(1) Die
Lehren und Strukturen der Urkirche
Sie zu
betrachten und mit denen der “Mormonen” zu vergleichen ist recht
lehrreich:
Dort
wie hier sind Bischöfe die unbezahlten Aufseher in der
Gemeinde. Hippolyt von Rom (217-235) der als ‚Gegenpapst’ gilt,
aber der einzige dieser Kategorie der heilig gesprochen wurde,
erklärte ausdrücklich: “dass die Bischöfe einfach die
Vorsteher im Kreis der Ältesten waren. Sie hatten keine besonderen
Rechte... (1) Allem Anschein nach trugen, schon wegen des
urchristlichen Gleichheitsgrundsatzes, alle als würdig betrachteten
Männer das Priestertum, wenn auch unterschiedliche Grade: „Der
Bischof bestimmt den in der Gemeinde zum Presbyter, (Ältesten
oder Priester G.Sk.) der sich nach seiner Ansicht für dies Amt
eignete, … bei der Ordination von Diakonen durch den Bischof
verspricht dieser, wenn der Diakon tadellos gedient hat, kann er
später „das erhöhte Priestertum" empfangen...“ (2) In
der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, ist es
ebenso, nur nennt man das “erhöhte” Priestertum, das “höhere”,
“nach der Ordnung Melchizedeks” . (3)
Konstantin
äußerte seine eigenen Ideen zum Priestertum. Er änderte
mancherlei. Er verpflichtete immer mehr Priestertumsträger zugunsten
seiner Staatsreligion zu operieren, im Gegenzug gewährte er den
Bereitwilligen Vorteile, denn dieses Imperators Ziel war die
Verschmelzung von Staat und Kirche.
Das
kann man machen, wie sich zeigte, nur, sollten dann diejenigen die
sich Nachfolger Christi nannten, im Vaterunser, nicht beten; “dein Wille
geschehe!”, sondern “Konstantins Wille ist uns heiliger als
deiner”,
Der
Nachteil für die Kirche Jesu Christi, die keine Unterschiede wünschte,
liegt auf der Hand, diese „Privilegierung der Kleriker führte...
unmittelbar zur Beschränkung des Zugangs zum Priestertum.“ (4)
Diese
Feststellung bestätigt noch einmal, dass das Priestertum
ursprünglich allen Würdigen gegeben wurde die sich an die zu
Apostel Zeiten gegebenen Richtlinien hielten. Hinzugefügt werden
muss, dass die Mitarbeit der Frauen zu Hippolyts Zeiten ebenfalls
organisiert war, allerdings konnten Frauen nicht Älteste und
Priester werden. Handelte es sich doch um ein Rollenspiel. In ihm
vertritt der Priestertumsträger Jesus und der war ein Mann.
Ausdrücklich sei wiederholt, dass es sich in den ersten drei
Jahrhunderten ausschließlich um Ehrenämter handelte!
Von
hauptamtlichen Klerikern ist erst nach Nicäa die Rede – obwohl es
auch zuvor schon Ausnahmen gab. Um 220 tadelte Hippolyt die
„schismatische“ Gemeinde der Theodotianer, in Rom, die ihrem
Bischof ein monatliches Gehalt zahlte. Das sei eine gräuliche
Neuerung. (5)
Vor
319 hatte niemand den Bischofsstuhl ‚bestiegen’.
Inthronisierungen gab es erst nach Nicäa. Danach kam es zu
regelrechten Wettrennen um einen Bischofssitz: „Konstantin
(hatte) die Verfügung getroffen, Angehörige des Klerikerstandes
generell von curialen Lasten zu befreien, das dürfte einige der
Curiales ( Stadtadel) dazu verführt haben, die städtischen
Verpflichtungen abzustreifen und eine Position im Klerikerstand
anzustreben.“ (6)
Der
Klerikerstand kam hervor.
Wikipedia: der kathol. Bischof Gerhard Ludwig Müller |
Wikipedia : der evangel. Bischof Hans-Jörg Voigt |
Mormonenbischöfe tragen weder
Abzeichen, noch klerikale Gewandung,
ausschließlich zur Unterstützung Bedürftiger
verfügen sie über einen Fond.
Eigentlich
ist unglaublich, dass 1 700 Jahre nach Nicäa, immer noch Gehälter
von Bischöfen auf der Gehaltsliste der Länder der Bundesrepublik
Deutschland stehen.
Spiegel
vom 8. Juni 2010 schreibt: der “Staat zahlt 442 Millionen für
Kirchengehälter”, obwohl der
Artikel 140 des Grundgesetzes die Trennung von Staat und Kirche
festschreibt, ermöglichen andere Artikel wie 137 die Unterstützung
der Großkirchen durch den Staat.
Damit
lässt es sich leben.
Die
von Jesus geforderte Opferbereitschaft ist faktisch ausgehebelt. Es
machte ja Sinn Menschen zu gewisser Selbstlosigkeit zu erziehen.
Geld,
statt innere Überzeugung, das war - ein Jahr nach dem zu Unrecht
hochgelobten 1. ökumenischen Konzil 325, - schockierend.
Die
Art und Weise wie die Zusatzsteuer "auri lustralis collatio" erhoben
und eingetrieben wurde, konnte nicht gut gehen. Man war zuvor nicht
christlicher Priester von Berufs wegen, sondern wegen seiner Berufung
und die leistete man aus Überzeugung umsonst. Gerade die
Ehrenamtlichkeit war ja der Beweis für die Überzeugung. Andere
Leute wünschte kein ehrlicher Christ zu hören.
Anders
herum verführten die dann aufkommenden Vergütungen und die in Aussicht stehenden Privilegien
nicht wenige, sich taufen zu lassen. Sie taten so als ob. Aber ihre
Herzen trachteten nach Geld, wie der Geschichtsverlauf
bedauernswerterweise belegt. So zu tun, als wären sie von Herzen
gewendete, nannte Christus schlichtweg Heuchelei, die er kategorisch
verbot! (7)
Aber,
was machte das schon aus, der neue Herr nach Nicäa hieß Konstantin.
Ihm hatte man zu dienen – nämlich seiner Macht, seinem Staat.
Sie
nahmen das Geld der Witwen und Waisen, um ihr Amt zu stützen.
Zuvor
gaben alle ihr Geld freiwillig her. Bis dahin Gleichberechtigte,
hatten die ‚einfachen’ Mitglieder nun unabwendbar "Kirchensteuer" zahlen.
Tertullian (160-220) schreibt: „dass jeder einmal
im Monat gibt, oder wann er will, wenn er überhaupt will, und wenn
er kann; denn es wird niemand gezwungen“ (8)
Die
finanzielle Sonderstellung der ‚Kleriker’ musste auch das
nichtchristliche Volk bezahlen. „Konstantin hattte
326 die Gold- und Silbersteuer eingeführt, die auri lustralis
collatio oder auch chrysargyrion genannt wurde, die jeder zahlen
musste, der ein Gewerbe betrieb. Sie wurde zunächst alle fünf, im
5. Jh. alle vier Jahre veranschlagt. Libanios beklagte kurz nach 387
n.Chr. die Ungerechtigkeit dieser Gewerbesteuer, die zu großem Leid
und Schrecken führte.
Handwerker,
... Gärtner, Fischer, zur See reisende Händler, Kaufleute sowohl in
der Stadt als auch auf dem Land (vgl. CTh 13, 1, 10) und auch
Prostituierte. ...Die Höhe der Steuer berechnete sich nach dem im
Gewerbe tätigen Kapital des Betroffenen. Dazu zählten Werkzeuge,
Vieh, Sklaven, sie selbst und ihre Familienangehörigen... Zunächst
sorgten die Kurialen und hafteten wohl auch für die Eintreibung
dieser Steuer bei den Händlern und Handwerkern ihrer Stadt (Gr.
Naz., ep. 98), ab 399 sollten sich die Händler dann jedoch geeignete
mancipes aus ihrer Mitte zur Steuereinsammlung wählen, damit nicht
länger den Kurialen diese Last aufgebürdet würde. Für die
Verwaltung der eingegangenen collatio lustralis war der praefectus
praetorio, deren Vikare oder Statthalter zuständig (Jones, LRE I,
434). Reiche Fernhändler, die diese Steuer zahlen könnten und
sollten, setzten sich über See ab, zurück blieb nur der arme
Handwerker mit seinem Werkzeug, mit dem er sich kaum ernähren
könne... Hunde setzten die Steuereintreiber den fliehenden Händlern
und Handwerkern nach, so dass es sogar vorkam, dass Eltern ihre
Kinder in die Sklaverei verkaufen mussten, um die Steuer
aufzubringen. Auch Zosimus zeichnete das gleiche Schreckensbild wie
Libanios. Immer wenn die Zeit der Steuererhebung näher rückte, so
Zosimos, erhob sich Jammer und Wehklagen in jeder Stadt. Die, die
aufgrund ihrer Armut nicht zahlen konnten, wurden mit Peitschen und
Martergerät gefoltert. So kam es, dass Mütter ihre Kinder
verkauften und Väter ihre Töchter an Männer feilboten, um den
Steuereintreiber das chrysargyrion liefern zu können. Jones hielt
nach Auswertung der einschlägigen Quellen trotz der vielen Klagen
der Zeitgenossen über die annona die Belastungen durch die collatio
lustralis für härter... Wie eine Stelle aus der Vita des Johannes
Eleemon schildert, war in Alexandria neben den öffentlichen Steuern
und der Miete für den Laden zudem noch ein Handgeld für den
Marktaufseher, der diese Gelder eintrieb, üblich. Hinzu kam für die
in Kollegien organisierten Handwerker und Händler, zu denen ein
Großteil der städtischen Gewerbetreibenden gehörte, die
Verpflichtung zur Leistung von munera, deren Durchführung von den
Kurialen der Heimatstadt organisiert wurde... Schuhmacher galten
offenbar als besonders arme Männer, doch selbst auf ihr
Schustermesser als ihr einziges Kapital würde, so Libanius, die
Steuer von unerbittlichen Steuereintreibern erhoben (Lib., or. 46,
22).“ (9)
Konstantins
Nachfolger behielten diesen Kurs der Spaltung der Gesellschaft und
der Kirche bei. (10): „Durch ein Edikt von 346 wurde wiederum
bekräftigt, dass Kleriker keine munera sordida leisten und nicht für
die Instandhaltung der Wege und Brücken aufkommen müssten. Allen
im Handel tätigen Klerikern wurde wiederum auch die Befreiung von
der Gewerbesteuer zugesichert...”
Das musste eine neue, herzlose Gesellschaftsschicht hervorbringen, die Gesellschaft der Ausgebeuteten und der Ausbeuter innerhalb der Kirche.
Die Kirche Jesu
Christi der Heiligen der Letzten Tage brachte es dagegen auf den Punkt. Für
keinen Teil der Gemeindearbeit gibt es irgendwelche materiellen
Vorteile.
Das Kennzeichen der
Kirche Christi war und ist, die strikte Trennung von Staat und
Kirche, die Opferbereitschaft aller zugunsten aller anderen.
Quellen:
1.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“
2.) ebenda
3.) Hebräer 7: 15
4.) J. Martin „Spätantike und Völkerwanderung“ Oldenburg, 2001 , S 22
5.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“
6.) ebenda
7.) Lukas 12: 1
8.) Ludwig Hertling SJ, „Geschichte der Katholischen Kirche bis 1740“ S.50
9) Sabine Hübner, „Der Klerus in der Gesellschaft des spätantiken Kleinasiens Fr. Schiller Uni, Jena, 1976, S.155
10) ebenda
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