Dienstag, 3. Dezember 2013

(11) Streifzüge durch die Kirchengeschichte - aus dem Blickwinkel eines Mormonen

Duplizität der Ereignisse

Wem das Buch Mormon vertraut ist, weiß, dass der Niedergang der Kirche Christi auf dem amerikanischen Subkontinent - die Jesus selbst gegründet hat als er nach seiner Auferstehung einer winzigen Gruppe von weniger als 2500 "Männern, Frauen und Kindern" erschien - zeitlich mit dem Abfall auf dem europäischen Kontinent einherging. (1)

Kukulkan (maya) für Quetzalcoatl der Gott der Auferstehung und der Wiedergeburt, der keine Blutopfer verlangte. Nach der Überlieferung wird er am Weltenende zurückkehren. 

Überlieferungen mag man ernst nehmen oder nicht. Gemäß dem Buch Mormon verstärkte Christi Besuch die bereits positive sittliche Einstellung derer die unmittelbare Zeugen des überlieferten Ereignisses waren oder derjenigen die dem Bericht der Augenzeugen Glauben schenkten.

Als Ergebnis solcher großartigen Erfahrung wird im  4. Buch Nephi hervorgehoben:
"Wegen der Gottesliebe, die dem Volk im Herzen wohnte, gab es (fortan)
im Land keinen Streit"
Mit "Volk" ist gewiss jener kleine Personenkreis gemeint, der die große Liebe direkt empfing oder aus nächster Hand davon vernahm. Es ist wahrscheinlich dem vergleichbar wovon diejenigen reden, die in Todesnähe, aber bereits getrennt vom sterblichen Körper, eine kaum in Worte zu fassende Liebe von "einer Lichtgestalt" empfangen haben.
Hier wie da bezeugen die Erfahrenen, dass diese Begegnung ihr Wesen zum Besseren beeinflusste.

"Es gab weder Streit, noch Aufruhr, noch Hurerei, noch Lüge, noch Mord, noch irgendeine Art von Sittenverderbnis und gewiss konnte es kein glücklicheres Volk unter allem Volk geben, das von der Hand Gottes erschaffen worden war." (2)

Solche Kulturstufe muss jeden Tag gegen den uns allen innewohnenden Hang zur Niedertracht  verteidigt und behauptet werden. Nichts ist so gewiss, wie der Tod.

Es vergehen die Jahre, die Erinnerung an Hochgefühle verblassen. Deshalb drohte der Abfall vom Hochstand von Beginn an. 

Paulus, der Seiteneinsteiger unter den zwölf Aposteln Jesu Christi warnte eindringlich:

"Denn das weiß ich, daß nach meinem Abschied werden unter euch kommen greuliche Wölfe, die die Herde nicht verschonen werden." (3)
Die Érsten Christen zu Jerusalem mögen zwei Generationen hindurch die "Vereinigte Ordnung" gelebt haben. Wir hören dann nichts weiter davon.
Je mehr Menschen sich ihnen anschlossen umso anfälliger wurde das Idealsystem. Die Beschwichtigungen derer die zwar den Namen Christi, aber nicht "sein Joch" auf sich nehmen wollten, führten unweigerlich dazu auf immer niedrigerem Nivau weiterzumachen, bis sie in Mittelamerika einander auszurotten trachteten, wie in Europa noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Deutlich sind schon früh die Ursachen des Verfalls und seine Symptome erkennbar. Es sind dieselben, sowohl im antiken (Mittel-)Amerika, als auch im antiken Rom. Historiker beider Seiten vermerkten dort wie hier durchaus Vergleichbares. Um 230

" gab es welche  die im Stolz überheblich wurden, dass sie kostbares Gewand und allerlei feine Perlen und feine Dinge der Welt trugen, von dieser Zeit an hatten sie ihre Güter und ihre Habe untereinander nicht mehr gemeinsam, sie fingen an sich in Klassen zu teilen für sich selbst Kirchen zu bauen, um Gewinn zu machen, und sie fingen an die wahre Kirche zu leugnen... es gab viele Kirchen die vorgaben Christus zu kennen und doch leugneten sie den größeren Teil seines Evangeliums... und wegen des Übeltuns mehrte sich diese Kirche über die Maßen." (4)

Das Spiegelbild dieser sich rasant zum Negativen verändernden "Christengruppe" befindet sich exakt zu dieser Zeit vor allem in Rom. Da treten die Karrieristen, als an Gewinn orientierte Bischöfe auf, dann als Päpste bis weit in die Neuzeit.


Ablasshandel in Deutschland um 1517
Von "Papst" Zephyrinus (angebliches Pontifikat) 199-217, heisst es:  
 
„ ... er war offenbar kein gebildeter und wohl auch kein charakterfester Mann” (5)
Der Althistoriker Joseph Langen schreibt:

„ Zephyrinus ist der Erste unter den römischen Bischöfen, von dem wir eine Charackterdarstellung durch einen Zeitgenossen
besitzen. Nach einer Schilderung Hippolyts (Phil. IX,11)
war Zephyrin ein unwissender und ungebildeter Mann, der die kirchlichen Bestimmungen nicht kannte und sich ganz in den Händen des schlauen und boshaften (Bischofs) Callistus befand. Dieser vermochte ihn zu allem,
(zu bewegen G. Sk.) besonders durch Geschenke, da Zephyrin bestechlich und geldgierig war. (6)
Der römische Bischof Hippolyt (170-235)

„wusste..., dass es im Lager Kallists ("Papst-Bischof" Callistus) nicht stets mit rechten Dingen" zuging: Leute, die er,
Hippolyt wegen Ehebruch oder wegen anderer Vergehen ausgeschlossen hatte
 wurden von Callist aufgenommen....“ (7)

Es konnte nicht zu den Aufgaben eines Bischofs gehören, die von den Kirchenführern des 1. Jahrhunderts festgelegten Richtlinien aufzuweichen.
Das "Ökumenische Heiligenlexikon" schreibt:

„...Callistus war der Überlieferung zufolge ein von Juden verbannter
Sklave, der zunächst mit betrügerischen Bankgeschäften von sich reden machte.
Der erste Gegenpapst der Kirchengeschichte, Hippolyt, erhob sich
gegen ihn und beschuldigte ihn... eines unlauteren Vorlebens und der
Unzucht ...“ (8)
 
Bischof Hippolyt tadelte  um 220 die „schismatische“ Gemeinde der Theodotianer in Rom die ihrem Bischof ein monatliches Gehalt zahlte. Das sei eine gräuliche Neuerung. (9)

Hippolyt schreibt contra Kallist:
                  ,,Die sind verderbt die vom rechten Wege
           abwichen und die Lehre der Apostel verfälschten." (10)

Für den nicht näher lokalisierten Kleinteil Mittelameriks traf es zeitgleich ebenfalls zu. Geschichtsschreiber Ammaron sagt:
" Sie wurden von falschen Propheten verführt" (11) 

Der Prozess der Überfremdung urkirchlicher Lehre und Praktiken durch jeweilige Sonderinteressen aktiver Bischöfe nahm seinen verhängnisvollen Lauf.

Sowohl Callist I., angeblich „Papst“ von 217 bis 222, als auch sein Vorgänger Zephyrinus 199 bis 217 sind zuerst Römer, dann Christen.
„Callistus versuchte nachdrücklich, den Einfluss des Bischofs von Rom für die gesamte Kirche zu mehren...“

Es erzeugt Unmut wiederholt aus vorgeblich autorisiertem Mund  zu hören da hätte es zeitgleich immer nur einen (legitimen) Bischof von Rom gegeben. In ganz Italien gibt es um das Jahr 400 einhundert Bischöfe, aber da steht die kühne Behauptung es sei nur einer (der in der Sukzessionskette erscheint) wahrer Bischof in Rom gewesen. Obwohl es in der Hauptstadt wahrscheinlich schon zu Hippolyts Zeiten mehr als 20, wenn nicht 40 Bischofsgemeinden gab.

Die in der Vollmachtslinie erscheinenden römischen Bischöfe hegten schon sehr früh den Wunsch, die reichsweit wegweisenden Kirchenautoritäten zu sein. Unter diesem Gesichtspunkt wurden Personen heilig gesprochen, die den Prinzipien Christi zwar komplett widersprachen, die jedoch ihre Beiträge dazu geleistet haben, das Papsttum vorzubereiten und zu installieren.

Dass dies in der Tat so war, bekennt sogar das „Martyrologium Sancrucense“ in Bezug auf einen der bösartigsten Männer des 5. Jahrhunderts, Cyrill von Alexandria:

„Cyrill, 412 Patriarch von Alexandria... ist in den Augen der Kirche
heilig, freilich weniger wegen seiner Taten.“ (12)

Gibt es eine Heiligkeit die sich nicht in Taten und Gefühlen der Barmherzigkeit und der ehrlichen Freundlichkeit ausdrückt?
Seit der Zeiten Hippolyts gab es innerkirchliche Bestrebungen die durch nichts zu rechtfertigen sind, die jedoch verraten um was es diesen Männern im Kern ging, nämlich  sich selbst und Rom bedeutender zu machen als sie es verdienten.

Wenn es allerdings von einem
... Ort abhinge dem das Primat zustünde müsste es Jerusalem sein.” (Küng)
In Rom stellten sich die um Glaubenstreue bemühten Christen vergeblich gegen den  weiteren Verfall. Zu ihnen gehört Novatian.

„Novatianus (200 -258) hielten (viele) aus mehr als einem Grunde für den wiedererstandenen Hippolytus, so erscheint er uns als ein hochgebildeter
und ehrgeiziger Mann ... Novatian habe sich getrennt, weil Cornelius (Bischof 251-23) die lapsi wiederaufgenommen ; er habe sich ferner an alle Kirchen gewandt
mit der Erklärung, die Todsünden seien mit lebenslänglicher
Ausschließung zu bestrafen, und habe man die Verzeihung derselben Gott allein zu überlassen.
 Novatian und Cornelius hätten dann mit Schriftstellen
für ihre beiderseitigen Ansichten gekämpft die Sittenstrengen dagegen
hätten zu Novatian gehalten. Dieser selbst sei unter Valerian als Märtyrer
gestorben. Vorstehende Ausführung beruht insofern auf
Wahrheit, als die
Forderungen Novatians eben nicht neu waren, sondern die größere
Strenge früherer Zeit repräsentierten. Sokrates selbst rechnet zwar die
späteren Novatianer unter die Sektierer, hebt aber wiederholt hervor, dass sie im Glauben
völlig mit den Katholiken übereinstimmten, und spricht
sich eifrig für ihre Duldung aus.“ (13)

Immerhin war Novatian ein ganzer Mann, es wird von ihm gesagt:

Der gelehrte Presbyter Novatian vertrat... die traditionelle Auffassung,
dass die Kirche keine Macht habe, des Mordes, des Ehebruchs und des
Abfalls Schuldigen die Vergebung zu gewähren, sondern dass sie nur Gott um Erbarmen
und im Gericht bitten können. Der weniger strenge
Cornelius vertrat die Auffassung, dass der Bischof auch Todsünden
vergeben könne. Diese Spaltung von 251 (ist ein) Zusammenstoß zwischen der ursprünglichen
Auffassung von der Kirche als einer Gemeinschaft von
Heiligen... und der jetzt aufkommenden Anschauung (die Kallixt) vertreten hatte, dass sie eine
                  Erziehungsanstalt für die Sünder sein soll.“ (14)
Nach dem 1. ökumenischen Konzil 325 zu Nicäa und der von Konstantin anbefohlenen Aufwertung der Christenbischöfe, sowie infolge der Zuwendung von Staatsmitteln und Privilegien verstärkte sich der Trend zur Verweltlichung.
Mormonen sehen darin unabweisbare Zeichen des Abfalls, während die allgemeine Christenheit allenfalls bedauernd, aber beschämend inkonsequent zurückblickt.

Im Buch Mormon wird berichtet:

"Im dreihundertzweiundsechzigsten Jahr kamen die Heere der Lamaniten
(wozu fortan alle zählten die von der wahren Kirche abgefallen waren)  zum Kampf herab und wir (die angeblich besseren) schlugen sie... nun aber weil mein Volk die Nephiten solch Großes vollbracht hatten, fingen sie an mit ihrer eigenen Stärke zu prahlen... und sie schworen beim Himmel und auch beim Thron Gottes, sie würden gegen ihre Feinde in den Kampf ziehen und sie vom Erdboden vertilgen... damit hatten sie sich bei allem, was ihnen von unserem Herrn und Erretter Jesus Christus verboten worden war (verschworen) und ich, Mormon weigerte mich durchaus gegen meine Feinde hinaufzuziehen." (15)  
Mormon warnt generell:
"Ich schreibe an euch alle und ich schreibe auch aus dem Grund, damit ihr wisst, dass ihr alle vor dem Richterstuhl Christi stehen müßt, ja jede Seele die zur ganzen menschlichen Familie Adams gehört, ihr müßt dastehen, um für eure Werke gerichtet zu werden, seien sie gut oder böse." (16)

Da wie híer trugen leider die Schlechteren den Sieg davon.

Mehr als beschämend ist, dass Leute wie Damasus von Rom, die zu Mördern großen Stiles wurden bis heute in Kirchen geehrt werden, die massiv den Anspruch erheben christlich zu sein.

Gedenktag katholisch: 11. Dezember
nicht gebotener Gedenktag
Gedenktag orthodox: 13. November
Gedenktag armenisch: 11. Dezember

 "Papst" Damasus (305-384) gehört, wie die Lamaniten des Buches Mormon zu den "Siegern der Geschichte"... deren jeweilige Bosheit nur schwerlich übertroffen werden konnte.

Das "Ökumenische Heiligenlexikon" schreibt:
Nach Liberius' Tod wurde Damasus I. 366 zu dessen Nachfolger gewählt; eine Minderheit hatte schon zuvor aber Ursinus gewählt. Kämpfe und blutige Auseinandersetzungen folgten - zuletzt in der Basilika  Liberii (auch Sicinini) mit mehr als 100 Toten; die Unruhen nahmen erst nach zwei Jahren durch das Eingreifen des Kaisers ein Ende, Ursinus musste weichen. Die Gegner machten Damasus aber lange noch das Leben schwer; 377 wurde er des Mordes bezichtigt, eine von ihm einberufene Synode sprach ihn aber frei."
Eine Krähe hackt der anderen kein Augen aus!, sagt Shakespeare. Treffender: Mit Geld kannst du alles kaufen, sogar einen Freibrief.
Senator und Stadtpräfekt Prätextat stand jedenfalls, solange es um die Vernichtung der römischen Arianer ging, an seiner Seite. Das ist bekannt.
Man liest fast darüber hinweg, man überhört es geflissentlich. Was sich wirklich zutrug haben sich nur wenige deutlich gemacht:
Eine Anzahl Arianer Roms gingen am frühen Morgen des 26. Oktober des Jahres 366 in ihre kleine Kapelle. Sie kamen wahrscheinlich ahnungslos zum Gottesdienst, um zu singen und zu beten, über ihr Leben nachzudenken und was sie an diesem Tag besser machen konnten als zuvor. Sie dachten über ihr Verhältnis zu Licht und Weisheit nach. Das war ihr Fehler.
Sie hätten sich, gemäß dem Denken des Herrn Damasus keine Gedanken dieser Art machen sollen. Sie hätten einfach blindlings glauben sollen was allen Christen seit Nicäa zugemutet worden war.
Wie kann man nur so dumm sein und sich ein eigenes Bild von den Dingen und vom lieben Gott machen zu wollen!
Das Denken über theologische Fragen stand denen zu, die sich auskannten, wie Kaiser Konstantin, der Inspirator und Herr des nicänischen Konzils.

Die römischen Arianer hätten, ehe sie sich an diesem Morgen in ihr schlichtes, kreuz- (17) und altarloses (18) Gemeindehaus begaben, misstrauisch oder zumindest vorsichtiger als sonst sein müssen und die zunehmenden Drohungen Ernst nehmen sollen. Das war ihnen doch nicht entgangen, dass sich Bruder Damasus über ihren Bischof Ursinus enorm geärgert hatte, sie wussten, dass Damasus der Erste Mann der Kirche sein wollte. Es hieß doch, er habe auf dem Stuhl Petri Platz genommen der - entweder als Idee oder als Gegenstand - gerade aus Antiochien (19) angekommen sei. Dieser Stuhl, den nach Aussagen maßgeblicher Katholiken, vor 360 kein Römer kannte, besaß angeblich magische Kräfte. Wer auf ihm Platz nahm, der regierte an Peters (Petrus) Stelle.
Sie haben es doch vernommen:
Damasus werde nicht erlauben, das Bruder Ursinus, dieser unverbesserliche Arianer ihm irgendwie im Wege steht. Er werde ihm eine Lektion in Sachen Disziplin und wahrer Religion erteilen.
Bischof Ursinus hätte vor der Tür seiner Kapelle stehen und die Seinen warnen sollen: Ich habe heute Nacht schlecht geträumt; dass er völlig ahnungslos war, scheint unwahrscheinlich. Aber, so waren sie nun einmal diese Arianer, sie vertrauten auf Gott, der sie, wie sie leichtfertigerweise meinten, nicht im Stich lassen würde, obwohl sie, wie wir wussten und wissen, dass der allmächtige Gott gelehrt hatte, er lasse Unkraut und Weizen zusammen reif werden.

Die Arianer fürchteten zwar, doch noch wussten sie nicht, dass die Athanasianer, sobald ihrem angemaßten Vormachtsanspruch widersprochen wird, weder Gnade noch Recht kannten. Deshalb rückte
"(um) acht Uhr morgens, Damasus mit seinem gottlosen Anhang heran. ... mit (dem) gesamten Klerus, alle mit Beilen, Schwertern und Knitteln bewaffnet...“ (20)
Unverschämtes Rumoren störte die Andacht der Arianer. Das Pochen an ihrer Kirchentür ließ die Versammelten zusammenfahren. Die Mütter legten ahnungsvoll und fürsorglich, doch vergeblich die schützenden Arme um ihre Kinder. Ein Ältester hob die Hände zum Gebet, da krachte das Holz. „Sie werden doch nicht?“ Und ob, sie werden!
Mit ihren Knüppeln und Äxten fuhren sie dazwischen.
                      „Wer nicht nicänisch glaubt ist kein Christ!“

Nüchtern resümiert der Bericht:
              „während kein einziger Damasianer fällt erliegen 160 Ursinaner“ (21)

Ursinus entkommt mit einigen Freunden, wahrscheinlich durch einen Hinterausgang. Die anderen liegen in ihrem Blut, verstümmelt und leblos. In den vielen Gemeinden Großroms entschließen sich auf diese Schreckensnachricht hin die Arianer zum Widerstand. Sie werden nicht zulassen, dass Barbaren ihre Frauen und Kinder wegen eines frommen Vorwandes hinschlachten.

Noch liegen einige Tatsachen im Dunkel.
„...es (kam jedoch) zu einem dreitägigen Blutvergießen (vgl. Coll. Avell. I, 5).“ (22)
Kaiser Valentinianus I. wird zwar unterrichtet, doch ihn plagten andere Sorgen. Seine Präfekten werden es schon zu händeln wissen. Einzelheiten wurden vertuscht, das Resultat lautete:
„Erst aufgrund der Unterstützung des Stadtpräfekten Viventius und des praefectus annonae Julianus gelingt es Damasus schließlich, die Oberhand in Rom zu gewinnen.“ (23)
Der erste näher bekannte Krieg der Athanasianer gegen Arianer muss gedauert haben.

Damasus aufwendiger Lebensstil unterschied sich nicht nur von dem der ersten Jünger, er widersprach den verbindlichen Weisungen die in der Urkirche galten:
„Haltet euch fern von jedem Bruder, der ein unordentliches Leben führt... Wir haben bei euch kein unordentliches Leben geführt und bei niemanden unser Brot umsonst gegessen, wir haben uns gemüht und geplagt, Tag und Nacht haben wir gearbeitet, um keinem
 von euch zur Last zu fallen... als wir bei euch waren, haben wir euch die Regel eingeprägt: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. Wir hören aber, dass einige von euch ein unordentlichen Leben führen und alles Mögliche treiben, nur nicht arbeiten. Wir ermahnen und gebieten ihnen im Namen Jesu Christi, des Herrn, in Ruhe ihrer Arbeit nachzugehen und ihr selbstverdientes Brot zu essen... wenn jemand auf unsere Mahnung in diesem Brief nicht hört, dann merkt ihn euch und meidet den Umgang mit ihm... weist ihn zurecht.“ (24)

Damasus schätzte sich glücklich und nur darauf kam es ihm an. Offiziell heißt es weiter von ihm:

„Damasus setzte sich durch mit Hilfe zweier Reskripte der Kaiser Valentinian I. und Gratian, die die römische Disziplinargewalt anerkannten. (25)

Von Bedeutung ist die generelle Toleranzbereitschaft Kaiser Valentinians, der wahrscheinlich das Wesen des Streites unter Bischöfen nicht verstand und der beiden Hauptrichtungen wohl gesonnen war. Da Kaiser Gratian sich später auf die Ratschläge Ambrosius einlässt, ist es kein Wunder, dass er die römische „Disziplinargewalt anerkennt.“

Nicht wer die Wahrheit oder die menschlich bessere Lösung auf seiner Seite hat, sollte gewinnen, sondern wer die Staatsgewalt hinter sich bringen konnte.

Den anderen Bischöfen wird angesichts des Barbarismus dieses Unheiligen, der Schreck in die Knochen gefahren sein. Sollte sein Beispiel Schule machen? Zwei Jahre später
           „im Jahre 368, verursachte (‚Papst’ Damasus) auch einen Überfall auf die Ursinaner in St. Agnes.“ (26)
Wohin mochte solche Brachialgewalt im Geist des Athanasianismus noch führen? Um was ging es fortan? Man müsste annehmen, die ganze christliche Welt würde nun einhellig protestieren. Doch die betreffende Notiz lautet:
"In dieser Zeit wird Damasus in der Epistula ad afros besonders wegen seiner Aktivitäten gegen arianische Bischöfe gefeiert.“ (27)
Damasus hielt es für geraten, seinen Taten im Nachhinein wenigstens den Anstrich von Rechtmäßigkeit zu geben.
„Marcellin und Faustin erzählen in ihrer Präfatio: ‚Diese schreckliche Grausamkeit (des Damasus) missfiel den Bischöfen Italiens allzu sehr. Als er sie nun zu seinem Geburtstag (dem Jahrestag seiner
 Amtserzwingung als Bischof) feierlich eingeladen hatte und einige auch wirklich gekommen waren (also diejenigen die sich noch als kompromissbereit erwiesen) bestürmte Damasus sie mit Bitten und Geschenken (Bestechungsversuchen) ein Urteil über den heiligen Ursinus zu fällen. Da antworteten sie: Wir sind zum Geburtstag gekommen, nicht um (jemand) ungehört zu verdammen. So hatte Damasus Intrige nicht den gewünschten Erfolg.“ (28)
Macht begehrte er und Macht erlangte er.

Damasus wird mit kaiserlichem Einverständnis der Oberrichter der Kirche...“ und obenauf kommt später ein weiteres Privileg, das er wahrscheinlich
Ambrosius zu verdanken hat:
„Der römische Bischof soll (allein) dem persönlichen Gericht des Kaisers unterstehen.“ (29)
Die quasi Immunität des ‚römischen Bischofs’ zu erwirken sollte sich als Missgriff des mächtigen Kaiserberaters Ambrosius, (374 getauft) erweisen, das beweist der Verlauf der Kirchengeschichte.

Nicht nur Damasus, der ganzen Kirchenführung aller Zeiten, vor allem dem ‚kleinen Mann’, hätte es gut getan, gemäß dem Rechtsgrundsatz
                                    „Vor dem Gesetz sind alle gleich“

behandelt zu werden, wie Paulus lehrte  „Ihr seid alle einer in Christus“

Ambrosius war geradezu besessen von der Idee, seine Kirche athanasianischer Richtung sei der Nabel der Welt und die vom römischen Bischof geführte Kirche könne nicht sündigen. Wies sehr er irrte hat gerade auch Damasus Handeln bewiesen:

Die Angabe des Pontificalbuches, dass man Damasus wegen Ehebruch verklagt habe, wird auf guter Tradition beruhen... doch der klagende Jude Isaak hatte keine Beweise. Er wird (von der Synode von 44 italienischen Bischöfen) verwiesen, (sie) lobhudeln, preisen die Gerechtigkeit und Frömmigkeit des Kaisers Gratian..., es trieft vor Ergebenheit.“ (30)

 Dass es Damasus weder um den Glauben noch um die Menschen gegangen war, muss man als bedauerliche geschichtliche Tatsache hinnehmen, nicht unbedingt jedoch, dass dieser Mann als Heiliger Verehrung findet.

Wieviel Bestechungsgelder durch Damasus gezahlt wurden um, schlachtentscheidend, den Stadtpräfekten auf seine Seite zu ziehen wissen wir nicht. Bekannt ist auch, dass der wegen seiner ‚Verdienste’ bei der Bekämpfung der Arianer heilig gesprochene Damasus wenig später in Saus und Braus lebt und in kostspieligen Kutschen durch die Stadt reist.

Zeitgenosse und Bibelübersetzer Hieronymus, Damasus späterer Sekretär, berichtet nur, dass „jener Heide Prätextat, der im Jahre 367 so energisch wider die Ursinianer (diese verfluchten Arianer) einschritt, scherzend zu Damasus zu sagen pflegte:

„Macht mich zum Bischof der Stadt Rom und ich will sofort Christ werden!...

 (Noch war ja das Gesetz zum Glaubenszwang nicht verabschiedet worden, noch durfte ein römischheidnischer Präfekt so reden und spötteln ohne Gefahr für sein Leben befürchten zu müssen. Zwanzig Jahre später hätte er das nicht mehr
gewagt. G.Sk.)

...Im Munde des Prätextatus war das ein sehr bezeichnendes Wort, denn er
war der erste und reichste Senator und seine Jahreseinkünfte betrugen mindestens eine Million und 152 000 Thaler unseres Geldes ...
Und ich leugne nicht, wenn ich den Pomp der städtischen Verhältnisse
ins Auge fasse, dass hiernach (d. i. nach der römischen Bischofswürde) gierige Männer mit aller Anspannung ihrer
Kräfte um die Erlangung des Ersehnten ringen müssen. Denn wenn
sie ans Ziel gelangt sind, kann es ihnen gar nicht fehlen, dass sie
durch die Geschenke der Frauen zu reichen Leuten werden,
mit prächtigen Kleidern angetan in Kutschen fahren und so verschwenderische Gastmähler anrichten, dass ihre Diners es selbst der königlichen Tafel zuvortun." (31)

Das Heiligenlexikon fährt fort:
"Damasus bewirkte den Ausbau der kirchlichen Vorrangstellung von Rom, wobei er mit diplomatischem Geschick noch den Einfluss von Ambrosius von Mailand  gelten ließ...
(Das war wohl eher umgekehrt der Fall!)
... Der Kaiser sagte Damasus seine Unterstützung zu für die Durchführung kirchlicher Prozesse und anerkannte seine Gerichtshoheit über die Kirche des Westens. Damasus' Briefe an gallische Bischöfe haben denn auch schon die Form eines Dekrets."
Bedenke:
Jene Macht, die Jesus klar ablehnte, überwinden wollte und will, war Damasus Hauptziel.
Es ist daher unsere Pflicht Christus nachzufolgen und nicht Papst Damasus, auch nicht seinen Rechtsnachfolgern.


 

 Quellen:

1.)  3. Nephi 17: 25
2.)  4. Nephi Vers 16
3.)  Apostelgeschichte 20:29
4.)  ebenda Vers 24- 28
5.)  Ökumenisches Heiligenlexikon
6.)  Joseph Langen „Geschichte der römischen Kirche“ Uni Bonn, 1881
7.) Jungklaus, „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“
8.)  ebenda
9.)  ebenda
10.) ebenda
11.) 4. Nephi Vers 34
12.) Pater Karl Wallner OCist „Martyrologium Sancrucense“ Heiligenverzeichnis für das Zisterzienser-Kloster Heiligenkreuz, 2. Auflage 2008, S. 230
13.)  Joseph Langen , „Geschichte der römischen Kirche“ Uni Bonn, 1881 S. 293
14.)  Henry Chadwick, Die Kirche in der antiken Welt“, S.131
15.) Mormon 3: 8 - 16 kompromiert
16.) Mormon 3: 20
17.) Die Christen vor Konstantin kannten das Kreuz als christliches Symbol nicht. Erst das Konzil zu Ephesus 432, erklärte es dazu. Das Kruzifix kam erst nach dem achten Jahrhundert auf.
18.) K-P. Hertzsch, „Theologischen Lexikon", Union –Verlag, Berlin, 1977. S.13: „Es geht um das Sitzen um den Tisch. Wobei wieder deutlich wird, dass es in einer christlichen Kirche eigentlich keinen Altar geben kann, sondern nur einen
Abendmahlstisch.“
19.) Gabriel Rabo „Geschichte der Syrisch-Orthodoxen Kirche“, Uni Göttigen, 2006: „der Stuhl Petri zu Antiochien ist älter als der Stuhl Petri zu Rom.
20.) Martin Rade lic. Theol. „Damasus, Bischof von Rom“, 1882, S. 14
21.)  ebenda
22.) Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Verlag Traugott Bautz
23.) ebenda
24.) 2. Thess. 3: 6-13
25.) Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Verlag Traugott Bautz: "Die
Kaiser ordneten die „Mithilfe der staatlichen Beamten beim Vollzug kirchlicher Urteile an. Damasus bekämpfte den Arianismus... Ursinus wurde mit den beiden, ihn unterstützenden Diakonen aus Rom verbannt. ... die für ihn eintretenden Presbyter verhaftet. Weitere blutige Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern beider Parteien in Rom lassen sich jedoch nicht vollständig unterdrücken. Nachdem sich die Lage vorerst etwas beruhigt hat, können Ursinus und seine Anhänger nach Bitten beim Kaiser (Valentinianus I.) am 15. September 367 als Begnadigte triumphal nach Rom urückkehren. Wenig später, am 16. November 367, erlässt der Stadtpräfekt jedoch erneut eine Ausweisungsorder
26.) Martin Rade lic. Theol. „Damasus, Bischof von Rom“ 1882, Mohr-Siebeck
Verlag, S. 29
27.) Annette von Stockhausen „Athanasius von Alexandria Epistula ad afros.“ Walter de Gruyter Uni Erlangen 2001 S. 186-1828.) ebenda S. 49
29.) Martin Rade, „Damasus, Bischof von Rom“, 1882, S. 31
30.)  ebenda
31.) ebenda



 
 

 









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