Nicäa,
325, und das Zölibat
Manchmal
kann man sich nicht des Gedankens erwehren, dass die Lehre vom
zölibatären Leben im 4. Jahrhundert zur Norm für Priester wurde,
um nicht vorhandene Heiligkeit der Geistlichen zu überspielen.
Zwei
weitere Gesichtspunkte ergeben sich aus der Wirklichkeit:
Je
mächtiger die Kirche wurde umso verschwenderischer trat sie auf. Um so mehr wünschte sie Allein-erbin des
Besitzes zu sein, über den Priester verfügten. Viele Bischöfe
wurden von reichen Witwen und Spendern auch persönlich beschenkt.
Sie wurden zudem Erben der Edelmetalle die der Kirche nach
christlichen Tempelplünderungen zur Verfügung standen.
Erzbischof
“Cyrill
von Alexandria konnte
im Jahre 431, 1 500 Pfund Gold Bestechungsgelder an Höflinge in
Konstantinopel zahlen, um sein Amt zu stützen“
(1)
weil
sein Onkel Theophilus von Alexandria der Empfänger des Hauptteils
der Beute des von Christen erstürmten Serapistempels wurde, nachdem
Kaiser
Theodosius I. 384
„dem
engagierten Christen, Praetorian prefect Maternus die Weisung gegeben
(hatte) mit den örtlichen Bischöfen zu kooperien um die Tempel der
Heiden in Nordgriechenland und Kleinasien zu zerstören...
389
kommen hunderte Eremiten aus der Wüste und zerstören Statuen,
Altäre, Bibliotheken und pagane Tempel. 391 wird der Tempel des
Gottes Serapis gestürmt und geplündert. 392 lässt der heilige
Epiphanius die meisten paganen Tempel Zyperns zerstören. 396 erklärt
(Kaiser Arcadius) Paganismus als Hochverrat.“ (2)
“Papst”
Damasus von Rom, fuhr bereits kurz nach seinem Amtsantritt, 366, mit
einer vergoldeten Kutsche durch die Hauptstadt. Er gehörte zu den
reichsten Männern des Imperiums, nachdem er die arianische
Ursinusgemeinde Roms physisch runiniert hatte. (3)
Je
brutaler die Kirche sich als Glaubensbewahrerin aufführte umso
heftiger wurde ihrerseits das Zölibat von “ihren” Priestern
eingefordert. Schließlich habe eine Kirche die den Begriff Buße als
Strafe (poenitentia seit Ambrosius) verstand, eine Gegenleistung für
ihre Sünden zu leisten - meinte man in Rom.
Seitens
der Verfechter der Lehre von der Ehelosigkeit (manchmal wird nur von
der Enthaltsamkeit gesprochen) wird als selbstverständlich
vorausgesetzt, dass die im Neuen Testament erwähnten “leiblichen”
Geschwister Jesu keineswegs Kinder Marias sind, sondern Kinder aus
einer angenommenen ersten Ehe, obwohl es dafür keinen echten
Anhaltspunkt gibt. Daraus folgt, dass Maria Josef zwar geheiratet,
eheliche Beziehungen aber nicht stattgefunden hätten. Viele gute
Katholiken sollen deshalb die Josefsehe gewählt haben, so auch die Geistlichen vor dem 7.Jahrhundert.
Wohin
man auch schaut, es wurden massenweise Zerrbilder produziert, durch
Fälschungen, unbeweisbare Behauptungen, Anmaßungen und Annahmen,
Wunschdenken, Vortäuschung.
Schon
die Synode zu Elvira oder das Konzil
von Elvira, Spanien, 310 n. Chr. beschloss, dass die
"
Bischöfe
und Altardiener sich
ihrer Ehefrauen enthalten, ...d.h.
für alle Kleriker, die im Altardienst stehen, gilt, dass sie keine
Kinder zeugen; wer aber solches getan hat, soll aus dem Klerikerstand
ausgeschlossen werden." (4)
Kanon
27 von Elvira betont, daß fremde Frauen mit Bischöfen und anderen
Klerikern nicht zusammenwohnen dürfen. Wenn sie sich nur daran gehalten hätten. Aber, was war falsch daran seine Ehefrau ehelich zu lieben?
In
Nicäa behandelte die Bischofskonferenz dieses Thema noch einmal und
so entstand Kanon 3 von Nicäa in dem, entgegen allen Verlautbarungen,
die Priesterehe nicht ausgeschlossen wird. Dieser Text, sowie Kanon 2
des zweiten Afrikanischen Konzils, 390, verlangten lediglich, dass Priester sich keine Konkubinen halten
dürfen: (das ist auch bei den "Mormonen" so)
“This
great synod absolutely forbids a bishop, presbyter, deacon or any of
the clergy to keep a woman who has been brought in to live with him,
with the exception of course of his mother or sister or aunt, or of
any person who is above suspicion.”
Noch einmal gesagt, dass damit nicht gegen ein Leben in einer Ehe protestiert wird bestätigt Kanon 2 des
zweiten Afrikanischen Konzils 390, also 65 Jahre später indirekt. Er will jedoch sexuelle Beziehungen in den Priesterehen untersagen und lautet deshalb:
"Daß die
Keuschheit von den Leviten und Priestern behütet werde: (ist es)
angebracht, dass die heiligen Vorsteher und Priester Gottes sowie die
Leviten oder alle, die den göttlichen Sakramenten dienen, in allem
enthaltsam sind (...) damit so, was die Apostel gelehrt haben und was
ein alter Brauch bewahrt hat, auch wir behüten. Einstimmig sagten
darauf die Bischöfe: Wir alle sind uns darüber einig, daß
Bischof, Priester und Diakon, die Schützer der Keuschheit, sich auch
selbst ihrer Ehefrauen enthalten,
damit in allem und von allen, die dem Altare dienen, Keuschheit
beobachtet werde." (5)
Korrekt ist: von Beginn an bis 1074 waren die Bischöfe , Priester usw. üblicherweise verheiratet. Die Zumutung “sich ihrer Ehefrauen zu enthalten” bestand. Sie traf insbesondere die schwangeren Priesterfrauen.
Allerdings
bereits in Nicäa wurde derselbe Unfug von einigen möglicherweise schon
scheintoten Bischöfen gefordert. Doch als es konkret darum ging solche
Beeinträchtigung des Ehelebens zu Papier zu bringen “erhob sich Bischof Paphnuties”, dem
17 Jahre zuvor seines Glaubens wegen ein Auge ausgestochen, sowie die
Sehnen der linken Kniekehle durchtrennt worden waren und der drei
Jahre im Bergwerk zu leiden hatte. Er
“rief
mit lauter Stimme, man soll den Priestern und Geistlichen kein so
schweres Joch auferlegen und durch zu große Strenge der Kirche
keinen Nachteil schaffen. Er sagte, die Ehe sei ehrbar und … nannte
den ehelichen Beischlaf Keuschheit... die Worte des Mannes wirkten.”
(6)
Wir
wissen nicht wie alt er zu dieser Zeit war, immerhin starb er erst 35
Jahre später.
Fast
jedem ist bewusst, dass der Zölibat nur von einem Teil der auf dieses
Menschengebot verpflichteten Berufsgruppe lebenslänglich konsequent verwirklicht wurde.
Nahezu jeder der heute über sechzigjährigen die je in katholischen
Gegenden lebten, weiß, dass viele Geistlichen das Konkubinat praktizieren, oder
homosexuelle Kontakte pflegten, oder Ehefrauen, Jugendliche, wenn nicht
Kinder verführten.
1996 berichtete mir eine in die USA emigrierte ehemalige Katholikin in Zeugen Gegenwart, dass sie als einziges Mädchen ihrer Schulklasse in einem Dorf in der Nähe von Brünn, Tschechoslowakei anfangs der 30er Jahre, nicht missbraucht wurde, weil sie, nach eigener Aussage nicht schön genug gewesen sei.
Der Religionslehrer, ein junger katholischer Priester, wäre als die Mütter herausfanden was geschehen war, von seinem Bischof lediglich versetzt worden.
Sicherlich
gibt es “normal veranlagte” Priester die ihrem Gelübde auf
Biegen und Brechen die Treue hielten.
Alle Hochachtung!
Aber im Ganzen gesehen, wenn
man betrachtet wieviele Kinder nie erfahren durften, dass ihr Vater
katholischer Priester war oder ist, und wenn man bedenkt, dass Papst Gregor
VII., 1074, mit seinem Gewalturteil hunderttausend Frauen und
mindestens doppelt soviele Kinder zu unerwünschten Personen
erklärte, dann regt sich das Gewissen zum Widerspruch.
"Der
Bischof von Passau, Altmann verlas
am Stephanstag 1074 feierlich im Dom den apostolischen Auftrag. Da
stürmten Kleriker und Volk einmütig mit solcher Wuth gegen ihn
los, daß er in Stücke zerrissen worden wäre, – so erzählt sein
ältester Biograph, – wenn ihn nicht seine Ministerialen und einige
Edle schützend umgeben hätten. Auf eine rasche Durchführung des
Zölibatsgesetzes mußte vorläufig verzichtet werden.“ (7)
Ein anderer Bericht sagt:
"Als
der Bischof von Basel 1238 starb, hinterließ er 20 Kinder, sein
Kollege Bischof Heinrich von Lüttich kam ein paar Jahre später auf
61 Nachkommen. Der Bischof von Konstanz wurde im 15. Jahrhundert
reich, weil er seine Priester Bußgelder für ihre Konkubinen zahlen
ließ. Selbst die Päpste wollten nicht päpstlicher als der Papst
sein. Innozenz VIII. (der von 1484 bis 1492 die Kirche regierte) hatte 16
Töchter und Söhne, die er selbst taufte, traute und mit
einträglichen Posten im Kirchenstaat versorgte. (8)
Papst und höchster Priester seiner ehe-beeinträchtigenden Kirche "Innozenz
VIII. hinterließ viele Kinder (Octo nocens pueros genuit, totidemque
puellas; hunc merito poterit dicere Roma patrem – „Acht Buben
zeugte er unnütz, genauso viele Mädchen; ihn wird Rom mit Recht
Vater nennen können“) und sein Nepotismus zu ihren Gunsten war so
verschwenderisch wie schamlos. Seine Nachfahren wurden die Herzöge
von Massa und Carrara. (9)
Besonders
ins Gewicht fallen drei Bibelzitate:
„Der
Bischof soll ... eines Weibes Mann... und ein guter Familienvater
sein
und seine Kinder zu ... Anstand erziehen, er soll rücksichtsvoll
sein... wie will er für die Kirche sorgen , wenn er seinem eigenen
Haus nicht vorstehen kann.“
(10)
In
seiner Mahnung an die christlichen Eheleute empfiehlt der berühmte Apostel Paulus unmissverständlich:
„Entzieht
euch einander nicht, außer im gegenseitigen Einvernehmen...“
(11)
Weder in Nicäa. noch während des 2. Afrikanischen Konzils wurde dieser biblische Rat beachtet!
Wieviele christliche Kirchen gibt es die jemals das Heiraten ihrer Geistlichen unter Verbot stellten? Paulus vor allem ahnte wohin religiöser Wahn Menschen treiben kann:
"In
späteren Zeiten werden manche vom Glauben abfallen; sie werden sich
betrügerischen Geistern und den Lehrern von Dämonen zuwenden,
getäuscht von heuchlerischen Lügnern, deren Gewissen gebrandmarkt
ist. Sie verbieten die Heirat..." (12)
"Ein
tapferer Mann, der italienische Bischof Ulrich von Imola behauptete,
dass die Hierarchie kein Recht habe den Priestern die Ehe zu
verbieten und drängte Bischöfe und Priester ihre Familien nicht zu
verlassen. Bischof Ulrich sagte, "Wenn das Zölibat aufgezwungen
werde, so werden die Priester viel schlimmere Sünden begehen als die
Sünde der Unzucht." (13)
Bischof
Ulrich, bekannt unter: Oldericus oder Ulricus, amtierte in Imola von
1053-84
Wahrscheinlich waren in der Urkirche, wegen des christlichen Gleichheitsprinzips, alle Männer älter als 12 Jahre entweder mindestens Diakone, wie in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, oder mehr, nämlich Priester, wenn nicht Älteste, (Presbyter) doch waren sie weder da wie hier Gehalts- und Wohltatenempfänger.
Quellen:
1.) A. Demand „Geschichte der Spätantike“ , 2008, C.H. Beck S. 453
2.) V. G. Rassias „Christians persecution against the Hellenes.” Greek Athen 2000
3.) Martin Rade lic. theol. "Damasus Bischof von Rom, 1882
4.) Gertrud Dörner verweist auf Alfons Maria Kardinal Stickler, “Der Klerikerzölibat. Seine Entwicklungsgeschichte und seine theologischen Grundlagen.” Kral Verlag Abensberg 1993
5.) ebenda
6.) Leonhardt Martin Eisenschmid "Über die Unfehlbarkeit des ersten allg. Konzils zu Nicäa" 1830
7.) Allgemeine Deutsche Biographie: Bischof von Passau, Altmann
8.) Kneissler, Kirchengeschichte
9.) Kirchengeschichte by Philipp Dr. Charwath S. 540
10.) 1. Tim. 3: 1-7
11.) 1. Kor. 7:1-7
12.) 1. Tim. 4: 4
13.) Vortrag Father John Schuster. Er zitiert: Barstow, A. L. Married Priests and the Reforming Papacy: The Eleventh-Century Debates. The Edward Mellen Press. Lewiston, NY. 1982. P. 112
englisches Original unter: http://www.rentapriest.com/thirtynine_popes.htm
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