Sonntag, 19. Juli 2020

Meine Antwort auf ein Glückwunschschreiben an einen meinr gutwilligen Kritiker



Lieber H.

vielen Dank für die erfreulichen Glückwünsche, sowie die deutliche Darlegung deiner Sichtweise, als Kantianer, die im Wesentlichen mit meiner übereinstimmt. 
Ich kann da keinen Gegensatz erkennen.
Du solltest nicht bedauern, dass ich so kraftvoll wie ich kann, im Dienst der Ideale unserer gemeinsamen Kirche stehe.
Niemand streitet dir oder irgendjemanden das Recht ab Joseph Smith für einen Betrüger   bzw. Spinner zu halten.
Was zugunsten meiner Darstellungsweise spricht, sind kurz gesagt vier oder fünf Aspekte:
Die Summe meiner Erfahrungen lautet:
- Wir sind nicht nur von dieser Welt (Hunderttausende Menschen mit "out of body experiences" legen, wie Joseph Smith und Oliver Cowdery, Zeugnis ab, dass sie die Welt in die sie gingen , als ihre Urheimat empfanden. Dieses Neuwissen änderte die Perspektiven ihres Lebens. Ich weise darauf hin, dass die Versuche solche Eindrücke in die Nahbereiche von Halluzinationen  zu rücken reine (erlaubte) Spekulation sind. Wenn blindgeborene Kinder nach solchem Erlebnis Farben und Gegenstände zutreffend beschreiben können, sollte man vorsichtig sein, bevor man sie als eine Art Laune der Natur beiseite schiebt. Du weißt, H., dass keine andere Kirche Präexistenz lehrt!

- Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage erhebt den Anspruch das restaurierte Original zu sein. (Ich fand  im Verlaufe meiner Forschungen heraus, das hunderte bekannt gewordene Elemente reiner Theologie bzw. die Vergleiche der komplizierten Strukturen diese Tatsache bestätigen - moderne Forschung ist fähig zu erkennen, dass bereits im 1. Jahrhundert z.B. selbst kleinen Gemeinden von Bischöfen geleitet wurden, mit zwei Ratgebern und einem Ältestenkollegium die, wie bei uns, Ordinationen mit übereinstimmenden Texten vornahmen, die exakt von zwei verschiedenen Priestertümern berichten) Wer wollte zu Recht sagen, das seien Zufälle? Wie sagte eure Tochter Ch.,  bezogen auf Evolution: "So viele Zufälle gibt es nicht!"

- Bei allen Ansprüchen des Mormonismus steht historisch erwiesen fest, dass diese Kirche toleranter nicht sein konnte. (Wir finanzieren den Wiederaufbau der Neuseeländer Hauptmoschee mit, so den Aufbau bzw die Renovierung orthodoxer Kirchen der USA. Die Hilfeleistungen in vielen Ländern der Erde sind bezogen auf die Mitgliederzahl einmalig.

- Die Kirche der wir gemeinsam angehören lehrt obenan, die Bedeutung des Tugenderwerbs, wie  in der frühen Kirche überliefert: 
„Der Schöpfer gewährte den Intelligenzen, die er schuf, willensbestimmte freie Bewegungen, damit in ihnen eigenes Gut entstehe.“ Arbeitskreis Origenes
Das findest du sonst (außer den jüdischen Kabbalisten und wie gesagt in der Urkirche ) nicht, schon gar nicht in den evangelischen.... aber, wer weiß das schon? 
Kabbalisten sagen „...Jeder gute... Gedanke und jedes ebensolche Tun zeugt unverlierbare geistige und reale Energien (bis zur) Veredlung und Emporhebung in die reinen Höhenregionen, (tätig) an der immer fortschreitenden Vergottung.“  Erich Bischoff „Kabala“
So steht es in Lehre und Bündnisse 130: 18-19
Jeglicher Grundzug der Intelligenz  , den wir uns in diesem Leben zu eigen machen, wird mit uns in der Auferstehung  hervorkommen.Und wenn jemand in diesem Leben durch seinen Eifer und Gehorsam mehr Wissen  und Intelligenz erlangt als ein anderer, so wird er in der künftigen Welt um so viel im Vorteil sein.
Evangelischerseits wird grundsätzlich bestritten, dass der Mensch an seiner Erlösung mitwirken kann:
Der große Luther behauptet sogar:
      ...die Vernunft selbst (ist) gezwungen zuzugeben, ... dass es einen freien Willen weder im Menschen noch im Engel, noch in sonst einer Kreatur geben kann.” M. Luther „Vom unfreien Willen“
Bis heute lehrt die evangelische Kirche:
„Gottes Allmacht und sein Vorherwissen schließt menschliche Willensfreiheit aus.“ Online Dogmatik evangelischer Glaube

- Wir bieten allen eine Heimat. Taufen zugunsten Verstorbener mögen als fremdartig empfunden werden, aber damit schaden wir niemanden. Wir kennen sehr wohl die Gehässigkeiten: "Anne Frank wurde mormonisch getauft, d.h. sie wurde zur Mormonin gemacht" Dabei wissen die meisten Verursacher solcher Aufregung: Die Lehre der Kirche Jesu Christi der HLT verkündet wie keine der Vergangenheit, dass niemand seines Willens beraubt wird, Diese Aktion ist solange bedeutungslos wie sie vom Empfänger nicht akzeptiert wird!
Ich war Zeit meines Lebens antikommunistisch eingestellt, weil dessen Thesen das Individualrecht in Frage stellten. 
Tut mir leid, H., ich erinnere:  An meinem Geburtstag, 1986, kritisiertest du mich mit den Worten : "Du willst ja mit dem Knüppel dreinfahren... ich selbst habe genug Freiräume." 
Das brannte sich meinem Hirn ein.

-  Zuletzt sei gesagt: Unsere Kirche fördert Freundschaft und Wahrhaftigkeit. Wir laden alle ein an unseren Zusammenkünften teilzunehmen und die Lehren zu prüfen. Wir bilden Gemeinden in den gedacht und gleichberechtigt diskutiert wird.

Warum also soll ich mich nicht engagieren, solchen Hochzielen zu dienen?, zumal ich sowohl die Geschichte unserer Kirche kenne, wie die Dogmen und die Vergangenheit der anderen. Im Vergleich dazu sieht unsere Kirche golden aus. Einer besten, ehrlichsten und gründlichsten Mormonismuskenner Kurt Hutten urteiltt: 

„Mormonismus ist strahlender Optimismus... Der von Mormonen gelehrte Glaube ist erfüllt von ermunternden Ausblicken. Alle Rätsel des Daseins, der Sünde und Schuld, des Leidens und Sterbens lösen sich in einer befriedigenden Harmonie auf." Kurt Hutten: „ Seher -Grübler,-Enthusiasten“ 1950, Quell-Verlag

Und der finnische, evangelische  Spitzenexeget Prof. Dr. Heikki Räisänen sagte (nachdem er eine Analyse  der schriftändernden mehre hunderte Zitate umfassende Bibelkorrektur J. Smiths, vornahm:
"Bei der Umgestaltung (einiger Passagen bei Paulus) bringt (Joseph) Smith ein erstaunliches Maß an Scharfsinn auf, mehrfach entsprechen seine Beobachtungen im großen denen moderner Exegeten...
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Joseph Smith durchgehend echte Probleme erkannt und sich darüber Gedanken gemacht hat... Wie durch ein Vergrößerungsglas lassen sich (bei Joseph Smith) die Mechanismen studieren, die in aller apologetischer Schriftauslegung am Werke sind; die zahlreichen Parallelen zum heutigen Fundamentalismus aber auch zur raffinierten Apologetik etwa der Kirchenväter sind hochinteressant...
Mit diesen Beispielen aus den Werken Joseph Smiths, sowie aus der neueren Literatur über den Mormonismus hoffe ich hinreichend angedeutet zu haben, dass eine ernsthafte Beschäftigung mit den Werken des Mormonismus eine lohnende Aufgabe nicht nur für den Symboliker und den Religionswissenschaftler ist , sondern auch für den Exegeten und den Systematiker. Der um Fairness bemühte Forscher kann ihnen den Wert als in ihrer Zeit und Umgebung als sinnvolle Neuinterpretation der religiösen Tradition gar nicht so leicht absprechen…“
Zitiert aus der "Theologischen Literaturzeitschrift" 109. Jahrgang 
Warum soll ich nicht meine Vollkraft einsetzen andern sowohl mein Wissen wie Optimismus zu geben? Jeder hat das gute Recht mich misszuverstehen. 

Herzliche Grüße Ingrid und Gerd

PS Ich wäre nie imStande gewesen überhaupt zu schreiben, hätte ich nicht die Erleuchtungen erfahren, die ich unserer gemeinsamen Kirche verdanke. Erst der Kompass und das verfeinerte Gewissen gaben mir  was mir fehlte.  

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