Freitag, 29. November 2013

Wo bleibt die Vernunft?

Einige Jahre hindurch habe ich mich fast täglich eine halbe Stunde lang im Internet umgeschaut was Gescheite und Gerissene, was Schlau und Wenigerklug zum Thema "Mormonen" von sich geben.
Auf die Idee  ein Buch Mormon zur Hand zu nehmen um selbst fündig zu werden, was diese angeblich nicht christliche Sondergemeinschaft lehrt und wofür ihre Mitglieder einstehen, sind bislang die wenigsten gekommen. Wie mir scheint, weniger als ein Prozent.
Aber dieses eine Prozent ist nachdenklich und anerkennt fast immer, dass Mormonismus tolerant und liebenswürdig ist, dass er belastbare Brücken zwischen unterschiedlichsten Menschen bauen kann und deshalb Zukunft hat.
 
Ich habe noch nie einen Mormonen kennengelernt der irgendeinem Katholiken oder Gläubigen anderer Religionen, dass Christsein oder das Bemühen um Wahrhaftigkeit absprach, es sei denn es handelt sich um eine Person die Bomben legt oder die ihre Mitmenschen schindet.
Seht doch selbst, wie sich die Graduierten christlicher Gemeinschaften schier verbiegen,wenn sie möglichst höflich sagen wollen: "Nein, Mormonen sind keine Christen!"
 
Und dann sind da diejenigen, die das auch noch "fachlich" begründen.
Man fasst sich in die weißen Haare und schmunzelt: wollt ihr wirklich so weiter machen?
 
Manchmal spürt man das leise Beben Jüngerer: Sind die Mormonen gefährlich? Und dann kommen die Antworten der absolut Unwissenden  mit der  behutsam verpackten Mahnung den Kontakt zu uns zu meiden: man könne ja nie wissen.
 
Dass das sogenannte Mormonentum ernsthaft bemüht ist, vor allem für die Unerfahrenen einen Schutzwall vor den wirklichen Gefahren des Lebens zu ziehen wird nie erwähnt!
Aber sie lauern in den Alltagsdrogen, in der sexuellen Lockung zum kürzesten Weg ins vermeintliche Glück, Leichtfertigkeit und Gleichgültigkeit.
 
Der Gedanke sich durch Gespräche mit Mitgliedern oder durch den Besuch unserer stets öffentlichen Versammlungen oder durch Lesen der jeweiligen Schriften ein eigenes und fundiertes Wissen anzueignen kommt so gut wie gar nicht vor. Das Buch Mormon ist in fast aller Munde, aber die 500 Seiten Weltliteratur, werden fast ausschließlich wie Müll behandelt, weil irgendwelche Leute die sich als Sektenexperten ausgeben mit ihrer mickrigen Kenntnis oftmals lauthals absoluten Unfug verbreiten.
 
Sogar Theologen verzapfen Blödsinn. Schade, ich vergaß mir eine Notiz zu machen, sonst hätte ich den Namen eines promovierten amerikanischen "Mormonismus" - Experten nennen können, der den Leuten erzählt, Heilige der Letzten Tage wären in den 1830er Jahren in Missouri als Sklavenhalter aufgetreten.
 
Dabei gehört es zum Fundamentalwissen, dass "Mormonen" als offene Gegener der Sklaverei, 1838, aus Missouri auch deshalb vertrieben wurden, weil sie politisch klar orientiert gegen Kandidaten stimmten die Sklaverei befürworteten.
 
Schließlich starben 700 000 US-Amerikaner weil sie zuvor den Vorschlag des Mormonenpropheten  Joseph Smiths abgelehnt hatten, alle Sklaven von einzusparenden Mitteln des Kongresses freizukaufen.
Der bald darauf folgende Bürgerkrieg (1861-65), als Sessezionskrieg,  kostete Amerika ein mehrfaches des Preises der Freiheit für alle, wäre er friedlich entrichtet worden.
 
Blau Staaten die Sklaverei ablehnten.(Utah wurde erst 1890 Bundesstaat, war als Territorium ebenfalls ablehnend eingestellt)
 
War und ist es nicht eine der wichtigsten Aussagen des verfemten Buches Mormon, dass
 
"alle Menschenkinder eingeladen sind, zu Gott zu kommen und an seiner Güte teilzunehmen... und er weist niemanden ab, der zu ihm kommt, Schwarz oder Weiß, geknechtet oder frei, männlich oder weiblich und er gedenkt der Heiden, und alle sind vor ihm gleich..." 2. Nephi 26: 33

Anmerkung:

Nicht erfreulich, aber wahr ist, dass die Southern Baptist Convention ein Jahr nach der Ermordung Joseph Smiths, 1845, in Georgia gegründet wurde, um die Sklaverei zu verteidigen.
Ihre Anhänger zählen immer noch zu den bittersten Feinden der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.
Zu ihrer Ehre muss betont werden, dass die südlichen Baptisten zwar lange Zeit der Reife benötigten, dann aber endlich, 1995, ein neues Bekenntnis verabschiedeten in dem sie  Rassismus als Sünde bezeichneten und um Vergebung baten.
 
Dass die Kirche Jesu Christi der HLT erst 1976 den Farbigen das allgemeine Recht auf das Priestertum zusprach, wurde nicht durch rassistisches Denken verursacht, sondern wahrscheinlich durch eine übertriebene Interpretation eines Zitates aus dem für Mormonen kanonischen Werk "Abraham" in "Köstliche Perle". Dort heíßt es:
 
"Pharao, der ein rechtschaffener Mann war, begründete sein Königreich und richtete sein Volk weise und gerecht, und er trachtete ernsthaft danach die Ordnung nachzuahmen, die von den Vätern in den ersten Generationen aufgestellt worden war, in den Tagen der ersten patriarchalischen Regierung, ja in der Regierung Adams und auch Noahs, der sein Vater war und ihn mit den Segnungen der Erde gesegnet hatte, dazu auch mit den Segnungen der Weisheit, der ihn (Pharao) aber, was das Priestertum betrifft, verflucht hatte." 1: 26

Ende 1842 sprach Joseph Smith über die schwarzen Sklaven:

"Die Neger sind geistig und körperlich als Sklaven in die Welt gekommen. Man ändere ihre Stellung und passe sie der der Weißen an und sie werden mit der Zeit den Weißen ähnlich. Gehen sie in irgendeine Stadt und finden sie einen Farbigen, der sich eine gewisse Bildung erworben, wie er seiner Kutsche  fährt und sie warden einen Mann sehen, der aus eigenem Können und Wollenzu seinem erhöhten Stand der Achtbarkeit aufgestiegen ist. Die Sklaven in Washington sind feinere Leute als viele Weiße in hohen Stellungen und die schwarzen Jungen könnten es mit manchem aufnehmen dessen Schuhe sie putzen..." Lehren des Propheten Joseph Smith S. 187 1. deutsche Nachkriegsausgabe


 

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