Montag, 26. September 2016

Betrachtungen aus dem Blickwinkel eines Mormonen (1)



Allumfassende Gerechtigkeit setzt die Anerkennung der Gleichheit aller Menschen voraus. Dies betont das 1830 veröffentlichte Buch Mormon vehement. Es sollte allerdings noch 126 Jahre dauern, bis auch Rom, mit dem Konzil Vatikanum II, dieses Prinzip anerkannte. Konrad Hilpert, „Die Anerkennung der Religionsfreiheit“

Nichts war den Ersten Christen und ist den Mitgliedern der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) heiliger als das Gesetz Gottes. Es spricht allen Menschen das Recht auf Entscheidungsfreiheit zu, aus dem die Pflicht jedes Christen erwächst tugendhaft (keineswegs aber zölibatär) zu leben und zu handeln.
Einige der alten Verkünder in der Frühkirche sagten es immer wieder, dass Kirche "eine Schule der Tugend sein muss." Nichts anderes.
Die Feierlichkeiten Roms, oder in Byzany oder der Orthodoxen überhaupt, die äußerlich "vergoldeten" Gottesdienste, stammen aus dem Heidentum.

Das es vor allem darum ging, den eigenen Charakter zu vervollkommnen, bestätigen auch die in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts wirkenden Kirchenlehrer Laktanz, der Haupttheologe seiner Zeit Origenes, sowie der einzige "heiliggesprochene" Gegenpapst, Hippolyt von Rom, ausdrücklich.

Diese drei stehen als Zeugen gegen das nunmehr traditionelle Christentum mit dem sich kurioserweise auch Geld verdienen lässt.

Ihnen war das spätere "Drum und Dran",  absolut fremd. Ihnen, im Gegensatz zu den führenden Christen der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts, ging es um die Freiheit und die bereits diesseitige sowie die unendlich dauernde Seligkeit der Menschen, die sich möglichst nicht versündigen sollen, indem sie die Rechte anderer verletzen, und dadurch unfrei werden, weil den Übertreter die Konsequenzen seiner Fehlverhaltens einholen und knebeln könnten.

Höchstrangige Kirchenmänner, wie Papst Gregor I. (540-604) hielt es dagegen für selbstverständlich, dass sogenannte Heiden rechtlos seien und gezwungen werden müssten sich taufen zu lassen. Da gab es damals nicht nur auf Sardinien viele religiös Freie die durchaus nicht katholisch werden wollten. Gegen sie hetzte er die Staatsbeamten auf:

„Wenn ihr feststellt, dass sie nicht gewillt sind, ihr Verhalten zu ändern, so befehlen wir, dass ihr sie mit größtem Eifer verfolgt...züchtigt sie mit Prügeln und Folter, um sie zur Besserung zu zwingen… sie sollen durch strengste Kerkerhaft zur Einsicht gebracht werden, wie es angemessen ist, damit jene, die sich weigern, die Worte der Erlösung anzunehmen, welche sie aus den Gefahren des Todes erretten können, durch körperliche Qual dem erwünschten gesunden Glauben zugeführt werden.“ Gregorii I papae Registrum epistolarum. Libri VIII-XIV

Ambrosius von Mailand forderte bereits 200 Jahre früher unerbittlich  die Unfreiheit für sämtliche Nichtkatholiken. Er propagierte und praktizierte die Diktatur eines Glaubens, die den Alten fremd völlig war.  Vorsätzlich missachtete er die Würde Anderer. 
Der von Ambrosius zumindest gebilligte Text von "Cunctos populos" von 380 ist gedrucktes Unrecht.
Es ist ein Text der sich hochmütig gegen den Geist des Gottes der Ersten Christen richtet.
Männer wie Ambrosius verursachten mit ihrer biblisch nicht zu rechtfertigenden Meinung vom "Ketzertum" der Nichtkatholiken den Zusammenbruch der antiken Welt. Sie sind verantwortlich für die Plünderung griechischer und ägyptischer Tempel und Heiligtümer durch angebliche Christen. Sie haben die Misshandlungen paganer Priester nicht nur vor Gott zu verantworten. 
Sie meinten, der Zweck heilige die Mittel. Ahnten sie nicht, dass solche Betrachtungsweise der Hexenküche der Bosheit entstammte?

Bar des Geistes Christi verschärften sie die ohnehin, im römischen Reich, kritische Lage der Juden.
Ganz und gar im Gegensatz dazu stehen die Aussagen des Mormonismus die enorm judenfreundlich sind - aber wer hat das je gewürdigt -?

Mönchshorden bevölkerten und dominierten seit Ambrosius die Städte des römischen Imperiums, zuerst im Osten, dann im Westen, bis Persönlichkeiten wie Luther kamen, die indirekt dem mönchischen Leben und damit einer Unkultur entgegen wirkten.

Auffallend familienfreundlich waren andererseits die Ersten Christen und so sind auch die Mormonen eingestellt. Diese Übereinstimmung wollen gewisse Vertreter des Großkirchentums leider möglichst nicht oder nur widerwillig zur Kenntnis nehmen, denn sie reiten selbstzufrieden, nicht selten arrogant, auf dem Thema "Vielweiberei der Mormonen" herum.

Im 11., 12. und 13. Jahrhundert riefen Päpste schließlich zu verheerenden Kreuzzügen auf.  Das Blut Unschuldiger im gelobten Land wurde von "Christen" vergossen, die glaubten zur höheren Ehre Gottes zu handeln, während das Buch Mormon kanonisch formuliert, "nur wer im Dienste seiner Mitmenschen steht, der steht auch im Dienst Gottes"

Bedauerlicherweise wollen die meisten Heutechristen auch diese Aussage keineswegs zur Kenntnis nehmen, obwohl die reine Vernunft den sogenannten Mormonismus auch in diesem Part unterstützt. 
Wo die katholische Kirche echte "Caritas" übte verdient sie uneingeschränktes Lob. Tadel allerdings zieht sie an wie ein Magnet, wann immer offen gelegt wurde, wie sehr römische Kleriker zugleich bemüht waren das Vermögen sterbender Witwen zu vereinnahmen. Schlimmer, wenn etwa Papst Nikolaus V. am 18. Juni 1452 die päpstliche Bulle Dum diversas verabschiedete die den Portugiesen erlaubte "Länder der Ungläubigen" zu unterwerfen und ihre Bewohner  zu versklaven. 
Niemand leugnet, dass dieselbe Kirche später Sklaverei anprangerte. Das geschehene Unrecht konnte jedoch keiner gut machen.
Mit seinen Hetzreden gegen angebliche Ketzer provozierte Innozenz III. (1160-1216) grauenvolle  Massaker nicht nur an den Katharern.

Päpste und Bischöfe verloren  ihre Legitimationen vor Gott als sie begannen Gewalt gegen das Gottesrecht einzusetzen.

Deshalb berief Gott Joseph Smith als sein Werkzeug, Verlorenes durch Neuoffenbarungen zurück zu bringen. Die Traditionalisten aller Großkirchen bekennen sich heute zwar überwiegend zum Menschenrecht des Anspruchs auf Entscheidungsfreiheit, aber sie leugnen entschieden, dass eine Wiederherstellung verlorener Wahrheiten und Legitimationen erforderlich war. Dabei sind sie untereinander uneins, vor allem in Sachen Lehre und Praxis. Theoretisch könnte eine große Mehrheit der  Theologen zustimmen, dass gewisse Fingerzeige Gottes hilfreich wären, eben nur rein theoretisch betrachtet. 
In der Tat lehnen sie den Gedanken ab, Gott könnte die Urkirche wieder herstellen oder gar wiederhergestellt haben.
Auch weil das so ist, sendet Gott Jesus Christus seine Missionare, die der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letten Tage angehören, zugunsten verschollener Wahrheiten. 

Diese Missionare erinnern auch an in die von angeblichen Christen in die Vergessenheit hineingestoßene Gottes-Lehre vom ewigen, vorirdischen Dasein des Menschen(geistes). 

Einst war sie wichtiger Teil der Evangeliumsverkündung. Dieser Teil wurde von rabiaten Kirchenpolitikern erst im 6. Jahrhundert verbannt. 

Mormonenmissionare sagen darüber hinaus, dass buchstäblich jeder Anspruch hat, auf die eigene Wahl seiner Glaubensansichten. Sie lehren, dass jeder an seiner dies- und jenseitigen Erlösung mitwirken kann und soll. 

Dem widerspricht die protestantsiche Theologie seit Luther entschieden, aber sie befindet sich im Unrecht, weil der Mensch über ein göttliches Potential verfügt, das er erschließen kann. 
Sonderbar auch, dass die Protestanten an Luthers Seite in Abrede stellen, dass der Mensch über seinen freien Willen verfügt.
Das Buch Mormon behauptet überzeugend begründent exakt das Gegenteil  - und jeder Vernünftige weiß aus eigener Erfahrung, dass er frei und zugleich verantwortlich für sein Tun und Lassen ist. 

In die originale Christenlehre warfen übereifrige Dogmatiker im Verlaufe der Zeit zu viel Müll, der nicht als solcher rechtzeitig erkannt wurde 

Mormonismus ermutigt alle Menschen Gottes Licht zu erbitten zum Zweck mehr Erkenntnis in Sachen ihres Glaubens zu erlangen, mehr als die Schulweisheit bieten kann. 
Die herkömmlichen Theologien bezweifeln das. 

Der neue katholische Katechismus sagt sogar, dass es Sünde ist, Gott um eine persönliche Offenbarung zu bitten Der Katechismus verkündet dies jedoch im klaren Widerspruch zu Christi Gebot,  denn er lehrte: der Mensch solle Gott um Weisheit bitten, er würde ihm antworten. "Bittet, so wird euch gegeben werden." So steht es in der Bergpredigt geschrieben (Matth 7: 7-11) und ebenso im ersten Kapitel des Jakobusbriefes, Vers 5: "Wenn es jemand an Weisheit mangelt, dann möge er Gott darum bitten, ... Sie wird ihm gegeben, wenn er (die Suche nach der Wahrheit) nicht (lässig hinaus)zögert."
  
Menschen sollen selbständig denken. Sie müssen bedenken, ob es wahr ist, dass die Kirchengeschichte mit Blut und Tränen geschrieben wurde.
Wir alle bedürfen jedoch der Hinweise auf inkorrekte Behauptungen. Das  ist der Grund warum Mormonen missionieren. 

Gelehrte Theologen fühlen sich gerade dadurch provoziert. 

Aber, die jungen Leute, die als Boten der Kirche Jesu Christi daher kommen, reden doch nicht aus sich selbst heraus. Sie sind im Besitz einiger Sätze, die wichtig sind, zuvor allerdings kaum Beachtung fanden.

Unterschätzt wird seitens einer breiten Öffentlichkeit auch, dass Mormonenmissionare ernsthaft bemüht sind zu praktizieren was sie glauben. Sie lehren die Gleichheit aller, dass niemand vor Gott mehr ist als ein anderer, dass Religion nie im Widerspruch zu den Forderungen der Vernunft stehen darf.
Sie verdienten Lob für ihren Idealismus, der vielen anderen Jugendlichen abhanden kam.
Stattdessen werden  sie verachtet - von Christen.




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