Dienstag, 27. September 2016

Polytheismus: Hauptteil mormonischer Theologie




Christen sind Monotheisten, sagen ihre Repräsentanten, Mormonen dagegen Polytheisten, also sind sie keine Christen.

So steht es tausendfach geschrieben. So wurde es unendlich oft in geradezu militantem Ton behauptet, sogar von den Kirchenkanzeln.
Erledigt.
Wirklich?

Wenden wir den Blick zurück.
Johannes Paul II. Oberhaupt der Christen begrüßte am 27. Oktober 1986 in der italienischen Stadt Assisi christliche, jüdische und islamische Würdenträger mit den Worten, hier kämen die Vertreter der drei monotheistischen Weltreligionen zum ersten Weltgebetstreffen zusammen.

Weil sie angeblich ketzerisch an eine Mehrheit der Götter glauben stehen die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, als krasse Aussenseiter da, obwohl sie sich ebenfalls unbestritten in der abrahamitischen Tradition befinden.  

Andererseits ist es wahr, Mormonen beten den allein wahren Gott, Elohim, als ihren "Vater im Himmel"  an. Sie tun es im Namen Jesu Christi, wie es die alten Christen taten.
Paulus mahnte dies an:
„…sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.“  Epheser 5:17-20
Mit ihrer polytheistischen Überzeugung befinden sich  die Mormonen in nobelster Gesellschaft.  
Dasselbe wie sie, glaubten nämlich alle Bischöfe, alle Angehörigen christlicher Ältestenkollegien, sowie alle linientreuen Mitglieder seit Christus bis hinein in die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts!

Wollen wir wetten?
Eigentlich weiß jeder Theologe, dass Jesus ein anderer als der Vater war und ist und in Ewigkeit sein wird. Das darf er zwar privat denken und glauben, aber nicht verkünden, sonst setzt ihn seine fromme Behörde vor die Kirchentür.
Betont monotheistisch zu sein, bedeutet "katholisch" zu glauben und dies wiederum bedeutet, sich deutlich gegen die Lehre der Urkirche zu stellen - oder - nicht darüber nachdenken zu wollen.
Überzeugt euch selbst. 

Moderne Forschung kann in der Tat nicht bestätigen, dass die Christen der ersten 200 Jahre monotheistisch glaubten, obwohl es durchaus Ausnahmen gegeben haben könnte, so wie es immer Abweichler gab.
Gert Haendler fand die Bestätigung für diese Aussage in den vorliegenden Dokumenten. In den frühchristlichen Gemeinden wurde immer zwischen dem Vater und dem Sohn unterschieden Schließlich erläutert er was die Ersten Christen lehrten und glaubten:

Einer ist der Gottvater aller, der auch der Gott unseres Gottes ist... Christus ist wohl Gott, aber er ist dem Vater unterordnet 
             „Die Rolle des Papsttums in der Kirchengeschichte bis 1200“ Vandenhoeck u Ruprecht“

Irenäus stellt das Gottsein von Sohn und Geist klar heraus, „beiden kommt ein personales Sein zu, da sie gemeinsam mit dem Vater handeln.“ www. dogmatic. „Die vornizänische Theologie“, 2009, Uni-Bonn

Origenes (185-256) der zuverlässige Bewahrer der Lehren der Urkirche beklagt:

„... Manche schätzen nicht, was wir sagten, indem wir den Vater als den einen wahren Gott hinstellten und zugaben, dass andere Wesen neben dem wahren Gott Götter werden konnten, indem sie an Gott teilhatten.“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, 3. Auflage, 4. Band, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960
„Die Trinität besteht aus 3 Hypostasen, also aus drei wirklich existierenden Wesen, die auch hinsichtlich ihrer Natur verschieden sind. … Vater und Sohn sind 2 Götter…“ ebenda
 „Im Urzustand waren alle Logika (Intelligenzen) körperlose Geister und als solche Götter, die dem Logos als Trabanten anhingen...“ ebenda
"Alle Logika", das sind wir Heutemenschen. Es ist der uns innewohnende unsterbliche Geist, oder das ewige Bewusstsein.
In zunehmend überzeugender Weise geht diese großartige Lehre mit den Erfahrungen vieler überein, die eine Nahtoderfahrung hatten!

Die alten Christen sprachen von dem unserem Leib innewohnenden Geist oder Hochwesen als dem „nobilitas ingenita“.
Das lateinische Wörterbuch belehrt uns:  nobilitas ingenita ist der Geburtsadel. ingenitus a um - angeboren, unentstanden. 
Von allen diesen Grundlehren des frühen Christentuns hat sich die gesamte Christenheit unrechtmäßig, das heißt, aus nachweislich rein politischen Gründen, 543, losgesagt.

Das Wissen ist vorhanden, dass nicht eigentlich die damaligen Bischöfe, sondern Kaiser Konstantin den Monotheismus -  zwangsweise, gegen die Überzeugungen der meisten Bischöfe - ins Christliche eingefügt hat:
Die Union der europäischen Konferenzen der höheren Ordensoberen/innen wagte es sich dieser Tatsache zu stellen und schrieb 2007 im Internet: 


„Als die Heiden nach einem Gedanken der Einzigartigkeit der Götter suchten, dachten sie nicht an Zeus, sondern an Apollo. Der einzige Gott der gebildeten und fast monotheistischen Heiden, gerade vor dem Aufkommen des Christentums, war Phebus Apollo oder Sol, der das Leben auf Erden spendende Gott. Aurelian führte einen Versuch eines solchen heidnischen Monotheismus ein (während Konstantin den christlichen Monotheismus einsetzen wird) mit Sol Invictus („die unbesiegte Sonne“) und Mithra bei den Soldaten, um spirituell dem Wedismus der Perser entgegenzuwirken. Aurelian wünschte, dass die Römer eine gleiche Religion hätten...“

H
Dieses Statement erschien unter
  www.ucesm.net/ucesm_de/italie _religions_de
Bezeichnenderweise war es 2008 im Internet nicht mehr auffindbar.  

Papst Benedikt XVI. verwies, ob gewollt oder nicht, die Kritiker  aus einer anderen Perspektive indem er sagte: 

 Gott, das unendliche Licht, ... besitzt ein menschliches Gesicht.“ 1. Enzyklika   am 23. Januar 2006

Das passt nicht ins monotheistische Konzept. Ebenso ist es mit seinem nächsten Statement; 

„Christus, das Göttliche Wort, „wurde Mensch, damit wir vergöttlicht würden...“ Vatikan, Generalaudienz, 20. Juni 2007
Eine andere Autorität gibt Benedikt, aber vor allem den Mormonen recht:

„... Der Gedanke der Vergottung  ist der letzte und oberste gewesen; nach Theophilius, Irenaeus, Hippolit und Origenes findet er sich bei allen Vätern der alten Kirche, bei Athanasius, bei den Kappadoziern, Appolinares, Ephraim Syrus, Epiphanius u.a“ Adolf von Harnack „Dogmengeschichte“, Mohr-Siebeck, 1990
Das bedeutet, dass es in der Ewigkeit viele Götter gibt. Mormonen lehren indessen:
„unser aller Vater ist Elohim. Keiner ist über ihm.“

Dies herauszustellen wagen nur wenige Theologen, obwohl sie wissen was das Autorenteam Grabner-Haider und Johann Maier, unbeabsichtigt Mormonismus  bestätigend, erkannte:


"Jesus Christus sei der Weltgott ein Mensch geworden, um die Menschen zu vergöttlichen.“ Anton Grabner-Haider-Maier „Kulturgeschichte des frühen Christentums“ Vandenhoek & Ruprecht, 2008  

In der Urkirche wurde also sehr wohl Polytheismus als Basiselement gelehrt. Die Arianer glaubten es ebenso.  Das zu glauben und gar zu lehren galt jedoch ab 380, mit der Verabschiedung des Gesetzes zum Glaubenszwang "Cunctos populos", als Verbrechen. Und solch harsches Urteil wiederum sollte bitterste Konsequenzen zeitigen. Die den "Eingottglauben" predigenden  Kleriker waren entschlossen, alles auszurotten was ihnen nicht gefiel.
Das taten sie mit Inbrunst und in Schande. Jahrhunderte lang. Mord und Todschlag gehörten zur Tagesordnung der militanten "Monotheisten", den Schöpfern der ecclesia militans.
Nur ein wenige Minuten währender Seitenblick auf die Geschichte der Vernichtung der Mitglieder des Ordens der Templer, 1307 durch die Inquisition genügt um zuerkennen, zu welchen Abscheulichkeiten Glaubensfanatiker fähig sind.

So zahlten diejenigen, die in Christus einen zweiten, aber untergeordneten Gott sahen einen hohen Preis für ihre mehr als gut begründeten Glaubensansichten, obwohl sie mir ihrer Überzeugung niemanden schadeten.
Umgekehrt verleumdeten die Monotheisten (die Katholiken) die angeblichen Gotteslästerer. Sie verfolgten die  „Polytheisten“ buchstäblich bis aufs Blut.

Mit dieser Schuld mögen die militanten "Eingottverehrer" leben, wenn sie können.



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