Montag, 29. März 2021

Brigham Young (2)

Brigham Young (2)

American Moses

Von Leonard J. Arrington, 1986

Auszüge übersetzt – versehen mit Anmerkungen - von Gerd Skibbe

 

Kindheit in Vermont und New York

 

„In meinen jungen Tagen, statt zur Schule zu gehen, musste ich Holz hacken und Wurzeln ausgraben (um das Land vorzubereiten) für die Aussaat. Ich musste zwischen den Wurzeln barfuß pflügen, und wenn ich ein paar Schuhe  hatte schätzte ich mich glücklich!“

Brighams Eltern, John und Abigail (Nabby) Young brachten sieben ihrer acht Kinder von Massachusetts – 40 km südwestlich Boston – nach  dem ostzentralen New York. Das war ein schwieriger, 160 km langer, Umzug. Sie vollzogen ihn, per Schlitten, von Pferden gezogen, im Winter, denn im Herbst und Frühling erwiesen sich die Wege, wegen des Morastes, als unpassierbar...

Bis sie ihr eigenes Haus bauen konnten, lebten sie in einer alten Hütte. Das Bauholz musste in die baumlose Gegend geschleift werden. Freundliche Nachbarn halfen.

Binnen eines Tages konnten so die etwa sechs meter langen Wände hochgezogen werden. Innerhalb einer Woche konnte begonnen werden den Kamin zu mauern. Doppelstockbetten wurden errichtet. Oben wurde Korn gelagert.

Bis zum Herbst lebte die Familie von Getreide, wilden Beeren, Eichhörnchen, Tauben, Kaninchen, Truthühnern, Rebhühnern, Wachteln, Rehen und wenn es gut ging Bären. Ab dem späten März und im April gewannen sie von Ahornbäumen Saft, der stundenlang gekocht wurde bis aus dem Sirup Zucker entstand.

Ihr neuntes Kind das Nabby, 1801, zur Welt brachte war Brigham. Geschwächt von Tuberkulose  war sie unfähig allein für das Kind zu sorgen. Brighams 13jährige Schwester Fanny zog ihn mit der Milchflasche groß.

Während sie die Kühe molk, saß das Baby Brigham auf ihren Hüften. Sie spann Fäden,  webte und nähte Kleidung, die Sahne schlug sie zu Butter, bereitete die Mahlzeiten und schaute nach den Tieren auf der Weide, bis sie zweieinhalb Jahre später heiratete.

Für alle Siedlerfamilien bestand die immerwährende und schwerste Aufgabe darin Rodungen durchzuführen um mehr Land zur Bewirtschaftung zu  gewinnen. Zudem war die Gegend wenig wenig zum Ackerbau geeignet, denn die Felder waren steinreich.

1804 entschieden die Youngs weiter zu ziehen um den rauen Umständen zu entkommen. In 250 km Entfernung fanden sie einen Platz der reich an Beeren und Wild aller Art war. Vater John, nachdem er ein Blockhaus baute, war imstande so viel Land von Gesträuch und Bäumen zu befreien um hinreichend Getreide anzubauen,die Familie durch den nächsten Winter zu bringen.

Louisa kam bald nach ihrer Ankunft der neuen Heimat zur Welt. Drei Jahre später erblickte das elfte und letzte Kind Nabbys das Licht des Diesseits: Lorenzo Dow, benannte nach einem damals berühmten Prediger. Indessen starb seine elfjährige Schwester, die sich vermutlich ihre Krankheit von der Mutter geholt hatte.

Noch im selben Jahr zogen die Youngs weiter nach Sherburne. Dort blieben sie, bis Brigham 13 wurde. Sehr bald bekam er, nach eigenen   Aussagen die Aufgabe Gestrüpp niederzuhauen und zu verbrennen, sowie zu helfen Zäune zu ziehen, und all das die meiste Zeit hindurch hungrig. Er lernte Fallen für Bisamratten und Biber zu stellen, Fische zu fangen... Kühe zu melken , zu buttern und mehr.

Später sagte er, nur elf Tage während seiner Kindheit, erlaubten ihm die Umstände eine Schule zu besuchen.

Irgendwann bekam er ein Paar Schuhe, ungewohnt sie zu tragen zog er sie nach jedem Kirchenbesuch wieder aus.

Gegen die Sonne trug er einen selbstgefertigten Strohhut.

Er erinnert sich der guten Gefühle die ihn ergriffen als er, damals acht Jahre alt, nach Jahren der Trennung seine Schwester Rhoda wiedersah die den Methodistenprediger John P. Greene geheiatet hatte (G.Sk.: Greene sollte in der Geschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage eine gewisse Rolle spielen. Er gehörte zu den wenigen, die aus der Hand des ersten Missionars, Samuel Smith,  ein Buch Mormon entgegennahmen und das mit positiven Konsequenzen.)

Sechzehnjährig nahm ihn sein Vater beiseite: „Brigham du bist nun alt genug für dich selbst zu sorgen.“...

Bei einem Handwerker in der Nähe erhielt er einen Job und musste selbst herausfinden wie man ein Möbelstück herstellt. Seine erste Aufgabe bestand darin aus einem nassen Baumstamm, der Jahre hindurch am Flussufer lag ein Bettgestell zu fertigen.  Diejenigen die ihn nun fünf weitere Jahre hindurch kannten und sahen wie hart er arbeitete, urteilten: Brigham sei ein ehrlicher und begabter Handwerker.

Dreiundzwanzigjährig lernte er Miriam Angeline Works kennen. Auf dem Weg zu ihrem Heim diskutierten sie und sangen gemeinsam. Wenig später borgte er Pferd und Wagen, mietete ein Haus mit einer Grundfläche von 30 Quadratmetern, und heiratete Miriam.


                                                                          Miriam kurz vor ihrem Tod 26-jährig

Vier Jahre wohnten sie dort und besuchten die Zusammenkünfte der Methodisten.

Mit ihrer dreijährigen Tochter Elizabeth zogen sie nach Mendon. Sein guter Ruf begleitete ihn: Brigham sei tief religiös, demütig und ehrlich, sagte der spätere Prediger Hiram McKee, Brigham sei, seines Verhaltens wegen ein Beispiel des Glaubens.

In Mendon lernte er den gleichaltrigen Heber C. Kimball kennen.  


                 Altersbild um 1865 wie Brigham akzeptierte auch Heber Polygamie. Er heiratete  46, oft verwitwete             Frauen mit ihren Kindern und kümmerte sich um sie. Insgesamt waren es 66.

Lebenslänglich sollte diese Freundschaft währen. 

Leider erkrankte Brighams Ehefrau Miriam schwer. Tuberkulose.

Ein Nachbar erinnerte sich später und schrieb in einem Brief an die „Ontario Republicans Times“ :

... da war selten ein Ehemann und Vater von mehr Herzlichkeit und Anhänglichkeit als Brigham. Nur wenige, die in vergleichbaren Umständen lebten, konnten ihre Familien besser versorgen. Miriam, eine vorbildliche Christin, war jedoch leider zu krank um irgendeine Arbeit zu leisten...“

Heber C. Kimball erinnerte sich: „Wir arbeiteten, Seite an Seite, für 50 Cent pro Tag für andere, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang hart. In der Erntezeit verdienten sie ihren Unterhalt in Naturalien.  

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