Der Rohloff-Bericht
Im Herbst 1946 fragten mein
Freund Hans Schult und ich, - neugierig welches Bild sich ältere Menschen
unserer Heimatsstadt von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
machten, - einen Mann um die Fünfzig, von dem wir wussten, dass er die
Versammlungen der Gemeinschaftschristen besuchte. Als würde er zu Tode
erschrocken sein hob der gute Mann beide Hände: "Um Gottes Willen die sind
gefährlich!" Ähnliches und weitaus Schlimmeres haben tausende Mitglieder
der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage nicht selten bitter
erfahren.
Mein Freund Bruno Rohloff Neubrandenburg, gelernter Buchhändler, schloss sich 1929, aus tiefster innerer Überzeugung dieser Kirche an. (Nachdem er das Buch Mormon vom ersten bis zum letzten Satz gelesen und betrachtet hatte.
Hier mein Vater Wilhelm Skibbe (1905-1965) links im lebhaften Gespräch mit
Bruno Rohloff (1891-1968) Bild ca. 1958
Sogleich bekam er Probleme von
verschiedenen Seiten. Die aus dem Waffenarsenal der
"Wahrheitsverkünder" stammenden Klischees kamen zum Vorschein. Seine
Mutter in heller Aufregung, als sie davon erfuhr, lief zu ihrem Pfarrer Wohlgemut in
Pasewalk: "Was soll ich tun, mein Sohn hat sich den Mormonen
angeschlossen?"
Was er ihr in etwa erwiderte geht aus dem
authentischen Brief des blinden Vaters Brunos hervor:
„Lieber Bruno, wie wir soeben (Ende Juli 1929) erfuhren gehörst Du nun dem Mormonen Klub an, mehr als das, Du willst Dich von ihnen taufen lassen, und noch mehr, Du wünschst dasselbe für Deine beiden Kinder. Was soll ich davon denken? Hast Du den Verstand verloren? Wir können uns keineswegs Dein Verhalten erklären. Welcher Teufel hat Deine Sinne überwältigt, dass Du Dich einer teuflischen Gesellschaft anschließt? Reicht Dir die lutherische Wahrheit nicht aus? Willst Du damit sagen, Du hättest keine Kenntnis? Der liebe Gott hat Dir doch einen normalen Verstand geschenkt. Ich kann aus alledem nur schließen, dass Du Dich hier in Pasewalk als Heuchler verhalten hast. Du erwartest von Gott Hilfe und dienst dem Teufel. Aber irre Dich nicht, Gott lässt sich nicht spotten. Wahrlich Du solltest wissen, dass da geschrieben steht. "Wer die Seinen nicht versorgt ist ärger denn ein Heide." Hast Du gar keine Bedenken Deiner Kinder wegen? Du willst Deinen Kindern die Gnade rauben die ihnen bereits durch die heilige Taufe geschenkt wurde? Mehr als das, willst Du einen Fluch auf Dich und Deine Familie und Deine Enkel ziehen? ... Bedenke wer den heiligen Geist empfing und dagegen sündigt kann nicht mehr erlöst werden.... Denke daran welche Herzschmerzen Du uns verursachst. (tatsächlich starb Brunos Mutter fünf Monate später am 16. Januar 1930) Was würde Pastor Wohlgemut dazu sagen, wenn er noch lebte? Wird er nicht am Jüngsten Tag als Zeuge gegen Dich dastehen? ... verlasse diese Sekte! ... Deine Eltern und Arnold“ (ein Bruder Brunos)
Bruno 3. von rechts.
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