu befreien, das dürfte einige der Curiales ( Stadtadel) dazu verführt haben, die städtischen Verpflichtungen abzustreifen und eine Position im Klerikerstand anzustreben.“ (6) 
Der Klerikerstand kam hervor.
 
Wikipedia: der kathol. Bischof Gerhard Ludwig Müller
 
 
Wikipedia : der evangel. Bischof Hans-Jörg Voigt
                                                      Mormonenbischöfe tragen weder
                                                  Abzeichen, noch klerikale Gewandung,
                                               ausschließlich zur Unterstützung Bedürftiger
                                                         verfügen sie über einen Fond.
 
Eigentlich ist unglaublich, dass 1 700 Jahre nach Nicäa, immer noch Gehälter von Bischöfen auf der Gehaltsliste der Länder der Bundesrepublik Deutschland stehen.
Spiegel vom 8. Juni 2010 schreibt: der “Staat zahlt 442 Millionen für Kirchengehälter”, obwohl der Artikel 140 des Grundgesetzes die Trennung von Staat und Kirche festschreibt, ermöglichen andere Artikel wie 137 die Unterstützung der Großkirchen durch den Staat.
Damit lässt es sich leben.
Die von Jesus geforderte Opferbereitschaft ist faktisch ausgehebelt. Es machte ja Sinn Menschen zu gewisser Selbstlosigkeit zu erziehen.
Geld, statt innere Überzeugung, das war - ein Jahr nach dem zu Unrecht hochgelobten 1. ökumenischen Konzil 325, - schockierend.
Die Art und Weise wie die Zusatzsteuer "auri lustralis collatio" erhoben und eingetrieben wurde, konnte nicht gut gehen. Man war zuvor nicht christlicher Priester von Berufs wegen, sondern wegen seiner Berufung und die leistete man aus Überzeugung umsonst. Gerade die Ehrenamtlichkeit war ja der Beweis für die Überzeugung. Andere Leute wünschte kein ehrlicher Christ zu hören.
Anders herum verführten die dann aufkommenden Vergütungen und die in Aussicht stehenden Privilegien nicht wenige, sich taufen zu lassen. Sie taten so als ob. Aber ihre Herzen trachteten nach Geld, wie der Geschichtsverlauf bedauernswerterweise belegt. So zu tun, als wären sie von Herzen gewendete, nannte Christus schlichtweg Heuchelei, die er kategorisch verbot! (7)
Aber, was machte das schon aus, der neue Herr nach Nicäa hieß Konstantin. Ihm hatte man zu dienen – nämlich seiner Macht, seinem Staat.
Sie nahmen das Geld der Witwen und Waisen, um ihr Amt zu stützen.
Zuvor gaben alle ihr Geld freiwillig her. Bis dahin Gleichberechtigte, hatten die ‚einfachen’ Mitglieder nun unabwendbar "Kirchensteuer" zahlen. Tertullian (160-220) schreibt: „dass jeder einmal im Monat gibt, oder wann er will, wenn er überhaupt will, und wenn er kann; denn es wird niemand gezwungen“ (8) 
Die finanzielle Sonderstellung der ‚Kleriker’ musste auch das nichtchristliche Volk bezahlen. „Konstantin hattte 326 die Gold- und Silbersteuer eingeführt, die auri lustralis collatio oder auch chrysargyrion genannt wurde, die jeder zahlen musste, der ein Gewerbe betrieb. Sie wurde zunächst alle fünf, im 5. Jh. alle vier Jahre veranschlagt. Libanios beklagte kurz nach 387 n.Chr. die Ungerechtigkeit dieser Gewerbesteuer, die zu großem Leid und Schrecken führte.
Handwerker, ... Gärtner, Fischer, zur See reisende Händler, Kaufleute sowohl in der Stadt als auch auf dem Land (vgl. CTh 13, 1, 10) und auch Prostituierte. ...Die Höhe der Steuer berechnete sich nach dem im Gewerbe tätigen Kapital des Betroffenen. Dazu zählten Werkzeuge, Vieh, Sklaven, sie selbst und ihre Familienangehörigen... Zunächst sorgten die Kurialen und hafteten wohl auch für die Eintreibung dieser Steuer bei den Händlern und Handwerkern ihrer Stadt (Gr. Naz., ep. 98), ab 399 sollten sich die Händler dann jedoch geeignete mancipes aus ihrer Mitte zur Steuereinsammlung wählen, damit nicht länger den Kurialen diese Last aufgebürdet würde. Für die Verwaltung der eingegangenen collatio lustralis war der praefectus praetorio, deren Vikare oder Statthalter zuständig (Jones, LRE I, 434). Reiche Fernhändler, die diese Steuer zahlen könnten und sollten, setzten sich über See ab, zurück blieb nur der arme Handwerker mit seinem Werkzeug, mit dem er sich kaum ernähren könne... Hunde setzten die Steuereintreiber den fliehenden Händlern und Handwerkern nach, so dass es sogar vorkam, dass Eltern ihre Kinder in die Sklaverei verkaufen mussten, um die Steuer aufzubringen. Auch Zosimus zeichnete das gleiche Schreckensbild wie Libanios. Immer wenn die Zeit der Steuererhebung näher rückte, so Zosimos, erhob sich Jammer und Wehklagen in jeder Stadt. Die, die aufgrund ihrer Armut nicht zahlen konnten, wurden mit Peitschen und Martergerät gefoltert. So kam es, dass Mütter ihre Kinder verkauften und Väter ihre Töchter an Männer feilboten, um den Steuereintreiber das chrysargyrion liefern zu können. Jones hielt nach Auswertung der einschlägigen Quellen trotz der vielen Klagen der Zeitgenossen über die annona die Belastungen durch die collatio lustralis für härter... Wie eine Stelle aus der Vita des Johannes Eleemon schildert, war in Alexandria neben den öffentlichen Steuern und der Miete für den Laden zudem noch ein Handgeld für den Marktaufseher, der diese Gelder eintrieb, üblich. Hinzu kam für die in Kollegien organisierten Handwerker und Händler, zu denen ein Großteil der städtischen Gewerbetreibenden gehörte, die Verpflichtung zur Leistung von munera, deren Durchführung von den Kurialen der Heimatstadt organisiert wurde... Schuhmacher galten offenbar als besonders arme Männer, doch selbst auf ihr Schustermesser als ihr einziges Kapital würde, so Libanius, die Steuer von unerbittlichen Steuereintreibern erhoben (Lib., or. 46, 22).“ (9)
Konstantins Nachfolger behielten diesen Kurs der Spaltung der Gesellschaft und der Kirche bei. (10): „Durch ein Edikt von 346 wurde wiederum bekräftigt, dass Kleriker keine munera sordida leisten und nicht für die Instandhaltung der Wege und Brücken aufkommen müssten. Allen im Handel tätigen Klerikern wurde wiederum auch die Befreiung von der Gewerbesteuer zugesichert...”

Das musste eine neue, herzlose Gesellschaftsschicht hervorbringen, die Gesellschaft der Ausgebeuteten und der Ausbeuter innerhalb der Kirche.
Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage brachte es  dagegen auf den Punkt. Für keinen Teil der Gemeindearbeit gibt es irgendwelche materiellen Vorteile.
Das Kennzeichen der Kirche Christi war und ist, die strikte Trennung von Staat und Kirche, die Opferbereitschaft aller zugunsten aller anderen.
 
Quellen:
 
1.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“
2.) ebenda
3.) Hebräer 7: 15
4.) J. Martin „Spätantike und Völkerwanderung“ Oldenburg, 2001 , S 22
5.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“
6.) ebenda
7.)  Lukas 12: 1
8.) Ludwig Hertling SJ, „Geschichte der Katholischen Kirche bis 1740“ S.50
9)  Sabine Hübner, „Der Klerus in der Gesellschaft des spätantiken Kleinasiens Fr. Schiller Uni, Jena, 1976, S.155
10) ebenda 

 
 
 
 
 

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