Freitag, 15. November 2013

(9) Streifzüge durch die Kirchengeschichte - aus dem Blickwinkel eines Mormonen by Gerd Skibbe



Die Kleriker vor und nach Nicäa, 325


Konstantin hat sich an sein Wort gehalten. Er hatte den Bischöfen versprochen, er werde sie und ihre Sache (auch als Väter ihrer oft hilfsbedürftigen Mitglieder) fördern, so wie sie im Gegenzug, ihn unterstützten.


Schon zu Zeiten des römischen Bischofs Zephyrinus, der von 200-217 amtierte, soll es in seinem Fürsorgebereich 1500 Arme gegeben haben. Da auch ausgewiesen ist, er sei für 200 Geistliche verantwortlich gewesen, muss es sich nebenbei gesagt, um mehr als eine Gemeinde gehandelt haben.


Wir wissen „... aus Optatus, dass um das Jahr 311 einige 40 Basiliken (Gemeinderäume, Versammlungsorte G.Sk.) in Rom waren“, (1) schreibt Johann J. Ignaz von Döllinger, woraus folgt, dass Zephyrinus Erzbischof für die gesamte Hauptstadt gewesen sein könnte. Das ist auch daraus zu folgern weil es sich nicht wirklich um “Basiliken gehandelt haben kann, denn


selbst in Rom … mit dem absolut größten Anteil von Christen an der Bevölkerung lässt sich bis heute kein einziger christlicher Versammlungsort für die Zeit vor der konstantinischen Wende (um 325) nachweisen .... (2)
Wir werden uns zu Hippolyts Zeit diese Kirchen noch aus Holz gefertigt oder als große Räume ohne Seitenschiffe, Säulenreihen u. dgl. zu denken haben. Achelis geht entschieden zu weit, wenn er sich die gottesdienstlichen Gebäude schon im zweiten Jahrhundert als Basiliken vorstellt. Wie primitiv noch die Gotteshäuser im Anfang des


III. Jahrhunderts waren, können wir am besten aus dem Bericht des Lampridius, vita Alex. 49, g entnehmen. Danach bewarben sich unter Alexander Severus (im Jahr 230) die Christen um einen öffentlichen Raum, auf den nur noch die Garköche Anspruch erhoben.“(3)


Der katholische Historiker Hertling bestätigt dies mit Imprimatur des Vatikans indirekt: „...Manche Bischofsstädte hatten nur eine einzige Kirche, und diese besaß die Maße einer bescheidenen Dorfkirche...“ (4)


Das weiß man als Ergebnis der Grabungen in Kleinasien und Nordafrika.
Dass Konstantin die Bischöfe in jeder Hinsicht unterstützte war ein großer Schachzug, der die ursprüngliche Kirche allerdings sofort mattsetzte. Es galt seit je: wes Brot ich esse, dessen Lied ich singe.
Zuvor war es das Brot des ewigen Lebens, jetzt das des Augenblicks momentaner Vorteilnahme.

Die Kirche übernahm nach der Verabschiedung der Beschlüsse des 1. ökumenischen Konzils zu Nicäa, - die sofort den Rang von Reichsgesetzen erhielten, - praktisch die Funktion eines Sozial- und Kultusministeriums, das selbstverständlich den Weisungen des Imperators zu folgen hatte.


Vorher hielt Christus, der Auferstandene, der real existierende, zur Rechten des Vaters thronende, den Rang des obersten Bischofs inne, nun hatte Konstantin diese Macht an sich gezogen. Er hatte sie ihm geraubt.


Der Kaiser nannte sich fortan: “Bischof der Bischöfe”. Das äußerte er mehrfach. “Aufseher der Aufseher” war jedoch nur sein geringster Titel, denn wie Bischof Eusebius von Cäsaräa bekanntlich lobte, anerkannten ihn nicht wenige Konzilsteilnehmer:


                                  als “Retter und Heiland der Welt!" (5)


Für Konstantin stand außer Frage, dass „das irdische Imperium Romanum , allein von Gott erwählt (sei), der Kaiser ist nicht nur der Diener Gottes, sondern auch sein Stellvertreter auf Erden... während der Logos Christus im Himmel herrscht, erfüllte Constantin die gleichen Aufgaben auf der Erde.“ (6)


Konstantin konnte damals, bei Startbeginn sicher sein, dass die staatlichen Sozialleistungen direkt und ungeschmälert bei den Bedürftigen ankommen, wo es Christengemeinden mit ihren Bischöfen gibt, denn diese hielten sich noch einigermaßen an christliche Normen: Ehrlichkeit, Fleiß und Besonnenheit.
Und diese Gemeinden existierten reichlich in Kleinasien, Nordafrika und Rom.
Auch in Trier, wo Konstantin seinen Hauptsitz, neben Konstantinopel nahm, gab es eine Christengemeinde. Konstantin hatte gleich bei Amtsantritt 306, wohl seiner Mutter Helena zuliebe das von seinem Vater Constantin Chlorus ausgesprochene Versammlungsverbot aufgehoben. 
Ob die römische Palastaula (Konstantin-Basilika) ursprünglich so gestaltet war ist fraglich. Sie war auch nicht als Kirchengebäude konzipiert, sondern als Thronsaal.




Bild Wikipedia Konstantin-Basilika
Ob er seinen Thronsaal zu seinen Zeiten jemals der dortigen Gemeinde öffnete, etwa für Sondergottesdienste, ist mehr als fraglich.
Bettina von Engel verweist in ihrem Vortrag bei der Ascoli Piceno-Trier Gesellschaft, 2007, darauf, dass die 

„neueste Forschung von dem Bau der (Trierer) Basilika bzw.
Fertigstellung von 330 – 340 spricht ...
 erwähnt wird das Abhalten ihrer Gottesdienste in nichtöffentlichen Räumen...“
Im Osten war die Kirche relativ stark vertreten
Im weiteren Westen sah es völlig anders aus.


Wikipedia:

Dunkelblau: in diesen Gegenden gab es um 300 christliche Gemeinden
Hellblau: Auftreten von Christengemeinden um 600



Selbst in den Konzentrationsgegenden (dunkelblau) betrug die Mitgliedschaft um 300 allenfalls 3 % der jeweiligen Bevölkerung. Die Behauptungen von hunderttausend Christen in Rom, zu Beginn des 4. Jahrhunderts sind weit übertrieben.

Für die Zeit um 250 ist wohl unbestritten, dass es z. B. in Rom mehr als 5 000 Christen gab. (Wahrscheinlich weit unter 8 000 aber höchstens 16 000) Der katholische Historiker Ludwig Hertling (7) geht dagegen für die Zeit um 250 sogar von über 50 000 römischen Christen aus, er hält selbst 100 000 Mitglieder für möglich. Alle in einer Gemeinde?


Hertlings Rechnung ist aus zwei anderen Gründen unrichtig:

  1. Die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten hätten nicht zugelassen, dass sich mehr als 500 höchstens 1 000 Leute in einer ‚Kirche’ versammeln konnten: Jungklaus bekräftigt das:

    Während sich früher die Christen, als ihre Gemeinden noch klein waren, in Privathäusern zum Gottesdienst zusammenfanden, war dies im Anfang des III. Jahrhunderts anders geworden. Jetzt hatte fast jede größere christliche Gemeinde ihr eigenes Gotteshaus... (8)
  2. Hertling dachte in Kategorien des Berufspriestertums. Seine Zahlen beruhen auf den Aussagen eines Briefes aus dem Jahr 250 den Bischof Cornelius geschrieben hat. Cornelius spricht nämlich von insgesamt 154 Ordinierten. Es gab zwar 43 Presbyter und 56 Diakone (9) aber nur eine kleine Kirche? Oder vielleicht noch eine zweite (nämlich noch die Dionysioskirche) (10)

Nach einer unverdächtigen Notiz bei Abu l-Makarim wurde hier (in Alexandria) von dem späteren Bischof Theonas um 275 die erste selbstständige Kirche gegründet.

Vorher hatte man sich zu den Versammlungen nur in Privathäusern getroffen.“ (11)


Hertling rechnete hoch: 154 mal 600. d. h. ein Kleriker der katholischen Kirche kann durchaus 600 Gläubige betreuen. (2009 kommen in Europa auf einen kath. Priester etwa 1 200, in Asien 2 500 Gläubige, in Lateinamerika sogar 7 000.) Die historische Situation war allerdings eine andere.


Hippolyts Gemeindeordnung lässt es nicht zu, dass es im Rom des 3. Jahrhunderts nur eine einzige christliche Gemeinde gab. Zudem wird „für das Jahr 250 ... die Anzahl 100 italienische Bischöfe angegeben.“ (12)
In Italien bestanden 100 christliche Gemeinden, aber nur eine in Rom?

Obwohl sich die Bevölkerungszahlen wie 0.6 : 8 verhalten und nicht wie 1:100. (Rom noch mit einer Einwohnerschaft von mindestens
600 000 und Italien ges. etwa 8 Millionen.) Nach dem ‚Atlas of World’ lebten um 250 etwa 36 Millionen Menschen in ganz Europa. Es ist kaum anzunehmen, dass es im weiten Land prozentual mehr Mitglieder, als in Rom gab. Es muss dort zeitgleich um 220, mindestens 10 wenn nicht 40! Gemeinden gegeben haben. Wenigstens, aber eben mehr als nur eine!

Wer je an einem heißen Sommertag in Rom war, weiß dass die Christen die auf mehr als 1 000 Quadratkilometer vertreut lebten, unmöglich von einer einzigen Bischofschaft hätten betreut werden können.

Bischof von Rom” ist einer der Titel des Papstes. Mit der historischen Wirklichkeit von damals hat das nichts zu tun, obwohl dieser Eindruck erweckt wird.
Noch


um 350 gibt es nur spärliche Hinweise auf einzelne gallische Christen... Gemeinden und Bischöfe treten überhaupt nicht in Erscheinung... Hilarius von Poitier ein Anti-Arianer ...ist neben Pholbadius von Agen der einzige gallische Bischof des 4. Jahrhunderts... die gallischen Bischofslisten so zahlreich sie auch erhalten sind, halten einer Kritik nicht stand... der Briefverkehr zwischen Rom und Gallien setzt erst mit Bischof Damasus 366 ein.“ (13)

Konstantin hatte möglicherweise nicht einkalkuliert, wenn er den Geistlichen Geld zur Armutslinderung, persönliche Steuerfreiheit und Privilegien gewährt, dass damit die gottlosen Wölfe zum große Fressen eingeladen werden. Sie werden sich massenweise taufen lassen in der Hoffnung bald ordiniert zu werden um ihren Reichtum zu vermehren.


Eben das trat ein:


Sabine Hübner von der Schiller-Uni Jena bestätigt: “dass offenbar viele Gewerbetreibende in den Klerus strömten”, denn
durch ein Edikt von 346 wurde wiederum bekräftigt, dass Kleriker keine munera sordida leisten und nicht für die Instandhaltung der Wege und Brücken aufkommen müssten. Allen im Handel tätigen Klerikern wurde wiederum auch die Befreiung von der Gewerbesteuer zugesichert, nun aber mit der hinzugefügten Einschränkung, dass sie mit ihren erwirtschafteten Gewinnen die Armen unterstützen sollten ... (14)
Um den allerdings schon früh zu erwartenden Geldabfluss aus der Staatskasse zu ermöglichen und aufrecht zu halten schrieb Konstantin schon wenige Wochen nach Nicäa, die auri lustralis collation aus, eine Gold- und Silbersteuer.
Um den Missbrauch wegen der „Privilegierung der Kleriker zu minimieren, kam es wahrscheinlich umgehend zu einer Beschränkung des Zugangs zum Priestertum.“ (15)


Das wiederum bedeutete, dass nicht mehr jedes männliche Mitglied das Priestertum erhalten wird, obwohl klar war, das es noch lange ehrenamtlich ausgeübt würde.
Die Gold- und Silbersteuer wurde auch
chrysargyrion genannt, die jeder zahlen musste, der ein Gewerbe betrieb. Sie wurde zunächst alle fünf, im 5. Jh. alle vier Jahre veranschlagt. Libanios beklagte kurz nach 387 n.Chr. die Ungerechtigkeit dieser Gewerbesteuer, die zu großem Leid und Schrecken führte. Handwerker, ... Gärtner, Fischer, zur See reisende Händler, Kaufleute sowohl in der Stadt als auch auf dem Land (vgl. CTh 13, 1, 10) und auch Prostituierte. ...Die Höhe der Steuer berechnete sich nach dem im Gewerbe tätigen Kapital des Betroffenen. Dazu zählten Werkzeuge, Vieh, Sklaven, sie selbst und ihre Familienangehörigen... Zunächst sorgten die Kurialen und hafteten wohl auch für die Eintreibung dieser Steuer bei den Händlern und Handwerkern ihrer Stadt (Gr. Naz., ep. 98), ab 399 sollten sich die Händler dann jedoch geeignete mancipes aus ihrer Mitte zur Steuereinsammlung wählen, damit nicht länger den Kurialen diese Last aufgebürdet würde. Für die Verwaltung der eingegangenen collatio lustralis war der praefectus praetorio, deren Vikare oder Statthalter zuständig (Jones, LRE I, 434). Reiche Fernhändler, die diese Steuer zahlen könnten und sollten, setzten sich über See ab, zurück blieb nur der arme Handwerker mit seinem Werkzeug, mit dem er sich kaum ernähren könne...


Hunde setzten die Steuereintreiber den fliehenden Händlern und Handwerkern nach, so dass es sogar vorkam, dass Eltern ihre Kinder in die Sklaverei verkaufen mussten, um die Steuer aufzubringen. Auch Zosimus zeichnete das gleiche Schreckensbild wie Libanios. Immer wenn die Zeit der Steuererhebung näher rückte, so Zosimos, erhob sich Jammer und Wehklagen in jeder Stadt. Die, die aufgrund ihrer Armut nicht zahlen konnten, wurden mit Peitschen und Martergerät gefoltert. So kam es, dass Mütter ihre Kinder verkauften und Väter ihre Töchter an Männer feilboten, um den Steuereintreiber das chrysargyrion liefern zu können. Jones hielt nach Auswertung der einschlägigen Quellen trotz der vielen Klagen der Zeitgenossen über die annona die Belastungen durch die collatio lustralis für härter... Wie eine Stelle aus der Vita des Johannes Eleemon schildert, war in Alexandria neben den öffentlichen Steuern und der Miete für den Laden zudem noch ein Handgeld für den Marktaufseher, der diese Gelder eintrieb, üblich. Hinzu kam für die in Kollegien organisierten Handwerker und Händler, zu denen ein Großteil der städtischen Gewerbetreibenden gehörte, die Verpflichtung zur Leistung von munera, deren Durchführung von den Kurialen der Heimatstadt organisiert wurde... Schuhmacher galten offenbar als besonders arme Männer, doch selbst auf ihr Schustermesser als ihr einziges Kapital würde, so Libanius, die Steuer von unerbittlichen Steuereintreibern erhoben (Lib., or. 46, 22)....(16)

Die Kaiser nach Konstantin erkannten, dass sie mit dieser Politik das Reich ruinierten.


Gesetzesänderungen sollten die Mängel ausgleichen. Dabei
ging es nicht darum, mögliche Steuerverluste durch reiche Händler im Klerus zu vermeiden, denn deren erwirtschaftete Überschüsse sollten ja den Bedürftigen und nicht dem Fiskus zukommen. Es sollte aber augenscheinlich verhindert werden, dass sich erfolgreiche und wohlhabende negotiatores allein wegen der Steuervorteile zu Klerikern ordinieren ließen, um fortan abgabenfrei ihre Geschäfte betreiben und noch höhere Gewinne erzielen zu können. Viele gingen nach ihrer Weihe ihrem Gewerbe auch weiter nach, Diakone und Presbyter ebenso wie Lektoren. Sie dachten vermutlich auch nicht daran, (ihr Gewerbe) aufzugeben.“ (17)
Erneut wird deutlich, dass es noch lange keine berufsmäßigen christlichen Priester gab und das vor Nicäa jeder Mann älter 12 oder 13 das Priestertum empfangen konnte. Die Gemeindestrukturen von damals kannten nicht die Zweiklassengesellschaft der heutigen Großkirchen, hier die Klerikalen, da die Laien.


„„Der Bischof bestimmt(e) den in der Gemeinde zum Presbyter, (Ältesten oder Priester G.Sk.) der sich nach seiner Ansicht für dies Amt eignete, und der ihm gefiel oder dem sein Märtyrertum von vornherein diese Würde verlieh... Bei der Ordination von Diakonen durch den Bischof verspricht dieser, wenn der Diakon tadellos gedient hat, kann er später „das erhöhte Priestertum" empfangen...“ (18)
Es ging und geht in der Kirche Christi um die Verwirklichung des Gleichheitsgrundsatzes, wo er aufgehoben wird kommt bestenfalls eine neue Religion hervor.


Wobei es zugleich um ein geschlechterspezifisches Rollenspiel geht: die Frauen sind durch Mutterschaft, die Männer mittels des Priestertums in der Gemeinde Gleiche. Das Priestertum Christi ist nicht dazu da, um mit ihm Geld zu verdienen, sondern um opfermütig zu dienen.


(Predigten oder Ansprachen werden in der Kirche Jesu Christi der HLT zahlenmäßig zu gleichen Teilen von Männern wie Frauen gehalten. Nur dort wo der Amtierende Jesus vertritt, ist ein Mann vonnöten. Sinngemäß hat sich Karl Kardinal Lehmann für die katholische Kirche ebenso geäußert)


Es geht um ein Priestertum, das jeder Mann wegen seines Potentials, innehaben kann und sollte. Zuerst erhalten die jungen Männer das niedere, das aaronische, dann wenn sie sich bewährt haben das höhere, das melchizedekische Priestertum, nach der Ordnung des Sohnes Gottes. (19) Erst als Konstantin seine eigenen Ideen zum Priestertum äußerte, änderte sich das. Auch die Leute die sich nicht an den Lehren Christi erbauen wollten drängten sich nun in die Reihen der Gläubigen.


Es gab und gibt sie überall die “Witterer des Windes” (Zweig).


Sogar der 1945 von fast allen Ostdeutschen verhasste Kommunismus, der mit den gesetzlosen Truppenteilen der Roten Armee kam, (20) fand sehr bald bei denen Anklang, die leichte Arbeit und guten Verdienst z.B. als kasernierte Volkspolizisten suchten.


Bereits Jesus kritisierte die vordergründig kühl kalkulierenden, materiell eingestellten Menschen. Vor allem mochte er den Predigertyp seiner zeitgenössichen Schriftgelehrten nicht. Er charakterisierte diese Wortgaukler mit den Worten:
                     "...sie fressen der Witwen Häuser und wenden lange Gebete vor. " (21)


Christus hatte, in seiner Bergpredigt, noch gesagt, dass der Weg den er seiner Herde zumutet zwar eng und steinig sei, und dass es schon deswegen nur wenige sein werden, die ihn suchen und finden, aber dass er als Hirte sie zum frischen Wasser und auf eine grüne Aue führen wird.


Nun wurde er scheinbar der Lüge überführt, der konstantinische Weg ins vermeintliche Glück war sehr breit, bequem zu begehen und er führte schließlich auf einen Berg von dem aus man in weiter Ferne blühende Paradiese zu sehen meinte.


In großen weihrauchgefüllten Hallen hörten die Getäuschten fortan und zunehmend, wie herrlich das ferne Paradies sei, selbst wenn sie in diesem Leben da nicht hingelangten, im nächsten bestimmt, dann kommen sie in den Himmel. Jetzt hätten sie zu gehorchen und wenn nicht, dann drohe ihnen die Hölle in der sie schreckliche Flammen erwarteten, die nie ausgehen, um diejenigen für immer und ewig zu verschlingen, die meinen sie dürften im Licht der eigenen Vernunft ihren eigenen Weg wählen.



Bild Wikipedia:  Höllenszene im Baptisterium San Giovanni.
Jahrhunderte seit Augustinus von Hippo wurde gelehrt und geglaubt, dass auch ungetaufte Säuglinge zur Hölle hinabfahren um ihr nie wieder zu entrinnen.
Das Buch Mormon sagt das Gegenteil.
Vor Nicäa durfte jeder Lümmel jeden Bischof ungestraft belästigen und beleidigen, Nun ging vermutlich selbst der Schafhirte Spyridon von Zypern breitbeinig durchs Dorf. Er war in Nicäa dabei gewesen, hatte beim hochfestlichen Abschlussmahl mit dem göttlichen Kaiser zu Tisch gelegen, er war heimgekehrt mit einer Staatsgaleere.

Finanzielle Sorgen wird er nie wieder haben.

Selbst Erzheiden werden ihm die Hand küssen, sich tief beugen und um die Taufe nachsuchen, denn sie möchten ein Stück vom Kaiserkuchen abbeißen, denn allem Anschein nach wird es dabei bleiben, dass der Bischof bestimmt wer ordiniert und wer befördert wird.


Diözesen gab es damals noch nicht. Diözese ist ein Begriff der aus dem Verwaltungsprogramm Kaiser Diokletians aus dem Jahr 300 stammt.

Vor allem entstanden erst nach Nicäa jene Legenden, die eher das Gegenteil der geschichtlichen Wahrheit verbreiteten, (22) die allerdings immer den Kern katholischer Volksfrömmigkeit bildeten.
Vor Nicäa hat niemand einen Bischofsstuhl “bestiegen”, sondern ein Mann wurde wegen seiner Glaubenstreue vom Primus des Bereiches erwählt.
Organisatorisches, wie Weihen, wurden zu Hippolyts Zeiten (um 220) zweckmäßig und nicht pompös vollzogen, jedes Gemeindemitglied nahm sein Mitspracherecht wahr:


Ehe man die Weihe (Einsetzung, Ordination) eines ... neugewählten Bischofs vornahm... wurde die Gemeinde ausdrücklich noch einmal um ihr Einverständnis gebeten... Bischöfe (anderer Gemeinden) kamen und legten die Hände aufs Haupt während das Presbyterium (Ältestenkollegium) ruhig dabeistand... in diesem Gebet wird besonders der Führer der den Aposteln innewohnt auf ihn herabgefleht... ‚gemäß der Macht die du den Aposteln gegeben hast’...(23)


Unter dem in diesem Gebet erwähnten „Führer“ verstanden die Betreffenden die „Macht des Heiligen Geistes“ von der Jesus gesprochen hatte, als er sagte: „Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt (den derjenige, der weltlich nach Macht und Geld trachtet) nicht empfangen kann...“ (24)


Da damals, im 3. Jahrhundert, immer mit neuen Verfolgungswellen zu rechnen war, glaubten die neu berufenen Führungskräfte der noch jungen Kirche daran, dass sie sinnvolle Eingebungen und Warnungen durch die Macht des Geistes erhalten würden. Sie wünschten, wenn sie lehrend arbeiteten, den richtigen Ton zu finden, und stets bei der schlichten Wahrheit zu bleiben. Sie glaubten an die Verheißung „der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren“, (25)


Ihnen war klar, dass die Führung durch Gott, den Feinsinn für solche Wahrnehmung vorausgesetzt und den man, wenn man ihn nicht hatte entwickeln sollte.


Dieses Element nannten die Arianer und christlich-gnostischen Gruppen “Inspiration”. Hochschulen können solche Führung durch die Macht des Heiligen Geistes nicht ersetzen. Sie kann nur indivuduell erworben werden und zwar im Verhältnis zur Aufmerksamkeit die der Einzelne darauf verwendet. Das lehrt das Buch Mormon deutlich. (26)
Wahre Eingebungen mussten von jedem Gottesdienstbesucher persönlich als solche, oder als Spinnerei erkannt werden, das erfordert permanente Aufmerksamkeit der Hörer. Es verlangt das Abwägen, die nachträgliche Betrachtung – eben das geschieht glücklicherweise überwiegend bei den “Mormonen”. Wenn das nicht geschieht, verkommt die beste Kirche im Verlaufe der Zeit zu einer Quatschbude, die mit Jesus Christus soviel oder sowenig zu gemeinsam hat, wie der Gejagte mit dem Jäger.


Zum Zweck dies alles zu bedenken sprachen die einsetzenden Bischöfe das erwähnte Gebet um Führung durch Gott. Damals konnten sie noch nicht ahnen, dass da einer kommen würde, der sich selbst als Gott und Heiland, als Bischof der Bischöfe ausgibt, doch dann, als er groß in Erscheinung trat, nahmen ihm viele zu gerne ab, dass er in Christi Sinn wohlmeinend ist, da er doch mit dem Geld zu ihren Gunsten um sich wirft.


Der Zeitfond aller Bischöfe war noch im 3. Jahrhundert entsprechend Hippolyts Beschreibung sehr begrenzt, eben weil sie ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten mussten. Sie bedurften vieler Mitarbeiter und das hielt die Kirche der Gleichen lebendig.


Von bischöflicher Repräsentation war zu Hippolyts Zeiten noch lange nichts zu spüren, von harter Arbeit sehr wohl. Wenn man bedenkt wieviele festgeschriebenen Pflichten, nach Hippolyt, auf Bischofsschultern ruhten, wird im Nachhinein klar, dass diese Verantwortung sich wohl kaum über jeweils mehr als 500 Mitglieder (pro Gemeinde) erstrecken konnte.


Jungklaus erläutert:


... (Wenn es sich) um eine auszuübende Kirchendisziplin handelte... bildete der Bischof mit dem Presbyterkollegium (Ältestenkollegium) das Richterkollegium...


Der Bischof ist bei jeder Taufe, bei jedem Abendmahl und bei Ordinationen anwesend... die Diakone besuchen jene Kranken und Alten die der Bischof nicht erreichen kann, aber sie erstatten ihm einen Bericht...


Wenn es bei einer so feierlichen Handlung, wie die erste Entgegennahme vom Abendmahl, passieren kann, dass nicht einmal genügend Presbyter vorhanden sind, war ihre Zahl (pro Gemeinde) unmöglich sehr groß... Der Bischof selbst teilt das heilige Sakrament aus, ... während die Presbyter ihm zu Diensten stehen. Ihre Aufgabe ist es… nur im Vertretungsfall sollen die Diakone diesen Dienst übernehmen ... der Bischof leitet die Gemeinde. An seiner Seite stehen zwei Ratgeber sowie das Ältestenkollegium...“ (27)


Diese Art der Amtsausübung und Struktur ist exakt in der Kirche Jesu Christi der HLT vorhanden!
Alleine das Anhören der Berichte konnte u.U. Stunden beanspruchen. Der Bischof und seine beiden Ratgeber ergänzten einander. Sie nahmen einander die Lasten ab.


Wenn jemand in der Gemeinde des Hippolyt Mitglied werden wollte wurde er zuerst befragt, warum er das wünscht. Oft musste er seinen Beruf aufgeben der ihn verunreinigte, dazu gehörten Künstler, die Götterbilder herstellten, Zirkusbesucher, Götzenpriester, Rosselenker (wahrscheinlich sind hier Arenakämpfer gemeint G.Sk.) Ein Mann musste seine Konkubine aufgeben oder sie dem Gesetz gemäß heiraten...“ (28)


So ist es in der Kirche Jesu Christi der HLT: Niemand darf getauft werden, wenn er quasi im Konkubinat lebt, weil das die Persönlichkeit  Frau herabsetzt, weil es dem Prinzip der Gleichheit widerspricht.


„... Nach der Taufe kommt es zur Handauflegung: welche die Gabe des Heiligen Geistes vermitteln soll. Der Bischof vollzieht Salbungen der Stirn. Dann erst darf der Neugetaufte das Abendmahl empfangen... Am Sabbat und Sonntag soll der Bischof, wenn es irgend möglich ist, mit eigener Hand das Brot verabreichen. War es dem Bischof nicht möglich zu kommen, (z.B.- wenn er krank war G.Sk.) dann hatten die Presbyter dieses Recht... und, alle Teilnehmer (einer Versammlung G.Sk.) bekräftigen das Gebet mit einem “Amen.... Brot und Wein wird durch die Diakone auch den Abwesenden überbracht.“ (29)
Vor allem wacht der Bischof über die Reinheit der Gemeinde, darauf legte Hippolyt besonderen Wert:


wusste er doch, dass es im Lager Kallists nicht stets mit rechten Dingen" zuging: Leute, die er, Hippolyt wegen Ehebruch oder wegen anderer Vergehen ausgeschlossen hatte, wurden von Callist aufgenommen....“ (30)
Die offizielle Papstliste führt Callist (Calixt) als 15. Petrusnachfolger. Er gilt als heilig, obwohl er gegen die anerkannte Gemeindeordnung die Neuerung eines Generalablasses eingeführt hat. Dieser Ablass verspricht jedem Übertreter die Vergebung aller bereuten Sünden. Callist verlangt auch nicht eine angemessene Bußzeit, wie es üblich war. Hippolyt verabscheute solche Gesinnung.
Es konnte nicht zu den Aufgaben eines Bischofs gehören, die von den Kirchenführern des 1. Jahrhunderts festgelegten Richtlinien und Strukturen aufzuweichen.


Hippolyt schreibt contra Kallist, den er für unehrlich hielt:


,,Die sind verderbt die vom rechten Wege abwichen und die Lehre der Apostel verfälschten." (31)


Callistus war der Überlieferung zufolge ein von Juden verbannter Sklave, der zunächst mit betrügerischen Bankgeschäften von sich reden machte.


Der erste Gegenpapst der Kirchengeschichte, Hippolyt, erhob sich gegen ihn und beschuldigte ihn... eines unlauteren Vorlebens und der Unzucht. … „Callistus versuchte nachdrücklich, den Einfluss des Bischofs von Rom für die gesamte Kirche zu mehren“ (32)
 
Weshalb er “heilig” gesprochen wurde.

Zur selben Zeit wurde Hippolyt Bischof. Sicher ist, dass er keine Aufwandsentschädigung für seine Leistung erhielt, denn um 220 beklagte er, dass die „schismatische“ Gemeinde der Theodotianer in Rom, ihrem Bischof ein monatliches Gehalt zahlte. (33)


Hippolyt würde sonst, drei Jahre nach Zephyrinus Abschied, der 200 Priester betreut hat, nicht gesagt haben: dies sei „eine gräuliche Neuerung(34)


Es sollte grundsätzlich unterschieden werden zwischen Trägern des Priestertums und Klerikern. Kleriker treten erst im nächsten Jahrhundert auf, von da an werden sie zunehmend hauptamtliche Kirchenführer.


Priestertumsträger dagegen wirkten ehrenamtlich.


Der Prozess der Überfremdung urkirchlicher Lehre durch jeweilige Sonderinteressen aktiver Bischöfe nahm seinen Lauf. Es hat den Anschein, wenn wir alles über die Meinungen und Aktionen der Bischöfe ab dem zweiten Jahrhundert wüssten, dass wir dann vor einem brodelnden Chaos stünden. Zunehmend bezichtigten viele "die anderen" der Häresie.


Die tatsächlich häretischen Bischöfe versuchten Koalitionen zu schmieden.
Im Übrigen, die Bischöfe gingen zivil gekleidet.


Oft zeigen Bilder die Konzilsteilnehmer zu Nicäa mit Mitren, doch


...erst ab 589 gibt es liturgische Kleidungsstücke... Noch im Jahr 4o3 wurde es dem Patriarchen von Konstantinopel als Eitelkeit ausgelegt, dass er sich beim Gottesdienst ein eigenes Festgewand anlegen ließ...“ (35)
Die vornicänische Kirche war bereits auf dem Weg eine andere als die ursprüngliche zu werden. Unterschiedliche Auffassungen in Glaubensfragen konnten jedoch noch bis in Hippolyts Zeiten einigermaßen beigelegt werden, wie auch er bezeugt und nunmehr bekannt ist, denn Origenes (185-254) galt als noch unbeschränkt anerkannte Autorität in christlicher Theologie. (36) Hertling lobt: "Origenes hatte niemals die Absicht von der Lehre der Kirche abzuweichen"


Erst in Nicäa 325, wird Origenes Theologie massiv attackiert, bis die Ostsynode unter Kaiser Justinian 543 Origenes Lehren grundsätzlich verdammt, wobei es bis in die Gegenwart blieb. Erst Papst Bendedikt der XVI. empfiehlt wieder Akzeptanz. (37) 
Ich lade Euch dazu ein die Lehre dieses großen Glaubenslehrers (Origenes) in Euren Herzen aufzunehmen."


Rasant verfiel die nachnicänische Kirche weil sie Konstantins Schmusekurs und Ziele nicht sofort durchschaute oder nicht durchschauen wollte. Geld und weltliche Macht änderte ihren Charakter, ihr Aussehen zunehmend.


Bereits als Konstantin die neue Kirche mit Wohlwollen überschüttete kam der bis dahin gebremste Egoismus ihrer Wortführer hervor. Große Bauvorhaben wurden geplant, die Gottesdienste selber nahmen zunehmend feierlichere Formen an.
Schlimmer: der ursprüngliche Geist der Brüderlichkeit unterlag im Ringen um mehr persönliches Ansehen.


 

Quellen:

1.) „Hippolytus und Kallistus“ 1853
2.) Christoph Müller, Inaugural Dissertation Albert-Ludwig-Universität in Freiburg „Kurialen und Bischof...“ 2003, S. 13
3.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts ...nach seiner Kirchenordnung
4.) L. Hertling SJ "Geschichte der kath. Kirche bis 1740"
5.) Eusebius Hist. eccles. X, 8,19
6.) F. Kolb „Herrscherideologie in der Spätantike“ Akad.verl., Berlin, 2001 S 83-84
7.)  Ludwig Hertling SJ, „Geschichte der katholischen K. bis 1740“ S. 8
8.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts ...nach seiner Kirchenordnung
9.) Adolf von Harnack „Die Mission und Ausbreitung des Christentums in den ersten drei Jahrhunderten... S. 177
10.) Peter Grossmann „Christliche Architektur in Ägypten“ Brill, 2002 S. 16
11.) ebenda, Fußnote:
12.) Henry Chadwick „Die Kirche in der antiken Welt“ de Gruyter, S. 67 13.) Chr. Müller Inauguraldissertation „Kurialen und Bischof...“ Uni Freiburg I. Breisgau, S. 137
14.) Sabine Hübner, „Der Klerus in der Gesellschaft des spätantiken Kleinasiens Fr. Schiller Uni, Jena, 1976, S.155- 157
15.) J. Martin „ Spätantike und Völkerwanderung“ Oldenburg, 2001 , S 22
16.) Sabine Hübner,  ebenda
17.) ebenda
18.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“
19) Hebräer 5: 6
20.) wobei ich einschränkend bestätige, dass es durchaus die disziplinierten Komsomolzeneinheiten gab
21.)   Lukas 20: 47
22.) Karl – Leo Noetlichs “Die Juden im christlichen Imperium Romanum. Akademie-Verlag 2001
23.)  Hippolyt Gemeindeordnung
24.) Johannes 14: 17
25.) Johannes 14: 26
26.) Alma 12: 9 “Es ist vielen gegeben, die Geheimnisse Gottes zu kennen; doch ist ihnen das strenge Gebot auferlegt, nichts mitzuteilen außer gemäß dem Maß seines Wortes, das er den Menschenkindern zugesteht, gemäß der Beachtung und dem Eifer, die sie ihm widmen.
Darum empfängt der, der sein Herz verhärtet das kleinere Maß des Wortes; und wer sein Herz nicht verhärtet, dem wird das größere Maß des Wortes gegeben, bis es ihm gegeben ist, die Geheimnisse Gottes zu erkennen, bis er sie völlig kennt.”
27.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“
28.) ebenda
29.) ebenda
30) ebenda
31.) ebenda
32) Ökumenisches Heiligenlexikon
33.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“
34.) ebenda
35.) L.  Hertling, „Geschichte der Katholischen Kirche bis 1740“ Berlin S. 43-45
36.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“
37.) Generalaudienz vom 25. 04. 07






Dienstag, 12. November 2013

(8) Streifzüge durch die Kirchengeschichte - aus dem Blickwinkel eines Mormonen

Nicäa, 325, und das Zölibat
Manchmal kann man sich nicht des Gedankens erwehren, dass die Lehre vom zölibatären Leben im 4. Jahrhundert zur Norm für Priester wurde, um nicht vorhandene Heiligkeit der Geistlichen zu überspielen.
Zwei weitere Gesichtspunkte ergeben sich aus der Wirklichkeit:
Je mächtiger die Kirche wurde umso verschwenderischer trat sie auf. Um so mehr wünschte sie Allein-erbin des Besitzes zu sein, über den Priester verfügten. Viele Bischöfe wurden von reichen Witwen und Spendern auch persönlich beschenkt. Sie wurden zudem Erben der Edelmetalle die der Kirche nach christlichen Tempelplünderungen zur Verfügung standen.
Erzbischof “Cyrill von Alexandria konnte im Jahre 431, 1 500 Pfund Gold Bestechungsgelder an Höflinge in Konstantinopel zahlen, um sein Amt zu stützen“ (1)
weil sein Onkel Theophilus von Alexandria der Empfänger des Hauptteils der Beute des von Christen erstürmten Serapistempels wurde, nachdem Kaiser Theodosius I. 384
 
dem engagierten Christen, Praetorian prefect Maternus die Weisung gegeben (hatte) mit den örtlichen Bischöfen zu kooperien um die Tempel der Heiden in Nordgriechenland und Kleinasien zu zerstören...
389 kommen hunderte Eremiten aus der Wüste und zerstören Statuen, Altäre, Bibliotheken und pagane Tempel. 391 wird der Tempel des Gottes Serapis gestürmt und geplündert. 392 lässt der heilige Epiphanius die meisten paganen Tempel Zyperns zerstören. 396 erklärt (Kaiser Arcadius) Paganismus als Hochverrat.“ (2)
Papst” Damasus von Rom, fuhr bereits kurz nach seinem Amtsantritt, 366, mit einer vergoldeten Kutsche durch die Hauptstadt. Er gehörte zu den reichsten Männern des Imperiums, nachdem er die arianische Ursinusgemeinde Roms physisch runiniert hatte. (3)
Je brutaler die Kirche sich als Glaubensbewahrerin aufführte umso heftiger wurde ihrerseits das Zölibat von “ihren” Priestern eingefordert. Schließlich habe eine Kirche die den Begriff Buße als Strafe (poenitentia seit Ambrosius) verstand, eine Gegenleistung für ihre Sünden zu leisten - meinte man in Rom.
Seitens der Verfechter der Lehre von der Ehelosigkeit (manchmal wird nur von der Enthaltsamkeit gesprochen) wird als selbstverständlich vorausgesetzt, dass die im Neuen Testament erwähnten “leiblichen” Geschwister Jesu keineswegs Kinder Marias sind, sondern Kinder aus einer angenommenen ersten Ehe, obwohl es dafür keinen echten Anhaltspunkt gibt. Daraus folgt, dass Maria Josef zwar geheiratet, eheliche Beziehungen aber nicht stattgefunden hätten. Viele gute Katholiken sollen deshalb die Josefsehe gewählt haben, so auch die Geistlichen vor dem 7.Jahrhundert.
Wohin man auch schaut, es wurden massenweise Zerrbilder produziert, durch Fälschungen, unbeweisbare Behauptungen, Anmaßungen und Annahmen, Wunschdenken, Vortäuschung.
Schon die Synode zu Elvira oder das Konzil von Elvira, Spanien, 310 n. Chr. beschloss, dass die "
Bischöfe und Altardiener sich ihrer Ehefrauen enthalten, ...d.h. für alle Kleriker, die im Altardienst stehen, gilt, dass sie keine Kinder zeugen; wer aber solches getan hat, soll aus dem Klerikerstand ausgeschlossen werden." (4)
Kanon 27 von Elvira betont, daß fremde Frauen mit Bischöfen und anderen Klerikern nicht zusammenwohnen dürfen. Wenn sie sich nur daran gehalten hätten. Aber, was war falsch daran seine Ehefrau ehelich zu lieben?
In Nicäa behandelte die Bischofskonferenz dieses Thema noch einmal und so entstand Kanon 3 von Nicäa in dem, entgegen allen Verlautbarungen, die Priesterehe nicht ausgeschlossen wird. Dieser Text, sowie Kanon 2 des zweiten Afrikanischen Konzils, 390, verlangten lediglich, dass Priester sich keine Konkubinen halten dürfen: (das ist auch bei den "Mormonen" so)
This great synod absolutely forbids a bishop, presbyter, deacon or any of the clergy to keep a woman who has been brought in to live with him, with the exception of course of his mother or sister or aunt, or of any person who is above suspicion.”
Noch einmal gesagt, dass damit nicht gegen ein Leben in einer Ehe protestiert wird bestätigt  Kanon 2 des zweiten Afrikanischen Konzils 390, also 65 Jahre später indirekt. Er will jedoch sexuelle Beziehungen in den Priesterehen untersagen und lautet deshalb:
 
"Daß die Keuschheit von den Leviten und Priestern behütet werde: (ist es) angebracht, dass die heiligen Vorsteher und Priester Gottes sowie die Leviten oder alle, die den göttlichen Sakramenten dienen, in allem enthaltsam sind (...) damit so, was die Apostel gelehrt haben und was ein alter Brauch bewahrt hat, auch wir behüten. Einstimmig sagten darauf die Bischöfe: Wir alle sind uns darüber einig, daß Bischof, Priester und Diakon, die Schützer der Keuschheit, sich auch selbst ihrer Ehefrauen enthalten, damit in allem und von allen, die dem Altare dienen, Keuschheit beobachtet werde." (5)

Korrekt ist: von Beginn an bis 1074 waren die Bischöfe , Priester usw. üblicherweise verheiratet. Die Zumutung “sich ihrer Ehefrauen zu enthalten” bestand. Sie traf insbesondere die schwangeren Priesterfrauen.
Allerdings bereits in Nicäa wurde derselbe Unfug von einigen möglicherweise schon scheintoten Bischöfen gefordert. Doch als es konkret darum ging solche Beeinträchtigung des Ehelebens zu Papier zu bringen “erhob sich Bischof Paphnuties”, dem 17 Jahre zuvor seines Glaubens wegen ein Auge ausgestochen, sowie die Sehnen der linken Kniekehle durchtrennt worden waren und der drei Jahre im Bergwerk zu leiden hatte. Er
rief mit lauter Stimme, man soll den Priestern und Geistlichen kein so schweres Joch auferlegen und durch zu große Strenge der Kirche keinen Nachteil schaffen. Er sagte, die Ehe sei ehrbar und … nannte den ehelichen Beischlaf Keuschheit... die Worte des Mannes wirkten.” (6)
Wir wissen nicht wie alt er zu dieser Zeit war, immerhin starb er erst 35 Jahre später.
Fast jedem ist bewusst, dass der Zölibat nur von einem Teil der auf dieses Menschengebot verpflichteten Berufsgruppe lebenslänglich konsequent verwirklicht wurde. Nahezu jeder der heute über sechzigjährigen die je in katholischen Gegenden lebten, weiß, dass viele Geistlichen  das  Konkubinat praktizieren, oder homosexuelle Kontakte pflegten, oder Ehefrauen, Jugendliche, wenn nicht Kinder verführten.

1996 berichtete mir eine in die USA emigrierte ehemalige Katholikin in Zeugen Gegenwart, dass sie als einziges Mädchen ihrer Schulklasse in einem Dorf in der Nähe von Brünn, Tschechoslowakei anfangs der 30er Jahre, nicht missbraucht wurde, weil sie, nach eigener Aussage nicht schön genug gewesen sei.

Der Religionslehrer, ein junger katholischer Priester, wäre als die Mütter herausfanden was geschehen war, von seinem Bischof lediglich versetzt worden.


Sicherlich gibt es “normal veranlagte” Priester die ihrem Gelübde auf Biegen und Brechen die Treue hielten.
Alle Hochachtung!
Aber im Ganzen gesehen, wenn man betrachtet wieviele Kinder nie erfahren durften, dass ihr Vater katholischer Priester war oder ist, und wenn man bedenkt, dass Papst Gregor VII., 1074, mit seinem Gewalturteil hunderttausend Frauen und mindestens doppelt soviele Kinder zu unerwünschten Personen erklärte, dann regt sich das Gewissen zum Widerspruch.
"Der Bischof von Passau, Altmann verlas am Stephanstag 1074 feierlich im Dom den apostolischen Auftrag. Da stürmten Kleriker und Volk einmütig mit solcher Wuth gegen ihn los, daß er in Stücke zerrissen worden wäre, – so erzählt sein ältester Biograph, – wenn ihn nicht seine Ministerialen und einige Edle schützend umgeben hätten. Auf eine rasche Durchführung des Zölibatsgesetzes mußte vorläufig verzichtet werden.“ (7)
Ein anderer Bericht sagt:
 
"Als der Bischof von Basel 1238 starb, hinterließ er 20 Kinder, sein Kollege Bischof Heinrich von Lüttich kam ein paar Jahre später auf 61 Nachkommen. Der Bischof von Konstanz wurde im 15. Jahrhundert reich, weil er seine Priester Bußgelder für ihre Konkubinen zahlen ließ. Selbst die Päpste wollten nicht päpstlicher als der Papst sein. Innozenz VIII. (der von 1484 bis 1492 die Kirche regierte) hatte 16 Töchter und Söhne, die er selbst taufte, traute und mit einträglichen Posten im Kirchenstaat versorgte. (8)
Papst und höchster Priester seiner ehe-beeinträchtigenden Kirche "Innozenz VIII. hinterließ viele Kinder (Octo nocens pueros genuit, totidemque puellas; hunc merito poterit dicere Roma patrem – „Acht Buben zeugte er unnütz, genauso viele Mädchen; ihn wird Rom mit Recht Vater nennen können“) und sein Nepotismus zu ihren Gunsten war so verschwenderisch wie schamlos. Seine Nachfahren wurden die Herzöge von Massa und Carrara. (9)
 
Besonders ins Gewicht fallen drei Bibelzitate:
Der Bischof soll ... eines Weibes Mann... und ein guter Familienvater sein und seine Kinder zu ... Anstand erziehen, er soll rücksichtsvoll sein... wie will er für die Kirche sorgen , wenn er seinem eigenen Haus nicht vorstehen kann.“ (10)
In seiner Mahnung an die christlichen Eheleute empfiehlt der berühmte Apostel Paulus unmissverständlich:
Entzieht euch einander nicht, außer im gegenseitigen Einvernehmen...“ (11)
Weder in Nicäa. noch während des 2. Afrikanischen Konzils wurde dieser biblische Rat beachtet!

Wieviele christliche Kirchen gibt es die jemals das Heiraten ihrer Geistlichen unter Verbot stellten? Paulus vor allem ahnte wohin religiöser Wahn Menschen treiben kann:
"In späteren Zeiten werden manche vom Glauben abfallen; sie werden sich betrügerischen Geistern und den Lehrern von Dämonen zuwenden, getäuscht von heuchlerischen Lügnern, deren Gewissen gebrandmarkt ist. Sie verbieten die Heirat..." (12)
"Ein tapferer Mann, der italienische Bischof Ulrich von Imola behauptete, dass die Hierarchie kein Recht habe den Priestern die Ehe zu verbieten und drängte Bischöfe und Priester ihre Familien nicht zu verlassen. Bischof Ulrich sagte, "Wenn das Zölibat aufgezwungen werde, so werden die Priester viel schlimmere Sünden begehen als die Sünde der Unzucht." (13)
Bischof Ulrich, bekannt unter: Oldericus oder Ulricus, amtierte in Imola von 1053-84
Wahrscheinlich waren in der Urkirche, wegen des christlichen Gleichheitsprinzips, alle Männer älter als 12 Jahre entweder mindestens Diakone, wie in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, oder mehr, nämlich Priester, wenn nicht Älteste, (Presbyter) doch waren sie weder da wie hier Gehalts- und Wohltatenempfänger.

Quellen:
 
1.) A. Demand „Geschichte der Spätantike“ , 2008, C.H. Beck S. 453
2.) V. G. Rassias „Christians persecution against the Hellenes.” Greek Athen 2000

3.) Martin Rade lic. theol. "Damasus Bischof von Rom, 1882

4.) Gertrud Dörner verweist auf Alfons Maria Kardinal Stickler, “Der Klerikerzölibat. Seine Entwicklungsgeschichte und seine theologischen Grundlagen.” Kral Verlag Abensberg 1993
5.) ebenda
6.) Leonhardt Martin Eisenschmid "Über die Unfehlbarkeit des ersten allg. Konzils zu Nicäa" 1830
7.) Allgemeine Deutsche Biographie: Bischof von Passau, Altmann
8.) Kneissler, Kirchengeschichte
9.) Kirchengeschichte by Philipp Dr. Charwath S. 540
10.) 1. Tim. 3: 1-7 
11.) 1. Kor. 7:1-7
12.) 1. Tim. 4: 4    
13.) Vortrag Father John Schuster. Er zitiert: Barstow, A. L. Married Priests and the Reforming Papacy: The Eleventh-Century Debates. The Edward Mellen Press. Lewiston, NY. 1982. P. 112
englisches Original unter: http://www.rentapriest.com/thirtynine_popes.htm

 
 
 
 
 
 

 
 
 
 
 
 
 

 

Mittwoch, 6. November 2013

Dringend eines Verbrechens verdächtig

Im Winter 1952 wollten mich drei handfeste Kerle ersäufen. Sie waren sich so gut wie sicher. Ihren Bürgermeister hätte ich auf dem Gewissen.
"Wir werden dich da ins Eisloch stecken"
Wir kamen aus dem verfallenden Schloß Cammin, wo ein Spielfilm gezeigt worden war und in zweihundert Meter Entfernung vom See, stellen sie mich.
Im Schimmer des Sternlichtes das von der Schneebeckung reflektiert wurde erkannte ich die Neubauern, die mich als Zugereisten sowieso nicht mochten.
Alles sprach gegen mich.
Es ist wahr, ich hatte kein Geld und eine Anzeige die jemand gegen einen DDR-kritischen Bürger beim DDR Staatsicherheitsdienst (Stasi) erhob, brachte dem Denunzianten 60 Mark ein, - hieß es.
Es ist wahr, eine Woche zuvor hatte ich mich mit ihnen, eine Weile im kleinen Wartesaal der Reichsbahn der Station Cammin aufgehalten, um mich aufzuwärmen.
Es traf zu, Herbert Schindler, der noch junge gut aussehende Verantwortliche für ein paar Dörfer der Umgebung sang an jenem Februarnachmittag mit ihnen zusammen: "Bomben auf Engelland!"
Richtig ist, dass sie betrunken waren und ich den Text kannte:

Wir fühlen in Horsten und Höhen
Des Adlers verwegenes Glück!
Wir steigen zum Tor
Der Sonne empor,
Wir lassen die Erde zurück.

Kamerad! Kamerad!
Alle Mädels müssen warten!
Kamerad! Kamerad!
Der Befehl ist da, wir starten!
Kamerad! Kamerad!
Die Losung ist bekannt:
Ran an den Feind!
Ran an den Feind!
Bomben auf Engelland!
Hört ihr die Motoren singen:
Ran an den Feind!
Hört ihr's in den Ohren klingen:
Ran an den Feind!
Bomben! Bomben! Bomben auf Engelland!

 
Weiter traf zu, dass das Absingen irgendwelcher Nazihymnen, gemäß dem "Gesetz zum Schutze des Friedens",  unter strenger Strafe stand und fünf Jahre Freiheitsentzug nach sich ziehen konnte.
Zutreffend war weiter, dass ich kurz darauf in Richtung Neubrandenburg mit dem Zug fuhr, dass Herbert am nächsten Tag verhaftet aus seinem Büro abgeführt wurde, dass ich der gefährlichen Mormonensekte angehörte, dass ich mit einer verheirateten Dame des kleinen Ortes befreundet war, dass mir alles zuzutrauen war, dass aus ihren Kreisen kein Verräter kam.
 
Was wollte ich zu meiner Verteidigung anführen. Nichts. Sie hatten starke Argumente.
 
Was konnte Joseph Smith anführen wenn sie ihn gerichtlich zu belangen suchten? Es gab sie, die "goldene" Mormonenbibel, es gab Anhänger, es gab viele Verdachtsmomente, dass er Aufruhr stiften könnte, dass er ein elender Betrüger sein musste.
 
Er hatte nicht das Glück wie ich, dass meine Gegner vor dem Äußersten zurückschreckten. Ihn haben sie gekillt und bis heute wettern die Evangelikalen gegen ihn, um nachträglich den Mord an Joseph wenigstens einigermaßen zu rechtfertigen.
Nichts anderes!
Denn ihre theologischen Argumente sind schwächer als der Luftzug den ein Schmnetterling verursacht, das habe ich hundertfach belegt.
 
Vier Wochen später befand Herbert sich auf freiem Fuß.
Er wusste, wer ihn angezeigt hatte.
Eine Weile schaute er mich schweigend mit seinen blauen Augen an. Er strich über sein gewelltes helles Haar.
"Dann wissen auch deine Freunde, dass ich unschuldig bin."
Er nickte.
Nie haben sie mich um Entschuldigung gebeten.
 
Aber, wie ich sehe, sind eine Reihe evangelikaler Prediger geneigter den je, in "Mormonen" nicht länger ihre Erzfeinde zu sehen.
Wie gut. Wie erfreulich!

Montag, 4. November 2013

Kritik an die Adresse der evangelischen Weltanschauungszentrale, Berlin

Sehr geehrter Herr Dr. Funkschmidt,
 
seit nicht wenigen Jahren verfolge und lese ich Artikel die seitens großkirchlicher Theologen zum Thema “Mormonen” verfasst werden. Selten fand ich, dass Wahrhaftigkeit obenan steht.
Was Sie über “mormonische” Totentaufen darlegten rang mir zunächst Hochachtung ab. Leider schlug gegen Artikelende Ihr offensichtliches Bemühen um Objektivität massiv ins inakzeptable Gegenteil um. Diese Zusammenfassung bitte ich Sie noch einmal zu überdenken:
Indem Mormonen das Heil auch für bereits Verstorbene nur denken können, wenn es durch einen mormonischen Priester vermittelt wird, ist Gottes Souveränität und freie Gnade verneint. Gott wird Ausführungsorgan menschlicher Ritualpraxis.
???
Mir schmeckt es wie widerliche jesuitische Kasuistik! Es handelt sich hier um eine der nach meinem Rechtsempfinden gemeinsten Unterstellungen, verfasst von evangelischer Hand! Halten Sie uns für Wahnsinnige?, für Größenwahnsinnige?
Dann folgt die Aussage die ich für OK halte:
Damit passt die Totentaufe in die mormonische Gotteslehre und Anthropologie, der zufolge Gott ein zur Vollkommenheit weiterentwickelter Mensch ist – eine Entwicklung, die prinzipiell jedem Menschen offensteht. Wenn Christus den Totengeistern predigt, ist dies nach mormonischer Vorstellung eben noch nicht die volle, unmittelbare Gottesbegegnung, da er als zweiter Gott neben dem Vater verstanden wird.”
Was den Punkt : die Möglichkeit der “Vergottung” des Menschen betrifft, empfehle ich Ihnen nachzuschlagen: Tuomo Mannermaa “Luther und Theosis”, Band 1 Veröffentlichungen der Luther-Akademie Ratzeburg, Helsinki/Erlangen 1990, S. 11: “Theosis als Thema der finnischen Lutherforschung…”
Besonders geht es um diese Aussage:
...das Wort der Theosis (deificatio) (kommt) öfters bei Luther vor als der Hauptbegriff seiner während der berühmten Heidelberger Disputation (1518) formulierten Heilslehre nämlich die theologia crucis. „Wenn in Luthers Epistelkommentaren und Weihnachtspredigten die inkarnatorische Wahrheit auf besondere Weise zum Ausdruck kommt, dann meint er ähnlich wie die orthodoxe Heilslehre die reale Teilhabe an der Gottheit Jesu: ,,Wie das Wort Gottes Fleisch geworden ist, so ist es gewiß notwendig, daß auch das Fleisch Wort werde. Dann eben darum wird das Wort Fleisch, damit das Fleisch Wort werde. Mit anderen Worten: Gott wird darum Mensch, damit der Mensch Gott werde.
Christus als zweiter Gott! Sie stellen es zwar ungesagt und dennoch im Kontext als (selbstverständlich) abzulehnende Glaubensauffassung hin.
Sind sie, lieber Herr Dr. Funkschmidt, auf dem Laufenden, was die moderne Geschichtsforschung, inbesondere die Norwegische zum Thema “Trinität” zu sagen hat?
Siehe u.a. Thomas Hägg, "Kirchen und Ketzer" 2004 und 2006, mit Unterstützung des norwegischen Forschungsbeirates für Klassische Philologie und Religionswissenschaft der Universität Bergen:
"der Erzketzer Arius ist Traditionalist. Er steht fest auf dem Boden der kirchlichen Lehrtradition."
Wir sehen nach der 1. Enzyklika von Benedikt XVI. hoffnungsvoll einer Rehabilitierung des Arius entgegen, und zwar mitsamt den heute kaum voraussehbaren Konsequenzen.
Die athanasianisch-konstantinische Richtung hat der Welt ein Übermaß an Unheil beschert. Genug damit.
Als ein Mann der ununterbrochen seit 1945 tätiges, kritisches und selbstkritisches Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage intensiv Pro und Contra unter die Lupe nahm, rate ich Ihnen sich niemals! auf Leute wie Herrn Dr. Rüdger Hauth zu berufen. Ich habe ihm, wie übrigens Herrn Prof Dr. Samuel Leuernberger massive Lügen nachgewiesen, die er stillschweigend dort aus aus Veröffentlichungen nahm, wo es möglich war (nämlich im Internet) – ohne sich zu entschuldigen.
Was Herrn Dr Leuenberger betrifft erwäge ich, ihn gerichtlich zu belangen.
Siehe unter Blogger Gerd Skibbe: (2) Offener Brief an Sektenbeauftragte in Deutschland
Sie, sehr geehrter Herr Dr. Funkschmidt, haben das unbestrittene Recht in Joseph Smith einen Betrüger zu sehen, sowie in uns nachdenklichen Mitgliedern betrogene Nachfolger, wenn nicht betrogene Betrüger. Aber in einen Fachartikel der lexikalen Charakter hat, darf Ihre persönliche Meinung nicht einfließen, es sei denn Sie künden das an. 

Ich grüße Sie freundlich.

Gerd Skibbe

"Die Herrlichkeit Gottes ist Intelligenz"

Immer wieder hörte und las ich, vor allem in meiner Jugendzeit, in den Gemeinden der "Mormonen" diesen Satz:  
"Die Herrlichkeit Gottes ist Intelligenz" (1)
Obwohl erst ein Kind von neun, habe ich nie vergessen wie die amerikanischen Missionare Holt und Larson hinzusetzten: "Intelligenz ist das zum Guten anderer angewendete Wissen!"
Links Momonenmissionar Larson, daneben mein Vater Wilhelm Skibbe, hochaufsitzend, in seinem Heim, Johannes Reese, Orgelspieler für verschiedene christliche Kirchen, der zwar nie Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wurde, und dennoch die Grundlage dafür legte, dass später sich mehr als 30 Personen unserer Kirche anschlossen, darunter die Untersucherin Schmidt, rechts neben Johannes, außen Missionar Holt.
Ich fühlte als Kind die Wahrhaftigkeit die von beiden Amerikanern ausging. Johannes Reese hat immer bezeugt, dass Joseph Smith ein Prophet Gottes war.
Später verfestigte sich in mir die Aussage aus ebenfalls "Lehre und Bündnisse", einem Zusatzwerk von - für uns -  kanonischem Rang:
"In diesem Leben erworbene Intelligenz wird mit uns in der Auferstehung hervorkommen" (2)
"Mormonismus" ist reich an Kernsätzen, wie diesen:
"Du steht nur dann im Dienste Gottes, wenn du deinen Mitmenschen dienst". (3) 
Es gibt buchstäblich hunderte Zitate in den Schriften der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, die nicht nur einprägsam sind sondern die dein ganzes Wesen vorteilhaft und erhebend durchziehen, wenn du es zuläßt.
"Der Geist Christi ist allen Menschen gegeben, damit sie Gut von Bose unterscheiden können." (4)
"(Christus) kommt in die Welt, dass er alle Menschen errette, wenn sie auf seine Stimme hören wollen." (5)
Das ruft Nephi aus.
Das Hauptschlagwort Luthers bestand aus drei Worten: "Allein aus Gnade" (sola gratia)
Es wurde von Paulus formuliert. (6)
Es ist unanfechtbar wahr, dass zuletzt die Gnade Christi die Guttaten des Menschen bei Weitem überwiegt - wie auch die alten Christen glaubten - (7)
Aber, sie glaubten ebenso innig wie entschlossen,  dass das Tun des Guten, aus eigenem freien Willen, erste Christenpflicht ist. Immer wieder wurde davon gesprochen wie entscheidend wichtig der eigene freie Wille ist. So ist es in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.
Luzifer der Lichtträger wurde im vorirdischen Dasein Satan, nachdem er "danach  trachtete die Entscheidungsfreiheit  (free agency), die Gott der Vater uns gewährte, zu vernichten". (8)

Origenes (185-254) der in der Urkirche anerkannte Schiedsrichter in Glaubensfragen betont es immer wieder:
 

„Erst aufgrund der Tugend wird man ein Kind Gottes und erst in der Erwerbung der Tugend durch eigenen Eifer erwirbt der Mensch die Ähnlichkeit Gottes. Unentbehrlich für das Erreichen der Gottähnlichkeit ist also die Entscheidungsfreiheit.“ (9)
Hippolyt der vielleicht berühmsteste Bischof Roms, ein persönlicher Freund des Origenes sagte dasselbe:  
„Auf die Erkenntnis der Wahrheit müssen ... immer die Taten der Liebe folgen!“ (10)
Im Dialog des Bardesanes (etwa) im Jahr 200 heißt es:
„dass dasChristentum eine neue, alle völkischen Unterschiede unter sich lassende Lebensordnung, (ist) der sich die Menschen von sittlichem Willen freudig unterstellen... diese Auffassung vom Ziel der sittlichen Willensfreiheit (bedeutet die) Lösung des Menschen vom Zwang irdischer Bindungen“ (11)
Die bisherige geradezu tragisch verlaufene Weltgeschichte bringt uns zu der Erkenntnis, dass Christen immer dann aufhörten Christen zu sein, als sie anderen Menschen ihren Glauben aufzwängten!
Zwang ist ein Mittel der Hölle, wie die Lüge.
Hier ist die ganze Wahrheit. Hier scheiden sich die Geister.

Lehre und Bündnisse, das Offenbarungsbuch der Kirche Jesu Christi der HLT lehrt es mit Kraft. Unsere neuzeitlichen Propheten betonen es liebevoll.
Kein Christ war je bekehrt, der irgendeinen Mitmenschen ins Joch des Evangeliums zwang, denn selbst der allmächtige Gott gestattet sich selbst nicht, Menschen zum Guten oder in die Knie zu zwingen.
Freiwillig und überwältigt von der Macht die Liebe werden wir jetzt oder dermaleinst unsere Knie vor Jesus beugen, der durch Intelligenz und Größe überzeugt.
Seine Pädagogik ist unübertreffbar.

Leute wie ich lieben Martin Luther dennoch, den großen Leugner menschlichen Vermögens aus sich selbst heraus trotz schwerer Versuchung sich für das Gute zu entscheiden.  Wir lieben vor allem den jungen Luther der vor einem romergebenen Kaiser und romtreuen Fürsten bezeugt, dass die römische Kirche verkommen ist.
Aber!
Die Schlussfolgerung aus der lutherischen Reduzierung der Christuslehre, auf die beiden Worte SOLA GRATIA, in Kombination mit seinem Judenhass und seiner erschreckenden Intoleranz, (12) war nicht der Weisheit letzter Schluss. Sie wirkte sich historisch betrachtet und aus pädagogischer Sicht enorm negativ aus, weil das Tun des Guten, (insbesondere im Prozess der Erlösung) als nahezu überflüssig betrachtet wurde und wird:

Es kann nicht stillschweigend hingenommen werden, dass irgendwelche Religionen die dem Menschen innewohnende Kraft zu Handlungen aus freiem Willen auch nur partiell infrage stellen obendrein staatliche Unterstützung  genießen.
Nach offizieller Darlegung durch die evangelische Kirche bedeutet "sola gratia": 
"dass der Mensch allein dank der Gnade  Gottes das Heil bzw. das ewige Leben erlangt. Er kann es sich nicht durch sein Handeln verdienen."
Zahllose Predigten wurden gehalten um zu erklären wie es angeblich seitens Martin Luthers wirklich gemeint war. Übersehen kann man es dennoch nicht:
Luther hält gar nichts vom freien Willen des Menschen. Der Mensch werde entweder von Gott oder vom Teufel geritten. Daher stammt die rhetorische Frage jedes Entrüsteten immer noch:
Wer hat dich geritten?
Unmissverständlich und ganz anders lehrte  Joseph Smith:

" Die Menschen sollen sich voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus freien Stücken tun und viel Rechtschaffenheit bewirken;  denn es ist in ihrer Macht, selbstständig zu handeln.
Und wenn die Menschen Gutes tun, werden sie ihres Lohnes keineswegs verlustig gehen."  (13)

Luther dagegen schrieb an Erasmus von Rotterdam 1525: "... daß der (Mensch) sich nicht von allein zum Guten hinwenden kann."

"Was aber die Gnade Gottes nicht tut, ist nicht gut. Daraus folgt, daß der freie Wille ohne die Gnade Gottes wahrlich nicht frei, sondern unwandelbar ein Gefangener und Sklave des Bösen ist, daß er sich nicht von allein zum Guten hinwenden kann."
Luther widerspricht dem Humanisten Erasmus sogar: "Du hast nämlich gesagt, der freie Wille sei das Vermögen des menschlichen Willens, durch das sich der Mensch zum Guten hinwenden kann."

Luther tadelt hier weil seine Erlösungslehre keinen Raum für das unabhängige Wollen des Menschen, gut zu sein, bietet.
Hier liegt auch der Grundkonflikt zwischen Protestantismus und Katholikentum.

Luther legt obendrein  nahe:

"Sündige tapfer - glaube tapferer!" "Pecca fortiter, credo forte!"

Lutherisches Denken verführt bis zur Stunde klügste Menschen dazu, im "Mormonentum" eine Gefahr für die gesamte Menschheit zu sehen.
Das verstehe wer es kann!

Oft sind es Losungen wie dieses Luther-Zitat gewesen, die entscheidende Weichen stellten. Sie führten nicht selten ins Verhängsnis. Wie konnten gebildete Christen sich verführen lassen Demagogen schlimmster Sorte zu gehorchen?
Berüchtigt war und ist die Naziparole: "Die Juden sind unser Unglück!", die aus dem verkorksten "Christentum" stammt. Sie  kostete mehreren Millionen Juden das Leben und uns Deutschen die Unschuld. 
Auch die reine Gnade kann daran nichts ändern: ihre Schändlichkeiten haben die Betreffenden sehr wohl, dermaleinst, vor dem Weltenrichter zu verantworten. Das sagt nicht alleine das Buch Mormon, sondern so steht es korrekterweise im Apostolikum geschrieben.
Ebenso niederreissend war Lenins Parole: "Alle Macht den Sowjets". Sie stürzte die Gesellschaft des Vielvölkerstaates "Rußland" herunter auf die Stufe eines Sklavenhaltersystems schlimmster Ordnung, in der selbst die Freien wie Unmündige behandelt wurden, die statt wählen zu dürfen, nur Zettel falten durften um sie in die "Wahlurne" zu schieben, wohl wissend was ihnen und ihren Familien andernfalls geschieht.
Um das Jahr 340 herum wurde ein wohlmeinender Satz von Christen geprägt. Er lautet:
"Kaiser Konstantin ist der Retter und Heiland der Welt!" (14)
Aus "Heil Konstantin" unter Christen, wurde ziemlich genau 1600 Jahre später "Heil Hitler!" Beide Heilande bescherten der "christianisierten" Menschheit ein Prozent Gutes und neunundneunzig Hundertstel Elend.
Kaum einé andere Behauptung hat Europa mehr geschadet als diese.
Diese Losung des Buches Mormon hat dagegen eine große Zukunft vor sich:
"Betraut niemanden damit, euer Lehrer oder geistlicher Diener zu sein, außer er sei ein Mann Gottes, der auf seinen Pfaden wandelt und seine Gebote hält" (15)

Dieses Zitat verkündet das Basisprinzip des "Mormonismus"! Es ist gleichbedeutend mit der entschieden zu wenig beachtete Aussage des Paulus.

"Wer seinen (Christi) Geist nicht hat, der gehört nicht zu ihm." (16)
Es hätte keinen Raum für Fanatismus und Lieblosigkeit gegeben, die als Hauptverursacher in der Geschichte des sogenannten Christentums ihre bösartig dominante Rolle gespielt haben, wären diese beiden Aussagen je in die Herzen deren gedrungen, die das Sagen hatten.
Beide Zitate, wenn sie umgesetzt würden, hätten die Kraft unsere Zivilisation auf eine höhere Stufe zu heben, denn dann würden die Gebote Christi die Herzen der Vernünftigen vergolden, Intelligenz, statt Schlauheit, würde aus den Gesichtern leuchten.



Quellen:
1.) Lehre und Bündnisse 93: 36 im Internet vollst. abrufbar
2.) ebenda L.uB. 130: 18
3.) Buch Mormon Mosia 2: 17 im Internet vollst. abrufbar
4.) ebenda Moroni 7:16
5.) ebenda Mormon 2. Nephi 9: 21
6.) Römer 11: 6
7.) Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, dritte völlig neu bearb.
Auflage, vierter Band Kop-O, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960, S. 1699
Der Hauptschiedsrichter in urchristlichen Glaubensfragen, Origenes (185-254): "Zwar sind alle Geschöpfe ganz auf Gott angewiesen, eigene Anstrengungen werden durch seine Gnade weit überwogen. Aber die Vorsehung hat alle Regungen des freien Willens von Ewigkeit vorhergesehen und eingeplant, und sie werden gerecht vergolten." Luther misst dem freien Willen des Menschen so gut wie keine Bedeutung zu. Dies ist einer der Hauptwidersprüche sowohl zum ursprünglichen Christentum, - denn Jesus fordert permanent unseren Willen zur Tat herauf: "Wer diese meine Rede hört und tut sie, den vergleiche mit einem Mann der sein Haus auf Felsen errichtet.", - als auch zum sogenannten "Mormonismus" der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.
8.) Köstliche Perle Mose 4: 1-4
9.)
H. Benjamins „Eingeordnete Freiheit; Freiheit und Vorsehung bei Origenes.“ E.J. Brill, 1994, S. 13
10.) A. Grabner-Haider-Maier „Kulturgeschichte des frühen Christentums“ S. 85
11.) Hans Lietzmann „Geschichte der alten Kirche“ de Gruyter 1999. S. 267 u 568

12.) Luther, Tischreden, Bd.III. S. 175: „Mit Ketzern braucht man kein langes Federlesen zu machen, man kann sie ungehört verdammen!“
13.) Lehre und Bündnisse 58: 26-28
14.) Eusebius Hist. eccles. X, 8,19  - Eusebius von Cäsaräa wiederholt ihn vielen Varianten.
15.) Buch Mormon, Mosia 23: 14 im Internet vollst. abrufbar
16.) Römer 8: 15

Anmerkung: Hätte Luther formuliert, dass der Mensch ohne das Licht Christi unfrei ist, würden die Mormonen ihm nicht widersprechen.
                                            

Sonntag, 3. November 2013

Lest diesen Stern.de-Artikel

 Martin Knobbe, New York   schrieb am 5. Oct. 2012 für "Stern"

"Seinen Glauben hält Mitt Romney aus dem US-Wahlkampf heraus. Dabei durchlief er als Mormone eine der härtesten Karriereschulen der Welt. Die Religion lehrt Selbstdisziplin und Hartnäckigkeit."