Brigham Young (5)
Nach ermüdenden Tagesmärschen wurde gemeinsam gebetet und gesungen. Besonders beliebt waren die Liedvorträge die Brigham und sein Bruder Joseph darboten.
Levi Hancock, selbst Lieddichter und noch von Joseph Smith berufene Generalautorität, urteilte, dass diese Duette - die ihr Bekenntnis zum Lebenszweck und zum Heroismus zum Ausdruck brachten - zum Schönsten gehörten, was das „Zionslager“ bieten konnte. Hingebungsvoll sangen sie: „In unserer Gemeinschaft wollen wir keine Feiglinge sehen... wir fürchten uns nicht zu sterben“
Das Anliegen der Mitglieder des „Zionlagers“ war, vor den Neugierigen, den Zweck ihres Marsches nicht preiszugeben. Auf die Frage wohin sie gingen, lautete die Antwort stets: Nach Westen.
Nahe Jackson, Illinois, hörten mehr als zweihundert Siedler der umliegenden Dörfer zu, als einige Brüder, allen voran Joseph Smith, am Sabbat, über die Freiheit des Denkens sprachen. Anschließend bemerkten einige Zuhörer, dieser Mann sei einer der größten Denker, die sie jemals hörten.
Joseph Smith, anders als einige Marschteilnehmer, klagte nie über die Beschwerden die das Unternehmen natürlich mit sich brachte.
Um den 10. Juni beauftragte der Prophet Orson Hyde und Parley P. Pratt – beide spätere Berühmtheiten in der Kirchengeschichte – (wahrscheinlich reitend) sich zu beeilen Gouverneur Dunklin in Jefferson City aufzusuchen um von ihm die Bestätigung zu erhalten, nun da die angefragte Unterstützung nahe, ob er weiterhin zu seinem Versprechen stehe.
Die Boten wurden schwer enttäuscht. Dunklin habe seine Meinung geändert.
Indessen versammelten sich die Mormonengegner in Liberty, Missouri, in hitziger Manier. Die Siedler befürchteten kriegerische Auseinandersetzungen.
Als das Zionslager sich Jackson Country näherte erfuhren die Mitglieder die real heraufziehende Gefahr direkt.
Heber C. Kimball berichtet: „Fünf (Alteingesessene) kamen zu uns heran geritten und drohten: Noch vor dem Morgengrauen würde die Truppe Joseph Smiths zur Hölle fahren... Flüche die ich nie zuvor hörte kamen von ihren Lippen. Hunderte Männer würden zu ihnen stoßen und dann käme die Vernichtung über das Lager! Die ganze Gegend sei unseretwegen in Aufregung. Nichts als die Kraft Gottes kann uns noch beistehen.“
Nur wenig später überzog sich der Himmel mit schweren Gewitterwolken. Tropische Regenmassen fielen herunter. Brigham und die meisten der Männer des „Zionslagers“ fanden Schutz in einer leer stehende Hütte.
Heftigst blies der Sturm.
Levi Hancock berichtet: „Ich erlebte viele Gewitter, aber keiner kam diesem gleich. Hagelgeschosse sausten herunter. Wir vernahmen wie Bäume umstürzten. Bewunderung erfüllte unsere Herzen als wir dieses Wunder Gottes erfuhren.“ Andere schrieben ähnlich. Heber C. Kimball bemerkte: „Der Allmächtige kämpfte für uns!“
Später erfuhren sie, dass der vielköpfige Mob glücklicherweise nicht fähig war den trennenden Fluss zu überwinden. Hagel schlug durch die Hüte der zum Schlimmsten entschlossenen Angreifer, deren scheu gewordene Pferde ihre Reiter zu Boden warfen.
Anderntags ritt Oberst John Scone mit zwei Begleitern heran.
Sie wünschten die Absichten der „Mormonen“ zu ermitteln.
Joseph Smith erklärte den Ankommenden: Wir sind nicht hier um irgendwen zu belästigen sondern denen unseres Glaubens gegen massive Übergriffe beizustehen. Joseph schilderte den drei Männern was seine Freunde erleiden mussten. Bewegt von der Schilderung der schlimmen Ereignisse die der Prophet eloquent vorgetragen hatte, versprachen die Boten die Aufgeregtheit der alten Siedler zu mildern. Und sie hielten ihr Wort. Diese Männer sollen geweint haben, als sie die Hilfsbedürftigkeit der Bedrängten und die Sauberkeit unserer Absichten sahen.
Für eine Weile half all das.
Dann aber traf die Cholera das Zionslager.
Joseph löste es auf: Jeder möge auf seine Weise heimkehren.
Die Mehrheit blieb bei Joseph. Insbesondere mit der Hilfe Brighams und Hebers wünschten sie die mitgebrachten Hilfsgüter - Bettzeug und Kleidung - den nach Clay County vertriebenen Mitglieder zu bringen.
Einige Kilometer vor ihrem Ziel stießen sie auf eine kleine Militärgruppe unter Führung des, den Heiligen wohlgesonnenen, Generals Clyde B. Atchison, der ihnen riet, ihren Marsch nicht in Richtung Liberty fortzusetzen. Die Menschen dort seien in heller Aufregung, wegen der Gerüchte und der Tatsache, dass die „Mormonen“ bewaffnet ankämen.
Plötzlich unter diesen Umständen Anfang July 1834, schlug die Cholera zu. Selbst Joseph Smith war betroffen. 68 Männer litten heftige Qualen, 14 verstarben an den Folgen.
Nachdem alle Männer durch Joseph Smith von ihren Verpflichtungen entbunden wurden, erreichten die meisten Kirtland im August den Ausgangsort Kirtland
Brigham erinnerte sich später: „ Ich wanderte mit Joseph tausend Meilen. Ich beobachtete ihn genau, sowohl was er tat, als auch was er sagte. Für nichts in der Welt würde ich meine Erkenntnisse hergeben die ich auf dieser Reise durch ihn erwarb. Ich lernte wie man „Israel“ führt. Gott ist in und über mir zugunsten seines Werkes (Königreiches).“
Für Brigham waren die Erfahrungen die sie mit dem „Zionslager“ erwarben höchster Gewinn, während andere kritisierten es sei alles vergeblich gewesen.