Freitag, 15. November 2013

(9) Streifzüge durch die Kirchengeschichte - aus dem Blickwinkel eines Mormonen by Gerd Skibbe



Die Kleriker vor und nach Nicäa, 325


Konstantin hat sich an sein Wort gehalten. Er hatte den Bischöfen versprochen, er werde sie und ihre Sache (auch als Väter ihrer oft hilfsbedürftigen Mitglieder) fördern, so wie sie im Gegenzug, ihn unterstützten.


Schon zu Zeiten des römischen Bischofs Zephyrinus, der von 200-217 amtierte, soll es in seinem Fürsorgebereich 1500 Arme gegeben haben. Da auch ausgewiesen ist, er sei für 200 Geistliche verantwortlich gewesen, muss es sich nebenbei gesagt, um mehr als eine Gemeinde gehandelt haben.


Wir wissen „... aus Optatus, dass um das Jahr 311 einige 40 Basiliken (Gemeinderäume, Versammlungsorte G.Sk.) in Rom waren“, (1) schreibt Johann J. Ignaz von Döllinger, woraus folgt, dass Zephyrinus Erzbischof für die gesamte Hauptstadt gewesen sein könnte. Das ist auch daraus zu folgern weil es sich nicht wirklich um “Basiliken gehandelt haben kann, denn


selbst in Rom … mit dem absolut größten Anteil von Christen an der Bevölkerung lässt sich bis heute kein einziger christlicher Versammlungsort für die Zeit vor der konstantinischen Wende (um 325) nachweisen .... (2)
Wir werden uns zu Hippolyts Zeit diese Kirchen noch aus Holz gefertigt oder als große Räume ohne Seitenschiffe, Säulenreihen u. dgl. zu denken haben. Achelis geht entschieden zu weit, wenn er sich die gottesdienstlichen Gebäude schon im zweiten Jahrhundert als Basiliken vorstellt. Wie primitiv noch die Gotteshäuser im Anfang des


III. Jahrhunderts waren, können wir am besten aus dem Bericht des Lampridius, vita Alex. 49, g entnehmen. Danach bewarben sich unter Alexander Severus (im Jahr 230) die Christen um einen öffentlichen Raum, auf den nur noch die Garköche Anspruch erhoben.“(3)


Der katholische Historiker Hertling bestätigt dies mit Imprimatur des Vatikans indirekt: „...Manche Bischofsstädte hatten nur eine einzige Kirche, und diese besaß die Maße einer bescheidenen Dorfkirche...“ (4)


Das weiß man als Ergebnis der Grabungen in Kleinasien und Nordafrika.
Dass Konstantin die Bischöfe in jeder Hinsicht unterstützte war ein großer Schachzug, der die ursprüngliche Kirche allerdings sofort mattsetzte. Es galt seit je: wes Brot ich esse, dessen Lied ich singe.
Zuvor war es das Brot des ewigen Lebens, jetzt das des Augenblicks momentaner Vorteilnahme.

Die Kirche übernahm nach der Verabschiedung der Beschlüsse des 1. ökumenischen Konzils zu Nicäa, - die sofort den Rang von Reichsgesetzen erhielten, - praktisch die Funktion eines Sozial- und Kultusministeriums, das selbstverständlich den Weisungen des Imperators zu folgen hatte.


Vorher hielt Christus, der Auferstandene, der real existierende, zur Rechten des Vaters thronende, den Rang des obersten Bischofs inne, nun hatte Konstantin diese Macht an sich gezogen. Er hatte sie ihm geraubt.


Der Kaiser nannte sich fortan: “Bischof der Bischöfe”. Das äußerte er mehrfach. “Aufseher der Aufseher” war jedoch nur sein geringster Titel, denn wie Bischof Eusebius von Cäsaräa bekanntlich lobte, anerkannten ihn nicht wenige Konzilsteilnehmer:


                                  als “Retter und Heiland der Welt!" (5)


Für Konstantin stand außer Frage, dass „das irdische Imperium Romanum , allein von Gott erwählt (sei), der Kaiser ist nicht nur der Diener Gottes, sondern auch sein Stellvertreter auf Erden... während der Logos Christus im Himmel herrscht, erfüllte Constantin die gleichen Aufgaben auf der Erde.“ (6)


Konstantin konnte damals, bei Startbeginn sicher sein, dass die staatlichen Sozialleistungen direkt und ungeschmälert bei den Bedürftigen ankommen, wo es Christengemeinden mit ihren Bischöfen gibt, denn diese hielten sich noch einigermaßen an christliche Normen: Ehrlichkeit, Fleiß und Besonnenheit.
Und diese Gemeinden existierten reichlich in Kleinasien, Nordafrika und Rom.
Auch in Trier, wo Konstantin seinen Hauptsitz, neben Konstantinopel nahm, gab es eine Christengemeinde. Konstantin hatte gleich bei Amtsantritt 306, wohl seiner Mutter Helena zuliebe das von seinem Vater Constantin Chlorus ausgesprochene Versammlungsverbot aufgehoben. 
Ob die römische Palastaula (Konstantin-Basilika) ursprünglich so gestaltet war ist fraglich. Sie war auch nicht als Kirchengebäude konzipiert, sondern als Thronsaal.




Bild Wikipedia Konstantin-Basilika
Ob er seinen Thronsaal zu seinen Zeiten jemals der dortigen Gemeinde öffnete, etwa für Sondergottesdienste, ist mehr als fraglich.
Bettina von Engel verweist in ihrem Vortrag bei der Ascoli Piceno-Trier Gesellschaft, 2007, darauf, dass die 

„neueste Forschung von dem Bau der (Trierer) Basilika bzw.
Fertigstellung von 330 – 340 spricht ...
 erwähnt wird das Abhalten ihrer Gottesdienste in nichtöffentlichen Räumen...“
Im Osten war die Kirche relativ stark vertreten
Im weiteren Westen sah es völlig anders aus.


Wikipedia:

Dunkelblau: in diesen Gegenden gab es um 300 christliche Gemeinden
Hellblau: Auftreten von Christengemeinden um 600



Selbst in den Konzentrationsgegenden (dunkelblau) betrug die Mitgliedschaft um 300 allenfalls 3 % der jeweiligen Bevölkerung. Die Behauptungen von hunderttausend Christen in Rom, zu Beginn des 4. Jahrhunderts sind weit übertrieben.

Für die Zeit um 250 ist wohl unbestritten, dass es z. B. in Rom mehr als 5 000 Christen gab. (Wahrscheinlich weit unter 8 000 aber höchstens 16 000) Der katholische Historiker Ludwig Hertling (7) geht dagegen für die Zeit um 250 sogar von über 50 000 römischen Christen aus, er hält selbst 100 000 Mitglieder für möglich. Alle in einer Gemeinde?


Hertlings Rechnung ist aus zwei anderen Gründen unrichtig:

  1. Die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten hätten nicht zugelassen, dass sich mehr als 500 höchstens 1 000 Leute in einer ‚Kirche’ versammeln konnten: Jungklaus bekräftigt das:

    Während sich früher die Christen, als ihre Gemeinden noch klein waren, in Privathäusern zum Gottesdienst zusammenfanden, war dies im Anfang des III. Jahrhunderts anders geworden. Jetzt hatte fast jede größere christliche Gemeinde ihr eigenes Gotteshaus... (8)
  2. Hertling dachte in Kategorien des Berufspriestertums. Seine Zahlen beruhen auf den Aussagen eines Briefes aus dem Jahr 250 den Bischof Cornelius geschrieben hat. Cornelius spricht nämlich von insgesamt 154 Ordinierten. Es gab zwar 43 Presbyter und 56 Diakone (9) aber nur eine kleine Kirche? Oder vielleicht noch eine zweite (nämlich noch die Dionysioskirche) (10)

Nach einer unverdächtigen Notiz bei Abu l-Makarim wurde hier (in Alexandria) von dem späteren Bischof Theonas um 275 die erste selbstständige Kirche gegründet.

Vorher hatte man sich zu den Versammlungen nur in Privathäusern getroffen.“ (11)


Hertling rechnete hoch: 154 mal 600. d. h. ein Kleriker der katholischen Kirche kann durchaus 600 Gläubige betreuen. (2009 kommen in Europa auf einen kath. Priester etwa 1 200, in Asien 2 500 Gläubige, in Lateinamerika sogar 7 000.) Die historische Situation war allerdings eine andere.


Hippolyts Gemeindeordnung lässt es nicht zu, dass es im Rom des 3. Jahrhunderts nur eine einzige christliche Gemeinde gab. Zudem wird „für das Jahr 250 ... die Anzahl 100 italienische Bischöfe angegeben.“ (12)
In Italien bestanden 100 christliche Gemeinden, aber nur eine in Rom?

Obwohl sich die Bevölkerungszahlen wie 0.6 : 8 verhalten und nicht wie 1:100. (Rom noch mit einer Einwohnerschaft von mindestens
600 000 und Italien ges. etwa 8 Millionen.) Nach dem ‚Atlas of World’ lebten um 250 etwa 36 Millionen Menschen in ganz Europa. Es ist kaum anzunehmen, dass es im weiten Land prozentual mehr Mitglieder, als in Rom gab. Es muss dort zeitgleich um 220, mindestens 10 wenn nicht 40! Gemeinden gegeben haben. Wenigstens, aber eben mehr als nur eine!

Wer je an einem heißen Sommertag in Rom war, weiß dass die Christen die auf mehr als 1 000 Quadratkilometer vertreut lebten, unmöglich von einer einzigen Bischofschaft hätten betreut werden können.

Bischof von Rom” ist einer der Titel des Papstes. Mit der historischen Wirklichkeit von damals hat das nichts zu tun, obwohl dieser Eindruck erweckt wird.
Noch


um 350 gibt es nur spärliche Hinweise auf einzelne gallische Christen... Gemeinden und Bischöfe treten überhaupt nicht in Erscheinung... Hilarius von Poitier ein Anti-Arianer ...ist neben Pholbadius von Agen der einzige gallische Bischof des 4. Jahrhunderts... die gallischen Bischofslisten so zahlreich sie auch erhalten sind, halten einer Kritik nicht stand... der Briefverkehr zwischen Rom und Gallien setzt erst mit Bischof Damasus 366 ein.“ (13)

Konstantin hatte möglicherweise nicht einkalkuliert, wenn er den Geistlichen Geld zur Armutslinderung, persönliche Steuerfreiheit und Privilegien gewährt, dass damit die gottlosen Wölfe zum große Fressen eingeladen werden. Sie werden sich massenweise taufen lassen in der Hoffnung bald ordiniert zu werden um ihren Reichtum zu vermehren.


Eben das trat ein:


Sabine Hübner von der Schiller-Uni Jena bestätigt: “dass offenbar viele Gewerbetreibende in den Klerus strömten”, denn
durch ein Edikt von 346 wurde wiederum bekräftigt, dass Kleriker keine munera sordida leisten und nicht für die Instandhaltung der Wege und Brücken aufkommen müssten. Allen im Handel tätigen Klerikern wurde wiederum auch die Befreiung von der Gewerbesteuer zugesichert, nun aber mit der hinzugefügten Einschränkung, dass sie mit ihren erwirtschafteten Gewinnen die Armen unterstützen sollten ... (14)
Um den allerdings schon früh zu erwartenden Geldabfluss aus der Staatskasse zu ermöglichen und aufrecht zu halten schrieb Konstantin schon wenige Wochen nach Nicäa, die auri lustralis collation aus, eine Gold- und Silbersteuer.
Um den Missbrauch wegen der „Privilegierung der Kleriker zu minimieren, kam es wahrscheinlich umgehend zu einer Beschränkung des Zugangs zum Priestertum.“ (15)


Das wiederum bedeutete, dass nicht mehr jedes männliche Mitglied das Priestertum erhalten wird, obwohl klar war, das es noch lange ehrenamtlich ausgeübt würde.
Die Gold- und Silbersteuer wurde auch
chrysargyrion genannt, die jeder zahlen musste, der ein Gewerbe betrieb. Sie wurde zunächst alle fünf, im 5. Jh. alle vier Jahre veranschlagt. Libanios beklagte kurz nach 387 n.Chr. die Ungerechtigkeit dieser Gewerbesteuer, die zu großem Leid und Schrecken führte. Handwerker, ... Gärtner, Fischer, zur See reisende Händler, Kaufleute sowohl in der Stadt als auch auf dem Land (vgl. CTh 13, 1, 10) und auch Prostituierte. ...Die Höhe der Steuer berechnete sich nach dem im Gewerbe tätigen Kapital des Betroffenen. Dazu zählten Werkzeuge, Vieh, Sklaven, sie selbst und ihre Familienangehörigen... Zunächst sorgten die Kurialen und hafteten wohl auch für die Eintreibung dieser Steuer bei den Händlern und Handwerkern ihrer Stadt (Gr. Naz., ep. 98), ab 399 sollten sich die Händler dann jedoch geeignete mancipes aus ihrer Mitte zur Steuereinsammlung wählen, damit nicht länger den Kurialen diese Last aufgebürdet würde. Für die Verwaltung der eingegangenen collatio lustralis war der praefectus praetorio, deren Vikare oder Statthalter zuständig (Jones, LRE I, 434). Reiche Fernhändler, die diese Steuer zahlen könnten und sollten, setzten sich über See ab, zurück blieb nur der arme Handwerker mit seinem Werkzeug, mit dem er sich kaum ernähren könne...


Hunde setzten die Steuereintreiber den fliehenden Händlern und Handwerkern nach, so dass es sogar vorkam, dass Eltern ihre Kinder in die Sklaverei verkaufen mussten, um die Steuer aufzubringen. Auch Zosimus zeichnete das gleiche Schreckensbild wie Libanios. Immer wenn die Zeit der Steuererhebung näher rückte, so Zosimos, erhob sich Jammer und Wehklagen in jeder Stadt. Die, die aufgrund ihrer Armut nicht zahlen konnten, wurden mit Peitschen und Martergerät gefoltert. So kam es, dass Mütter ihre Kinder verkauften und Väter ihre Töchter an Männer feilboten, um den Steuereintreiber das chrysargyrion liefern zu können. Jones hielt nach Auswertung der einschlägigen Quellen trotz der vielen Klagen der Zeitgenossen über die annona die Belastungen durch die collatio lustralis für härter... Wie eine Stelle aus der Vita des Johannes Eleemon schildert, war in Alexandria neben den öffentlichen Steuern und der Miete für den Laden zudem noch ein Handgeld für den Marktaufseher, der diese Gelder eintrieb, üblich. Hinzu kam für die in Kollegien organisierten Handwerker und Händler, zu denen ein Großteil der städtischen Gewerbetreibenden gehörte, die Verpflichtung zur Leistung von munera, deren Durchführung von den Kurialen der Heimatstadt organisiert wurde... Schuhmacher galten offenbar als besonders arme Männer, doch selbst auf ihr Schustermesser als ihr einziges Kapital würde, so Libanius, die Steuer von unerbittlichen Steuereintreibern erhoben (Lib., or. 46, 22)....(16)

Die Kaiser nach Konstantin erkannten, dass sie mit dieser Politik das Reich ruinierten.


Gesetzesänderungen sollten die Mängel ausgleichen. Dabei
ging es nicht darum, mögliche Steuerverluste durch reiche Händler im Klerus zu vermeiden, denn deren erwirtschaftete Überschüsse sollten ja den Bedürftigen und nicht dem Fiskus zukommen. Es sollte aber augenscheinlich verhindert werden, dass sich erfolgreiche und wohlhabende negotiatores allein wegen der Steuervorteile zu Klerikern ordinieren ließen, um fortan abgabenfrei ihre Geschäfte betreiben und noch höhere Gewinne erzielen zu können. Viele gingen nach ihrer Weihe ihrem Gewerbe auch weiter nach, Diakone und Presbyter ebenso wie Lektoren. Sie dachten vermutlich auch nicht daran, (ihr Gewerbe) aufzugeben.“ (17)
Erneut wird deutlich, dass es noch lange keine berufsmäßigen christlichen Priester gab und das vor Nicäa jeder Mann älter 12 oder 13 das Priestertum empfangen konnte. Die Gemeindestrukturen von damals kannten nicht die Zweiklassengesellschaft der heutigen Großkirchen, hier die Klerikalen, da die Laien.


„„Der Bischof bestimmt(e) den in der Gemeinde zum Presbyter, (Ältesten oder Priester G.Sk.) der sich nach seiner Ansicht für dies Amt eignete, und der ihm gefiel oder dem sein Märtyrertum von vornherein diese Würde verlieh... Bei der Ordination von Diakonen durch den Bischof verspricht dieser, wenn der Diakon tadellos gedient hat, kann er später „das erhöhte Priestertum" empfangen...“ (18)
Es ging und geht in der Kirche Christi um die Verwirklichung des Gleichheitsgrundsatzes, wo er aufgehoben wird kommt bestenfalls eine neue Religion hervor.


Wobei es zugleich um ein geschlechterspezifisches Rollenspiel geht: die Frauen sind durch Mutterschaft, die Männer mittels des Priestertums in der Gemeinde Gleiche. Das Priestertum Christi ist nicht dazu da, um mit ihm Geld zu verdienen, sondern um opfermütig zu dienen.


(Predigten oder Ansprachen werden in der Kirche Jesu Christi der HLT zahlenmäßig zu gleichen Teilen von Männern wie Frauen gehalten. Nur dort wo der Amtierende Jesus vertritt, ist ein Mann vonnöten. Sinngemäß hat sich Karl Kardinal Lehmann für die katholische Kirche ebenso geäußert)


Es geht um ein Priestertum, das jeder Mann wegen seines Potentials, innehaben kann und sollte. Zuerst erhalten die jungen Männer das niedere, das aaronische, dann wenn sie sich bewährt haben das höhere, das melchizedekische Priestertum, nach der Ordnung des Sohnes Gottes. (19) Erst als Konstantin seine eigenen Ideen zum Priestertum äußerte, änderte sich das. Auch die Leute die sich nicht an den Lehren Christi erbauen wollten drängten sich nun in die Reihen der Gläubigen.


Es gab und gibt sie überall die “Witterer des Windes” (Zweig).


Sogar der 1945 von fast allen Ostdeutschen verhasste Kommunismus, der mit den gesetzlosen Truppenteilen der Roten Armee kam, (20) fand sehr bald bei denen Anklang, die leichte Arbeit und guten Verdienst z.B. als kasernierte Volkspolizisten suchten.


Bereits Jesus kritisierte die vordergründig kühl kalkulierenden, materiell eingestellten Menschen. Vor allem mochte er den Predigertyp seiner zeitgenössichen Schriftgelehrten nicht. Er charakterisierte diese Wortgaukler mit den Worten:
                     "...sie fressen der Witwen Häuser und wenden lange Gebete vor. " (21)


Christus hatte, in seiner Bergpredigt, noch gesagt, dass der Weg den er seiner Herde zumutet zwar eng und steinig sei, und dass es schon deswegen nur wenige sein werden, die ihn suchen und finden, aber dass er als Hirte sie zum frischen Wasser und auf eine grüne Aue führen wird.


Nun wurde er scheinbar der Lüge überführt, der konstantinische Weg ins vermeintliche Glück war sehr breit, bequem zu begehen und er führte schließlich auf einen Berg von dem aus man in weiter Ferne blühende Paradiese zu sehen meinte.


In großen weihrauchgefüllten Hallen hörten die Getäuschten fortan und zunehmend, wie herrlich das ferne Paradies sei, selbst wenn sie in diesem Leben da nicht hingelangten, im nächsten bestimmt, dann kommen sie in den Himmel. Jetzt hätten sie zu gehorchen und wenn nicht, dann drohe ihnen die Hölle in der sie schreckliche Flammen erwarteten, die nie ausgehen, um diejenigen für immer und ewig zu verschlingen, die meinen sie dürften im Licht der eigenen Vernunft ihren eigenen Weg wählen.



Bild Wikipedia:  Höllenszene im Baptisterium San Giovanni.
Jahrhunderte seit Augustinus von Hippo wurde gelehrt und geglaubt, dass auch ungetaufte Säuglinge zur Hölle hinabfahren um ihr nie wieder zu entrinnen.
Das Buch Mormon sagt das Gegenteil.
Vor Nicäa durfte jeder Lümmel jeden Bischof ungestraft belästigen und beleidigen, Nun ging vermutlich selbst der Schafhirte Spyridon von Zypern breitbeinig durchs Dorf. Er war in Nicäa dabei gewesen, hatte beim hochfestlichen Abschlussmahl mit dem göttlichen Kaiser zu Tisch gelegen, er war heimgekehrt mit einer Staatsgaleere.

Finanzielle Sorgen wird er nie wieder haben.

Selbst Erzheiden werden ihm die Hand küssen, sich tief beugen und um die Taufe nachsuchen, denn sie möchten ein Stück vom Kaiserkuchen abbeißen, denn allem Anschein nach wird es dabei bleiben, dass der Bischof bestimmt wer ordiniert und wer befördert wird.


Diözesen gab es damals noch nicht. Diözese ist ein Begriff der aus dem Verwaltungsprogramm Kaiser Diokletians aus dem Jahr 300 stammt.

Vor allem entstanden erst nach Nicäa jene Legenden, die eher das Gegenteil der geschichtlichen Wahrheit verbreiteten, (22) die allerdings immer den Kern katholischer Volksfrömmigkeit bildeten.
Vor Nicäa hat niemand einen Bischofsstuhl “bestiegen”, sondern ein Mann wurde wegen seiner Glaubenstreue vom Primus des Bereiches erwählt.
Organisatorisches, wie Weihen, wurden zu Hippolyts Zeiten (um 220) zweckmäßig und nicht pompös vollzogen, jedes Gemeindemitglied nahm sein Mitspracherecht wahr:


Ehe man die Weihe (Einsetzung, Ordination) eines ... neugewählten Bischofs vornahm... wurde die Gemeinde ausdrücklich noch einmal um ihr Einverständnis gebeten... Bischöfe (anderer Gemeinden) kamen und legten die Hände aufs Haupt während das Presbyterium (Ältestenkollegium) ruhig dabeistand... in diesem Gebet wird besonders der Führer der den Aposteln innewohnt auf ihn herabgefleht... ‚gemäß der Macht die du den Aposteln gegeben hast’...(23)


Unter dem in diesem Gebet erwähnten „Führer“ verstanden die Betreffenden die „Macht des Heiligen Geistes“ von der Jesus gesprochen hatte, als er sagte: „Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt (den derjenige, der weltlich nach Macht und Geld trachtet) nicht empfangen kann...“ (24)


Da damals, im 3. Jahrhundert, immer mit neuen Verfolgungswellen zu rechnen war, glaubten die neu berufenen Führungskräfte der noch jungen Kirche daran, dass sie sinnvolle Eingebungen und Warnungen durch die Macht des Geistes erhalten würden. Sie wünschten, wenn sie lehrend arbeiteten, den richtigen Ton zu finden, und stets bei der schlichten Wahrheit zu bleiben. Sie glaubten an die Verheißung „der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren“, (25)


Ihnen war klar, dass die Führung durch Gott, den Feinsinn für solche Wahrnehmung vorausgesetzt und den man, wenn man ihn nicht hatte entwickeln sollte.


Dieses Element nannten die Arianer und christlich-gnostischen Gruppen “Inspiration”. Hochschulen können solche Führung durch die Macht des Heiligen Geistes nicht ersetzen. Sie kann nur indivuduell erworben werden und zwar im Verhältnis zur Aufmerksamkeit die der Einzelne darauf verwendet. Das lehrt das Buch Mormon deutlich. (26)
Wahre Eingebungen mussten von jedem Gottesdienstbesucher persönlich als solche, oder als Spinnerei erkannt werden, das erfordert permanente Aufmerksamkeit der Hörer. Es verlangt das Abwägen, die nachträgliche Betrachtung – eben das geschieht glücklicherweise überwiegend bei den “Mormonen”. Wenn das nicht geschieht, verkommt die beste Kirche im Verlaufe der Zeit zu einer Quatschbude, die mit Jesus Christus soviel oder sowenig zu gemeinsam hat, wie der Gejagte mit dem Jäger.


Zum Zweck dies alles zu bedenken sprachen die einsetzenden Bischöfe das erwähnte Gebet um Führung durch Gott. Damals konnten sie noch nicht ahnen, dass da einer kommen würde, der sich selbst als Gott und Heiland, als Bischof der Bischöfe ausgibt, doch dann, als er groß in Erscheinung trat, nahmen ihm viele zu gerne ab, dass er in Christi Sinn wohlmeinend ist, da er doch mit dem Geld zu ihren Gunsten um sich wirft.


Der Zeitfond aller Bischöfe war noch im 3. Jahrhundert entsprechend Hippolyts Beschreibung sehr begrenzt, eben weil sie ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten mussten. Sie bedurften vieler Mitarbeiter und das hielt die Kirche der Gleichen lebendig.


Von bischöflicher Repräsentation war zu Hippolyts Zeiten noch lange nichts zu spüren, von harter Arbeit sehr wohl. Wenn man bedenkt wieviele festgeschriebenen Pflichten, nach Hippolyt, auf Bischofsschultern ruhten, wird im Nachhinein klar, dass diese Verantwortung sich wohl kaum über jeweils mehr als 500 Mitglieder (pro Gemeinde) erstrecken konnte.


Jungklaus erläutert:


... (Wenn es sich) um eine auszuübende Kirchendisziplin handelte... bildete der Bischof mit dem Presbyterkollegium (Ältestenkollegium) das Richterkollegium...


Der Bischof ist bei jeder Taufe, bei jedem Abendmahl und bei Ordinationen anwesend... die Diakone besuchen jene Kranken und Alten die der Bischof nicht erreichen kann, aber sie erstatten ihm einen Bericht...


Wenn es bei einer so feierlichen Handlung, wie die erste Entgegennahme vom Abendmahl, passieren kann, dass nicht einmal genügend Presbyter vorhanden sind, war ihre Zahl (pro Gemeinde) unmöglich sehr groß... Der Bischof selbst teilt das heilige Sakrament aus, ... während die Presbyter ihm zu Diensten stehen. Ihre Aufgabe ist es… nur im Vertretungsfall sollen die Diakone diesen Dienst übernehmen ... der Bischof leitet die Gemeinde. An seiner Seite stehen zwei Ratgeber sowie das Ältestenkollegium...“ (27)


Diese Art der Amtsausübung und Struktur ist exakt in der Kirche Jesu Christi der HLT vorhanden!
Alleine das Anhören der Berichte konnte u.U. Stunden beanspruchen. Der Bischof und seine beiden Ratgeber ergänzten einander. Sie nahmen einander die Lasten ab.


Wenn jemand in der Gemeinde des Hippolyt Mitglied werden wollte wurde er zuerst befragt, warum er das wünscht. Oft musste er seinen Beruf aufgeben der ihn verunreinigte, dazu gehörten Künstler, die Götterbilder herstellten, Zirkusbesucher, Götzenpriester, Rosselenker (wahrscheinlich sind hier Arenakämpfer gemeint G.Sk.) Ein Mann musste seine Konkubine aufgeben oder sie dem Gesetz gemäß heiraten...“ (28)


So ist es in der Kirche Jesu Christi der HLT: Niemand darf getauft werden, wenn er quasi im Konkubinat lebt, weil das die Persönlichkeit  Frau herabsetzt, weil es dem Prinzip der Gleichheit widerspricht.


„... Nach der Taufe kommt es zur Handauflegung: welche die Gabe des Heiligen Geistes vermitteln soll. Der Bischof vollzieht Salbungen der Stirn. Dann erst darf der Neugetaufte das Abendmahl empfangen... Am Sabbat und Sonntag soll der Bischof, wenn es irgend möglich ist, mit eigener Hand das Brot verabreichen. War es dem Bischof nicht möglich zu kommen, (z.B.- wenn er krank war G.Sk.) dann hatten die Presbyter dieses Recht... und, alle Teilnehmer (einer Versammlung G.Sk.) bekräftigen das Gebet mit einem “Amen.... Brot und Wein wird durch die Diakone auch den Abwesenden überbracht.“ (29)
Vor allem wacht der Bischof über die Reinheit der Gemeinde, darauf legte Hippolyt besonderen Wert:


wusste er doch, dass es im Lager Kallists nicht stets mit rechten Dingen" zuging: Leute, die er, Hippolyt wegen Ehebruch oder wegen anderer Vergehen ausgeschlossen hatte, wurden von Callist aufgenommen....“ (30)
Die offizielle Papstliste führt Callist (Calixt) als 15. Petrusnachfolger. Er gilt als heilig, obwohl er gegen die anerkannte Gemeindeordnung die Neuerung eines Generalablasses eingeführt hat. Dieser Ablass verspricht jedem Übertreter die Vergebung aller bereuten Sünden. Callist verlangt auch nicht eine angemessene Bußzeit, wie es üblich war. Hippolyt verabscheute solche Gesinnung.
Es konnte nicht zu den Aufgaben eines Bischofs gehören, die von den Kirchenführern des 1. Jahrhunderts festgelegten Richtlinien und Strukturen aufzuweichen.


Hippolyt schreibt contra Kallist, den er für unehrlich hielt:


,,Die sind verderbt die vom rechten Wege abwichen und die Lehre der Apostel verfälschten." (31)


Callistus war der Überlieferung zufolge ein von Juden verbannter Sklave, der zunächst mit betrügerischen Bankgeschäften von sich reden machte.


Der erste Gegenpapst der Kirchengeschichte, Hippolyt, erhob sich gegen ihn und beschuldigte ihn... eines unlauteren Vorlebens und der Unzucht. … „Callistus versuchte nachdrücklich, den Einfluss des Bischofs von Rom für die gesamte Kirche zu mehren“ (32)
 
Weshalb er “heilig” gesprochen wurde.

Zur selben Zeit wurde Hippolyt Bischof. Sicher ist, dass er keine Aufwandsentschädigung für seine Leistung erhielt, denn um 220 beklagte er, dass die „schismatische“ Gemeinde der Theodotianer in Rom, ihrem Bischof ein monatliches Gehalt zahlte. (33)


Hippolyt würde sonst, drei Jahre nach Zephyrinus Abschied, der 200 Priester betreut hat, nicht gesagt haben: dies sei „eine gräuliche Neuerung(34)


Es sollte grundsätzlich unterschieden werden zwischen Trägern des Priestertums und Klerikern. Kleriker treten erst im nächsten Jahrhundert auf, von da an werden sie zunehmend hauptamtliche Kirchenführer.


Priestertumsträger dagegen wirkten ehrenamtlich.


Der Prozess der Überfremdung urkirchlicher Lehre durch jeweilige Sonderinteressen aktiver Bischöfe nahm seinen Lauf. Es hat den Anschein, wenn wir alles über die Meinungen und Aktionen der Bischöfe ab dem zweiten Jahrhundert wüssten, dass wir dann vor einem brodelnden Chaos stünden. Zunehmend bezichtigten viele "die anderen" der Häresie.


Die tatsächlich häretischen Bischöfe versuchten Koalitionen zu schmieden.
Im Übrigen, die Bischöfe gingen zivil gekleidet.


Oft zeigen Bilder die Konzilsteilnehmer zu Nicäa mit Mitren, doch


...erst ab 589 gibt es liturgische Kleidungsstücke... Noch im Jahr 4o3 wurde es dem Patriarchen von Konstantinopel als Eitelkeit ausgelegt, dass er sich beim Gottesdienst ein eigenes Festgewand anlegen ließ...“ (35)
Die vornicänische Kirche war bereits auf dem Weg eine andere als die ursprüngliche zu werden. Unterschiedliche Auffassungen in Glaubensfragen konnten jedoch noch bis in Hippolyts Zeiten einigermaßen beigelegt werden, wie auch er bezeugt und nunmehr bekannt ist, denn Origenes (185-254) galt als noch unbeschränkt anerkannte Autorität in christlicher Theologie. (36) Hertling lobt: "Origenes hatte niemals die Absicht von der Lehre der Kirche abzuweichen"


Erst in Nicäa 325, wird Origenes Theologie massiv attackiert, bis die Ostsynode unter Kaiser Justinian 543 Origenes Lehren grundsätzlich verdammt, wobei es bis in die Gegenwart blieb. Erst Papst Bendedikt der XVI. empfiehlt wieder Akzeptanz. (37) 
Ich lade Euch dazu ein die Lehre dieses großen Glaubenslehrers (Origenes) in Euren Herzen aufzunehmen."


Rasant verfiel die nachnicänische Kirche weil sie Konstantins Schmusekurs und Ziele nicht sofort durchschaute oder nicht durchschauen wollte. Geld und weltliche Macht änderte ihren Charakter, ihr Aussehen zunehmend.


Bereits als Konstantin die neue Kirche mit Wohlwollen überschüttete kam der bis dahin gebremste Egoismus ihrer Wortführer hervor. Große Bauvorhaben wurden geplant, die Gottesdienste selber nahmen zunehmend feierlichere Formen an.
Schlimmer: der ursprüngliche Geist der Brüderlichkeit unterlag im Ringen um mehr persönliches Ansehen.


 

Quellen:

1.) „Hippolytus und Kallistus“ 1853
2.) Christoph Müller, Inaugural Dissertation Albert-Ludwig-Universität in Freiburg „Kurialen und Bischof...“ 2003, S. 13
3.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts ...nach seiner Kirchenordnung
4.) L. Hertling SJ "Geschichte der kath. Kirche bis 1740"
5.) Eusebius Hist. eccles. X, 8,19
6.) F. Kolb „Herrscherideologie in der Spätantike“ Akad.verl., Berlin, 2001 S 83-84
7.)  Ludwig Hertling SJ, „Geschichte der katholischen K. bis 1740“ S. 8
8.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts ...nach seiner Kirchenordnung
9.) Adolf von Harnack „Die Mission und Ausbreitung des Christentums in den ersten drei Jahrhunderten... S. 177
10.) Peter Grossmann „Christliche Architektur in Ägypten“ Brill, 2002 S. 16
11.) ebenda, Fußnote:
12.) Henry Chadwick „Die Kirche in der antiken Welt“ de Gruyter, S. 67 13.) Chr. Müller Inauguraldissertation „Kurialen und Bischof...“ Uni Freiburg I. Breisgau, S. 137
14.) Sabine Hübner, „Der Klerus in der Gesellschaft des spätantiken Kleinasiens Fr. Schiller Uni, Jena, 1976, S.155- 157
15.) J. Martin „ Spätantike und Völkerwanderung“ Oldenburg, 2001 , S 22
16.) Sabine Hübner,  ebenda
17.) ebenda
18.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“
19) Hebräer 5: 6
20.) wobei ich einschränkend bestätige, dass es durchaus die disziplinierten Komsomolzeneinheiten gab
21.)   Lukas 20: 47
22.) Karl – Leo Noetlichs “Die Juden im christlichen Imperium Romanum. Akademie-Verlag 2001
23.)  Hippolyt Gemeindeordnung
24.) Johannes 14: 17
25.) Johannes 14: 26
26.) Alma 12: 9 “Es ist vielen gegeben, die Geheimnisse Gottes zu kennen; doch ist ihnen das strenge Gebot auferlegt, nichts mitzuteilen außer gemäß dem Maß seines Wortes, das er den Menschenkindern zugesteht, gemäß der Beachtung und dem Eifer, die sie ihm widmen.
Darum empfängt der, der sein Herz verhärtet das kleinere Maß des Wortes; und wer sein Herz nicht verhärtet, dem wird das größere Maß des Wortes gegeben, bis es ihm gegeben ist, die Geheimnisse Gottes zu erkennen, bis er sie völlig kennt.”
27.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“
28.) ebenda
29.) ebenda
30) ebenda
31.) ebenda
32) Ökumenisches Heiligenlexikon
33.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“
34.) ebenda
35.) L.  Hertling, „Geschichte der Katholischen Kirche bis 1740“ Berlin S. 43-45
36.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“
37.) Generalaudienz vom 25. 04. 07






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen