Das Wort "vernünftig" meint: einsichtig, gescheit, anständig.
Vor neunzig Jahren erhob ein namentlich unbekannter Mormone ein Umfrage.
Maßgebliche Geistliche der weltweit wichtigsten christlichen Kirchen lehnten u.a.
unumwunden und übereinstimmend die altjüdisch, altchristliche Lehre vom vorirdischen
Dasein der menschlichen Seelen (Geister) ab. Prompt sitzen sie in der Falle,
werden es indirekt gewahr und meiden Gespräche zu diesem Thema.
Sobald Menschen positiv erwägen, ob sie möglicherweise ewige Geschöpfe sind,
die aus guten Gründen in einen sterblichen Körper geboren wurden, ergibt sich
eine völlig neue Sichtweise.
Albert Mössmer sagt, 1990, zusammenfassend in seinem Buch „Die Mormonen“:
„Die Mormonen vermitteln
anschaulich, zu welchem Zweck wir auf der Welt sind, woher wir kommen, wohin
wir gehen. Was hier angeboten wird, sind nicht die abstrakten
Erklärungsversuche der großen Volkskirchen. Das Paradies ist bei den Mormonen
nicht ein ungewisses Sich-in-der-Gegenwart-Gottes-Befinden, sondern es
bedeutet, dass man seine Freunde und Verwandten wiedertrifft und das Leben wie
auf der Erde fortsetzt, nur ohne die irdischen Probleme…“
Um 540 verwarf der Imperator des byzantinischen Reiches
Justinian I. diese Lehre. Und Rom, und damit alle Ableger der römisch-katholischen,
griechisch - und russisch orthodoxen
Kirchen, folgten gehorsam dem Willen eines Mannes, der ehrgeiziger und
gefühlsärmer kaum sein konnte, hätte er sonst das friedliche Ostgotenreich vernichtet?
Ihn trieb pure Unvernunft. Er schnitt dem Christentum
sozusagen ein Bein ab.
Danach waren die Theologen ununterbrochen damit
beschäftigt dem Restkörper das Überleben zu ermöglichen.
Davor war jeder Christ in seinem Selbstverständnis Sohn
oder Tochter Gottes, ausgestattet mit denselben Grundeigenschaften über die der
allmächtige Gott vollkommen verfügt.
Der Zwillingsbruder Jesu, Thomas, überlieferte uns das
syrische Perlenlied, das nicht anders verstanden werden kann, als Bestätigung dieses
altjüdisch-urchristlich-mormonischen Glaubens: Wir entstammen allesamt einer
königlichen Familie. Wir sind hier um zu lernen:
K.
Beyer, einem großkirchlichen Exegeten des 20. Jahrhunderts, kann man nur von
Herzen zustimmen, wenn er übereinstimmend
mit der Lehre des Propheten Joseph Smith das „Syrische Perlenlied“ so
kommentiert:
„Die Botschaft
des Liedes lautet: Die unsterbliche
menschliche Seele göttlicher Herkunft darf sich erst dann endgültig
vereinen mit ihrem unvergänglichen geistigen Leib der gleichfalls von Gott
abstammt, aber immer bei ihm bleibt, wenn sie zuvor auf der Erde in einem
vergänglichen fleischlichen Leib und in feindlicher Umgebung mit göttlicher
Hilfe Selbsterkenntnis erlangt und mutig die ihr von Gott gestellte Aufgabe
erfüllt hat.“…
Und Walter Rebell, der Herausgeber des
Buches „Neustestamentliche Apokryphen und Apostolische Väter“,
1992 fügt hinzu:
„Das ist eine synkretistische Religion in der
Nachfolge Platons, die sich auch leicht mit der christlichen Ethik
verbinden lässt. Ihre Bilder teilt sie mit der Gnosis und den anderen
antiken Erlösungsreligionen, ohne dass man sicher sagen kann, wer sie von wem
übernommen hat. Das führt schließlich zu der Frage, ob der gnostische Anteil am
spätantiken Synkretismus wirklich so hoch ist, wie meist angenommen wird. Denn, dass der Mensch die Erde als Fremde
empfindet, ist ein weit verbreitetes Lebensgefühl…”
Zur
Erinnerung, Walter Rebell verweist darauf: „…Das ist eine synkretistische Religion … die sich auch leicht mit der
christlichen Ethik verbinden lässt…“
Darf man also, allein diesen einen Aspekt betrachtend, sagen:
„Mormonismus“ lehrt, zumindest mit diesem Glaubenselement, eine vernunftgemäße
Theologie?“
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