Dr. Martin Luthers Ruhm und seine Fragwürdigkeiten
Luther auf dem Reichstag zu Worms (1521) Anton von WernerHeldenmütig steht der hagere, fast 38-jährige Augustinermönch Martin Luther
da, nach einer Nacht der Unruhe, an jenem 18. Apriltag des Jahres 1521. Er soll
seine romfeindlichen Bücher und Ansichten widerrufen. Mönche zischten:
„Verbrennt den Ketzer!“
Es ging in der Tat um Tod und Leben.
Bruder Martin betrachtete den nachdenklichen Kaiser, vor dem er klein
beigeben soll, nicht furchtlos. Er schaute nur kurz in die gewaltigen Augen seines
21-jährigen, rotblonden Herrn, die aus einem ungesund blassen Gesicht
hervorquollen. Der Imperator hatte ihm bei der ersten Begegnung am Vortag 24
Stunden Bedenkzeit gewährt.
Er, wie sein Gefolge und wie Aleander, der päpstliche Nuntius, wussten, dass
Luther im Adel nicht wenige Bewunderer gefunden hatte, dass das Volk ihn
liebte. Das wirkte bremsend.
Er möge sich kurz und knapp erklären. Luther sprach länger. Er möge es in
Deutsch wiederholen, damit auch bei den deutschsprachigen Hörern kein
Missverständnis sei. Insbesondere hatte seine 24. These hochpäpstlichen Zorn
und kaiserlichen Ärger erregt: Was erlaubte der kleine Augustinermönch sich zu
schreiben: „Unausweichlich wird der größte Teil des Volkes betrogen durch jene
unterschiedslose und großspurige Zusage erlassener Strafe.“
Es sei gar eine Todsünde Luthers, zu verkünden: Selbst „der Papst kann nicht
irgendeine Schuld erlassen.“ 6. These
In seinem Kopf sind all diese Bilder seiner überwiegend unguten Erfahrungen,
die ihn beunruhigten. Nicht nur der Dominikaner Tetzel, auch andere
Ablasshändler waren durch die Lande gezogen und hatten Jedem
Sündenvergebung versprochen. Jedem, der mit klingender Münze daherkam!
Und sie kamen in Strömen.
Er muss diese dunkle Vergangenheit für sich und andere überwinden. So konnte
es nicht weitergehen. Die christliche Welt war am tiefsten Punkt ihrer
Verkommenheit angelangt.
Wahrscheinlich dachte er auch an seine Romreise zurück.
Irgendwie fasste Bruder Martin seine Argumente kontra Ablasshandel
zusammen: die Gnade Gottes ist gratis, erkaufen kann sie niemand.
Darum ging es im Kern.
Der Ablass kirchlicher und ewiger Strafen muss unterschieden werden. Von
einer Kirchenstrafe kann man freigesprochen werden, von einer von Gott
verhängten Strafe nicht.
Niemand weiß was Luther denkt und nebenbei bedenken muss
Ablass wurde seitens der Leichtgläubigen, die allesamt in den Himmel kommen
wollten, als eine in der Ewigkeit gültige Freisprechung vor Gott als Weltenrichter
verstanden, weil viele Geistliche das predigten.
Zahlreiche Priester stellten den Papst als Christi Stellvertreter und als Kaufmann
dar. Er sammelte die guten Werke seiner Frommen ein, darunter die vielen
Gebete, die vor allem die Nonnen und die Bruderschaften, über das notwendige
Maß zur eigenen Erlösung gesprochen hatten. Über dieses Plus konnte der
Heilige Vater verfügen, er konnte es verkaufen oder sogar als Gnade Christi
verschenken.
Seit dem 13. Jahrhundert galt: „Es ist tatsächlich ein ungeheurer Schatz an
Verdiensten vorhanden, der sich aus den frommen Taten ... zusammensetzt,
welche die Heiligen über das hinaus vollbracht hatten, was zu ihrer Seligkeit
notwendig ist... dass den Treuhänder dieses kostbaren Schatzes den römischen
Pontifex ermächtigt, denen die er für geeignet hält, einen Teil dieser
unerschöpflichen Quelle des Verdienstes zuzuerkennen... so ausreichend, dass
die Übeltäter von der für ihre Missetaten vorgesehen Strafe befreit werden.“
James Talmage, „Jesus der Christus“ zitiert Mosheim, Geschichte der Kirche, XII. Jahrhundert II.
Supererogation wurde das genannt.
Die Statistiken ‚guter Werke’ wurden
gewissenhaft geführt. Das „Vaterunser“ - das zwar nur wenige Worte umfasst -
wurde in manchen Klöstern rund um die Uhr gebetet: Sieben Millionen AveMaria hatte „... die Bruderschaft der 11 000 Jungfrauen auf Vorrat gebetet, dazu
200 000 Rosenkränze und 200 000 Tedeum laudamus, sowie 3500 ganze Psalter“
Gustav Freytag Deutsche Bilder 2
Die Kirche trieb mit solchen Torheiten und ihren kuriosen Wunschvorstellungen
die Menschen in die entgegengesetzte Richtung, hinein ins Antichristentum, ins
Ausbeutertum.
„Auch Magister Johannes (Hus 1369-1415) gab seine letzten vier Groschen dem
Beichtvater, sodass er zuhause nur trockenes Brot zu essen hatte... die
hussitische Bewegung begann mit dem Zorn und Ärger über unredliche
Gewaltakte der kirchlichen Partei... Im Jahr 1392 wurde das Jubeljahr auf dem
Vissegrad verkündet, von Latäre bis zu Kreuzerhöhung wallfahrtete zahlloses
Volk zu den heiligen Stellen durch die Städte von Prag, spendete und beichtete
und erhielt dafür reichlichen Ablass. Großes Geld nahm die vornehme
Geistlichkeit ein, die Beutel der Armen wurden leer. Die Einnahmen musste der
Erzbischof mit dem König Wenzel teilen" Gustav Freytag, Bilder aus der deutschen
Vergangenheit“ zweiter Band. Leipzig, S. 218-219
Einige wussten mehr. Papst Leo X. hatte 1515 den Ablass ausgeschrieben, um
seine Schulden beim Bankhaus der Fugger zu begleichen. Denn er liebte die
große Kunst: „von Raffael ließ er sich die Wände seines Badezimmers mit der
Göttin Venus und ihrem Sohn, dem Liebesgott Cupido, bemalen und… laut seinen
Zeitgenossen ... sei ein Teil des eingenommenen Geldes für die Aussteuer seiner
Nichte Maddalena Cibò bestimmt gewesen...“ Maike Vogt- Lüerssen „Begegnungen mit
Zeitgenossen der Renaissance“
Dass Geld, auch schmutziges, jedes Tor im Reich Gottes öffnen könne, wollte
Luther weder verstehen, noch durfte er das unwidersprochen hinnehmen.
Da gab es den „Fall des Mordes des Statthalters der Lombardei, Azzo Visconti an
seinem Oheim Marcus im 14. Jahrhundert. Papst Johannes XXII. nahm von
diesem Mörder Geld und erklärte, Gott gedenke seiner Sünden nicht mehr.
Visconti sei nun mit dem Reich Gottes ausgesöhnt.“ Schlosser, Weltgeschichte, Bd. VI. S.
390-391
Vorkommnisse wie dieser führten schon lange vor Luther zu Protesten.
Zu den schärfsten Kritikern gehörte John Wyclif der, 1374, als Botschafter des
englischen Königs Eduard III. nach Brügge reiste, um dem päpstlichen Nuntius
"Beschwerden gegen den Heiligen Stuhl" vorzutragen. „Im Auftrag des Königs
kritisierte Wyclif den Verkauf kirchlicher Ämter und wandte sich gegen den
Machtanspruch des Papstes, der zu dieser Zeit seinen Papstsitz in Avignon
hatte.“ EKD Der „Morgenstern der Reformation“
Da waren zu viele Ungereimtheiten. Mit einer riesigen Kreuzesfahne, militärisch
geschützt war der Dominikaner Tetzel quer durch Deutschland bis in Luther
Nähe gereist und pries seine ungewöhnliche Ware an: Sündige Verstorbene
könnten für ein paar Groschen aus dem Höllenfeuer gerettet werden.
Tetzel kam bis Jüterbog.
Nach Wittenberg, wo Bruder Martin lehrte, durfte er nicht gehen, denn Kurfürst
Friedrich der Weise hatte Tetzel untersagt, Kursachsen zu betreten. Friedrich
wollte nicht, dass sein Geld und das seiner Untertanen irgendwohin abwandert.
Deshalb liefen die Wittenberger, abergläubisch, wie sie durch ihre Geistlichen
erzogen worden waren, nach Jüterbog. Bald spürte Luther die Auswirkungen
direkt. Er zeigte sich nicht gewillt, Männer und Frauen von ihren Sünden zu
absolvieren, solange sie keine aufrichtige Umkehr geübt hatten. Wie er glaubte,
müsste das doch jedem einleuchten. Nur, wie sagte er das kurz und knapp
seinem Kaiser? Luther mühte sich ab.
Er fühlte sich elend und verlassen. Der Angstschweiß perlte von seiner Stirn,
denn er musste an Jan Hus denken. Dem hatten sie ebenfalls freies Geleit
zugesagt und dennoch waren 1415 Krone und Kurie darin übereingekommen:
Hus muss brennen. Und so geschah der Wortbruch.
Er kämpfte buchstäblich gegen den Teufel, während nicht nur das ganze Worms,
sondern halb Deutschland seinen Mut bejubelte, denn diejenigen, die
freiheitlich denken konnten, hatten schon lange nach einem Mann wie ihn
Ausschau gehalten. Die Bauern hofften, dass nun Besserung kommt. Sie lebten
erbärmlich, während es Mönche gab, die ihr Brot verzehrten, ohne einen Finger
krumm zu machen. Fortdauernd erpressten Patrizier und Kleriker den Groß- und
den Kleinzehnt, der Adel erhob von ihnen Steuern und Zölle, die Pfaffen
verlangten obendrein den Peterspfennig der helfen sollte den Petersdom zu
Rom zu errichten. Auch die, die nicht lesen konnten, hörten mit Freuden, Luther
habe geschrieben: Warum baut der reiche Papst nicht wenigstens den
Petersdom von seinem Geld? 86. These
Im Kontrast dazu stand Jesu Programm: „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und
beladen seid, ich will euch erquicken.“
Es war die Zeit des spanischen Großinquisitors Torquemada, der die Juden,
Häretiker und Mauren erbeben ließ, indem er sie, das Kreuz des Erlösers in die
Höhe reckend, mit dem Feuertod bedrohte. Es war die hohe Zeit des religiösen
Betrugs, der hysterischen Frömmigkeit, der Massen-Wallfahrten und einer weit
verbreiteten Unwissenheit. Nicht wenige Klöster waren zu Herbergen von
Gesindel geworden, andere zu Bordellen verkommen. Mancherorts war jeder
dritte Mann ein Mönch oder stand im kirchlichen Dienst. Luthers Stimmung
schwankte, doch er will zuversichtlich sein. Er vertritt doch die Sache Jesu
Christi.
Es ging nicht nur ums Geld. Luthers Kühnheit rüttelte grundsätzlich, nicht nur
nach Kardinal Cajetanus Urteil, an jenen Pfosten, auf denen die Macht des
Papsttums ruhte. Wenn er nicht verurteilt wird, drohte dem Vatikan eine
Minderung der Autorität des höchsten Klerus.
Oberster Richter ist der spanische Kaiser der Deutschen. Zum Glück hat Karl V.
sich nie darum geschert, was ihm Fachleute und seine Geistlichen rieten. Er wird
sich, wie stets, sein eigenes Urteil bilden. Auch das lässt hoffen. Dennoch, er, als
Imperator, hatte die heilige Pflicht, vor Gott das Evangelium Roms zu bewahren
und dem Papst zu Diensten zu stehen.
Aber auch er ahnt nicht, dass er selbst, ebenso wie sein hagerer Gegenüber,
Luther, sehr bald ins Gegenteil fallen wird. Kaiser Karl wird, nur wenige Jahre
nach Worms, Truppen gegen Papst Clemens VII. schicken, der dumm genug sein
wird, sich mit den Franzosen gegen ihn zu verbünden und Martin, der die
Toleranz des Monarchen erwartete, wird bald sagen: „Mit Ketzern braucht man
kein langes Federlesen zu machen, man kann sie ungehört verdammen!“
Tischreden, Bd.III. S. 175
„Er ist ein Ketzer, ... ins Feuer mit ihm!“ Das hörten nicht nur die
Nächststehenden. Martin weiß, ein kleiner Wink des mächtigsten Mannes der
Welt genügte, um ihn zu verhaften. Martin ist Doktor der Heiligen Schrift, die
er, wie keiner sonst, in diesem Raum verstand. Die Konsequenz des Gehorsams
der Geistlichkeit gegenüber dem Ungeist der Raffgier erbitterte Martin Luther:
Nur echte Reue kann alles bessern.
Sehr wenige Laien wussten indessen, dass Ambrosius von Mailand im 4.
Jahrhundert den Grund für den Ablasshandel legte, indem er lehrte: „Es kann
keine noch so verruchte Schandtat begangen oder gedacht werden, welche die
heilige Kirche nicht nachlassen könnte.“ Gerhard J. Bellinger „Der Catechismus Romanus
und die Reformation
Wahrscheinlich gab wiederum ‚Papst’ Sixtus I. (Xystus), der von 116-125 als
römischer Bischof amtierte, den Anstoß zu dieser Anmaßung, indem er die
Behauptung wagte: „Die Kirche ist immer heilig, ganz gleich wie sündig ihre
Priester sind.“ Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Verlag Traugott Bautz
Noch sechs Jahre vor Bekanntmachung der antirömischen Thesen, während
seiner Hinreise nach Italien, in Sachen seines Augustinerordens, 1510-11,
empfand Luther Glück, Sohn einer sauberen Kirche zu sein. Angesichts der am
Horizont auftauchenden Türme der ewigen Stadt fiel er auf die Knie: „Heiliges
Rom!“ Unheiligeres sollte Bruder Martin sodann nie wieder sehen, nie wieder
so lästerliche Reden wie die der römischen Priester hören, welche die Messe mit
unbeschreiblich obszönen Redensarten verlachten und die sich offen der
Vorfreude hingaben, nach vollzogener Pflicht Vergnügen in den Armen
ungenierter Damen zu finden. Ihre Mitbrüder würden ihnen am nächsten
Beichttag zwar eine kleine Buße, eine kleine Strafe, auferlegen - wenn
überhaupt - und sie sodann mit läppischen Scherzen ermutigen weiter zu
machen und zu tun was ihnen gefällt, denn schließlich besitzt ihre Kirche das
allen Übertretern zur Verfügung stehende Reinwaschungsmonopol. Und das sei
so, seitdem Christus der Herr, seinem Nachfolger Petrus die Legitimation dazu
mit den Worten verlieh: „Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen;
welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“
Doch gemäß den Gesetzen der Bibel kann diese Vollmacht nur, wie jede andere,
unter bestimmten Voraussetzungen an andere übertragen werden.
„Liebst du mich?“ fragte der Herr den Petrus. Dreimal. Und Petrus erinnerte sich
sehr wohl daran, was das bedeutete. Jesus hatte es zuvor definiert: „Wer meine
Gebote hat und hält sie, der ist es, der mich liebt...“ Joh. 14: 21
„Im Jahr 991 besprach ein Bischof die (absolut katastrophalen) römischen Zustände…
Sein Resümee lautete: ein Papst, der keine Liebe besitzt… ist ein Antichrist...“
Hertling: „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740“
Höchste Priesterpflicht: Legitimationen erhalten
In der Kirche Jesu Christi der HLT (Mormonen) wird jede Person umgehend
dispensiert, wenn außereheliche sexuelle Kontakte zustande kamen, oder wenn
andere Verfehlungen, wie Diebstahl, Lügen oder allgemeiner Amtsmissbrauch
vorliegen. Im Wiederholungsfall erfolgt der Kirchenausschluss.
(Nach angemessener Zeit echter Reue ist eine Wiedertaufe möglich, sogar erwünscht)
„Mormonen“ anerkennen aus zwei Gründen die Taufen von Säuglingen und
Kleinkindern nicht.
1.) Tertullian (160-220) lehnte jede Kindertaufe klar ab: „Die Kinder sollen
kommen ..., wenn sie belehrt sind.“ De baptism Tertullian, 210ca.
2.) Er bekräftigte „das Menschenrecht (ius humanum) … dass jeder verehrt
was er für richtig hält.“ Ad Scapulam (Kap. 2)
Ein Kleinkind hat keine Wahl!
Die Kirche schaffte sehr früh das Wahlrecht ab.
Kaiser Justinian, Herr des oströmischen Reiches „ordnete 545 die Verfolgung
nichtchristlicher Grammatiker, Rhetoren, Ärzte und Juristen an... er ließ heidnische
Bücher verbrennen. Die Kindstaufe wurde zwangseingeführt, die Nichtbeachtung mit
dem Verlust an Eigentum und Bürgerrecht bestraft.“ Philipp Charwath „Kirchengeschichte“
Auf eventuellen Abfall von der „Orthodoxie“ setzte er die Todesstrafe. Das ließ er
schamlos, in sein Gesetzeswerk „Codex Justinianus“ hineinschreiben. Längst war in
Vergessenheit geraten, dass die Heiligen Schriften den Christen Zwangsausübung
jeder Art strengstens untersagten. Schon vor Origenes (185-254) lehrte die Kirche
unmissverständlich, was das Christentum ist, nämlich ein Garant für
Gewissensfreiheit. Der Umkehrschluss lautet:
Wo die Wahlfreiheit endet, da ist
niemals Christliches.
„Die Christen, schreibt Tertullian, kennen keine Ruhmsucht und Ehrsucht, kein Bedürfnis
nach einer Parteistiftung, nichts sei ihnen fremder als die (Macht-) Politik. Der eine möge
Gott verehren, der andere den Jupiter; der eine zum Himmel, der andere zum Altar der Fides
beten. Seht vielmehr zu, ob nicht auch das auf den Vorwurf der Gottlosigkeit hinausläuft,
wenn man jemand die Freiheit der Religion nimmt und ihm die freie Wahl seiner Gottheit
verbietet“. Georg Denzler, „Mutige Querdenker, der Wahrheit verpflichtet“
„Mormonisch“: „Die Entscheidungsfreiheit ist die wesentliche, treibende Kraft beim
Fortschritt der Seele. Der Herr wünscht sich, dass der Mensch so wird wie er. Damit
der Mensch das erreichen kann, musste der Schöpfer ihn zuerst frei erschaffen.“ David
O. McKay Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage 1951-1970
Papst Gregor der Große empfahl um 600 den Einsatz von Folter als Mittel der
Bekehrung: „Wenn ihr feststellt, dass die Menschen nicht gewillt sind, ihr Verhalten
zu ändern, so befehlen wir, dass ihr sie mit größtem Eifer verfolgt... züchtigt sie mit
Prügeln und Folter, um sie zur Besserung zu zwingen… sie sollen durch strengste
Kerkerhaft zur Einsicht gebracht werden, wie es angemessen ist, damit jene, die sich
weigern, die Worte der Erlösung anzunehmen, welche sie aus den Gefahren des Todes
erretten können, durch körperliche Qual dem erwünschten gesunden Glauben
zugeführt werden.“ Henry, Charles Lea „Geschichte der Inquisition im Mittelalter“
Im Jahr 681 heißt es denn auch - laut dem 12. Konzil zu Toledo -: „... reißt mit der
Wurzel die jüdische Pest aus... die jüdische Religion ist verboten! Allen Juden
Spaniens wird befohlen, sich binnen eines Jahres taufen zu lassen... wer der Gnade
der Taufe noch nicht teilhaftig wurde, wird mit einhundert Peitschenhieben, dem
Ausreißen des Kopfhaares... sowie der Landesverweisung bestraft... sein Eigentum
wird dem Herrscher zur Verfügung gestellt...“ Werner Keller „Und wurden zerstreut unter alle
Völker“
In der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ von 1999 erheben die
Verfasser für heutige Theologen immer noch, trotz allem furchtbaren Geschehen,
Anspruch auf angebliche Legitimationen zur Sündenvergebung.
Dem widerspricht die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage direkt, indem
ihre Schriften lehren: „Legitimationen erlöschen bei Missbrauch.“ Lehre und Bündnisse
121: 35-38
Im Buch Mormon heißt es: „Gestattet niemandem euer Lehrer oder geistlicher Diener
zu sein, außer er sei ein Mann Gottes, der auf seinen Pfaden wandelt und seine Gebote
hält.“ Mosia 23: 14
Mit Beginn des 4. Jahrhunderts drohte er ganzen Kirche der Verlust des „echten
Ringes“ infolge Rechthaberei und Eifersucht:
Bereits „Emperor Maxentius sah sich beträchtlichen Wirren und zum Teil blutigen
Kämpfen innerhalb der Christengemeinden Roms konfrontiert. Er war gezwungen, die
Bischöfe Marcellus (307- 309) sowie Eusebius (309) in die Verbannung zu schicken.“
Karl Christ „Geschichte der römischen Kaiserzeit “
Der Historiker Ludwig Hertling SJ umschreibt spätere Ereignisse, die dem, allen
Christen (nach Matth. 5: 5 u 6) nicht erlaubten, Vormachtdenken entsprangen:
„(Papst) Formosus (891-896) krönte den Herzog von Spoleto, Guido, zum Kaiser. 893
wurde Formosus gezwungen, auch Arnulf zum Kaiser zu krönen. Von da an herrschte
in Rom ständiger Bürgerkrieg… Es waren nur mehr Raufhändel der römischen
Familien, die ihre Mitglieder ihrer Familien zu Päpsten zu machen und die von anderen
Familien aufgestellten Päpste zu stürzen suchten. Die Verwirrung war so groß, dass
wir von manchem dieser Päpste, die oft nur Wochen oder Tage im Amt waren, nur die
Namen wissen und nicht einmal immer feststellen können, ob sie rechtmäßige Päpste
waren…“ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740“
Das Liebesgebot Christi war und bleibt als Voraussetzung für das Christsein bindend.
Aus Hass verurteilte Papst Lucius III. 1184 die Waldenser als Ketzer. 1181 wurde er
vom Kardinalbischof zum Papst befördert. Seine Zeitgenossen rühmten seinen
Gerechtigkeitssinn.
Das war der Start zum 600-jährigen Ausrottungskrieg der Kirche, der erst 1848
endete. Noch im Frühling 1655 wurden schätzungsweise 1700 Waldenser von
„Christen“ geschlachtet. Alleine diese Periode als Teil der Geschichte des
Christentums zu bezeichnen, ist eine Beleidigung des Friedefürsten.
Bernard von
Clairvaux (1090-1153) urteilte: dass die Katharer (bzw. Waldenser) Ketzer seien und
lobt sie in höchsten Tönen: „... Es kann nichts Christlicheres geben, als diese
Häretiker... Ihre Worte stimmen mit ihren Taten überein. Ein Waldenser betrügt
niemanden, er bedrückt niemanden, seine Wangen sind bleich vom Fasten, er isst
nicht das Brot des Müßiggangs, seine Hände arbeiten für seinen Lebensunterhalt“
dennoch: „hält er ... (Bernard mit Blick auf die deutschen Waldenser im Raum Köln)
den weltlichen Arm für verpflichtet, das durch die Ketzereien Gott angetane Unrecht
zu rächen“ Henry, Charles Lea „Geschichte der Inquisition im Mittelalter Bd. 1 S. 246 u.112
Lucius III. sei ein gerecht handelnder Papst gewesen?
Henry, Charles Lea in Auswertung der Niederschriften teilt uns in seiner "Geschichte
der Inquisition im Mittelalter" Bd 1 allerdings mit, dass
"der Erlass des Lucius III. auf dem sogenannten Konzil von Verona 1184 allen
Machthabern gebot, vor ihren Bischöfen eidlich zu geloben, dass sie die kirchlichen
und weltlichen Gesetze gegen die Ketzerei voll und wirksam durchführen wollten. Jede
Weigerung oder Vernachlässigung sollte mit Exkommunikation, Absetzung und der
Unfähigkeit ein anderes Amt zu bekleiden, bestraft werden... So unternahm es die
Kirche, die weltlichen Herrscher zur Verfolgung zu zwingen."
1208 rief Papst Innozenz III. zum Kreuzzug gegen die Katharer auf. Der Ev.
Gesamtverband Oberweser formulierte:
"Die nächste Antwort ... war die Gründung des Predigerordens der Dominikaner um
1216. Als von Papst Gregor IX. im Jahre 1231 die Inquisition offiziell eingerichtet
wurde, begann endgültig die dunkle Zeit des Terrors. Für Unbußfertige und
Rückfällige wurde der Feuertod als Strafe bestimmt."
Waldensergemeinden um 1100
(ev. Gesamtverband, Oberweser)
Waldenser wurden gezwungen,
rotglühendes Eisen in die Hand zu nehmen.
Diese Großverbrechen wurden nie bestraft. Zu keiner
Zeit erwogen die Kirchengewaltigen, ob durch
antichristliches Tun die apostolische
Sukzessionskette abriss!
Erst auf Druck Englands setzte der König Sardiniens
und Piemonts, Karl Albert, dem scheußlichen Treiben der Kirche, 1848, durch
politische Dekrete ein Ende. Es war keineswegs so, dass die damalige Kirche von sich
aus Erbarmen gezeigt hätte.
Es erfolgte die Degradierung Christi mit „christlicher“ Hilfe.
Buße als Akt der Einsicht und der Willensfreiheit
Luthers Umkehr fand tatsächlich, 1511, in Rom
statt.
Mitten auf einer der 28 Stufen der
Pilatustreppe (Scala sancta) hielt er plötzlich inne.
Sein ‚Vater-unser’ zugunsten seines Großvaters
stockte. Mit einem Schlag hinterfragte er die
allgemeine „Meinung, wer so bete, würde eine
Seele erlösen.“ Fliedner-Caspar-Muetzelfeld, Evangel.
Religionsbuch III, für Knabenschulen
Er lauschte in sich hinein: Vermag dieser Ritus das?
Nur Buße kann erlösen! Doch Rom hatte noch nicht
begriffen, dass Buße weder Strafe sein soll, noch
kann Strafe durch Gebete ersetzt werden. Der
Kirche täte es gut, selbst Buße zu üben.
Das sollte dauern, bis Vaticanum II (1962-65) und dem berühmten Bußgebet
Johannes XIII..
So tauchte wahrscheinlich in Luther und in Rom das griechische Wort
„Metanoia“ auf: "Buße ist Umkehr". Sie findet innen statt.
Nur die Reue des Übertreters kann Vergebung bringen: Das stand bei Luther –
damals noch – obenan. Deshalb lautete seine erste These: „Als unser Herr und
Meister Jesus Christus sagte: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe
herbeigekommen“, wollte er, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sei.“
Später leugnete er indirekt diese Notwendigkeit für die Erlösung, je deutlicher
er dem paulinischen Halbsatz „allein aus Gnade“ den Vorrang gab. Es passt nicht
recht zusammen: denn um sich in der Versuchung selbst zu bezwingen bedarf
es einer Willensleistung, eben des freien Willens von dem Luther behauptete es
gäbe ihn nicht: „... die Vernunft selbst (ist) gezwungen zuzugeben, ... dass es
einen freien Willen weder im Menschen noch im Engel, noch in sonst einer
Kreatur geben kann.” M. Luther „Vom unfreien Willen"
Konsequenterweise (aber nicht gemäß der Logik) wurde denn auch in der
„Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ von 1999, der Begriff „Buße“
geradezu ängstlich gemieden. Unter den fast 10 000 Wörtern erscheint er nur 1 Mal
und das im schiefen Rahmen. Wörtlich: „Auch der Gerechtfertigte muss wie im
Vaterunser täglich Gott um Vergebung bitten, er ist immer wieder zu Umkehr und
Buße gerufen, und ihm wird immer wieder die Vergebung gewährt“
Woher wissen die Verfasser, dass dem Übertreter „immer wieder“ die Vergebung
gewährt wird?
Die im frühen Christentum entscheidende Geisteshaltung ist die der Vermeidung der
Übertretung: Paulus bringt es auf den Punkt: Das aber ist der Wille Gottes, dass ihr
meidet die Hurerei.“ 1. Thess. 4: 3
Wenn die Übertretung doch geschieht, muss ihr angemessene Reue folgen, die den
Rückfall verbietet, denn man kann nicht fromm beten „Herr, dein Wille geschehe“,
und dann nach Belieben weitermachen. Das zöge nach Paulus die Exkommunikation
nach sich: „Schafft den Übeltäter aus eurer Mitte“ 1. Korinther 5: 13
"Reue" erscheint, unter den vielen Worten der erwähnten „Erklärung“, ebenfalls nur 1
Mal.
Die Bibel sagt es: „Selig, wer sein Gewand wäscht.“ Offb Joh. 22: 14
Das Buch Mormon schreibt bestätigend: "Die Barmherzigkeit erhebt Anspruch auf die Reumütigen, und die Barmherzigkeit wird
wegen des Sühnopfers zuteil; und das Sühnopfer bringt die Auferstehung der Toten
zuwege; und die Auferstehung der Toten bringt die Menschen in die Gegenwart Gottes
zurück; und so werden sie in seine Gegenwart zurückgebracht, um gemäß ihren
Werken gerichtet zu werden, gemäß dem Gesetz und der Gerechtigkeit.
Denn siehe, die Gerechtigkeit macht alle ihre Forderungen geltend, und die
Barmherzigkeit beansprucht auch all das Ihre; und so wird niemand als nur der
wahrhaft Reumütige errettet.“ Alma 42: 23-24
Mitglieder der Kirche Jesu Christi, die den Ratschlägen ihrer Propheten folgen, halten
es für ihre Pflicht täglich an ihrem Wesen zu arbeiten um es zu bessern und den
Forderungen des eigenen Gewissens nicht zu widersprechen, gemäß Luthers 1. These
und dem Bibelwort Jeremias: „Bessert euer Leben und Wesen!“
7: 3
Zitternd war Bruder Martin einmal, in der Zeit seiner größten Romgläubigkeit, in
einer Prozession hinter einer Monstranz hergelaufen. Dr. Usingen, Lehrer seines
Ordens, der das bemerkte, hatte ihn angestoßen und besorgt nachgefragt, ob
Martin sich unwohl fühle. Da bekannte er, den Blick auf das Türlein der
kristallenen Monstranz gerichtet, hinter der sich Jesu Fleisch in Form der
geweihten Oblate, der Hostie, befand, wie sehr er sich fürchte dermal einst als
arme Seele diesem Weltenrichter gegenüber zu stehen und verurteilt zu
werden, weil er anscheinend gewissen Neigungen immer wieder nachgab...
Dr. Usingen meinte es damals gut, doch Menschenworte, so gut sie auch
gemeint waren, konnten ihn nicht trösten.
Er verglich den Ernst seines Beichtvaters Johann Staupitz (1468-1524) mit dem
Leichtsinn, dem er in Rom selbst bei Tageslicht begegnete. Die Würde dieses
großen Mannes und seine Ermutigungen halfen ihm seit je, immer wieder, den
Kopf zu heben. Staupitz, obwohl Generalvikar deutscher Augustiner war
demütig genug, ihn seinen Freund zu nennen.
Und Martin war fortan Manns genug, seinen Weg der Suche nach einem Ausweg
fortzusetzen. Doch er übertrieb – etwas, das ihm bis an sein Lebensende zu
eigen war. Das zeigte sich in seinem Verhalten zu Juden, zu Sinti und Roma,
ebenso wie gegenüber angeblichen Hexen.
Um 1517 gab er zu, dass es seinem Wesen entsprach Dinge auf die Spitze zu
treiben:
"Wahr ist's, ein frommer Mönch bin ich gewesen und habe so gestrenge meinen
Orden gehalten, dass ich's sagen darf: Ist je ein Mönch gen Himmel kommen
durch Möncherei, so wollt' ich auch hinein kommen sein. Das werden mir
bezeugen alle meine Klostergesellen, die mich gekannt haben. Denn ich hätte
mich, wo es länger gewähret hätte, zu Tode gemartert mit Wachen, Beten, Lesen
und anderer Arbeit."
Da fühlen wir alle in liebevoller Weise mit ihm und stehen in seiner Ablehnung
des religiösen Wahns an seiner Seite, denn vor und zu seinen Zeiten wollten die
Christen durch ‚besonders gute Taten’ Erlösung finden, nämlich in Pilgerreisen,
im Reliquienerwerb (die ohnehin überwiegend Falsifikate darstellten), in der
Teilnahme an endlosen Kreuz- und Kriegszügen gegen Islam, Heiden-, Ketzerund Judentum. Das „Gutsein“ bestand aus Kasteiungen, langanhaltenden
Wiederholungen gewisser Floskeln, im fast pausenlosen "Vater-unser"
Geplapper und im geradezu blinden Gehorsam gegenüber jeweiligen kirchlichen
Vorgesetzten. Das waren weder Guttaten noch waren sie wünschenswert
Die Aussage, die „guten Taten ... welche die Heiligen über das hinaus vollbracht
hatten, was zu ihrer Seligkeit notwendig ist.“, geht richtigerweise davon aus, dass die
unsterbliche Seele wegen ihrer Taten entweder in den Himmel kommt oder in die Hölle
geht. Wobei wieder klar wird, dass es Unfug ist überhaupt anzunehmen, der eine
schaffe es gerade so in den „Himmel“ mit seinem unermesslichen Glück, und der
andere, der um kaum ein Grad schlechter war, wird ewig leiden.
Dem entsprechen die alten Texte: „Die Toten werden nach ihren Werken gerichtet!“
Offb Joh. 20: 12
Da ist der ganze Protestantismus, insbesondere der Calvinismus, in Verlegenheit die
beide durch gewagte Konstruktionen Ausreden fabrizieren: Lutherisch formulieren
die Theologen der evangelischen Kirche bis heute: „Wir bekennen gemeinsam, dass
der Mensch im Blick auf sein Heil völlig auf die rettende Gnade Gottes angewiesen ist.
Die Freiheit, die er gegenüber den Menschen und den Dingen der Welt besitzt, ist keine
Freiheit auf sein Heil hin. Das heißt, als Sünder steht er unter dem Gericht Gottes und
ist unfähig, sich von sich aus Gott um Rettung zuzuwenden oder seine Rechtfertigung
vor Gott zu Verdienen oder mit eigener Kraft sein Heil zu erreichen. Rechtfertigung
geschieht allein aus Gnade. … der Mensch ist unfähig, bei seiner Errettung
mitzuwirken.“ Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre.
Das Gnadenverständnis der Kirche Jesu Christi der HLT steht wie das des Origenes
haushoch gegen solche Verklausulierung: Gott erwartet unser Dazutun, das gerecht
belohnt wird.
„… Zwar sind alle Geschöpfe ganz auf Gott angewiesen, eigene Anstrengungen werden
durch seine Gnade weit überwogen. Aber die Vorsehung hat alle Regungen des freien
Willens von Ewigkeit her vorausgesehen und eingeplant, und sie werden gerecht
vergolten.“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft ... Origenes, Mohr - Siebeck,
3. Auflage
Dr. Martin Luther kämpfte wie ein Löwe, um einen paulinischen Halbsatz zu
verteidigen: Sola gratia. Aber weder das Gottes- noch das Menschenbild Luther ist
stimmig, deshalb geht er nicht gerade selten irre. Er weiß nicht, dass die menschliche
Seele Äonen vor ihrem Erdenleben existierte, weil diese Lehre seit Jahrhunderten
mutwillig gelöscht wurde.
Erst die Erkenntnis, dass der Mensch buchstäblich göttlichen Ursprungs ist, hebt den
der das sehen kann vom Tal auf eine beträchtliche Anhöhe.
Sonderbar, das gewisse Aussagen Paulis über die Prinzipien Christi gestellt wurden.
Christus zählte sie auf die für die ewige Seligkeit unerlässlichen guten Taten:
- Niemals Gewalt anwenden, Matth. 5: 5
- Nach Gerechtigkeit streben (Recht schaffen, wo es nicht vorhanden ist, wie
D. Bonhoeffer sagte) Matth. 5: 6
- Barmherzig mit anderen sein Matth. 5: 7
- Reiner Gesinnung sein Matth. 5: 8
- Stets friedensstiftend zu handeln, Matth. 5: 9
- Verfolgung ertragen Matth. 5: 10… das wird euch großen Himmelslohn
einbringen Matth. 5: 12
- Ihr müsst wohltuenden Einfluss auf die Geschicke der Erdbewohner nehmen,
denn ihr seid das Salz der Erde Matth. 5: 13
- Ihr, die ihr meinen Namen auf euch nehmt, müsst das Licht der Wegweisung
zum Guten sein Matth. 5: 14
- Ihr Männer schaut nicht lüstern hinter fremden Frauen her. Matth, 5: 27
- Hütet euch anzugeben, wenn ihr Gutes getan habt, sonst verliert ihr den für
Bescheidenheit ausgesetzten Lohn. Matth. 6: 1
- Wenn du Wohltaten spendest, posaune das nicht aus! Du könntest sonst
deinen Lohn von deinem Gott verlieren Matth. 6: 2
- Seid vorsichtig, wenn ihr ein Urteil über andere fällt, denn wenn ihr
ungerecht richtet, verurteilt ihr euch selbst. Matth. 7: 1
- Wir sind eingeladen worden, im Weinberg Gottes (seiner Kirche)
mitzuarbeiten und uns wurde Lohn versprochen. Matth. 20
- Im Weltgericht wird erwogen, ob wir zu Lebzeiten auf Erden den Hungrigen
und Elenden halfen. Matth. 25: 31-46
Schlimm genug wenn behauptet wird: der Mensch ist unfähig, bei seiner Errettung
mitzuwirken“, überbietet Johannes Calvin (1509-1564) das Ganze: „Calvinismus
bedeutet, du hast zu glauben, dass Gott vollkommen frei ist, einen jeden Menschen
zum Heil (oder Unheil) vorherzubestimmen, ungeachtet dessen…, ob er glaubt oder
nicht. Und diejenigen, die zum Heil vorherbestimmt sind, können nicht abtrünnig
werden oder ihres ewigen Lohnes verlustig gehen.“ Kingdon, Robert M.: Der internationale
Calvinismus und der Dreißigjährige Krieg
Calvin lässt keinen Zweifel an seiner überfrommen Borniertheit aufkommen:
„... die Menschen werden nicht alle mit der gleichen Bestimmung erschaffen, sondern
den einen wird das ewige Leben, den anderen die ewige Verdammnis vorher
zugeordnet.“ Institutio Christianae Religionis 3.21.
„Non agunt, sed aguntur – Sie handeln nicht, sie werden gehandelt.“ Bernhard, Calvin
und die Wirkungen
Sklavenhalter handelten mit Menschen und händelten sie!
Welch Trotz erregendes Gottesbild diese Herren Protestanten da schufen!
Aus der Sicht der Verdammten war dieser „Gott“ das Abbild eines Tyrannen, der dem
„ewig Verlorenen“ das Individualrecht vorenthält. Empörung gegen diesen Gott der
Launen musste die Folge sein.
Die Aufgabe des echten Christentums besteht jedoch darin: „Eine neue, alle völkischen
Unterschiede hinter sich lassende Lebensordnung (zu schaffen!) ... Alle Menschen von
sittlichem Willen (werden) sich ihr freudig unterstellen... (Erst) diese Auffassung vom
Ziel der sittlichen Willensfreiheit bringt uns die Loslösung des Menschen vom Zwang
irdischer Bindungen.“ Dialog des Bardesanes bei Hans Lietzmann: „Geschichte der alten Kirche“
Entschlossenheit und Willensfreiheit des Einzelnen sind erforderlich, um sich aus dem
Zwang irdischer Bindungen zu lösen. Du sollst deine Fähigkeiten einsetzen, um zu
helfen große Utopien, wie die vom Gottesreich Christi auf Erden, in Realitäten
umzusetzen. Es sollte und soll nach Christi Willen und Wunsch eine Gesellschaft
entstehen, in der die Lüge keinen Platz hat, und das Streben nach dem Wohlergehen
aller dominiert. Dann kann und muss ein Reich hervorkommen, indem niemand dem
anderen vorschreibt, was er zu glauben und zu tun hat. Dem aber geht der sittliche
Wille voraus, die Willensfreiheit, die genährt werden muss. Zu diesem Zweck erhielten
wir Talente.
Willensfreiheit und Gnade - oder Luther kontra Origenes
Origenes sagte es immer wieder, aber er sagte nur was die Priester christlicher
Gemeinden seit je verkündeten: „Der Schöpfer gewährte den Intelligenzen, die er
schuf, willensbestimmte, freie Bewegungen, damit in ihnen eigenes Gut entstehe, da
sie es mit ihrem eigenen Willen bewahrten… durch die Kunst seiner Pädagogik wird
Gott (seine Geschöpfe) doch noch dazu bringen, dass sie dem Guten beständig
anhängen.... Gottes Pädagogik und der freie Wille der Logika, den Gott durch
Erziehung fördern und nicht durch Zwang vergewaltigen darf, sind die eigentlichen
Pole des origenistischen Systems.“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft,
3. völlig neu bearb. Auflage, vierter Band Kop-O, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960
Nahezu 1 600 Jahre lang verweigerte die nicänisch-katholische Kirche den Menschen
das Recht auf freie Wahl ihrer Religion energisch. Erst mit der Schlusssitzung von
Vatikanum II verabschiedete der Vatikan sich vom menschenverachtenden,
konstantinisch-ambrosianischen System der Willensunterwerfung. Vaticanum II
(1962-1965), änderte unter dem wohltuenden Einfluss des Papstes Johannes XXIII.,
Prinzipien! Dort wurde auch die Tatsache bekräftigt, dass der Mensch über
Willensfreiheit verfügt. Gleichzeitig wurde die Glaubensfreiheit wiederhergestellt:
Luther dachte immer konsequent, aber unter den Gegebenheiten des für Theologen
seit Kaiser Justinian, im sechsten Jahrhundert verwürgten Menschenbildes. Nämlich,
nachdem dieser Großherr unter Strafe stellte, weiterhin zu glauben, dass jeder
Mensch ein vorirdisches Dasein hatte, dass jeder den göttlichen Funken in sich trägt
und damit über ein riesiges Potential verfügt, - wenn es nicht unterdrückt wird.
Weil das so immer wieder geschah, ist Geschichte stets die des entschlossenen
Ringens um die Freiheit gegen die Rücksichtslosen.
Gegen die Vernunft verkündete die EKD noch 2020: „Gottes Allmacht und seine
Vorsehung schießt menschliche Willensfreiheit aus.“ „online-Dogmatik evangelischer
Glaube“
Das ist blanker, von der Schrift her nicht unterstützter Determinismus, denn Christus
wirbt um die Seelen, er stellt jedem anheim, Nein zu sagen.
Der Dominikaner Thomas von Aquin (1225-1274) wusste es: „Der Wille gibt dem
Menschen die Freiheit, sich zwischen Gut und Böse zu entscheiden. Gott gewährt uns
die Freiheit, falsch zu handeln, aber er hat uns auch den Sinn für das Rechte und das
Falsche eingegeben.“ Horst Poller „Die Philosophen und ihre Kerngedanken“
Sein Zeitgenosse Meister Eckhart (1260-1328) mahnte ebenso eindringlich wie zuvor
Origenes: „Gott hat die Seele auf Freiheit und Eigenständigkeit ausgerichtet, so, dass
er ihr über den freien Willen hinaus nichts aufzwingen will, auch will er von ihr nichts
fordern, was sie nicht will.“
Zutreffend formulierte der damalige Konzilsberater und -beobachter Joseph Ratzinger
(später Papst Benedikt XVI.) nach der Abstimmung durch die Konzilsväter:
„Die Erklärung über die Religionsfreiheit des Zweiten Vatikanums bedeutet insofern
kirchlicherseits das Ende des Mittelalters, ja das Ende der konstantinischen Ära… und
dass man ab jetzt nie mehr sagen könne, für die katholische Kirche sei die
Religionsfreiheit kein Grundrecht, das in der Würde der Person begründet ist.“ ...„Nach Auffassung des 2. Vatikanischen Konzils liegt das wahre Wesen des Menschen
in seiner Innerlichkeit, seinem Herzen, „wo er selbst unter den Augen Gottes über
sein eigenes Geschick entscheidet“ Karl Hörmann „Willensfreiheit“
Die Christen der ersten drei Jahrhunderte, - gleichgültig, wo sie sich trafen, in einer
Hütte oder einem Nobelsaal – wussten um die Notwendigkeit in Willensfreiheit ihre
Entscheidungen zu treffen. Deshalb gingen sie, „... nach den Versammlungen
auseinander, als ob sie aus einer Schule der Tugend kämen... Sie strebten nach
Selbstbeherrschung und Gerechtigkeit“. Anton Grabner-Haider-Maier „Kulturgeschichte des
frühen Christentums“
„Nach Laktanz ist Jesus der Lehrer der Tugend und Gerechtigkeit.“ Hans Lietzmann
„Geschichte der alten Kirche“
Das war es was Origenes hervorhob; doch wie eine Betonwand stehen bis zur Stunde
auf Seiten großkirchlicher Historiker justinianische Bedenken gegen Origenes:
Niemand kann indessen leugnen, dass … „eine ganze Generation von Theologen ...
durch seine Schule gegangen ist... mehrfach holte man Origenes zur Widerlegung von
Häretikern, die sich seinen Argumenten meistens beugten...“ Franz Schupp „Geschichte
der Philosophie im Überblick“
Er hatte allerdings bereit zu seinen Lebzeiten massiv agierende Feinde. „… Bischof
Demetrius ... war später der erste, der Origenes der Irrlehre bezichtigte, wobei seiner
Handlungsweise jedoch offensichtlich ein rein egoistisches Motiv, nämlich gekränkte
Eitelkeit und Neid, zugrunde lag.“ Guna Avatara Premyoga „The Path of Love“
Ludwig Hertling SJ schreibt: „Origenes hatte niemals die Absicht, von der Lehre der
Kirche abzuweichen!“ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740
Nach den Lehren der christlichen Akademie zu Alexandria wie sie bis 230 verkündet
wurden und denen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sind wir als
buchstäbliche Gotteskinder, versehen mit enormem Potential, das ausreicht in
Gotteshöhen aufzusteigen. Wir sind Götter im Keimzustand.
Das wird seitens evangelischer Theologie massiv bestritten. Konsequenterweise
leugnet die heutige Geistlichkeit lutherischer Prägung, dass der Mensch eine
unsterbliche Seele hat (eine unsterbliche Seele ist): „Die heidnischen Dichter und
Denker irrten, wenn sie meinten, der Mensch habe einen unzerstörbaren Kern.“
„online-Dogmatik evangelischer Glaube“, 2023
Selbstverständlich kann der natürliche Mensch niemals Gott werden, eher mutiert er
ins Gegenteil.
Aber eben da liegt das Problem, mutwillig wurde 543 unter Kaiser Justinian die Lehre
von der „Gottwerdung“ des Menschen in Vergessenheit gestoßen. Folglich will kaum
jemand mehr wissen, dass des Menschen „Erhöhung“ das Kernstück urchristlicher
Tradition war:
„... der Gedanke der Vergottung (des Menschen) war der letzte und o b e r s t e
gewesen; nach Theophilius, Irenaeus, Hippolit und Origenes findet er sich bei
a l l e n Vätern der alten Kirche, bei Athanasius, bei den Kappadoziern, Appolinares,
Ephraim Syrus, Epiphanius u. a.“ Adolf von Harnack „Lehrbuch der Dogmengeschichte“
Selbst die Israeliten, insbesondere die Kabbalisten, glaubten daran: Sie brachten es
auf den Punkt: „... Jeder gute... Gedanke und jedes ebensolche Tun zeugt
unverlierbare geistige und reale Energien (bis zur) Veredlung und Emporhebung in
die reinen Höhenregionen, (tätig) an der immer fortschreitenden Vergottung.“ Erich
Bischoff „Kabbala“
Hippolyt von Rom (heiliggesprochener Gegenpapst um 220) sagt es ebenfalls: „Durch
den Logos brachte Gott Alles hervor, und anders als es gemacht wurde, konnte es
nicht gemacht werden. Den Menschen schuf er als solchen; will der Mensch Gott
werden, so muss er ihm gehorchen.“ Joseph Langen „Geschichte der römischen Kirche“
Dieser Aspekt hat für Origenes und Joseph Smith höchste Bedeutung. „Jeglicher
Grundzug der Intelligenz, den wir uns in diesem Leben zu eigen machen, wird mit uns
in der Auferstehung hervorkommen. Und wenn jemand in diesem Leben durch seinen
Eifer und Gehorsam mehr Wissen und Intelligenz erlangt als ein anderer, so wird er
in der künftigen Welt um so viel im Vorteil sein.“ Lehre und Bündnisse 130: 18-19
Nichts, außer dem Sühnopfer Christi, hat mehr Gewicht.
Allerdings: „Erst aufgrund der Tugend wird man ein Kind Gottes, und erst in der
Erwerbung der Tugend durch eigenen Eifer erwirbt der Mensch die Ähnlichkeit Gottes.
Unentbehrlich für das Erreichen der Gottähnlichkeit ist also die
Entscheidungsfreiheit.“ H. Benjamins „Eingeordnete Freiheit; Freiheit und Vorsehung bei
Origenes“
Derzeitiger Erkenntnis nach glaubte mindestens die Hälfte aller Anhänger Christi bis
etwa 540 „originistisch“. Dann wurde staatlicherseits durch den Imperator Justinian,
das von Jesus und seinen Jüngern gestiftete, schon von Ambrosius von Mailand
untersagte freie Geistesleben, mit verheerenden Folgen ausgerottet.
Justinian (482-565) drehte sich zuvor selbst um einhundertachtzig Grad zu einem
Verächter.
Er ging so weit, den Papst in das von ihm gegen Origenes mitgestrickte
Intrigengeflecht einzubeziehen:
„Die Bannflüche wurden ... unter dem unnachgiebigen Druck Kaiser Justinians von
sämtlichen Patriarchen unterzeichnet, einschließlich Papst Vigilius’, der 544 eigens
zu diesem Zwecke fast gewaltsam nach Konstantinopel gebracht wurde. Mit ihrer
Unterzeichnung reihte die Kirche den bedeutendsten und herausragendsten
Theologen des frühen Christentums, Origenes, aus w e l t l i c h e n Gründen unter
die ketzerischen Irrlehrer...“ Hermann Bauer „Der Einfluss Ostroms“
„In einem Brief an Paula (heißt es), Origenes sei nicht wegen neuer Lehren oder
häretischer Meinungen... verurteilt worden, sondern weil man den Glanz seiner
Beredsamkeit und Wissenschaft nicht habe ertragen können.“ Johann J. Ignaz von
Döllinger „Hippolytus und Kallistus“
In seiner Generalaudienz am 25. April 2007 empfahl Benedikt XVI. die Rückkehr zu
Origenes: „Ich lade euch dazu ein... die Lehre dieses großen Meisters (Origenes) im
Glauben in euer Herz aufzunehmen.“
Die Seele
Goethe wusste es: Er sagt, im Faust 1 was „Mormonen“ zeitgleich mit ihm, oder ein
wenig früher, aber eben nicht die großkirchlichen Theologen, glaubten:
„Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, Die eine will sich von der andern trennen;
Die eine hält, in derber Liebeslust, Sich an die Welt mit klammernden Organen; Die
andere hebt gewaltsam sich vom Dust (= Staub) Zu den Gefilden hoher Ahnen."
Es rumpelt in uns allen, das Fleisch setzt andere Prioritäten als der Geist.
Moderne evangelische Theologen sagen kühn: Der Mensch, wenn er stirbt, sei „ganz
und gar tot“. Woher wissen die Verfasser das? Für die Ganz-tot-Idee spricht nicht der
geringste Beweis.
Nicht für den Bruchteil einer Sekunde sind wir nicht-existent!
Wenn wir sterben, ziehen wir, wie die
Apostel erklärten, nur unseren „Mantel“
aus, wir verlassen lediglich das „Zelt“ 2.
Petr. 1
Wir gehen an den Platz zurück, wo wir
zuvor existierten und mit uns unsere
Lebensläufe.
Bild: "2000 Jahre Christentum" Stemberger Ein Märtyrer - oder ein Mensch, der
irgendwann Christ wurde - begibt sich in
die Geisterwelt.
In z.Zt. nicht zugänglichen Räumen der
ältesten, längst überbauten, Kirche San
Giovanni in Laterano, Rom befindet sich
dieses Gemälde.
Übrigens, man sehe sich das angrenzende, metertiefe, riesige Taufbecken an! Beachte
die Gammadiahaltung der Arme, wie sie auch unübersehbar auf Mosaiken des
Arianertempels zu Ravenna (um 500) erscheinen.
Jesus predigte den Geistern, die zu Zeiten Noah nicht glaubten: „Sintemal auch
Christus einmal für unsre Sünden gelitten hat, der Gerechte für die Ungerechten, auf
dass er uns zu Gott führte, und ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht
nach dem Geist. In demselben ist er auch hingegangen und hat gepredigt den
G e i s t e r n im Gefängnis.“ 1. Petrusbrief 3:18-19
Er ging in den Hades, um die dafür
schon bereiten „Seelen“ herauszuholen:
Da dieses Bild nicht ins Glaubensbuch
einiger Theologen passt, wurde, sehr
schwach begründet, folglich auch der
erste Petrusbrief infrage gestellt.
Viele
Jahrhunderte (!) hindurch blieb die
Erkenntnis lebendig, dass Jesus in die
„Gefängnis“-Sphäre ging (aber nicht ins
Höllenfeuer), um die Gefangenen
herauszuholen. A. Dürer wusste mehr.
Bild: MormonFairUnd! Nebenbei gesagt. Auch Raffael wusste mehr, das beweist sein Gemälde "Sixtinische Madonna"
Origenes führt in Homilie zu I Reg 28
aus: „dass Mose, Samuel und alle
Propheten in den Hades hinabgestiegen
sind und dort gepredigt haben.“ A. von
Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte 1.
Bd.
Protestantische Geistliche wissen, dass
zu Luthers Zeiten noch ganz anders
geglaubt wurde, wie dieses Bilddokument beweist.
Die Aussage: Der Mensch, wenn er
stirbt, sei „ganz und gar tot“, kam erst
im 20. Jahrhundert auf.
„Seele“ sei ein Gefühl. Folglich scheuen
diejenigen, die solcher Sichtweise
zustimmen, Begriffe wie „Teufel“ und
„Hölle“ in ihre Theologie
einzubeziehen.
Moderne Theologen klammern folglich
ganze Komplexe ursprünglicher Lehre
schlichtweg aus. Frau Prof. Dr. Lucia Scherzberg bestätigt den Trend:
„Bestimmte S c h l ü s s e l t e r m i n i fallen weg: Richter, Vergeltung, Lohn, Rache,
Strafe, Gnade, Seele, Todsünde. Die Prediger distanzieren sich nicht offensiv von
solchen Begriffen, sondern sie lassen sie stillschweigend weg.“ 'Tod und Auferstehung'
„Mormonisch heißt es: „Der Geist eines jeden Menschen, sobald er aus diesem
sterblichen Leib geschieden ist, ja, der Geist eines jeden Menschen, sei er gut oder
böse, zu dem Gott heimgeführt wird, der ihm das Leben gegeben hat.
Der Geist derjenigen, die rechtschaffen sind, wird in einen Zustand des
Glücklichseins aufgenommen, den man Paradies nennt, einen Zustand der Ruhe,
einen Zustand des Friedens, wo er von all seinen Beunruhigungen und von allem
Kummer und aller Sorge ausruhen wird. Buch Mormon Alma 40: 11-12
Millionen Menschen mit Nahtoderfahrungen bestätigen exakt dasselbe.
Vom Standpunkt der reinen Vernunft gilt: Wenn wir nicht unsterbliche, vor Gott in der
Verantwortung stehende, höchst unterschiedliche „Seelen“ sind, dann ist alle Religion
Mumpitz.
Felix Gietenbruch lic. theol. VDM liest seinen „ungläubigen“ Kollegen die Leviten:
„Im Protestantismus hat sich die kümmerlichste aller Jenseitsvorstellungen
durchgesetzt, nämlich, dass der Mensch, wenn er stirbt, mausetot ist und dann
vielleicht nach einem Zeitraum von unbestimmter Länge am Jüngsten Tag, an den
auch niemand mehr glaubt, wieder durch einen Akt der Neuschöpfung auferweckt
wird, um dann gerichtet zu werden. Das ist alles so absurd wie nur möglich und
verkennt schon die Tatsache, dass zum persönlichen Leben die Kontinuität der
Persönlichkeit und die lebendige Entwicklung gehört. ... Die Kirche ist offenbar
weitgehend den Angriffen der zweiten Aufklärung erlegen. Sie hält immer noch die
materialistische und positivistische Wissenschaft des 19. Jahrhunderts für den
höchsten Stand der Wissenschaftlichkeit ... Die deutschen Kirchen sind über den
Vorwurf, eine opiatische Jenseitsreligion zu sein, so erschrocken, dass sie in das
Gegenteil verfallen sind.“ Studien zur systematischen Theologie und Ethik „Höllenfahrt Christi und
Auferstehung der Toten“ online-Dogmatik evangelischer Glaube“, sagt allerdings dann doch zutreffend: „Gott
gedenkt (derer, die starben), dass er (sie) weiterhin kennt, dass er sie nicht vergisst
und sie aus der Beziehung zu ihm auch nicht entlässt. ... ein jeder wird vor seinen
Schöpfer gestellt, um ihm Rechenschaft zu geben.“
Doch in Kombination zum zuvor dargelegten Text, bedeutet das: Nach evangelischem
Glauben bewahrt Gott alles Tun und Lassen sämtlicher Menschen „in sich“. „Gott ruft,
- wie die Zeugen Jehovas sagen würden, die „Verstorbenen aus den
Gedächtnisgrüften“ - irgendwann heraus, gemäß seiner Erinnerung.
Welch unvorstellbare Leistung.
Die Rede: „Bei Gott ist nichts unmöglich“, greift nicht. Gott kann nicht alles! Schon
die alten Juden fragten: „Kann Gott einen Stein so schwer machen, dass er ihn nicht
mehr aufheben kann?“ Talmud
Gott kann und wird niemals sein Wort brechen! Gott kann nicht die Bosheit in sich
bewahren, die wahrscheinlich mehr als die Hälfte aller Geschichte ist!
Wir selbst sind es.
Bald werden wir wissen, dass wir mehr als belebter Erdenstaub sind, der sich selbst
überlassen ist.
Wie erfreulich, dass Goethe entgegen seiner protestantischen Vorbildung,
originistisch dachte:
„Wenn man die Leute reden hört, so sollte man fast glauben, sie seien der Meinung,
Gott habe sich seit jener alten Zeit ganz in die Stille zurückgezogen, und der Mensch
wäre jetzt ganz auf eigene Füße gestellt und müsse sehen, wie er ohne Gott und sein
tägliches unsichtbares Anhauchen zurechtkomme... Gott hat sich nach den bekannten
imaginierten sechs Schöpfungstagen keineswegs zur Ruhe begeben, vielmehr ist er
noch fortwährend wirksam wie am ersten. Diese plumpe Welt aus einfachen
Elementen zusammenzusetzen und sie jahraus jahrein in den Strahlen der Sonne
rollen zu lassen, hätte ihm sicher wenig Spaß gemacht, wenn er nicht den Plan gehabt
hätte, sich auf dieser materiellen Unterlage eine Pflanzschule für eine Welt von
Geistern zu gründen. So ist er nun fortwährend in höheren Naturen wirksam, um die
geringeren heranzuziehen.“ Gespräche mit Eckermann.
Ausgerechnet ein Buch-Mormon-Zitat löst den Widerspruch, lässt uns Luther besser
verstehen:
„… der natürliche Mensch ist ein Feind Gottes und ist es seit dem Fall Adams gewesen
und wird es für immer und immer sein, wenn er nicht den Einflüsterungen des
Heiligen Geistes nachgibt und den natürlichen Menschen ablegt und durch das
Sühnopfer Christi, des Herrn, ein Heiliger wird und so wird wie ein Kind, fügsam,
sanftmütig, demütig, geduldig, voller Liebe und willig, sich allem zu fügen, was der
Herr für richtig hält, ihm aufzuerlegen, so wie ein Kind sich seinem Vater fügt.“ Mosia
3: 19
Vornean stand unter allen Christusgläubigen der ersten beiden Jahrhunderte die
Bedeutung der Wissenserlangung durch persönliche Offenbarung, auch in der Frage
wer wir wirklich sind.
Immer wieder hieß es: „Daher ist derjenige, der Erkenntnis (Gnosis) durch
Offenbarung hat, einer, der von „oben“ stammt. Wenn man ihn ruft, hört er, antwortet
er und wendet sich zu dem, der ihn ruft, steigt zu ihm empor und erkennt, wie man
ihn ruft. Da er Gnosis (Erkenntnis) hat, vollbringt er den Willen dessen, der ihn
gerufen hat... Wer so zur Erkenntnis gelangen wird, erkennt, woher er gekommen ist
und wohin er geht. Er erkennt wie einer, der trunken war und von seiner Trunkenheit
abließ; er brachte das Seine (wieder) in Ordnung, nachdem er zu sich selbst
zurückgekehrt war... Die wahre Gotteserkenntnis beginnt mit der Erkenntnis des
Menschen als eines gottverwandten Wesens...” K. Rudolph, “Die Gnosis“ 1977 Koehler und
Amelang
Hoch interessant wie K. Beyer, ein großkirchlicher Exeget des 20. Jahrhunderts, das
„Syrische Perlenlied“ kommentiert:
„Die Botschaft des Liedes lautet: Die unsterbliche menschliche Seele göttlicher
Herkunft darf sich erst dann endgültig vereinen mit ihrem unvergänglichen geistigen
Leib der gleichfalls von Gott abstammt, aber immer bei ihm bleibt, wenn sie zuvor auf
der Erde in einem vergänglichen fleischlichen Leib und in feindlicher Umgebung mit
göttlicher Hilfe Selbsterkenntnis erlangt und mutig die ihr von Gott gestellte Aufgabe
erfüllt hat.“ … Walter Rebell, „Neutestamentliche Apokryphen und Apostolische Väter“, 1992
Wir brauchen zu unserer Ermutigung immer wieder „Kirche“, unsere Willensfreiheit
muss genährt werden. Dann jedoch gilt: „Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel
verlangt werden“ Lukas 12: 48
Luther haben wir trotz seiner Irrtümer viel zu verdanken. Ich liebe ihn.