Dienstag, 12. November 2013

(8) Streifzüge durch die Kirchengeschichte - aus dem Blickwinkel eines Mormonen

Nicäa, 325, und das Zölibat
Manchmal kann man sich nicht des Gedankens erwehren, dass die Lehre vom zölibatären Leben im 4. Jahrhundert zur Norm für Priester wurde, um nicht vorhandene Heiligkeit der Geistlichen zu überspielen.
Zwei weitere Gesichtspunkte ergeben sich aus der Wirklichkeit:
Je mächtiger die Kirche wurde umso verschwenderischer trat sie auf. Um so mehr wünschte sie Allein-erbin des Besitzes zu sein, über den Priester verfügten. Viele Bischöfe wurden von reichen Witwen und Spendern auch persönlich beschenkt. Sie wurden zudem Erben der Edelmetalle die der Kirche nach christlichen Tempelplünderungen zur Verfügung standen.
Erzbischof “Cyrill von Alexandria konnte im Jahre 431, 1 500 Pfund Gold Bestechungsgelder an Höflinge in Konstantinopel zahlen, um sein Amt zu stützen“ (1)
weil sein Onkel Theophilus von Alexandria der Empfänger des Hauptteils der Beute des von Christen erstürmten Serapistempels wurde, nachdem Kaiser Theodosius I. 384
 
dem engagierten Christen, Praetorian prefect Maternus die Weisung gegeben (hatte) mit den örtlichen Bischöfen zu kooperien um die Tempel der Heiden in Nordgriechenland und Kleinasien zu zerstören...
389 kommen hunderte Eremiten aus der Wüste und zerstören Statuen, Altäre, Bibliotheken und pagane Tempel. 391 wird der Tempel des Gottes Serapis gestürmt und geplündert. 392 lässt der heilige Epiphanius die meisten paganen Tempel Zyperns zerstören. 396 erklärt (Kaiser Arcadius) Paganismus als Hochverrat.“ (2)
Papst” Damasus von Rom, fuhr bereits kurz nach seinem Amtsantritt, 366, mit einer vergoldeten Kutsche durch die Hauptstadt. Er gehörte zu den reichsten Männern des Imperiums, nachdem er die arianische Ursinusgemeinde Roms physisch runiniert hatte. (3)
Je brutaler die Kirche sich als Glaubensbewahrerin aufführte umso heftiger wurde ihrerseits das Zölibat von “ihren” Priestern eingefordert. Schließlich habe eine Kirche die den Begriff Buße als Strafe (poenitentia seit Ambrosius) verstand, eine Gegenleistung für ihre Sünden zu leisten - meinte man in Rom.
Seitens der Verfechter der Lehre von der Ehelosigkeit (manchmal wird nur von der Enthaltsamkeit gesprochen) wird als selbstverständlich vorausgesetzt, dass die im Neuen Testament erwähnten “leiblichen” Geschwister Jesu keineswegs Kinder Marias sind, sondern Kinder aus einer angenommenen ersten Ehe, obwohl es dafür keinen echten Anhaltspunkt gibt. Daraus folgt, dass Maria Josef zwar geheiratet, eheliche Beziehungen aber nicht stattgefunden hätten. Viele gute Katholiken sollen deshalb die Josefsehe gewählt haben, so auch die Geistlichen vor dem 7.Jahrhundert.
Wohin man auch schaut, es wurden massenweise Zerrbilder produziert, durch Fälschungen, unbeweisbare Behauptungen, Anmaßungen und Annahmen, Wunschdenken, Vortäuschung.
Schon die Synode zu Elvira oder das Konzil von Elvira, Spanien, 310 n. Chr. beschloss, dass die "
Bischöfe und Altardiener sich ihrer Ehefrauen enthalten, ...d.h. für alle Kleriker, die im Altardienst stehen, gilt, dass sie keine Kinder zeugen; wer aber solches getan hat, soll aus dem Klerikerstand ausgeschlossen werden." (4)
Kanon 27 von Elvira betont, daß fremde Frauen mit Bischöfen und anderen Klerikern nicht zusammenwohnen dürfen. Wenn sie sich nur daran gehalten hätten. Aber, was war falsch daran seine Ehefrau ehelich zu lieben?
In Nicäa behandelte die Bischofskonferenz dieses Thema noch einmal und so entstand Kanon 3 von Nicäa in dem, entgegen allen Verlautbarungen, die Priesterehe nicht ausgeschlossen wird. Dieser Text, sowie Kanon 2 des zweiten Afrikanischen Konzils, 390, verlangten lediglich, dass Priester sich keine Konkubinen halten dürfen: (das ist auch bei den "Mormonen" so)
This great synod absolutely forbids a bishop, presbyter, deacon or any of the clergy to keep a woman who has been brought in to live with him, with the exception of course of his mother or sister or aunt, or of any person who is above suspicion.”
Noch einmal gesagt, dass damit nicht gegen ein Leben in einer Ehe protestiert wird bestätigt  Kanon 2 des zweiten Afrikanischen Konzils 390, also 65 Jahre später indirekt. Er will jedoch sexuelle Beziehungen in den Priesterehen untersagen und lautet deshalb:
 
"Daß die Keuschheit von den Leviten und Priestern behütet werde: (ist es) angebracht, dass die heiligen Vorsteher und Priester Gottes sowie die Leviten oder alle, die den göttlichen Sakramenten dienen, in allem enthaltsam sind (...) damit so, was die Apostel gelehrt haben und was ein alter Brauch bewahrt hat, auch wir behüten. Einstimmig sagten darauf die Bischöfe: Wir alle sind uns darüber einig, daß Bischof, Priester und Diakon, die Schützer der Keuschheit, sich auch selbst ihrer Ehefrauen enthalten, damit in allem und von allen, die dem Altare dienen, Keuschheit beobachtet werde." (5)

Korrekt ist: von Beginn an bis 1074 waren die Bischöfe , Priester usw. üblicherweise verheiratet. Die Zumutung “sich ihrer Ehefrauen zu enthalten” bestand. Sie traf insbesondere die schwangeren Priesterfrauen.
Allerdings bereits in Nicäa wurde derselbe Unfug von einigen möglicherweise schon scheintoten Bischöfen gefordert. Doch als es konkret darum ging solche Beeinträchtigung des Ehelebens zu Papier zu bringen “erhob sich Bischof Paphnuties”, dem 17 Jahre zuvor seines Glaubens wegen ein Auge ausgestochen, sowie die Sehnen der linken Kniekehle durchtrennt worden waren und der drei Jahre im Bergwerk zu leiden hatte. Er
rief mit lauter Stimme, man soll den Priestern und Geistlichen kein so schweres Joch auferlegen und durch zu große Strenge der Kirche keinen Nachteil schaffen. Er sagte, die Ehe sei ehrbar und … nannte den ehelichen Beischlaf Keuschheit... die Worte des Mannes wirkten.” (6)
Wir wissen nicht wie alt er zu dieser Zeit war, immerhin starb er erst 35 Jahre später.
Fast jedem ist bewusst, dass der Zölibat nur von einem Teil der auf dieses Menschengebot verpflichteten Berufsgruppe lebenslänglich konsequent verwirklicht wurde. Nahezu jeder der heute über sechzigjährigen die je in katholischen Gegenden lebten, weiß, dass viele Geistlichen  das  Konkubinat praktizieren, oder homosexuelle Kontakte pflegten, oder Ehefrauen, Jugendliche, wenn nicht Kinder verführten.

1996 berichtete mir eine in die USA emigrierte ehemalige Katholikin in Zeugen Gegenwart, dass sie als einziges Mädchen ihrer Schulklasse in einem Dorf in der Nähe von Brünn, Tschechoslowakei anfangs der 30er Jahre, nicht missbraucht wurde, weil sie, nach eigener Aussage nicht schön genug gewesen sei.

Der Religionslehrer, ein junger katholischer Priester, wäre als die Mütter herausfanden was geschehen war, von seinem Bischof lediglich versetzt worden.


Sicherlich gibt es “normal veranlagte” Priester die ihrem Gelübde auf Biegen und Brechen die Treue hielten.
Alle Hochachtung!
Aber im Ganzen gesehen, wenn man betrachtet wieviele Kinder nie erfahren durften, dass ihr Vater katholischer Priester war oder ist, und wenn man bedenkt, dass Papst Gregor VII., 1074, mit seinem Gewalturteil hunderttausend Frauen und mindestens doppelt soviele Kinder zu unerwünschten Personen erklärte, dann regt sich das Gewissen zum Widerspruch.
"Der Bischof von Passau, Altmann verlas am Stephanstag 1074 feierlich im Dom den apostolischen Auftrag. Da stürmten Kleriker und Volk einmütig mit solcher Wuth gegen ihn los, daß er in Stücke zerrissen worden wäre, – so erzählt sein ältester Biograph, – wenn ihn nicht seine Ministerialen und einige Edle schützend umgeben hätten. Auf eine rasche Durchführung des Zölibatsgesetzes mußte vorläufig verzichtet werden.“ (7)
Ein anderer Bericht sagt:
 
"Als der Bischof von Basel 1238 starb, hinterließ er 20 Kinder, sein Kollege Bischof Heinrich von Lüttich kam ein paar Jahre später auf 61 Nachkommen. Der Bischof von Konstanz wurde im 15. Jahrhundert reich, weil er seine Priester Bußgelder für ihre Konkubinen zahlen ließ. Selbst die Päpste wollten nicht päpstlicher als der Papst sein. Innozenz VIII. (der von 1484 bis 1492 die Kirche regierte) hatte 16 Töchter und Söhne, die er selbst taufte, traute und mit einträglichen Posten im Kirchenstaat versorgte. (8)
Papst und höchster Priester seiner ehe-beeinträchtigenden Kirche "Innozenz VIII. hinterließ viele Kinder (Octo nocens pueros genuit, totidemque puellas; hunc merito poterit dicere Roma patrem – „Acht Buben zeugte er unnütz, genauso viele Mädchen; ihn wird Rom mit Recht Vater nennen können“) und sein Nepotismus zu ihren Gunsten war so verschwenderisch wie schamlos. Seine Nachfahren wurden die Herzöge von Massa und Carrara. (9)
 
Besonders ins Gewicht fallen drei Bibelzitate:
Der Bischof soll ... eines Weibes Mann... und ein guter Familienvater sein und seine Kinder zu ... Anstand erziehen, er soll rücksichtsvoll sein... wie will er für die Kirche sorgen , wenn er seinem eigenen Haus nicht vorstehen kann.“ (10)
In seiner Mahnung an die christlichen Eheleute empfiehlt der berühmte Apostel Paulus unmissverständlich:
Entzieht euch einander nicht, außer im gegenseitigen Einvernehmen...“ (11)
Weder in Nicäa. noch während des 2. Afrikanischen Konzils wurde dieser biblische Rat beachtet!

Wieviele christliche Kirchen gibt es die jemals das Heiraten ihrer Geistlichen unter Verbot stellten? Paulus vor allem ahnte wohin religiöser Wahn Menschen treiben kann:
"In späteren Zeiten werden manche vom Glauben abfallen; sie werden sich betrügerischen Geistern und den Lehrern von Dämonen zuwenden, getäuscht von heuchlerischen Lügnern, deren Gewissen gebrandmarkt ist. Sie verbieten die Heirat..." (12)
"Ein tapferer Mann, der italienische Bischof Ulrich von Imola behauptete, dass die Hierarchie kein Recht habe den Priestern die Ehe zu verbieten und drängte Bischöfe und Priester ihre Familien nicht zu verlassen. Bischof Ulrich sagte, "Wenn das Zölibat aufgezwungen werde, so werden die Priester viel schlimmere Sünden begehen als die Sünde der Unzucht." (13)
Bischof Ulrich, bekannt unter: Oldericus oder Ulricus, amtierte in Imola von 1053-84
Wahrscheinlich waren in der Urkirche, wegen des christlichen Gleichheitsprinzips, alle Männer älter als 12 Jahre entweder mindestens Diakone, wie in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, oder mehr, nämlich Priester, wenn nicht Älteste, (Presbyter) doch waren sie weder da wie hier Gehalts- und Wohltatenempfänger.

Quellen:
 
1.) A. Demand „Geschichte der Spätantike“ , 2008, C.H. Beck S. 453
2.) V. G. Rassias „Christians persecution against the Hellenes.” Greek Athen 2000

3.) Martin Rade lic. theol. "Damasus Bischof von Rom, 1882

4.) Gertrud Dörner verweist auf Alfons Maria Kardinal Stickler, “Der Klerikerzölibat. Seine Entwicklungsgeschichte und seine theologischen Grundlagen.” Kral Verlag Abensberg 1993
5.) ebenda
6.) Leonhardt Martin Eisenschmid "Über die Unfehlbarkeit des ersten allg. Konzils zu Nicäa" 1830
7.) Allgemeine Deutsche Biographie: Bischof von Passau, Altmann
8.) Kneissler, Kirchengeschichte
9.) Kirchengeschichte by Philipp Dr. Charwath S. 540
10.) 1. Tim. 3: 1-7 
11.) 1. Kor. 7:1-7
12.) 1. Tim. 4: 4    
13.) Vortrag Father John Schuster. Er zitiert: Barstow, A. L. Married Priests and the Reforming Papacy: The Eleventh-Century Debates. The Edward Mellen Press. Lewiston, NY. 1982. P. 112
englisches Original unter: http://www.rentapriest.com/thirtynine_popes.htm

 
 
 
 
 
 

 
 
 
 
 
 
 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen