Mittwoch, 25. August 2021

Das Wunderbare des Buches Mormon (1) by Gerd

Wehe denen die einen Mann eines Wortes wegen zum Übertreter machen. Wörtlich: „ Die Schrecklichen werden zunichte gemacht... die jemand zum Missetäter erklären um eines Wortes willen und Schlingen dem legen, der im Ratstor Recht spricht, und um ein Nichts den abdrängen, der gerecht ist.“ 2. Nephi 27: 1-32
Solche Sichtweise ist für das Buch Mormon ebenso typisch, wie originell.
Wann immer ich diesen Vers betrachte sehe ich erheblichen Bezug zum Verhalten gewisser Machtidioten die sich zu Politikern und Irrlehrern aufschwangen, und zwar zu allen Zeiten. Sie versprachen ihren Anhängern den Himmel auf Erden und führten sie, mittels ihrer Worte und Parolen schnurstracks in die Hölle, wie Hitler, Stalin und Konsorten. „Um ein Nichts“ drängten sie die Juden ab in Konzentrationslager, oder wie Lenin mit seinem Brief „Tod den Kulaken“ - geschrieben 1919 – den Ernährern Russlands Schlingen legte und denen die „im Ratstor Recht sprachen“ um die Gerechten dieser Klasse zu schützen, den Zehnerukas (zehn Jahre Zuchthaus) bescherte, nämlich das „Abdrängen“ in die furchtbaren Lager des Archipel Gulak. Ist es etwa nicht wahr, dass Diktatoren aller Epochen Menschen eines einzigen Wortes wegen in Grund und Boden stampften?
Ist es nicht gerade das was sie kennzeichnet?
Wieviele Mitmenschen wurden - im Namen Gottes und der Gerechtigkeit - umgebracht und mundtot gemacht, die eine andere Wortwahl, als die "erlaubte" nutzten.
Am beeindruckendsten sind für mich die Tage und Monate des Konzils zu Nicäa im Jahr 325, in denen der aufrechte Älteste Arius eines Wortes wegen zum Todfeind Roms und der Menschheit erklärt wurde, nur weil er darauf bestand, dass niemand das Recht hat biblische Begriffe durch eine Wortänderung zu verunstalten.
Dieser Wahrhafte wehrte sich dagegen, dass ein einziges Wort im christlichen Glaubenbekenntnis geändert werde sollte.
Der große katholische Gelehrte Prof. Dr. Hans Küng – dem seine Kirche die Lehrberechtigung auch wegen anderer Kritiken entzog – ein Mann unserer Tage, wagte es nachträglich Arius zu rechtfertigen.
„Konstantin ließ das nachher so sehr umstrittene unbiblische Wort w e s e n s g l e i c h griech. Homousios lat. ‚consubstantialis einfügen. Die Unterordnung des Sohnes unter den einen Gott und Vater (der Gott) , wie von Origenes und den Theologen der Vorzeit allgemein gelehrt, wird jetzt ersetzt durch eine wesenhafte, substantielle Gleichheit des Sohnes mit dem Vater“.
„Kleine Geschichte der katholischen Kirche“
Ich setze hinzu: Zuvor glaubten nahezu alle Christen, dass Jesus seinem Vater ähnlich sieht, d.h. sie waren wesensähnlich (homo i usios). Durch die willkürliche Entfernung des Jota sollten sie nun wesenseins (griech. homousios) werden, mit dem Ergebnis, dass die Gottheit für Menschen unerkennbar wurde, bestenfalls einem Nebel vergleichbar. Der schier nicht enden wollende, nachnicänische, katastrophale Geschichtsverlauf beweist, dass zu Nicäa ein Kapitalverbrechen geschah.
Kaiser Konstantin selbst wollte auch der Gott der Christen werden.
Das ist wahre, beweisbare Hintergrund einer Wortverstümmelung.
Arius indessen wird bis heute, dieses einen Wortes wegen, von frömmsten Christen, als Ketzer betrachtet.
Im griechischen Kloster Mégalo Metéoron hängt immer noch, goldleuchtend, dieses Gemälde. Es zeigt, dass Arius unter die Füße Konstantins und der Großkirchen getreten wurde.

 

Montag, 23. August 2021

Gewalt oder Christentum - beide schließen einander aus

 Heute am 21. August 2021 erinnerte der Deutschlandfunk daran, dass bis in die Jahre nach 1970 den Aborigenes - den Ureinwohnern Australiens - die Kinder in mehr als 100 000 Fällen gestohlen wurden um ihnen Kultur und christliche Religion beizubringen

Hier ein Auszug:
"Australiens „Kinder in dieser Reihe sind ab sofort katholisch“
Glanville erzählt: „Geschwister wurden Familien weg genommen und mussten sich dann mit den anderen Kindern in Reihen aufstellen. Hier zwei Schwestern, in der anderen Reihe der Bruder. Dann entschied jemand willkürlich: Kinder dieser Reihe sind ab sofort katholisch, die andere Reihe gehört von jetzt an zur anglikanischen Kirche. So passierte es, dass die Kinder einer Familie verschiedenen Kirchen zugeordnet wurden. Ihre Aborigine-Spiritualität war nun irrelevant, was ein Großteil ihres Trauma ausmacht.“
Der Aborigine Peter Gunner gab vor einem Gericht zu Protokoll, was ihm passiert war:
„Ich war sieben, als sie mich zu holten. Sie kamen in einem Lieferwagen zu der Farm, auf der unsere Familie arbeitete. Die Leute banden mich auf der Ladefläche des Wagens fest und brachten mich zu einer Missionsstation. Meine Eltern hatten mir von den Traumpfaden erzählt, auf denen wir mit unseren Vorfahren in Verbindung treten können. Wenn ich in der Mission davon reden wollte, schlugen sie mich mit einem Gartenschlauch. Barfuß schickten sie mich zur Schule, wo ich mit viel jüngeren Kindern unterrichtet wurde. Als meine Schulausbildung zu Ende war, konnte ich weder lesen noch schreiben. Dafür setzte es auch Schläge, eigentlich schlugen sie mich ständig. Und wenn es nur dafür war, dass ich niemals zu dem Menschen wurde, den sie immer aus mir machen wollten.“
Kevin Rudd, der damalige MP Australiens entschuldigte sich 2008 für diese Verbrechen, wobei das für Aborigenes befreiende Wort "Sorry" verwandte: es beinhaltet den Ausdruck für Mitleid.
Unsere Kirche - die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzte Tage - hat in den 1990er und 2000er Jahren ein stärkeres Standbein unter den indigenen Australiern geschaffen. Die Heiligen der Letzten Tage der Aborigines begannen bereits 1991, Vollzeitmissionen zu erfüllen.
see: ] "To Do My Best," New Era, October 1994
Ingrid und ich lernten 2007 in Cairns einen Ältesten kennen, der, wie ich meine ein Larrika war. Er ließ uns durch Wort und Gesichtsausdruck erstaunen: So viel Liebe für das Evangelium Christi und Wissen ahen wir selten.
International Resources for Latter-day Saints berichtet:
"Im Januar 1994 nahmen über 40 Aborigines aus ganz Australien an einer besonderen Versammlung und Tempelarbeit in Sydney teil. Einige Stämme, die bei der Veranstaltung vertreten waren, waren die Larrakia und Wiradhuri. An der Veranstaltung nahmen sechs Aborigines-Familien aus Darwin, Melbourne, Mount Isa und Tasmanien teil.
1998 berichteten Gebietsleiter, dass es im Northern Territory einen Zweig der Aborigines gebe und dass Missionare von wachsendem Interesse unter den Aborigines berichteten. Allerdings hinderten Herausforderungen bei der Bekehrung viele daran, den Tempel zu besuchen.
Im Jahr 2000 trafen sich der Präsident der HLT-Kirche, Gordon B. Hinckley, und der HLT-Apostel Elder Jeffrey R. Holland mit etwa 250 Mitgliedern in Darwin, darunter auch einheimische Aborigines. Im Jahr 2003 diente ein Ehepaar der Aborigines der Heiligen der Letzten Tage in Cairns einer leitenden Mission unter indigenen Australiern der Gegend. Die Thursday Island Branch hatte ab 2003 mehrere Torres Strait Islanders unter den aktiven Mitgliedern.
Ende 2003 hatte der Zweig der Donnerstagsinsel drei Mitglieder, die Vollzeitmissionen erfüllten.
Im Jahr 2003 hatte die Kirche sieben Zweigstellen im Northern Territory in Alice Springs, Darwin, Elliott, Katherine, Nhulunbuy und Palmerston."
Ich fragte den Führer einer Aborigenes - Ausstellungshalle und er antwortete: Wir glauben an unser voriridisches Dasein. Schon vor der Empfängnis existiert ein Geistkind, das in den Vorstellungen der verschiedenen Stämme verschiedene Formen hat.
In der Vorstellung der Aborigines gibt es drei verschiedene Seelen im Leben eines Menschen.
Die Aborigines glauben auch, dass die Seele den Körper im Traumzustand zeitweilig verlassen kann.
Kinder der Aborigenes:
Ist möglicherweise ein Bild von 1 Person, Kind und Gewässer

Sonntag, 22. August 2021

Aus meiner Lebensgeschichte


                    Meine Heimatstadt Wolgast - am rechten Oberrand der Peene liegt das berüchtigte Peenemünde

 

 

Mein Zusammenbruch

 

Einmal, kurz vor Weihnachten 1986, inmitten einer offiziellen Zusammenkunft, gerieten zwei meiner Kollegen heftig in Streit. Um eine Nichtigkeit ging es. „Du hast den LKW ohne Erlaubnis für Privatfahrten genutzt!” warf Werner Hansen ihm vor. „Aber nur in Verbindung mit einer Dienstfahrt!”, verteidigte Jürgen sich. „Twintig Kilometer Ümwech sünd doch beten veel!” („Zwanzig Kilometer Umweg sind doch ein bisschen zu viel!") Dafür hätte er die festgelegte Kilometerpauschale bezahlen müssen. „Du, Werner Hansen, spionierst ja hinter jedem her!” „Was? Ich?” Die Streithähne sprangen zugleich auf ihre strammen Beine. Die Blicke wie Boxer ineinander gesenkt, rückten sie wutentbrannt gegeneinander. Gleich würde es krachen. Das fehlte uns noch. Eine Keilerei in einer Mitgliedervollversammlung. Schneller als Reiner, der Vorsitzende, der die Versammlung leitete, reagierte ich, erhob mich spontan und ging dazwischen. Da stand ich nun zwischen zwei Schwergewichtlern, die einander wie Todfeinde hassten.

Von rechts oben kam etwas, das wie Steine wog, von links oben nicht minder. Es fiel auf mich herunter. Plötzlich sah ich buchstäblich Schwarz.

Unsichtbar fuhren mir harte, kalte Hände an die Gurgel. Nie zuvor hatte ich ein vergleichbares Gefühl. Mir schien zudem, ich stünde nackt da. Rings um meinen Körper legte sich Eisiges. Erschrocken wollte ich mich zurückziehen. Ein, zwei Schritte entfernte ich mich aus dem Zentrum des Bösen. Zu spät. Meine Augen rotierten. Der kleine Raum drehte sich um mich. Ich brach zusammen. Erst als sie mich am Boden liegen sahen, hörten sie auf, sich anzugiften. Ein Krankenwagen musste kommen. Ich fand mich außerstande, die Bewegung meiner Beine zu koordinieren. Buchhalterin Inge und Reiner hoben mich auf die Trage. Ich spuckte, das war mir peinlich, aber was half es? Sie untersuchten mich. Hören und sprechen konnte ich. Litt ich unter einer Pilzvergiftung? „Nein!“, sagten die Ärzte des Bezirkskrankenhauses. „Dann ist es eine altersbedingte Blockade des Stammhirns.“ Die Mediziner lachten: „Richtig, wer hat dir das gesagt?“ Ich hob den Arm mühsam und tippte an meine Stirn. Was mich niedergeworfen hatte, war die Wucht der Kälte gewesen, die von den beiden Rivalen über mich kam. Sie verursachte, dass meine Gefäße sich zusammenzogen. Noch tagelang drehte sich das Karussell in meinem Schädel. Die vielleicht schlimmste Strafe wäre wohl, Menschen dem Eis des Hasses auszusetzen.

Ein Krankenwagen musste kommen und mit ihm eine Ärztin. Sie verluden mich, denn ich war außerstande, die Bewegung meiner Beine zu koordinieren. Ich war auch nicht imstande, meine Augenlider zu öffnen.

Tagelang drehte sich das Karussell um mich herum, und zwar jedes Mal, wenn ich versuchte, meinen Kopf zu drehen. Herr von Suchodolitz, mein behandelnder Arzt, meinte, mein Gefäßsystem sei infolge jahrzehntelanger falscher Ernährungsweise und auch altersbedingt nicht mehr das Beste und schon ziemlich starr. Deshalb erzielten die Medikamente, die er anwenden ließ, die erwünschte Wirkung nur allmählich. Am fünften Tag war ich, entgegen der ersten Voraussage immer noch nicht fähig, die Augen zu öffnen. Den Weg zur Toilette bahnte ich mir nur mühsam, indem ich mit den Händen an den Wänden des Krankenhausflures unsicher entlang rutschte. Allmählich bekam ich es mit der Angst zu tun. Nun dachte ich daran, dass ich “gesegnet” werden könnte.

Erika bat umgehend meine beiden Söhne Hartmut und Matthias ins Neubrandenburger Krankenhaus. Matthias sagte später, er hätte geahnt, dass ich um diese heilige Handlung bitten würde. Ihm sei Bange gewesen. Was sollte und durfte er mir verheißen?

“Aber sofort als ich meine Hände auf Deinen Kopf legte, erhielt ich Gewissheit. Du sollst wieder vollständig gesund werden.” Sechs lange Wochen sollte es dauern, bis ich wieder arbeiten konnte. Obwohl die Fachärzte mir zuletzt gesagt hatten, ich würde nie wieder Auto fahren können habe ich seither - unfallfrei- mehr als eine dreiviertel Million Kilometer zurückgelegt, davon mindestens zehn Prozent im dichtesten Stadtverkehr.

Eintrag in den Merkkalender am 5. September 1991: „Der Krieg zwischen Jürgen Haase, der Genossenschaft und mir ist zu Ende!” Das Bezirksgericht Neubrandenburg hatte endgültig gegen ihn und für uns entschieden. Meine Frau sagte mir am nächsten Tag: „Ich glaube, Jürgen war hier.” Sie meinte, sie habe gesehen, wie er vor der Haustür gestanden, geklingelt und dann davon gegangen wäre, noch bevor er sie oder sie ihn hätte ansprechen können. Am Abend des folgenden Tages klopfte es an meine Wohnungstür. 394 Er war es. Hoch aufragend stand er vor mir. Ich blickte ihn entgeistert an. Er wäre gekommen, um mir zu meinem Sieg zu gratulieren. Jürgen streckte mir seine riesige Hand entgegen: „Du kannst mir doch nicht zu deiner Niederlage gratulieren!“ Ich dachte: Was für ein Riesenunsinn. Diese Niederlage kostet dich schätzungsweise 30.000 Mark! Wie Kopfjäger hatten wir uns bekriegt, und er kam, weil er unterlag. „Tritt ein!” Tief atmend nahm Jürgen im Sessel Platz. Ich starrte auf seinen Mund. Wie oft mochte er diese Szene in den letzten beiden Tagen durchlitten haben? Ein Mann wie er, der nichts tat, ohne es gründlich erwogen zu haben. Härteste Brocken hatten wir uns gegenseitig an den Kopf geworfen. Manches hatte er nur angedeutet. Meine Art zu denken missfiel ihm seit eh und je. Wenn er gewusst hätte, dass ich im Sommer `51 während meiner kurzen Zeit als Wanderer zum Kommunismus, sogar ein Stalinbild an die Wand unseres Klassenzimmers gepinnt hatte, hätte er mich schon vor Jahren gekreuzigt. Nun aber fühlte er sich gedemütigt. Er schaute sich, aus den Augenwinkeln blickend, in unserer Wohnung um. Da gab es, wahrscheinlich zu seiner Verwunderung, keine Anzeichen von Bigotterie, was er meiner Glaubensansichten wegen erwartet haben mochte. Ich hätte viel darum gegeben, wenn es mir in diesem Augenblick möglich gewesen wäre, seine Gedanken zu lesen. „Musste das sein?” fragte ich ihn. Nur einmal zuvor, weit zurückliegend, als er tief in einer Klemme gesteckt hatte, hatte ich seine grauen Augen so bescheiden, so bittend gesehen. Wie damals rührte es mich auch diesmal wieder an. Ich an seiner Stelle wäre nicht zu meinem Feind gegangen. Aber da saß er nun. „Ich wollte...”, begann er stockend. Da wusste ich alles. Der Freiheitsdrang war stärker gewesen als seine Vernunft. Den politischen Umsturz hatte er als seine große Möglichkeit betrachtet, endlich wegzukommen von den Zwängen, die ein Leben in einem Arbeitskollektiv oder in einem Team notwendigerweise mit sich brachten. Er war nicht geboren worden, um Befehle oder Weisungen entgegen zu nehmen, sondern, um sie zu geben. Immer stand, bis dahin, einer über ihm, und darüber noch einer und so fort. Frei sein zu wollen und nicht frei und unabhängig sein zu können, das war sein Problem. Wusste er nicht, das wir bestenfalls nur im Ersten frei sind? Haben wir Ja gesagt, auf dem Standesamt oder bei Vertragsabschluss bindet unser Wort uns. Er hatte den Kampf aufgenommen, jedes Mittel eingesetzt, auch die untauglichen um seinen Vertrag mit uns zu brechen. Jürgen breitete seine großen Hände aus, die ich nun noch gebundener sah, als jemals zuvor, die jedoch nur unterstrichen, was seine hellen, unruhigen Augen widerspiegelten. Sie baten darum, dass wir ihm vergeben möchten. Ich sah, wie tief er bereute, mit dem Schädel gegen die Wand gerannt zu sein. Ich sah diesen Hoffnungsblink. Jürgen war unbequem und halsstarrig, groß im Hass und groß genug, sich selbst zu beugen. Weich kamen die Formulierungen aus dem Kindermund, der mir nicht selten hart und kalt wie Kieselstein erschienen war. Lange Jahre hatte er vor mir und nicht nur vor mir eine Mauer errichtet. Die stand sehr fest. Sie war hoch und breit. Deshalb war sie schier unüberwindlich geworden. Lange Jahre gab er vor, sein Schild und seine Rüstung, die er sich zugelegt, wäre sein angewachsener und natürlicher Panzer. Dieses, in der Tat, selbstgefertigte Ungetüm hing nun als Ballast an ihm. Ja, ich hatte ihn manchmal zurückgehasst. Es war mir nicht leicht gefallen, diese Gefühle niederzuringen. Auch die andern Männer hegten starke Abneigung. „Nimmst du mich wieder?”  Einen Augenblick lang wusste ich nichts zu sagen. Hätte ich Nein sagen können? Aber über das Ja konnte ich nicht allein entscheiden. Das wusste er sehr wohl. Die neue Genossenschaft war von uns so strukturiert worden, dass alle Mitglieder dieselben Rechte wie zuvor besaßen, sogar mehr als zu alten Zeiten. Unsagbar schwer würde es werden, seine Mitfischer davon zu überzeugen, dass er von nun an friedlicher und freundlicher mit ihnen umgehen wolle. Wie ein aus einem bösen Traum erwachender Mann schaute er daher, als ich offen ansprach, was er angerichtet hat. Er stellte dieselbe Frage, vielleicht, weil er annahm, ich hätte sie überhört: „Nimmst du mich wieder?” Mann für Mann wolle er aufsuchen, zum zweiten Mal, ja, auch das sei richtig, aber diesmal wirklich geläutert, bekehrt durch großen Schmerz. Er würde genauso verbohrt, genau so verbissen, wie er bisher gegen uns gewütet hatte, diesen unerhörten Anlauf solange wiederholen, bis die versteifte Wand fallen würde, und sei es erst beim hundertsten Versuch. Er konnte gegen alle Logik der Welt anrennen. Das hatte er bewiesen. Er wollte an das Unmögliche glauben, anders war für ihn kein Leben möglich. Entschlossen, allen Hohn und jeden Spott auf sich zu nehmen, war er zu mir gekommen, allen Zweifel, jedes Bedenken überwindend. Seiner Frau wegen, die er mehr liebte als sich selbst, der Zukunft seiner Kinder wegen. Er musste es tun. Nicht eine Minute lang, nachdem seine Niederlage besiegelt worden war, hätte er eine andere Möglichkeit erwogen. Da musste er durch. Er bäte um Vergebung. Selbst wenn ich es nicht von Herzen gewollt hätte, nach diesen Worten musste ich ihm die Hand zur Versöhnung reichen. Mir war sonderbar zumute, als seine große Hand meine Finger umschloss. Er wagte ein kleines Lächeln. „Wenn du zu mir hältst, dann wird das auch was.”  Am Dienstag wollten wir beraten, was ich für ihn bei den härtesten seiner Widersacher tun, wen wir für ihn gewinnen könnten. Um seinen Wunsch zu erfüllen, benötigten wir acht Ja-Stimmen. Es gab diesen Tag nicht, nicht für ihn. Nachdem er von mir weggegangen war, sprach er - wie ich bei meinem Kondolenzbesuch erfuhr - viele Stunden lang mit seiner Frau. Jede Einzelheit seines langen Gespräches mit mir erfuhr sie. Danach legte er sich zum letzten Mal in seinem noch jungen Leben zu Bett. Denn nur wenige Stunden später verunfallte Jürgen im Verkehr auf der Landstraße tödlich. Ich hätte mir nie verziehen, wenn ich seine dargebotene Hand ausgeschlagen hätte. War es Selbsttötung aus Verzweiflung? Es hieß Alkohol sei im Spiel gewesen. Seine Frau schaute mich an, schüttelte ihren schönen Kopf: „Er wollte für uns leben!“ Noch nie habe ich auf einer Beerdigung, einen Schlager, gespielt von einem Orgelorganisten, gehört, aber auch noch nie so beeindruckend eine schlichte Melodie empfunden wie dieses Lied: „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt.” Ich sah ihn, während der Erinnerungsrede, die Netze ausfahren. Und ich sah plötzlich mich selbst als Dreizehnjährigen auf der Ducht des Segelbootes unseres Nachbarn Janzen sitzen, sah das korngelbe, gebauschte Segel und wie die rote Sonne versank und erinnerte mich der darauf folgenden Nacht der Schrecken, – der Bombardierung Peenemündes – die aber nicht das Ende bedeutete, sondern mir die wunderbare Einsicht gab, zu begreifen, wie wertvoll jeder Tag ist, an dem wir leben dürfen, um nach düsteren Stunden wieder und wieder die aufgehende Sonne zu sehen. ...

Dienstag, 17. August 2021

Gemeinsamkeiten

 Im Juni 2011 konnten Ingrid und ich in Innsbruck unser Wissen in Bezug auf das Thema Abfall und Wiederherstellung vortragen. Anschließend kam eine Schwester zu uns und sagte: „Gerade gestern hatte ich die Gelegenheit mit einer Katholikin über frühe Fehlentwicklungen der Christenheit zu sprechen.“ Was sie heute sagten hätte ich gut gebrauchen können.“

In der Tat: Es sind nur Korrekturen, aber sie können viel ändern.
In Neubrandenburg, am Reformationstag 2018, kurz vor unserem Rückflug nach Australien, hatte ich mich mit dem katholischen Pfarrer Felix Evers, nun Hamburg, verabredet gemeinsam den Gottesdienst evangelischer Christen in Neubrandenburg in der Friedenskirche zu erleben.
Ich würde ihn sofort erkennen, wenn er in den Predigtraum käme. Weiter sagte er nichts von Belang während des Telefonates.
So war es.
Ungefähr 120 Gäste kamen herein, wobei ich zu den ersten gehörte. Der riesige Mann mit dem großen, Freundlichkeit und Kraft ausstrahlenden Gesicht musste jedem auffallen. Wir saßen dann beieinander und sangen gemeinsam und kräftig, - ich weiß nicht mehr was – ein Lied das auch in unseren Gesangbüchern zu finden ist.
Die Rede der bildschönen Pastorin war lieblich, aber saft- und kraftlos. Anschließend und schon wieder zivil gekleidet kam sie zu uns. Schade, ein Kompliment konnte ich ihr nicht machen, also schwieg ich, soweit es ihr „Reformationsverständnis“ betraf.
Alle Anwesenden kannten sich von ökumenischen Veranstaltungen her.
Fast alle duzten einander, so auch Pfarrer Evers und ich (wobei ich nicht unterschlagen will, dass die Witwe Pastor Martins mich umarmte, bzw ich sie)
Es folgte ein etwa einstündiges Gespräch unter vier Augen.
Sehr schnell stelte sich heraus, das wir eine Fülle echter Gemeinsamkeiten in Glaubensfragen haben.
Wochen später, als ich ihm eine längere Passage aus meinem historischen Roman „Ordenspriester Dr. Jòse Carranza und sein Sohn“ als PDF zusandte reagierte er mit den Worten: „Ich umarme dich mein Freund und Bruder...“ (es ging dabei um die Szene: 1631, kurz vor der Erstürmung der lutherisch-rebellischen Stadt Magdeburg durch den erzkatholischen Feldherrn Tilly, wird ein katholischer Pfarrer verraten, er kollaboriere mit den Protestanten. Ein Militärgericht verhängt die Todesstrafe durch Erhängung. Im kleinen Gefängnis treffen der Sohn Dr. Carranzas – ein zum Waldensertum konvertierter Christ - und der Todgeweihte aufeinander, u.a. kommt es zu diesem knappen Dialog: "Pfarrer Weinbauer trug keine Kette, auch keine Fußfessel. Die Söldner hatten ihm die Hände im Rücken fest zusammengebunden. Er setzte fort: „Schau, Bruder, ich frage nicht, ob du lutherisch, utraquistisch–hussitisch, katholisch bist oder sonst etwas, sondern nur, ob mir zustimmst, dass der Hass aus Menschen Tiere macht.“
Sie verstanden einander auf Anhieb.
Zwei Todgeweihte wurden in diesem Augenblick Freunde. Sie stimmten darin überein, dass wirklich Fromme in höherem Maße, als Ungläubige, für ihr Tun und Lassen verantwortlich waren. „Wenn wir übertreten, dann handeln wir gegen die eigene Erkenntnis!“
Das erwähne ich im Wissen, dass wir Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage keineswegs gegen Katholiken oder andere Christen eingestellt sind, sondern dass wir das Gemeinsame obenan stellen und dennoch deutlich sagen: Es gab einen Abfall vom ursprünglichen Evangelium.
Die gesamte Theologenschaft sämtlicher Konfessionen weiß, dass das 1. ökumenische Konzil zu Nicäa, 325, zähneknirschend vor den Ansichten Kaiser Konstantins kapitulierte:
Kein Geringerer als Dr. Heinz Kraft fasst diese Tatsache zusammen:
„…die Kirche befolgte in Nicäa (325) die Wünsche Konstantins, obwohl sie sie nicht billigte... Eben so wenig, wie Konstantin Christus erwähnt, ist die Kirche auf Christus bezogen... Konstantin hatte eine neue Idee von der Kirche, die er verwirklichen wollte: ... nach dem i h m vorschwebenden Bild formt er… sein Reich, s e i n e Kirche…. Die Diener Gottes, die Kleriker unterstützen den Kaiser, den Knecht Gottes, dabei, das gottgewollte Friedensreich herbeizuführen. Das Konzil ist ein repräsentativer Staatsakt, aber der S t a a t, der sich ihm darstellt, ist die von Konstantin geführte Kirche, das Reich der Zukunft ...“
Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald
Joseph Smith, damals um 1828, als er das Buch Mormon übersetzte, war ziemlich unwissend. Eben deshalb ist verwunderlich und für uns bewundernswert, dass dem Aufmerksamen nicht entgehen kann, wie sehr die vorkonstantinische Kirche unserer ähnelt.
Papst Franziskus ahnt es, und unser Prophet Russel M. Nelson weiß es.
Sie schätzen einander.


2019 die Begegnung im Vatikan


Sonntag, 15. August 2021

Geschichtsforschung unterstützt "Mormonismus"


Nur wenigen Mitgliedern der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist bewusst, dass die Geschichte der Ostgoten der Jahre 360 bis zu ihrem Untergang (ihrer Ausrottung und Knechtung) um 550 n. Chr. ein Bericht ihrer buchstäblichen Geschwister im Evangelium ist.
"Mormonen" kennen die Geschichte der Thora, der Popheten Jesaja, Jeremia, die Zeugnisse der Apostel gemäß ihren Briefen, aber die Episoden der Verteidigung des immerwährenden Evangeliums aus der Endzeit der Antike sind ihnen fremd.
- Ostgoten hatten Tempel, wie wir
- Sie sagten: Wir bedürfen der Führung durch die Macht des Heiligen Geistes
- Sie übten Toleranz – obwohl sie während der angegebenen Zeitspanne die Herren Italiens waren – setzen sie die vielen Katholiken nie unter Druck. Sie zwangen „niemandem ihren Glauben auf und akzeptierten es ohne weiteres, wenn ihre Landsleute zum katholischen Glauben übertraten.“
- Sie werden bis heute falsch beurteilt, weil sie – wie wir - arianisch glaubten. Der Vorwurf großkirchlicher Theologen sie würden Christi „Göttlichkeit“ bestreiten ist eine Lüge. Wir kennen das Bekenntnis der Ostgoten: „Jesus ist der „filius unigenitus, Dominus et noster... wir glauben an Gott den Vater und an seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn und G o t t, Werkmeister und Bildner der gesamten Kreatur, der seinesgleichen nicht hat.“ Gert Haendler „Die Rolle des Papsttums in der Kirchengeschichte bis 1200“
Aus dem blau gezeichneten Umkreis des Reiches der Ostgoten geht auch - indirekt - hervor, dass sie die Vorväter der Waldenser, Katharer und Vaudois sind.
Diese glaubten wie wir an das voriridische Dasein des Menschen an die Wichtigkeit sexueller Reinheit, dass Kreuze und Altäre nie Bestandteile ihrer Kirchen sein dürften...



Samstag, 14. August 2021

Aus meinem Buch: "Fischerleben im Wandel der Zeit"


Keiner ist gefeit...


Schulleiter Herbert Maque lud häufig Gastdozenten in sein Haus. Darunter befand sich eine freundliche, fünfundzwanzigjährige, rotblonde Dame, die - in underer Bildungseinrichtung - Vorlesungen im Fach Philosophie hielt.
Sie hieß Irene K., sah gut aus, war ein wenig korpulent und von ganz und gar offenem Wesen.
Sie lachte gerne. Sie hatte etwas an sich, das viele Männer mochten: Sie konnte herausfordernd frech blicken.
Herbert M. stellte sie kurze Zeit später als feste Lehrkraft ein.
Am letzten Apriltag 1956 grub ich, gut dreihundert Meter vom Haus Tollenseeheim entfernt, mit einem Spaten eine Ackerfläche um, die mit Tomatenstauden besetzt werden sollte. Da sah ich die
Philosophiedozentin unerwartet auf mich zukommen.
Selbst wenn ich sie nie gemocht hätte, allein die berechtigte Vermutung, dass sie ihr graues, gutsitzendes Kostüm für mich angezogen hatte, war aufregend. Denn alle Lehrer und Schüler befanden sich im Kurzurlaub.
Nur sie und mich gab es noch im großen Umfeld.
Ringsum im Geviert standen riesige Birnenbäume, die selten oder nie Früchte trugen.
Das Gelände lag unmittelbar am friedlich blinkenden See.


Sie lächelte schon von weitem, als sie den Weg zwischen den gerade grünenden Apfelbäumen herunterkam: „Ich muss doch mal gucken, was unser Gärtner den ganzen lieben, langen Tag so treibt.”
Ihre helle Stimme vibrierte reizend.
„Ob er überhaupt was zuwege bringt!”, lachte ich zurück.
Sie schaute mich freundlich an.
Das Haus stünde ja, wie ich wüsste, leer.
Einen Tag vor dem ersten Mai, am Nachmittag, müsste man es ja nicht übertreiben. Sie würde mich zu einer Tasse Kaffee einladen und mit mir über die biblischen Paulusbriefe reden wollen: „Es fasziniert mich, dass du sie kennst!”
Einmal hatten wir darüber gesprochen, und ich hatte geäußert, die zweitausend Jahre alten Briefe enthielten noch so manche, für uns interessante Botschaft.
„Und welche?”, wollte sie daraufhin wissen. „Dass wir tun müssen und in die Tat umsetzen, wovon wir überzeugt sind, dass es richtig ist.”
„Das liest du da heraus?”
„Der Kern der Paulusaussagen ist keineswegs, was die Protestanten
daraus ziehen, sondern eher umgekehrt: dass der Mensch ernten
wird, was er sät.”
Ihre Erwiderung lautete: „Das klingt ja nicht unvernünftig!” Natürlich war ihr völlig gleichgültig, was ich mit kritischem Blick auf die Lehren der Großkirchen meinte.
Die Sonne wärmte uns, während wir plauderten. In einer ihrer
nächsten Vorlesungen käme das Thema Glaube und Wissen vor.
„Mach’ Schluss für heute, lass uns oben gemütlich Platz nehmen und darüber reden.”
Ich wollte nicht nein sagen, zumal ich es nie liebte schwer zu arbeiten.
Sie war so höflich gewesen, nicht zu sagen: Was du denkst, ist trotz
alledem kurios.
In ihrem Zimmer umfing mich augenblicklich ein Gemisch aus
Nelkenduft und dem Geruch von ‚Großer Freiheit’.
Aus der Diskussion über Paulus, Luther, Bauernkrieg und
evangelischer Rechtfertigungslehre wurde natürlich nichts.
Schade!
Denn ich verdammte die Ansichten jener Protestanten, die meinten,
der liebe Gott würde schon alles richten, wenn sie nur an seinem
Namen und ihrem vagen Glauben an ihn festhielten.
So jedenfalls, in derartigem Selbstbetrug, konnte die Welt kein
besserer Wohnplatz werden!
Aber eben darum ging es, würde es immer gehen, solange wir uns
nicht zum Affentum zurückentwickeln würden.
Ich war entschlossen, zu sagen, dass die Welt selbstzerstörerischen
Charakter hätte, weil ihr Liebe fehlte, jene Liebe, die ihre Echtheit
durch gewisse Selbstlosigkeit beweise.
Denn ich war gewillt, mich von ihr nicht auf Kosten des Lebensglückes meiner Frau einwickeln zu lassen.
Vielleicht würde man einmal Herzen ersetzen können, die Treue
jedenfalls nicht.
Auch aus dem Kaffeetrinken wurde nichts, denn ich nahm
Selterswasser zu mir. Sie saß, die Beine übereinander geschlagen, auf dem Sofa, und ich hatte, ehrlich gesagt, zu tun, mein Gleichgewicht zu behalten.
Ich glaube, dass ich stocksteif an ihrem Zimmertisch saß und
halb verlegen, halb verwirrt, mit den Fransen ihrer gehäkelten Decke spielte.
Sie sprach über Homers Nymphe Kalypso und in
spöttisch lockendem Ton über Männer wie Odysseus, Kalypsos
Verehrer.
Sie sei jedenfalls keine ‚schön dumme’ Penelope, die artig daheim
sitze und unentwegt wartend bloß Strümpfe für ihren Mann stricke,
während der eine andere bezirze. Sie nickte, als ich sie fragend anschaute:
„Meiner sitzt jetzt irgendwo in Rostock bei einem Weibsbild herum
und spielt den Seelentröster!”
Ich biß mir selbstkritisch auf die Lippe:
Warum war ich so unüberlegt gewesen, mich wissentlich in diese
Situation zu begeben?
Hatte ich nicht schon einmal, vor Jahren, vor meiner Ehe, Lehrgeld
bezahlt?
Jetzt fühlte ich, wie mein Wille, fest zu sein, schwächelte.
Ich sollte, wenn ich meinen Vorsätzen treu bleiben wollte, nicht einen Augenblick länger hier oben in ihrem Zimmer herumhocken, sondern lieber zu meiner kleinen Familie zurückradeln.
Aber das war bloß die Sprache der Vernunft.
Meine Basisinstinkte bestanden darauf, sofort ihren Forderungen
nachzukommen.
Mein Geist funkte nochmals dazwischen:
Du bist
nicht der Mann, der das um jeden Preis haben muss. Es ist besser
inkonsequent zu sein, als verräterisch.
Ich lenkte das Gespräch auf meine Ansichten zum Kommunismus. Mir war der Gedanke gekommen: Wie ich selbst mitunter bin, ist der ganze Kommunismus aufgebaut, gespalten von oben bis unten!
Lauter Widersprüche.
Außerdem: Von menschlicher Läuterung ist im real existierenden
Kommunismus-Sozialismus ernsthaft keine Rede.
Obwohl es andererseits auch immer wortreich herausgestellt wurde, dass Menschen für eine höchst entwickelte Gesellschaftsstufe erst reif werden müssten. Nicht wenige, die das forderten, täuschten sich selbst, manche ungeniert, weil es ja unsagbar schwer ist, sich unter allen Umständen selbst zu zügeln. Man kann es leicht von andern verlangen, sich korrekt zu verhalten.
Die Dozentin lächelte, aber nur aus Höflichkeit.
Sie schätze Leute, die denken können.
Meine Attacke auf die marxistischen Weltverbesserer, die alles
verändern und verbessern wollten außer sich selbst, war nicht gerade versteckt.
Herbert Maque und diese Frau da vor mir, würden alles tun, um mir zu beweisen, wie gut und beschützenswürdig die DDR und ihr
Sozialismus seien, doch im selben Atemzug zeigten sie nicht die
geringsten Beschützerinteressen, soweit es seine und meine Frau
betraf.
Würde ich zugreifen und das Lockende auch nur flüchtig
berühren, würde ich mein Recht preisgeben, den Kommunismus
vehement wegen innerer Unwahrhaftigkeit zu attackieren.
Das war der Punkt, den ich verteidigen oder meine Position aufgeben musste: „Die ganze Philosophie ist keinen Pfifferling wert, wenn wir uns bei ihr nur bedienen, wie es uns gerade in den Kram passt!”
Obwohl ich es mit diesen Worten ein bisschen verkorkst ausdrückte, verstand sie, glaube ich, was ich meinte.
Irene K. schaute mich an wie jemand, der über den Brillenrand blickt.
Sie stimmte mir, jedenfalls teilweise, zu, allerdings, wie mir schien, mit spröder Stimme.
Doch ihr spitzbübisch schmunzelndes Gesicht verriet mir, dass sie das Thema zu wechseln wünschte. Sie schüttelte den Kopf und lachte ein wenig unnatürlich.
Es war ja auch komisch: In der Natur fragt man nicht. Die Blüte lädt den Schmetterling ein, und der nektarsüchtige Sammler kostet es aus.
Ihre Augen sprühten plötzlich Zorn, weil ich mich zusammennahm und mich erhoben hatte.
Ich ging.
Foto Werner Buzan Das Schulgebäude Tollenseheim


Ingrids Auswahl - Ingrids Poetry (221)

 


                                       When the Saviour (a song)

 

1 When our Saviour, Redeemer on earth comes to reign.

He will free troubled Nations from sorrow and pain.

When the fanfare of trumpets will fall on our ear

Oh, then surly we know that his coming is near.

.

2 Then our Saviour, good shepherd will gather his own.

Leading all who have loved him to their heavenly home.

We shall rise up to meet him, sweet Hosannas we sing.

To our Saviour, Redeemer, our Heavenly King.

   

               3 Then the Saviour, our Friend all our needs will supply. 

                Silent’s anguish and fear, wipe the tears from each eye.  

                Like the bright Stars of Heaven in his presents we shine

                      For the king, of all Nations, our Saviour divine.