(3)
Sorry, Eure Heiligkeit, keine Lorbeeren für Ganoven
In
seiner Haut wollte wohl kein anderer stecken.
Er
kann tun was er will, und sich mühen, er verstrickt sich dabei immer
mehr.
Zu
seinen schwerwiegendsten Missgriffen gehört jedoch die Lobpreisung
des Cyrill
von Alexandria (375-444)
während
seiner
Generalaudienz am 3. Oktober 2007.
Seine
Gläubigen vertrauen ihm und dem Glaubengut ihrer Väter ohnehin
immer weniger (soweit es die legendäre Überlieferung betrifft).
Schlimm
ist, dass einige seiner Bibliothekare, die ihm das Material für
seine Predigten vorbereiten, viel zuweit hinter der Zeit zurück
liegen.
Hätte
Benedikt XVI. sonst, am besagten Tag, unverzeihlich positiv, einem
der
Schlimmsten aller Zeiten,
in einer Generalaudienz, einen Lorbeerkranz aufgesetzt?
Wusste
der Papst nicht,
- dass Cyrill für die Verfolgung der harmlosen christlichen Splittergruppe der Novatianer steht und ebenso für die Schließung und Plünderung ihrer Gemeindehäuser?
- dass Cyrills Ehrgeiz zur Vertreibung der Juden aus Alexandria führte? (Es betraf mehr als 30 000 Menschen.
- dass Cyrill zumindest Mitschuld an der Ermordung der ihm geistig überlegenen Nichtchristin Hypatia trägt? Übrigens:Kaplan Dr. Fendt gibt zu bedenken, die Juden hätten von einem ,,Brief der Philosophin Hypatia" an Cyrill gesprochen; erst „durch des Nestorius Zweinaturenlehre (1) sei sie bekehrt worden, darin bekennt sie, nie (zuvor) habe sie verstehen können, wie Gott gekreuzigt werden konnte.“ (2)
Nestorius vermochte
etwas, wozu Cyrill unfähig war? Unerhört!
- Er forcierte die bereits bestehende Feindschaft Alexandrias zu Konstantinopel.
- Er intrigierte - wie im Folgenden belegt wird - auch sachlich zu Unrecht, gegen den neuen Patriarchen Konstantinoples, Nestorius.
- Cyrill verwaltete ein Millionenerbe, von dem er wusste, dass es überwiegend aus Raubgut stammte.
Korrekt ist, dass wir allesamt uns ein möglichst zutreffendes Bild von den geschichtlichen Ereignissen machen sollten, denn Wissen ist der Grund dafür, dass wir über die Erde gehen: um aus eigenen Erfahrungen und denen anderer Leute zu lernen.
Wir
müssen zwischen Irrtum und Wahrheit unterscheiden, letztlich, ob wir
wollen oder nicht. Wir müssen uns fragen, wie es denn wirklich war,
um unseren eigenen Standort bestimmen zu können.
Was
hätte Fridjof Nansen, vor rund einhundert Jahren, im dritten Jahr
seiner Nordpolreise und bei allem Marschieren auf dem gefrorenen
Meer, darum gegeben zu wissen, wo er sich gerade in dieser Eiswüste
befindet, denn er war eingeschlafen und hatte vergessen seine Uhr
aufzuziehen.
Wie
lange schon stand sein Chronometer still, eine Minute, oder eine
Stunde, oder zwei? Das ganze Tafelwerk, das er mit sich führte
konnte ihm nicht mehr helfen, wenn er nicht zu exakter Zeit die
Sonnenhöhe sowie den Längengrad bestimmen konnte... Tod und Leben
hing davon ab.
Wenn
wir wissen wollen müssen wir suchen.
Noch
in tausenden Jahren sollten unsere Kinder um die wichtigsten Lehren
wissen, die wir im 20. Jahrhundert auf traurige Weise sammelten,
nämlich, dass Kriege auf die Verursacher zurückschlagen, dass
niemand einen anderen Menschen für geringer halten soll als sich
selbst.
Viertausend
Jahre sind es her, seit Abraham mit der Magd seiner Ehefrau - und auf
deren Ansinnen hin - Ismael zeugte. Von ihm und Hagar stammen die
Araber ab.
Fast
solange ist es her, dass Jakob (Israel), versehentlich, weil er
zumindest angetrunken war, mit Lea statt mit der ihm angeblich
angetrauten Rahel geschlafen hatte, - wenn nicht, gäbe es die Juden
nicht.
Ob
die katholische und die koptische Kirche sich grundsätzlich auf dem
richtigen Weg, oder im Abseits bewegen, mag für viele nicht relevant
sein, sollte es aber.
Dass
Cyrill meinte, er vertrete doch nur die rechte Sache Christi, macht
es nur noch schlimmer.
Da
sind ein paar Dokumente vor denen kein Mensch, und sei er noch so
blauäugig, den Blick abwenden sollte. Es geht um den Kampf den vor
allem Cyrill nicht immer fair gegen Nestorius führte, angeblich
zugunsten einer Christologie, die Nestorius kurioserweise nicht klar
ablehnte, die er nur nicht so fanatisch wie sein Gegenspieler
guthieß.
Papst
Benedikt XVI. sagte in der erwähnten Ansprache:
"...der
alte Gegensatz (zwischen dem Machtstreben
des alexandrinischen Bischofs) zum Sitz von Konstantinopel
entzündete sich ... als 428 Nestorius gewählt wurde, ein
angesehener und strenger Mönch antiochenischer Bildung.
Die
Patriarchen Alexandrias haben sich seit Cyrill entschlossen, wenn sie
selbst schon nicht das Sagen in der ökumenischen Christenheit haben,
würden sie es lieber Rom zugestehen, auf keinen Fall aber
Konstantinopel.
Diesen
Aspekt hat Benedikt XVI. im Auge. Er muss für Cyrill einstehen, wie
dieser für Rom – in der Machtfrage: wer wen?
Es
ist dieser kleine Einschub, des Papstes:
"Der
neue Bischof von Konstantinopel erregte in der Tat bald Widerstand,
weil er in seinen Predigten für Maria den Titel »Mutter Christi«
(Christotókos) anstelle des der Volksfrömmigkeit schon sehr lieb
gewordenen Titels »Mutter Gottes« (Theotókos) vorzog."
der
drei Nachfragen verlangt:
- War Nestorius jener heftige Gegner der Ehrung Marias als der »Mutter Gottes« (Theotókos), als den ihn Cyrill darzustellen versuchte?"Nein!" antwortet Dr. Fendt (der katholsche Kaplan in seiner Inauguraldissertation von 1909). Fendt sagt:
"Es
ist unrichtig, dass Nestorius nie
den
Terminus (Gottesmutter anwendet; ..."
Fendt
bestätigt, dass von Cyrill der Zank ausging.
„Die
Bekämpfung des
Gegners ist (seitens
Nestorius G.Sk.) immer
energisch und nachdrücklich, aber nie eine solche mit vergifteten
Waffen. Selbst Cyrillos gegenüber wird nicht zur Beschimpfung
gegriffen, die noch so oft im dogmatischen Streit des Ostens
erklingen sollte... Allein dort (bei den syrischen Blättern der
Nestoriusschriften) handelt es sich zum großen Teil um Fragmente,
die die Willkür der Gegner ausschnitt, um Kampfmaterial (zu
haben)... Warum
greift auch er
(Cyrill G.Sk.) so
oft zu gewalttätigen und ungerechtfertigten Ausdeutungen mancher
nestorianischen Thesen?
Es ist unrichtig,
dass Nestorius nie den Terminus (Gottesmutter) anwendet; unrichtig,
dass er nur eine Verbindung durch Ehre und Würde lehre, und es liegt
ihm unendlich fern, des Josue Gottesfreundschaft mit dem Mysterium
Christi zu vergleichen. Dass er gar den Erlöser auf die Linie des
persischen Königtums herabwürdige, ihn dem Cyrus und Moses
zugeselle, das ist nichts als Erfindung. Wenn
Nestorius behauptet, Maria habe nicht die Gottheit geboren, so lässt
Cyrill ihn sagen: Maria hat nicht Gott geboren. ... Ferner weiß
Cyrill ausdrücklich von der Statuierung einer Verbindung der Naturen
unter ein einziges Prosopon : wieso kann er dies so nebenbei
abtun und bei Nestorius nur eine Einigung des Willens und
Wohlgefallens kennen wollen? Wo nimmt Cyrill die Berechtigung her,
seinem Gegner die Ansicht zuzuschreiben, es sei der Mensch gestorben
und auferstanden... Oder es sei Christi Fleisch und Blut eben nur
Menschenfleisch und Menschenblut? und wenn Cyrill selbst solche
kennt, „welche den aus Gott Vater gesprossten Logos verwandelt
werden lassen in der Knochen und Sehnen und des Fleisches Natur",
so sollte er den Nestorius nicht einen Heuchler oder verdeckten
Ketzer schelten, sobald dieser seine Trennungslehre mit der Furcht
vor Vermischung und Vernichtung der Naturen begründet. Überhaupt
liebt es Cyrill, durch Andeutungen da und Klagen und Befürchtungen
dort den Nestorius als Repristinator (Wiederhersteller) des
samosatenischen „Abgesandten des Teufels" erscheinen zu
lassen, ihn in die Nähe aller derer zu rücken, die in Christus nur
irdische Beschränktheit sehen. Und Basilius, Thalassius, Proklus,
Schenute, Akacius, Theodot haben den Schall dieser Anklage weidlich
verstärkt, indem auch sie Stimme und Feder dem Verdachte liehen,
Nestorius lehre eines bloßen Menschen Vergottung...“ (3)
Fendt
verweist zudem darauf, dass sowohl:
„Kleriker wie
Laien aus Konstantinopel äußerten: der Bischof lehre nichts
anderes, als was in der Apostel und Väter Lehre enthalten sei.“
(4)
2.Frage:
Was soll das heissen, „Volksfrömmigkeit?
Zur
Erinnerung Papst Benedikt XVI. sagte: „Der
neue Bischof von Konstantinopel erregte in der Tat bald Widerstand,
weil er in seinen Predigten für Maria den Titel »Mutter Christi«
(Christotókos) anstelle des der Volksfrömmigkeit
schon sehr lieb gewordenen Titels »Mutter Gottes« (Theotókos)
vorzog.
Die
angebliche Volksfrömmigkeit wurzelte tief im Heidentum. Da war weithin im Byzantinischen Raum die
Diana,
die hellenische Göttin der Jagd, die Theotókos,
die
»Mutter Gottes«, die
von der Volksfrömmigkeit geliebte, immer noch zuhause und zwar in
den Herzen jener, die zwar äußerlich Christen geworden waren, aber
innerlich noch an Diana hingen. Dies galt besonder für Ephesus.
Diana
war die Mutter Gottes, die Göttin der Geburt.
Ihr
Tempel stand in Ephesus
3.
Frage: Warum hielt Cyrill sein Konzil, 431, ausgerechnet in Ephesus
ab? Sah er dort die größten Chancen mit Unterstützung jener
Volksschichten die seit vielen Generationen den Titel "Mutter
Gottes" liebten, Maria, Christi Mutter, zur Ersatzfigur zu
machen? Dann muss aber auch der Begriff "Volksfrömmigkeit" durch den
richtigeren "Volksaberglauben" ersetzt werden.
Wikipedia: Diana von Versailles. 1.-2. Jahrhundert Louvre, Paris |
Wikipedia: Modell des Artemis )Diana)-tempels von Ephesos |
Die
Evangelische Kirche Deutschlands veröffentlichte im Internet diesen
erläuternden Text:
Alles dreht sich um "Lady Diana"
In
Ephesus stand eines der sieben Weltwunder der antiken Welt: Der
Tempel der Diana bzw. der Artemis, wie sie die Griechen nannten. Sie
war die jungfräuliche Göttin des Waldes und der Jagd. Speziell in
Kleinasien verband sich ihr Kult mit der Verehrung
der Erdmutter Kybele.
In Ephesus war es kaum möglich, Diana nicht über den Weg zu laufen:
Da gab es Amulette, kleine Nachbauten ihres Tempels, Briefbeschwerer,
Büchsenöffner, Kaffeetassen, alles, was das Herz eines echten
Dianafans begehrte. Die Epheser waren sehr stolz auf ihre Diana: Alle
Welt kannte sie, alle Welt kam nach Ephesus, um Diana zu huldigen.
Nur Paulus wusste in Ephesus mit Diana überhaupt nichts
anzufangen...“
Erläuterung und Quellen:
(1) Der Begriff der Zweinaturen bedeutet, (auch nach mormonischem Verständnis) dass Jesu unerschaffene Intelligenz in einen sterblichen Leib geboren wurde. Nach‚mormonischem’ Verständnis sind alle Menschen – die zur Familie Adams gehören - Doppelwesen. Sie sind eine Kombination aus fein- und grobstofflicher Materie und bilden vereint die Seele.
(2) Leonhard Fendt, „Die Christologie des Nestorius“ kath.theol. Fakultät der Kaiser-Wilhelm-Universität zu Straßburg, 1909, Kempten
(3) ebenda
(4) ebenda