Freitag, 6. September 2013

(1) Sensationen die keiner bemerkte!

Erst Vatikanum II (1963-65) erlaubte für die katholische Kirche Religionsfreiheit.

Erst mit der Schlusssitzung des Vatikanums II., am 07. Dezember 1965, 1640 Jahre nach dem verhängnisvollen nicänischen Konzil, fast 1600 Jahre nach Inkraftsetzung von "Cunctos populos", - dem Gesetz zum Glaubenszwang - erklärte sich Rom bereit auf alle Praktiken religiösen Zwangs zu verzichten, dass

"ab jetzt niemand mehr sagen könne, für die katholische Kirche sei Religionsfreiheit kein Grundrecht, das in der Würde der Person begründet ist."

Konrad Hilpert, „Die Anerkennung der Religionsfreiheit“


Sehr zutreffend formulierte der damalige Konzilsberater und -beobachter Joseph Ratzinger (der spätere Papst Benedikt XVI.) nach der Abstimmung durch die Konzilsväter: Die Erklärung über die Religionsfreiheit des Zweiten Vatikanums bedeutet insofern kirchlicherseits

           "das Ende des Mittelalters, ja das Ende der konstantinischen Ära".
Es gab und gibt andere Sensationen, die anscheinend kaum jemand bemerkte, die örtlich begrenzt zwar Wellen auslösten wie ein Stein der in einen bewegten See geworfen wurde und der selbstverständlich klanglos unterging.
Da ist das allen Lehren seiner Kirche völlig widersprechenden Statements des Papstes Benedikt XVI. : "Gott hat ein Angesicht!"

Benedikt sagte es am 23. Januar 2006 in seiner ersten Enzyklika, mit diesen Worten:
 
Dantes „Göttliche Komödie“ habe ihn ... inspiriert, ... wo ein „kosmischer Ausflug“ im inneren des Paradieses zum innersten Licht der Liebe führe, „die Sonne und Sterne zugleich bewege“. – Das tiefste Innere dieses unzugänglichen Lichtes sei jedoch nicht etwa ein noch gleißenderes Leuchten oder noch helleres Scheinen, sondern das zarte Gesicht eines Menschen, das dem Seher da endlich auf seiner Suche entgegentrete. Dies sei „etwas vollkommen Neues“. Das menschliche Antlitz Jesu Christi, das Dante im Inneren des innersten Geheimnisses Gottes erkenne, sei „noch viel bewegender als die Offenbarung Gottes in der Form des Dreifaltigen Kreises von Erkenntnis und Liebe. Gott, das unendliche Licht, ... besitzt ein menschliches Gesicht. 

Der dreifaltige Kreis, erwähnt in der  1. Enzyklika des Papstes Benedikt XVI. 


Es war seit Nicäa ausdrücklich verboten zu glauben oder gar zu bekennen, Gott habe eine Gestalt oder,  dass Jesus ein anderer als der Vater ist und ihm untertan oder nachgeordnet.
Bekräftigt wurde dies damals durch die von allen heutigen Großkirchen anerkannten Reden des "heiligen" Athanasius von Alexandria, (296-373) in denen er diejenigen rüde beschimpfte, die glauben Gott habe  ein Gesicht

„Sie, die sich Christen nennen, (die Arianer),

vertauschen die Herrlichkeit Gottes mit der Ähnlichkeit eines Bildes von

einem vergänglichen Menschen.“ (Bibliothek der Kirchenväter, Vier Reden...)


Die Historiker wissen schon lange, dass Athanasius um die Macht pokerte.


In Nicäa gelang es ihm die Gunst des mörderischen Kaisers Konstantin zu erlangen. Athanasius war damals 25jährig und keineswegs Bischof von Alexandria, sondern Diakon.
Er war einer der lästern konnte wie kein Zweiter. Nach ihm wurde Nicäas Basis-Bekenntnis genannt - das athanasianische - das bis heute Grundlage des gesamten Großkirchentums ist. Athanasius war der Haupteinpeitscher der Idee (Konstantins), die Götter des Himmel bildeten allezusammen ein Wesen, sie seien wesensgleich.

Sensationell wirkt heute, dass Kaiser Konstantin, sofort nach dem Ableben seines Vaters Constantin Chlorus, 306, erklärte: 
     "(Mein)Vater war Herrscher auf Erden und ist (nun) Gott im Himmel."
Prof. Dr. Manfred Clauss „Kaiser und Gott“, - Herrscherkult im römischen Reich - KGSaur, 2001 S. 196)
 Sensationell, weil hier - und nicht in der Bibel - die Wurzel des nicänischen Glaubens verborgen liegt. Konstantin glaubte wie sein Vormund Kaiser Diokletian! 

Konstantin hatte schon in seiner Jugend an die Wesensgleichheit der Götter geglaubt, dass alle schließlich zu einem Gott verschmelzen, und dass dieser Gott absoluter Geist sei (eine Art allgegenwärtigen Nebels).
 

Wer zu Lebzeiten der Regierung Kaiser Justianians  (527-565) auch nur flüsterte:

          ich glaube, dass unser im Himmel wohnender Vater ein Gesicht hat,

der verlor sein Leben.

Das galt zumindest bis zum Ende der spanischen Inquisition 1808, für Teile Europas.
      Nahezu jeder Jesus Christus als den Sohn Gottes betrachtet, weiß um die historische Tatsache, dass sogar die Reformatoren am nicänischen Irrglauben fanatisch festhielten.

Für Luther war das Nicänum so heilig wie die Bibel selbst.
Der Mann mit einem Stein anstelle eines Herzens, der Diktator Johannes Calvin, der verkündete "Gewissensfreiheit könne es nicht geben" (W. Göller)  "Der Gottesdienst am Sonntag sei Pflicht. Notfalls werden polizeiliche Maßnahmen eingesetzt" (W. Göller in 2000 Jahre Christentum Stemberger),   ließ den Arzt Michael Servet verbrennen, weil dieser laut - wie neuerdings Benedikt XVI. - bekannte: Gott hat ein Antlitz!



Wikipedia: Calvin (1509-1654)
                             

Jeder hatte nach Nicäa bis zum Ende des  katholischerseits geführten Glaubenskrieges, 1848,  irgendwie, aber deutlich zu schwören: Gott ist unerkennbar.
Danach bestand zwar keine Gefahr mehr für Leib, Leben und Freiheit der "Nichttrinitarier" aber bis zu dieser Stunde gelten die nichttrinitarischen "Mormonen", zumindest in den USA und in Reihen der Traditionschristen als gefährlich! Vor allem weil sie glauben und sagen Gott hat ein Angesicht.
Das wagen diese immer noch im Nebel stochernden Spekulanten zu begeifern.

Und da kommt nun dieser deutsche, ehemalige Oberste der römischen Glaubenskongregation, Josef Ratzinger, der höchste Richter in Glaubensfragen, als Papst auf den Stuhl Petri und wagt zu sagen: 

"GOTT hat ein Antlitz!"

Und die eigentliche Sensation besteht darin, dass diese Sensation, die wie ein Steinbrocken, "ohne Hand abgerissen" wurde, hart auf die Oberfläche des Wassers platschte, jedoch offiziell überhaupt nicht wahrgenommen wurde.

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